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1. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 63

1822 - Berlin : Reimer
Erzählungen. Der Meister aber schalt den Dreisten, Gab ihm zu knacken die harte Nuß, Zu verehren den König Hironymus, Und sagte: ,,Bleib bei deinem Leisten! Wer kaum den Pfriemen regieren kann, Was gehn den Säbel und Flinte an?" Da glühten dem Wilhelm beide Wangen, Und er sprach mit keck erhabenem Muth: ,.Mir fließt in den Adern Soldatenblut! Wie sollte mich nicht danach verlangen, Den gottlosen Feind zu schlagen aufs Haupt, Der unserm König sein Halle geraubt?" Und tapfere Preußen und Russen zogen, Von Kleist, dem Helden, geführt, in die Stadt Die langst solche Gaste gewünscht sich yat;- Allein, wie unglückschwangere Wogen, Zog auch. ein feindliches Heer heran, Weit stärker an Waffen, und Roß, und Mann! Damit der Feind herein nicht dringe, Wird draußen am Strome fleißig geschanzt Und manche Kanone ausgestanzt. Schon messen sich blutig Pik' und Klinge; Doch immer näher und näher erscheint Der übermächtig gerüstete Feind. Kanonendonner beginnt zu brüllen, Und Jägerbüchsen knallen darein. Der Frühlingssonne heller Schein Muß in Pulverdampf verhüllen; Und bang und bänger athmet die Stadt, Die eben so fröhlich gejauchzt noch hat. Dem Meister sinken Pfrietnen und Leder Aus seiner sonst so fleißigen Hand; Die gelehrteste Weisheit hält nicht Stand, Es zittert die geschickteste Feder; Und tief im Keller weint sich blind Manch Juden-und manch Christenkind.

2. Vaterländische Geschichte - S. 83

1900 - Berlin : Nicolai
83 gewerbliche Erfindungen, die der ganzen Menschheit zu gute kamen, gingen von hier aus. In Nürnberg wurden von Peter Hele die ersten Taschenuhren hergestellt und wegen ihrer Form „Nürnberger Eier" genannt. Straßburg errichtete die ersten Papiermühlen. Joh. Jürgen erfand \{i einem kleinen Orte Brauuschweigs das Tritt- oder Spinnrad (1530). Am nachhaltigsten wirkten die Erfindungen der Feuerwaffen und des Buchdrucks auf das öffentliche Leben ein. 1. Die Feuerwaffen. Das Schießpulver, das die Chinesen und Araber nach neueren Forschungen schon früh kannten, wurde in Deutschland von dem Mönche Berthold Schwarz in der Mitte des 14. Jahrhunderts aufs neue erfunden und zugleich seine Wirkung als Sprengstoff nachgewiesen. Er zeigte, wie das Pulver zur Zerstörung von Festungswerken und Brücken angewandt werden könne. Bald fertigte man große metallene Mörser an, schob durch die Mündung Pulver und Steine und entzündete die Ladung durch eine am Hinteren Teile vorhandene kleine Öffnung, das Zündloch. Unter donnerähnlichem Knall und mit unwiderstehlicher Gewalt wurden die Steinmassen in die Ferne geschleudert. Mehr und mehr wurden die Geschütze vervollkommnet und mit eisernen Kugeln geladen. Die Mauern der Burgen und Städte vermochten solcher Gewalt nicht zu widerstehen. — Auch tragbare Handbüchsen wurden hergestellt und den Kriegern oder Landsknechten in die Hand gegeben. Das schwere Feuerrohr mußte anfangs von zwei Männern gehandhabt werden. Während es der eine auf eiu Gestell (eine Gabel) legte, entzündete der andere das Pulver durch eine Lunte. Schon im 15. Jahrhundert trat durch Erfindung des Luntenschlosses, später durch Verwendung des Feuersteins im Steinschlosse eine Vereinfachung der Züudweise ein. Gegen die Feuerwaffen schützten weder Harnisch, noch Felsenschloß. Die ritterliche Ausrüstung und die persönliche Tapferkeit, die bisher die Schlachten entschieden, verloren an Wert. Der Dienst zu Fuße hingegen gewann an Wichtigkeit. Die Massenkämpfe aus der Ferne gaben im Kriege den Ausschlag. Das war die Ursache, weshalb an die Stelle der Lehnsheere die Söldnerheere traten. Mit seiner bevorzugten Wehrkraft büßte der Ritter auch die meisten seiner Vorrechte ein. 2. Die Buchdruckerkunst. Die Erwerbung einer höheren Bildung war im frühen Mittelalter den meisten Menschen unmöglich, weil der Selbstunterricht fast ganz ausgeschlossen blieb. Wer sich keins 6*

3. Quellenbuch zur brandenburgisch-preussischen Geschichte - S. 64

1889 - Berlin : Nicolai
— 64 — Seit der Kaiser') uns genommen, Hat wohl niemand je vernommen, Daß ein Fürst hier war' gekommen, Der die Räuber so erschrecket. — Tie Qnitzows spotten seiner Hand, Er war von Nürnberg ihnen Tand: „Faßt er vor unfern Schlössern Stand, „Wir woll'u zur Erde ihu strecken! „Vor tausend sind wir ohn' Gefahr; „Und regnet's Fürsten noch ein Jahr, „Wir achten kaum sie wie ein Haar, „Ja selbst mit Riesen und Recken! „Sie mögen reiten und rücken „Mit Schleudern, Tartscheu und Stücken, „Wir woll'n nach Hause sie schicken, „Daß zwei je schleppen den dritten!" Der Fürst wollt' fechten ohne Schwert Und gab den Qnitzows Panzer wie Pferds, Doch war vor ihnen er nnbewehrt, Daß arg die Lande da litten. — Die Qnitzows waren von tollem Mut; Sie sprachen: „Gilt's Hand oder Hut, „Es bleiben die Schlösser doch unser Gut, „Er soll uns nicht verjagen!" Des wurde den Fürsten es endlich leid. Mit Rittern und Mannen sie waren bereit; In Treuen zum Kampfe sie gaben den Eid Mit Freunden einander und Magens. Da wurde die Rüstung nicht länger verwahrt; Die Edlen, die Fürsten von hoher Art, Hinaus sie zogen auf Heeresfahrt, Sie wollten zusammen nun streiten. Der Bischof von Magdeburg kam zuhand, — Von Schwarzbnrg Günther ist er genannt — Zu P laue das Schloß er heftig berannt' Mit Macht von allen Seit«:. ') Karl Iv., unter dem die Mark Ruhe und Frieden hatte. 2) Anspielung auf den Vergleich des Burggrafen mit den Rittern zu Berlin im April 1413; Riedel, Geschichte zc. Ii., S. 128. 3) Verwandten.

4. Griechische und römische Geschichte - S. 69

1892 - Berlin : Nicolai
69 Drohungen und Versprechungen, den König zu bewegen, daß er den Schwiegersohn auslieferte. Jugurtha wanderte nach Rom und ging im königlichen Schmucke dem Triumphwagen des Marius voraus; dann wurde er in ein kaltes Verließ geworfen, das in den Felsen des Kapitols eingehauen war. Rohe Henkersknechte rissen ihm die Kleider vom Leibe und die goldenen Ringe aus den Ohren und stießen ihn in das Loch. „O, wie ist dies Bad so kalt!" soll er ausgerufen haben. Sechs Tage lebte er noch unter den Qualen des Hungers und der Kälte. Bocchus wurde durch eine Erweiterung seines Gebietes belohnt, der größte Teil des Königreiches Numidien aber mit der Provinz Aftika vereint; ein kleiner Teil blieb als abhängiges Königtum bestehen. Cimbern und Teutonen. Bald sollte Marius Gelegenheit er- 111—106 halten, durch seine Tüchtigkeit als Feldherr sich um Rom noch größere Verdienste zu erwerben. Die Römer hatten ihre Herrschaft bis zu dem Alpengebirge ausgedehnt, aber auch einen Teil der Alpenvölker selbst von sich abhängig gemacht. Sie hatten das südliche Gallien von den Alpen bis zu den Pyrenäen zur Provinz gemacht und dort die Stadt Narbo gegründet (Gallia Narbonensis). Als Marius noch in Afrika war, brachen die Cimbrer, ein germanisches Volk, in die Alpen ein und bedrohten Italien. Wahrscheinlich durch Übervölkerung aus der Heimat getrieben, waren sie mit Weib und Kind und ihrer beweglichen Habe von den Küsten der Nordsee aufgebrochen, mitten durch Deutschland gezogen, hatten die Donau überschritten und die Alpenländer überflutet. Sie erschienen als ein Volk ganz anderer Art; von riesigem Körperbau, von unwiderstehlicher Kraft, jugendfrisch und todesmutig, mit rotblondem, wallendem Haare und blauem Auge, unterschieden sie sich von allen Völkern, welche die Römer bisher kennen gelernt hatten. Der Konsul Papirius Carbo, welcher in Jllyrien stand, rückte ihnen entgegen und trat mit ihren Führern in Unterhandlung. Sie forderten Land. Der Römer hielt den Barbaren gegenüber Verrat für ein erlaubtes Mittel, sich ihrer zu entledigen. Während er die Führer durch Umwege aushielt, ließ er die Cimbrer plötzlich überfallen. Die aber faßten sich schnell, griffen zu den Waffen und schlugen das römische Heer in Grund und Boden (bei H3 Noreja). Sie hätten nun ungehindert in Italien einbrechen können, und in Rom geriet man daher in lebhafte Bestürzung. Allein sie wandten sich westwärts nach Gallien und hausten hier vier Jahre lang zum Verderben des Landes. Die Römer traten ihnen erst entgegen, als sie Miene machten, in die römische Provinz einzufallen, erlitten aber vier schwere Niederlagen hintereinander. Aber auch jetzt drangen die Sieger nicht in Italien ein. Nachdem sie wieder zwei römische Heere vernichtet hatten, zogen sie nach Spanien; dort aber fanden sie heftigen Widerstand und kehrten nach Gallien zurück. Hier vereinigten sich mit ihnen die Teutonen, ein ebenfalls germanisches Volk, welches von den Küsten der Ostsee aus-

5. Griechische und römische Geschichte - S. 34

1892 - Berlin : Nicolai
34 Perser jeder zweckmäßigen Leitung. Vom Süden Kleinasiens aus machte Alexander einen Vorstoß in das Innere der Halbinsel. Der Gordische Knoten. So gelangte er in die Stadt Gordium, in der er dem Heere Ruhe und Erholung gönnte. Hier fand er in einem Tempel einen Wagen, an den das Joch durch einen kunstvollen Knoten so fest gebunden war, daß niemand ihn lösen konnte. Und doch ging die Sage, daß dem, der ihn löste, die Herrschaft Asiens zufallen sollte. Einst, so erzählte man, hatten die Gordier keinen König, da beschlossen sie, den zu wählen, der an einem bestimmten Tage zuerst auf einem Wagen zur Stadt kommen würde. Das war ein Bauer, dem nun auch die Herrschaft zufiel, und der sie klug und geschickt führte. Er hatte den Knoten an dem Wagen, auf dem er einst zur Stadt gekommen war, so fest geschürzt. Nachdem Alexander vergebens versucht hatte, den Knoten zu lösen, hieb er ihn mit dem Schwerte durch. Lebensgefahr und der Arzt Philippus. Alexander rückte nuu durch die Pässe über den Taurus, ohne erheblichen Widerstand zu finden,, und gelangte nach Kilifien. Hier erkrankte er infolge eines kalten Bades im Kydnos und zwar so schwer, daß keiner seiner Ärzte ihn heilen konnte; da erbot sich der griechische Arzt Philippus, ihm den heilenden Trank zu bereiten. Aber er wurde dem Könige verdächtigt, daß er, von den Persern bestochen, ihn ermorden wollte. Als Philippus mit der Arznei eintrat, überreichte ihm Alexander den verdächtigenden Brief, trank aber den Becher ans, als die Mienen des Arztes ruhig blieben und dadurch seine Unschuld darthaten. Alexander genas. Zug an der syrischen Küste. Er zog nun über die Pässe, die über das Amanosgebirge und dann durch die syrischen Thore führten. Aber nun war König Dareios selbst mit einem starken Heere gegen ihn im Anmarsch. Er war ihm bei Jssos in den Rücken gekommen. Alexander mußte sich nun wieder nordwärts wenden. Er griff sofort an, warf sich mit der Reiterei auf das persische Fußvolk, und schlug dieses in die Flucht. Nun wandte er sich gegen die Mitte der Perser, wo sich der König befand. Der brachte sich schleunigst in Sicherheit, worauf auch fein Heer floh. Aber mit dem Zelte des Königs fielen dessen Mutter, Frau und Kinder mit reichen Schätzen in die Hand des Siegers. Er behan-333 beite die Gefangenen mit der Rücksicht, die ihrem Stande gebührte, und soll selbst in ihr Zelt gekommen sein, um sie zu beruhigen. Die Friedensanerbietungen, die ihm Dareios machen ließ, und die auf die Abtretung von Kleinasien hinausliefen, wies Alexander stolz zurück, der sich als Herr von ganz Asien ansah. Er zog nun die syrische Küste abwärts. Hier leistete ihm die Stadt Tyros starken Widerstand. Die Phönizier. Dieses semitische Volk war in die schmale Küstenebene gedrängt worden, welche der Libanon und das Meer freilassen. Da sie die Menge des Volkes durch Ackerbau nicht ernähren konnte, so-

6. Von Augustus bis zur Reformation - S. 97

1892 - Berlin : Nicolai
97 Faustrohre, die aber anfangs so schwer waren, daß sie auf ein Gestell aufgelegt werden mußten und zwei Mann zu ihrer Bedienung erforderten. Später erst machte man sie so leicht, daß ein Schütze sie handhaben konnte; aber sie waren immer noch unhandlich und schossen anfangs nicht viel sicherer, als die gute Armbrust den Bolzen schleuderte. Die Entzündung des Pulvers geschah anfangs dadurch, daß man die Lunte mit einem Stocke heranführte oder brennenden Znnder durch einen Hahn nahe brachte, endlich Feuerstein und Stahl verwendete. Es behauptete sich aber neben der Flinte die Armbrust und die Lanze noch lange. An Stelle der Reiter traten aber nun Fußsoldaten, Söldner, die aus dem Kriegshandwerk ein Gewerbe machten. Sie erhielten durch ihre Führer, durch Übung eine taktische Ausbildung, eine Beweglichkeit, die sie den Reitern überlegen machten. Zu den gesürchtetsten Landsknechten gehörten die schweizerischen und die deutschen. Die Kirche. Die Kirche hatte freilich an Macht und äußerem Glanze gewonnen, aber an innerem Leben eingebüßt. Daher wandten sich viele Christen von ihr ab und schlossen sich in Sekten zusammen, um sich zu erbauen. Ein anderer Gegner erwuchs ihren Lehrsätzen durch den Aufschwung, den die Wissenschaften mit dem Ende des 15. Jahrhunderts nahmen. Die Universitäten und Schulen. Die Universitäten standen ganz unter dem Einflüsse der Kirche; Schulen wurden durch Bischöfe, Pfarrer und durch Klöster gegründet. (Die ältesten Universitäten waren Prag 1348; Wien, Heidelberg, Köln, Erfurt, Leipzig, Rostock, Greifswald.) Seit nach der Eroberung Koustautiuopels durch die Türken eine Anzahl griechischer Gelehrter nach dem Abendlande geflohen war, wurde auch hier eifrig das Studium der alten Schriftsteller getrieben; es erwachte mit der Liebe zur Wissenschaft ein neuer Geist der Forschung; die „Humanisten", wie man die Anhänger dieser Richtung nannte, lehrten auch an den Universitäten und zogen die studierende Jugend mächtig an. Es wurde die Heilige Schrift in der Ursprache gelesen und daran die Richtigkeit kirchlicher Lehren geprüft. Fürsten begünstigten die neue Wissenschaft und legten neue Universitäten an, so Friedrich der Weise von Sachsen die zu Wittenberg, wohin er Philipp Melanchthon, den gelehrtesten Mann seiner Zeit, berief. Humanist war auch Ulrich von Hutten, ein Ritter, aber zugleich Gelehrter und Dichter. Er führte ein abenteuerliches Wanderleben und kam auch nach Italien. Von hier Brachte er einen glühenden Haß gegen das Papsttum mit, das Deutschland durch allerlei Auslagen (Palliengelder, Annaten) ausbeutete. Es galt ihm seitdem als die Hauptfrage, wie Deutschland vom römischen Stuhle frei werden könnte. Durch feine deutschen Lieder: „Klag und Vermahnung", „Ich Habs gewagt mit Sinnen", fordert er zum gemeinsamen Kampfe gegen das Papsttum auf. Er war auch den Fürsten feind, weil sie die kaiserliche Macht herabdrückten. Schillmann, Schule der Geschichte. Ii. 7

7. Vaterländische Geschichte - S. 150

1898 - Berlin : Nicolai
150 Zug in seinem Wesen war seine Heftigkeit. Widerspruch oder gar Widersetzlichkeit reizte ihn bis zum äußersten. „Räsonnier' er nicht!" fuhr er denjenigen an, der sich verteidigen wollte. Selbst von seinem Stocke machte er in der Erregung Gebrauch. Sein Sinn richtete sich vor allem auf das Brauchbare und Nützliche. Bürgerliche Einfachheit sagte ihm infolge seiner großen Sparsamkeit am meisten zu. 2. Seine Grundsätze, die einen schroffen Gegensatz zu denjenigen seines Vaters bildeten, erwiesen sich für die Landesregierung unendlich heilsam. Er betrachtete sich zu seinem königlichen Amte von der Vorsehung berufen und uur Gott für die Verwaltung desselben zum Wohle seiner Unterthanen verantwortlich. Seiner Aufgabe widmete er alle seine Kräfte und handelte stets nach Recht und Gewissen. „Zur Arbeit sind die Regenten erkoren"; so faßte er seinen Beruf auf. Die gleiche Arbeitsfreudigkeit und unbedingten Gehorsam verlangte er von seinen Unterthanen. Er sah sich als Herr nicht nur über ihr Eigentum, «sondern auch über ihr Leben an und verfügte rücksichtslos über alle Verhältnisse, überzeugt, daß es zum Heile der Betroffenen geschehe. 3. Die verschwenderische Hofhaltung seines Vaters hatte ihm ganz und gar mißfallen. Bei dem Begräbnisse desselben wurde die am preußischen Hofe übliche Pracht zum letztenmal entfaltet. Nach seiner Thronbesteigung ließ er sich das Verzeichnis der Hofbeamten vorlegen und durchstrich dasselbe von oben bis unten; zugleich gab er bekauut, daß alle Hofämter aufgehoben seien. Die Zahl der Kammerherren wurde vou hundert auf zwölf herabgesetzt. Die kostbaren, goldgestickten Kleider verbannte er aus seiner Umgebung und schrieb seinen Hosbeamten die Soldatenuniform, welche er selbst trug, vor. Auch seine Zimmereinrichtung und seine Mahlzeiten gestaltete er auf das einfachste. Strenge Zucht wurde überall geübt, die pünktlichste Ordnung verlangt. Wer träge und nachlässig war, stand in Gefahr, des Königs Zorn persönlich fühlen zu müssen. Viele Berichte von Augenzeugen geben uns darüber Kunde. Selbst die Marktfrauen durften in ihrer freien Zeit nicht müßig sitzen, sondern mußten stricken oder nähen. Um die Schuldenlast des Staates zu decken, ließ er die goldenen und silbernen Geräte in seinen Schlössern einschmelzen und in die Münze bringen. Die prächtigen Staatskarossen und viele Pferde im königlichen Marstall wurden verkauft, die Beamtengehälter erniedrigt. In jenen Tagen äußerte er: „Saget dem Fürsten Leopold von Dessau,

8. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 60

1880 - Berlin : Nicolai
60 schmettern wild die Trompeten; von neuem beginnt der Kampf. Höher wächst der Streitgrimm der Alemannen, gleich Wüthenden stürmen sie vorwärts, die Wurfspeere und das gestählte Rohr der Pseile fliegen unaufhörlich, im Gewühl schlägt Messer an Messer, die Panzer springen von den heißen Schwerthieben; wer verwundet strauchelt hebt sich noch einmal vom Boden, _ bis das Leben mit dem Blute dahin fließt. Es war ein Kampf mit gleicher Kraft. Höher und breitbrustig ragten die Alemannen; die Römer standen geübter in der Ordnung der Schlacht; wild wie heulender Sturmwind schlugen die Germanen, spähend und vorsichtig die Römer. Oft erhob sich der Römer wieder vom Boden, und der germanische Söldner stemmte sich noch auf das ermattete Knie; die linke Hüfte zurückbiegend, kauerte er und drückte gegen den Feind. Da im stärksten Gewühl der Schlacht drang plötzlich ein heißer Keil der Alemannen, Könige und Edle mit ihrer Gefolgeschaar, unwiderstehlich in die römischen Reihen. Sie schmetterten nieder, was ihnen entgegenstand, und stürmten bis in die Mitte der römischen Schlachtordnung. Hier stand die Legion der Primanen, die den Ehrennamen führt: Schanze des Feldherrn. Dicht und zahlreich waren ihre Rotten, sie hielt fest, wie Mauer und Thurm. Kaltblütig lauernd deckten sich ihre Krieger gegen den Angriff, geschickt wie Gladiatoren des Circus bohrten sie dem Feind das Schwert in die Seite, sobald er in achtlosem Grimm eine Blöße gab. Die Alemannen kämpften, gleich Wettrennern ihr Leben aufopfernd, wenig dachten sie daran, sich zu schützen, nur die Menschenmauer vor sich zu brechen. Gräulich wurde das Schlachten. Vor den Germanen thürmten sich die Haufen ihrer Todten, sie sprangen immer wieder auf die Leiber ihrer Gefallenen; aber als das Aechzen der Liegenden häufig wurde, erregte es ihnen zuletzt Grauen. Matter wurde der Angriff. Die Ueberlebenden suchten den Rückweg durch die Straßen des Heeres, jetzt nur auf Rettung bedacht, sie fuhren dahin wie Schiffe auf wogender See, gejagt vom Sturmwind. Die Rücken der Weichenden zerschnitt der Römer, bis sein Schwert sich 6og,_ und er selbst die Waffen des Germanen packte und ihm in das Leben stieß; nicht gesättigt wurde der Mordgrimm, und keine Schonung wurde dem Flehenden. Durchstochen rang die Mehrzahl der Feinde mit dem Tod, Halbtodte suchten mit den brechenden Augen noch das Sonnenlicht, Häupter, durch das schwere Wurfgeschoß abgerissen, hingen noch an der Gurgel, unter den Haufen der Todten verendeten auch Lebende, die das Eisen nicht berührt hatte. Schneller drängten die Sieger, ihr Eisen ward stumpf unter dichten Schlägen, Schilde und glänzende Helme rollten vor ihren Füßen, sogar die Flucht wurde den Germanen durch die Leichenhaufen gehemmt. Da stürzten die Feinde rückwärts zu dem schlüpfrigen Ufer des Rheinstroms, die Rettung in den Fluthen zu suchen. Am Ufer standen die Römer, sie schauten wie das Volk des Amphitheaters auf den Kampf der Männer und des Wassers, wie den einen die Rüstung zum Grunde zog, wie der Schwache den starken Schwimmer mit sich zur Tiefe zerrte, und sie werfen jauchzend ihre Geschosse nach den Ringenden, nur der Stärkste rang sich auf dem Schilde schwimmend durch die Strömung zum andern Ufer. Auch König Chnodomar wurde in einem Gehölz umstellt, er trat heraus und ergab sich, nach ihm boten Zweihundert von seinem Gefolge, denen es Schmach war ihren König zu überleben, die Hände den Fesseln

9. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 13

1880 - Berlin : Nicolai
13 Ariovist seine Streitkräfte aus dem Lager hervor und stellte sie nach den einzelnen Stämmen in gleichen Zwischenräumen auf und umgab seine ganze Schlachtlinie mit Fuhrwerken, um den Seinen die Hoffnung auf Flucht abzuschneiden. Die dort geborgenen Weiber flehten die in den Kampf rückenden Männer mit erhobenen Armen und unter Thränen an, sie nicht den Römern in die Knechtschaft zu überliefern. — Weil Cäsar bemerkte, daß derjenige Flügel der Feinde, welcher dem rechten römischen gegenüber stand, am wenigsten Festigkeit hatte, begann er von diesem aus die Schlacht. So hastig stürmten, als das Signal ertönte, die Römer auf die Feinde, und so plötzlich und schnell warfen sich die Feinde vor, daß kein Raum blieb, die Pilen zu schleudern. Man warf dieselben hinter sich und stritt mit dem Schwerte Mann gegen Mann. Aber die Germanen schlossen nach ihrer Gewohnheit rasch die Glieder zusammen und fingen die Schwerthiebe mit den Schilden auf. Da gab es aber eine Anzahl römischer Soldaten, welche in den Haufen der Feinde hineinsprangen und die Schilde mit den Händen herunterrissen. Während der linke Flügel der Feinde von dem rechten der Römer geschlagen und in die Flucht geworfen wurde, bedrängten die Germanen vermöge der Uebermacht ihres rechten Flügels die römische Schlachtlinie hart. Als das der junge Publius Crassus bemerkt hatte, der an der Spitze der Reiterei haltend, eine freiere Umschau hatte, als diejenigen, welche im Handgemenge standen, sandte er den bedrängten Römern die dritte Schlachtlinie zu Hülfe. Nachdem so die Schlacht wieder hergestellt war, wandten die Feinde sich zur Flucht und hielten nicht eher an, bis sie den Rheinstrom erreichten, welcher von dem Schlachtfelde ungefähr 50000 Passus entfernt war. Dort versuchten einige wenige, auf^ ihre Kräfte vertrauend, hinüberzuschwimmen, andere retteten sich auf zufällig vorgefundenen Kähnen — wie Ariovistus, der ein am Ufer angebundenes Fahrzeug faßte —; die übrigen wurden sämmtlich von der nachsetzenden römischen Reiterei niedergehauen. In zwei Feldzügen hatte Cäsar Gallien unterworfen und die römische Grenze bis an den Rhein vorgeschoben. Mehr, um die Germanen zu schrecken, als in der Hoffnung, dauernde Eroberung zu machen, ging er zwei Mal über den Rheinftrom. Als sich darauf Gallien noch einmal gegen ihn erhob, bediente er sich bereits germanischer Hülsstruppen; vier hundert deutsche Reiter bildeten seine Leibgarde; als er dann nach Italien zurückkehrte, um sich die Alleinherrschaft zu erstreiten, führte er zahlreiche germanische Söldner mit sich. Bei Pharsalus, wo er den Pompejus schlug, sollen sie den Sieg entschieden haben. Als der römische Bürgerkrieg in Afrika wüthete, standen Germanen einander im Kampfe gegenüber, denn auch in dem Heer des Labienus, des kriegskundigen Gegners Cäsars, dienten sie. In dieser Formation standen die regulären Truppen; als Tirailleure wurden leicht bewaffnete Hülfstruppen gebraucht. Zu Cäsers Zeit trugen alle Legionssoldaten eine schwere Rüstung, bestehend aus einem ehernen Helm mit hohem Feder-busch von rothen oder schwarzen Federn, einem 21/2 Fuß und mindestens vier Fuß hohen Schilde, (von Holz mit Rindshaut überzogen, vorn mit einem Buckel von Metall versehen); einem Panzer, der aus Lederriemen gebildet war und nur auf der Brust eine ©ifenptatte hatte und aus Beinschienen. Angriffswaffen waren: ein zwei Fuß langes, grades zweischneidiges spanisches Schwert, mehr zum Stoß als zum Hieb verwendbar, das Pilum, ein Wurfspieß von 63/4 Fuß Länge mit eiserner Spitze. (Die Bewaffnung und Kampfesweise der Germanen ergiebt sich aus obiger und den folgenden Schilderungen.) Vergl. die Einleitung zu Kraners Cäsar.

10. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 26

1880 - Berlin : Nicolai
26 Vor der Zeit eilten sie von ihren Höhen herab und wurden von den Römern vorn, in den Flanken, im Rücken gefaßt. So wandten sie sich bald im wirren Gedränge nach allen Seiten. Es hätte der acht siegverkündenden Adler, die sich dem Germanicus zeigten und die der römischen Einbildungskraft nie zu versagen pflegten, kaum bedurft. Vergebens suchte Arminius, obwohl schwer am Kopfe verwundet, durch Zuruf und Gewalt die Schlacht zu halten. Doch bahnte er sich, hoch zu Rosse gewaltig vordringend, aber vom Blute unkenntlich, mitten durch die Cohorten einen Ausweg. Man erzählte später, er sei schon gefangen gewesen, aber die Chaucen, denen er in die Hände gefallen, hätten den gefeierten Helden nicht festzuhalten gewagt. Viele Germanen kamen theils in der Schlacht, theils auf dem Rückzug in der Weser um. Manche stiegen in die Wipfel der Bäume und wurden von den Bogenschützen erlegt. Von der fünften Tagesstunde bis zur Nacht hatte die Schlacht gedauert, zwei Meilen weit war der Weg mit Leichen und Waffen bedeckt. Auf dem Schlachtfelde begrüßten die Römer den Germanicus als Imperator — das Zeichen des glorreichsten Sieges — und errichteten eine stolze Trophäe mit den Namen der besiegten Völker. Das aber schmerzte die Germanen tiefer als ihre Wunden. Man hatte erwartet, sie bis über die Elbe zurückweichen zu sehen; jetzt eilten sie noch einmal zum Kampse. Eine enge feuchte Ebene zwischen dem Flusse und der Waldung, von tiefen Sümpfen umzogen und auf einer Seite vom Grenzwall der Ängrivarier gedeckt, ward dies Mal zum Kampfplatz ausersehen. Hier stellte sich das Fußvolk auf; die Reiter legten sich als Hinterhalt in die Waldung. Wenige Tage nach der ersten Schlacht bestanden hier zum zweiten Male die Germanen einen langen und verzweifelten Kampf. Lange stürmte Germanicus vergebens gegen den Wall. Erst als die Wurfgeschosse aufgeräumt hatten, gelang den prätorischen Cohorten der Sturm. So drangen die Römer bis in den Wald. Schritt um Schritt ward gekämpft. Denn der von Sumpf und Strom umschlossene Ort bot keinem Theile einen Ausweg dar. Doch die schlechte Bewaffnung der Germanen gereichte ihnen wieder zum Nachtheil. Ihr Körper war unbeschützt, und eng zusammen gedrängt, konnten sie ihre Speere und die Kraft ihrer Leiber nicht gebrauchen. Sie erlagen den kurzen Schwertern der römischen Soldaten. Arminius, schwer verwundet, nahm an diesem Kampfe nicht Theil. Sein Oheim Jnguiomer führte die deutschen Krieger. Erbittert durch so zähen Widerstand, befahl Germanicus, Alles nieder zu machen; denn nur die Vernichtung dieses Volkes könne den Krieg beendigen. Dennoch scheint diese Schlacht, die größte und die letzte, welche ein Römerheer in Deutschland geliefert hat, keineswegs zum Vortheil des Imperators ausgefallen zu sein. Im Reitertreffen erklärten die Römer selbst den Sieg für unentschieden. Spät am Abend gingen sie zurück und bezogen ein festes Lager. Doch auch hier verweilten sie nur, um aus erbeuteten Waffen ein großes Siegesdenkmal aufzurichten mit der mehr stolzen, als wahrheitsgetreuen Inschrift: „nach Besiegung der Völker zwischen Rhein und Elbe hat das Heer des Kaisers Tiberius dieses Denkmal dem Mars und dem Jupiter und dem Augustus geweiht." Dann führte Germanicus, obwohl es erst mitten im Sommer war, das Heer zurück und gab Lager und Trophäen Preis. Nur die Ängrivarier wurden noch im Vorbeigehen heimgesucht. Einige Legionen gelangten auf dem Landwege wieder an den Rhein, die Uebrigen wurden
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