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1. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 60

1822 - Berlin : Reimer
öö Erzählungen. Denn noch kämpften all' Auf der Leichen Wall, Wild mit der Verzweiflung letzten Wuth. Flüchtend drängten nach drs Tempels Hallen Die Besiegten nun im Wahn sich hin, Nimmer könne lstes Gebäude fallen, Denn Jehova wohne selbst darin. Doch kein heilger Ort Hält zurück den Mord Naubbegierger Krieger wilden Sinn. - Uno so sank, ein unerhört Exempel, In der ungeheuren Flamme Brand Der erhabne, gottgeweihte Tempel, Der ein ganz Jahrhundert stand. Aber nun zurück Wendet still den Blick, Und erkennt, wo waltet Gottes Hand. Sieh, ein Krieger, mord-und racheschnauvend Naht der Wohnung einer Gläubigen, Welche Jesum einst bewirthet, glaubend An die Sendung dieses Göttlichen. „Flieh zum Tempel, flieh! Fleht ihr Mann, die Kniee Ihr umfassend, eilig laß uns gehn!" Doch sie nimmt an ihre Brust den Säugling-.- „Fliehe! Gott ist dort, und Gott ist hier; Geh zum Tempel dann, du bist ein Weichling! Gottes Hand allein ist über mir!" Sprichts, und bleibt zurück, Und mit Wuth im Blick Tritt der Krieger ein und naht sich ihr. „Hier, Soldat, ist mefne Brust! ich siehe Nicht mm Schonung," ruft sie. Doch es streckt Schnell das Kind die Händchen in die Höhe, Und umfchmiegcnd hält es sie bedeckt. Da umfließt ein Glanz Kind und Mutter ganz, Und der Mörder steht zurückgeschreckt.

2. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 66

1822 - Berlin : Reimer
66 Erzählungen. 5g. Harras. Noch harrte im heimlichen Dämmerlicht Die Welt dem Morgen entgegen, Noch erwachte die Erde vom Schlummer nicht, Da begann sichs im Lhale zu regen. Und es klingt herauf mit Stimmengewirr^ Wie flüchtiger Hufschlag und Waffengeklirr, Und rief aus dem Wald zum Gefechte Sprengt ein Fähnlein gewappneter Knechte. Und vorbei mit wildem Ruf fliegt der Troß, Wie Brausen des Sturms und Gewitter, Und voran auf feurig schnaubendem Roß, Der Harras, der muthige Ritter. Sie jagen, als gält es dem Kampf um die Welt, Auf heimlichen Wegen durch Flur und Feld Den Gegner noch heut zu erreichen, Und die feindliche Burg zu ersteigen. So stürmen sie fort in des Waldes Nacht Durch den fröhlich aufglühenden Morgen, Doch mit ihm ist auch das Verderben erwacht, Es lauert nicht länger verborgen. Denn plötzlich bricht aus dem Hinterhalt Der Feind mit doppelt stärkrer Gewalt, Das Hüfthorn ruft furchtbar zum Streite Und die Schwerdter entfliegen der Scheide. Wie der Wald donnernd wieder erklingt Won ihren gewaltigen Streichen! Die Schwerdter klingen, der Helmbusch winkt. Und die schnaubenden Rosse steigen. Aus tausend Wunden strömt schon das Blut, Sie achtens nicht in des Kampfes Gluth, Und keiner will sich ergeben, Denn Freiheit gilts oder Leben. Doch dem Häuflein des Ritters wankt endlich die Kraft, Der Uebermacht muß es erliegen, Das

3. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 44

1822 - Berlin : Reimer
K4 Erzählungen. Und grüßten ihren Freund. (So pflegt es zu geschehn.) Da hieß es allemal: Uns freut von ganzer Seele, „Dich hier zu sehn; und nun— erzähle! Was ward da nicht erzählt! Hört, sprach er einst, ihr wißt Wie weit von unsrer Stadt zu den Huronen ist« Eilf hundert Meilen hinter ihnen * Sind Menschen die mir seltsam schienen. Sie sitzen oft bis in die Nacht Beisammen, fest auf einer Stelle; Und denken nicht an Gott, noch Hölle. Da wird kern Lisch gedeckt, kein Mund wird naß gemacht. Es können um sie her die Donnerkeile blitzen Zwei Heer' im Kampfe stehn, —- sollt' auch der Him- v '., mel schon Mit Krachen seinen Einfall drohn: Sie blieben ungestöret sitzen; Denn sie sind taub und'stumm. Doch läßt sich dann und wann Ein halbgebrochner Laut aus ihrem Munde hören, Der nicht zusammenhangt und wenig sagen rann, Db sie die Augen schon darüber oft verkehren. Man sah mich oft erstaunt zu ihrer Seite stehen: (Denn wenn dergleichen Ding geschieht, So pflegt man öfters hinzugehen, Daß man die Leute sitzen steht:) Glaubt Brüder, daß mir nie die gräßlichen Geberden Aus dem Gemüthe kommen werden, Die ick an ihnen sah! Verzweiflung, Raserei, Boshafte Freud', und Angst dabei, Die wechselten in den Gesichtern. Sie schienen mir -- das Schwor ich euch! — An Wuth den Furien, an Ernst den Höllenrichtery, An Angst den Missethätern gleich. Allem was ist ihr Zwecks" so fragten hler die Freunde, „Vielleicht besorgen sie die Wohlfahtt^der^ Gemein-

4. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 57

1822 - Berlin : Reimer
Erzählungen. ■- 57 Den Bürgern wurde kalt und heiß, Bis noch der Trost sich fand, Daß unentdeckt im ebrnen Kreis Ein Fluchtweg offen stand. Da griffen sie geschwind zum Stabe, Und'stöhn mit Weib und Kind und Habe. Hans Marsch, der Schafhirt, blieb im Ort Der Männer ganzer Nest, Denn Ehehaflen hielten dort Den wackern Burschen fest. Sein Weib, ein ihm sehr liebes Wesen „ y; War eines Kindleins erst genesen. „Sikh zu, was siehet dir bevor? Rathschlagte Hans mit sich. Das Wölk umlagert Wall und Thor, Und tobep fürchterlich. Doch nur getrost! Wie sichs auch stelle. Es stamm?denn doch nicht aus der Hölle!" „Tritt mannhaft ihm vor's Angesicht, Und sprich ein tapfres Wort! Das war des Bürgermeisters Pflicht, Doch lief die Memme fort. So bist du leicht der Stadt wehr nütze, Als jene ausgewichne Stütze." Und zwischen Donnerbüchsen stand Er plötzlich auf dem Thor, Schwang muthig mit der rechten, Hand Ein weißes Luch empor, Und rief fast trotzig: „Hört ihr Degen, Ich soll mit euch Verhandlung pflegen. Gelobt ihr Schutz und Sicherheit Uns allen redlich an, So wird euch ohne Widerstreit Das Thor flugs aufgethan. Doch, wollet ihr die Stadt verheeren, So werden wir uns grimmig wehren."

5. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 257

1822 - Berlin : Reimer
Poetische Lesestücke. 257 Unter stillen feiernden Gebeten Flammt der Opfer Lohe himmelan; Won geweihten, Speer-umkränzten Stätten, Durch des Lagers weit gekreisten Plan. Schnell enteilt die dunkelste der Nächte; Und an Ostens purpurfarb'nem Rand Steigt der Liebling aller Himmelsmächte Glühend auf, an Eos Rosenhand. Da tönt, von Pieriens Gefilden Her, ein schauerlicher Schlachtgesang; Gleich dem Blitzstrahl zuckt von tausend Schilden Helles Glanzen durch der Waffen Klang. Jst's die Vorhut schon der Feindesheere, Won Philippi's Thoren früh genaht? Oder einen wohl noch Freundesspeere Sich mit uns zum Siegestodes -Pfad ? Zweifelnd reiht der Feldherr seine Schaaren, Schickt des Heeres schnellste Jugend aus; In des Spähens Kunde wohl erfahren, Führt sie Kassius zum Erstlingsftrauß. Doch kaum theilen sich des Staubes Wogen, Die den nahen Hcereszug umfahn: Da enteilt dem schon gespannten Bogen Tönend das Geschoß — die Feinde nährst Froh, dem Feldherrn diese Kunde sendend, Sammelt Kassius die leichte Schaar, Und zum Feindeshaufen hin sich wendend, Beut er kühn die Brust dem Kampfe dar. Bald entbrennt der Streit, und Wunden klaffen, Tod verbreitend schmettert Wehr an Wehr; An den Bergen wiederhallt der Waffen Schauerklang — da naht sich Brutus Heer. Und verdoppelt tobt das Schlachtgedrango, „Freiheit" tönt's und „Cäsar" schalls zurück; Unaufhaltsam stürzt sich Meng' an Menge, Kühnheit ringt mit altem Kriegerglück. R Aus

6. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 265

1822 - Berlin : Reimer
Poetische Lesestücke. Lv5 Aus der. Berge dichtem Nebel Schießt der Pfeile Hagel nieder; Donnernd ballt das Schlachtgeheule; Klirrend fahren aus dem Dunkel Mordbegier'ge Schwerterblitze, Und zerschmettert sinken Römer, Tausende, wie vor Orkanen Meilenlange Wälder brechen. Es erbebt die Erde, Felsen Schütteln ihre grauen Scheitel; Grausig walzt der See die Leichen Auf dem blutbeschäumten Rücken, Wild die schwarzen Wasser hebend. Die Schlacht ist gewonnen und Hannibal wendet Den Zug, wo das Land seine Schätze ihm spendet» , Roma zittert. Doch die Ströme Wiel vergossenen Blutes löschen Nicht der alten Heldentugend Lichte Flammen. Neue Heere Ziehen aus den reichen Mauern, Und des Führers weises Zaudern * Hemmt des Feindes rasche Schritte. - .' Hannibal begehrt zu schlagen, Und den Muth der Römer reizend, Weigern die, durch lange Künste Den Karthager zu ermüden. . Neues Kampfgetürnmel tobet In verwüsteten Gefilden, , Und auf's neue trinkt die Erdtz Blut der übermannten Römer; Nömerkraft sinkt vor den Listen Hannibals, des vielgeprüften. Doch im kühnen Alpenzuge, Und im Eis des rauhen Himmels, Den durchwateten Gewässern, Und *)^Fabius Maximus, der Zauderer, vermied die Schlacht, Überzeugt, daß Hannibal sich m dem verwüsteten Lande nicht halten könne.

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 346

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
346 weicht er auch in vielen Stücken sehr wesentlich von ihnen ab. Er ist ruhiger, als alle übrigen Mitglieder der Katzcnfamilie, und liebt deshalb größere Streifzüge durchaus nicht, sondern sucht es sich so bequem zu machen als möglich. Seine Lebensweise ist eine rein nächtliche, nur gezwungen ver- läßt er am Tage sein Lager. Bei Tage begegnet man ihm äußerst selten; im Walde nur, wenn man ihn durch Hunde auftreibcn läßt; dagegen sieht man ihn einzeln, obgleich selten, von einem erhabenen Punkt Umschau über die Gegend halten, wahrscheinlich um die Beute auszukundschaften. Erst mit der Nacht zeigt er sich allgemein sind kündet durch donnerartiges Brüllen seine Wache und den Beginn seiner Streifzüge an. 69. Das Gebrüll des Löwen. Man begreift, daß alle Thiere, welche diesen fürchterlichen Räuber kennen, vor Entsetzen fast die Besinnung verlieren, sobald sie ihn nur brüllen hören. Dieses Gebrüll ist bezeichnend für das Thier selbst. Man könnte es einen Ausdruck seiner Kraft nennen, es ist einzig in seiner Art und wird von keiner Stimme eines andern lebenden Wesens übertroffen. Die Araber haben ein sehr bezeichnendes Wort dafür, sie nennen es donnern. Be- schreiben läßt sich das Löwcngebrüll nicht. Tief aus der Brust scheint es hervorzukommen und scheint diese zersprengen zu wollen. Es ist schwer, die Richtung-zu erkennen, von woher cs erschallt, denn der Löwe brüllt gegen die Erde hin, und auf dieser pflanzt sich der Schall wirklich wie Donner fort. Unbeschreiblich ist die Wirkung, welche des Königs Stimme unter seinen Unterthanen hervorruft. Die heulende Hyäne verstummt, wenn auch nur auf Augenblicke, der Leopard hört auf zu grunzen, die Affen beginnen laut zu gurgeln und steigen angsterfüllt zu den höchsten Zweigen empor. Die blökende Herde wird todtcnstill; die Antilopen brechen in rasender Flucht durch'- Gezweig ; das beladene Käme el zittert, gehorcht keinem Zurufe seines Treibers mehr, wirft seine Lasten, seinen Reiter ab und sucht sein Heil in eiliger Flucht ; das Pferd bäumt sich, schnauft, bläst die Nüstern auf und stürzt rückwärts; der nicht zur Jagd gewöhnte Hund sucht winselnd Schutz bei seinem Herrn : kurz Freiligrath's Be- schreibung ist vollkommen richtig: „Dem Panther starrt das Rosenfell, Erzitternd flüchtet die Gazell', Eö lauscht Kameel und Krokodil Des Königs zürnendem Äebrüll." Und selbst der Mann, an dessen Ohr zum ersten Mal diese Stimme schlägt, in der Nacht des Urwaldes, selbst er fragt sich, ob er auch Held genug sei dem gegenüber, welcher diesen Donner hervorruft.

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 481

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
481 von Ahlefeld, der Junker Slenz und der Herzog Friedrich dem Könige, besseres Wetter abzuwarten. Der König befahl den Aufbruch. In langem Zuge rückte das Heer vorwärts auf dem engen Wege, der von beiden Seiten von tiefen Gräben eingeschlossen war. Voran zog die Garde mit trotzigem Muthe, dann die Bürger und Bauern und zuletzt die Ritter in glänzenden Rüstungen und hinter ihnen ein unermeßlicher Wagentroß. Plötzlich stockte der Zug; von vorne her schlugen Kanonenkugeln in die Reihen der Garde. Mit kühnem Muthe drang die Garde vor und suchte die Schanze bald zu stürmen, bald zu umgehen. Aber alles war vergebens: Gräben an Gräben durchschnitten den Marschboden, und der strömende Regen verdarb ihr Geschütz. Die Ditmarsen brachen, wiederholt zurückgeschlagen, immer von neuem aus der Schanze hervor und warfen sich auf die dicht zusammen- gedrängte Garde. Plötzlich begann das Wasser zu steigen, die Schleusen waren geöffnet, und ein Meer umgab von beiden Seiten die Kämpfenden. Mitten im Ge- tümmel hielt noch hoch zu Roß Junker Slenz in seinem goldenen Harnisch und Panzer. Da sprang ein Mann mit langen, gelben, krausen Haaren, Reimer von Wimersted genannt, an ihn heran, hieb ihn mit seinem langen Speere vom Pferde und stürzte ihn in den tiefen Graben hinab. Als sie ihren Führer gefallen sahen, wich die Garde in wilder Flucht zurück. Während dessen hielten die Ritter und die Fürsten auf ihren schwergerüsteten Pferden im Schlamme, ohne am Kampfe theil- nehmen zu können. Von den Seiten des Weges her sprangen die Ditmarsen heran, erstachen die Rosse, und die Reiter sanken mit ihren schweren Panzern in die Gräben. Hier fiel auch nach tapferem Kampfe der Marschall Hans von Ahlefeld und hielt noch sterbend den Danebrog, das Banner des dänischen Reiches, in seiner Eisenfaust. Dar wart ok der Holsten König geschlagen mit all sinem groten Heere; dar lag do sin Pert, dar lag sin Schwere, darto die königlike Krone. Die Fürsten entrannen mit genauer Noth dem Blutbade und suchten ver- gebens in Meldorf die Trümmer des Heeres zu sammeln; alles, was mit dem Leben davon gekommen war, eilte zum Lande hinaus. Gefallen waren 200 hol- steinsche Edelleute und unzählig Volk. Die Todten blieben unbeerdigt auf dem Schlachtfelde liegen, und später konnte keiner mehr die Leichen der Vornehmen unter dem modernden Haufen erkennen. Unermeßlich war die Beute an Geschützen, Harnischen, Panzern, kostbaren Gewändern und Kleinodien, welche den Siegern in die Hände fiel. Mit dem gewonnenen Gute beschenkten sie reich ihre Kirchen und hingen die Dannebrogsfahne als Siegeszeichen in der Kirche zu Oldenwöhrden auf. — Der Ruhm der Ditmarsen erscholl jetzt durch alle deutschen Lande; aber sie wurden stolz und ließen sich dünken, daß die ganze Welt' sie nicht bezwingen könne. Laut sangen sie: De sik gegen Ditmarsen fetten will, de stelle sich wol to Weren: Ditmarsen dat schölen Buren sin, et mögen wol wesen Heren!

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 482

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
482 2. Die Icfctc Fehde. Ein halbes Jahrhundert batten die Ditmarsen jetzt Ruhe vor den Angriffen der holsteinschen Fürsten. Sie waren reich und wohlhabend geworden; selbst ihre Schweine, so erzählten sich die Holsten, fraßen ans silbernen Trögen; aber sie waren muthwillig gegen Gott und Menschen, so daß kein Fremder Recht bei ibnen finden konnte. Wenn ihre Prediger ihr Treiben straften, jagten sie dieselben aus dem Lande oder schlugen ihnen die Kopse entzwei. Die Holsten waren ihnen noch immer sehr feindlich gesinnt und verfolgten sie mit Mord, Raub und Brand. Wer einem Ditmarsen Böses zufügte, glaubte Gott einen großen Dienst zu erweisen. Der Herzog Adolf von Gottorp, ein kriegerischer Mann, erklärte laut, er könne ibre bösen Thaten nicht vergessen und sei nach göttlichen Rechten befugt, sie dafür zu strafen. Nur mit Mühe ward er abgehalten, den Zug allein zu unternehmen. Der alte siegberühmte Johann Rantzau, der schon als neunjähriger Knabe den Tod seiner bei Hemmingsted gefallenen Verwandten zu rächen gelobt hatte, sollte sein Feldhauptmann sein; der wollte aber nur dann das Heer führen, wenn der König Friedrich Ii. und Adolf's Bruder Johann sich auch an der Eroberung be- theiligten. Die Rüstungen der drei Fürsten kamen rasch zu Stande, und ein aus dem Gefängniß entlassener Verbrecher kündigte, weil sonst niemand die Botschaft übernehmen wollte, im Namen derselben den Ditmarsen die letzte Fehde an. Diese aber dachten nicht daran sich zu unterwerfen und wollten ihre Sache dem allmäch- tigen Gott, ihrem Streitesfürsten, anheimstellen. Mit großer Vorsicht begannen die Fürsten den Krieg, und Landesfeinde dienten ihnen als Wegweiser; denn die Vornehmen der Ditmarsen waren mit den Fürsten einverstanden, daß der Muth- wille des gemeinen Mannes gezüchtigt werden möge. Johann Rantzau marschierte zuerst wider Erwarten der Ditmarsen auf Meldorf und nahm es mit stürmender Hand. Diese standen in großer Zahl bei Hemmingsted und erwarteten hier, wie im Jahre 1500, die entscheidende Schlacht. Doch Johann Rantzau zog mit dem Heere über die Tilenbrügge und drang in raschem Marsche unaufhaltsam gegen Heide vor. Nur die Reiterei, mit äußerster Anstrengung von Roß und Mann, hatte ihm sogleich folgen können. Allmählich langte das Fußvolk an, unlustig zum Kampfe und zum Theil in offener Empörung gegen ihre Führer. Ueberrascht eilten jetzt die Ditmarsen herbei und warfen einen ihrer Haufen nach dem andern dem Feinde entgegen. Es entspann sich ein blutiger Kampf: der König Friedrich gerieth in Lebensgefahr und wollte verzagen, Herzog Adolf wurde schwer verwundet aus der Schlacht getragen; aber Johann Rantzau behauptete das Feld; 3000 Dit- marsen waren erschlagen, Heide ward angezündet und bis auf die Kirche nieder- gebrannt. Da sank den Ditmarsen der Muth. Am folgenden Tage schickten sie zwei Prediger mit einem Schreiben in's feindliche Lager. Unterdessen lag in der Nordermarsch Alt und Jung auf den Knien, Gott anflehend, daß er ihnen den rechten Sinn zur friedlichen Unterwerfung, oder Muth und Kraft zum ferneren Widerstande verleihen möge. „Gottes Düsend! de Bur will sik geven" , riefen die herzoglichen Soldaten, als die Abgesandten im Lager erschienen. Hier gedachte man zuerst das Volk der Ditmarsen gänzlich auszurotten; aber die harten Be- dingungen wurden gemildert, als sie baten, man möge sie mit Weib und Kind,

10. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 492

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
492 gegen die ungeheure Uelermacht der Feinde. Am 19. September ließ Waldstein zum letzten Angriff blasen; in gedrängten Haufen zogen seine Scharen auf die Brücke zu und suchten das Thor zu sprengen. Da erkannte Schuht, daß es zum äußersten gekommen sei; er ließ, so wird erzählt, eine Kanone unter das Thor führen, die Thüren öffnen und das Geschütz auf die in dichten Haufen vordringen- den Feinde abfeuern. Ganze Reihen wurden niedergestreckt, aber immer frische Truppen schritten über die Leichen der Ihrigen vor. Als nun der tapfere Schuht die stürmenden Feinde nicht zurückdrängen konnte, gedachte er ruhmvoll zu sterben. Er ließ ein Pulverfaß unter das Thor bringen, setzte sich mit einer brennenden Lunte darauf, zündete es an und sprengte sich und die umstehenden Feinde in die Luft. Durch den Pulverdampf drang jetzt der Feind mit wildem Kriegsgeschrei in die Burg; was sich von derbesatzung auf denhöfen und Wällen befand, ward sogleich niedergehauen; denn Waldstein hatte befohlen, keinem Manne das Leben zu lassen. Im Saal des Schlosses standen die letzten Männer gedrängt zusammen und erwarteten den Tod. Die Feinde drangen ein und metzelten alle nieder. Wäh- rend das ganze Schloß vom Jammergeschrei der Sterbenden widerhallte, saß der furchtbare Waldstein auf der Vordiele und spottete und lachte. — Endlich ward es still im Schlosse, und da gebot er den geschonten Weibern, das Blut ihrer erschlagenen Männer von den Dielen zu waschen; aber diese wollten liebersterben, als sich zu einem solchen Blutdienste verstehen. — Das ganze Schloß wurde aus- geplündert, alle Schätze, die Heinrich Rantzau gesammelt, wurden vernichtet oder weggeschleppt und sind der Nachwelt unwiederbringlich verloren. 17. Herzog Friedrich Iii. von Gottorp. In der ersten Hälfte deö 17. Jahrhunderts sah es traurig aus in unserem Lande: durch die verheerenden Züge Waldstein's und des Schweden Torstenson hatten alle Stände, Adel, Bürger und Bauern, furchtbar gelitten; ganze Strecken Landes waren verödet und unbewohnt, viele Häuser in den Städten leer; Wölfe hausten wieder in den Heiden. Dabei war das Volk verwildert, und immer mehr wich die alte Einfachheit und Reinheit der Sitten. Fürsten und Adel waren dem Laster der Trunkenheit ergeben; die jungen Ritter führten ein wüstes, wildes Leben und verübten gegen die friedlichen Bürger und wehrlosen Landlente schwere Gewaltthaten. Mitten in diesen schlimmen Zeiten herrschte zu Gottorp der Herzog Friedrich Iii., ein milder, wohlthätiger Herr, der keinem Bittenden etwas abschlagen konnte, kein Freund der Gelage und des rohen Trinkens und ein Feind aller Gewaltthätig- keiten. Während seiner ganzen wechselvollen Regierung war er immer bemüht das Wohl des Landes zu heben. An seinem Hofe lebten die bedeutendsten Künstler und Gelehrten und wurden in allen ihren Bestrebungen von ihm gefördert. Der Maler Jurian Ovens ans Tönning schmückte sein Schloß durch herrliche Gemälde. Ein weitberühmter Gärtner, Clodius,' verwandelte die bewaldeten Höhen in der Umgebung des Schlosses in einen prächtigen Park; Adam Olearius sammelte aus des Herzogs Befehl reiche Kunstschätze an; eine große Bibliothek aus den seltensten Büchern und Handschriften war in einer Reihe von gewölbten Zimmern auf- gestellt. Daneben ließ er eine sogenannte Kunstkammer anlegen, worin die wunderbarsten Seltenheiten und Raritäten aus aller Herren Ländern gezeigt wurden. Es fanden sich da Figuren von allerlei Volk in ihren heimischen Trachten, allerlei Arten fremder Thiere, Versteinerungen, Pflanzen und Münzen. In ganz
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