Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 63

1822 - Berlin : Reimer
Erzählungen. Der Meister aber schalt den Dreisten, Gab ihm zu knacken die harte Nuß, Zu verehren den König Hironymus, Und sagte: ,,Bleib bei deinem Leisten! Wer kaum den Pfriemen regieren kann, Was gehn den Säbel und Flinte an?" Da glühten dem Wilhelm beide Wangen, Und er sprach mit keck erhabenem Muth: ,.Mir fließt in den Adern Soldatenblut! Wie sollte mich nicht danach verlangen, Den gottlosen Feind zu schlagen aufs Haupt, Der unserm König sein Halle geraubt?" Und tapfere Preußen und Russen zogen, Von Kleist, dem Helden, geführt, in die Stadt Die langst solche Gaste gewünscht sich yat;- Allein, wie unglückschwangere Wogen, Zog auch. ein feindliches Heer heran, Weit stärker an Waffen, und Roß, und Mann! Damit der Feind herein nicht dringe, Wird draußen am Strome fleißig geschanzt Und manche Kanone ausgestanzt. Schon messen sich blutig Pik' und Klinge; Doch immer näher und näher erscheint Der übermächtig gerüstete Feind. Kanonendonner beginnt zu brüllen, Und Jägerbüchsen knallen darein. Der Frühlingssonne heller Schein Muß in Pulverdampf verhüllen; Und bang und bänger athmet die Stadt, Die eben so fröhlich gejauchzt noch hat. Dem Meister sinken Pfrietnen und Leder Aus seiner sonst so fleißigen Hand; Die gelehrteste Weisheit hält nicht Stand, Es zittert die geschickteste Feder; Und tief im Keller weint sich blind Manch Juden-und manch Christenkind.

2. Die ersten Elemente der Erdbeschreibung - S. 366

1830 - Berlin : Reimer
— 366 — tischen Race, und einige davon sind bis auf die indischen In- seln verschlagen worden. b) Adamische (östliche) Race. Sie ging von dem 'Alpenlande Habesch aus, stieg an den Strömen und Flüssen ' in die Ebenen von Sennaar herab, ging zum Theil über den weißen Nil westlich nach dem Innern von Afrika, und ließ sich im Sudan nieder; zum Theil über das rothe Meer gegen die Straße Babelmandeb, in diesen Theil Arabiens und von Wüste zu Wüste bis zu dem persischen Meerbusen, dem Ufer des Euphrat, Orontes und Jordan; zum Theil in dem Nilthal herab bis nach Aegypten, kam (Hebräer), ange- zogen von der Ehre, welche ihr Landsmann Joseph daselbst genoß, bis zum Delta rc., zog aber, von den Aegyptern an- gefeindet, später, um ihr ursprüngliches Vaterland Habesch wieder aufzusuchen, aus, kam aber nicht weiter alö in das gebirgige Palästina, dessen sie sich bemächtigte. Erlaüterung 3. Diese Juden, so wie der übrige Theil der arabischen 2crt glauben an einen ewigen, einzigen Gott, wel- cher sich ihnen durch Offenbarung kund gegeben, und haben diesen Glauben bisher ungestört erhalten. Durch Vermischung mit mancherlei Racen mögen sie aber wohl ihren Urvätern nicht mehr gleichen. Dieser Race verdankt man es, daß Dromedare und Esel Hausthiere geworden sind. Auch brachte sie uns die Hiero- glyphenschrift. Sie hat Colonien bis in den Osten von Afrika, bis über den Aequator hinaus vorgeschoben; man fin- det sie noch an der Küste von Zanguebar und im Norden von Madagaskar. Die Comoro Inseln und Socotora sind durch sie bevölkert worden; auf dem Hochlande Iran nahm sie so überhand, daß dadurch die ursprüngliche Physionomie der Einwohner verändert wurde, und sich noch adamische Fa- milienzüge bió, in den entferntesten Gegenden Indiens und selbst des asiatischen Archipelagus finden. §. 213. Die hindu'sche Art. Die Individuen dieser Art sind, kleiner als die der bei- den vorhergehenden, ihre mittlere Größe, gewöhnlich 5 Fuß 2 Zoll oder etwas niedriger; ihre Gesichtszüge ähneln mehr denen der japetischen, als denen der arabischen Art; aber ihre Farbe ist dunkelgclb, etwas ins Rußschwarze oder Bron- zirte ziehend; ihr Wuchs zierlich, die Schenkel zart, der Fuß wohlgebaut; ohne sehr dick zu werden, sind sie doch nicht mager und fleischlos; die Haut ist ziemlich fein und läßt die Blässe, eine Wirkung der Leidenschaft, leicht durchschim- mern. Sie verbreitet keinen Geruch, besonders bei den

3. Die ersten Elemente der Erdbeschreibung - S. 361

1830 - Berlin : Reimer
361 stankenbraim bis zum Blonden, fast Weißen variirend; ein mehr oder weniger hohes Fleischroth erhöht die Weiße der Haut, welche, schneller Farbeveränderung unterworfen, je nach der Art auf das Subject einwirkender Eindrücke roth oder blaß und so ein Verräther der Leidenschaften wird, sich aber unter dem Einfluß des Klima's verändert, und mehr oder weniger die braune Farbe der folgenden Art annimmt, jedoch bisweilen diese, selbst im höchsten Grade statt findende Fär- bung wieder verliert, wenn sich die Individuen der Sonnen- hitze nicht mehr aussetzen» kurz diese Art behält oder bekommt im Schatten ihre ursprüngliche Weiße immer wieder. Ein gegen das kleine Knie hin dünner werdender Schenkel, eine stark markirte Wade, der sichere Gang, die runden halbkuge- ligen Brüste des Weibeö, deren Warzen selten braun, oft rosenroth gefärbt sind, und den Achselhöhlen gegenüberstehen, vollenden den Character dieser Art. Frühzeitig trat bei bei- den Geschlechtern die Schaamhaftigkekt ein, was die Kleidung bezeugt. Sie leben vorzugsweise in Monogamie. Die Gottesverehrung der zu dieser Art gehörenden Völ- ker bestand anfangs in der Anbetung vieler Götter; sie hat- ten früh eine Idee von Unsterblichkeit der Seele, und haben im Allgemeinen den christlichen Glauben angenommen. Sie sind am meisten für das gesellschaftliche Leben geeignet. Un- ter ihnen sind die größten Geister geboren worden. Liebe für das Vaterland, und zu den Künsten und Wissenschaften zeichnen sie aus. Erlaüterung 2. Racen, bei denen von jeher weite Beklei- dung gewöhnlich; wo die Sitte die Weiber den Männern fast bis zur Sclaverei untergeordnet hat; wo sehr oft mit dem Alter der Kopf vorn kahl wird. r>) Kaukasische (östliche) Race. Der Teint der Wei- der ist frisch und glänzend weiß, die Haut ausgezeichnet glatt, der Mund sehr klein, die Augenbraunen sehr dünn; die Haare gewöhnlich schön schwarz, fein, glänzend und herrlich gelockt, die Nase fast gerade, das Gesicht ein vollkommenes Oval; der Hals besonders schön, die Haltung majestätisch, aber bald durch die gewöhnlich eintretende Wohlbeleibtheit gestört. Da- hin gehören die Bewohnerinnen Mingreliens und Georgiens, am südlichen Abhange des Kaukasus und Circassiens am Nord, Abhange, welche wegen ihrer Schönheit die Harems (Frauengemächer) der Mohameder von dem Innern Asias aus bis zur Nordwestecke Afrikas, Marocco, schmücken. Die Män, ner sind eben so schön, ihr mittlerer Wuchs fünf Fuß vier Zoll, ihr Temperament sanguinisch und phlegmatisch. In jedem Zeitalter die Gebirgsketten des Kaukasus zwischen dem schwarzen Meere und dem Caspi See bevölkernd, breitete sich diese Race in einem halben Bogen längs den Küsten des letz- tern gegen W. aus, und findet sich auch in einigen Thälern an den Quellen des Euphrats wieder. Durch die beständige

4. Theil 3 - S. 23

1861 - Hanover : Rümpler
23 dm Leichen hervorkrochen, hernmirrende Kinder, die mit herzzer- schneidendem Geschrei ihre Eltern suchten, Säuglinge, die nn den tobten Brüsten ihrer Mütter saugten! Mehr alö sechstausend Leichen mußte man in die Elbe werfen, um die Gassen 511 räumen 5 eine ungleich größere Menge von Lebenden und Leichen hatte das Feuer verzehrt; die ganze Zahl der Getödteten wird auf dreißig- tausend angegeben. - Der Einzug des Generals, welcher am vierzehnten erfolgte, machte der Plünderung ein Ende, und was bis dahin gerettet war, blieb leben. Gegen tausend Menschen wurden aus der Dom- kirche gezogen, wo sie drei Tage und zwei Nächte in beständiger Todesfurcht und ohne Nahrung zugebracht hatten. Tilly ließ ihnen Pardon ankündigen und Brot unter sie vertheilen. Den Tag daraus ward in dieser Domkirche feierliche Messe gehalten und unter Abfeuerung der Kanonen das Tedeum angestimmt. Der kaiserliche General durchritt die Straßen, um als Augenzeuge seinem Herrn berichten zu können, daß seit Troja's nnb Jerusalems Zerstörung kein solcher Sieg gesehen worden sei. Und in diesem Vorgeben war nichts Übertriebenes, wenn man die Größe, den Wohlstand und die Wichtigkeit der Stadt, welche untergieng, mit der Wnth ihrer Zerstörer zusammendenkt. 9. Ulrich Zwingli in der Aappeler Schlacht. Aus Fröhlich's Ulrich Zwingli. Zürich 1840- — Vergl. Gesammelte Schriften. Frauenseld 1853. Bd. Iii. Noch liegt im Schlafe Zwingli, und noch ift's Morgen nicht, Da pocht es an die Thüre; ihm sendet schon Bericht Abt Joner her von Kappel, und so beginnt das Blatt: 'Der Feind ist aufgebrochen; eilt, eilt uns zu, was Waffen hat.' Da nimmt der fromme Zwingli die Rüstung von der Wand, Mit der er schon im Blute vor Marignano stand: Sturmhaube, Schwert und Panzer, noch glänzend stets bewahrt Als Spiegel jener Thaten und nach der Väter Landesart. So groß das Schwert und mächtig, es ist ihm nicht zu lang, Es steht ihm wohl und hindert nicht seinen großen Gang; Der Panzer, wie gewölbt auch, er ist ihm nicht zu weit, Er deckt ihm rechtermaßen die Heldenbrust so stark als breit. So zieret eins das andre des Mannes Helm und Haupt Und scheinet, wenn auch schmucklos, dennoch von Sieg umlaubt. So tritt er jetzt noch einmal zu seinem Pult heran Und sieht in einer Summe, was hier er Tag und Nacht gethan — Und denkt: 'Nehm' ich die Bibel mit mir, den höchsten Hort? Doch nein, sie ist geschrieben ins Herz mir Wort für Wort. Und nah' schon ist der Meister, der, wo mir Licht gebricht, Mich selbst wird unterrichten von Angesicht zu Angesicht.'

5. Theil 3 - S. 146

1861 - Hanover : Rümpler
146 hausen, ungeheure mauern türmen, steinkeulen führen und durch kein metall zu erlegen sind, während mit den schmächtigen, aber kunstfertigen zwergen die zeit des erzes beginnt, das sie unter der erde schürfen und schmieden: aus ihrer band empfängt der mensch köstliches gescbmeide und leuchtende walke, auf beide, riesen und zwerge, fällt aber ein doppeltes licht, günstig oder ungünstig, bald wird den riesen uralte treue und Weisheit beigelegt, sie sind milch- esser, säen und ernten nicht, sondern weiden ihre beeiden, kämmen der rosse mähne, legen ihren bunden goldbänder an; die zwerge bilden das stille friedliche volk, das von einfacher speise lebt und mit den menschen gute nachbarschaft hält. bald stehn jene un- beholfen, steinkalt und grausam da, diese tückisch und feindselig, und des menschen ausharrende kraft trägt am ende den sieg da von über des riesen leiblichen Vorzug, den sie mit dem geist, über des zwergs geistigen, den sie mit dem leib bezwingt, jedesmal widerfährt aber den riesen und zwergen gemeinschaftlich, dasz sie zuletzt dem andrang der menschen weichen und das land räumen müssen. So verschieden sie gewendet sind, greifen diese Vorstellungen von den vier altern und drei geschlechtern in einander, und der mensch des eisenalters gleicht dem besieger der riesen und zwerge. beide sagen erreichen zuletzt den boden der Wirklichkeit, allein rückwärts sind sie undeutbar auf die geschickte: sie können nur dumpfen anklang geben. Der menschliche geist hat andere wege eingeschlagen nach den geheimnissen der vorweit und ist beinahe wieder auf dieselbe spur gerathen. Wie das messer in leichname schneidet, um den menschlichen leib innerst zu ergründen, ist in verwitterte erdhügel eingedrungen und die lange ruhe der gräber gestört worden, von schnee ein- geschneit, von regen geschlagen, von thau durchtrieben, muszte die todte völva dem mächtigen gott rede stehn; was in staub und asche übrig geblieben war, fragt unermüdliche neugier nach dem zustand der zeit, aus welcher es abzustammen scheint, besehaffen- heit der gräber, gestalt der morschen schädel, art und weise des eingelegten geräths sollen antwort geben, alle diese zeugen sind beinahe stumm, nur Inschrift und deutliche münze haben noch kraft des Wortes; Samenkörnern, die unsere geschickte befruchten, gleicht das in unendlicher menge durch alle europäischen felder und hügel zerstreute römische geld. Nach den allenthalben unternommenen ausgrabungen hat man drei verschiedne Zeitalter ermittelt, die jenen mythischen zu be- gegnen scheinen, zuerst angesetzt wird ein steinalter, aus welchem mächtige felsengräber mit unverbrannten leichen und steinernen waffen übrig sind; das volk, welches sie baute und brauchte, soll nur jagd und fischerei getrieben, aller metalle entbehrt haben.

6. Theil 3 - S. 89

1861 - Hanover : Rümpler
89 Perücke grau ward: so lacheu wir," und es macht uns Ver- gnügen. Es ist nicht die Abfertigung eines Lügners oder Dumm- kopfs, welche das Vergnügen erweckt; denn auch für sich würde die letztere mit angenommenem Ernst erzählte Geschichte eine Ge- sellschaft in ein Helles Lachen versetzen. In allen^ solchen Fällen muß der Spaß etwas in sich enthalten, welches auf einen Augen- blick täuschen kann, und immer der Schein plötzlich in nichts ver- schwinden. 51. Die Geschichte von dem Hute. Von Geliert. Fabeln. Leipzig 1748. I, 8. — Schriften 1769—74. 1, 9. Das erste Luch. Der erste, der mit kluger Hand Der Männer Schmuck, den Hut erfand, Trug seinen Hut unaufgeschlagen; Die Krempen hiengen stach herab; Und dennoch wußt' er ihn zu tragen, Daß ihm der Hut ein Ansehn gab. Er starb und ließ bei seinem Sterben Den runden Hut dem nächsten Erben. Der Erbe weiß den runden Hut Nicht recht gemächlich anzugreifen; Er sinnt, und wagt es kurz und gut, Er wagt's, zwo Krempen auszusteifen. Drauf läßt er sich dem Volke sehu; Das Volk bleibt vor Verwundrung stehn Und schreit: 'Nun läßt der Hut erst schön!' Er starb und ließ bei seinem Sterben Den ausgesteiften Hut dem Erben. Der Erbe nimmt den Hut und schmählt. *Jch,' spricht er, stehe wohl, was fehlt.' Er setzt darauf mit weisem Muthe Die dritte Krempe zu dem Hute. rief das Volk, 'der hat Verstand! Seht, was ein Sterblicher erfand! Er, er erhöht sein Vaterland!' Er starb und ließ bei seinem Sterben Den dreifach spitzen Hut dem Erben. Der Hut war freilich nicht mehr rein; Doch sagt, wie konnt' es anders sein? Er gieng schon durch die vierten Hände. Der Erbe färbt ihn schwarz, damit er was erfände. 'Beglückter Einfall!' rief die Stadt, 'So weit sah keiner noch, als der gesehen hat. Ein weißer Hut ließ lächerlich. Schwarz, Brüder, schwarz! so schickt es sich.'

7. Theil 3 - S. 191

1861 - Hanover : Rümpler
191 Sich, heimlich forschend, mit den Blicken maß! ' Kann'ö doch nach dentschem Rechte wohl geschehn, Daß, wer dem Kaiser heut den Bügel halt, Sich morgen selber in den Sattel schwingt. Jetzt dachten unsre freien Männer nicht An Hub- und Haingericht und Markgeding, Wo man um Esch' und Holztheil Sprache hielt: Nein! stattlich ausgerüstet, zogen sie Aus allen Gauen, einzeln und geschart, Ins Maienfeld hinab, zur Kafferwahl. Am schönen Rheinstrom, zwischen Worms und Mainz, Wo unabsehbar sich die ebne Flur Auf beiden Ufern breitet, sammelte Der Andrang sich, die Mauern einer Stadt Vermochten nicht das deutsche Volk zu fassen. Am reckten Ufer spannten ihr Gezelt Die Sachsen sammt der slav'schen Nachbarschaft, Die Baiern, die Ostfranken und die Schwaben, Am linken lagerten die rhein'schen Franken, Die Ober, und die Niederlothringer. So war das Mark von Deutschland hier gedrängt, Und mitten in dem Lager jeden Volks Erbub sich stolz das herzogliche Zelt. Da war ein Grüßen und ein Händeschlag, Ein Austausch, ein lebendiger Verkehr! Uitd jeder Stamnr verschieden an Gesicht, An Wuchs und Haltung, Mundart, Sitte, Tracht, An Pferden, Rüstung, Waffenfertigkeit, Und alle doch ein großes Brüdervolk, Zu gleichem Zwecke festlich hier vereint! Was jeder im besondern erst berieth, Im hüllenden Gezelt und im Gebüsch Der Jnselbuchten, mählich war's gereift Zum allgemeinen, offenen Beschluß. Aus vielen wurden wenige gewäblt, Und aus den wenigen erkor man zween, Allbeide Franken, fürstlichen Geschlechts, Erzeugt von Brüdern, Namensbrüder selbst, Kunrade, längst mit gleichem Ruhm genannt. Da standen nun ans eines Hügels Saum, Im Kreis der Fürsten, sichtbar allem Volk, Die beiden Männer, die aus freier Wahl Das deutsche Volk des Thrones werth erkannt Vor allen, die der deutsche Boden nährt, Von allen Würdigen die Würdigsten Und so einander selbst an Würde gleich, Daß fürder nicht die Wahl zu schreiten schien, Und daß die Wage ruht' im Gleichgewicht. Da standen sie, das hohe Haupt geneigt, Den Blick gesenkt, die Wange schamerglüht, Von stolzer Demuth überwältiget. Ein königlicher Anblick war's, ob dem

8. Theil 2 - S. 223

1861 - Hanover : Rümpler
22 3 166. Attila. Von Mascov. Geschichte der Deutschen. Leipzig 1726—37. (Gekürzt.) Ans den Münzen, die man von Attila erdichtet, hat man ihm fast keine menschliche Gestalt gegeben. Und was die Gemüths- beschasfenheit anbetrifft, stellen ihn die Neuern insgemein so wild vor, als wenn er sich selbst ans seiner Grausamkeit Ehre gemacht und sich unter andern seltsamen Titeln auch eine ^Geisel Gottes' genannt hätte. Diesen setzen wir die Abbildung entgegen, welche Jvrnandes, vielleicht aus Prisci Historie entlehnt, hinterlassen hat. Er war kurz von Person, hatte breite Schultern, einen großen Kopf, kleine Augen und eine gestutzte Nase. Die Begierde zu herrschen bildete bei ihm den mächtigsten Trieb; dabei war er ebenso gütig gegen die, welche er einmal in Schutz genommen, als schrecklich gegen die Feinde. Wie die Beschreibung seiner Ge- stalt mit dem, was von dem äußerlichen Wesen der Hunnen über- haupt bekannt ist, zusammentrifft, so kommt auch die Bezeichnung seiner Gcmüthseigenschaften mit den Thaten, die der sicherste Spiegel des menschlichen Gemüths sind, überein. Priscus beschreibt ihn dnrchgehends als einen Herrn von ernsthaftem Wesen; einige Um- stände laufen mit unter, die etwas Grausames zeigen. Wie bei feurigen Gemüthern insgemein die Bewegungen von Liebe und Zorn gleich heftig sind, so haben bei Attila die letzter» desto weiter gehen müssen, je nöthiger die Strenge gewesen, so wilde Völker im Zaum zu halten. Zum Kriege trieb ihn sein Ehrgeiz und die gemeine Neigung seiner Nation, welche kein ander Mittel, Ruhm zu erwerben, kannte. Er bediente sich dabei, um dem Volke desto mehr Vertrauen zu seinen Waffen zu machen, des Aber- glaubens seiner Unterthanen, indem er ausbringen lassen, er habe das Schwert, ich weiß nicht, welches Helden, den damals die Nach- welt als einen Gott des Krieges verehrte, in seine Hände bekommen. Wie man aber von denen, die große Reiche gestiftet, allemal ver- - muthen kann, daß sie ihr Glück nicht bloß der Faust zu danken gehabt, so finden wir auch bei Attila viele andere Geistesgaben, welche um- so mehr Hochachtung und Vergnügen erwecken, weil sie bei ihm eine reine Wirkung seiner Natur waren. Er war nicht so wild, daß man nicht einige Funken der natürlichen Religion, die sich unter den rohesten Heiden finden, in seinem Thun und Lassen hervorscheinen sähe. Priscus erzählet, daß er unter seinen Söhnen den jüngsten deswegen am liebsten gehabt, weil die Wahrsager prophezeiet, daß der Himmel demselben die Nachfolge zugedacht. Er wußte mitten unter dem Geräusche der Waffen auch die ruhigen Künste des Friedens wohl zu gebrauchen. Er führte nicht allein sein Volk selbst im Kriege an, sondern saß auch in Person zu

9. Theil 2 - S. 266

1861 - Hanover : Rümpler
_ 266 noch verschiedene Jagdgeschichten zu erzählen gedenke, die mir merk- würdiger und unterhaltender scheinen. Eines Morgens sah ich durch das Fenster meines Scklafge- machs, daß ein großer Teich, der nicht weit davon lag, mit wilden Enten gleichsam überdeckt war. Flugs nahm ich mein Gewehr aus dem Winkel, sprang zur Treppe hinab, und das so über Hals und Kopf, daß ich unvorsichtigerweise mit dem Gesichte gegen die Thürpfoste rannte. Feuer und Funken stoben mir ans den Augen, aber das hielt mich keinen Augenblick zurück. Ich kam bald zum Schuß; allein wie ich anlegte, wurde ich zu meinem großen Veb- drusse gewar, daß durch den so eben empfangenen heftigen Stoß sogar der Stein von dem Flintenhahne abgesprungen war. Was sollte ich nun thun? denn die Zeit war hier nicht zu verlieren. Glücklicherweise fiel^nir ein, was sich so eben mit meinen Augen zugetragen hatte. Ich riß also die Pfanne ans, legte mein Gewehr gegen das wilde Geflügel an und ballte die Faust gegen eins von meinen Augen. Von einem derben Schlage flogen wieder Funken genug heraus, der Schuß gieng los, und ich traf fünf Paar Enten, vier Rothhälse und ein Paar Wasserhühner. Gegenwart des Geistes ist die Seele mannhafter Thaten. Wenn Soldaten nnb Seeleute öfters dadurch glücklich davon kommen, so dankt der Weidmann ihr nicht seltener sein gutes Glück. Ein anderesmal stieß mir in einem ansehnlichen Walde von Rußland ein wunderschöner schwarzer Fuchs ans. Es wäre Jam- merschade gewesen, seinen kostbaren Pelz mit einem Kugel- oder Schrotschusse zu durchlöchern. Herr Reineke stand dicht bei einem Baume. Augenblicklich zog ich meine Kugel aus dem Laufe, lud dafür einen tüchtigen Brettnagel in mein Gewehr, feuerte, und traf so künstlich, daß ich seine Lunte fest an den Baum nagelte. Nun gieng ich ruhig zu ihm, nahm mein Weidmesser, gab ihm einen Kreuzschnitt übers Gesicht, griff nach meiner Peitsche und karbatschte ihn so artig aus seinem schönen Pelze heraus, daß es eine wahre Lust und ein rechtes Wunder zu sehen war. Einst, als ich all mein Blei verschossen hatte, stieß mir, ganz wider mein Vermuthen, der stattlichste Hirsch von der Welt auf. Er blickte mir so mir nichts dir nichts ins Auge, als ob er's aus- wendig gewußt hätte, daß mein Beutel leer war. Augenblicklich lud ich indessen meine Flinte mit Pulver und darüber her eine ganze Hand voll Kirschsteine, wovon ich, so hurtig sich das thun ließ, das Fleisch abgezogen batte. Und so gab ich ihm die volle Ladung mitten auf seine Stirn zwischen das Geweihe. Der Schuß betäubte ihn zwar, er taumelte, machte sich aber doch ans dem Staube. Ein oder zwei Jahre darnach war ich in eben dem- selben Walde aus der Jagd: und siehe! zum Vorschein kam ein stattlicher Hirsch mit einem voll ausgewachsenen Kirschbaum, mehr denn zehn Fuß hoch, zwischen seinem Geweihe. Mir siel gleich

10. Theil 2 - S. 110

1861 - Hanover : Rümpler
110 wenn er sie am Rande derselben überraschen kann. Der gefähr- lichste Feind der Gemse ist aber der Mensch. Er läßt sich ihr Fleisch und Talg wohl schmecken, setzt ihr Horn als Griff auf seinen Spazierstock und gerbt das Fell zu einem ausgezeichnet guten, sammtweichen, elastischen Leder. Eine lesenswertste Beschreibung der Gemsenjagd giebt der Pfarrer Steinmüller zu Rheineck, wovon hier das Wichtigste mitgetheilt werden soll. 'Die Rüstung des Gemsenjägers,' sagt er, 'besteht in einer leichten Kleidung und stark genagelten Schuhen, woran Fußeisen geschnallt werden, welche sechs bis acht Griffe haben, und mit denen der kühne Jäger bedächtlich und mühsam, aber furchtlos, über die steilsten Klippen, neben den scheuslichsten Abgründen und über hart gcfrorne Schnee- und Eisfelder hin- weggeht. Die Jäger aus dem Gasterlande und dem Cantón Schwitz besteigen auch die kahlen Gebirge häufig mit entblößten Füßen, nachdem sie die Fußsohlen mit Tannenharz klebrig gemacht haben, was sie von Zeit zu Zeit wiederholen. Der Jäger ist über- dies mit einem starken, langen, unten mit Eisen beschlagenen Al- penstock, mit einer guten Flinte, mit Pulver u^id Kugeln und bis- weilen mit einem Perspectivchen versehen, und endlich hängt eine kleine Jägertasche an seinen Schultern, worin ein Vorrath von Käse und Brot, selten ein Fläschchen mit Wein oder Kirschengeist aufbewahrt ist. Noch ehe die Soniie aufgeht, sucht er schoii in den höheren und höchsten Bergregionen zu sein. Hat er nun in irgend einer Gegend eine Gemse verspürt, so erwartet er eiitiveder ruhig, ob sie sich von der Weide in das Gebirge zurückzieht, wo er bei ihrer Herannäherung die Flinte auf einen Steiii legt, diese mit kaltem Bülte nach der Gemse richtet und mi8 seinem verbor- genen Hinterhalte schießt; oder er sucht sich ihr, und zwar stets mit Beobachtung des Windes, oft große Strecken weit ans dem Bauche kriechend, schußweit zu nähern. Ist eine Mutter von ihrem Jungen weggeschossen wordeil, so wird dieses ängstlich um die getödtete heriimspringen, sie beriechen xtnb öfters so lange bei ihr verweilen, bis ein zweiter Schuß geladen und losgedrückt wird. Weiden die Gemsen in Gesellschaft, oder ruhen sie, so stellen sie eine Wacht ausz aber nicht nur die Wache, sondern jedes einzelne Thier für sich ist äußerst lvachsain. Kaiim hat es ein paar Mi- Niiten geweidet, so hält es deii Kopf schon wieder in die Höhe und durchschaut die Gegend oder durchwittert die Luft, uiid die erste, welche etwas Verdächtiges sieht oder hört, stampft mit den Füßen ans deii Boden und warnt die aiidern mit einem durchdringenden Pfiff, worauf plötzlich die ganze Gesellschaft zusammenspringt und, als flöge sie davon, über die steilsten Felsen hiliwegsetzt. Hat der Jäger eine Gemse erlegt, so freut er sich der gemachten Beute, weidet sie aus, schwingt sie auf seinen Rücken und kehrt damit nach Hause. Doch um uns den Aufzug eines solchen heladenen
   bis 10 von 77 weiter»  »»
77 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 77 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 17
1 28
2 59
3 15
4 326
5 125
6 31
7 152
8 3
9 21
10 485
11 134
12 90
13 4
14 202
15 4
16 77
17 13
18 10
19 6
20 40
21 26
22 54
23 87
24 33
25 92
26 42
27 51
28 266
29 10
30 25
31 70
32 6
33 32
34 97
35 21
36 77
37 709
38 20
39 33
40 43
41 26
42 48
43 47
44 13
45 357
46 66
47 18
48 64
49 18

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 1
1 9
2 1
3 3
4 0
5 0
6 0
7 2
8 1
9 0
10 0
11 0
12 2
13 0
14 2
15 2
16 15
17 40
18 0
19 21
20 0
21 10
22 0
23 18
24 3
25 2
26 2
27 0
28 3
29 1
30 0
31 5
32 0
33 0
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 5
40 0
41 0
42 16
43 0
44 0
45 2
46 0
47 3
48 0
49 1
50 0
51 1
52 3
53 0
54 0
55 1
56 0
57 0
58 2
59 2
60 0
61 0
62 0
63 0
64 3
65 1
66 0
67 1
68 2
69 1
70 0
71 2
72 0
73 0
74 0
75 23
76 0
77 21
78 1
79 0
80 0
81 0
82 41
83 2
84 5
85 2
86 0
87 6
88 2
89 0
90 0
91 5
92 29
93 1
94 22
95 8
96 1
97 0
98 8
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 23
1 2
2 30
3 11
4 3
5 2
6 17
7 1
8 3
9 0
10 4
11 0
12 32
13 11
14 1
15 7
16 5
17 0
18 1
19 2
20 3
21 0
22 1
23 1
24 21
25 3
26 2
27 0
28 15
29 4
30 6
31 1
32 5
33 47
34 11
35 0
36 0
37 0
38 1
39 1
40 0
41 23
42 30
43 40
44 0
45 1
46 96
47 6
48 8
49 8
50 37
51 68
52 1
53 0
54 1
55 2
56 1
57 0
58 2
59 92
60 6
61 2
62 3
63 1
64 1
65 11
66 0
67 2
68 4
69 2
70 0
71 2
72 3
73 7
74 0
75 15
76 1
77 2
78 1
79 0
80 2
81 203
82 8
83 7
84 56
85 7
86 0
87 3
88 5
89 12
90 0
91 5
92 14
93 1
94 1
95 0
96 0
97 8
98 1
99 1
100 55
101 0
102 67
103 3
104 11
105 0
106 1
107 1
108 1
109 11
110 6
111 9
112 77
113 12
114 31
115 5
116 24
117 0
118 1
119 2
120 2
121 46
122 1
123 159
124 30
125 29
126 0
127 31
128 7
129 14
130 0
131 56
132 6
133 3
134 9
135 2
136 38
137 1
138 1
139 0
140 3
141 0
142 7
143 56
144 0
145 2
146 1
147 3
148 1
149 0
150 0
151 4
152 261
153 2
154 13
155 6
156 12
157 2
158 2
159 38
160 3
161 1
162 3
163 1
164 0
165 1
166 34
167 4
168 45
169 44
170 0
171 5
172 6
173 31
174 0
175 201
176 0
177 36
178 6
179 23
180 0
181 0
182 7
183 37
184 8
185 22
186 0
187 1
188 1
189 1
190 3
191 3
192 3
193 17
194 1
195 33
196 76
197 2
198 1
199 1