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1. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 63

1822 - Berlin : Reimer
Erzählungen. Der Meister aber schalt den Dreisten, Gab ihm zu knacken die harte Nuß, Zu verehren den König Hironymus, Und sagte: ,,Bleib bei deinem Leisten! Wer kaum den Pfriemen regieren kann, Was gehn den Säbel und Flinte an?" Da glühten dem Wilhelm beide Wangen, Und er sprach mit keck erhabenem Muth: ,.Mir fließt in den Adern Soldatenblut! Wie sollte mich nicht danach verlangen, Den gottlosen Feind zu schlagen aufs Haupt, Der unserm König sein Halle geraubt?" Und tapfere Preußen und Russen zogen, Von Kleist, dem Helden, geführt, in die Stadt Die langst solche Gaste gewünscht sich yat;- Allein, wie unglückschwangere Wogen, Zog auch. ein feindliches Heer heran, Weit stärker an Waffen, und Roß, und Mann! Damit der Feind herein nicht dringe, Wird draußen am Strome fleißig geschanzt Und manche Kanone ausgestanzt. Schon messen sich blutig Pik' und Klinge; Doch immer näher und näher erscheint Der übermächtig gerüstete Feind. Kanonendonner beginnt zu brüllen, Und Jägerbüchsen knallen darein. Der Frühlingssonne heller Schein Muß in Pulverdampf verhüllen; Und bang und bänger athmet die Stadt, Die eben so fröhlich gejauchzt noch hat. Dem Meister sinken Pfrietnen und Leder Aus seiner sonst so fleißigen Hand; Die gelehrteste Weisheit hält nicht Stand, Es zittert die geschickteste Feder; Und tief im Keller weint sich blind Manch Juden-und manch Christenkind.

2. Volksschulenfreund - S. 36

1860 - Leipzig : Dürr
36 Dritte Abtheilung. die eben hereintrat: Warte, ich will dich gleich erschießen! Sie bat ihn, nicht auf diese Weise zu scherzen, auch wenn das Ge- wehr nicht geladen wäre. Aber er drückte los, es gab einen furchtbaren Knall und seine Schwester stürzte todt zu Boden. Welcher Schmerz für seine Eltern und für den Knaben! §. 17. Noch einige Beispiele. 49 Ein Förster kam von der Jagd und hatte vergessen, seine Gewchrkammcr zu verschließen. Seine beiden Söhne schlichen sich hinein, nahmen zwei Pistolen, die sie für nicht geladen hiel- ten. Sie wollten nun als Soldaten ererciren, und gingen auf einander los. Sie legten die Gewehre an und commandirten: Feuer! Es geschah ein gräßlicher Schlag. Der erschrockene Va- ter eilte herbei, und fand den einen Sohn todt, den andern ge- fährlich verwundet, der, als er wieder hergestellt wurde, seinen tod- ten Bruder glücklicher pries, als sich selbst. Ein' Schmied sollte die Schraube an einem verrosteten Flin- tenlauf losmachen, und legte ihn ins Feuer. Er fragte, ob etwa ein Schliß darin wäre? Allein es wurde ihm versichert, das Ge- wehr wäre in fünf Jahren nicht angerührt worden. Und doch war es geladen. Als der Lauf glühend wurde, fuhr der Schuß heraus und tödtete die Frau des Schmieds, die eben mit ihrem Manne sprach. Wie oft wird durch Schießgewehr Feuer verwahrloset! Bei einer Hochzeit in einem Dorfe schoß ein Knecht vor Freuden ein Gewehr ab, und zwar in ein Strohdach; in wenig Minuten stand das dürre Stroh in Flammen, und es brannten mehrere Wohnungen ab. Wie oft zerspringen Gewehre und zerschmet- tern einem Menschen die Hände oder Finger! §. 18. Beschluß. 50 Wir wollen nie mit Gewehren spielen, sagte Berthold zu seiner Schwester. Ja, setzte der Vater hinzu, auch wenn Dich einst Dein Beruf nöthigt, mit Schießgewehren umzugehen, so sei vorsichtig. Kinder machen sich gern ein Vergnügen mit Schieß- pulver, aber es ist sehr gefährlich. Mancher Knabe hat sich schon Haare und Kleider durch Schwärmer und dergleichen ver- brannt. So hatte einst einer meiner Kameraden sich Pulver gesammelt, und einen Schlüssel, den er sich dazu einrichten ließ, damit geladen. Er legte brennenden Schwamm darauf. Aber die Zeit däuchte ihm zu lang, ehe der Knall erfolgte. Er ging

3. Volksschulenfreund - S. 106

1860 - Leipzig : Dürr
106 Fünfte Abtheilung. Feuer ausgeht, winseln sie, und sind nicht so klug, ein Stück Holz nachzulegen. Woran mag es ihnen wol fehlen? §. 46. Der Elephant, das größte Landthier. 134 Er lebt, so erzählte der Vater, im südlichen Asien und in Afrika, und übertrifft an Gelehrigkeit fast alle Thiere. Er wird 6 bis 7 Ellen hoch, 8 Ellen lang und 3 Ellen breit; mancher wiegt 6 bis 7000 Pfund. Die röthl-chen sind seltner, als die grauen, und man bezahlt einen Elephanten mit 100 bis 1000 Thalern, denn wenn sie zahm sind, so tragen sie Lasten von 4000 Pfund und gehen über 15 Meilen in einem Tage. Aber ein Ele- phant soll auch täglich fast 100 Pfuych Reis oder 150 Pfund an Gras zu seiner Nahrung nöthig haben. Manche Könige in In- dien halten mehrere hundert statt der Pferde. Vorn am Kopf des Elephanten ragen zwei lange Zähne hervor, fast 4 Ellen lang, wovon jeder 100 Pfund schwer wird. Zwischen diesen Zähnen geht ein langer Rüssel, eigentlich eine verlängerte Nase, hervor, die 3 bis 4 Ellen lang, am Munde fast 2 Ellen im Umfang und am Ende noch so stark wie der Arm eines Mannes ist. Damit athmet und riechl dieß Thier, kann aber auch.damit Geld auf- heben, Knoten aufknüpfen, und schleudert auch wol einen-Men- schen in die Höhe, der es etwa neckt, da es besonders an dem Rüffel empfindlich ist. Durch die übrige Haut geht nicht leicht eine Flintenkugel. Die in der Wildniß herumlaufenden Elephan- ten sind sehr gefährlich für den Menschen, der ihnen begegnet; sie spießen ihn leicht an die Zähne. Man lockt sie in enge Be- hältnisse, wo sie sich nicht umwenden können, und sind sie einmal gefangen, so werden sie unter den zahmen auch bald zahm. Diese lassen sich ohne Schwierigkeit von ihrem Führer leiten, indem dieser einen Haken mit einem Leitseil an den Rüffel befestigt. Sie trinken gern Wein und andere geistige Getränke. Die Cartha- ginienscr, Römer und andere Völker (1 Maccab. 6, 34.) benutzten sie im Kriege; sie setzten Thürme auf die Thiere, worin Schützen waren, welche mit Pfeilen und Spießen gegen die Feinde strit- ten; aber vor unserm Schießgewehr fliehen die Elephanten. In Reisfeldern sind sie unwillkommne Gäste. Sie werden über 150 Jahre alt. §. 47. Der Wallfisch, das größte Thier im Wasser. 135 Gibt es denn viele Fische? fragte Hermann. Unzählig ist ihre Menge, sagte der Vater, wie ihr schon aus den Eiern eines

4. Volksschulenfreund - S. 101

1860 - Leipzig : Dürr
Naturgeschichte. Der Mensch. 101 vielleicht mit Euch besser. — Dabei bemerkt, daß ein kühles, durch die Luft gereinigtes Zimmer besser ist, als ein warmes. Schlafet nicht bei Kranken und nicht ohne Vorsicht in ihren Bet- ten. Auch ist es besser, wenn Kinder nicht beisammen und auch nicht bei Erwachsenen schlafen. Eine große Last von Betten preßt mehr Kräfte durch den Schweiß aus, als der Schlaf gibt. In Wirthshäusern auf Streuen und in Betten kleide man sich lieber nicht ganz aus, wenn man Ursache, hat, wegen eines unreinlichen Lagerö mißtrauisch zu sein. Der gesunde Mensch schlafe nicht un- ter 6, und nicht über 8 Stunden. 8) Werdet Ihr krank, liebe Kinder, so gebraucht den verstän- digen Arzt, er hat den Körper, die Krankheiten und Arzneimittel kennen zu lernen gesucht. Pfuscher, Quacksalber meinen, sie ha- den einem Kranken geholfen, dem doch wol nur seine starke Natur wiederaufhalf. Wen sie dem Todtengräber überliefert haben, das mögen sie und die Rathgeber des Todten nicht sagen, und der Verstorbene kann's nicht sagen. Erzählt-dem Arzt genau, was Euch fehlt, was etwa Veranlassung dazu sei, und gehorcht seinen Anordnungen pünktlich. Wer die Arznei im Fenster oder Schränk- lein unangerührt stehen läßt, oder nach dem ersten Einnehmen aufhört, weil sie nicht sogleich hilft, oder weil sie unangenehm schnteckl, oder wer durch verbotene Speisen und Getränke Alles verdirbt, der macht den Arzt verdrüßlich und schadet sich am mei- sten. Daß man bchert und verschrieen werden könne, glaubt jetzt nur der Einfältige; gewöhnlich sind es Krämpfe und Verstopfun- , gen im Leibe, die den Menschen quälen und wo man den Arzt zu Hülfe rufen muß. §. 40. Einige Verschiedenheiten unter den Menschen. 128 Hermann fand es sehr bewundernswerth, daß die Men- schen einander so ähnlich, und daß sie doch auch so sehr von ein- ander verschieden sind. Gebt mir doch einige Verschiedenheiten an, sprach der Vater. Da fanden die Kinder, daß der eine Mensch dick und fett, der andere schlank und hager, der eine groß, der an- dere klein, oder von mittler Größe; der eine schön, der andere weniger schön, wol gar häßlich wäre, daß der eine eine blasse, der andere eine rothe Gesichtsfarbe hätte, und dergleichen mehr. Aber, setzte der Vater hinzu, wenn schon ein jeder Mensch eine menschliche Gestalt und Bildung hat, so haben doch nicht alle unsere weiße Körperfarbe. In Amerika z. B. gibt es Mulatten, oder Menschen von sehr brauner Farbe; und in dem heißen Afrika

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 372

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
372 noch schwereren Platz macht. Der größte Theil dieser Thiere wird zum Last- tragen gebraucht; einiger anderen bedient man sich nur zum Reiten. Der Araber sitzt oben auf seinem Höcker und ist mit einer Flinte, Lanze, Pfeife und anderem Gcräthe versehen. Sonnini erzählt, daß ein Beduinen-Araber die Reise von Kairo in Aegypten bis Mekka in fünf Tagen zurücklegte, ein Weg von vierhundert Stunden, wozu die Pilgrims-Karavanen mehr als dreißig Tage nöthig haben; er machte mithin achtzig Stunden in einem Tage. Die Sättel der Dromedare sind in der Mitte hohl und haben an den beiden Bogen ein Stück rundes, wagrecht gestelltes Holz, an welchem der Reiter sich festhält. Lange an den Seiten herabhangende Beutel mit einiger Nahrung für den Reiter und das Kameel, ein Schlauch Wasser und ein lederner Gurt zur Peitsche ist das ganze Geräth. Der gewöhnliche Gang ist ein weites Traben, wobei sie den Kopf und den Schwanz in die Höhe richten. Für jeden Ungeübten ist diese Art zu reisen höchst beschwer- lich ; die Hände schwellen an und schmerzen, die Schenkel werden wie zer- brochen , dabei stellt sich der heftigste Kopfschmerz ein durch die beständige Erschütterung, denn das Thier hat einen schweren Tritt, auch lebt der Reiter in Furcht, von dem hohen Sitz das Gleichgewicht zu verlieren und herunter zu stürzen, und die Schnelligkeit des Laufs in der glühenden Luft soll ihm fast den Athem nehmen. Zu den Unbequemlichkeiten sind noch ferner die Wanzen und anderes Ungeziefer zu zählen, welche sich auf dem Höcker auf- halten. Wenn die Dromedare sich beim Eintritt in eine Stadt drängen, wird die Sorge des Reiters noch größer. Alle Kameele lieben Musik und scheinen an der menschlichen Stimme Wohlgefallen zu haben; der Araber, wenn er einen starken Marsch machen will, feuert sie durch Gesang an, der mehr auf sie wirken soll, als alle Schläge; auch sollen sie nach den Zeugnissen einiger Reisenden langsamer und rascher gehen, je nach dem langsameren oder schnelleren Takt des Gesangs. Werden sie überladen, so stehen sie nicht eher auf, als bis die Bürde erleichtert ist. Sie sind äußerst mäßig, und zur Zeit der Noth ist ein alter Weidenkorb ein ganz gutts Essen für sie. Haben sie jedoch reiche Weide, so suchen sie nur die besten Gräser. Auf langen Reisen füttert man sie mit etwas Gerste, Boh- nen, Datteln oder mit Kugeln von Weizenmehl. Die köstlichste und nothwendigste Eigenschaft dieses Thieres ist die, daß es viele Tage ohne Beschwerde das Wasser entbehren kann, und dies allein macht es zu dem nützlichen, für den Araber unentbehrlichen Geschöpf. Hat es lange gedürstet, so wittert es hoch in der Luft, um in weiter Ferne eine Quelle zu entdecken, und verdoppelt seine Schritte, um dahin zu ge- langen und den brennenden Durft zu löschen, welcher es jedoch weniger plagt, als seinen Herrn. Hat es zwölf bis zwanzig Tage nicht getrunken, dann ist es aber auch im Stande, zwei Tonnen Wasser oder 240 Flaschen zu sich zu nehmen, gewöhnlich aber nicht so viel. Wenn daher eine Karavane von dreihundert Stück Kameelen an eine der dürftigen Quellen der Wüste kommt, wo nur eins nach dem andern saufen kann, so währt es wobl drei Taae, bis alle ibren Durst gelöscht haben.

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 392

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
392 Steine, so kommt der Interpret und wendet mit seinem Schnabel, der an der Spitze etwas aufgeworfen ist, die Steine um. Der Austernfänger, der von Muscheln lebt, hat einen keilförmigen Schnabel mit harten scharfen Spitzen, mit denen er die starke Hülle seiner Beute so gut durchbohren und aufbrechen kann, daß man zu diesem Zweck kein trefflicheres Werkzeug erfinden könnte. Die Strandvögel, welche die öden User des nördlichen Polarmeeres bevölkern, Reiher, Brachvögel, Wafferrallen re., ziehen vor dem Winter süd- wärts in mildere Gegenden und kehren mit Anfang des Sommers nach Norden zurück, wo ihnen der aufgethaute Meeresstranb reichliche Nah- rung bietet. Der Pelikan, weißröthlich, mit schwarzen Schwingen und einem Federschopf am Hinterhaupte, einer der größten Schwimmvögel, lebt am kaspischen und an den Küsten der südlichen Meere, wird gegen 5 Fuß hoch und mißt mit ausgespannten Flügeln 10 Fuß in die Breite. Sein langer starker Schnabel ist mir einem Haken an der Spitze versehen; die nackte Kehlhaut bildet einen großen Sack, den er als Hamen zum Fischen gebraucht. Trotz seiner Schwere fliegt er doch schnell und hebt sich hoch in die Luft. Er wird in China gezähmt und zum Fischfang abgerichtet, wobei man ihm einen Ring um den Hals legt, damit er die gefangenen Fische nicht ver- schlucken kann. Der 5 Fuß hohe prächtige Flamingo, mit hohen Stelzfüßen, sehr langem Hals und hakenförmig gebogenem Schnabel, hat als Sumpfvogel ausnahmsweise Schwimmhäute zwischen den Fußzehen. Wozu? Er steckt seinen Hakenschnabel umgekehrt in den Sumpf und treibt mit dem schaufel- förmigen Fuße die Wasserwürmer und das Fischlaich in den Mund. Die Schwimmhaut des Fußes macht es ihm möglich, einen kräftigen Wasserstrom nach dem Munde zu drücken. Eine Gruppe rosenrother Flamingos bietet einen prächtigen Anblick. Sie leben truppweise und stellen sich beim Fischfang in langen Reihen auf. Stößt die Schildwache bei drohender Gefahr ein lautes Geschrei aus, so erhebt sich das ganze Regiment und fliegt wie ein aufwallendes Flammen- meer in die Luft. Der wandernde Flamingozug ordnet sich zu einem Drei- ecke und läßt sich, am Ziele angelangt, in einer abwärts neigenden Schrauben- windung zur Erde nieder. Diese sonderbaren Vögel bauen in den Morästen kegelartige Hügel, setzen ihre Nester daraus, legen je zwei Eier hinein und brüten, damit ihre langen Stelzfüße die Brut nicht stören, aus dem Schlammhügel wie auf einem Pferde reitend, ihre Jungen aus. So hat jede vom gewöhnlichen abweichende Körperform ihren bestimm- ten Zweck. Was dem Unkundigen als Zufall erscheint, ist bei näherer Be- ■ trachtung ein Ergebniß der höchsten anbetungswürdigsten Weisheit.

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 195

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
195 „Es ist nicht Trank, nicht Speise, wornach es Noth mir thut; doch, so ihr seid Hans Euler, so will ich euer Blut! Wißt ihr, vor Monden hab' ich euch noch als Feind bedroht; dort hatt' ich einen Bruder, den Bruder schlugt ihr todt. Und als er rang am Boden, da schwor ich ihm es gleich, daß ich ihn rächen wollte, frich oder spät, an euch!" „Und hab' ich ihn erschlagen, so war's im rechten Streit, und kommt ihr ihn zu rächen: — wohlan, ich bin bereit! Doch nicht im Hause kämps' ich, nicht zwischen Thür und Wand; im Angesichte dessen, wofür ich stritt und stand! Den Säbel, Marthe, weißt du, womit ich ihn erschlug; und sollt ich nimmer kommen: — Tirol ist groß genug!" » Sie gehen mit einander den nahen Fels hinan, sein gülden Thor hat eben der Morgen aufgethan; — Der Hans voran, der Fremde recht rüstig hinterdrein, und höher stets mit beiden der liebe Sonnenschein. Nun stehn sie an der Spitze — da liegt die Alpenwelt, die wunderbare, große, vor ihnen aufgehellt; Gesuukne Nebel zeigen der Thäler reiche Lust, mit Hütten in den Armen, mit Herden an der Brust. Dazwischen Riesenbäche, darunter Kluft an Kluft, daneben Wälderkronen, darüber freie Lust, Und, sichtbar nicht, doch fühlbar, von Gottes Ruh' umkreist, in Hütten und im Herzen der alten Treue Geist. Das sehn die beiden droben, — dem Fremden sinkt die Hand; Hans aber zeigt hinunter auf's liebe Vaterland: „Für das hab' ich gefochten, dein Bruder hat's bedroht; für das hab' ich gestritten, für das schlug ich ihn todt!" Der Fremde sieht hinunter, sieht Hansen in's Gesicht, er will den Arm erheben, den Arm erhebt er nicht: „Und hast du ihn erschlagen, so war's im rechten Streit; und willst du mir verzeihen, komm', Hans, ich bin bereit!" 39. Das Hufeisen. Als noch, verkannt und sehr gering, unser Herr aus der Erde ging, und viele Jünger sich zu ihm fanden, die sehr selten sein Wort verstanden, liebt' er es gar über die Maßen, seinen Hof zu halten auf der Straßen, weil unter des Himmels Angesicht man immer besser und freier spricht. Er ließ sie da die höchsten Lehren aus seinem heiligen Munde hören; besonders durch Gleichniß und Exempel macht' er einen jeden Markt zum Tempel. So schlendert' er in Geistesruh' mit ihnen einst einem Städtchen zu: sah etwas blinken auf der Straß', das ein zerbrochen Hufeisen was. Er sagte zu St. Peter drauf: „Heb' doch einmal das Eisen auf!" St. Peter war nicht aufgeräumt, er hatte so eben im Gehen geträumt so was vom Regiment der Welt, was einem jeden wohlgefällt: denn im Kopf hat das keine Schranken; das waren so seine liebsten Gedanken. Nun war der Fund ihm viel zu klein, hätt' müssen Krön' und Scepter sein; aber wie sollt' er seinen Rücken nach einem halben Hufeisen bücken? Er also sich zur Seite kehrt und thut, als hätt' er's nicht gehört. Der Herr, nach seiner Langmuth, drauf hebt selber das Hufeisen auf und thut auch weiter nicht dergleichen. Als sie nun bald die Stadt erreichen, geht er vor eines Schmiedes Thür, nimmt von dem Mann drei Pfennig dafür. 13'

8. Geschichte des Mittelalters - S. 297

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
297 herbei und drängten dies alles den Spaniern auf. Auch erschien der Gesandte eines benachbarten mächtigen Kaziken, der Kolumbus einlud, doch zu ihm zu kommen, da wolle er ihm alles geben, was er nur verlange. Kolumbus segelte hin und wurde mit Frohlocken empfangen. Männer, Weiber und Kinder strömten zu Tausenden herbei und staunten die wunderbaren Gäste an. Sie schleppten das Beste herbei, was sie hatten, und ließen nicht ab mit Bitten, daß die Spanier es nur annehmen möchten. Dem Kolumbus schenkte der Kazike unter anderem eine Maske mit schönen Goldstückchen in Ohren, Augen und Nase, und am Halse eine Menge goldener Kleinodien, und als er mit einem Schiffe in der Nähe seines Bezirkes Schissbrnch litt, weinte der gute Mann heiße Tränen, suchte Kolumbus freundlich zu trösten, und seine Indianer mußten alle Sachen aus dem Schisse ans Land schassen, wo sie in zwei Gebäuden niedergelegt und bewacht wurden. Gern wäre Kolumbus noch weiter gesegelt; aber er hatte nur noch ein kleines Schiss übrig. Das eine war ja gescheitert, und mit dem andern war der Befehlshaber Pinzon heimlich davon-gesegelt, um auf eigene Hand Entdeckungen zu machen und damit in Spanien groß zu tun. Aber der ehrliche Kazike wollte Kolumbus nicht gern ziehen lassen; er bat ihn, doch da zu bleiben und ihm gegen die Anfälle der Karaiben (Menschenfresser) der benachbarten Inseln beizustehen. Das ging zwar nicht an; indessen da mehrere von der Schiffsmannschaft baten, auf Haiti zurückbleiben zu dürfen, erlaubte es ihnen Kolumbus, beschloß aber, vorher den Indianern noch einen recht hohen Begriff von seiner Macht und einen Beweis seiner himmlischen Abkunst zu geben, damit sie auch in seiner Abwesenheit die Spanier gut behandelten. Er ließ daher in seiner Gegenwart seine Spanier Waffenübungen anstellen und erreichte dadurch ganz seinen Zweck. Mit Staunen und Schrecken sahen die Indianer das Hauen mit Säbeln und hörten mit Entsetzen das Schießen mit den Flinten, und als Kolumbus endlich eine Kanone abfeuern ließ, stürzten sie gar zu Boden. Absichtlich hatte er dieselbe gegen die Wand des gestrandeten Schiffes richten lasten und zeigte nun den Wilden die von der Kugel gemachte Öffnung. Das

9. Geschichte des Mittelalters - S. 306

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
306 und nach England gekommen war, hatte er ganz und gar nichts, so daß er sich erst durch Unterricht im Kartenzeichnen so viel verdienen mußte, um in anständiger Kleidung vor dem Könige erscheinen zu können. Heinrich Vii. hatte ihn freundlich ausgenommen, ebenso der König von Frankreich, Karl Viii., der indessen schon von der berühmten Entdeckungsreise seines Bruders gehört hatte. Noch mehr Ehre hatte ihm Ferdinand der Katholische erwiesen; er vertraute ihm drei Schiffe an, mit denen er gleich nach Haiti gehen sollte, um seinem Bruder die verlangten Lebensmittel zu überbringen. Auch brachte er ein sehr schmeichelhaftes Schreiben des Königs mit, in welchem jener bald mehr Schiffe nachzusenden versprach und alle getroffenen Einrichtungen guthieß. Dieser Freude bedurfte der brave Admiral auch wirklich bei den vielen Unannehmlichkeiten, die seiner wieder warteten. Die Unzufriedenheit der Spanier wurde immer größer. Der eine klagte über schlechte Nahrung, der andere über zu schwere Arbeit, ein dritter konnte die Lnst nicht vertragen, und einem vierten war die Strenge nicht recht. Alle vereinigten sich in der Sehnsucht nach Spanien und in dein Hasse gegen Kolumbus. Ganz unmenschlich verfuhren seine Spanier gegen die armen Indianer. Einzelne Rotten streiften aus der Insel umher und mißhandelten und beraubten die Eingeborenen. Endlich riß diesen die Geduld. Sie ermordeten jeden Spanier, den sie allein trafen, und plötzlich erhielt Kolumbus einen unerwarteten Besuch von Guacanagari, der ihm meldete, daß eine Menge Kaziken sich verschworen hätte, die Spanier gänzlich auszurotten. Schnell fuhr Kolumbus auf. Mit 200 Fußsoldaten, 20 Reitern und 20 großen Hunden zog er gegen die Indianer, die ihn in ungeheurer Menge erwarteten. Kaum hörten sie indessen den Knall der Flinten, als der ganze Schwarm mit lautem Geschrei davonlief. Hinter ihnen drein jagten die Reiter und die Hunde, und viele der Unglücklichen wurden niedergeritten oder zerfleischt. Ein schreckliches Opser, welches Kolumbus der Sicherheit seiner Spanier schuldig zu sein glaubte! Die Entronnenen verbreiteten überallhin Schrecken vor den gewaltigen Fremdlingen. So hatten denn die Spanier fürs erste Ruhe vor den (Singe-bornen, die nun so eingeschüchtert waren, daß sie, wenn sie einen

10. Geschichte des Mittelalters - S. 87

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
87 Heinrichs zu erschüttern. Er erlaubte ihm näher zu kommen, um seine Schuld durch Gehorsam abzubüßen. Da kam der arme Sünder. Alles Gefolge war zurückgeblieben, alle Abzeichen der Königswürde hatte er abgelegt; wie die. welche Kirchenbuße taten, stand er mit nackten Füßen in einem leinenen Bußhemde da. Die Burg hatte eine dreifache Mauer. So wurde er in den Umkreis der zweiten geführt; hinter ihm schloß sich das Tor. vor ihm aber öffnete sich keins, und zu seinem Schrecken sah er, daß man ihn hier stehen ließ. Der Boden war mit Schnee bedeckt: denn Canossa liegt an den Apenninen; es war der 25. Januar (1077) und gerade ein kalter Winter. Der arme Mann klapperte vor Kälte; so mußte er stehen ohne Speise und Trank. Erst am Abende ließ man ihn wieder hinaus. Den zweiten und dritten Tag wurde das unwürdige Spiel wiederholt. Schon war Heinrich säst in Verzweiflung. Da fiel er am dritten Abende vor Mathilde auf die Knie und bat um Fürsprache bei dem heiligen Vater. Mathilde hatte Mitleid mit dem armen Büßenden und bat um Beendigung seiner Buße. Gregor willigte endlich ein und ließ ihn am vierten Tage vor sich kommen. Mit bloßen Füßen, im weißen Hemde, ganz erfroren stand da der Kaiser vor dem mächtigen Papste und horchte auf seine Befehle. Um ihn noch mehr zu beugen durch das Bewußtsein seiner Schuld, nahm Gregor eine Hostie, brach sie mitten entzwei und sprach: „Siehe, diese Hostie, die ich jetzt esse, soll mich augenblicklich töten, wenn das wahr ist, was ihr mir in Worms schuld gegeben habt." Dann reichte er die andere Halste Heinrich mit den Worten: „Verzehre du nun die andere Halste und schwöre dasselbe, wenn deine Klagen gegen mich gegründet sind." Heinrich bebte zurück, nahm die Hostie nicht und sprach das Bekenntnis seiner Verschuldung aus. Gregor sprach ihn los unter der Bedingung, daß er sich an einem zu bestimmenden Tage an dem Orte, wo der Papst es verlangen würde, einbände und auf die angebrachten Beschuldigungen vor den versammelten Fürsten sich verteidigte. Vermöchte er dies, so sollte er wieder König sein; würden aber die Klagen begründet erfunden, so dürfte er nicht wieder regieren. Bis - zu der Enscheidung müsse er sich alles Schmucks der königlichen Würde enthalten. Dann
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