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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte - S. 98

1913 - Berlin : Oehmigke
— 98 — Bürgermeister entführt und überhaupt euch so in Alarm gebracht habe. Indessen ist es so schlimm nicht. Es ist nichts weiter, als daß ihr euch heute mit den Berlinern zu Wasser und vielleicht auch zu Lande schlagen sollt. Massen liegen dort und Brustharnische und Helmhauben auch; diese nehmt. Der Herr Bürgermeister wird alles weiter anordnen, und wehrt euch tapfer!" Nun wurden ihnen hölzerne Spieße, alle von einerlei Länge und Stärke, Helme und Harnische zugeteilt, damit sie sich zum Streite bewaffnen sollten. Als sie zur Stadt zurückkehrten, verwandelte sich der Schrecken in Jubel, und alles beeiferte sich, das Seinige beizutragen, um den Spaß vollkommen zu machen. Da der neue Spandower Groß-Admiral wußte, daß die feindliche Berliner Flotte aus 30 Segeln bestehen würde, so suchte er in der Eile aus den stets hier bereit liegenden Strom-schissen ebenfalls einige zwanzig zusammenzubringen und zu bemannen. Geübte Steuerleute waren auch bald gefunden^ und jedes Schiff wurde mit einigen zwanzig Streitern unter einem Anführer besetzt. Auf das Admiralschiff wurde der Stadtmusikusbestellt, und so wohl gerüstet und geordnet erwarteten sie den Feind. Die Flotte hatte sich bei der Festung links vor dem Platze an der heutigen Schleuse vor Anker gelegt. Auch hatte der Herr Bürgermeister die Vorsicht gebraucht, die Fischer vom Ring zu beordern, daß sie mit ihren Kähnen bei der Hand sein, und wenn einer der Schiffer oder Streiter über Bord fiele, denselben sogleich retten möchten. Um 9 Uhr sah man die vereinte Berliner und Cöllner Flotte, die sich am Tegeler See bewaffnet und formiert hatte, die Havel, herunter gefahren kommen. Sie steuerten, den Eiswerder rechts lassend, nach der kleinen Malche und legten sich dort vor Anker,, um sich zum Streit noch besser anzuschicken und das Signal zu erwarten. Voran lag das Admiralschiff mit dem Berliner Wappen^ einem Bären im weißen Felde, am Vorderteil. Alle Schiffe waren mit prächtigen Flaggen und die Segelbäume und Stangen mit bunten Bändern geschmückt. Die Steuerleute und Ruderer trugen runde, mit roten Bändern umwundene Hüte und grüne Federbüsche. Die meisten Schiffe waren mit Zelten von bunt-gemalter Leinwand überspannt, und die Streiter, die mit den^ selben Waffen wie die Spandower versehen waren, waren auf

2. Geschichte - S. 132

1913 - Berlin : Oehmigke
— 132 — Meine Generale Schwerin und Feldmarschall von Keith und der Generalmajor von Zieten feind allemal bereit. Kotz Mohren, Blitz und Kreuzelement, wer den Fritz und feine Soldaten noch nicht kennt!" „Nun adjö, Lowise, wisch ab das Gesicht, eine jede Kugel, die trifft ja nicht! Denn traf' jede Kugel apart ihren Mann, wo kriegten die Könige ihre Soldaten dann? Die Musketenkugel macht ein kleines Loch, Die Kanonenkugel ein weit größres noch; die Kugeln feind alle von Eisen und Blei, und manche Kugel geht manchem vorbei. Unsre Artillerie hat ein vortrefflich Kaliber, und von den Preußen geht keiner nicht zum Feinde nicht über. Die Schweden, die haben verflucht schlechtes Geld; wer weiß, ob der Ostreicher besseres hält. Mit Pomade bezahlt den Franzosen sein König. Wir kriegen's alle Woche bei Heller und Pfennig. Kotz Mohren, Blitz und Kreuzsackerment, wer kriegt so prompt wie der Preuße sein Traktement! Fridericus, mein König, den der Lorbeerkranz ziert, ach, hätt'st du nur öfters zu plündern pemittiert, Fridericus Rex, mein König und Held, wir schlügen den Teufel für dich aus der Welt!" Wilibald Alexis. 42. Die Exekution. „Wer da wiederbringt den Deserteur, dreißig preußische Taler sein Douceur!" Vorgetrommelt ward's der Kompanei; pfeifend in die Trommelmelodei aber macht ein jeder Kam'rad sich seinen Text noch zu absonderlich,

3. Geschichte - S. 138

1913 - Berlin : Oehmigke
— 138 — entzündet sich's: so sprüht aus dunkler Luft ein Blitz. Ein dreigespitzter Hut bedeckt der Schläfe Weichen, sein Krückstock irrt im Sand und schreibt verworrne Zeichen — Nicht irrst du, das ist König Fritz. 4. Er sitzt und sinnt und schreibt. Kannst du sein Brüten deuten? Denkt er an Kunersdorf, an Roßbach oder Leuthen, an Hochkirchs Nacht, durchglüht von Flammen hundertfach? Wie dort im roten Qualm gegrollt die Feldkanonen, indes die Reiterei mit rasselnden Schwadronen der Grenadiere Viereck brach? 5. Schwebt ein Gesetz ihm vor, mit dem er weis' und milde sein schlachterstarktes Volk zu schöner Menschheit bilde, Ein Friedensgruß, wo jüngst die Kriegespauke scholl? Ersinnt er einen Reim, der seinen Sieg verkläre, oder ein Epigramm, mit dem bei Tisch Voltaire, der Schalk, gezüchtet werden soll? 6: Vielleicht auch treten ihm die Bilder nah, die alten, da er im Mondenlicht in seines Schlafrocks Falten die sanfte Flöt' ergriff, des Vaters Ärgernis; des treuen Freundes Geist will er heraufbeschwören, dem — ach, um ihn — das Blei aus sieben Feuerrohren die kühne Jünglingsbrust zerriß. 7. Träumt in die Zukunft er? Zeigt ihm den immer vollern, den immer kühnern Flug des Aars von Hohenzollern, der schon den Doppelaar gebändigt, ein Gesicht? Gedenkt er, wie dereinst ganz Deutschland hoffend lausche und bangend, wenn daher sein schwarzer Fittich rausche? — O nein, das alles ist es nicht. 8. Er murrt: „£) Schmerz, als Held gesandt sein einem Volke, dem nie der Muse Bild erschien auf goldner Wolke! August sein auf dem Thron, wenn kein Horaz ihm singt! Was hilft's, vom fremden Schwan die weißen Federn borgen! Und doch, was bleibt uns sonst? — Erschein', erschein', o Morgen, der uns den Götterliebling bringt!"

4. Geschichte - S. 156

1913 - Berlin : Oehmigke
— 156 — Wer kommt? Wer? — Hurra, die Vierundsechziger. Hurra, die sind wieder breiter und stärker, Das macht, es sind richtige Uckermärker. Die sind schon mehr für Kolbe und Knüppel, conferatur Wester- und Oster-Düppel. Verstehen sich übrigens auch auf Gewehre, siehe Fohlenkoppel und Arnkiel-Oere. Fünfzig dänische Feuerschlünde können nichts gegen Prenzlau und Angermünde. Wer kommt? Wer? — Füsiliere, Fünfnnddreißiger. Hurra, das wirbelt und schreitet geschwinder, Hurra, das sind Berliner Kinder! Jeder, als ob er ein Gärtner wäre, trägt die Sträußchen auf seinem Gewehre. Gärtner freilich, gegraben, geschanzt, dann sich selber eingepflanzt, eingepflanzt auf Schanze zwei. — Die flinken Berliner sind vorbei. Wer kommt? Wer? — Hurra, unsre Sechziger. Oberst von Hartmann, fest im Sitze, grüßt mit seiner Säbelspitze. Hut ab und heraus die Tücher! Das sind unsere Oderbrücher, keine Knattrer und bloße Verschluser, lauter Barnimer und Lebuser. Fest ist ihr Tritt, frank und frei. Major von Jena ist nicht mehr dabei. Wer kommt? Wer? — Artillerie und Ingenieurs elfte Ulanen, Zietenhufaren, Paukenwirbel und Fanfaren. Halt, der ganze Waffenblitz präsentiert vor König Fritz.

5. Geschichte - S. 51

1913 - Berlin : Oehmigke
— 51 — 17. Märkische Junker. Die im Sand und die im Luche: Ihlows, Rochows, Schenken, Buche; die im Busch und die im Felde: Arnim, Rohre, Winterfelde; die im Sumpf und die im Sande: Kröcher, Zieten, Jagow, Brande, Marwitz, Redern, Jtzenplitze, keiner ist der Welt was nütze, alle sind vom selben Holze. Katten, Hacke, Grüben, Goltze, Benste, Königsmark und Schlieben; das ist unsre böse Sieben. Hagen, Erx- und Wartensleben nehmen seliger als geben. Die im Wald und die im Dorfe: Waldows, Burgs- und Holzendorfe, Görtzke, Kanitz, Quitzow, Quaste, Mühen all' auf einem Aste. Die zur Rechten, die zur Linken, alle wollen essen, trinken; die zur Linken, die zur Rechten, alle wollen tapfer fechten, sitzen fest in Sumpf und Heide. Aber trotz dem seidnen Kleide, aber trotz der großen Klunker bleiben's unsre märk'schen Junker. George Hesekiel. 18. Im alten Schlosse zu Kölln an der Spree. Ein „Zügel der alten Freiheit" erhoben sich bald die Mauern der markgräflichen Burg zu Kölln a. d. Spree über die Dächer der Bürgerhäuser in den beiden Schwesterstädten, nachdem der eiserne Friedrich 1448 den Grundstein zu diesem festen Hause gelegt hatte. Im Jahre 1451 konnte das Schloß bezogen werden. Es bildete ein nicht eben weitläufiges, aber hochragendes Gebäude. Zinnen, Fenster und Portale waren mit dem letzten Schmuck 4*

6. Geschichte - S. 81

1913 - Berlin : Oehmigke
— 81 — Den Bürgern darzutun. Da wehten die Fähnlein der Städte von Alt- und Nen-Brandenburg und Frankfurt, von Prenzlan, Bernau, vou Rathenow und Mittenwalde und noch viele andere, und auch die Fahne des Hansabundes flaggte hoch auf der Firste; aber das kurfürstliche Banner hing sehr klein neben einem Schornstein. Also sah das Rathaus auf der langen Brücke dazumal aus, davon jetzt keine Spur mehr ist; man weiß nicht einmal den Fleck genau, wo es gestanden hat. Wilibald Alexis (Der Roland von Berlin). 27. Die Huffiten vor Bernau. Die wohlhabende Stadt Bernau mit ihrem berühmten Bier hatte die Hussiten angezogen, und sie gedachten, sich ihrer im Sturm zu bemächtigen. Doch die Bürger waren auf ihrer Hut. Tie Furcht vor den herannahenden Feinden hatte viele Landbewohner in die mit Mauern, Wällen und Gräben stark bewehrte Stadt getrieben, und diese Flüchtlinge brachten die Schreckenskunde mit: „Die Hussiten kommen!" Alles, was Waffen tragen konnte, machte sich zuni Empfang der ungebetenen, gefürchteten Gäste bereit. Wohl 1200 waffenfähige Männer, die Fremden mit eingerechnet, konnte Bernau bei seiner damaligen verhältnismäßig starken Bevölkerung stellen. Die Tore wurden eiligst verrammelt, die Verteidigungstürme (Lughüuser) und Mauern mit wehrhaften Männern besetzt. So erwartete man den Feind. Auf dem Roten Felde, östlich von der Stadt, hatten die Hussiteu ihr Lager aufgeschlagen. Von hier rückten sie an und nahmen besonders das Mühlen- und Steintor (jetzt Königstor) aufs Korn. Es waren wilde Gestalten, deren Kriegsgeheul die Luft erschütterte. Sie waren in Bärenhäute, Schafpelze und verschiedenartige Panzerrüststücke gekleidet; das Haar hing wild aufgelöst unter Eisenkappen oder Pelzmützen herunter, die mit Hahnenfedern, Flügeln, Pfauenfedern usw. besetzt waren. Nasenschienen und metallene Ohrenklappen gaben den zerhackt erscheinenden Gesichtern ein schreckhaftes Aussehen. Als Waffen fielen besonders die geradegebogenen Sensen und die nach Art der Morgensterne mit Stacheln besetzten Dreschflegel auf. N o h l, Unsere Mark Brandenburg. Ii. Teil. ß

7. Geschichte - S. 107

1913 - Berlin : Oehmigke
— 107 — zugleich den nächsten seiner süß schlafenden Dragoner an der Schulter rüttelnd. Wie ein grauer Schatten trabte ein Reiter durch den Dunst an, zwei andere folgten, dann ein Haufen, und man vernahm das Stampfen einer größeren Kavallerieabteilung im raschen Anmarsch. Das kleine Häuflein der Schweden hatte sich schnell auf der Brücke in Linie gestellt, die beiden Korporale mit dem Posten in der Front. Aber schon parierte der vorderste der schattenhaften Reiter seinen Gaul dicht vor den Karabinermündungen und rief: „Versprengte vom Regiment Bülow! Haben die Brandenburger dicht auf den Fersen. Gebt Raum, die Pferde sind abgehetzt, wir halten die Straßen nicht länger und müssen in die Stadt!" Es war eine alte, heisere Stimme, eine Stimme wie die der beiden alten Korporale Sven und Rolf, die das hervorstieß, und der Mann auf dem wirklich schweißtriefenden, abgehetzten, schnaubenden Gaule war auch alt und grau verwettert. Er trug einen dunkelbraunen Rock über dem Brustküraß, einen breiten, an der Seite aufgeklappten Dragonerfilz, doch ohne Feder und Kokarde. Er trug mächtige Stulphandschuhe und Reiterstiefel, doch keine Feldbinde, und wie seine nun allgemach auch heranreitenden Begleiter trug er das Schwert in der Scheide. „Schnell, schnell, Kamerad von Wangelin! Wir hängen seit dreien Tagen in den Sätteln und halten uns kaum mehr. Es eilt — laßt uns durch." Die beiden Korporale sahen sich zögernd an. „Gebt die Parole, Herr!" „Wir sind drei Tage von der Armee. Sahen die Brandenburger bei Burg auf dem Marsche. Wie können wir euch die Petrol' vom gestrigen Abend geben? Macht Platz, ich sag' euch, Wacht-kommandant, der Oberst Wangelin ist mein guter Freund. Er liegt zum Wahrzeichen mit euch drüben in Rathenow, und ich bin Leutnant im Regiment Bülow. Jetzt haltet uns nicht länger auf!" „Was sagt Ihr dazu, Korporal Knäckabröd?" fragte der Korporal Kok. „So arg wird's doch nicht pressieren!" sagte der Korporal Sven. In demselben Augenblick aber richtete sich der alte Blanrock im Sattel auf und schrie krächzend: „Also nicht? Na, dann ho?

8. Geschichte - S. 135

1913 - Berlin : Oehmigke
— 135 — Der Wagen hielt, und der König fragte: „Ist das Dolgelin?" — „Ja, Jhro Majestät", lautete die Antwort. Dabei wurde umgespannt. Die Bauern, die von weitem ganz still mit ehrerbietig gezogenen Hüten standen, tarnen sachte näher und schauten den König begierig an. Eine alte Semmelfrau aus Libbenichen nahm mich auf den Arm und hob mich gerade am Wagenfenster in die Höhe. Ich war nun höchstens eine Elle weit vom König entfernt, und es war mir, als ob ich den lieben Gott ansähe. Er sah ganz gerade vor sich hin durch das Vorderfenster. Er trug einen ganz alten dreieckigen Montierungshut; dessen hintere gerade Krempe hatte er nach vorn gesetzt und die Schnüre losgemacht, so daß diese Krempe vorn herunterhing und ihn vor der Sonne schützte. Die Hutschnüre waren losgerissen und tanzten auf dieser heruntergelassenen Krempe hin und her; die weiße Generalsfeder am Hut war zerrissen und schmutzig, die einfache blaue Montierung mit roten Aufschlägen, Kragen und goldenem Achselband alt und bestaubt, die gelbe Weste voll Tabak. Dazu hatte er schwarze Samthosen an. Ich dachte immer, er würde mich anreden. Ich fürchtete mich gar nicht, hatte aber ein unbeschreibliches Gefühl von Ehrfurcht. Er tat es aber nicht, sondern sah immer geradeaus. Die alte Frau konnte mich nicht lange hochhalten und setzte mich wieder herunter. Da sah der König den Prediger, winkte ihn heran und fragte, wessen das Kind sei. „Des Herrn von Marwitz ans Friedersdorf." — „Ist das der General?" — „Nein, der Kammerherr." Der König schwieg, denn er konnte die Kammerherren nicht leiden. Das zweitemal, es war im Mai 1785, sah unser Marwitz den König in Berlin. Die Schilderung, die er uns davon gegeben hat, ist nicht minder lebendig als die vorhergehende. „Er kam geritten auf einem großen weißen Pferde, ohne Zweifel dem alten (Sonde, der nachher noch zwanzig Jahre lang das Gnadenbrot bekam. Sein Anzug war derselbe wie früher auf der Reise, nur daß der Hut ein wenig besser imstande, ordentlich aufgeschlagen und, mit der Spitze nach vorn, echt militärisch aufgesetzt war. Hinter ihm waren eine Menge Generale, dann die Adjutanten, endlich die Reitknechte. Das ganze Rondell (jetzt Belle-Alliance-Platz) und die Wilhelmstraße waren gedrückt voll Menschen, alle Fenster voll, alle Häupter entblößt, überall das

9. Geschichte - S. 145

1913 - Berlin : Oehmigke
— 145 — mittags mein Bruder atemlos angelaufen. „Sie sind am Halleschen Tor!" waren seine ersten Worte. Wir erschraken fürchterlich; denn wir wußten schon, wen er meinte. Sobald er mehr sprechen sonnte, erzählte er, daß unlängst ein Trupp Reiter, vielleicht 200 Mann, zum Halleschen Tor eingerückt sei und dort lustig den Weinflaschen zuspreche. „Wie sehen sie aus?" fragte ich. „Ganz grün", war die Antwort. „O, das sind Russen", jubelte ich; denn ich war ein gewaltiger Patriot, wiewohl etwas befangen darüber, daß sie zum Halleschen Tor hereingekommen waren. Mein Bruder aber schlug den Funken von Hoffnung, der in mir erwacht war, gleich nieder, weil er — schaudernd hörte ich es — mit einem Franzosen gesprochen und gefragt hatte, wie stark ihr Korps sei. „150 000 Mann", war die Antwort gewesen, worüber wir alle die Hände rangen. Neugierig blickten wir dann und wann aus dem Fenster, das nach dem Halleschen Tor hinwies. Die Entfernung war zu groß, um etwas zu erkennen. Vorsichtig ging ich zu allen Türen, verschloß und verriegelte sie und war der Meinung, die ich mit nicht nehmen ließ, die Franzosen fingen am Tore ein Haus nach dem andern zu plündern an. Totenstille war es in unserer Friedrich-straße ; keine Seele war zu sehen und zu hören. Da erscholl eines Pferdes Huf auf dem Pflaster. „Sie kommen!" rief meine Mutter, stürzte ans Fenster, und ich folgte ihr. Denn wiewohl ich fest glaubte, nach uns würde geschossen werden, zog es mich doch mächtig, hinzusehen. 3. Ein Reiter kam ganz allein angetrabt. Noch könnte ich ihn malen, den Chasseur mit seinem Tschako, grünem Kollett, grüner Hose, auf dem braunen, mageren Pferde. Er hatte keine Waffe in der Hand. Gemütlich hielt er mit der Rechten die kleine tönerne Tabakspfeife, gewaltig dampfend — für mich das Entsetzlichste. Denn Tabak auf der Straße rauchen hatte ich immer für etwas Unmögliches gehalten. Ein langer Säbel hing an der linken Seite bis beinahe auf das Pflaster, während auf der rechten ein Karabiner steckte. Das jugendlich magere, sonnverbrannte Gesicht, mit einem feinen schwarzen Schnurrbart verziert, richtete er nach uns, die wir als die einzigen sichtbar waren, nickte lächelnd empor und fragte: „Wo ist der Preuß?" Die Mutter antwortete ihm in gutem Französisch, daß schon lange kein preußischer Soldat mehr in Berlin sei. Er lachte überlaut Nohl, Unsere Mark Brandenburg. Ii. Teil. in

10. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 63

1822 - Berlin : Reimer
Erzählungen. Der Meister aber schalt den Dreisten, Gab ihm zu knacken die harte Nuß, Zu verehren den König Hironymus, Und sagte: ,,Bleib bei deinem Leisten! Wer kaum den Pfriemen regieren kann, Was gehn den Säbel und Flinte an?" Da glühten dem Wilhelm beide Wangen, Und er sprach mit keck erhabenem Muth: ,.Mir fließt in den Adern Soldatenblut! Wie sollte mich nicht danach verlangen, Den gottlosen Feind zu schlagen aufs Haupt, Der unserm König sein Halle geraubt?" Und tapfere Preußen und Russen zogen, Von Kleist, dem Helden, geführt, in die Stadt Die langst solche Gaste gewünscht sich yat;- Allein, wie unglückschwangere Wogen, Zog auch. ein feindliches Heer heran, Weit stärker an Waffen, und Roß, und Mann! Damit der Feind herein nicht dringe, Wird draußen am Strome fleißig geschanzt Und manche Kanone ausgestanzt. Schon messen sich blutig Pik' und Klinge; Doch immer näher und näher erscheint Der übermächtig gerüstete Feind. Kanonendonner beginnt zu brüllen, Und Jägerbüchsen knallen darein. Der Frühlingssonne heller Schein Muß in Pulverdampf verhüllen; Und bang und bänger athmet die Stadt, Die eben so fröhlich gejauchzt noch hat. Dem Meister sinken Pfrietnen und Leder Aus seiner sonst so fleißigen Hand; Die gelehrteste Weisheit hält nicht Stand, Es zittert die geschickteste Feder; Und tief im Keller weint sich blind Manch Juden-und manch Christenkind.
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