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1. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 63

1822 - Berlin : Reimer
Erzählungen. Der Meister aber schalt den Dreisten, Gab ihm zu knacken die harte Nuß, Zu verehren den König Hironymus, Und sagte: ,,Bleib bei deinem Leisten! Wer kaum den Pfriemen regieren kann, Was gehn den Säbel und Flinte an?" Da glühten dem Wilhelm beide Wangen, Und er sprach mit keck erhabenem Muth: ,.Mir fließt in den Adern Soldatenblut! Wie sollte mich nicht danach verlangen, Den gottlosen Feind zu schlagen aufs Haupt, Der unserm König sein Halle geraubt?" Und tapfere Preußen und Russen zogen, Von Kleist, dem Helden, geführt, in die Stadt Die langst solche Gaste gewünscht sich yat;- Allein, wie unglückschwangere Wogen, Zog auch. ein feindliches Heer heran, Weit stärker an Waffen, und Roß, und Mann! Damit der Feind herein nicht dringe, Wird draußen am Strome fleißig geschanzt Und manche Kanone ausgestanzt. Schon messen sich blutig Pik' und Klinge; Doch immer näher und näher erscheint Der übermächtig gerüstete Feind. Kanonendonner beginnt zu brüllen, Und Jägerbüchsen knallen darein. Der Frühlingssonne heller Schein Muß in Pulverdampf verhüllen; Und bang und bänger athmet die Stadt, Die eben so fröhlich gejauchzt noch hat. Dem Meister sinken Pfrietnen und Leder Aus seiner sonst so fleißigen Hand; Die gelehrteste Weisheit hält nicht Stand, Es zittert die geschickteste Feder; Und tief im Keller weint sich blind Manch Juden-und manch Christenkind.

2. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 70

1822 - Berlin : Reimer
70 Fabeln. Ich hüte Haus und Hof, und halte nächtlich Wache. Auch du scheinst mir geschickt zur Hut und Gegenwehr: Und mehr bedarf es nicht, daß man dich glücklich mache. Vor Freude weint der Wolf. Als er nun mit ihm trabt. Der Stelle vorzustehn, die man ihm angetragen, Sieht er des Hundes Hals enthaart und abgeschabt, Und wird neugierig, nach der Ursach ihn zu fragen. Daran, versetzt sein Freund, ist wohl allein Mein Halsband schuld» Man legt des Tags mich an die Kette, Aus Furcht, ich möchte sonst falsch, oder beißig seyn, Da fern ein Held, wie ich, stets seinen Willen hatte. Allein was schadet das? ich liege warm und still; Der Knecht bringt Trank, der Koch bringt Speise.... Ei! ruft der Wolf, Glück auf die Reisei Wenn ich nicht thun kann, was ich will, So bleib' ich bei der Väter Weise: Bald wenig, bald vollauf, und danke für den Koch. Er sagts, läuft fyrt, uyy säuft wohl noch. 2» Der Stier und das Kalb» Ein fetter Stier versucht' einmal, Zn einen engen Stall zu dringen. Der Eingang war zu niedrig und zu schmäh!. Er gab sich viele Müh'; kaum wollt' es ihm gelingen. Ihn sah ein Kalb mitleidig an, und sprach: So kömmst du nicht hinein; doch ahme mir nur nach» Du mußt dich schmiegen und dich bücken, Dgnn wird dir dein Versuch bald glücken, Er hört Yen Tadler an, und spricht: Sckweig, lehre deinen Vater nicht! Wer Alte lehren will, der muß noch andre Gaben, Als Kühnheit, Stolz und Zugend haben, Eh' du geboren warst, mein Sohn, Da wußt' ich dieses alles schon, 5. Der

3. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 372

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
372 noch schwereren Platz macht. Der größte Theil dieser Thiere wird zum Last- tragen gebraucht; einiger anderen bedient man sich nur zum Reiten. Der Araber sitzt oben auf seinem Höcker und ist mit einer Flinte, Lanze, Pfeife und anderem Gcräthe versehen. Sonnini erzählt, daß ein Beduinen-Araber die Reise von Kairo in Aegypten bis Mekka in fünf Tagen zurücklegte, ein Weg von vierhundert Stunden, wozu die Pilgrims-Karavanen mehr als dreißig Tage nöthig haben; er machte mithin achtzig Stunden in einem Tage. Die Sättel der Dromedare sind in der Mitte hohl und haben an den beiden Bogen ein Stück rundes, wagrecht gestelltes Holz, an welchem der Reiter sich festhält. Lange an den Seiten herabhangende Beutel mit einiger Nahrung für den Reiter und das Kameel, ein Schlauch Wasser und ein lederner Gurt zur Peitsche ist das ganze Geräth. Der gewöhnliche Gang ist ein weites Traben, wobei sie den Kopf und den Schwanz in die Höhe richten. Für jeden Ungeübten ist diese Art zu reisen höchst beschwer- lich ; die Hände schwellen an und schmerzen, die Schenkel werden wie zer- brochen , dabei stellt sich der heftigste Kopfschmerz ein durch die beständige Erschütterung, denn das Thier hat einen schweren Tritt, auch lebt der Reiter in Furcht, von dem hohen Sitz das Gleichgewicht zu verlieren und herunter zu stürzen, und die Schnelligkeit des Laufs in der glühenden Luft soll ihm fast den Athem nehmen. Zu den Unbequemlichkeiten sind noch ferner die Wanzen und anderes Ungeziefer zu zählen, welche sich auf dem Höcker auf- halten. Wenn die Dromedare sich beim Eintritt in eine Stadt drängen, wird die Sorge des Reiters noch größer. Alle Kameele lieben Musik und scheinen an der menschlichen Stimme Wohlgefallen zu haben; der Araber, wenn er einen starken Marsch machen will, feuert sie durch Gesang an, der mehr auf sie wirken soll, als alle Schläge; auch sollen sie nach den Zeugnissen einiger Reisenden langsamer und rascher gehen, je nach dem langsameren oder schnelleren Takt des Gesangs. Werden sie überladen, so stehen sie nicht eher auf, als bis die Bürde erleichtert ist. Sie sind äußerst mäßig, und zur Zeit der Noth ist ein alter Weidenkorb ein ganz gutts Essen für sie. Haben sie jedoch reiche Weide, so suchen sie nur die besten Gräser. Auf langen Reisen füttert man sie mit etwas Gerste, Boh- nen, Datteln oder mit Kugeln von Weizenmehl. Die köstlichste und nothwendigste Eigenschaft dieses Thieres ist die, daß es viele Tage ohne Beschwerde das Wasser entbehren kann, und dies allein macht es zu dem nützlichen, für den Araber unentbehrlichen Geschöpf. Hat es lange gedürstet, so wittert es hoch in der Luft, um in weiter Ferne eine Quelle zu entdecken, und verdoppelt seine Schritte, um dahin zu ge- langen und den brennenden Durft zu löschen, welcher es jedoch weniger plagt, als seinen Herrn. Hat es zwölf bis zwanzig Tage nicht getrunken, dann ist es aber auch im Stande, zwei Tonnen Wasser oder 240 Flaschen zu sich zu nehmen, gewöhnlich aber nicht so viel. Wenn daher eine Karavane von dreihundert Stück Kameelen an eine der dürftigen Quellen der Wüste kommt, wo nur eins nach dem andern saufen kann, so währt es wobl drei Taae, bis alle ibren Durst gelöscht haben.

4. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 8

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
8 einiger Zeit ging die arme Frau wieder in den Wald, und als sie mit ihrer Bürde Holz auf dem Rückwege wieder an die Stelle kam, wo das kranke Kätzchen gelegen hatte, da stand eine ganz vornehme Dame dort, winkte die arme Frau zu sich und warf ihr fünf Stricknadeln in die Schürze. Die Frau wuszte nicht recht, was sie denken sollte, und es dünkte diese abson- derliche Gabe ihr gar gering; doch nahm sie die Stricknadeln, zeigte sie ihren Kindern und legte sie des Abends auf den Tisch. Aber als die Frau am andern Morgen ihr Lager verliesz, siehe, da lagen ein Paar neue, fertig gestrickte Strümpfe auf dem Tische. Das wunderte die alte Frau über alle Maszen, und am nächsten Abend legte sie die Nadeln wieder auf den Tisch, und am Morgen darauf lagen neue Strümpfe da. Jetzt merkte sie, dasz zum Lohne ihres Mitleids mit dem kranken Kätzchen ihr diese Nadeln beschert waren, und liesz dieselben nun jede Nacht stricken, bis sie und die Kinder Strümpfe genug hatten. Dann verkaufte sie auch Strümpfe und hatte genug bis an ihr seliges Ende. 13. Drei Räthsel. 1. Oben spitz und unten breit, 2. Fünf Finger und doch keine Hand, durch und durch voll Süszigkeit, ein Schuh, doch ohne Sohle, weisz am Leibe, blau am Kleide, bald kreideweisz wie eine Wand, kleiner Kinder grosze Freude. bald schwarz wie eine Kohle. 3. Es saszen vierzehn Spatzen auf meines Nachbars Dach; der Jäger schosz darnach. Da fielen sieben Spatzen. Nun sag’, — soll ich dich loben, — wie viel noch sitzen droben? 14. Der treue Hund. Ein Kaufmann hatte einen Hund, der sehr wachsam und treu war. Einst ritt der Kaufmann von einem Markte, wo er viel Geld eingenommen hatte, nach Hause. Er hatte sein Geld in einem Man- telsacke hinter sich auf das Pferd geschnallt, und sein Hund lief neben ihm her. Nach und nach wurden die Riemen locker, mit denen der

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 64

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
64 will mich für mein Geld nicht gesund machen?" — Endlich hörte er von einem Arzte, der hundert Stunden weit von Amsterdam wohnte, aber so geschickt wäre, daß die Kranken gesund würden, wenn er sie nur recht an- blicke; und der Tod ginge ihm aus dem Wege, wo er sich sehen ließe. Zu diesem faßte der Kranke Zutrauen und schrieb ihm seinen Umstand. Der Arzt merkte bald, was ihm fehle, und sagte: „Warte, dich will ich bald geheilt haben!" Deshalb schrieb er ihm ein Briefchen folgenden Inhalts: „Guter Herr! Ihr habt einen schlimmen Umstand an Euch; doch wird Euch noch zu helfen sein, wenn Ihr folgen wollt. Ihr habt ein böses Thier im Bauche, einen Lindwurm mit sieben Mäulern; mit diesem muß ich selber reden, und Ihr müßt zu mir kommen. Aber Ihr dürft nicht fahren noch reiten, sondern müßt auf des Schusters Rappen zu mir kom- men; sonst schüttelt Ihr den Lindwurm, und er beißt Euch die Eingeweide ab, sieben Därme auf einmal ganz entzwei. Sodann dürft Ihr nicht mehr essen, als zweimal des Tags einen Teller voll Gemüse, mittags ein Brat- würstchen dazu und abends ein Ei, und am Morgen ein Fleischsüppchen mit Schnittlauch daraus. Was Ihr mehr esset, davon wird der Lindwurm nur größer, also daß er Euch die Leber erdrückt; der Schneider wird Euch dann nicht viel mehr anzumessen haben, wohl aber der Schreiner. Dies ist mein Rath, und wenn Ihr diesem nicht folgt, so hört Ihr im andern Frühjahr den Kuckuk nicht mehr rufen. Thut übrigens, was Ihr wollt." — Gleich nach Empfang dieses Briefs ließ sich der Kranke die Stiefel wichsen, machte sich den andern Morgen auf den Weg und that alles so, wie cs ihm der fremde Doctor befohlen hatte. Den ersten Tag ging er so langsam, daß wohl eine Schnecke sein Vorreiter hätte sein können, und wer ihn grüßte, dem dankte er nicht, und wo ein Würmchen auf der Erde kroch, das zertrat er. Aber schon am zweiten und am dritten Morgen kam es ihm vor, als wenn die Vögel früher gar nicht so lieblich gesungen hätten, wie heute; und der Thau schien ihm so frisch und die Kornblumen im Felde so blau, und alle Leute, welche ihm begegneten, sahen so freundlich aus, und er auch; und alle Morgen, wenn er sein Nachtquartier verließ, war die Welt schöner, und er ging leichter und munterer dahin. Und als er am achtzehnten Tage nach seiner Abreise in der Stadt ankam, wo der Arzt wohnte, und den andern Morgen aufstand, war es ihm so wohl, daß er sagte: „Ich hätte zu keiner ungelegenern Zeit können gesund wer- den, als jetzt, wo ich zum Doctor soll. Wenn's mir doch nur ein wenig in den Ohren brauste, oder der Magen mich drückte!" Als er zum Arzte kam, nahm der ihn bei der Hand und sagte: „Jetzt erzählt mir denn noch einmal von vorn an, was Euch fehlt." Da sagte er: „Herr Doctor, mir fehlt Gottlob nichts, und wenn Ihr so gesund seid, wie ich, so soll mich's freuen." Der Arzt sagte: „Das hat Euch ein guter Geist gerathen, daß Ihr meinen Rath befolgtet. Der Lindwurm ist jetzt abgestanden. Aber Ihr habt noch Eier von ihm im Leibe; daher müßt Ihr wieder zu Fuß heimgehen und daheim Holz sägen und nicht mehr essen, als Ihr Hunger habt, damit die Eier nicht ausschlüpfen; dann könnt Ihr ein alter Mann

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 392

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
392 Steine, so kommt der Interpret und wendet mit seinem Schnabel, der an der Spitze etwas aufgeworfen ist, die Steine um. Der Austernfänger, der von Muscheln lebt, hat einen keilförmigen Schnabel mit harten scharfen Spitzen, mit denen er die starke Hülle seiner Beute so gut durchbohren und aufbrechen kann, daß man zu diesem Zweck kein trefflicheres Werkzeug erfinden könnte. Die Strandvögel, welche die öden User des nördlichen Polarmeeres bevölkern, Reiher, Brachvögel, Wafferrallen re., ziehen vor dem Winter süd- wärts in mildere Gegenden und kehren mit Anfang des Sommers nach Norden zurück, wo ihnen der aufgethaute Meeresstranb reichliche Nah- rung bietet. Der Pelikan, weißröthlich, mit schwarzen Schwingen und einem Federschopf am Hinterhaupte, einer der größten Schwimmvögel, lebt am kaspischen und an den Küsten der südlichen Meere, wird gegen 5 Fuß hoch und mißt mit ausgespannten Flügeln 10 Fuß in die Breite. Sein langer starker Schnabel ist mir einem Haken an der Spitze versehen; die nackte Kehlhaut bildet einen großen Sack, den er als Hamen zum Fischen gebraucht. Trotz seiner Schwere fliegt er doch schnell und hebt sich hoch in die Luft. Er wird in China gezähmt und zum Fischfang abgerichtet, wobei man ihm einen Ring um den Hals legt, damit er die gefangenen Fische nicht ver- schlucken kann. Der 5 Fuß hohe prächtige Flamingo, mit hohen Stelzfüßen, sehr langem Hals und hakenförmig gebogenem Schnabel, hat als Sumpfvogel ausnahmsweise Schwimmhäute zwischen den Fußzehen. Wozu? Er steckt seinen Hakenschnabel umgekehrt in den Sumpf und treibt mit dem schaufel- förmigen Fuße die Wasserwürmer und das Fischlaich in den Mund. Die Schwimmhaut des Fußes macht es ihm möglich, einen kräftigen Wasserstrom nach dem Munde zu drücken. Eine Gruppe rosenrother Flamingos bietet einen prächtigen Anblick. Sie leben truppweise und stellen sich beim Fischfang in langen Reihen auf. Stößt die Schildwache bei drohender Gefahr ein lautes Geschrei aus, so erhebt sich das ganze Regiment und fliegt wie ein aufwallendes Flammen- meer in die Luft. Der wandernde Flamingozug ordnet sich zu einem Drei- ecke und läßt sich, am Ziele angelangt, in einer abwärts neigenden Schrauben- windung zur Erde nieder. Diese sonderbaren Vögel bauen in den Morästen kegelartige Hügel, setzen ihre Nester daraus, legen je zwei Eier hinein und brüten, damit ihre langen Stelzfüße die Brut nicht stören, aus dem Schlammhügel wie auf einem Pferde reitend, ihre Jungen aus. So hat jede vom gewöhnlichen abweichende Körperform ihren bestimm- ten Zweck. Was dem Unkundigen als Zufall erscheint, ist bei näherer Be- ■ trachtung ein Ergebniß der höchsten anbetungswürdigsten Weisheit.

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 378

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
378 können, wenn er sich eben so schnell wie ein Pferd wenden könnte, was er aber nur mit vielen Umständen und auf Umwegen ausführen kann. In seinem Rüssel, der ihm eine wahre Hand ist, besitzt er eine große Fertigkeit, und er ist ihm, wegen des kurzen Halses, zu seiner Erhaltung unentbehrlich. Es ist ein wunderbares Geflechte von vielen Tausend Mus- keln, das sich nach allen Richtungen bewegen kann; mit der lippenförmigen Verlängerung vollbringt er Dinge, die man öfters nur mit zwei Händen verrichtet. Alle Nahrung bringt er mit diesem Organ in den Mund, sein Getränk saugt er in seinen Wissel und spritzt solches aus demselben in den Rachen. Auch viele Kunststücke übt er mit demselben aus; er zieht den Pfropf aus einer Weinflasche, öffnet mit Schlüsseln Schlösser, hebt die kleinsten Geldstücke auf, löst verworrene Knoten und tödtct auf Befehl Verbrecher. Seine Nahrung besteht nur aus Pflanzen. Die Elephanten der Pariser Menagerie erhalten täglich 1 Centner Heu, 18 Pfund Brot und einige Körbe voll Rüben, ohne die unzähligen Aepfel und das Brot zu rech- nen, welches ihnen die Zuschauer zuwerfen. An Getränk können sie 20 Maß Wasser auf einmal zu sich nehmen. Auch den Wohlgeruch der Blumen lieben sie und sammeln sich Sträuße, an denen sie lange riechen, bis sie die- selben endlich zum Munde führen und verspeisen; thierischen Gestank ver- abscheuen sie, daher sie auch das Schwein nicht dulden sollen. Gegen Mäuse zeigen sie entschiedenen Widerwillen oder Furcht, und Euvier sagt, daß sie beim Anblick einer Maus zittern. Die Stimme des Elephanten ist, wenn er erschreckt wird, ein fürchter- liches Gebrüll, das aus der Kehle kommt; ist er hungrig, so erhebt er ein schwaches und beim Spielen mit andern Elephanten ein schmettern- des Geschrei. In Ceylon fängt man sie, indem man einen Teich mit einem in sich abgeschlossenen Labyrinth von schmalen Gängen mit Wehren umgiebt. Ist dies geschehen, so wird der ganze Wald umstellt und die Elepantenherde durch fürchterliches Geschrei und Lärmen nach dem einzigen Wasserbehälter Hingetrieben. Sind die Thiere in dem Labvrinthe, so nähern sich ihnen zahme Elephanten, und die Jäger aus noch schmäleren Nebengängen fesseln sie. Die zahmen Thiere machen dabei den Zuchtmeister und prügeln mit ihren Rüsseln ihre wilden Brüder derb durch, sobald sie sich nicht fügen wollen. Thunberg sah bei einer solchen Gelegenheit gegen 100 Elephanten fangen; man fing zuweilen noch mehr. In der kurzen Zeit von 5—6 Wochen lernt das Thier seinen Wärter kennen, der es nach und nach von seinen Fesseln befreit und nach 6 Mo- naten frei herumführen kann. Zu seiner Zähmung bedient sich derselbe mancher Mittel; bald schmeichelt er ihm, indem er ihn mit einem am Ende zerschlitzten Bambusrohr an Kopf und Rüssel krabbelt und die Fliegen von seinen Wunden verjagt, bald droht er ihm, jedoch selten, mit einem mit Eisen beschlagenen Steck, womit er ihn bisweilen auch stachelt. Damit er kühl bleibt, bespritzt er ihm den ganzen Körper mit Wasser, hütet sich

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 121

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
horchen mußte, ob die Flamme nicht schon im Dachgiebel knisterte. Eben hatte ich mein Morgenlauten besorgt, guckte zum Schallloche hinaus, um zu schauen, was uns au dem schrecklichen Tage wohl wieder bevorstehen könne, und zog, zum Himmel blickend und Gott dankend, mein Mützchen vom Kopse, da mir alles ganz ruhig schien. Ehe ich es jedoch wieder auf- gesetzt hatte, jagte ein alter schwarzer Husar zum Kirchhofe herein, warf sich vom Pferde und band seinen Braunen an meinen Fensterladen. Wie mir zu Muthe ward, kann man sich leicht vorstellen. Ich flog mehr, als ick ging, die Thurmtreppe hinunter. Er aber ließ mir nicht einmal Zeit, meinen „guten Morgen !" anzubringen, sondern rief mir im barschen Tone zu:■ „Geb', er mir den Kirchcnschlüssel, Schulmeister!" Ich erschrak; denn obgleich das Bischen Kirchenvermögcn und der vergoldete Knch mit der Hosticnschachtel in Sicherheit gebracht waren, so befand sich doch noch eine ziemlich reiche Altarbekleidung mit Treffen in der Kirche. Ich legte mich auf Bitten und Vorstellungen; allein der alte Kriegsmann wollte davon nichts wissen. Er sah mit einer so ganz eigenen Manier bald auf mich, bald auf seinen Säbelgriff, daß ich, um Unglück zu verhüten, voran- ging, um die Kirchthür zu öffnen. Meine Frau, die hinter der Hausthür gehorcht hatte, und die vor der Gefahr immer verzagter, in der Gefahr aber immer entschlossener war, als ich, kam aus Besorgniß um mich aus freien Stücken hinter uns her. Der Husar drängte sich in der Halle hastig voran, ging, ohne sich umzusehen, an der Sakristei und dem Altar vorüber und schritt, so schnell es sein Alter erlaubte, klirr! klirr! die Chortreppe hinauf. Hier setzte er sich, Athem schöpfend, auf eine Bank und rief mir gebieterisch zu : „Schul- meister, mach' er die Orgel auf und geb' er mir ein Gesangbuch !" — Ich that augenblicklich, was er verlangte; meine Frau mußte die Bälge ziehen, der Husar hatte ein Lied aufgeschlagen und sagte nun in einem weit mildern Tone: ' „Wie schön leuchtet der Morgenstern ! Spiel' er das, lieber Schul- meister ; aber so recht fein und ordentlich, er versteht mich wohl!" — Ich spielte.mit Herzenslust, und nach geendetem Vorspiel fiel der Husar mit seiner tiefen Baßstimme ein; meine Frau hinter der Orgel und ick thaten ein Gleiches. Mein Herz wurde so muthig, daß ich mich oft nach meinem Zuhörer umschaute und ihm ganz dreist in das Gesicht sah. Er sang mit großer Andacht, hatte die Hände gefaltet, und die hellen Thränen fielen über den eisgrauen.knebelbart auf das Buch hinab. Jetzt war das Lied beendet; ich ging auf ihn zu; er schüttelte mir recht treuherzig die Hand und sprach: „Großen Dank, Herr Kantor! Wo ist der Gotteskasten V Mein früherer Argwohn, daß es auf Plünderung abgesehen sei, war nun gänzlich verschwunden. Ich holte unsere Armenbüchse, und der Husar warf ein Achtgroschenstück hinein. „Wir beide aber, wir theilen den Rest, Herr Schulmeister", sagte er dann, indem er noch zwei Achtgroschenstücke aus der Tasche zog, „da nehm' er das eine für seine Mühe!" Ich schlug es aus; aber er war so ungestüm, daß ich es schlechterdings nehmen mußte. „Nehm' er, nehm' er," sprach er, „es klebt kein Blut daran!"

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 195

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
195 „Es ist nicht Trank, nicht Speise, wornach es Noth mir thut; doch, so ihr seid Hans Euler, so will ich euer Blut! Wißt ihr, vor Monden hab' ich euch noch als Feind bedroht; dort hatt' ich einen Bruder, den Bruder schlugt ihr todt. Und als er rang am Boden, da schwor ich ihm es gleich, daß ich ihn rächen wollte, frich oder spät, an euch!" „Und hab' ich ihn erschlagen, so war's im rechten Streit, und kommt ihr ihn zu rächen: — wohlan, ich bin bereit! Doch nicht im Hause kämps' ich, nicht zwischen Thür und Wand; im Angesichte dessen, wofür ich stritt und stand! Den Säbel, Marthe, weißt du, womit ich ihn erschlug; und sollt ich nimmer kommen: — Tirol ist groß genug!" » Sie gehen mit einander den nahen Fels hinan, sein gülden Thor hat eben der Morgen aufgethan; — Der Hans voran, der Fremde recht rüstig hinterdrein, und höher stets mit beiden der liebe Sonnenschein. Nun stehn sie an der Spitze — da liegt die Alpenwelt, die wunderbare, große, vor ihnen aufgehellt; Gesuukne Nebel zeigen der Thäler reiche Lust, mit Hütten in den Armen, mit Herden an der Brust. Dazwischen Riesenbäche, darunter Kluft an Kluft, daneben Wälderkronen, darüber freie Lust, Und, sichtbar nicht, doch fühlbar, von Gottes Ruh' umkreist, in Hütten und im Herzen der alten Treue Geist. Das sehn die beiden droben, — dem Fremden sinkt die Hand; Hans aber zeigt hinunter auf's liebe Vaterland: „Für das hab' ich gefochten, dein Bruder hat's bedroht; für das hab' ich gestritten, für das schlug ich ihn todt!" Der Fremde sieht hinunter, sieht Hansen in's Gesicht, er will den Arm erheben, den Arm erhebt er nicht: „Und hast du ihn erschlagen, so war's im rechten Streit; und willst du mir verzeihen, komm', Hans, ich bin bereit!" 39. Das Hufeisen. Als noch, verkannt und sehr gering, unser Herr aus der Erde ging, und viele Jünger sich zu ihm fanden, die sehr selten sein Wort verstanden, liebt' er es gar über die Maßen, seinen Hof zu halten auf der Straßen, weil unter des Himmels Angesicht man immer besser und freier spricht. Er ließ sie da die höchsten Lehren aus seinem heiligen Munde hören; besonders durch Gleichniß und Exempel macht' er einen jeden Markt zum Tempel. So schlendert' er in Geistesruh' mit ihnen einst einem Städtchen zu: sah etwas blinken auf der Straß', das ein zerbrochen Hufeisen was. Er sagte zu St. Peter drauf: „Heb' doch einmal das Eisen auf!" St. Peter war nicht aufgeräumt, er hatte so eben im Gehen geträumt so was vom Regiment der Welt, was einem jeden wohlgefällt: denn im Kopf hat das keine Schranken; das waren so seine liebsten Gedanken. Nun war der Fund ihm viel zu klein, hätt' müssen Krön' und Scepter sein; aber wie sollt' er seinen Rücken nach einem halben Hufeisen bücken? Er also sich zur Seite kehrt und thut, als hätt' er's nicht gehört. Der Herr, nach seiner Langmuth, drauf hebt selber das Hufeisen auf und thut auch weiter nicht dergleichen. Als sie nun bald die Stadt erreichen, geht er vor eines Schmiedes Thür, nimmt von dem Mann drei Pfennig dafür. 13'

10. Geschichte des Mittelalters - S. 127

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
127 Die feierlichen Waffenspiele der Ritter nannte man Turniere. Vermutlich sind sie in Frankreich entstanden. Wenn ein Fürst oder sonst ein Vornehmer ein Turnier geben wollte, so schickte er lange vorher Einladungen an benachbarte Fürsten umher und ließ durch Herolde im ganzen Lande, zuweilen selbst im Auslande das Turnier ankündigen und den Tag bestimmen. Dann fanden sich zur bestimmten Zeit viele Ritter ein, alle herrlich gerüstet und gepanzert vom Kopf bis auf die Füße; selbst die Pferde waren mit eisernen Blechen bedeckt und mit köstlichen Decken und anderen Zieraten behängt. Auf dem Schilde hatte jeder ein Abzeichen, welches er immer führte, und welches alle, die zu seiner Familie gehörten, beibehielten, einen Löwen, Elefanten, Adler. Steinbock, ein Pferd, einen Engel und dgl. Daraus sind die Wappen entstanden. Da aber viele Familien Seitenlinien hatten, so hatte jede noch ein besonderes, sie bezeichnendes Kleinod auf dem Helme, einen Adlerflügel, ein Paar Ochsenhörner, einen Pferdekopf u. s. w., alles von Erz. Am Tage vorher mußte jeder seinen Namen bei den Wappenrittern angeben, und wenn er nicht eine fürstliche Person oder sonst ein schon bekannter Ritter war, seinen Adel beweisen; denn nur Edelleute, und zwar nur solche, welche einen fleckenlosen Wandel geführt hatten, wurden zugelassen. Nun brach der Tag des Festes an. Auf dem Marktplatze oder auf einem freien Felde bei der Stadt waren Schranken gezogen, durch welche mehrere Tore führten. Auf einem Balkon saßen die Kampfrichter oder Turniervögte, auf einem andern die vornehmen Zuschauer, fürstliche Personen und Damen. Alle Kosten mußte der Unternehmer tragen; er bewirtete die ganze Zeit über die fremden Gäste und setzte die Preise (den Dank) aus, welche in schön gewirkten Leibbinden, kostbaren Schwertern, goldenen Sporen u. dgl. bestanden. Die einzelnen Ritter kamen nun herbeigeritten, zwei und zwei, wie sie entweder durchs Los zusammenkamen, oder wie die Gleichheit des Ranges es erforderte. Manchmal kam auch wohl ein Ritter mit geschlossenem Visier, der unerkannt bleiben wollte bis zu Ende des Festes; doch mußte er seinen Namen den Wappenrittern genannt haben, damit kein unritterlicher Mann sich zudränge. Unter kriegerischer Musik ritten nun die beiden ersten Kämpfer auf bäu-
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