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1. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 63

1822 - Berlin : Reimer
Erzählungen. Der Meister aber schalt den Dreisten, Gab ihm zu knacken die harte Nuß, Zu verehren den König Hironymus, Und sagte: ,,Bleib bei deinem Leisten! Wer kaum den Pfriemen regieren kann, Was gehn den Säbel und Flinte an?" Da glühten dem Wilhelm beide Wangen, Und er sprach mit keck erhabenem Muth: ,.Mir fließt in den Adern Soldatenblut! Wie sollte mich nicht danach verlangen, Den gottlosen Feind zu schlagen aufs Haupt, Der unserm König sein Halle geraubt?" Und tapfere Preußen und Russen zogen, Von Kleist, dem Helden, geführt, in die Stadt Die langst solche Gaste gewünscht sich yat;- Allein, wie unglückschwangere Wogen, Zog auch. ein feindliches Heer heran, Weit stärker an Waffen, und Roß, und Mann! Damit der Feind herein nicht dringe, Wird draußen am Strome fleißig geschanzt Und manche Kanone ausgestanzt. Schon messen sich blutig Pik' und Klinge; Doch immer näher und näher erscheint Der übermächtig gerüstete Feind. Kanonendonner beginnt zu brüllen, Und Jägerbüchsen knallen darein. Der Frühlingssonne heller Schein Muß in Pulverdampf verhüllen; Und bang und bänger athmet die Stadt, Die eben so fröhlich gejauchzt noch hat. Dem Meister sinken Pfrietnen und Leder Aus seiner sonst so fleißigen Hand; Die gelehrteste Weisheit hält nicht Stand, Es zittert die geschickteste Feder; Und tief im Keller weint sich blind Manch Juden-und manch Christenkind.

2. Vaterländische Geschichte - S. 62

1909 - Nürnberg : Korn
Heere der Reichsstädte schossen die Burgen der Raubritter mit ihren Donnerbüchsen zusammen und im Kampfe konnten die Gepanzerten dem Feuer des Fußvolkes nicht widerstehen; die Äugeln durchschlugen die Rüstungen ©s kam eure neue Kriegführung auf. Die schweren Reiter verschwanden und das Fußvolt entschied die Schlachten. Damals bildete sich der Soldaten-stand. Tie Landsknechte dienten demjenigen, der am meisten Sold (Lolm) bezahlte. Sie trugen keinen Schild mehr; denn derselbe war unnütz. Ihre Hauptwaffe war ein etwa 5 Meter langer, gegen sieben Pfund schwerer Lpieß aus hartem Holz. Je 400 Mann nannte man eitt Fähnlein; bar-nntei waren außer den Spießträgern 25 mit Feuerbüchsen und 100 mit der Hellebarde, eiltet Lanze mit einem Beile oben, bewaffnet. Langsam Mann an Mann rückten die Landsknechte gegen den Feind vor. In kurzer Entfernung von diesem gaben die Trommler das Zeichen zum" Sturm. Der ganze Hanfe setzte sich nun unter wildem Geschrei in Laufschritt. Der Zusammenstoß zweier solcher Haufen war furchtbar. Die beideu ersten Glieder warnt regelmäßig verloren. Ötite weitere, wichtige Erfindung war die Buchdruckerkuust. Die -ältesten Bücher wurdeu durch Abschreiben vervielfältigt. Diese Arbeit irnrde int Mittelalter besonders von den Mönchen ausgeführt. In jedem bedeutenderen Kloster war ein Schreibsaal, worin 6—12 Mönche nur mit Abschreiben beschäftigt waren. Die Anfangsbuchstaben wurden von ihnen nicht selten kunstvoll gemalt und mit glänzenden Farben ausgeführt. Später schnitt man auf einer Holzplatte in verkehrter Schrift eine ganze Seite mit erhabenen Buchstaben aus. Wenn man sie mit schwarzer Farbe bestrich, konnte man drucken. So wurdeu auch Abbildungen hergestellt. Da kam tun Mainzer Bürger Guteuberg (er hieß eigentlich Gensfleisch, seine Mutter war eine geborene von Gutenberg) aus den Gedanken, die Druckplatte 111 ihre einzelnen Buchstaben zu zersägen. Dieselben konnte er nachher beliebig wieder zusammensetzen. Dann ließ er auch gleich ttt Holzstäbcheu Buchstaben schneiden. Da diese nicht dauerhaft waren, ließ er das ganze Alphabet^ans Blei gießen. Er verband sich daun mit dem reichen Goldschmied Fust von Mainz, der ihm zweimal 800 Goldgulden vorstreckte. Damit war Gutenberg imstande, eine Druckerei einzurichten und eine Bibel zu druckeu. Nach Beendigung des Werkes forderte Fust fein Geld zurück und da es Gutenberg nicht bezahlen konnte, wurde ihm die Druckerei abgenommen. Nur mit Mühe konnte er wieder soviel Geld zusammenbringen um eine neue zu errichten. Fust verband sich mit Gutenbergs bisherigem Gehtlsett Peter Schöffer und betrieb die alte Druckerei, wöbet ex verschiedene Verbesserungen einführte. An der Erfindung des Buch-Druckes selbst haben beide feinen Teil. Dieser Ruhm gebührt einzig dem, den sie um den Lohn seines Scharfsinnes brachten — Gutenberg; er starb tfls armer Mann. Die Buchdruckerkunst wurde anfangs geheim gehalten;

3. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 372

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
372 noch schwereren Platz macht. Der größte Theil dieser Thiere wird zum Last- tragen gebraucht; einiger anderen bedient man sich nur zum Reiten. Der Araber sitzt oben auf seinem Höcker und ist mit einer Flinte, Lanze, Pfeife und anderem Gcräthe versehen. Sonnini erzählt, daß ein Beduinen-Araber die Reise von Kairo in Aegypten bis Mekka in fünf Tagen zurücklegte, ein Weg von vierhundert Stunden, wozu die Pilgrims-Karavanen mehr als dreißig Tage nöthig haben; er machte mithin achtzig Stunden in einem Tage. Die Sättel der Dromedare sind in der Mitte hohl und haben an den beiden Bogen ein Stück rundes, wagrecht gestelltes Holz, an welchem der Reiter sich festhält. Lange an den Seiten herabhangende Beutel mit einiger Nahrung für den Reiter und das Kameel, ein Schlauch Wasser und ein lederner Gurt zur Peitsche ist das ganze Geräth. Der gewöhnliche Gang ist ein weites Traben, wobei sie den Kopf und den Schwanz in die Höhe richten. Für jeden Ungeübten ist diese Art zu reisen höchst beschwer- lich ; die Hände schwellen an und schmerzen, die Schenkel werden wie zer- brochen , dabei stellt sich der heftigste Kopfschmerz ein durch die beständige Erschütterung, denn das Thier hat einen schweren Tritt, auch lebt der Reiter in Furcht, von dem hohen Sitz das Gleichgewicht zu verlieren und herunter zu stürzen, und die Schnelligkeit des Laufs in der glühenden Luft soll ihm fast den Athem nehmen. Zu den Unbequemlichkeiten sind noch ferner die Wanzen und anderes Ungeziefer zu zählen, welche sich auf dem Höcker auf- halten. Wenn die Dromedare sich beim Eintritt in eine Stadt drängen, wird die Sorge des Reiters noch größer. Alle Kameele lieben Musik und scheinen an der menschlichen Stimme Wohlgefallen zu haben; der Araber, wenn er einen starken Marsch machen will, feuert sie durch Gesang an, der mehr auf sie wirken soll, als alle Schläge; auch sollen sie nach den Zeugnissen einiger Reisenden langsamer und rascher gehen, je nach dem langsameren oder schnelleren Takt des Gesangs. Werden sie überladen, so stehen sie nicht eher auf, als bis die Bürde erleichtert ist. Sie sind äußerst mäßig, und zur Zeit der Noth ist ein alter Weidenkorb ein ganz gutts Essen für sie. Haben sie jedoch reiche Weide, so suchen sie nur die besten Gräser. Auf langen Reisen füttert man sie mit etwas Gerste, Boh- nen, Datteln oder mit Kugeln von Weizenmehl. Die köstlichste und nothwendigste Eigenschaft dieses Thieres ist die, daß es viele Tage ohne Beschwerde das Wasser entbehren kann, und dies allein macht es zu dem nützlichen, für den Araber unentbehrlichen Geschöpf. Hat es lange gedürstet, so wittert es hoch in der Luft, um in weiter Ferne eine Quelle zu entdecken, und verdoppelt seine Schritte, um dahin zu ge- langen und den brennenden Durft zu löschen, welcher es jedoch weniger plagt, als seinen Herrn. Hat es zwölf bis zwanzig Tage nicht getrunken, dann ist es aber auch im Stande, zwei Tonnen Wasser oder 240 Flaschen zu sich zu nehmen, gewöhnlich aber nicht so viel. Wenn daher eine Karavane von dreihundert Stück Kameelen an eine der dürftigen Quellen der Wüste kommt, wo nur eins nach dem andern saufen kann, so währt es wobl drei Taae, bis alle ibren Durst gelöscht haben.

4. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 41

1914 - Nürnberg : Korn
41 einander. Die Kampfbegierde ist so heftig, daß man sie stören kann, ohne daß sie an einem hinauflaufen. Das Wunderbarste dabei ist, daß sich die Ameisen kennen und die Freunde von den Feinden zu unterscheiden wissen. Sie gehen zwar immer mit offenen Kiefern aufeinander los, greifen sich auch manchmal an, lassen aber gleich wieder ab und streicheln sich mit den Fühl- hörnern, wenn sie zu einem Stocke gehören. Während des Kampfes gehen dennoch alle Geschäfte im Neste fort und immer schleppen die einen Gefangene nach Hause, während die andern im Kampfe bleiben und wieder andere in den Wald gehen, um Nahrung zu holen. Die braunroten Ameisen scheinen auch spielen zu können. An schönen Tagen sitzen sie haufenweise auf ihrem Neste in einer allgemeinen Bewegung, ähnlich der des siedenden Wassers; sie alle schwingen dann die Fühlhörner mit erstaunlicher Geschwin- digkeit, streicheln sich gegenseitig mit den Vorderfüßen sanft den Kopf, richten sich dann paarweise auf, ringen miteinander, werfen sich herum und fassen sich bald an den Kiefern bald am Halse oder am Hinterleibe ohne Gift auszuspritzen und ohne sich etwas zu tun; dann lassen sie los und laufen auf eine andere zu um mit ihr dasselbe Treiben zu wiederholen. Oken. ch38. Wasdstadt und Biese. Es ist eine Stadt mitten im Walde. Die Stadt hat viele hundert Straßen. Drinnen lebt ein Völkchen, das ist weit und breit berühmt wegen seines Fleißes. Vom Morgen bis zum Abend sind dort alle rührig bei der Arbeit. Sie klettern auf die Bäume und holen Holz herab, schleppen Gras heim, pflegen ihre Kinder und bauen neue Wohnungen. Dabei leben sie still und friedlich nebeneinander; wenn einer in der Straße geht und seine Last nicht allein fortschleppen kann, springt gleich ein anderer bei und hilft, ohne daß ex sich erst bitten läßt. Da geschah aber an einem schönen Nachmittage ein großes Unglück. Als eben die Alten ihre weiß eingewickelten Kinder vor die Stadt getragen und in den warmen Sonnen- schein gelegt hatten, kam plötzlich ein Riese durch den Wald daher. Die Schildwachen gaben schnell ein Zeichen. Wie, das weiß ich selbst nicht; denn Trommeln und Trompeten sind nicht in selbiger Stadt, aber die Einwohner verstehen sich doch.

5. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 170

1914 - Nürnberg : Korn
170 Daß, wer dem Kaiser heut’ den Bügel hält, Sich morgen selber in den Sattel schwingt. Jetzt dachten unsre freien Männer nicht An Hub- und Haingericht und Markgeding, Wo man um Esch und Holzteil Sprache hielt; Nein, stattlich ausgerüstet, zogen sie Aus allen Gauen, einzeln und geschart, ins Maienfeld hinab zur Kaiserwahl. Am schönen Rheinstrom, zwischen Worms und Mainz, Wo unabsehbar sich die ebne Flur Auf beiden Ufern breitet, sammelte Der Andrang sich; die Mauern einer Stadt Vermochten nicht, das deutsche Volk zu fassen. Am rechten Ufer spannten ihr Gezelt Die Sachsen samt der slav’schen Nachbarschaft, Die Bayern, die Ostfranken und die Schwaben. Am linken lagerten die rheinischen Franken, Die Ober- und die Niederlothringer. So war das Mark von Deutschland hier gedrängt Und mitten in dom Lager jeden Volks Erhub sich stolz das herzogliche Zelt. Da war ein Grüßen und ein Händeschlag, Ein Austausch, ein lebendiger Verkehr! Und jeder Stamm, verschieden an Gesicht, An Wuchs und Haltung, Mundart, Sitte, Tracht, An Pferden, Rüstung, Waffenfertigkeit, Und alle doch ein großes Brüdervolk, Zu gleichem Zwecke festlich hier vereint! Was jeder im besondern erst beriet, Im hüllenden Gezelt und im Gebüsch Der Inselbuchten, mählich war’s gereist Zum allgemeinen, offenen Beschluß. Aus vielen wurden wenige gewählt Und aus den wenigen erkor man zween, All beide Franken, fürstlichen Geschlechts, Erzeugt von Brüdern, Namensbrüder selbst, Kunrade, längst mit gleichem Ruhm genannt. Da standen nun auf eines Hügels Saum Im Kreis der Fürsten, sichtbar allem Volk, Die beiden Männer, die aus freier Wahl Das deutsche Volk des Thrones wert erkannt Vor allen, die der deutsche Boden nährt,

6. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 223

1914 - Nürnberg : Korn
223 Leben dienliche Stoffe in sich aufnimmt und mit der aus- geatmeten Luft das Untaugliche von sich stößt. Dadurch eben verwandelt es sich wieder zu hellrotem Blute und fließt als solches durch die wieder zusammentretenden und allmählich größer werdenden Lungenblutadern zur linken Vorkammer des Herzens, von da in die linke Herzkammer und ist jetzt wieder bei der großen Körperpulsader an- gelangt, von welcher diese Beschreibung ausging. Aus dem Nürnberger Lesebach. 191. Der Tiger. Der Tiger steht neben dem Löwen an Stärke und Schnellig- keit der Glieder, über ihm an List, tief unter ihm an Mut. Mordgier und Tücke sind gleichsam verkörpert in diesem Tiere, welches die Katze in ihrer furchtbarsten Ausbildung darstellt. Sein Körper ist, den Schweif eingerechnet, 2,3 m lang, bräunlich- gelb mit schwarzen Streifen, sein Kopf klein und rund; seine Augen sind groß und glühend. Seine Gelenkigkeit übertrifft alles; springt er, so rollt er sich zu einem Knäuel zusammen, schießt kugelschnell empor und reißt mitten aus einer Schar Bewaffneter den Reiter vom Roß, ihn in großen Sätzen dem nahen Wald zutragend. Die ganze funkelnde Pracht dieses Tieres wird in seinem Laufe sichtbar; da wird jede Bewegung zur Welle. Sein meist geradeaus gerichteter Gang dagegen ist lauernd und schlep- pend; die Majestät, welche den Löwenschritt bezeichnet, fehlt ihm durchaus. Die Vorderfüße treten enger zusammen; die Hinter- füße aber, die seinem Sprunge eine so ungeheure Schnellkraft geben, schreiten ungeschickt und mit breiter Spur. — Der Tiger bewohnt Ostindien und besonders die waldigen Inseln jenes Archipels. Seine Blutgier und seine Stärke machen ihn zu einer Geißel der Länder; oft sind ganze Dörfer durch ihn entvölkert worden. Es scheint, daß er den Menschen ganz vorzüglich nach- stelle und unter ihnen dem Farbigen mehr als dem Weißen. Verfehlt er seine Beute im ersten Änsprung, so läßt er von ihr ab. Dies benutzen die javanischen Frauen, welche die Reisfelder bepflanzen, indem sie sich mit einem hohen, starken Korbgeflechte wie mit einer Schanze decken. Der Tiger wirft sich wutgierig auf den Korb, prallt ab und wendet sich getäuscht und erschreckt zur Flucht. Allnächtlich umkreisen Scharen dieser Tiere die Dörfer. Aber ein mächtiger Zaun von Bambus und ein Verhau aus tief in die Erde getriebenen Palisaden wehrt meist ihrem Angriff. Mit scharfer, verkohlter Spitze ragen diese Pfähle über

7. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 235

1914 - Nürnberg : Korn
235 Und als der frühe Morgen im Osten kaum gegraut, Da hat ein seltnes Schauspiel vom Lager man geschaut; Es öffnet leise, leise sich das bedrängte Tor, Es schwankt ein Zug von Weibern mit schwerem Tritt hervor. Tief beugt die Last sie nieder, die auf dem Nacken ruht, Sie tragen ihre Eh’herrn, das ist ihr liebstes Gut. ahalt an die argen Weiber!“ ruft drohend mancher Wicht; Der Kanzler spricht bedeutsam: »Das war die Meinung nicht.“ Da hat, wie er’s vernommen, der fromme Herr gelacht: »Und war es nicht die Meinung, sie haben’s gut gemacht; Gesprochen ist gesprochen, das Königswort besteht, Und zwar von keinem Kanzler zerdeutelt und zerdreht.4 So war das Gold der Krone wohl rein und unentweiht Die Sage schallt herüber aus halbvergeßner Zeit. Im Jahr elfhundertvierzig, wie ich’s verzeichnet fand, Galt Königs wort auch heilig im deutschen Vaterland. Adalbert von Chamiaso f 199. Schwäbische Kunde. Als Kaiser Rotbart lobesam Zum heil'gen Land gezogen kam, Da mußt' er mit dem frommen Heer Durch ein Gebirge wüst und leer. Daselbst erhub sich große Not, Viel Steine gab's und wenig Brot Und mancher deutsche Reitersmann Hat dort den Trunk sich abgetan. Den Pferden war's so schwach im Magen, Fast mußt' der Reiter die Mähre tragen. Nun war ein Herr aus Schwabenland, Von hohem Wuchs und starker Hand, Des Rößlein war so krank und schwach, Er zog es nur am Zaume nach, Er hätt' es nimmer aufgegeben, Und kostet's ihn das eigne Leben. So blieb er bald ein gutes Stück Hinter dem Heereszug zurück; Da sprengten plötzlich in die Quer Fünfzig türkische Reiter daher; Die huben an, auf ihn zu schießen, Nach ihm zu werfen mit den Spießen.

8. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 306

1914 - Nürnberg : Korn
306 Zur mitternächtigen Stunde Am Turme der Meister steht Und mit den Gesellen allen Ins Reich hinaus er späht. Und sieh, da gleißt es und blitzt es Und rasselt und trabt durch die Nacht; Es zieht in langen Reihen Herüber die deutsche Macht. Sie ziehen in hellen Haufen, Sie schreiten über den Rhein, Sie wallen am Dome vorüber Ins Land der Welschen hinein. Lang steht entzückt der Meister Und schaut und lauscht hinab; Dann steigt er mit seinen Gesellen hierunter in sein Grab; Dann legt er sich ruhig nieder Am alten deutschen Strom; Denn deutsch ist wieder sein Boden Und deutsch ist wieder sein Dom. Otto Hörtli. 248. Tie Turniere des Mittelalters. Anfänglich bestanden die Heere der Deutschen wie auch der meisten übrigen Völker Europas größtenteils aus Fußgängern. Der Reiter waren nur wenige, aber alle schwer gerüstet. Sie trugen Helme und Panzer, ihre Waffen waren Lanzen und furcht- bare Schwerter. Wegen des Aufwandes, den eine solche Rüstung erforderte, konnten nur die Reichen und Vornehmen zu Pferde dienen. Darum gab der Reiterdienst eine Art von Ansehen und Adel und immer strenger suchten sich die Reiter von den unteren Ständen, welchen bald allein der Dienst zu Fuße überlassen blieb, abzusondern. Um einen solchen Vorzug zu behaupten und immer mehr hervorzuheben war das ganze Leben des Adels im Mittelalter kriegerisch von Jugend auf. Körperliche Kraft und Gewandtheit ging ihm über alles; um höhere Ausbildung des Geistes kümmerte er sich wenig. Mancher Adelige konnte nicht einmal seinen Namen schreiben; dagegen lernte er früh ein wil- des Roß tummeln und Lanze und Schwert mit Gewandtheit

9. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 40

1914 - Nürnberg : Korn
40 Arbeiter sind jedoch allein die kriegsfähigen, die anderen ergreifen sogleich die Flucht. Unter allen Feinden fürchten sie fremde Ameisen am meisten und dabei sind die kleinsten gerade die ge- fährlichsten, weil sich mehrere zugleich an die Beine der größeren hängen, sie herumzerren und an der Flucht hindern. In ihren Kämpfen muß man über ihre Wut staunen; sie lassen sich eher die Beine ausreißen, als daß sie nachgeben; oft bleiben abge- rissene Köpfe oder ganze Tote an den Beinen der fortlaufenden hängen, so sehr haben sie sich eingebissen. Die größeren greifen die kleinen unversehens an, fassen sie oben an dem Leibe und erwürgen sie mit den Kiefern; merken es aber die kleinen vorher, so holen sie die andern, welche in Masse herbeiströmen. Die Roßameisen, die größte Art in Deutschland, kommen aus ihrem Bau bis vor die Tore der blutroten, welche um die Hälfte kleiner, aber viel zahlreicher sind. Diese wehren sich tapfer, gehen aber doch großenteils zugrunde; dann verlegen sie oft über zwölf bis zwanzig Meter weit ihre Wohnung, indem sie alles mitnehmen, was ihnen wert ist. Unterwegs werden kleine Haufen als Wachen aufgestellt, welche eine ankommende Roß- ameise sogleich anpacken; eine springt ihr auf den Leib, klammert sich um ihren Kopf und übergießt sie mit Gift; dabei wälzen sie sich über und über; endlich kommen andere zu Hilfe und beißen die Roßameise tot oder nehmen sie gefangen. Will man aber regelmäßige Kriege sehen, so muß man in die Wälder gehen, wo die rotbraunen Ameisen ihre Herrschaft über alle vorüberziehenden Insekten behaupten und mit ihres- gleichen von verschiedenen Nestern Krieg führen. Manchmal rücken aus zwei Haufen, die über hundert Schritte voneinander entfernt liegen, die Heere so zahlreich gegeneinander, daß sie den ganzen Weg 50 bis 60 cm breit bedecken und in der Mitte miteinander kämpfen. Tausende ringen einzeln miteinander und suchen sich mit den Kiefern in Gefangenschaft zu schleppen. Der Kampf beginnt gewöhnlich zwischen zweien, die sich mit den Kiefern packen, sich gegeneinander aufrichten um das Gift wechselseitig nach dem Feinde zu spritzen; dann fallen sie auf die Seite und ringen lange miteinander im Staube, bis endlich eine dritte herbeikommt und den Sieg entscheidet; aber bisweilen eilen mehrere dazu und packen sich an den Füßen so, daß oft sechs bis zehn aneinander hängen. Gegen die Nacht ziehen sich beide Heere allmählich in ihre Städte zurück, indem sie die Toten liegen lassen, die Gefangenen aber mitnehmen. Vor Sonnen- aufgang rücken sie aber wiederum und noch viel wütender gegen-

10. Deutsches Lesebuch für Mittel- und Oberklassen der Volksschulen - S. 76

1914 - Nürnberg : Korn
76 Edel ist das Pferd; wie aus Erz gegossen, so fest steht es da und dennoch schlank wie ein Reh und so friedlich. Sicher ist sein Gang; stolz trägt es sein Haupt mit schön gewölbter Stirn und Nase; das runde, rege Auge mit dem schwarzen Glanz erspäht den Feind; mit grünem Schein erleuchtet es den dunkeln Pfad. Es spielt mit dem spitzen Ohr, ersaßt den verlorenen Laut, stutzt und warnt seinen Reiter. Zur Seite des schlanken, glatten Nackens fällt die seidenschimmernde Mähne. Seine Brust, voll und weich wie die des Schwans, stellt sich keck der Gefahr ent- gegen und der glatte Leib ruht sicher aus festen Lenden, aus nervigen Füßen. Die eisensesten Hufe stampfen ungeduldig den Boden; der volle, glänzend schwarze Schweif fließt ruhig über das gewölbte Kreuz zur Ferse med-er- Aus des Reiters Wink springt es aus wie ein Luchs, rennt davon, den Hals gestreckt wie ein Adler im Flug; wie ein Adler leicht, berührt es kaum die Erde und es fliegt fern Schweif ihm nach. Die Bäume fliehn wie Schatten vorüber, der Boden weicht, als stürzte er hinter ihm in den Abgrund. Unter dem Hufe zer- bersten die Kiesel, Funken sprühn umher. So stürzt es mit dem Araber dem Löwen entgegen. Dieser wirst die Mähne empor und weist grinsend und brüllend die Zähne; er schlägt mit dem Schweife seine Lenden. Jetzt steht er, jetzt duckt er sich nieder zum Sprunge; da schickt ihm rasch der Jäger die Lanze zu. Der Löwe achtet nicht den tödlichen Stoß; mit zerbrochenem Schaft in der Brust schwingt er sich dem Jäger entgegen; da funkeln des Pferdes Augen, die Adern spannen sich, die Mähne fliegt, es dampfen seine Nüstern, die Muskeln spielen und schwellen und zornwiehernd bäumt es sich auf, schlägt aus; sein eherner Huf hat die Stirn des Löwen gespalten und ihn zu Boden ge- schmettert. Mit dem Krieger zieht das Pferd gegen den Feind; es beißt schäumend in die Zügel, schüttelt die Mähne, scharrt den Boden, schnaubend und wiehernd vor Kampflust. Da schmettern die Trompeten; es erwartet nicht des Reiters Sporn, sprengt ent- gegen den blitzenden Lanzenreiheu. Es ist eins mit seinem Führer, ein Wille beherrscht beide, ein Held sind Roß und Reiter zu- sammen. Das Roß ist des Reiters Schild; es ist sein Pfeil, mit dem er zugleich in die Reihen der Feinde trifft. Des Rosses Mähne flattert, eine schwarze Todesfahne, dem blinkenden Schwer! des Reiters voran. Es steht vor der Lanze, aber es zittert nicht, bleibt besonnen, unerschrocken und fest wie ein Fels, mitten im Rauch und im Donner des Geschützes. Nicht das Getümmel,
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