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1. Anfangsgründe der Erd-, Völker- und Staatenkunde - S. 13

1847 - Berlin : Reimer
der Religion, d. i. in der Art und Weise aus, wie er sein Ver- hältniß zu Gott auffaßt. 2. In dieser Beziehung sind zu unterscheiden: das Heiden- thum, oder die von Menschen erfundene, der heimathlichen Natur entnommene, der Art und Weise des gesellschaftlichen Daseyns an- gepaßte, darum verschieden ausgeprägte Vorstellung von Gott und der damit verbundene Kultus; — das Iudenth um, die Reli- gion des alten Bundes; — das Christenthum, die Offenbarung des wahren und einigen Gottes durch Jesum Christum, — und die Lehre Muhamed's, der Islam, eine der Eigenthümlich- keit des Stifters und seines Volkes angepaßte Verstümmelung jü- disch-christlicher Vorstellungen. — 3. Alle heidnischen Religionen sind, weil sie nicht von Gott stammen, weil sic allein aus der Eigenthümlichkeit menschlicher Vor- stellungsweisen entsprungen sind, natürliche, oder, weil sie die Idee der Einheit Gottes aufgegeben haben, polytheistische Re- ligionen genannt worden, — wogegen man die jüdische oder mo- saische, die christliche und muhamedanische Religion, ungeachtet ihrer großen Verschiedenheiten, als monotheistische zusammenzufassen pflegt. — 4. Iudenthum und Islam welken dem sichern Untergange ent- gegen. Jegliches Heidenthum führt, als ein offenbarer Abfall von Gott, nothwendig zu immer größerer Entfremdung, zu immer tieferem Verfall, zuletzt zu thierischer Rohheit. — Das wahre, wohlver- standene Christenthum verbürgt dagegen die Veredlung und Ver- klärung, die Erlösung des Menschengeschlechts, verheißt die tröstliche Wiedervereinigung mit Gott, — und trägt, im Gegensatz mit jeder Art von Heidenthum, die Fähigkeit der Weltverbreitung in sich. — 5. Da jede heidnische Religion durchaus lokal und nationell ist, so haben sich auch innerhalb einer jeden Varietät besondere Formen des Heidenthums ausgebildet, die, — weil sie bei den ausgebreitet- sten, mächtigsten oder kultivirtesten ihrer Völker entstanden sind, u. dann zuweilen auch bei anderen benachbarten und verwandten Völ- kern und Stämmen Eingang gefunden haben, — für die Charakte- ristik der Varietät im Allgemeinen von Bedeutung sind. — 6. Das Heidenthum der kaukasischen Menschheit hat sich in solcher Art vorzugsweise in zwei Hauptformen ausgebildet: Das Brahmanenthum, die verbreitetste Religion der indischen Völ- ker, auf der Halbinsel diesseit des Ganges, — und der Dualis- mus, der Feuerdienst oder die Zend-Religion, — von

2. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 67

1910 - Regensburg : Manz
Verwüstung. Verbote Karls V. Las Casas Bischof. 67 Gegenden waren. Sie fielen aber nach meinem Dafürhalten noch weit grausamer über sie her als die meisten der von uns bereits erwähnten Tyrannen, ja, noch unvernünftiger und wütender als blutgierige Tiger und reißende Wölfe und Löwen. Von Habgier und Geiz getrieben, ersannen sie noch viel schändlichere Mittel, Gold und Silber zu erpressen, als ihre Vorgänger, setzten alle Scheu vor Gott und alle Scham vor den Menschen beiseite und vergaßen, da sie auch die Rechtspflege in Händen hatten, fast gänzlich, daß- sie doch auch Menschen waren. Diese eingefleischten Teufel verheerten bis zur Ode eine Strecke Landes von mehr als 400 Meilen, meist schöne und fruchtbare Ebenen, und zerstörten eine Menge von Orten, reich an Menschen und edlen Metallen. Große Volksstämme samt ihrer Sprache wurden so gänzlich ausgerottet, daß man später keine Spnr mehr von ihnen finden wird, wenn sich nicht einige Flüchtlinge in Höhlen und Abgründen verborgen haben und so dem würgenden Schlachtmesser entrannen. Sie ermordeten auf die verruchteste und ausgedachteste Weise an fünf Millionen harmloser Eingeborner und bis auf den heutigen Tag hat das Würgen noch kein Ende. Wollte ich alle Provinzen, welche diese Barbaren verwüsteten, und alle Städte und Flecken, welche sie in Brand steckten, namhaft machen, so würde man, obschon ich nur Wahres erzählte, schänden: und mir schwerlich Glauben schenken. Alle diese Schandtaten sind durch hinlängliche Zeugnisse erwiesen; und doch hat man von diesen verfluchten Barbaren noch keinen einzigen verbrannt oder auch nur bestraft. Der Schaden, welchen sie dem königlichen Schatze zufügten, beläuft sich auf Millionen; denn in einem Zeitraume von 16 Jahren plünderten und verwüsteten sie eine wenigstens 400 Meilen große Landstrecke, welche so reich an Gold und so gesegnet an Menschen war wie irgend eine auf der ganzen Welt. Man glaube ja nicht, daß dieser Verlust jetzt oder je wieder ersetzt werden könne, der Allmächtige müßte denn die Millionen Seelen, welche hier in die Ewigkeit geschickt wnrden, wieder von den Toten erwecken." Las Casas wendet sich daraus mit strengen Worten an den königlichen Gerichtshof auf Espaüola und wirst ihm vor, daß er all diesen Greueln in der neuen Welt nicht nur durch die Finger sehe, sondern sie sogar aus schmutzigem Eigennutze begünstige. Zuletzt richtet er die inständigsten und dringendsten Bitten an seinen Monarchen, dem Unrecht möglichst schnell zu steuern und durch die strengsten Maßregeln den Rest der Bevölkerung Westindiens zu retten. Seine Vorstellungen machten denn auch aus Karl V. einen so tiefen Eindruck, daß er durch mehrere Gesetze die Mißhandlung der Indianer verbot und die Vergehen der Statthalter und Beamten zu untersuchen und ohne Nachsicht zu bestrafen befahl. Seine wohlgemeinten Befehle hatten aber, da er, ihnen im Drange vielfacher Geschäfte zu wenig Nachdruck gab, jenseits des Weltmeeres nur geringe Wirkung. Man fuhr ohne Scheu fort, Jagd auf die Eingebornen zu machen und sie durch schwere Arbeiten in Bergwerken oder durch andere Qnalen zu vertilgen. Der Kaiser gedachte dem so eifrigen Las Casas als Belohnung seiner Bemühungen das Bistum Cuzco in Peru, eines der größten und reichsten der neuen Welt, zu übertragen. Der uneigennützige Mönch nahm es aber gerade aus dieser Ursache nicht an. Als er jedoch im Jahre 1544 zum Bischof der in jeder Beziehung armen, zu Neu-Spanien gehörenden Provinz Chiapas ernannt wurde, reiste er sogleich dahin ab. Die unerbittliche Strenge, womit er in seinem Sprengel dem Sklavenhandel ein Ende zum machen suchte, erbitterte bald die Ansiedler in so hohem Grade, daß sie ihn als Unruhestifter bei der Regierung verklagten und seine Absetzung verlangten. Da ihre Lügen bei vielen an den verübten Schandtaten mitschuldigen königlichen Räten ein geneigtes Ohr fanden und der schwerbetrübte Bischof den gegen ihn heranfbeschworenn Sturm herannahen sah, legte er seine Würde 5*

3. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 10

1909 - Regensburg : Manz
10 Sintflut. Einheit des Menschengeschlechtes. erbten sich auf die Nachkommen, die des auf Irdisches gerichteten Treibens" auf die Kainiten, jene der Verehrung Jahves auf die Sethiten. So schied sich die Menschheit damals schon in zwei entgegengesetzte Lager, die Kinder des Menschen und die- Kinder Gottes. Allmhlich vermischten sich die Geschlechter und dadurch wurde die Bosheit allgemein und gab die Veranlassung zur Sintflut. 2. berall wird in den berlieferungen der Völker die groe Flut als Strafgericht aufgefat, das Gott der die ganze verderbte Menschheit verhngt; berall wird eine Familie gerettet, meistens in einem Schisse, bei manchen Vlkern in einer Hhle; vielfach werden acht Personen genannt, so bei den Indern, wo Manu mit den sieben Rifchis in der Arche war, bei den Peruanern, wo vier Männer und eben so viele Frauen genannt werden mit Namen, die einer untergegangenen Sprache angehren, und bei den Fidschi-Jnsulanern, wo das Fahrzeug aus einer Nu gemacht ist. Von dem feierlichen Opfer nach dem Verlassen der Arche berichten ebenfalls viele Völker. Bei manchen knpfen sich alte Kulte an die Erinne-rung der abgelaufenen Flut; so bei den Armeniern, die ihr Neujahr in dem Monat Nawa-sart feierten, dessen Name bedeutet: die Arche ist gelandet," bei den,Syriern in Hierapolis, welche zweimal im Jahre Wsser in eine Kluft gssen, weil Denkalion diesen Brauch ge-stiftet habe, bei den Athenern, die zum Andenken an alle in der Flut Begrabeueu in dem Heiligtum bei Deukalions Grab Weizenkuchen und Honig versenkten, auch bei den Sioux-Indianern, wo im Frhjahre, wenn der Weidenzweig, den die Taube brachte, 'ausschlgt, vor dem groen Kanoe" Opfer dargebracht werden und die Friedenspfeife geraucht wird. Der Regenbogen kommt bei den Kelten vor, die ihn zum Grtel ihres Sintflut-Patriarchen und Weinerfinders Hu machen, während er den Chinesen als Augenbraue ihres Noe, der Jao heit, gilt, bei den Litauern, wo ihn Gott den Geretteten zum Trste schickte mit der Anweisung, der die Gebeine der Erde zu springen, um Nachkommen zu ge-Winnen, was an die griechische Sage erinnert, bei den Peruanern, die ihn als Unterpfand, da die Flut nicht wiederkehren werde, verehrten. Abstammung der Menschen von einem Paare. 1. Noe steht als Stammvater an der Spitze aller Menschen, die nach der Sintflut gelebt haben, wie Adam als Stammvater an der Spitze des gesamten Menschen-geschlechtes. Damit ist zugleich die Antwort auf die weitere Frage gegeben: Stammen alle Menschen von einem Paare ab? Die Einheit des Menschengeschlechtes bezeugt die Schpfungsgeschichte; Paulus verkndet sie im Areopag zu Athen: Gott hat aus Einem das ganze Menschengeschlecht gemacht, da es wohne auf der ganzen Oberflche der Erde." (Act. 17, 26.) Die christliche Lehre von der Erbsnde und der Erlsung knpft sich daran. Die grten Naturforscher, wie A. v. Humboldt, Busfou, Steffens, reden ihr das Wort. Aber sprechen dagegen nicht die gewaltigen Verschiedenheiten der Menschenrassen in Sprache und Sitten, in der Bildung des Schdels, in der Hautfarbe, im Bau des Knochengerstes? Als unmglich vermag die Naturwissenschaft die Abstammung aller Menschen von einem Paare nicht zu beweisen, ja nicht einmal als unwahrscheinlich. Denn alle Menschenrassen, so verschieden sie auch uerlich sein mgen, stimmen in einem unvernderlichen, wesentlichen Typus berein und gehen in den vernderlichen Merkmalen ineinander der. Die natrliche Stellung aller Menschen ist die aufrechte; die einzelnen Knochen sind berall in derselben Anzahl vorhanden und nach Form und Struktur einander gleich. Die Umkleidnng des Gerippes mit

4. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 12

1909 - Regensburg : Manz
12 ^trieben"9 ^ ^ 1)011 burd) die Westwindtrift in die Kalifornienstrmung 2. Nach der Flut, heit es in dex Genesis, wanderten die Menschen von Osten aus Wetter, bis sie m die Ebene von Sinear kamen, wo sie den Turm von Babel bauten in der vergeblichen Hoffnung, zum Himmel hinanzusteigen. Gott aber verwirrte ihre Sprache und zerstreute sie der die Erde hin. Die Beziehungen dieser Erzhlung zu Sinear und Babel oder zu Babylouien machen es wahrscheinlich, da wir auch hierfr einen babylonischen Bericht finden werden, hnlich der babylonischen Sintfluterzhlung. Die Akkadier selbst hatten die Ansicht, da sie von dem Berge des Ostens" gekommen seien, wo die Arche stillstand, und Sinear ist nichts anderes als die hebrische Namensform von Sumir, dessen akkadische Aus-sprche ein Sungir" erfordert, der sdlichen Hlfte des vorsemitischen Babyloniens. Mr. Smtth hat m der Tat einige Fragmente eines Keilschrifttextes entdeckt, die sich auf den Turmbau von Babel beziehen. Dieselben berichten, es htten gewisse Leute dem Vater aller Gotter steh widersetzt", die Gesinnungen ihrer Anfhrer seien schlecht gewesen". Sie htten verbucht, m Babylon ein Tel" oder ein hgelsrmiges Gebude zu errichten, der Wind aber habe ihr Werk zerstrt und es habe Anu groß und klein auf dem Wall verwirrt ebenso wie ihre Sprache und habe ihren Rat beirrt". Damit stimmen die Traditionen aller Völker erein. Bei den ^ndiern gibt es eine Sage, welche die Sprachentrennung an den Baum der Erkenntnis knpft. Die Menschen wollten den Wala-Baum, den indischen Feigenbaum, zur Himmelsleiter machen, aber Gott zerschlug seine ste und trennte die Einheit der Sitte und der Sprache; aus dem einen Baum aber wurden deren 21, soviele als es Völker und Sprachen gibt. Die Mexikaner berichten, da nach Ablauf der Sintflut der Riese Xelhua; einen Hgel in Pyramidenform aufrichtete, den die Götter unwillig durch Herabwerfen von ^euer zerstrten. Um das Alter dieser Fabel zu beweisen," bemerkt P. Rios, da sie in einem Liede enthalten gewesen sei, welches die Cholulaner bei ihren Festgesngen sangen, während sie um den Teokalli, die Pyramide, tanzten, und da dieses Lied' mit Worten be-gnnen habe, die in keiner der mexikanischen Sprache vorkommen. berall auf dem Erd-boden, sagt er weiter, auf dem Rcken der Kordilleren wie auf der Insel Samothrake im gischen Meere haben sie Bruchstcke der Ursprachen in religisen Gebruchen erhalten." Die Neger im Akwapim-Lande erzählen, da ihre Ahnen, um in den Himmel zu gelangen, Mrser auseinander gestellt htten, die jedoch zusammenbrachen, wobei jene vor Schrecken ihre Sprache vergaen und nachtrglich neue, verschiedene Sprachen bildeten; daher gbe es verschiedene Sprachen unter der Sonne, während es frher nur eine gegeben habe. 3. Was sagt die vergleichende Sprachforschung zu dieser Erzhlung von einer einheitlichen Ursprache? Nachdem schon frher die ursprngliche Verwandtschaft zwischen den indischen und europischen Sprachen erkannt und immer klarer bewiesen war, wurde in den letzten Jahr-zehnten eine ganz unbersteiglich scheinende Schranke zwischen zwei Hauptstmmen, dem semitischen und indogermanischen, beseitigt. Es stellte sich nmlich heraus, da die bisher angenommenen zweisilbigen semitischen Wurzeln selbst schon Ableitungen aus einsilbigen Wortstmmen sind; damit fiel ein Hanptuuterschied der beiden Sprachensamilien und ergaben sich zahlreiche Anknpfungspunkte der Vergleichnng. Bereits sind alle Sprachen der Welt aus wenige Familien zurckgefhrt; immer ber-zeugender wird der Nachweis erbracht, da das Altgyptische und andere nordafrikanische Sprachen mit dem ltesten Babylonischen oder Sumerisch-Semitischen zusammenhngen. Es steht zu erwarten, da der Beweis gelingt, alle Sprachen seinen geschichtlich entstandene

5. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 14

1909 - Regensburg : Manz
14 Kein Volk ohne Religion. 3. In die Wohnsitze, welche die einzelnen Völker whlten, nahmen sie auch die Er-innernng an die religisen Lehren und berlieferungen mit, die Noah seinen Nachkommen eingeschrft hatte, zugleich aber auch die Gottlosigkeit. Und je mehr sie sich verbreiteten, desto gottloser wurden sie. Bisher hatten sie wenigstens den Glauben an den einen wahren Gott, den allmchtigen Schpfer Himmels und der Erde, bewahrt, so getrbt er auch sein mochte. Abgtterei. 1. Nun aber verfielen sie in Abgtterei, sie erwiesen den Geschpfen gttliche Verehrung, indem sie den wahren Gott entweder ganz verwarfen oder in sonderbarem Widerspruche noch neben ihren Gtzen verehrten.' Freilich sucht eine verkehrte Richtung der allgemeinen Religiouswisseuschaft eine allmhliche Entwicklung der religisen Begriffe aus den unvollkommensten Anfngen des Naturdienstes, des Seelen- und Ahnenglaubeus", und aus geschichtlichen Tatsachen" zu beweisen. Sir John Lubbock stellt ein allgemeines Schema der Entwicklung der Religion fr alle Völker auf: 1) Der Atheismus, der aller religise Begriffe bar ist; 2) der Fetischismus, die Stufe, auf welcher der Meufch whnt, er knne die Gottheit zur Erhrung seiner Wnsche.zwingen; 3) der Naturdienst oder Totemismus, der sich auf die Anbetung von Naturkrpern, Bumeu, Steinen, Tieren usw. beschrnkt; 4) der Schamanismus, welcher annimmt, da die Götter den Menschen unhnlich sind und sie an Macht weit berrageu; der Wohnsitz derselben liegt in weiter Ferne und ist nur den Scha-manen zugnglich; 5) die Jdololatrie oder der Anthropomorphismus verleiht den Gttern eine menschliche Gestalt, sie sind der Unterordnung zugnglich und bilden einen Teil der Natur, haben diese aber nicht erschaffen, sie werden durch Statuen und Gtzenbilder veran-schaulicht. Auf der nun folgenden sechsten Stufe wird die Gottheit nicht mehr als ein Teil, sondern als Schpfer der Welt betrachtet; hier zeigt sie sich wirklich als ein berirdisches Wesen. Im siebenten Stadium ist die Sittlichkeit mit der Religion verbunden." Allein der Standpunkt dieser Entwicklungslehre ist durchaus verfehlt und steht in direktem Gegenstze zur Heiligen Schrift. Vor allem gibt es kein Volk ohne Religion und hat es keines gegeben. Wenn I. Lubbock eine ganze Anzahl religionsloser Volksstmme anfhrt, Australier, Buschmnner, Hottentotten, Grnlnder usw., so tritt ihm die Autoritt der meisten und namhaftesten Ethnologen, eines Maitz, Peschel, Quatrefage, Thylor, Tiele u. a. entgegen. Insbesondere weist Roskoff die Falschheit der Behauptungen Lubbocks nach. Selbst die Hottentotten glauben an einen Gott, dem sie das Werk der Schpfung zuschreiben, der alles regiert, von dem alles Leben kommt, der Eigenschaften besitzt, die sie selbst nicht aussprechen knnen. Weil die Kapitnwrde die hchste ist, die sie kennen, so nennen sie ihn den groen Kapitn". Forschen wir weiter bei den einzelnen Vlkern, so treffen wir nicht den Fetischismus, nicht den Dmonismns, nicht den Polytheismus, sondern den Mono-theismns als deren ursprngliche religise Form. Ein einheitlicher oder doch zum mindesten ein oberster Gott ist bei allen indogermanischen Vlkern aus der Tatsache zu erschlieen, da sie alle denselben Namen fr die eine Gottheit oder den hchsten Gott haben. Das sanskritische Dyaus-pitar, Himmelvater, findet sich bei den Griechen als Zeus pater, bei den Lateinern als Jupiter, Diespiter, im Altnordischen Zio, im Gothischen Tius. Von der Wurzel dyu, leuchten ist denn auch der appellative Gottesnamen deva, theos, deus abzuleiten. Die indogermanischen Völker hatten also vor ihrer Trennung einen einzigen oder doch einen hchsten Gott. Von den Persern stellt Windischmann als das Resultat seiner Zoroa-

6. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 56

1909 - Regensburg : Manz
56 Brahmanaspati. Das Kastenwesen. Taten, namentlich zur berwindung der Dmonen mu er erst gestrkt werden durch den Somatrank, welchen die Menschen ihm opfern. Er mu sich mit demselben betrinken, um im Rausche seine wunderbare Strke zu zeigen. Seine Verehrer laden ihn ein, diesen Trank in vollen Zgen zu schlrfen wie ein durstiger Hirsch und ihnen dafr Reichtum an Khen und Rossen zu verleihen. Inmitten der elf Götter der Erde waltet Agni, der Gott des Feuers, als Statthalter des himmlischen Lichtes auf Erden. Wenn die Götter sich bei Nacht zurckgezogen haben und die Rakschase (Dmonen) ihr Wesen treiben, hlt Agni Wacht und durchbohrt diese mit seinen Pfeilen. So ist er der Beschtzer des Hauses, der am Herde seinen Sitz hat und Reichtum spendet, Schtzer und Fhrer der Gemeinde, Priester der Götter und Menschen zugleich. Eine hohe Stellung in der indischen Religion nimmt Brah-manaspati, der Gott des Gebetes, ein, er heit sogar Vater der Götter. Das kann offenbar nichts anderes heien, als da nach den Begriffen der alten Hindus ohne Gebet und Opfer keine gttliche Weltregierung, kein gttliches Leben und Wirken bestehen knne. In der Vedareligion wie in den Zauberreligionen der wilden Völker vermag der Mensch die Gottheit durch sein Gebet zur Erfllung seiner Wnsche zu ntigen. Diese Macht des Ge-betes und aller religisen bungen ist der einfachste Ausdruck des Gedankens, welcher auch den ganzen Buddhismus und in noch hherem Grade den Brahmanismus durchzieht, da Andacht und Bue mchtiger sind als alle Götter. 2. Der ltere Brahmanismus. 1. In der zweiten Entwicklungsperiode der indischen Religion, dem lteren Brahmanismus, nimmt das Kastenwesen eine hervorragende Stellung ein. Zur Aus-bildung desselben haben ethnographische, politische und konfessionelle Beziehungen zusammengewirkt. Wenn ein Volk in die Wohnsitze eines fremden eindringt und dieses unter-wirft, stehen die Angehrigen der beiden Völker sich mehr oder minder noch feindlich gegen-ber, und wenn vollends das eine Volk von dem andern in der Hautfarbe sich unterscheidet, wird das dunklere von dem helleren unterdrckt und der Weie kann sich nicht entschlieen, den schwrzeren Nachbar als ebenbrtig zu begren. So erklrt es sich, wie die Arier, als sie in das Gangesland kamen, die frheren Bewohner desselben, die tidras, niemals fr gleichberechtigt hielten; es ist dies die ethnologische Kaste. Woher aber kommt innerhalb des arischen Volkes die gegenseitige Absonderung von Brahmanen, Kschatriyas, Vaigyas? Sie beruht auf dem Gegensatze, der fast bei allen Vlkern zwischen Adel und Brgerlichen sich findet; so bildeten sich auch bei den Jndiern die politischen Kasten der Krieger und Ackerbauer. Die Brahmanenkaste endlich gewann die erste Stelle im indischen Volke dnrch die Anschauung, da die Anbetung Himmel und Erde trgt und die Götter beherrscht. Im Atharva-Veda, der nicht mehr als Quelle fr die erste Periode der indischen Religions-geschichte gilt, aber von nicht zu unterschtzendem Werte fr den bergang in die zweite ist, wird sogar von Brahmatschari, dem Brahmanenschler, gesagt: Er befriedigt alle Götter durch Askese. Wenn er geboren wird, versammeln sich alle Götter, um ihn zu sehen." In dem berhmten, aber dunklen Puruscha-Skta, wo die Entstehung der Welt durch ein Opfer erklrt wird, in welchem die Götter den am Anfang gebornen idealen Menschen Puruscha opferten, geht der Brahmane aus dem Munde, der Radschanya aus den Armen, der Vatgha aus den Lenden, der Qtidra aus den Fen des Schlachtopfers hervor und nach Manus Gesetz-buch, etwa aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., welches die Gesetze fr die Kasten, besonders fr die Brahmanen enthlt, entstehen diese vier Kasten in derselben Weise aus dem Gott Brahma.

7. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 62

1909 - Regensburg : Manz
62 Buddha. Tierleibern wie in Menschenleibern erscheinen. Aber auch da, wo ein indischer Gott als Mensch auftritt, namentlich in der Person des Krischna, ist sein Leben sehr unheilig. Ja, man wird die ganze Idee der Avataras aus dem indischen Pantheismus so erklären mssen, da der Gott auf der Erde nichts ausrichten kann, wenn er nicht als Tier oder Mensch auftritt; nur durch die Inkarnation wird er eine real eingreifende Macht. Aber eben damit ist die Wirkung einer Inkarnation auch schnell verschwunden, wie ein Menschenleben Das Unheil nimmt wieder berhand und erfordert eine neue Inkarnation. Jahrtausende liegen dazwischen, bis wieder eine solche erscheint, eine ewige Erlsung wird nicht gefunden. Auch ist von einer Entuerung der gttlichen Herrlichkeit nirgends die Rede. Die indische Jnkar-nation ist am Ende nichts anderes als eine potenzierte menschliche Kraft. Einen solchen menschlichen Erlser fand in der Person Buddhas der Buddhismus. 3. Der Buddhismus. 1. Der Buddhismus hat sich redlich bemht, eine Religion des reinen Humanismus, eine Moral ohne Dogmatik, eine Religion des Diesseits zu stiften. Wie weit er aber dabei gekommen ist, welchen Menschendienst, welchen Aberglauben er befrdert hat, lt sich kaum beschreiben. Der Grnder des Buddhismus ist eine historische Person; wenn auch die Nachrichten in den buddhistischen Lndern sehr verschieden lauten und spter mit vielen Sagen vermischt worden sind, lassen sich doch einige historische Zge mit ziemlicher Sicherheit feststellen. Im hintern Hindustan in der Nhe der heutigen Stadt Gorakpnr lag die Stadt Kapilavastn. Dort herrschte im 6. Jahrhundert v. Chr. (^uddhodana aus der Familie (Mya. Seine Gemahlin Maya gebar ihm einen Sohn, der den Namen Sarvarthasidda oder gewhnlich abgekrzt Siddharta bekam. In seiner Jugend geno er alle Lust der Welt, die in den buddhistischen Schriften mit irdischer Malosigkeit beschrieben wird. Aber in seinem 29. Lebens-jhre geht pltzlich eine groe Vernderung mit ihm vor. Auf einer Spazierfahrt gewahrt er einen Greis, vom Alter gebeugt, mit kahlem Haupte und zitternden Gliedern, etwas spter einen Kranken, mit Aussatz bedeckt und vom Fieber geschttelt, hilflos und verlassen, endlich einen Leichnam, verwesend, von Wrmern zerfressen. Das waren ihm neue Dinge. Er fragte sich, was denn Jugend, Lust und Freude ntzten, wenn sie dem Alter, der Krankheit, dem Tode unterworfen seien. Er beschlo seinen Palast zu verlassen, schneidet sich die Haare ab, legt das gelbe Bergewand an und nennt sich Qft^munt, d. h. der Einsiedler aus dem Geschlechte der Qfya. Seine uere Erscheinung ist so imposant, da der König Bimbisara von Magadha ihm die Hlfte seines Knigreiches anbietet, aber (Mya-muni erwidert: Ich suche kein irdisches Knigtum; ich wnsche Buddha zu werden," d. h. der -Erwachte, der Wissende. Er mchte gern den Grund des Weltbels wissen, um das bel zu heilen, und wollte nicht nur sich, sondern die ganze Welt erlsen. Beim Studium der brahmanischen Schulweisheit fhlt er sich unbefriedigt. Im Gazellenhain bei Benares predigt er vom bel, von der Vernichtung des bels und dem Wege, der dazu fhrt. Er hielt die brahmanische Lehre vom Weltbel fest, ebenso die Seelenwanderung, wollte aber nichts wissen von Brahma als dem einen Prinzip, aus welchem die Welt sich entfaltet habe, und verkndete: Die Kaste macht nach meiner Lehre keinen Unterschied, die Erlsung vom bel steht allen Menschen, auch den niedrigsten Kasten offen." Die Selbstpeinigungen schaffte er ab, fhrte aber darauf das Zusammenleben der Asketen in einer Art von Klstern ein und bezeichnete das Mnchs-leben als das einzige Mittel zur Befreiung von der Seelenwanderung. Das Verdienst der einzelnen Seele stellt er so hoch, da er keinen Gott, kein Geld, keinen Glauben braucht.

8. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 64

1909 - Regensburg : Manz
64 Disziplin- Die Pflichten der Laien. Die buddhistische Dreieinigkeit- einem westlichen Paradiese. Im Westen, der zehn Myriaden von Buddhakschetras, von tausend Welten, welche der Herrschaft eines Buddha anvertraut sind, ist eine Welt, genannt die unendlich glckliche, deren Bewohner keinen Kummer haben und sich einer unendlichen Seligkeit erfreuen. Dort sind herrliche Tempel, lotusbedeckte Teiche, liebliche Baumalleen usf. Die Menschen haben eine goldene Farbe und entstehen durch Verwandlung, auf einem Lotus-blatte sitzend. Es gibt drei Klassen von Menschen, deren fester Vorsatz ist, in diesem Para-diese geboren zu werden: 1. Die, welche ihre Heimat und die Begierden des Fleisches ver-lassen haben und <^ramanas, enthaltsame, ehelose Mnche geworden sind; die 2. Klasse besteht aus solchen, welche nicht (^ramanas werden konnten, aber immer den Worten Buddhas gehorchten, deren Herz erfllt ist mit unbertrefflichem Wissen; 3. solche, die kein so groes Verdienst sich erwerben, aber doch die Regeln der Frmmigkeit gewissenhaft beobachtet und jeden Tag den Namen des Buddha angerufen haben. Der Buddhismus tritt mit dem An-spruch auf, Universalreligion zu sein. Nach (Mya-mnni soll noch eine unendliche Menge anderer Buddhas kommen, wie schon vor ihm unzhlige dagewesen, soviele wie Sandkrner am Ganges; alle predigen dasselbe Gesetz; alle werden in Mittelindien geboren, nur nicht in derselben Stadt. 4. Die buddhistische Disziplin verlangte von den Mnchen Ehelosigkeit, damit nicht neue Geburten in der Welt verursacht wrden. Der (^ramana sollte nichts mehr lieben; denn Liebe bringt Leid und der Verlust der Lieben ist schmerzlich". Doch konnte mit Erlaub-nis der Samgha, d. h. der Versammlung der (^ramanas, der Rcktritt in die Welt geschehen und eine Heirat eingegangen werden. Als Bettler, Bhikschu, durfte der Mnch nur acht Dinge besitzen, die drei Stcke seiner Kleidung, den Grtel, den Almosentopf, die Giekanne, durch welche er tote der brahmanische Sannysi das Trinkwasser laufen lt, endlich das Rasiermesser und eine Nhnadel. Im uern Verkehr war es den Bhikschus verboten, mit dem weiblichen Geschlechte in Berhrung zu kommen oder ein Almosen aus dessen Hand anzunehmen. Im Gegensatze zu den brahmanischen Asketen waren die buddhistischen Mnche immer bekleidet, selbst bei Nacht. Einen eigentmlichen Widerwillen hatte der Buddhismus gegen die Haare. Sie galten als unreiner Auswuchs der Haut; daher muten Haare, Bart und Augenbrauen stets geschoren sein. Wahrscheinlich liegt darin ein Gegensatz gegen den Zopf als brahmanisches Kastenzeichen. 5. Die Pflichten der Laien sind einerseits in dem Bekenntnisse zu den 3 Sttzen anderseits in den 5 Geboten enthalten. Jene lauten: Ich nehme meine Zuflucht zu Buddha, ich nehme meine Zuflucht zum Dharma (zum buddhistischen Gesetze); ich nehme meine Zu-flucht zum Samgha (zur Versammlung der Mnche, zur buddhistischen Kirche). Die 5 Gebote erinnern an die zweite Tafel des Dekalogs; es ist nmlich verboten 1) zu tten, 2) zu stehlen, 3) Unkeuschheit zu begehen, 4) zu lgen, 5) Berauschendes zu trinken. Pflichten gegen Gott kennt der Buddhist natrlich keine. Das Bekenntnis zu den 3 Sttzen wurde durch philosophische Spekulationen unter neue Gesichtspunkte gestellt und von den nrdlichen Buddhisten auch durch besondere 3 Figuren abgebildet. Diese Triratna nennt man die buddhistische Dreieinigkeit. Die Moral-Stras enthalten manche schne Sprche, die aus dem Boden des Heidentums berraschen, z. B. Wer sich selbst besiegt, der ist der beste unter den Siegern." Wie der Fels unbeweglich im Sturme dasteht, so wird der Weise vom Tadel und Beifall nicht bewegt" Kein Feuer ist gleich der Begier, keine Gefangenschaft gleich dent Hasse, kein Netz gleich der Leidenschaft, kein Strom gleich dem Verlangen." Ein lasterhafter Mensch, der einen Tugendhaften beschimpft, ist wie einer, der aufwrts blickt und gegen den

9. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 65

1909 - Regensburg : Manz
Der Bilderdienst. Die Jnkarnationslehre des neuern Brahmanismus. 65 Himmel spuckt; der Speichel besudelt nicht den Himmel, sondern kommt zurck und befleckt ihn selbst." 6. Im buddhistischen Kultus ragt der Bilderdienst hervor. Nach der Theorie der buddhistischen Schriften sollten die Bilder nicht angebetet werden. Allein das Volk trieb bald Gtzendienst damit. Man machte einzelne Gliedmassen der Bilder beweglich, so da sie mit dem Kopfe nicken, die Hnde erheben konnten oder da ein im hohlen Bilde befindlicher Priester auf die Antworten der Glubigen antworten konnte. Auch wurden zuweilen die Augen oder das ganze Bild aus transparenten Stoffen verfertigt und bei Nacht beleuchtet, so da sie in magischem Lichte funkelten, namentlich an Festtagen. Die Zahl der Buddha-bilder ist ungeheuer groß. Millionen von Buddhisten tragen eines auf der Brust oder in der Tasche, Millionen sind in Husern und Klstern aufgestellt. 7. Die tibetanischen und mongolischen Buddhisten verehren den Padmapani, den Ver-sorger der belebten Wesen, den Lenker des Kreislaufes in der gegenwrtigen Kalpa (Periode der Zerstrung und Erneuerung der Welt) und besonders in der buddhistischen Kirche. Er wird angerufen durch die sechs Silben: om! mani padme! hum! Dieses Universalgebet, das in Tibet und der Mongolei das Kind zuerst stammeln lernt und der Sterbende als letzten Seufzer ausspricht, das tglich mittels des buddhistischen Rosenkranzes mglichst oft geplappert und dazu noch auf den Gebetsrdern in vielen Wiederholungen umgetrieben wird, ist nichts als eine Anrufung dieses Padmapkni. Om ist das bekannte Universalwort der indischen Frmmigkeit, mani padme d. h. das Kleinod im Lotus, bedeutet den aus dem Kelch der Lotus-Mnte gebornen Padmapani; hum ist die Schlusilbe von Gebeten, etwa uuferm Anten entsprechend. 4. Der neuere Brahmanismus. 1. Der tausendjhrige Kampf zwischen Brahmanismus und Buddhismus endete mit dem Siege des ersterett. Vorder-Jndien blieb seiner lteren Religion treu. Der Buddhismus war bald zu einem religisen Formalismus erstarrt, während der Brahmanismus sich zu verjngen suchte und vom Buddhismus manches lernte, um ihm in allen Stcken gewachsen zu sein. Zu dessen neue Waffen gehrt die Idee der Avataras. Auch der Brahmanismus wollte nun die Erlsung der Welt von allerlei Plagen durch die Erscheinung eines Gottes in tierischer und menschlicher Gestalt herbeifhren. Namentlich scheint die Inkarnation des Vischmt, der schon in den Vedaliedern als Gott, der mit drei Schritten, Aufgang, Hhepunkt'und Niedergang, den Weltenraum durchmessen, angerufen wurde, eine Opposition gegen Buddha zu sein. Die Jnkarnationslehre wurde ein hervorstehender Charakterzug des neueren Brahmanismus. 2. Man nahm zehn Inkarnationen des Vischnn an. Die drei ersten, wo er als Fisch, Schildkrte, Eber erscheint, sind Inkarnationen im Tiere; darauf erscheint er als der Manu-lwe, mit der fnften beginnen die menschlichen Erscheinungen. Zuerst erscheint er als Zwerg, dann als Held. Die Heldengestalt des Krischna bildet den Hhepunkt. Dann folgt die Inkarnation des Buddha. Sie war eine Konzession an den Buddhismus, doch wird sie in vielen Schriften mit einem andern Namen bezeichnet. Die letzte Erscheinung des Vischnu soll in der Zukunft erfolgen. Die drei Götter Brahma, Vischnu, Qma werden zum Tri-murti, der brahmanischen Dreieinigkeit verbunden. Darunter ist nicht etwa eine ideale Dreieinigkeit zu denken, sondern ein dreikpsiges Bild aus einem Stein, das vorne den Brahma mit dem Almosentopf und dem Rosenkranz, rechts den Vischnu und links den Q'ioa darstellt. Brahma war in dieser Zusammenstellung der Schpfer, Vischnu der Erhalter, ^iva der Zerstrer. Aber auch nur theoretisch hat diese Zusammenstellung Anklang gefunden; Schppner-Knig, Charakterbilder. I. 4. Aufl. 5

10. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 107

1909 - Regensburg : Manz
Pflichten. Opfer und Gebet. Sittlichkeit. 107 Die Pflichten, welche nach dem Glauben Altgriechenlands die Gottheit von den Sterb-lichen fordert, waren vor allem Pflichten gegen die Götter. Die Menschen schulden den Gttern ehrfurchtsvolle Hingabe durch dankbare Gesinnung. Opfer, Gebete, Chortnze und Prozessionen. Die Teilnahme am ffentlichen Kult gilt als unverbrchliche Pflicht. Ent-gegengesetzte Vergehungen, Tempelraub, Verhhnung der Tempel, Kultgegenstnde und Kult-Handlungen wurden als der grte Frevel angesehen und mit den hrtesten Strafen bedroht. In Athen wurde ein Brger hingerichtet, weil er einen heiligen Vogel des Asklepios gettet hatte. Analog den Pflichten der Menschen gegen die Götter wurden die Pflichten der Kinder gegen die Eltern behandelt. In der Rede gegen Leokrates behauptet Lykurgos, da die Frsorge der Götter unter allen Dingen am meisten die Piett gegen die Eltern, gegen die Verstorbenen und gegen sie selbst im Auge habe, weil es das grte Vergehen sei, sich denen nicht zu widmen oder sich gegen die zu verfehlen, von denen man den Ursprung des Lebens und so viele andere Wohltaten empfangen habe. Das Verhltnis der Ehegatten zueinander wurde als ein heiliges, inniges ange-sehen. Die Gttin Hera bewahrt die Schlssel der Hochzeit. Die Frau soll dem Manne Untertan sein, der Mann die Frau achten. Scharf wird die Untreue unter den Ehegatten verurteilt, besonders die der Frau. Freilich war die Ehescheidung ziemlich leicht zu erreichen. Den Mitmenschen gegenber anerkannte der Grieche vor allem die Pflicht der Gerechtigkeit. Achte auf das Recht und begnstige nicht bermtige Gewalt," mahnt Hesiod. Dann empfiehlt er, nicht fremdes Eigentum zu rauben, sei es mit der Hand oder mit der Zunge, durch Betrug oder Lge. Demjenigen zrnt Zeus, der den Flehenden oder den Gast schlecht behandelt. Auch Wohlwollen soll dem Menschen entgegengebracht werden. Man soll den uubestatteten Leichnam mit Erde bedecken, dem Bittenden Feuer und Wasser gewhren, dem Verirrten den rechten Weg zeigen und niemand etwas raten, was man selbst fr nachteilig hlt. Die Opfer sind der wichtigste Teil des Kultus. Selbst Menschenopfer werden gebracht, doch nur vereinzelt und fast einzig in gefahrvollen Lagen. In den ltesten Zeiten versahen die Könige und Familienhupter selbst den Gottesdienst und auch spter noch werden manche Staatsopfer von gewissen Beamten und Privatopfer vom Hausvater dargebracht; doch er-whnt schon Homer eigene Priester. Sie sind beim Opfer an heilige Orte, Gebruche und Formeln gebunden; als Vertraute und Lieblinge der Götter genieen sie bei den Menschen im Frieden Achtung, im Kriege Schonung. Sie tragen einen ungegrteten Chiton und langes Haupthaar. Den Schmuck beim Gottesdienste bilden Krnze. Einen eigenen Priester-stand aber, der die Religion htete und lehrte, hat es in Griechenland nie gegeben. Des Gebetes schmt sich auch der Vornehmste nicht. Freilich treibt meistens nur die Not zum Gebete; daher ist Lob und Dank sehr selten. Die Bitte um uere Gter herrscht vor und man hofft ihre Erhrung, weil man durch die dargebrachten und versprochenen Opfergaben einen rechtlichen Anspruch zu haben glaubt. Indes hngt alles von der Will-kr der Gter ab, die keine wahre Liebe gestattet, sondern nur Ergebung hervorruft, welche sich, mit trotzigem Widerstreben gegen die grte Gewalt verbunden, sogar in offenen Schelt-Worten gegen den obersten der Götter Luft macht. Gebetet wurde vor jeder wichtigen Unter-nehmung. In der Regel betete man laut, stehend und unbedeckten Hauptes. Die Sittlichkeit zu bewahren, trieben den Griechen das Gewissen, die Menschenscheu und Furcht vor den Gttern an. Doch geschah dies so, da ohne diese auch das Gewissen keine Kraft und Bedeutung mehr hatte, sondern der natrliche Mensch mit allen Fehlern und Lastern hervortrat und nur mit einer einzigen Tugend, der ungeschminkten Offenheit.
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