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1. Allgemeines und Deutsches Reich - S. 83

1905 - Berlin : Süsserott
83 nur 2/7 Dampfer, 5/7 sind Segelschiffe, die allerdings jetzt auch ganz aus Eisen und Stahl in gewaltigen Abmessungen hergestellt werden und hauptsächlich Massengüter (landwirtschaftliche Rohstoffe, Kohlen, Erze u. s. f.) zu niedrigen Frachtsätzen befördern. — Mit dieser Handelsflotte folgt Deutschland im Range gleich hinter Groß- britannien, so daß es die Union und Frankreich überflügelt hat. Den gewaltigen Aufschwung verdankt der deutsche Schiffsverkehr zunächst der Wiedererrichtung des Deutschen Reiches, dann der Er- werbung der Kolonien, insbesondere der Handelsstützpunkte in der Südsee und in Ostasien, zum größten Teil endlich der fast bei- spiellos dastehenden Entwicklung der heimischen Industrie. Auch ist an dieser Stelle die Erstarkung unserer Seemacht zu nennen, die deutschen Handel und deutsche Interessen überall nachdrücklich ver- tritt. (China, Venezuela, Haiti.) 2. Die Ostsee. Während die Ostsee zur Zeit der Hansa das am meisten be- fahrene Meer war, ist ihre heutige Bedeutung für den Verkehr im Verhältnis zur Nordsee oder gar zum Atlantischen Ozean gering. In ihrem östlichen Teile ist sie, besonders an der Küste, mehrere Monate mit Eis bedeckt. (Lage, Salzgehalt!) Trotzdem versucht man mit Hilfe von Eisbrechern, d. h. sehr stark gebauten spitzen Dampfern, den Schiffsverkehr ausrecht zu erhalten. — In den Verkehr und Handel auf der Ostsee teilen sich alle Userstaaten; der deutsche Anteil ist naturgemäß der größte. (Gründe: Fluß- mündungen und brauchbare Häfen, starkes Einfuhrbedürfnis.) Neben Stettin, Danzig und Königsberg kommen auf deutscher Seite noch die Städte Lübeck mit seinem Vorhafen Travemünde und Kiel und in zweiter Linie Rostock, Wismar und Flensburg in Betracht. Lübeck hat gegen früher viel verloren, strebt aber wieder mächtig vorwärts, (Elbe-Trave-Kanal) um seinen alten Rang unter den Ostseeplätzen wieder einzunehmen. Es ttnterhält Dainpferlinien nach Kopenhagen, Stockholm und Petersburg sowie nach der Nordsee und New L)ork. Geschadet hat ihm zugunsten Kiels der Bau des Nord-Ostseekanals. (Warum?) Dieses hat einen herrlichen Hafetl und ist Hauptflottenstation in der Ostsee. Eine wichtige Dampfer- linie verbindet es mit Korsör aus Seeland. (Schnellste Verbindung Deutschlands mit Kopenhagen.) Ebenso wichtig ist die Linie Saßnitz- 6*

2. Die ersten Elemente der Erdbeschreibung - S. 71

1830 - Berlin : Reimer
71 Kehren wir aus dem baltischen Meere zurück nach der Nordsee und gehen vom Eingänge des Skagcrracks gerade gegen Süden, so treffen wir an der Nordküste des Vestlandcs, d. i. also an der südlichen Seite der Nordsee D. den Dollart, unter 53^° N. Breite und 24^o £. Länge; cs ist ein Golf von geringer Erstrek- kung, der durch eine weite Oeffnung mit der Nordsee irr Verbindung steht und mehr eine breite Flußmündung als ein Mccrestheil ist. — Westlich vom Dollart, un- gefähr 20 Meilen entfernt, trifft man E. die Zuyder Zee (sprich Saüder Sec, d. h. südliche See), ein Busen, der in der Richtung von N. nach S. 2o Meilen lang ist und in seiner größ- ten Breite Io-Meilen zahlt. Gegen N. wird er von einer Inselrcihe begranzt, die sich längs dem Vestlaude bis in die Gegend der Dollart-Oeffnung erstreckt. So reich an Gliedern die Nordsee auf ihrer Ost- seite ist, so arm darau ist ihre Westseite, da, wo sie von der Insel Großbritannien bcgränzt wird. Hier bemerken wir nur das Peut land Frith (d. h. Meerenge), welches unter etwa 58j° N. Br. gelegen die nordwärts gelegene Gruppe der Orkney Inseln von Großbritannien trennt. Auf der Ostküste der zuletzt ge- nannten großen Insel bildet die Nordsee vier Buchten, die von N. nach S. gezählt folgendermaßen heißen: Murray Bai, Bai von Forth, das Wash (d. h. Sumpf, Pfütze) und die Themse Bucht. In ihrem südwestlichsten Winkel steht die Nordsee durch eine Meerenge, Pas de Calais oder Straße von Dover- genannt, mit einem zweiten Gliede des atlantischen Oceans in Verbindung, mit 2) dem Kanäle., Seine Länge beträgt 75 Meilen in der Richtung von No. nach Sw. D>,e Breite ist sehr- abwechselnd; am geringsten ist sie im Pas de Calais selbst, wo sie nur 21 tausend Fuß beträgt, dann aber nimmt sie schnell zu bis auf 22 Meilen, um abermals abzunehmen bis auf 11 Meilen, was zwischen dem Kap de la Hague, auf der Küste des europäischen Vestlandcs gelegen, und dem 'an der großbritannischen Küste liegenden Portlandspitze Statt v

3. Deutsche Geschichte bis zum Jahre 1648 - S. 57

1895 - Köln : DuMont-Schauberg
— 57 — 1) Katholiken und Protestanten erhielten gleiche Rechte. 2) Die Schweden bekamen Vorpommern (linke Oderseite), die Inseln Rügen, Usedom und Wollin/ außerdem eine Anzahl deutscher Städte an der Nord- und Ostsee, so daß sie die Mündungen der wichtigsten deutschen Ströme mit Ausnahme des Rheines beherrschten. Die Mündungen des Rheines waren in den Händen der Niederländer, deren Trennung vom deutschen Reiche ebenfalls im westfälischen Frieden anerkannt wurde. Frankreich erhielt das ganze Land zwischen Vogesen und Rhein (Elsaß), mit Ausnahme von Straßburg; außerdem wurde ihm der Besitz der lothringischen Städte, welche bereits vor 100 Jahren in seine Hände gekommen waren, bestätigt. Einzelnen deutschen Fürsten wurden neue Besitzungen, meistens aus eingezogenen geistlichen Gütern, zugesprochen. 3) Die Macht des deutschen Kaisers wurde beschränkt/ er konnte nicht mehr selbständig über Krieg und Frieden oder über Bündnisse entscheiden. Den Fürsten dagegen war von nun an gestattet, unter sich und mit auswärtigen Mächten Bündnisse einzugehen, nur sollten diese nicht gegen Kaiser und Reich gerichtet sein. Während des Krieges hatte Bayern die Kurwürde Friedrichs V. von der Pfalz erhalten/ für dessen Sohn wurde eine neue Kurwürde errichtet.

4. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 227

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
37. Der dreißigjährige Krieg bis zum Tode Gustav Adolfs. 227 Sachsen für sich. Der spanische Befehlshaber in den Niederlanden, Spitzolk< erhielt den Befehl, in die Unterpfalz einzubrechen. Der Kurfürst von Sachsen übernahm aus alter Freundschaft gegen Oesterreich und aus alter Feindschaft der Lutheraner gegen die Caloinisten, für die Abtretung der Oberund Niederlausitz Seitens Ferdinand's, die Unterwerfung Schlesiens (nebst der Lausitz), welches als böhmisches Nebenland auch Friedrich anerkannte. In Böhmen vereinigte sich das liguistische Heer unter Herzog Maximilian und Tilly mit den kaiserlichen Truppen unter Boucquoi; den Oberbefehl führte Maximilian, dem der Kaiser die pfälzische Kurwürde und alle Eroberungen im Reiche versprochen hatte. Das böhmische Heer befehligte Christian von Anhalt. Er hatte blos geworbenes Kriegsvolk und einige Tausend Ungarn, die ihm Bethlen Gabor gesendet. Eine entscheidende Schlacht schien unvermeidlich, denn beide Heere waren in mißlichen Umständen, — Seuchen wütheten, Hunger und Noth waren bei beiden Theilen groß. Im Lager des Königs war Kriegsrath. Christian von Anhalt sagte: der Feind wolle nach Prag, man müsse dahin zurück, die Hauptstadt zu decken; — Graf Thurn, beschränkt und eigensinnig wie immer, wollte seinen Kopf zum Pfand einsetzen, daß dieses Maximilian's Absicht nicht sei, man müsse das Lager behaupten und das Land decken. Als man erfuhr, daß Maximilian wirklich nach Prag marfchire, mußte Christian von Anhalt sich zu einem Nachtmarsche entschließen. Um Mitternacht stand er auf dem weißen Berge. Das Heer war erschöpft, entmuthigt, demoralisirt; Friedrich war in Prag. Es war zwischen 12 und 1 Uhr am 8. Nov., an einem Sonntage, als das kaiserliche Heer unter Tilly sich gegen die Böhmischen in Bewegung setzte. Christian von Anhalt warf mit feiner Reiterei die Kaiserlichen über den Haufen mit solchem Glück, daß dadurch auch zwei Infanterie-Regimenter zum Wanken gebracht wurden. Tilly aber schickte den Böhmischen sofort 500 Reiter in die Flanke, welche diese mit solcher Wuth angriffen, daß nicht allein der Fürst von Anhalt selbst verwundet und gefangen, sondern auch die ganze Reiterei zersprengt und in die Flucht gejagt wurde. Die geworfene Reiterei brachte Unordnung in die Reihen des Fußvolks, was die Kaiserlichen geschickt benutzten und mit der ganzen Armee vorrückten. Die Böhmischen machten nock vereinzelte Angriffe, die das Gepräge der Unentschlossenheit des Führers und die Feigheit der Soldaten in gleichem Maße bezeugten. Die Schlacht hatte nur eine Stunde gedauert und der Sieger schlug seinen Verlust nur auf 100 Mann an. Aber 5000 der Besiegten sollen das Schlachtfeld bedeckt haben — 5000 Gefangene, 100 Fahnen so wie die gesammte feindliche Artillerie fielen in des Siegers Hände. Böhmen, Mähren, Schlesien, die Lausitz gehorchten wieder dem Fürsten, den sie ein Jahr vorher abgesetzt hatten. Das unglückliche Königspaar pilgerte über Breslau, Berlin nach Holland. Niemand ahnte damals, daß ein Enkel (Georg I.) dieses hartbedrängten Paares einst den englischen Thron^besteigen toürwf^ 15*

5. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 273

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
44. Christine, Königin von Schweden. 27:3 Die Rückwirkungen eines solchen Betragens können nicht ausbleiben; um so weniger fühlt sie sich darin zufrieden, heimisch oder glücklich. Da geschieht es nun, daß dieser Geist der Nichtbefriedigung sich vor Allem auf die religiösen Dinge wirft. Die weitläufigen Predigten, die ihr schon immer Langeweile gemacht und die sie um der Reichsordnung willen anhören mußte, wurden ihr nun unerträglich. In der Stimmung, in welche sie hierdurch gerieth, in der sie sich von der angenommenen Landesreligion innerlich entfernte, ward sie nun durch die Ankunft der fremden Gelehrten bestärkt. Einige waren katholisch, andere, z. B. Isaak Vossius, gaben Anlaß, sie für ungläubig zu halten. Besonders machte ein Ausspruch Cicero's, daß die wahre Religion nur eine sein könne und alle andern falsch sein müßten, auf sie Eindruck. Die Frage war nur eben, welche dies fei. Sie war neun Jahre alt, als man ihr zuerst eine nähere Notiz von der katholischen Kirche gab und ihr unter Anderem sagte, daß in derselben der ehelose Stand ein Verdienst sei. „Ach", rief sie aus, „wie schön ist dies, diese Religion will ich annehmen." Man verwies ihr das ernstlich; desto hartnäckiger blieb sie dabei. Daran knüpfen sich weitere verwandte Eindrücke. „Wenn man katholisch ist", sagte sie, „hat man den Trost, zu glauben, was so viele edle Geister sechszehn Jahrhunderte lang geglaubt; einer Religion anzugehören, die durch Millionen Wunder, Millionen Märtyrer bestätigt ist, die endlich", fügt sie hinzu, »so viele wunderbare Jungfrauen hervorgebracht hat, welche die Schwachheiten ihres Geschlechtes überwunden und sich Gott geopfert haben." Der erste, dem sie ihre Neigung zu erkennen gab, war ein Jesuit, Antonio Macedo, Beichtvater des portugiesischen Gesandten. Plötzlich verschwand Macedo von Stockholm. Die Königin that, als lasse sie ihn suchen, verfolgen, aber sie selbst hatte ihn nach Rom geschickt, um ihre Absicht zunächst dem Jesuitengeneral vorzutragen und ihn zu bitten, ihr ein paar vertraute Mitglieder seines Ordens zuzusenden. Im Februar 1652 langten diese in der That in Stockholm an, und in dem Königspalaste Gustav Adols's traten Abgeordnete von Rom mit seiner Tochter zusammen, um mit ihr über ihren Uebertritt zur römischen Kirche zu unterhandeln. Der Reiz für Christine lag auch darin, daß Niemand etwas davon ahnte; auch sprach sie mit thuen über die Schwierigkeiten, die es haben werde, wenn sie sich zu dem Ueber-tritte entschließe, ihn ins Wert zu setzen. Sie fragte, ob ihr der Papst nicht die Erlaubniß geben könne, das Abendmahl alle Jahre einmal nach lutherischem Gebrauche zu nehmen. Sie antworteten: Nein; „dann", sagte sie, »ist keine Hülse, ich muß die Krone aufgeben". Denn bahin richteten sich ohnedies ihre Gedanken von Tage zu Tage mehr. Nicht immer gingen die Geschäfte des Landes nach Wunsch. Der mächtigen Aristokratie gegenüber bildete die Königin mit ihrer aus so vielen Ländern herbeigezogenen Umgebung, mit dem Thronfolger, den sie dem Lande auf- P Ü tz, Histor. Darstell, u. Charakteristiken. Iii. 2. Aufl. 18

6. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 57

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
11. Karl's V. Wahl und Wahlcapitulation. 57 diese Gefahr bei seinem ungleich mächtigern Nachfolger noch drohender und unvermeidlicher. Daher mußte Karl V. in der von den Kurfürsten entworfenen Wahlcapitulation (in 34 Artikeln) außer den allgemeinen Versprechen, welche bei jeder Wahl ertheilt wurden (das Reich und alle Glieder des Reiches, die Kirche, das Recht, den Frieden zu schützen, die Privilegien aller Stände, namentlich der Fürsten und Kurfürsten, zu schützen), noch insbesondere geloben, ohne Wissen und Willen der Kurfürsten kein Bündniß mit fremden Staaten zu schließen, nichts, das dem Reiche gehört, zu veräußern oder zu verpfänden, von freien Stücken keinen Krieg anzufangen, aber das Reich im Falle eines Angriffs zu vertheidigen, keine fremden Kriegsvölker in das Reich zu führen, ohne Zustimmung der Kurfürsten keine Steuern auszuschreiben und keinen Reichstag zu berufen, die Reichsämter (Kanzler, Marschall u. a.) nur an Einheimische, welche „von gutem Stande" seien, zu vergeben, in den Reichsverhandlungen und in dem Verkehr mit den Ständen sich nur der deutschen oder lateinischen Sprache zu bedienen, Niemanden zu Diensten außerhalb des Reiches zu verpflichten, selbst so viel als möglich seine Residenz innerhalb der Reichsgrenzen zu nehmen, sich zum Empfange der Krönung persönlich in das Reich zu begeben, auch später die kaiserliche Krone zu empfangen u. f. w. Den Wahlfürsten schien auch ihre Zukunft um so beruhigter, als eiu Monarch an die Spitze trat, dessen voraussichtliche öftere Abwesenheit vom Reiche ihrer ständischen Selbstregierung Raum ließ, und dies war nicht das letzte Motiv der vollzogenen Wahl. Der gesicherte Besitz des Kaiserthums verlangte, daß Karl, sobald als möglich, zum Empfang der Krönung nach Deutschland gehe. Wohl herrschte Unzufriedenheit in Spanien, die königliche Gegenwart schien nöthig, um einen gewaltsamen Ausbruch der bösen Stimmung zu verhindern. Aber die Günstlinge, die Karl aus Belgien mit sich genommen, sehnten sich aus Spanien hinweg, wo man sie beschuldigte, durch eine käufliche Verwaltung und schamlose Erpressungen sich bereichert zu haben. Diese niederländische Umgebung des Königs, in dem Verlangen, die Früchte ihrer spanischen Ernte daheim in Ruhe zu genießen, wußte die für Karl's Herrschaft aufsteigenden Gefahren als geringfügig darzustellen und konnte auf dringende Briefe, die aus Deutschland eintrafen, hinweisen. Karl bestellte den Cardinal Adrian von Tortosa zum Statthalter feiner spanischen Königreiche, der schon als Niederländer wenig geeignet war, die erbitterten Spanier zu beruhigen. In dem Augenblicke, als der König abreiste, brachen schon Aufstände in mehreren Städten Spaniens aus. Doch ihn hielt nichts zurück, er schiffte sich am 19. Mat zu Corunna in Galicien ein und landete ant 1. Juni zu Vließingen. Mit Heinrich Viii. von England traf er in Dover und in Gravelmgen zusammen, um das englische Bündniß sester zu knüpfen, auf das ihn das gespannte Verhältniß zu Frankreich anwies. Der Festlichkeiten bet seinem Durchzuge durch Brügge, Gent, Brüssel war kein Ende, und den in Brüssel versammel-

7. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 107

1876 - Köln : DuMont-Schauberg
21. Der Schmalkaldische Krieg. Moritz von Sachsen. 107 sie entschlossen, das Aeußerste zu wagen. Zugleich berührten sie die allgemeinen Beschwerden der deutschen Nation gegen die kaiserliche Regierung: fremde Räthe leiteten die Angelegenheiten des deutschen Reiches, fremde Truppen überschwemmten das deutsche Land, in allen Dingen seien die Rechte der deutschen Nation durch den Kaiser gekränkt und verletzt. Die Heere der Aufständischen wandten sich zunächst nach Süddeutschland, um dort des Kaisers Macht aufzuheben, vielleicht ihn selbst, in seinem damaligen Aufenthalte Tirol, zu fangen, der weder ein Heer zur Hand hatte noch die Mittel, ein solsches rasch anzuwerben, auch, mit Concil-Ideen und Successions-Projecten (für seinen Sohn Philipp) beschäftigt, den völligen Parteiwechsel des neuen Kurfürsten nicht zu bemerken schien. Ehe er sich's versah, war Deutschland in den Händen seiner Gegner. Am 4. April nahmen die Verbündeten Augsburg ein, während der französische König sich ohne Widerstand Lothringens bemächtigte und Karl durch seinen (ihm wegen des spanischen Succes-sions-Projectes abgeneigten) Bruder Ferdinand mit Moritz unterhandeln lies; (zu Linz), ohne daß deßhalb die Waffen ruhten; Moritz, selbst an der Spitze seines Heeres, drang über Füssen durch die Ehrenberger Klause in Tirol ein und besetzten ohne Hindernisse (und im geheimen Einverständnisse mit Ferdinand) Innsbruck, den damaligen Sitz des kaiserlichen Hofes; Karl, gichtkrank und gelähmt, mußte in einer stürmischen Nacht weiter ins Gebirge hinein (nach Villach in Kärnten) fliehen. Zwischen Karl und Moritz mit dem Fürstenbunde stand aber eine sehr große deutsche Mittelpartei, nämlich diejenigen Reichsstände (die rheinischen Kurfürsten, Brandenburg, Cleve, Baiern, Württemberg, die süddeutschen Bischöfe und Städte), welche die Nation vor dem Unglück eines neuen allgemeinen Krieges bewahren wollten. Deren confequentes und unbeirrtes Austreten als Vermittler in den zu Paffau eröffneten Verhandlungen hat für den Religionsfriedenden Ausschlag gegeben. Sie setzten die gleichzeitige Freilassung des Landgrafen und die Entlassung des aufständischen Heeres durch, und der Kaiser, als er keine Aussicht auf Hülfe des Reiches zur Verwirklichung seines Princips der Religionseinheit sah, ließ sich endlich durch die dringendsten Vorstellungen seines Bruders zu einer momentanen Nachgiebigkeit bewegen. Am 15. August unterschrieb er den Paffauer Vertrag, der die einstweilige Gleichberechtigung und Duldung beider Religionen als Gesetz ausstellte (also das kaiserliche Interim aufhob), die definitive Lösung der religiösen Frage aber einem innerhalb sechs Monate zu berufenden Reichstage vorbehielt. Diefreigebung Johann Friedrich's erfolgte nur, nachdem er den Status quo in Sachsen anerkannt hatte. Karl war, seinem spanischen Charakter gemäß, auch nach dem Paffauer Stillstand fortwährend darauf bedacht, die nur mit kriegerischen Hintergedanken gemachten Concessionen wieder zurückzunehmen. Und wenn auch fein mißlungener Versuch Metz wiederzuerobern (f. Nr. 22) ihm noch nicht gestattete, sich offen gegen den Paffauer Vertrag zu erklären, so glaubte er doch in dem

8. Die Geschichte der neuesten Zeit - S. 449

1877 - Köln : DuMont-Schauberg
48. Der zweite Krieg um Schleswig-Holstein. 449 der dänischen Armee (25,000 M.) und 80 Geschützen besetzt. Das österreichische Corps nebst den preußischen Garden unternahm es, das Dane-werk in der Fronte anzugreifen und den Feind hier zu fesseln, während das preußische Corps die Stellung der Dänen im Osten beim Fischerdorfe Miffunde an der Schlei „öffnen" sollte. Eine dreistündige Kanonade gegen die Schanzen von Missunde (2. Febr.) und ein Versuch, dieselben zu erstürmen, hatten, zum Theil durch Nebel gehindert, keinen anderen Erfolg, als daß man die Stärke der feindlichen Stellung erprobte. Das österreichische Armeecorps unter dem Feldmarschall-Lieutenant Freiherrn von Gab lenz, der sich früher (1848—1849) in Italien und Ungarn ausgezeichnet hatte, war unter kleineren Gefechten bis zum Danewerk vorgedrungen, fand dasselbe aber von den Dänen verlassen. Denn de Meza hatte die Instruction, den Kampf um die keineswegs ganz fertige Vertheidigungsstellung nicht so weit zu führen, daß dadurch „das Dasein des Heeres compromittirt werde". Da aber seine Armee, abgesehen von der mangelhaften Organisation, viel zu schwach war, und die Eroberung des Danewerks nur eine Frage der Zeit sein konnte, so zog er es vor, sich mit ungeschwächtem Heere in die zweite Vertheidigungslinie (Düppel) zurückzuziehen. Auf dem Rückzüge entspann sich unweit Flensburg — kaum 1v* Meile nördlich von Jdstedt, wo sich 1850 die Geschicke des Landes ent schieden hatten (s. S. 368) — ein Arriere-Garden-Gesecht bei Oeversee (6. Febr.), welches zu Gunsten der Oesterreicher endete. b. Belagerung und Erstürmung der Düppeler Schanzen. Die Ostküste Schleswigs hat mehrere tiefe Meereseinschnitte, durch welche vorspringende Halbinseln gebildet werden; die nördlichste derselben zwischen dem Flensburger und Apenrader Meerbusen, heißt das Sunde-witt. Ihre abgestumpfte Spitze (im Südosten) am Alsensund enthält die Düppelberge, einen von einzelnen Kuppen überragten Höhenzug (250'), welche schon 1849 (s. S. 366) den Sachsen und Baiern so viel Blut gekostet hatten, daß die Soldaten sie das „Blutloch" nannten. Seitdem war der Rücken dieses von Natur festen Höhenzuges durch eine Doppelreihe von (7 und 3) Schanzen mit außerordentlicher Kunst fester gemacht und mit allerlei Annäherungshindernissen (Pallisadenreihen, Eggen, Wolfsgruben, Spitzpfählen, Drahtnetzen) ausgestattet worden. Beide Flügel dieser „Düppelstellung" waren an das Meer gelehnt und durch die Flotte (Kanonenboote) geschützt, auch deckten im Rücken derselben zwei Brückenköpfe die Schiffbrücken zwischen dem Sundewitt und der Insel Alsen. Bei der geringen Ausdehnung der Linie (3000 Schritt) war die Durchbrechung ungleich schwieriger, als bei der (11 Meilen langen) Danewerk-Position, die Vertheidigung ungleich leichter. Am 9, Febr. rückten die ersten preußischen Bataillone unter dem Pütz, Histor. Darstell, u. Charakteristiken. Iv. 2. Aufl. / 29

9. Lesebuch für obere Classen in katholischen Elementarschulen - S. 444

1857 - Köln : DuMont-Schauberg
444 immer ist, ein Vater seiner Unterthanen zu sein und sie wahrhaft zu beglücken, das sehen wir ja von Jahr zu Jahr deutlicher. Freundlich und liebevoll ist er gegen Jeden im Lande. Noth und Elend lindert er gern, wo er es vermag, und mit Weisheit sucht er das Beste zu erkennen und auszuführen. Künste und Wissenschaften, Ackerbau und Gewerbe finden bei ihm in noch erhöhterem Maße als zuvor Schutz und Förderung. Edle Männer, die unter der vorigen Regierung ihrer politischen Ansichten wegen aus Amt und Würden entfernt worden wa- ren, setzte er in diese wieder ein. Den Rheinländern bestätigte er ihr geliebtes, früher vielfach bedrohtes heimisches Recht. Dem ganzen Lande gab er 1849 eine Verfassung, in deren zwölftem Artikel Katho- liken und Protestanten einander völlig gleichgestellt sind. Ueberhaupt fühlen die Katholiken Preußens sich diesem Könige um so mehr zum aufrichtigsten Danke verpflichtet, als er ihnen auch schon vor Erlaß der Verfassung eine freiere Bewegung, namentlich den Bischöfen den un- gehinderten Verkehr mit dem heiligen Stuhle zu Rom, dem Mittel- punkte 'der katholischen Einheit, huldvoll gewährte. Friedrich Wilhelm Iv. ist nicht nur ein gottesfürchtiger König, der öffentlich bekannte: ,,Jch und mein Haus wollen dem Herrn dienen" — söndern vuch einer der geistreichsten Fürsten und von großer Beredsamkeit. Wie er unausgesetzt das Augenmerk darauf richtet, seinem und anderen Völkern den Frieden zu erhalten, das leuchtet jedem ein, der den Ver- lauf der neuesten Weltereignisse nicht außer Acht gelassen hat. — Gott leite und segne Friedrich Wilhelm den Vierten! Lange >. regiere und beglücke er sein Volk! --------------- Vierte Abtheilung. Der Mensch. 1. Die Würde des Menschen. Du hast ihn ein wenig unter die Engel verringert, (dann) mit Herrlichkeit und Ehre ihn gekrönt, und ihn gesetzt über die Werke Deiner Hanve. (Hebr. Ii. 7., Ps. "Vlll.) Vom Himmel kam, gesandt von Dir, Dein Sohn zu uns auf Erden; t Er kam, und ward ein Mensch wie wir. Der Menschen Heil zu werden. Wie hoch sind wir durch Ihn geehrt, Wie ernstlich durch Ihn selbst belehrt, Der Menschheit Werth zu schätzen! Unter allen Gegenständen der Erkenntniß ist hienieden unstreitig der Mensch selbst der vorzüglichste. Keine andere Kenntniß hat so groß-

10. Die Geschichte der neuern Zeit - S. 634

1864 - Köln : DuMont-Schauberg
634 95. Der Krieg der ersten Coalition gegen Frankreich. beten Staatsdienerschaft hinab. Die Folge war, daß die geistlichen und weltlichen Stände des deutschen Reiches, welche in Frankreich Diöcesan- rechte ausgeübt hatten oder Besitzungen mit Landeshoheit und anderen Gerechtsamen besaßen, dieselben verlieren sollten. Die Erzbischöfe von Mainz, Trier und Köln, die Bischöfe von Straßburg, Speier und Basel, der deutsche Orden, die Herzöge von Zweibrücken und Württem- berg, der Landgraf von Hessen-Darmstadt, der Markgraf von Baden, die Fürsten von Nassau, Leiningen und Löwenstein nebst vielen Grafen, Herren und Rittern kamen dadurch zu bedeutendem Schaden und wollten sich denselben nicht gefallen lassen. Kaiser Leopold nahm sich aus Be- trieb des kurfürstlichen Collegiums der beeinträchtigten Stände an, und der deutsche Reichstag erklärte durch ein Conclusum vom 6. August 1791, daß die Anwendung französischer Decrete auf die in Lothringen und im Elsaß begüterten Reichsstände eine Verletzung der Hoheit des Kaisers und des Reiches sei. Zu der durch diese Verhältnisse herbeigeführten Spannung zwischen dem deutschen Reiche und der französischen Regierung kam die Be- sorgniß vor der weiteren Ausbreitung der Grundsätze, welche in Frank- reich herrschten, und der Schutz, welchen die Emigranten in Deutschland fanden, hinzu, um das gute Einverständniß auf beiden Seiten immer mehr zu stören. Die Flucht, durch welche sich der König von Frank- reich aus der Gewalt der National-Versammlung zu befreien suchte und die ihn, da sie mißlang, in die förmliche Gefangenschaft seiner Unterthanen brachte, veranlaßte den Kaiser zu einer Circular-Note an alle europäischen Höfe, worin er sie aufforderte, die Sache des Königs von Frankreich als ihre eigene zu betrachten und die Befreiung und Sicherheit desselben durch entscheidende Maßregeln zu bewirken. Der Kaiser hielt im August 1791 mit dem Könige von Preußen, Friedrich Wilhelm Ii., eine Zusammenkunft zu Pillnitz; beide beschlossen, ihre Heere in Bereitschaft zu hallen. Kurz darauf nahm aber der König von Frankreich die von der National-Versammlung entworfene Ver- fassung feierlich an und erklärte allen Mächten, daß er dies freiwillig und ungezwungen gethan habe. Der gemäßigte Kaiser Leopold war über diese glückliche Wendung der Dinge in Frankreich erfreut. Als nach dem Abgänge der ersten (constituirenden) National-Ver- sammlung die gesetzgebende National-Versammlung mit weniger ge- mäßigten Grundsätzen und unter dem Einflüsse der heftigen jacobini- schen Partei sogleich gegen die Emigranten und die deutschen Reichs- fürsten, bei welchen dieselben Schutz gefunden hatten, einen Ton an- nahm, der einen feindseligen Bruch voraussehen ließ, schloß der Kaiser am 7. Februar 1792 mit dem Könige von Preußen zu Berlin eine Allianz, durch welche sich beide Mächte zu einer gemeinschaftlichen Ver- theidigung gegen jeden Angriff und zur Aufrechthaltung der deutschen Verfassung verbanden. Die Beschleunigung des Krieges wurde nicht wenig durch den Tod des Kaisers befördert. Leopold Ii. starb am 1. März 1792, sein Sohn und Nachfolger, Franz Ii., war als ein
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