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1. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 63

1822 - Berlin : Reimer
Erzählungen. Der Meister aber schalt den Dreisten, Gab ihm zu knacken die harte Nuß, Zu verehren den König Hironymus, Und sagte: ,,Bleib bei deinem Leisten! Wer kaum den Pfriemen regieren kann, Was gehn den Säbel und Flinte an?" Da glühten dem Wilhelm beide Wangen, Und er sprach mit keck erhabenem Muth: ,.Mir fließt in den Adern Soldatenblut! Wie sollte mich nicht danach verlangen, Den gottlosen Feind zu schlagen aufs Haupt, Der unserm König sein Halle geraubt?" Und tapfere Preußen und Russen zogen, Von Kleist, dem Helden, geführt, in die Stadt Die langst solche Gaste gewünscht sich yat;- Allein, wie unglückschwangere Wogen, Zog auch. ein feindliches Heer heran, Weit stärker an Waffen, und Roß, und Mann! Damit der Feind herein nicht dringe, Wird draußen am Strome fleißig geschanzt Und manche Kanone ausgestanzt. Schon messen sich blutig Pik' und Klinge; Doch immer näher und näher erscheint Der übermächtig gerüstete Feind. Kanonendonner beginnt zu brüllen, Und Jägerbüchsen knallen darein. Der Frühlingssonne heller Schein Muß in Pulverdampf verhüllen; Und bang und bänger athmet die Stadt, Die eben so fröhlich gejauchzt noch hat. Dem Meister sinken Pfrietnen und Leder Aus seiner sonst so fleißigen Hand; Die gelehrteste Weisheit hält nicht Stand, Es zittert die geschickteste Feder; Und tief im Keller weint sich blind Manch Juden-und manch Christenkind.

2. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 102

1822 - Berlin : Reimer
Da tönte ruhevoll die Freundin sanfter Seesen - Das ernste Hort herab vom Blüthenbaum: ,,Wohl mir in diesen stillen Gründen! Ach! dem Gedankenlosen schwinden Auch zwei Jahrhunderte vorüber, wie ein Traum'. Wen aber Weisheit lockt, und Ehr und süße Pflicht- Ihm ist in zehen Sommern für sein Leben Ein Unermeßliches gegeben. Des Seyns verhängte Dauer nicht«. Gedanken nur sind wahres Leben. Hang. 2g» Der Hirsch^ der sich über fà Schicksal beklagt. Muß ich denn, sprach ein Hirsch, allein Ein Raub der Hund' und Menschen seyn, Wor stündlichen Gefahren beben, Und länger doch, als Andre leben? Natur, so rief er jämmerlich, Natur! o warum schufst du mich? Ern Hase lief bei ihm vorbei. Dijl kleines Thier lebst sorgenfrei! Wie leicht, wenn Jäger e-Z entdecken, Kann solch ein Würmchen sich verstecken! „Wo kam denn jüngst mein Weibchen hin, Pirach dieser, wenn ich sicher bine" Indessen trabt' ein großer Bar * Tiefsinnig seinen Holzweg her. War ich so stark, rief jetzt von neuen __ Der Hirsch, wie sollten sich die Jager scheuen! Dich, Tragen, zog das Glück uns allen vor. Ja! sprach der Bär - das zeigt mein-blutend Wr! Ein Rebhuhnflug schoß schwirrend auf. Mas hilft mir, sprach der Hirsch, mein schneller Lauf? O könnt' ich wie ei.u Rebhuhn stiegen!

3. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 372

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
372 noch schwereren Platz macht. Der größte Theil dieser Thiere wird zum Last- tragen gebraucht; einiger anderen bedient man sich nur zum Reiten. Der Araber sitzt oben auf seinem Höcker und ist mit einer Flinte, Lanze, Pfeife und anderem Gcräthe versehen. Sonnini erzählt, daß ein Beduinen-Araber die Reise von Kairo in Aegypten bis Mekka in fünf Tagen zurücklegte, ein Weg von vierhundert Stunden, wozu die Pilgrims-Karavanen mehr als dreißig Tage nöthig haben; er machte mithin achtzig Stunden in einem Tage. Die Sättel der Dromedare sind in der Mitte hohl und haben an den beiden Bogen ein Stück rundes, wagrecht gestelltes Holz, an welchem der Reiter sich festhält. Lange an den Seiten herabhangende Beutel mit einiger Nahrung für den Reiter und das Kameel, ein Schlauch Wasser und ein lederner Gurt zur Peitsche ist das ganze Geräth. Der gewöhnliche Gang ist ein weites Traben, wobei sie den Kopf und den Schwanz in die Höhe richten. Für jeden Ungeübten ist diese Art zu reisen höchst beschwer- lich ; die Hände schwellen an und schmerzen, die Schenkel werden wie zer- brochen , dabei stellt sich der heftigste Kopfschmerz ein durch die beständige Erschütterung, denn das Thier hat einen schweren Tritt, auch lebt der Reiter in Furcht, von dem hohen Sitz das Gleichgewicht zu verlieren und herunter zu stürzen, und die Schnelligkeit des Laufs in der glühenden Luft soll ihm fast den Athem nehmen. Zu den Unbequemlichkeiten sind noch ferner die Wanzen und anderes Ungeziefer zu zählen, welche sich auf dem Höcker auf- halten. Wenn die Dromedare sich beim Eintritt in eine Stadt drängen, wird die Sorge des Reiters noch größer. Alle Kameele lieben Musik und scheinen an der menschlichen Stimme Wohlgefallen zu haben; der Araber, wenn er einen starken Marsch machen will, feuert sie durch Gesang an, der mehr auf sie wirken soll, als alle Schläge; auch sollen sie nach den Zeugnissen einiger Reisenden langsamer und rascher gehen, je nach dem langsameren oder schnelleren Takt des Gesangs. Werden sie überladen, so stehen sie nicht eher auf, als bis die Bürde erleichtert ist. Sie sind äußerst mäßig, und zur Zeit der Noth ist ein alter Weidenkorb ein ganz gutts Essen für sie. Haben sie jedoch reiche Weide, so suchen sie nur die besten Gräser. Auf langen Reisen füttert man sie mit etwas Gerste, Boh- nen, Datteln oder mit Kugeln von Weizenmehl. Die köstlichste und nothwendigste Eigenschaft dieses Thieres ist die, daß es viele Tage ohne Beschwerde das Wasser entbehren kann, und dies allein macht es zu dem nützlichen, für den Araber unentbehrlichen Geschöpf. Hat es lange gedürstet, so wittert es hoch in der Luft, um in weiter Ferne eine Quelle zu entdecken, und verdoppelt seine Schritte, um dahin zu ge- langen und den brennenden Durft zu löschen, welcher es jedoch weniger plagt, als seinen Herrn. Hat es zwölf bis zwanzig Tage nicht getrunken, dann ist es aber auch im Stande, zwei Tonnen Wasser oder 240 Flaschen zu sich zu nehmen, gewöhnlich aber nicht so viel. Wenn daher eine Karavane von dreihundert Stück Kameelen an eine der dürftigen Quellen der Wüste kommt, wo nur eins nach dem andern saufen kann, so währt es wobl drei Taae, bis alle ibren Durst gelöscht haben.

4. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 87

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
87 Ein wackerer Soldat soll nicht prunken mit der äußern Ehre, noch sich auf Eitelkeit blähen; sondern die Treue gegen das Vaterland soll seine Ehre sein und sein stiller Muth seine höchste Zierde. 144. Soldatengeschichten. 1. Ein tapferer Fahnenträger. In der Schlacht bei Groß- Görschen, den 2. Mai 1813, schlug eine Flintenkugel dem sehr jungen Fahnenträger ron der Mülbe von einem schlesischen Infanterieregimente beim Vorrücken den Fahnenstock entzwei und fuhr ihm in die Schulter. Ge- lassen nimmt er die Fahne in den andern Arm, achtet nicht der blutenden Wunde, sondern stürzt beim Angriff mit lautem Hurrah vorwärts. Das machte auf die Soldaten einen begeisternden Eindruck. 2. „Brüder, cs schmerzt nicht!" Ein freiwilliger Jäger mit Namen Hilsbach, ein Jude, war unter den ersten, die in der Schlacht bei Groß-Görschen verwundet wurden. Er erhielt einen Schuß in den Arm, ging aber aus dem Gefecht noch nicht zurück. Er that dies erst, als er durch einen zweiten Schuß in den Arm vollständig unfähig gemacht wurde, seine Pflicht zu thun. Die Kameraden äußerten ihr Bedauern über seine Verwundung. Er aber entgcgnete mit frohem Muthe: „Brüder, es schmerzt nicht; denn dort (er zeigte auf das Gefecht) geht's ja gut. Euer Sieg wird mich heilen." Seine Kameraden erkannten ihm einstimmig das „eiserne Kreuz" zu, welches der König der Jägerabtheilung verlieh. 3. Der verwundete Offizier. In der Schlacht bei der Katzbach wurde ein schlesischer Landwehr-Lieutenant tödtlich verwundet. Da ließ er sich noch an seinen Zug bringen, erinnerte die Soldaten noch einmal'an ihre Pflicht und ermahnte sie, als brave Soldaten und Unterthanen für ihren König und ihr Vaterland zu fechten. 4. Vaterlandsliebe bis in den Tod. Gegen Ende des 18. Ok- tobers 1813 wurden in der Schlacht bei Leipzig einem preußischen Land- wehrmann beide Beine zerschmettert. Er wurde zur Verbandstätte in einem Chausseegraben getragen. Der Feldprediger hörte von dem Arzte, daß der jämmerlich Verwundete nur noch wenige Minuten zu leben habe. Da trat er zu ihm hin und tröstete ihn aus Gottes Wort und sagte ihm, was er doch für einen schönen Tod sterbe für König und Vaterland. Der Ver- wundete erhob das matte Haupt und sprach: „Herr Prediger, ich danke Ihnen für Ihre Trostgründe, aber erlauben Sie mir eine Frage und ver- sprechen Sie mir, diese gewissenhaft zu beantworten." Der Geistliche ver- sprach ihm das freundlich. „Wohlan, Herr Prediger! sagen Sie mir, ob wir die Schlacht gewinnen werden." „Ja, mein Sohn!" erwiderte der Prediger, erstaunt über die Vaterlandsliebe des jungen Mannes, „wenn du in dieser Gewißheit Ruhe findest: der Sieg ist unser! Deine Kame- raden sind im vollen Vorrücken, und es kommen bis hierher keine feind- lichen Kugeln mehr; der Feind zieht sich zurück!" „Nun, da will ich nichts mehr hören; Gottlob, Preußen ist frei!" — so zog er die Mütze

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 230

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
230 andere Lasten abkaufen ließ. Viel Leben ist durch die Kreuzzüge geweckt worden, welches spater eine Reformation der ins Verderben gerathenen Kirche herbeiführen half. 9. Friedrich I., genannt Barbarossa. In der Mitte des schwäbischen Landes, fast gleich weit vom Rhein, vom Lech und vom Bodensee entfernt, erbebt sich der hohe Staufen, ein kegelförmiger Berg. Hier stand einst die Stammburg eines berühmten deutschen Kaiserhauses, das den Namen „die Hohenstaufen" führt. Jetzt sind die Trümmer der alten Heldenburg mit Gras und Disteln überwachsen. Im Bauernkriege (1525) wurde von der Burg verbrannt, was verbrennlich war. Nach und nack sind auch die Ringmauern, die festen Thürme und die Thore niedergerissen und verfallen. Kaiser Konrad war der erste aus dem Hause der Hohenstaufen, der die Kaiserkrone trug. — Nach seinem Tode wählten die deutschen Fürsten einstimmig unter dem lauten Zurufe des Volkes den Herzog Friedrich von Schwaben aus demselben Geschlecht. Fünf Tage nach der Wahl krönte ihn der Erzbischof von Cöln zu Aachen. Friedrich stand im cinunddreißigsten Jahre, als er den.thron bestieg (1152). Er war von mittlerer Größe und wohlgebaut, sein Haar blond, kurz abgeschnitten und nur aus der Stirn gekräuselt, seine Haut weiß, seine Wangen roth und sein Bart röthlich, weshalb die Italiener ihn Barbarossa nannten. Er hatte schöne Zähne, feine Lippen, blaue Augen, einen hei- teren, aber durchdringenden und der inneren Kraft sich gleichsam bewußten Blick. Sein Gang war fest, die Stimme rein, der Anstand männlich und würdevoll, die Kleidung weder gesucht noch nachlässig. Keinem stand er auf der Jagd und in Leibesübungen nach, keinem an Heiterkeit bei Festen; nie aber durfte der Aufwand in übermäßige Pracht, nie die gesellige Lust in Völlerei ausarten. Seine Kenntnisse konnten in jener Zeit, zumal bei der mehr weltlichen Richtung seines Lebens, nicht umfassend sein; doch ver- stand er lateinisch und las gern und fleißig die römischen Schriftsteller. Un- geachtet großen Feldherrntalentes sah er im Kriege immer nur ein Mittel für den höheren Zweck, den Frieden. Furchtbar und streng zeigte er sich gegen Widerstrebende, versöhnlich gegen Reuige, herablassend gegen die Seinen, doch verlor er weder in der Freude noch im Schmerze jemals Würde und Haltung. Selten trog ihn sein Urtheil, fast nie sein Gedächtniß. Gern hörte er Rath; die Entscheidung aber kam, wie es dem Herrscher gebührt, stets von ihm selbst. Andächtig an heiliger Stätte und ehrfurchtsvoll gegen Geistliche als Verkünder des göttlichen Wortes, verstand er boch, den über- triebenen Forderungen der Kirche mit Nachdruck entgegenzutreten. Rück- sichtslos die Gesetze vollziehen, hielt er für die erste Pflicht des Fürsten; ihnen unbedingtzu gehorchen, für die erste des Unterthans. Ueberall unter- nahm er nur das, was nach seiner Ueberzeugung dem Recht und den Gesetzen gemäß war, und gern blickte er dabei auf große Vorbilder früherer Zeiten

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 240

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
240 ihren gemeinsamen Stand auf dem Markte. Durch den Wetteifer der Meister, durch Ausbildung der Gesellen auf der Wanderschaft und durch Ausstoßung der Pfuscher ward die Arbeit immer vollkommener. Die Glaser z. B-, sonst geringe Werkleute, waren hoch emporgekommen: sie verstanden durchsichtiges Glas in den schönsten Farben zu verfertigen, sie setzten diese Farben kunstvoll in Blei zu Bildern zusammen, malten Gesichter und Haare, schattierten die Gewänder mit dunkler Farbe und schliffen helle Stellen aus. Auch die Schuster waren sehr kunstreich geworden, ihr Hand- werk war schwierig: sie hatten Schnabelschuhe zu nähen von buntem Leder, deren Spitzen sich zuerst etwas in die Höhe erhoben und dann wie der Kamm eines Truthahns hinabhingen. Die Schneider, eine sehr ansehnliche und wichtige Innung, waren zumeist durch die Mode geplagt; schon um 1300 war Klage, daß ein Meister, der im vorigen Jahre noch zur Zufriedenheit gearbeitet hatte, fetzt nichts mehr galt, weil er die Kunst der neumodischen Kleider nicht verstand. So bildeten sich, während die kaiserliche Herrlichkeit sank und der Adel verwilderte, in den Städten die Grundlagen aus, auf denen das heutige deutsche Leben ruht. Wohl war die Arbeit der Bürger eine bescheidene im Vergleich mit den stolzen Kriegsthaten der Nitterzcit; aber auch hier erkennt man die Innigkeit des deutschen Gemüthes in der Freude am Schaffen und in der behaglichen Sorgfalt, womit der Handwerker die überlieferten For- men seines Gewerbes künstlerisch auszubilden sich mühte. Betrachtet man dazu die Ehrbarkeit, die fromme Sitte und die Mannhaftigkeit der Zünfte, so darf man wohl sagen, daß die Mauern der Städte während der Jahre der allgemeinen Trübsal und Verwirrung die echten Keime des deutschen Lebens für die folgenden Jahrhunderte gerettet haben. Aber das Aussehen der Städte um das Jahr 1300 darf man nicht mit ihrem heutigen vergleichen. Wer am Morgen in ein Thor hereinzog, begegnete sicher dem Stattvieh. Denn der Bürger trieb auch Landbau, auch die vornehmen Häuser hatten in engem Hofraum Viehställe. Schweine liefen in den Straßen umher und fuhren auch wohl in die Häuser hinein, sich ihre unsaubere Nahrung zu suchen; auf abgelegenen Plätzen lagerten große Düngerhaufen. Die Hauptstraßen der vornehmsten Städte waren wohl hier und da gepflastert, aber selbst in Frankfurt wurde» noch um 1400 die Hauptwege nur durch Sand und kleine Steine gebessert, und für die Domherren war es eine genügende Entschuldigung ihres Ausbleibens bei Versammlungen, daß der Straßenschmutz zu arg sei. Wer bei schlech- tem Wege ausging, fuhr in schwere Holzschuhe; von den Nathsherrcn wurde gefordert, daß sie diese vor der Sitzung auszogen. Auf den Straßen waren häufige Brunnen mit Rolle, Kette und Eimer: die Bäche leitete man gern längs der Hinteren Seite der Höfe, denn die Gerber, Weber, Färber und Wollspinner siedelten am Wasser. Wo es laufende Brunnen gab, standen Schöpftröge von Stein und Metall daneben, und an passenden Stellen gefüllte Wasserbehälter für den Fall einer Feuers- gefahr.

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 392

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
392 Steine, so kommt der Interpret und wendet mit seinem Schnabel, der an der Spitze etwas aufgeworfen ist, die Steine um. Der Austernfänger, der von Muscheln lebt, hat einen keilförmigen Schnabel mit harten scharfen Spitzen, mit denen er die starke Hülle seiner Beute so gut durchbohren und aufbrechen kann, daß man zu diesem Zweck kein trefflicheres Werkzeug erfinden könnte. Die Strandvögel, welche die öden User des nördlichen Polarmeeres bevölkern, Reiher, Brachvögel, Wafferrallen re., ziehen vor dem Winter süd- wärts in mildere Gegenden und kehren mit Anfang des Sommers nach Norden zurück, wo ihnen der aufgethaute Meeresstranb reichliche Nah- rung bietet. Der Pelikan, weißröthlich, mit schwarzen Schwingen und einem Federschopf am Hinterhaupte, einer der größten Schwimmvögel, lebt am kaspischen und an den Küsten der südlichen Meere, wird gegen 5 Fuß hoch und mißt mit ausgespannten Flügeln 10 Fuß in die Breite. Sein langer starker Schnabel ist mir einem Haken an der Spitze versehen; die nackte Kehlhaut bildet einen großen Sack, den er als Hamen zum Fischen gebraucht. Trotz seiner Schwere fliegt er doch schnell und hebt sich hoch in die Luft. Er wird in China gezähmt und zum Fischfang abgerichtet, wobei man ihm einen Ring um den Hals legt, damit er die gefangenen Fische nicht ver- schlucken kann. Der 5 Fuß hohe prächtige Flamingo, mit hohen Stelzfüßen, sehr langem Hals und hakenförmig gebogenem Schnabel, hat als Sumpfvogel ausnahmsweise Schwimmhäute zwischen den Fußzehen. Wozu? Er steckt seinen Hakenschnabel umgekehrt in den Sumpf und treibt mit dem schaufel- förmigen Fuße die Wasserwürmer und das Fischlaich in den Mund. Die Schwimmhaut des Fußes macht es ihm möglich, einen kräftigen Wasserstrom nach dem Munde zu drücken. Eine Gruppe rosenrother Flamingos bietet einen prächtigen Anblick. Sie leben truppweise und stellen sich beim Fischfang in langen Reihen auf. Stößt die Schildwache bei drohender Gefahr ein lautes Geschrei aus, so erhebt sich das ganze Regiment und fliegt wie ein aufwallendes Flammen- meer in die Luft. Der wandernde Flamingozug ordnet sich zu einem Drei- ecke und läßt sich, am Ziele angelangt, in einer abwärts neigenden Schrauben- windung zur Erde nieder. Diese sonderbaren Vögel bauen in den Morästen kegelartige Hügel, setzen ihre Nester daraus, legen je zwei Eier hinein und brüten, damit ihre langen Stelzfüße die Brut nicht stören, aus dem Schlammhügel wie auf einem Pferde reitend, ihre Jungen aus. So hat jede vom gewöhnlichen abweichende Körperform ihren bestimm- ten Zweck. Was dem Unkundigen als Zufall erscheint, ist bei näherer Be- ■ trachtung ein Ergebniß der höchsten anbetungswürdigsten Weisheit.

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 368

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
368 friedigt, hier ist er noch der stolze Krieger voll Wildheit, aber auch voll Kraft und Seelengröße. ohne angelernte Bedürfnisse, ohne „Feuerwasser" und ohne die Laster, die ihm mit diesem von den Weißen zugekommen sind. Hier lebten noch vor wenigen Jahren 300,000 Indianer vom Fleische des Büffels. Jeder Theil des Fleisches wird in der einen oder der anderen Form in Speise verwandelt, und davon nähren sie sich ausschließlich. Das Fell dient ihnen als Mantel, im gegerbten Zustande zur Decke der Hütten und der Schlafstätten, ungegcrbt verwenden sie es zum Bauen der Canoes, zu Satteln, Zügeln, Riemenwerk und zu den Schlcuderschlingen oderlassos, aus den Hörnern machen sie Löffel und Trinkgeschirre, das Gehirn wirb beim Gerben der Häute benutzt, die Knochen dienen zu Sattelbäumen und Kriegskeulen oder werden zerbrochen, um das Mark zu gewinnen. Im Genusse dieses Thieres denken die Indianer nicht des Schicksals, das ihrer wartet. Dies unglückliche Volk mit seinen Jagden, seinen Wild- nissen, seinen merkwürdigen Sitten und der ganzen Zahl seiner Büffel, könnte nur fortdauern, wenn man den Verkehr mit den Weißen ihnen ab- schneiden könnte. Aber dies ist nicht mehr möglich: des Büffels Schicksal ist besiegelt und mit seiner Vertilgung müssen auch die rothen Männer untergehen, deren Väter die angestammten Herren dieser weiten Ebenen waren. Es muß so sein, denn dem wilden Jägeb nimmt Gott das Land und giebt es dem Ackerbauer, der auf dem hundertsten Theile des Landes sein Brot findet. 86. Das Reniitliier. Das Rennthier ist unter den Hirschen, welche durch ihren Wuchs und ' die Geweihkrönung als die schönsten Zweihufer erscheinen, eine der wenigst schönen Arten; der Kopf ist grosz, der Hals kurz, mit einer Wamme an der Kehle, niederhängend und mit einer unschönen Mähne

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 195

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
195 „Es ist nicht Trank, nicht Speise, wornach es Noth mir thut; doch, so ihr seid Hans Euler, so will ich euer Blut! Wißt ihr, vor Monden hab' ich euch noch als Feind bedroht; dort hatt' ich einen Bruder, den Bruder schlugt ihr todt. Und als er rang am Boden, da schwor ich ihm es gleich, daß ich ihn rächen wollte, frich oder spät, an euch!" „Und hab' ich ihn erschlagen, so war's im rechten Streit, und kommt ihr ihn zu rächen: — wohlan, ich bin bereit! Doch nicht im Hause kämps' ich, nicht zwischen Thür und Wand; im Angesichte dessen, wofür ich stritt und stand! Den Säbel, Marthe, weißt du, womit ich ihn erschlug; und sollt ich nimmer kommen: — Tirol ist groß genug!" » Sie gehen mit einander den nahen Fels hinan, sein gülden Thor hat eben der Morgen aufgethan; — Der Hans voran, der Fremde recht rüstig hinterdrein, und höher stets mit beiden der liebe Sonnenschein. Nun stehn sie an der Spitze — da liegt die Alpenwelt, die wunderbare, große, vor ihnen aufgehellt; Gesuukne Nebel zeigen der Thäler reiche Lust, mit Hütten in den Armen, mit Herden an der Brust. Dazwischen Riesenbäche, darunter Kluft an Kluft, daneben Wälderkronen, darüber freie Lust, Und, sichtbar nicht, doch fühlbar, von Gottes Ruh' umkreist, in Hütten und im Herzen der alten Treue Geist. Das sehn die beiden droben, — dem Fremden sinkt die Hand; Hans aber zeigt hinunter auf's liebe Vaterland: „Für das hab' ich gefochten, dein Bruder hat's bedroht; für das hab' ich gestritten, für das schlug ich ihn todt!" Der Fremde sieht hinunter, sieht Hansen in's Gesicht, er will den Arm erheben, den Arm erhebt er nicht: „Und hast du ihn erschlagen, so war's im rechten Streit; und willst du mir verzeihen, komm', Hans, ich bin bereit!" 39. Das Hufeisen. Als noch, verkannt und sehr gering, unser Herr aus der Erde ging, und viele Jünger sich zu ihm fanden, die sehr selten sein Wort verstanden, liebt' er es gar über die Maßen, seinen Hof zu halten auf der Straßen, weil unter des Himmels Angesicht man immer besser und freier spricht. Er ließ sie da die höchsten Lehren aus seinem heiligen Munde hören; besonders durch Gleichniß und Exempel macht' er einen jeden Markt zum Tempel. So schlendert' er in Geistesruh' mit ihnen einst einem Städtchen zu: sah etwas blinken auf der Straß', das ein zerbrochen Hufeisen was. Er sagte zu St. Peter drauf: „Heb' doch einmal das Eisen auf!" St. Peter war nicht aufgeräumt, er hatte so eben im Gehen geträumt so was vom Regiment der Welt, was einem jeden wohlgefällt: denn im Kopf hat das keine Schranken; das waren so seine liebsten Gedanken. Nun war der Fund ihm viel zu klein, hätt' müssen Krön' und Scepter sein; aber wie sollt' er seinen Rücken nach einem halben Hufeisen bücken? Er also sich zur Seite kehrt und thut, als hätt' er's nicht gehört. Der Herr, nach seiner Langmuth, drauf hebt selber das Hufeisen auf und thut auch weiter nicht dergleichen. Als sie nun bald die Stadt erreichen, geht er vor eines Schmiedes Thür, nimmt von dem Mann drei Pfennig dafür. 13'

10. Geschichte des Mittelalters - S. 297

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
297 herbei und drängten dies alles den Spaniern auf. Auch erschien der Gesandte eines benachbarten mächtigen Kaziken, der Kolumbus einlud, doch zu ihm zu kommen, da wolle er ihm alles geben, was er nur verlange. Kolumbus segelte hin und wurde mit Frohlocken empfangen. Männer, Weiber und Kinder strömten zu Tausenden herbei und staunten die wunderbaren Gäste an. Sie schleppten das Beste herbei, was sie hatten, und ließen nicht ab mit Bitten, daß die Spanier es nur annehmen möchten. Dem Kolumbus schenkte der Kazike unter anderem eine Maske mit schönen Goldstückchen in Ohren, Augen und Nase, und am Halse eine Menge goldener Kleinodien, und als er mit einem Schiffe in der Nähe seines Bezirkes Schissbrnch litt, weinte der gute Mann heiße Tränen, suchte Kolumbus freundlich zu trösten, und seine Indianer mußten alle Sachen aus dem Schisse ans Land schassen, wo sie in zwei Gebäuden niedergelegt und bewacht wurden. Gern wäre Kolumbus noch weiter gesegelt; aber er hatte nur noch ein kleines Schiss übrig. Das eine war ja gescheitert, und mit dem andern war der Befehlshaber Pinzon heimlich davon-gesegelt, um auf eigene Hand Entdeckungen zu machen und damit in Spanien groß zu tun. Aber der ehrliche Kazike wollte Kolumbus nicht gern ziehen lassen; er bat ihn, doch da zu bleiben und ihm gegen die Anfälle der Karaiben (Menschenfresser) der benachbarten Inseln beizustehen. Das ging zwar nicht an; indessen da mehrere von der Schiffsmannschaft baten, auf Haiti zurückbleiben zu dürfen, erlaubte es ihnen Kolumbus, beschloß aber, vorher den Indianern noch einen recht hohen Begriff von seiner Macht und einen Beweis seiner himmlischen Abkunst zu geben, damit sie auch in seiner Abwesenheit die Spanier gut behandelten. Er ließ daher in seiner Gegenwart seine Spanier Waffenübungen anstellen und erreichte dadurch ganz seinen Zweck. Mit Staunen und Schrecken sahen die Indianer das Hauen mit Säbeln und hörten mit Entsetzen das Schießen mit den Flinten, und als Kolumbus endlich eine Kanone abfeuern ließ, stürzten sie gar zu Boden. Absichtlich hatte er dieselbe gegen die Wand des gestrandeten Schiffes richten lasten und zeigte nun den Wilden die von der Kugel gemachte Öffnung. Das
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