Erzählungen.
Der Meister aber schalt den Dreisten,
Gab ihm zu knacken die harte Nuß,
Zu verehren den König Hironymus,
Und sagte: ,,Bleib bei deinem Leisten!
Wer kaum den Pfriemen regieren kann,
Was gehn den Säbel und Flinte an?"
Da glühten dem Wilhelm beide Wangen,
Und er sprach mit keck erhabenem Muth:
,.Mir fließt in den Adern Soldatenblut!
Wie sollte mich nicht danach verlangen,
Den gottlosen Feind zu schlagen aufs Haupt,
Der unserm König sein Halle geraubt?"
Und tapfere Preußen und Russen zogen,
Von Kleist, dem Helden, geführt, in die Stadt
Die langst solche Gaste gewünscht sich yat;-
Allein, wie unglückschwangere Wogen,
Zog auch. ein feindliches Heer heran,
Weit stärker an Waffen, und Roß, und Mann!
Damit der Feind herein nicht dringe,
Wird draußen am Strome fleißig geschanzt
Und manche Kanone ausgestanzt.
Schon messen sich blutig Pik' und Klinge;
Doch immer näher und näher erscheint
Der übermächtig gerüstete Feind.
Kanonendonner beginnt zu brüllen,
Und Jägerbüchsen knallen darein.
Der Frühlingssonne heller Schein
Muß in Pulverdampf verhüllen;
Und bang und bänger athmet die Stadt,
Die eben so fröhlich gejauchzt noch hat.
Dem Meister sinken Pfrietnen und Leder
Aus seiner sonst so fleißigen Hand;
Die gelehrteste Weisheit hält nicht Stand,
Es zittert die geschickteste Feder;
Und tief im Keller weint sich blind
Manch Juden-und manch Christenkind.
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Extrahierte Personennamen: König_Hironymus Wilhelm Muth
— 366 —
tischen Race, und einige davon sind bis auf die indischen In-
seln verschlagen worden.
b) Adamische (östliche) Race. Sie ging von dem
'Alpenlande Habesch aus, stieg an den Strömen und Flüssen
' in die Ebenen von Sennaar herab, ging zum Theil über
den weißen Nil westlich nach dem Innern von Afrika, und
ließ sich im Sudan nieder; zum Theil über das rothe Meer
gegen die Straße Babelmandeb, in diesen Theil Arabiens
und von Wüste zu Wüste bis zu dem persischen Meerbusen,
dem Ufer des Euphrat, Orontes und Jordan; zum Theil in
dem Nilthal herab bis nach Aegypten, kam (Hebräer), ange-
zogen von der Ehre, welche ihr Landsmann Joseph daselbst
genoß, bis zum Delta rc., zog aber, von den Aegyptern an-
gefeindet, später, um ihr ursprüngliches Vaterland Habesch
wieder aufzusuchen, aus, kam aber nicht weiter alö in das
gebirgige Palästina, dessen sie sich bemächtigte.
Erlaüterung 3. Diese Juden, so wie der übrige Theil der
arabischen 2crt glauben an einen ewigen, einzigen Gott, wel-
cher sich ihnen durch Offenbarung kund gegeben, und haben
diesen Glauben bisher ungestört erhalten. Durch Vermischung
mit mancherlei Racen mögen sie aber wohl ihren Urvätern
nicht mehr gleichen.
Dieser Race verdankt man es, daß Dromedare und Esel
Hausthiere geworden sind. Auch brachte sie uns die Hiero-
glyphenschrift. Sie hat Colonien bis in den Osten von
Afrika, bis über den Aequator hinaus vorgeschoben; man fin-
det sie noch an der Küste von Zanguebar und im Norden
von Madagaskar. Die Comoro Inseln und Socotora sind
durch sie bevölkert worden; auf dem Hochlande Iran nahm
sie so überhand, daß dadurch die ursprüngliche Physionomie
der Einwohner verändert wurde, und sich noch adamische Fa-
milienzüge bió, in den entferntesten Gegenden Indiens und
selbst des asiatischen Archipelagus finden.
§. 213. Die hindu'sche Art.
Die Individuen dieser Art sind, kleiner als die der bei-
den vorhergehenden, ihre mittlere Größe, gewöhnlich 5 Fuß
2 Zoll oder etwas niedriger; ihre Gesichtszüge ähneln mehr
denen der japetischen, als denen der arabischen Art; aber
ihre Farbe ist dunkelgclb, etwas ins Rußschwarze oder Bron-
zirte ziehend; ihr Wuchs zierlich, die Schenkel zart, der Fuß
wohlgebaut; ohne sehr dick zu werden, sind sie doch nicht
mager und fleischlos; die Haut ist ziemlich fein und läßt
die Blässe, eine Wirkung der Leidenschaft, leicht durchschim-
mern. Sie verbreitet keinen Geruch, besonders bei den
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
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Extrahierte Personennamen: Jordan Joseph
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Arabiens Orontes Habesch Afrika Madagaskar Hochlande_Iran Indiens
361
stankenbraim bis zum Blonden, fast Weißen variirend; ein
mehr oder weniger hohes Fleischroth erhöht die Weiße der
Haut, welche, schneller Farbeveränderung unterworfen, je nach
der Art auf das Subject einwirkender Eindrücke roth oder
blaß und so ein Verräther der Leidenschaften wird, sich aber
unter dem Einfluß des Klima's verändert, und mehr oder
weniger die braune Farbe der folgenden Art annimmt, jedoch
bisweilen diese, selbst im höchsten Grade statt findende Fär-
bung wieder verliert, wenn sich die Individuen der Sonnen-
hitze nicht mehr aussetzen» kurz diese Art behält oder bekommt
im Schatten ihre ursprüngliche Weiße immer wieder. Ein
gegen das kleine Knie hin dünner werdender Schenkel, eine
stark markirte Wade, der sichere Gang, die runden halbkuge-
ligen Brüste des Weibeö, deren Warzen selten braun, oft
rosenroth gefärbt sind, und den Achselhöhlen gegenüberstehen,
vollenden den Character dieser Art. Frühzeitig trat bei bei-
den Geschlechtern die Schaamhaftigkekt ein, was die Kleidung
bezeugt. Sie leben vorzugsweise in Monogamie.
Die Gottesverehrung der zu dieser Art gehörenden Völ-
ker bestand anfangs in der Anbetung vieler Götter; sie hat-
ten früh eine Idee von Unsterblichkeit der Seele, und haben
im Allgemeinen den christlichen Glauben angenommen. Sie
sind am meisten für das gesellschaftliche Leben geeignet. Un-
ter ihnen sind die größten Geister geboren worden. Liebe
für das Vaterland, und zu den Künsten und Wissenschaften
zeichnen sie aus.
Erlaüterung 2. Racen, bei denen von jeher weite Beklei-
dung gewöhnlich; wo die Sitte die Weiber den Männern
fast bis zur Sclaverei untergeordnet hat; wo sehr oft mit
dem Alter der Kopf vorn kahl wird.
r>) Kaukasische (östliche) Race. Der Teint der Wei-
der ist frisch und glänzend weiß, die Haut ausgezeichnet glatt,
der Mund sehr klein, die Augenbraunen sehr dünn; die Haare
gewöhnlich schön schwarz, fein, glänzend und herrlich gelockt,
die Nase fast gerade, das Gesicht ein vollkommenes Oval;
der Hals besonders schön, die Haltung majestätisch, aber bald
durch die gewöhnlich eintretende Wohlbeleibtheit gestört. Da-
hin gehören die Bewohnerinnen Mingreliens und Georgiens,
am südlichen Abhange des Kaukasus und Circassiens am
Nord, Abhange, welche wegen ihrer Schönheit die Harems
(Frauengemächer) der Mohameder von dem Innern Asias aus
bis zur Nordwestecke Afrikas, Marocco, schmücken. Die Män,
ner sind eben so schön, ihr mittlerer Wuchs fünf Fuß vier
Zoll, ihr Temperament sanguinisch und phlegmatisch. In
jedem Zeitalter die Gebirgsketten des Kaukasus zwischen dem
schwarzen Meere und dem Caspi See bevölkernd, breitete sich
diese Race in einem halben Bogen längs den Küsten des letz-
tern gegen W. aus, und findet sich auch in einigen Thälern
an den Quellen des Euphrats wieder. Durch die beständige
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
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Extrahierte Ortsnamen: Georgiens Kaukasus Nord Nordwestecke_Afrikas Marocco Caspi_See
27. Organisation des persischen Reiches.
89
liche Angesicht kam, sich in den Staub niederwerfen. Bei königlichen Prachteinzügen duftete die Straße von Myrthen und Weihrauch, Peitschenträger gingen zur Seite und voraus, um fremde Annäherung abzuhalten; goldgeschmückte Leibwächter mit bekränzten Tiaren, Stab- und Lanzenträger umgaben ihn. Magier mit dem heiligen Feuer schritten vor dem mit acht weißen Pferden bespannten Wagen des Sonnengottes einher, auf welchen der königliche Wagen folgte, gezogen von nifäischen Pferden aus den Bergweiden von Gbatana. Hinter demselben ritten die vornehmen Perser aus seiner Umgebung, das purpurne Obergewand über dem Panzer, ein gekrümmtes Schwert mit goldenem Griff und goldener Scheide am Gürtel, mit goldenen Ketten und Armbändern geschmückt und auf Pferden mit goldenem Zügel und Gebiß, alles Ehrengeschenke des persischen Großkönigs an seine getreuen Stammgenosien.
Der Hofstaat des Königs, von den „Verwandten" und „Tischgenossen" bis zu der Leibwache, der Hofdienerschaft und der Schaar von Kämmerlingen, war so groß, daß täglich 15,000 Menschen im königlichen Schlöffe gespeist wurden. Die Tafel des Königs, der in der Regel allein aß, während die „Tischgenossen" in einem anstoßenden Saal saßen, wo sie von ihm gesehen werden konnten, war mit den ausgesuchtesten Speisen und Getränken besetzt, die aus den Gegenden herbeigeschafft wurden, wo sie am besten gediehen. So der Weizen aus Aeolien, das Salz aus jdem libyschen Ammonion, der Wein aus Chalybon (Aleppo) in Syrien. Das Wasser wurde aus dem bei Susa vorbeifließenden Choaspes geschöpft und sogar dem König in silbernen Gefäßen auf seinen Reisen nachgeführt. Was irgend ein Land Köstliches hervorbrachte, davon mußte es einen Tribut an den Hof liefern, so Arabien 1000 Pfund Weihrauch jährlich: die Aethiopier Ebenholz und Elephantenzähne; Medien, Armenien, Cilicien Pferde; Kolchis Knaben und Mädchen u.a. m.
Heerwesen. Zu der Umgebung des Königs gehörte auch die Leibwache, bestehend aus 2000 auserlesenen Reitern und einer gleichen Anzahl Lanzenträger zu Fuß, sodann aus einer Heerabtheilung von 10,000 Fußgängern, die Unsterblichen genannt, weil diese Zahl stets vollzählig erhalten, jede Lücke sogleich ergänzt wurde. Diese „Unsterblichen" bildeten im Krieg den Kern des Heeres, dessen Größe und Zahl unermeßlich ausgedehnt werden konnte, da jeder waffenfähige Unterthan des weiten, wenigstens 70 bis 80 Millionen Bewohner umfassenden Reiches militärpflichtig war. Die stehenden Truppen waren in Festungen, in Lager- und Musterungsplätzen über das Reich vertheilt und mußten von den Einwohnern unterhalten werden, eine für die Provinzen höchst drückende Last. Die aus den verschiedenen Völkerschaften bestehenden Truppenabtheilungen zogen in ihrer nationalen Tracht, Bewaffnung und Kriegsweise einher, was, verbunden mit dem unendlichen Troß von Dienern, Knechten und Frauen, von Prachtwagen und Gepäck, dem Zug ein buntes Ansehen gab und den Eindruck einer Völker-
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102. Der Einfall der Celten in Makedonien und Griechenland. 383
A'erxes erlebt hatte: unbewegt in dicht geschlossener Phalanx standen die muthigen Hellenen da; Schar auf Schar, die heranwogte, um den Lanzenwald zu durchbrechen, prallte zurück; dennoch kämpften die Gallier mit barbarischem Muthe weiter, obwohl sich hohe Leichenhaufen vor ihnen auf-thürmten; sogar Sterbende, die mit klaffenden Wunden, den Wurfpfeil in der Brust, den Tod erwarteten, rafften ihre letzte Kraft zusammen, um das Geschoß, aus der Brust reißend, es gegen den Feind zu schleudern, der in die Tragweite desselben gerieth. Endlich sah Acichorius das Vergebliche eines fortgesetzten Sturmes ein und gab das Zeichen zum Rückzug, der aber, in voller Verwirrung angetreten, große Opfer kostete; denn in dem furchtbaren Gedränge stürzten sie über einander hin und wurden im jähen Gewühle zertreten oder fielen ins Meer, wo sie unrettbar verloren in die Sümpfe sanken, so daß zu dem Verluste der Schlacht beträchtlicher Schaden hinzukam; auf griechischer Seite waren nur 40 (?) Todte zu betrauern. Der Ruhm des Tages gebührte den Athenern.
Ohne sich um die Bestattung seiner Todten zu bekümmern, zog sich Acichorius in Folge der Niederlage nach Heraclea zurück, wo er den Bel-gius in einem stark befestigten Standlager zurückgelaffen hatte zur Bewachung der geraubten Schätze. Da er wußte, daß die Aetoler die Seele des hellenischen Heeres seien, schickte um sie von demselben zu trennen, eine starke Heeresabtheilung von 40,000 Mann durch Thessalien über das Gebirge nach dem nordöstlichen Aetolien. Mit verheerender Wuth brachen sie ein und hausten in entmenschter Weise in dem wehrlosen Lande; die Gräuel stiegen so hoch, daß Viele freiwillig Hand an sich selbst legten, um der schauderhaften' Grausamkeit zu entgehen. Dieses Mordfest hatte den gewünschten Erfolg, die Verzweiflung im Herzen kehrten die Aetoler heim, um die übrigen Städte zu vertheidigen, welche noch von den Barbaren unberührt geblieben waren, andererseits erhob sich ganz Aetolien: Greise und Frauen ergriffen die Waffen und stürzten sich auf die Raubzügler; als dazu eine Schlacht gegen diese entschied, zogen sie sich unter steter Verfolgung des furchtbar gereizten Volkes zum Sperchius zurück, wo ihnen nur die Nähe des Lagers bei Heraclea einige Ruhe verschaffte, nachdem die Hälfte von ihnen der ätolischen Rache erlegen war. Sie nahmen keinen Theil an dem Delphizuge selbst, sondern stießen zur Nachhut, da Acichorius unterdessen in Phocis eingerückt war. Diesem hatte nämlich ein zweiter Ephialtes den bequemern und gangbarern Fußpfad gezeigt, auf dem einst Hydarnes den Griechen in den Rücken gefallen war; ein dichter Nebel, der vom Meere aufstieg und das Gebirge umhüllte, kam den Galliern trefflich zu Statten, so daß sie von den Phociern, welche den südlichen Paß bewachten, erst in immittelbarer Nähe erblickt wurden; von zwei Seiten von des Feindes Uebermacht eingeschlossen, wären die Griechen rettungslos verloren gewesen, hätte sich nicht die athenische Flotte abermals durch den Meeresschlamm mit
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98. Alexander's Rückkehr und Tod.
367
Alexander von der Rednerbühne herab unter die tobende Menge, seine Feldherren und Leibwächter hinter ihm drein. Dreizehn der Rädelsführer wurden schnell ergriffen und abgeführt. „Zum Tode!" rief ihnen der König nach, und bald wurden sie von den Wellen des Tigris verschlungen. Jetzt trat die tiefste Stille ein; Alexander bestieg abermals die Bühne und richtete eine vernichtende Strasrede an die Soldaten. „Nicht um euren Abzug zu hindern", so begann er, „rede ich noch einmal zu euch; meinetwegen könnt ihr gehen, wohin ihr wollt, sondern nur um euch zu zeigen, was ihr wäret, und was ihr durch mich geworden seid!" Nun führte er zuerst an, was sein Vater Philipp für sie gethan; „ein armes, in Thierfelle gekleidetes Hirtenvolk, das sich nur mit Mühe gegen die Ueberfälle der Illyrier und Thracier zu schützen vermocht, seien sie von ihm zu Herren und Gebietern über Hellas und über alles Land bis zum Hellespont erhoben worden"; dann erinnerte er sie an seine eigenen Kriegsthaten und welche Reichthümer, Güter, Ehrenstellen ihnen dieselben gebracht, an die Gefahren und Mühen, die er mit den Geringsten getheilt, an die Wunden, deren Spuren alle Theile seines Körpers an sich trügen, an die Nächte, die er um ihretwillen durchwacht, damit sie ruhig schlafen könnten, an die Geschenke und Ehrenzeichen, womit er die Tapferkeit der Lebenden belohnt, und an die Standbilder, Ruhmesmale und Grabstätten, womit er das Gedächtniß der Gefallenen geehrt. „So ziehet denn hin , schloß er, „und meldet, wenn ihr heim kommt, daß ihr euren König Alexanber, den Bezwinger der Perser und Inder, der mit euch die Kämpfe am Hydaspes bestanden und die Leiden des Wüstenzuges getragen, am Tigris verlassen und dem Schutze der besiegten Asiaten übergeben habt. Solche Botschaft, denk' ich, wird euch bei Göttern und Menschen berühmt und angenehm machen, Geht!" Nach diesen Motten stieg er raschen Schrittes von der Bühne und eilte in die Stadt: nur seine Leibwächter und Getreuen folgten ihm. Hier verbrachte er zwei Tage in völliger Abgeschlossenheit, während das Heer ohne Führer, ohne Kraft und Fähigkeit zu handeln, in dumpfer Betäubung und Unschlüssigkeit im Lager verharrte. Erst als demselben gemeldet wurde, daß der König sich ganz den asiatischen Soldaten anvertrauen wolle, daß er denselben bereits den Dienst um seine Person übertragen, eine Anzahl vornehmer Perser für seine Verwandten erklärt und ihnen freien Zutritt gestattet, da wurde ihr Trotz gebrochen. Sie zogen in Hausen vor des Königs Schloß, warfen ihre Waffen nieder zum Zeichen der Demüthigung und flehten laut um Gnade und Zutritt; sie wollten sich jeder Strafe unterwerfen und die Urheber des Aufruhrs ausliefern. Und wirklich blieben sie zwei Tage und zwei Nächte vor dem Schlöffe gelagert und hörten nicht auf, zu bitten und zu rufen. Da trat Alexander endlich heraus, und als er feine Veteranen in flehender Stellung auf der Erde liege" sah, gingen ihm die Augen über, und er versöhnte sich wieder mit ihnen. Ein großartiges Versöhnungsmahl, wobei Alexander inmitten von 9000
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Alexander Alexander Philipp Philipp Alexander Alexander Alexander Alexander
56
mit einander vertragen, sich unter einander Ikb haben,
sich helfen »nd unterstützen, wo sie können. — Dann
ditden sie eine gute Familie.
25.
Ich werde jetzt mit jedem Jahre größer und
stärker. Ich wachse. Ich nehme an meinem Leibe
zu. — Ich kann und soll aber auch an meiner Seele
oder an meinem Geiste zunehmen. — Am Geiste neh-
me ich zu, wenn ich immer geschickter, einsichtsvoller,
verständiger und besser werde. — Es ist gut, wenn
ich groß und stark werde; aber es ist viel besser,
wenn ich geschickt, einsichtsvoll, verständig und gut
werde. — Mein Leib wachst nur bis zu einem ge-
wissen Aller, hört dann auf zu wachsen und fangt
an, wieder schwacher und unbeholfener zu werden. —
Am Geiste aber kann ich zunehmen, so lange ich le-
be. --------Ich muß für meinen Leib sorgen, daß er
gesund bleibe und stark werde. — Darum muß ich
mäßig sein im Essen und Trinken. Darum muß ich
nicht zu lange schlafen. Darum muß ich mir hin-
reichende Bewegung machen. Darum muß ich mich
schon jetzt an Arbeiten gewöhnen, die sich für mein
Alter und meine Kräfte passen. — Arbeit und Uebung
starken die Kräfte.---------------Noch mehr aber muß
ich für meinen Geist sorgen, daß er geschickt, cinsichts-
voll, verständig und gut werde. — Darum muß
ich viel Nützliches lernen und viele nützliche Kennt-
nisse erwerben. — Darum muß ich achtsam und
aufmerksam sein auf alles, was ich um mich her sehe
und höre. — Darum muß ich immer bedächtig über,
legen, was zu meinem Nutzen od«r zu meinem Scha-
den gereicht, -7- Darum muß ich stets bedenken, was
gut oder böse, was recht oder unrecht ist, und nur
das Gute und Rechte thun. — Darum muß ich
sorgfältig auf alles merken, was gute und verstän-
dige Menschen mir sagen, und ihnen gern folgen. —
Wenn ich einst gesund und kräftig am Leibe werde;
wenn ich dabei geschickt, cinstchtsvoll, verständig und
gut am Geiste werde: dann werde ich ein Mensch,
wie ich werden soll.
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— 33 —
seine Pflicht, sich an die Spitze eines neuen Kreuzzuges zu stellen. Mit einem großen Heere kam er nach Kleinasien. Hier aber hatte er mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die Lebensmittel fehlten. Zahllose türkische Reiter umschwärmten das Heer oon allen Seiten. Aber Friedrich hielt Ordnung. Durch sein Beispiel wußte er den Mut und die Ausdauer seiner Krieger wunderbar zu stärken. Diese machten sich schon in kleineren Gefechten den Türken furchtbar. Ein schwäbischer Ritter spaltete, so meldet die Überlieferung, einen Türken von oben bis unten.
Schwäbische Kunde.
Als Kaiser Rotbart lobesam Zum heil'gen Land gezogen kam, Da mußt' er mit dem frommenheer Durch ein Gebirge, wüst und leer. Daselbst erhub sich große Not. Viel Steine gab's und wenig Brot, Und mancher deutsche Reitersmann
Hat dort den Trunk sich abgethan. Den Pferden war's so schwach im Magen, Fast mußt' der Reiter die Mähre tragen.
Nun war einherr aus Schwabenland,
Von hohem Wuchs und starker Hand,
Des Rößlern war so krank und schwach,
Er zog es nur am Zaume nach, Er hätt’ es nimmer aufgegeben, Und kostet's ihn das eigne Leben. So blieb er bald ein gutes Stück Hinter dem Heereszug zurück.
Da sprengten plötzlich in dieqner Fünfzig türkische Reiter daher, Die huben an, auf ihn zuschießen, Nach ihm zu werfen mit den Spießen.
Der wackre Schwabe forcht sich nit,
Ging seines Weges Schritt vor Schritt,
Ließ sich den Schild mit Pfeilen spicken
Und thät nur spöttlich um sich blicken,
Bis einer, dem die Zeit zu lang, Auf ihn den krummen Säbel fchwang.
Da wallt dem Deutschen auch sein Blut,
Er trifft des Türken Pferd so gut, Er haut ihm ab mit einem Streich Die beiden Vorderfüß' zugleich. Als er das Tier zu Fall gebracht, Da faßt er erst sein Schwert mit Macht,
3*
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TM Hauptwörter (200): [T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Autor: Wilmsen, Friedrich Philipp, Pischon, Friedrich August
Auflagennummer (WdK): 226
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Geschlecht (WdK): koedukativ
128
Vi. Von dem Menschen.
bracht hat! Man betrachte nur die prächtigen Gebäude, die
großen Schiffe, den Weberstuhl, die Mühlen u. dergl. m. Ohne
Verstand wüsste der Mensch Nichts vom Akkerbau, von Hand-
werken, Künsten, und andern nützlichen Beschäfftigungem
Groß und dankenswerth sind die Vorzüge, welche Gott
dem Menschen zugetheilt hat! Wir wollen uns dieser Vor-
züge freuen, und Gott dafür danken, indem wir sie weise
und gewissenhaft gebrauchen, und sie zu erhalten suchen.
2. Der menschliche Körper.
L^er Körper des Menschen, dieses bewundernswürdige und
höchst kunstvolle Werkzeug der Seele, ist aus vielen flüssi-
gen und festen Theilen zusammengesetzt, und alle diese
fast unzählbaren Theile bilden eine Maschine, deren Bau
wir nicht oft und aufmerksam genug betrachten können,
weil sie uns vorzüglich die Macht und Weisheit des Schö-
pfers kennen und verehreu lehrt.
Knochen
Die Grundstützen unseres Körpers sind die Knochen.
Sie sind stark, fest und hart gebildet, damit sie das Flellck
des Körpers unterstützen, und vor dem Zusammensinken be-
wahren können. Vermittelst der Gelenke sind sie alle fest un-
ter einander verbunden; die Gelenke aber sind mit Knor-
peln versehen, damit sich die Knochen nicht an einander rei-
den können. Jedes Gelenk ist mit starken Bändern ver-
sehen, damit es nicht aus einander gehen kann, und aus klei-
nen Bläschen (Drüsen) dringt beständig eine Fettigkeit in
die Gelenke, damit sie geschmeidig bleiben. Alle durch Bän-
der und Knorpel unter einander verbundene Knochen, deren
man ungefähr 26-0 zählt, machen das Gerippe des mensch-
lichen Körpers aus. Die Knochen haben theils eine röhren-
förmige, theils eine platte oder breite Gestalt, und viele sind
inwendig ganz hohl. Auch die 32 Zähne gehören zu den
Knochen. Sie unterscheiden sich nur dadurch von den übri-
gen, daß sie an ihrer Spitze (Krone) nicht mit einer zarten
Haut, der Be in haut, bekleidet sind. Auch die innere Höh-
lung der Knochen, welche daö Mark enthält, ist mit solch
einem Häutchen belegt. — Das ganze Knochengebäude
theilt man in den Kopf, den Rumpf, und die Glied-
maßen. Der Schädel des Kopfes ist aus verschiedenen
Theilen zusammengesetzt, ob er gleich größtentheils nur aus
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T46: [Körper Blut Wasser Luft Haut Magen Herz Speise Muskel Mund], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Autor: Wilmsen, Friedrich Philipp, Pischon, Friedrich August
Auflagennummer (WdK): 226
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Volksschule
Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
Geschlecht (WdK): koedukativ
Vii. Gesundheitslehre. 100
rei auö dem Urin prophezeien. Andere horchen hinter
der Thür, oder hinter einer spanischen Wand, was die
Leute, welche Arznei holen wollen unter einander^ reden.
So habe ich von einem verdorbenen Schuster gehört, der
als ein Wunderdoktor weit und breit berühmt wurde; des-
sen Schwager war Schenkwirth inr Dorfe. Wenn nun
ein Kranker kam oder schickte, dessen Umstände der Schu-
ster noch nicht wusste, so war er allezeit nicht zu Hause,
oder hatte nothwendig zu thun, und seine Frau bestellte
die Leute in einer oder zwei Stunden wieder. Gewöhn-
lich sagte sie ihnen dann, sie möchten nur unter der Zeit in
die Schenke gehen, und daö thaten sie auch wohl von selbst.
Der Schenkwirth war nun von seinem Schwager, dem
Wunderdoktor, dazu angewiesen, wie er die Leute aus-
fragen sollte. Was sie ihm sagten, schrieb er geschwind
ans ein Papier, tmd schickte dies seinem Schwager. Ka-
men nun die Kranken, oder ihre Boten wieder hin zum
Schuster, so trat er mit einer großen Perükke hervor,
nahm daö Uringlas in die Hand, legte mit einer wichtigen
Miene den Finger an die Nase, und erzählte ihnen nun
io viel von ihren Umständen, daß sie vor Verwunderung
nicht wussten, was sie sagen sollten. Sie bezahlten nun
dem Lügenpropheten gern, was er verlangte, und dieser
theilte dann daö Geld mit seinem Schwager. Die Pillen,
die er den Leuten gab, machte er aus bloßer Semmelkru-
me, und vergoldete oder versilberte sie, und seine Fieber-
pulver bestanden aus Zukker, Salz und Kreide. Und es
war noch gut, daß er seinen Kranken keine schädliche Sa-
chen gab. Schlimmer machte es ein anderer Quacksalber,
der daö kalte Fieber durch Tropfen kurirte, zu welchen er
Arsenik oder Rattengift nahm. Davon verging zwar das
Fieber schnell, aber hinterher bekamen die Leute von seinen
Gifttropsen schlimmere Zufälle, als das Fieber, und blie-
den zeitlebens ungesund.
Es ist Aberglaube, daß Krankheiten durch Beheren
und Besprechen entstehen können. Alle Krankheiten
haben ihre natürlichen Ursachen.
I» H. waren noch viele einfältige Leute, welche an Hexen
und Hexereien glaubten, so oft sie auch vom Prediger und
von dem Schullehrer eines Besseren belehrt worden waren.
Michels Kind war verfüttert, und wurde sehr elend. Anstatt
sich an einen vernünftigen Arzt zu wenden, und das Kind mässig
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T154: [Meister Handwerker Geselle Arbeit Lehrling Handwerk Arbeiter Jahr Kaufleute Stadt]]