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1. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 63

1822 - Berlin : Reimer
Erzählungen. Der Meister aber schalt den Dreisten, Gab ihm zu knacken die harte Nuß, Zu verehren den König Hironymus, Und sagte: ,,Bleib bei deinem Leisten! Wer kaum den Pfriemen regieren kann, Was gehn den Säbel und Flinte an?" Da glühten dem Wilhelm beide Wangen, Und er sprach mit keck erhabenem Muth: ,.Mir fließt in den Adern Soldatenblut! Wie sollte mich nicht danach verlangen, Den gottlosen Feind zu schlagen aufs Haupt, Der unserm König sein Halle geraubt?" Und tapfere Preußen und Russen zogen, Von Kleist, dem Helden, geführt, in die Stadt Die langst solche Gaste gewünscht sich yat;- Allein, wie unglückschwangere Wogen, Zog auch. ein feindliches Heer heran, Weit stärker an Waffen, und Roß, und Mann! Damit der Feind herein nicht dringe, Wird draußen am Strome fleißig geschanzt Und manche Kanone ausgestanzt. Schon messen sich blutig Pik' und Klinge; Doch immer näher und näher erscheint Der übermächtig gerüstete Feind. Kanonendonner beginnt zu brüllen, Und Jägerbüchsen knallen darein. Der Frühlingssonne heller Schein Muß in Pulverdampf verhüllen; Und bang und bänger athmet die Stadt, Die eben so fröhlich gejauchzt noch hat. Dem Meister sinken Pfrietnen und Leder Aus seiner sonst so fleißigen Hand; Die gelehrteste Weisheit hält nicht Stand, Es zittert die geschickteste Feder; Und tief im Keller weint sich blind Manch Juden-und manch Christenkind.

2. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 143

1822 - Berlin : Reimer
( Nàr - Schilderungen. Sieh wie sich dort, wie Sammet, weiches Moos klastisch bläht, dem Teppich von Damast Vergleichbar; schlank und majestätisch strebt Die Buch' empor, und wölbt den hehren Dom, Von dem das Licht gedampft herniederströmt; — Hier übt ein andrer Schwarm die stille Kraft, Mann gegen Mann! Sie ringen; muthig tritt Ein Knab hervor, er blickt voll Trotz umher, Und schwingt die nackten Arme. Kräftig quillt Der runden Muskeln Bau, sein Auge glüht. Des Kampfs und Sieges Lust; nicht blinde Wuth Erfüll! sein Herz und ballet ihm die Faust, Ihn treibt der innern Kraft Gefühl zur That; Ausruf Zum Kampf ist sein Gebehrdenspiel. Äglb tritt ein Ranger auf. Der Kampf beginnt, Es stemmt sich Brust an Brust, und Leib an Leib, Den Arm durchkreuzt der Arm, der Fuß den Fuß; Der Boden bebt. Sie stehn, Zwo Tannen gleich, Die auf des Berges Gipfel ein Orkan Gewaltig saßt; oft schwankt ihr dunkles Laub Hinab, hinauf; des Sturmes Brausen wächst, Und plötzlich kracht ihr Sturz den Schlund herab. — Von selber lockt des Herbstes kräftger Hauch Die Knabenwelt zu kühnem Spiel und Kampf. Jetzt langt der Weidmann auch ein blank Geschoß Vom Nagel, in den Wäldern tobt die Jagd. Den borstgen Eber sammt den stolzen Hirsch Erreicht das schnelle Blei; der Wiederhall Erwacht im Thal vom donnernden Geschütz. Wohl regt sich dann selbst in desknäbchenswrust Ein kühner Trieb, der Männer ernstes Spiel Zu theilen, und den Blitz und Donnerkeil Aufs scheue Wild zu schleudern. Lächelnd hört Der Vater seinen Wunsch, und hängt das Rohr Ihm auf die Schulter. Stolz und ernsthaft geht Der Knab' einher; jetzt legt er das Geschoß An seine Wang', allein zur Erde sinkt

3. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 144

1822 - Berlin : Reimer
lh* Natur - Srlderungtzm Der Doppeffallff, und stöhnend reicht er nun Dem Vater es zurück, und seufzet schwer, Und wünscht mit Ungeduld, ein Mann zu seyn. — Die Armbrust ist das fröhliche Gewehr Der Jugendwelt. Ein fester Eichenast - Wird ausgehöhlt. Der schlanke Bogen krümmt Sich drüber hin. vom zähen Eichenbaum Geformt. Die Senne schwirrt, und schnellt den Pfeil» Mit ihm bewaffnet eilt der frohe Schwarm, Ein rüstig Volk zum Stoppelfeld hinaus. Vor ihnen wandert schwarz und weiß bemahlt, Die runde Scheib', in jedem Auge glänzt Die Sièq'êslust, und numige Be ier. Als Fürst des Kampfes bald gegrüßt zu seyn. Die Mägdlein Hüpfen fröhlich mit ins Feld, Den Kampf zu schaun. Auch flechten sie den Kranz Von Epheuranken für des Königs Haupt. Sie sammeln von dem wilden Rosenstrauch Der Hagebutten rothe Perlenfrucht, Und reiddn sie, die Nadel in der Hand, Aus eine Schnur -, und winden um den Kranz Die Perlenreih; aus dunklem Grün erglänzt Das helle Roth. Lst hebt ein zarter Arm Dre Krön' empor; dem kleinen Schützen glüht Die Stirn; er zielt — die Senne'schwirrt, der Pfeil Erreicht den Mittelpunkt! Lriumpf ertönt! Die Krone ziert des Königs lockigt Haupt, Und jeder bringt Geschenk und Huldigung. Zur Heimath wallt frohlockend mrt Gesang Der Feierzüg! Gin blonder Knappe hebt s Die Scheid' empor, das ganze Haus begrüßt Den kleinen König; sieh.' der Mutter glänzt <rm Antlitz Freud' und Stolz ob solchem Sohn- Und bald beginnt ein köstliches Bankett. Des Festes Fürst empfangt dcü Ehrenplatz Im bunten Kreis, und setzt sich oben an. Auf ernem Schemel ruht sein zarter Fuß, Und fröhlich schmaußt die blonde Majestät.

4. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 145

1822 - Berlin : Reimer
Natur - Schilderungen. U3 So ist die Weis' im Reich der Kinderwelt! Hier wird allein der Würdige belohnt, Und wer das Rechte trifft, empfaht den Kranz. Kein armer Wicht besteigt den Herrscherthron. — Die Armbrust übt des Knaben Aug' und Arm; Zuweilen auch erzielet sein Geschoß Den frechen Spatz, der von des Daches Höh' Nach Beute spähend zirpt. Er sink! hinab, Und dunkler Tod umhüllt den gier'gen Blick. Noch andre Kämpfe mannichfach und kühn Beginnen, eh' der Herbst vorübereilt. i Die Luft erhärtet sich, die Schwüle schwand, Und rascher regt sich setzt der schlanke Leib, Als in der Fiebergluth des Sommertags. Bald schwingen sie, ein Walearenheer, Die Schleuder um das Haupt, der Kiesel fleucht Empor, und heult. Oft gilt der kühne Wurf dem Wetterhabn, Der auf des Thurmes Spitz' in stolzer Ruh Sich brüstend, glänzt; der Kiesel trillt Ihn dreimal durch daö windige Revier Der Ros' umher. Was nur in stolzer Höh Erglänzt und prunket, reizt des Kühnen Pfeil. — Am Fuß des Thurmes tobt der Knaben Lust. Jetzt werfen sie aus freier Hand den Stein. Des Teiches Spiegel ist das ferne Ziel. Der dumpfe Fall, dc.r Wellen Zirkrltanz, Der weiter stets und weiter aus sich dehnt, Verkündet, wer den Preis gervbnn. So warf Mit fester Hand der Griechen spielend Vo-lk Den Diskus, und gewann die schlanke Kräfte — Jetzt naht dem Ufer sich die frohe Schaar, Und wählt zum Spiel den platten Kieselstein. Von leichter Hand in schrägem Wurf geschnellt Hüpft er in flinkem Tanz den Teich hinab, Mit lautem Ruf wird jeder Sprung gezahlt, Bis er zuletzt ermattet niedersinkt. K Doch

5. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 269

1822 - Berlin : Reimer
Poetische Lcsestücke. 269 6. Arnold von Wmkelned. Daß einst das Schweizerland Der Freiheit sich vermessen, Dem Drucke sich entwand, Kann Oestreich nicht vergessen/ Dem Herzog däucht's Gewinn, Auf's neu sie zu bekämpfen, Und ihren fresen Sinn Durch Züchtigung zu dampfen. Bedeckt mit Erz und Stahl Und Mann an Mann geschlossen, Steht eine schöne Zahl Won starken Kampfgenossen. Der Helme Federschmuck, Die ritterlichen Binden, Die Bannerzeichen wehn Zn frischen Morgenwinden. Die Lanzenreihe droht Mit vorgestreckten Spitzen Dem Feinde schnellen Tod, Und große Schilde blitzen. Das ist das Ritterheer, Won Leopold regieret Und über manchen Berg Jn's Schweizerland geführet. Was droht euch Alpenhöhn? Noch strecket ihr die Zinnen Frei zu dem Himmel auf, Wird euer Volk gewinnen? — Und gegenüber steht Ein kleines Häuflein Helden, Die sonder Rüstung sind Zum Waffentanze melden. I

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 397

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
397 Baume suchen, hört mau zugleiäs ein eigenthümlich langsames Dahinstreifen zwischen dem halbgedörrten Laube, und wenn man den wellenförmigen Be- wegungen die Blicke zuwendet, sieht mau die Boa, wie sie sich an einem starken Baumstamm hinaufschlängelt, wie sie sich zuerst langsam, dann rascher dehnt und schließlich schnell wie ein Wurfspieß mit dem Kopf in die Ferne schießt. So wie die Schlange erwacht und ihre Bewegungen beginnt, suchen alle kleinen Reptilien und Jnsecten zu entfliehen, aber durch eine unbezwingliche Furcht festgebannt, vermögen sie nur einige krampfhafte Be- wegungen zu machen und stürzen fast sich selbst in den göffneten Rachen des Thieres. Aber nur dann füllt sich das träge Thier den Bauch mit Tausenden von Jnsecten, wenn es ihm nicht gelang, einen Büffel oder ein anderes großes Thier zu erhaschen. Der Büffel ist die gewohnte Nahrung dieser Schlange. So wie sie ihn von der Seite her gepackt hat, schleift sie das starke Thier nach einer dichten Stelle des Waldes und erstickt es durch ihre Umwindungen trotz seines starken Knochenbaues, unter stöhnendem Gebrüll des Opfers. Wenn sie die Knochen -des Thieres zerbrochen, überzieht sie es mit ihrem Geifer, knetet und dehnt es in die Länge. Nun läßt sie los, legt sich aus- gestreckt dem Kopfe des todten Büffels gegenüber, öffnet ihren Rachen, dessen Dehnbarkeit jede Vorstellung übersteigt, preßt alle Ringe fest an einander und zieht so gewissermaßen das Thier in sich hinein. Ist der Büffel etwa zur Hälfte verschlungen, so beruhigt sich die gefräßige Boa, wird träge, schläft ein wie ermattet vom Kampfe und mit dem halbver- schlungenen Thiere im Rachen. In diesem Zustande ist sie leicht zu tödten. Die Jäger knien nieder zu beiden Seiten des Thieres vom Kopf an in langer Reihe, legen ihre vergifteten Pfeile auf den Bogen und schießen auf ein gegebenes Zeichen alle zugleich. So tödten die Malaien auf Timor die Boa, so oft ihnen das ängstliche Gebrüll der Büffelherde verkündet, daß einer von ihnen durch die Boa geraubt sei. Jede andere Jagd ist zu gefähr- lich , denn die Kugel vermag das stets sich windende Thier gewöhnlich nicht zu treffen und besonders nicht tödtlich zu treffen, und die nach allen Seiten sich hinschleudernde Schlange ergreift ihren Gegner aus weiter Ferne. Nur indem man sie mit Feuer umzingelt und in der Mitte zusammenbrennt, ist der kampffähigen Schlange der Tod zu bringen. Zuweilen wagt sich die Schlanze aus den Wäldern über die Ebene nach den Wohnungen der Menschen hin, dann schleicht sie, unter Gebüsch und Erdvorsprüngen sich verbergend, ebenso vorsichtig näher, als der Tiger oder der Schakal, dem Orte zu, wo sie angreifen will. Im Augenblicke des Angriffs aber packt sie in raschem Wurf ihr Opfer, indem sie vorwärts, rückwärts, hin und her gleichsam taumelnd den Vorderkörper schleudert, einer lebhaft züngelnden Flamme vergleichbar. Um sich selbst gegen diese Gefahr zu sichern, binden die Menschen in der Nähe ihrer Wohnung einen Büffel mit Stricken, die durch die Nase gezogen sind, fest an einen Baum und werden so zugleich Herren der Schlange. Ist die Boa aber vom hef- tigen Hunger geplagt, dann geht sie schneller zu Werke. Dann läßt sie alle Vorsicht bei Seite, rasch und entschieden ist dann ihr Lauf, stolz schwingt

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 372

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
372 noch schwereren Platz macht. Der größte Theil dieser Thiere wird zum Last- tragen gebraucht; einiger anderen bedient man sich nur zum Reiten. Der Araber sitzt oben auf seinem Höcker und ist mit einer Flinte, Lanze, Pfeife und anderem Gcräthe versehen. Sonnini erzählt, daß ein Beduinen-Araber die Reise von Kairo in Aegypten bis Mekka in fünf Tagen zurücklegte, ein Weg von vierhundert Stunden, wozu die Pilgrims-Karavanen mehr als dreißig Tage nöthig haben; er machte mithin achtzig Stunden in einem Tage. Die Sättel der Dromedare sind in der Mitte hohl und haben an den beiden Bogen ein Stück rundes, wagrecht gestelltes Holz, an welchem der Reiter sich festhält. Lange an den Seiten herabhangende Beutel mit einiger Nahrung für den Reiter und das Kameel, ein Schlauch Wasser und ein lederner Gurt zur Peitsche ist das ganze Geräth. Der gewöhnliche Gang ist ein weites Traben, wobei sie den Kopf und den Schwanz in die Höhe richten. Für jeden Ungeübten ist diese Art zu reisen höchst beschwer- lich ; die Hände schwellen an und schmerzen, die Schenkel werden wie zer- brochen , dabei stellt sich der heftigste Kopfschmerz ein durch die beständige Erschütterung, denn das Thier hat einen schweren Tritt, auch lebt der Reiter in Furcht, von dem hohen Sitz das Gleichgewicht zu verlieren und herunter zu stürzen, und die Schnelligkeit des Laufs in der glühenden Luft soll ihm fast den Athem nehmen. Zu den Unbequemlichkeiten sind noch ferner die Wanzen und anderes Ungeziefer zu zählen, welche sich auf dem Höcker auf- halten. Wenn die Dromedare sich beim Eintritt in eine Stadt drängen, wird die Sorge des Reiters noch größer. Alle Kameele lieben Musik und scheinen an der menschlichen Stimme Wohlgefallen zu haben; der Araber, wenn er einen starken Marsch machen will, feuert sie durch Gesang an, der mehr auf sie wirken soll, als alle Schläge; auch sollen sie nach den Zeugnissen einiger Reisenden langsamer und rascher gehen, je nach dem langsameren oder schnelleren Takt des Gesangs. Werden sie überladen, so stehen sie nicht eher auf, als bis die Bürde erleichtert ist. Sie sind äußerst mäßig, und zur Zeit der Noth ist ein alter Weidenkorb ein ganz gutts Essen für sie. Haben sie jedoch reiche Weide, so suchen sie nur die besten Gräser. Auf langen Reisen füttert man sie mit etwas Gerste, Boh- nen, Datteln oder mit Kugeln von Weizenmehl. Die köstlichste und nothwendigste Eigenschaft dieses Thieres ist die, daß es viele Tage ohne Beschwerde das Wasser entbehren kann, und dies allein macht es zu dem nützlichen, für den Araber unentbehrlichen Geschöpf. Hat es lange gedürstet, so wittert es hoch in der Luft, um in weiter Ferne eine Quelle zu entdecken, und verdoppelt seine Schritte, um dahin zu ge- langen und den brennenden Durft zu löschen, welcher es jedoch weniger plagt, als seinen Herrn. Hat es zwölf bis zwanzig Tage nicht getrunken, dann ist es aber auch im Stande, zwei Tonnen Wasser oder 240 Flaschen zu sich zu nehmen, gewöhnlich aber nicht so viel. Wenn daher eine Karavane von dreihundert Stück Kameelen an eine der dürftigen Quellen der Wüste kommt, wo nur eins nach dem andern saufen kann, so währt es wobl drei Taae, bis alle ibren Durst gelöscht haben.

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 91

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
91 Quecken hatten den Acker ausgesogen ; und denselbigen Menschen reuete es, so viel er Haare auf seinem Haupte hatte, dasz er an ihnen Barmherzigkeit gethan. Wer Ohren hat zu hören, der höre ! 150. Drei Räthsel. i 1. Von Perlen baut sich eine Brücke hoch über einen grauen See; sie baut sich auf im Augenblicke, und schwindelnd steigt sie in die Höh'. 2. Der höchsten Schiffe höchste Masten ziehn unter ihrem Bogen hin, sie selber trug noch keine Lasten und scheint, wie du ihr nabst, zu fliehn. 3. Sie wird erst mit dem Strom und schwindet, so wie des Wassers Flut versiegt. So sprich, wo sich die Brücke findet, und wer sie künstlich hat gefügt? t. Unter allen Schlangen ist eine, auf Erden nicht gezeugt, mit der an Schnelle keine, an Wuth sich keine vergleicht. 2. Sie stürzt mit furchtbarer Stimme auf ihren Raub sich los, vertilgt in einem Grimme den Reiter und sein Roß. Ii. 3. Sie liebt die höchsten Spitzen; nicht Schloß, nicht Riegel kann vor ihrem Anfall schützen; der Harnisch — lockt sie an. 4. Sie bricht, wie dünne Halmen, den stärksten Baum entzwei; sie kann das Erz zermalmen, wie dicht und fest es sei. 5. Und dieses Ungeheuer hat zweimal nie gedroht — es stirbt im eignen Feuer; wie's tobtet, ist es todt! Iii. Ich wohn' in einem steinernen Haus, da lieg' ich verborgen und schlafe; doch ich trete hervor, ich eile heraus, gefordert mit eiserner Waffe. Erst bin ich unscheinbar und schwach und klein, mich kann dein Athem bezwingen, ein Regentropfen schon saugt mich ein; doch mir wachsen im Siege die Schwingen; wenn die mächtige Schwester sich zu mir gesellt, erwachs' ich zum furchtbar'n Gebieter der Welt.

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 201

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
201 Sie haben Stahlgewand begehrt und hießen satteln ihre Pferd', zu reiten nach dem Riesen. Jung Roland, Sohn des Milon, sprach: „Lieb' Vater! hört! ich bitte! Vermeint ihr mich zu jung und schwach, daß ich mit Riesen stritte, doch bin ich nicht zu winzig mehr, euch nachzutragen euren Speer- samt eurem guten Schilde." Die sechs Genossen ritten bald vereint nach den Ardennen, doch als sie kamen in den Wald, da thäten sie sich trennen. Roland ritt hinter'm Vater her; wie wohl ihm war, des Helden Speer, des Helden Schild zu tragen! Bei Sonnenschein und Mondenlicht streiften die kühnen Degen; doch fanden sie den Riesen nicht in Felsen und Gehegen. Zur Mittagsstund' am vierten Tag der Herzog Milon schlafen lag in einer Eiche Schatten. Roland sah in der Ferne bald ein Blitzen und ein Leuchten, davon die Strahlen in dem Wald die Hirsch' und Reh' aufscheuchten; er sah, es kam von einem Schild, den trug ein Riese, groß und wild, vom Berge niedersteigend. Roland gedacht' im Herzen sein: „Was ist das für ein Schrecken! Soll ich den lieben Vater mein im besten Schlaf erwecken? Es wachet ja sein gutes Pferd, es wacht sein Speer, sein Schild und Schwert, es wacht Roland, der junge." Roland das Schwert zur Seite band, Herrn Milon's starkes Waffen, die Lanze nahm er in die Hand und that den Schild aufraffen. Herrn Milon's Roß bestieg er dann und ritt ganz fachte durch den Tann, den Vater nicht zu wecken. Und als er kam zur Felsenwand, da sprach der Rief' mit Lachen: „Was will doch dieser kleine Fant auf solchem Rosse machen? Sein Schwert ist zwier so lang als er, vom Rosse zieht ihn schier der Speer, der Schild will ihn erdrücken." Jung Roland rief: „Wohlauf zum Streit! Dich reuet noch dein Necken. Hab' ich die Tartsche lang und breit, kann sie mich besser decken; ein kleiner Mann, ein großes Pferd, ein kurzer Arm, ein langes Schwert, muß eins dem andern helfen." Der Riese mit der Stange schlug auslangend in die Weite; jung Roland schwenkte schnell genug sein Roß noch auf die Seite. Die Lanz' er aus den Riesen schwang, doch von dem Wunderschilde sprang auf Roland sie zurücke. Jung Roland nahm in großer Hast das Schwert in beide Hände; der Riese nach dem feinen faßt; er war zu unbehende: mit flinkem Hiebe schlug Roland ihm unter'm Schild die linke Hand, daß Hand und Schild entrollten. Dem Riesen schwand der Muth dahin, wie ihm der Schild entrissen; das Kleinod, das ihm Kraft verliehn, mnßt' er mit Schmerzen missen. Zwar lief er gleich dem Schilde nach, doch Roland in das Knie ihn stach, daß er zu Bodey stürzte. Roland ihn bei den Haaren griff, hieb ihm das Haupt herunter; ein großer Strom von Blute lief in's tiefe Thal hinunter. Und aus des Todten Schild hernach Roland das lichte Kleinod brach und freute sich am Glanze. Dann barg er's unter'm Kleide gut und ging zu einem Quelle; da wusch er sich von Staub und Blut Gewand und Waffen helle. Zurücke ritt der jung' Roland, dahin, wo er den Vater fand, noch schlafend bei der Eiche. Er legt' sich an des Vaters Seit', vom Schlafe selbst bezwungen, bis in der kühlen Abendzeit Herr Milon aufgesprungen:

10. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 202

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
202 „Wach auf, wach auf, mein Sohn Roland! Nimm Schild und Lanze schnell zur Hand, daß wir den Riesen suchen!" Sie stiegen auf und eilten sehr zu schweifen in der Wilde; Rotaud ritt hiuter'm Vater her mit dessen Speer und Schilde. Sie kamen bald zu jener Statt', wo Roland jüngst gestritten hätt'; der Riese lag im Blute. Roland kaum seinen Augen glaubt', als nicht mehr war zu schauen die linke Hand, dazu das Haupt, so er ihm abgehauen, nichtmehr des Riesen Schwert und Speer, auch nicht sein Schild und Harnisch mehr, nur Rumpf und blut'ge Glieder. Milon besah den großen Rumpf: „Was ist das für 'ne Leiche! Man sieht noch am zerhaunen Stumpf, wie mächtig war die Eiche. Das ist der Riese; frag' ich mehr? Verschlafen hab' ich Sieg und Ehr', drum muß ich ewig trauern." — Zu Aachen vor dem Schlosse stund der König Karl gar bange: „Sind meine Helden wohl gesund? sie weilen allzu lange. Doch seh' ich recht, auf Königswort! so reitet Herzog Haimon dort, des Riesen Haupt am Speere." Herr Haimon ritt in trübem Muth, und mit gesenktem Spieße legt' er das Haupt, besprengt mit Blut, dem König vor die Füße: „Ich fand den Kopf im wilden Hag, und fünfzig Schritte weiter lag des Riesen Rumpf am Boden." Bald auch der Erzbischof Turpin den Riesenhandschuh brachte, die ungefüge Hand noch drin; er zog sie aus und lachte: „Das ist ein schön Reliquienstück, ich bring' es aus dem Wald zurück, fand es schon zugehauen." Der Herzog Naim« von Baierland kam mit des Riesen Stange: „Schaut an, was ich im Walde fand! ein Waffen, stark und lange. Wohl schwitz' ich von dem schweren Druck; bei! bairisch Bier, ein guter Schluck, sollt' mir gar köstlich munden!" Graf Richard kam zu Fuß daher, ging neben seinem Pferde; das trug des Riesen schwere Wehr, den Harnisch samt dem Schwerte: „Wer suchen will im wilden Tann, manch Waffenstück noch finden kann; ist mir zu viel gewesen." Der Graf Garin thät ferne schon den Schild des Riesen schwingen. „Der hat den Schild, des ist die Krön', der wird das Kleinod bringen!" „Den Schild hab' ich, ihr lieben Herrn, das Kleinod hätt' ich gar zu gern, doch das ist ausgebrochen." Zuletzt thät man Herrn Milon sehn, der nach dem Schlosse lenkte; er ließ das Rößlein langsam gehn, das Haupt er traurig senkte. Roland ritt hiuter'm Vater her und trug ihm seinen starken Speer zusamt dem festen Schilde. Doch wie sie kamen vor das Schloß und zu den Herrn geritten, macht' er von Vaters Schilde los den Zierrath in der Mitten; das Riesenkleinod setzt' er ein, das gab so wunderklaren Schein, als wie die liebe Sonne. Und als nun diese helle Glut im Schilde Milons brannte, da rief der König wohlgemuth: „Heil Milon von Anglantel Der hat den Riesen übermannt, ihm abgeschlagen Haupt und Hand, das Kleinod ihm entrissen." Herr Milon hatte sich gewandt, sah staunend all' die Helle: „Roland! sag' an, du junger Fant! wer gab dir das, Geselle?" „Um Gott, Herr Vater! zürnt mir nicht, daß ich erschlug den groben Wicht, derweil ihr eben schliefet!" 47. Der blinde König. Was steht der nord'schen Fechter Schar hoch auf des Meeres Bord? Was will in seinem grauen Haar der blinde König dort? Er ruft in bitt'rem Harme auf seinen Stab gelehnt, daß über'm Meeresarme das Eiland wiedertönt:
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