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1. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 60

1822 - Berlin : Reimer
öö Erzählungen. Denn noch kämpften all' Auf der Leichen Wall, Wild mit der Verzweiflung letzten Wuth. Flüchtend drängten nach drs Tempels Hallen Die Besiegten nun im Wahn sich hin, Nimmer könne lstes Gebäude fallen, Denn Jehova wohne selbst darin. Doch kein heilger Ort Hält zurück den Mord Naubbegierger Krieger wilden Sinn. - Uno so sank, ein unerhört Exempel, In der ungeheuren Flamme Brand Der erhabne, gottgeweihte Tempel, Der ein ganz Jahrhundert stand. Aber nun zurück Wendet still den Blick, Und erkennt, wo waltet Gottes Hand. Sieh, ein Krieger, mord-und racheschnauvend Naht der Wohnung einer Gläubigen, Welche Jesum einst bewirthet, glaubend An die Sendung dieses Göttlichen. „Flieh zum Tempel, flieh! Fleht ihr Mann, die Kniee Ihr umfassend, eilig laß uns gehn!" Doch sie nimmt an ihre Brust den Säugling-.- „Fliehe! Gott ist dort, und Gott ist hier; Geh zum Tempel dann, du bist ein Weichling! Gottes Hand allein ist über mir!" Sprichts, und bleibt zurück, Und mit Wuth im Blick Tritt der Krieger ein und naht sich ihr. „Hier, Soldat, ist mefne Brust! ich siehe Nicht mm Schonung," ruft sie. Doch es streckt Schnell das Kind die Händchen in die Höhe, Und umfchmiegcnd hält es sie bedeckt. Da umfließt ein Glanz Kind und Mutter ganz, Und der Mörder steht zurückgeschreckt.

2. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 66

1822 - Berlin : Reimer
66 Erzählungen. 5g. Harras. Noch harrte im heimlichen Dämmerlicht Die Welt dem Morgen entgegen, Noch erwachte die Erde vom Schlummer nicht, Da begann sichs im Lhale zu regen. Und es klingt herauf mit Stimmengewirr^ Wie flüchtiger Hufschlag und Waffengeklirr, Und rief aus dem Wald zum Gefechte Sprengt ein Fähnlein gewappneter Knechte. Und vorbei mit wildem Ruf fliegt der Troß, Wie Brausen des Sturms und Gewitter, Und voran auf feurig schnaubendem Roß, Der Harras, der muthige Ritter. Sie jagen, als gält es dem Kampf um die Welt, Auf heimlichen Wegen durch Flur und Feld Den Gegner noch heut zu erreichen, Und die feindliche Burg zu ersteigen. So stürmen sie fort in des Waldes Nacht Durch den fröhlich aufglühenden Morgen, Doch mit ihm ist auch das Verderben erwacht, Es lauert nicht länger verborgen. Denn plötzlich bricht aus dem Hinterhalt Der Feind mit doppelt stärkrer Gewalt, Das Hüfthorn ruft furchtbar zum Streite Und die Schwerdter entfliegen der Scheide. Wie der Wald donnernd wieder erklingt Won ihren gewaltigen Streichen! Die Schwerdter klingen, der Helmbusch winkt. Und die schnaubenden Rosse steigen. Aus tausend Wunden strömt schon das Blut, Sie achtens nicht in des Kampfes Gluth, Und keiner will sich ergeben, Denn Freiheit gilts oder Leben. Doch dem Häuflein des Ritters wankt endlich die Kraft, Der Uebermacht muß es erliegen, Das

3. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 44

1822 - Berlin : Reimer
K4 Erzählungen. Und grüßten ihren Freund. (So pflegt es zu geschehn.) Da hieß es allemal: Uns freut von ganzer Seele, „Dich hier zu sehn; und nun— erzähle! Was ward da nicht erzählt! Hört, sprach er einst, ihr wißt Wie weit von unsrer Stadt zu den Huronen ist« Eilf hundert Meilen hinter ihnen * Sind Menschen die mir seltsam schienen. Sie sitzen oft bis in die Nacht Beisammen, fest auf einer Stelle; Und denken nicht an Gott, noch Hölle. Da wird kern Lisch gedeckt, kein Mund wird naß gemacht. Es können um sie her die Donnerkeile blitzen Zwei Heer' im Kampfe stehn, —- sollt' auch der Him- v '., mel schon Mit Krachen seinen Einfall drohn: Sie blieben ungestöret sitzen; Denn sie sind taub und'stumm. Doch läßt sich dann und wann Ein halbgebrochner Laut aus ihrem Munde hören, Der nicht zusammenhangt und wenig sagen rann, Db sie die Augen schon darüber oft verkehren. Man sah mich oft erstaunt zu ihrer Seite stehen: (Denn wenn dergleichen Ding geschieht, So pflegt man öfters hinzugehen, Daß man die Leute sitzen steht:) Glaubt Brüder, daß mir nie die gräßlichen Geberden Aus dem Gemüthe kommen werden, Die ick an ihnen sah! Verzweiflung, Raserei, Boshafte Freud', und Angst dabei, Die wechselten in den Gesichtern. Sie schienen mir -- das Schwor ich euch! — An Wuth den Furien, an Ernst den Höllenrichtery, An Angst den Missethätern gleich. Allem was ist ihr Zwecks" so fragten hler die Freunde, „Vielleicht besorgen sie die Wohlfahtt^der^ Gemein-

4. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 57

1822 - Berlin : Reimer
Erzählungen. ■- 57 Den Bürgern wurde kalt und heiß, Bis noch der Trost sich fand, Daß unentdeckt im ebrnen Kreis Ein Fluchtweg offen stand. Da griffen sie geschwind zum Stabe, Und'stöhn mit Weib und Kind und Habe. Hans Marsch, der Schafhirt, blieb im Ort Der Männer ganzer Nest, Denn Ehehaflen hielten dort Den wackern Burschen fest. Sein Weib, ein ihm sehr liebes Wesen „ y; War eines Kindleins erst genesen. „Sikh zu, was siehet dir bevor? Rathschlagte Hans mit sich. Das Wölk umlagert Wall und Thor, Und tobep fürchterlich. Doch nur getrost! Wie sichs auch stelle. Es stamm?denn doch nicht aus der Hölle!" „Tritt mannhaft ihm vor's Angesicht, Und sprich ein tapfres Wort! Das war des Bürgermeisters Pflicht, Doch lief die Memme fort. So bist du leicht der Stadt wehr nütze, Als jene ausgewichne Stütze." Und zwischen Donnerbüchsen stand Er plötzlich auf dem Thor, Schwang muthig mit der rechten, Hand Ein weißes Luch empor, Und rief fast trotzig: „Hört ihr Degen, Ich soll mit euch Verhandlung pflegen. Gelobt ihr Schutz und Sicherheit Uns allen redlich an, So wird euch ohne Widerstreit Das Thor flugs aufgethan. Doch, wollet ihr die Stadt verheeren, So werden wir uns grimmig wehren."

5. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 257

1822 - Berlin : Reimer
Poetische Lesestücke. 257 Unter stillen feiernden Gebeten Flammt der Opfer Lohe himmelan; Won geweihten, Speer-umkränzten Stätten, Durch des Lagers weit gekreisten Plan. Schnell enteilt die dunkelste der Nächte; Und an Ostens purpurfarb'nem Rand Steigt der Liebling aller Himmelsmächte Glühend auf, an Eos Rosenhand. Da tönt, von Pieriens Gefilden Her, ein schauerlicher Schlachtgesang; Gleich dem Blitzstrahl zuckt von tausend Schilden Helles Glanzen durch der Waffen Klang. Jst's die Vorhut schon der Feindesheere, Won Philippi's Thoren früh genaht? Oder einen wohl noch Freundesspeere Sich mit uns zum Siegestodes -Pfad ? Zweifelnd reiht der Feldherr seine Schaaren, Schickt des Heeres schnellste Jugend aus; In des Spähens Kunde wohl erfahren, Führt sie Kassius zum Erstlingsftrauß. Doch kaum theilen sich des Staubes Wogen, Die den nahen Hcereszug umfahn: Da enteilt dem schon gespannten Bogen Tönend das Geschoß — die Feinde nährst Froh, dem Feldherrn diese Kunde sendend, Sammelt Kassius die leichte Schaar, Und zum Feindeshaufen hin sich wendend, Beut er kühn die Brust dem Kampfe dar. Bald entbrennt der Streit, und Wunden klaffen, Tod verbreitend schmettert Wehr an Wehr; An den Bergen wiederhallt der Waffen Schauerklang — da naht sich Brutus Heer. Und verdoppelt tobt das Schlachtgedrango, „Freiheit" tönt's und „Cäsar" schalls zurück; Unaufhaltsam stürzt sich Meng' an Menge, Kühnheit ringt mit altem Kriegerglück. R Aus

6. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 265

1822 - Berlin : Reimer
Poetische Lesestücke. Lv5 Aus der. Berge dichtem Nebel Schießt der Pfeile Hagel nieder; Donnernd ballt das Schlachtgeheule; Klirrend fahren aus dem Dunkel Mordbegier'ge Schwerterblitze, Und zerschmettert sinken Römer, Tausende, wie vor Orkanen Meilenlange Wälder brechen. Es erbebt die Erde, Felsen Schütteln ihre grauen Scheitel; Grausig walzt der See die Leichen Auf dem blutbeschäumten Rücken, Wild die schwarzen Wasser hebend. Die Schlacht ist gewonnen und Hannibal wendet Den Zug, wo das Land seine Schätze ihm spendet» , Roma zittert. Doch die Ströme Wiel vergossenen Blutes löschen Nicht der alten Heldentugend Lichte Flammen. Neue Heere Ziehen aus den reichen Mauern, Und des Führers weises Zaudern * Hemmt des Feindes rasche Schritte. - .' Hannibal begehrt zu schlagen, Und den Muth der Römer reizend, Weigern die, durch lange Künste Den Karthager zu ermüden. . Neues Kampfgetürnmel tobet In verwüsteten Gefilden, , Und auf's neue trinkt die Erdtz Blut der übermannten Römer; Nömerkraft sinkt vor den Listen Hannibals, des vielgeprüften. Doch im kühnen Alpenzuge, Und im Eis des rauhen Himmels, Den durchwateten Gewässern, Und *)^Fabius Maximus, der Zauderer, vermied die Schlacht, Überzeugt, daß Hannibal sich m dem verwüsteten Lande nicht halten könne.

7. Die ersten Elemente der Erdbeschreibung - S. 71

1830 - Berlin : Reimer
71 Kehren wir aus dem baltischen Meere zurück nach der Nordsee und gehen vom Eingänge des Skagcrracks gerade gegen Süden, so treffen wir an der Nordküste des Vestlandcs, d. i. also an der südlichen Seite der Nordsee D. den Dollart, unter 53^° N. Breite und 24^o £. Länge; cs ist ein Golf von geringer Erstrek- kung, der durch eine weite Oeffnung mit der Nordsee irr Verbindung steht und mehr eine breite Flußmündung als ein Mccrestheil ist. — Westlich vom Dollart, un- gefähr 20 Meilen entfernt, trifft man E. die Zuyder Zee (sprich Saüder Sec, d. h. südliche See), ein Busen, der in der Richtung von N. nach S. 2o Meilen lang ist und in seiner größ- ten Breite Io-Meilen zahlt. Gegen N. wird er von einer Inselrcihe begranzt, die sich längs dem Vestlaude bis in die Gegend der Dollart-Oeffnung erstreckt. So reich an Gliedern die Nordsee auf ihrer Ost- seite ist, so arm darau ist ihre Westseite, da, wo sie von der Insel Großbritannien bcgränzt wird. Hier bemerken wir nur das Peut land Frith (d. h. Meerenge), welches unter etwa 58j° N. Br. gelegen die nordwärts gelegene Gruppe der Orkney Inseln von Großbritannien trennt. Auf der Ostküste der zuletzt ge- nannten großen Insel bildet die Nordsee vier Buchten, die von N. nach S. gezählt folgendermaßen heißen: Murray Bai, Bai von Forth, das Wash (d. h. Sumpf, Pfütze) und die Themse Bucht. In ihrem südwestlichsten Winkel steht die Nordsee durch eine Meerenge, Pas de Calais oder Straße von Dover- genannt, mit einem zweiten Gliede des atlantischen Oceans in Verbindung, mit 2) dem Kanäle., Seine Länge beträgt 75 Meilen in der Richtung von No. nach Sw. D>,e Breite ist sehr- abwechselnd; am geringsten ist sie im Pas de Calais selbst, wo sie nur 21 tausend Fuß beträgt, dann aber nimmt sie schnell zu bis auf 22 Meilen, um abermals abzunehmen bis auf 11 Meilen, was zwischen dem Kap de la Hague, auf der Küste des europäischen Vestlandcs gelegen, und dem 'an der großbritannischen Küste liegenden Portlandspitze Statt v

8. Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte - S. 181

1866 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
181 treffen. Heide liegt anderthalb Meilen von Meldorf entfernt, zwischen bei- den, doch näher bei Heide, liegt Hemmingstedt. Der einzige Verbindungs- weg führt durch die Marsch, schmal, an beiden Seiten mit breiten Wasser- gräben versehen. Erst den vorigen Sommer hatten die Bauern, deren Aecker an den Weg stießen, mit schweren Kosten die Gräben reinigen und die aus der Tiefe ausgewühlte zähe Marscherde auf den Weg werfen lassen, der da- durch bei nassem Wetter vollends grundlos ward. Hier ersah eines von den Landeshäuptern, Wulf Jsebrand, eine paffende Stelle, wo man eine Schanze anlegen könne. Hier sollten einige Feldstücke aufgepflanzt werden, 4—500 Mann sollten sich hinter die Schanze legen, zur geeigneten Zeit das Feuer eröffnen und daraus hervorbrechen. Jung und Alt, Männer, Frauen und Kinder zogen nun in der Nacht vom Sonntag auf den Montag zur Schanzarbeit nach Dusend.-Düw els - warf, wie man die berüchtigte Stelle nannte, wo es nach dem Ausdruck des Volkes nicht ganz geheuer sein sollte, und vor Tagesanbruch waren Wälle und Gräben fertig und die Feldstücke, von den Hammen her, einge- bracht. Die Mannschaft, welche die Schanze erbaut hatte, die von Olden- wöhrden, Hemmingstedt und Nienkerken, übernahmen auch die Vertheidigung, mit dem, was zu ihnen stieß, gewiß nicht unter tausend Mann. Die übrige Macht ward an verschiedenen Orten, besonders zum Schutze von Olden- Wöhrden aufgestellt. Der heldenmüthige Führer der Besatzung war Wulf Jsebrand? Bevor man sich in 'die Schanze legte, nahmen Alle das Abend- mahl. Dann zogen sie mit feierlichem Ernste, geführt von einer begeisterten Jungfrau aus Hohenwöhrden, Namens Telse, nach der Schanze. Die Jungfrau trug eine geweihte Fahne und das Bild des Gekreuzigten dem Zuge voraus. Für den Fall des Sieges und der Rettung des Vaterlandes hatte sie Gott und der heiligen Jungfrau gelobt, den Schleier zu nehmen, und die Männer gelobten die Erbauung eines Nonnenklosters. Frauen und Kinder begleiteten den Zug unter kauten Gebeten. Die Bewaffneten, welche nicht in der Schanze Platz finden konnten, bargen sich ruhig und still hinter der Kirche zu Hemmingstedt. Ein betagter Mann eilte aus dem drei Meilen entfernten Lunden mit seinen drei Söhnen in die Schanze. Die Losung war: Hilf, Maria milde! Zu Meldorf errieth man aus dem Ausbleiben der ausgeschickten Kund- schafter das traurige Schicksal derselben und die Unbeugsamkeit der Dith- marscher. Dennoch sollte der König nicht ganz ohne Nachrichten bleiben. Am Sonntage kam ein reicher und angesehener Bürger aus Heide, Karsten Holm, in das königliche Hauptquartier, um den Fürsten seine Dienste an- zubieten , lud sie auf den nächsten Tag in sein und seines Bruders Haus nach Heide und bot sich zum Führer nach Lunden an. Dann schlich der Vaterlandsverräther, um keinen Verdacht zu erregen, wieder zurück. Er mußte wohl verschweigen, was er selbst nicht wußte, das Geheimniß Wulf Jsebrands, durch die Arbeit einer Nacht den Weg nach Heide zu sperren. Den Sonntag war noch starker Frost; den Montag, wo der Aufbruch des Heeres stattfinden sollte, waren Wind und Wetter umgesprungen. Ein starkes Thauwetter drohte die Wege grundlos zu machen. Es wollte nicht hell werden, und aus Nordwesbblies ein ungestümer Wind mit Regen, Hagel und Schnee den Fürstlichen gerade entgegen. Da rieth Ritter Hans Ahle-

9. Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte - S. 139

1866 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
139 ten Orte die Nacht zu bleiben; sie fürchteten, von den Dithmarschern geweckt zu werden. Die Fürsten ließen nun auch die Burg zu Han er au mit langen Pfäh- len, starken Blockhäusern und doppelten Gräben verstärken und mit einer starken Besatzung versehen. Von hier aus und von der Tielenburg an der Eider, wie von Schwab st edt aus wurden nun die Dithmarscher be- ständig beunruhigt, ohne daß man eine offene Feldschlacht wagte. Gerhard mochte an das Schicksal seines Großvaters denken, da er es vermied, sein Heer in die Marsch zu führen. Er glaubte vorläufig genug gethan zu haben, legte eine starke Besatzung in alle festen Plätze und zog mit seinen Truppen aus dem Laude. Albert aber wollte das Land nicht verlassen, ohne noch einen rühm- lichen Schlag ausgeführt zu haben. Mit einer auserlesenen Schaar zog er auf dem von Gräben oingeschloffenen schmalen Damm, die Nordhamme ge- nannt, der Marsch zu. Die Bauern zogen sich absichtlich zuück. Die Herren hielten das für feige Flucht, jubelten und ließen die Gehöfte, wo man höch- stens nur noch Fraue-n und Kinder fand, plündern. Da überraschte sie plötzliches Wafferbrausen und das Füllen der Gräben. Die Dithmarscher hatten die Schleusen geöffnet und rückten heran, um dem Feinde die Beute zu entreißen. Da ergriff die Uebermüthigen tödt- liche Angst. In wilder Flucht suchte man den Rückweg; denn man sah sich schon im Geist von den Freibauern umschwärmt. Die Dithmarscher aber kamen nicht. Ein starker Wind hatte das Nord- seewasfer in die Eider gewaltig getrieben, und die ungewöhnlich hohe Fluth hatte den Eiderdeich durchbrochen. Das überfluthende Wasser war zwischen die Dithmarscher und Holsten getreten, und dieser Umstand rettete die Letz- teren vom gewissen Tode. Aber die Furcht und Einbildung brachte die größte Unordnung unter die hastig Fliehenden und das Gewirr Manchem den Tod. Und so sollte es selbst dem jungen Grafen ergehen. Der Zug war so in Verwirrung gerathen, daß plötzlich ein allgemeines Stocken eintrat. Alles drängte gegen einander, und Niemand konnte fort. Mancher wurde in die Tiefe hinabgestoßen, und überall war Geschrei und Toben. Da ergrimmte der junge Graf. Er wollte am Rande des Dammes vorsprengen und gab seinem Rosse, das im Tumult nicht vorwärts wollte, die Sporen. Das Roß bäumte sich und stürzte mit seinem Reiter zu Boden. Die schwere Rüstung vergrößerte sein Unglück. Gequetscht und verwundet starb er nicht lange hernach, und seine Leiche ward in Itzehoe im Grabe seiner Väter beigesetzt. Die Dithmarscher wünschten Frieden und wollten denselben sogar mit einer ansehnlichen Geldsumme erkaufen. Ihre Bundesstädte Hamburg und Lübeck traten wieder vermittelnd auf; allein Herzog Gerhard, durch den Tod seines Bruders nur noch heftiger erbittert, forderte völlige Unterwerfung, und — „Fürstenherrschaft kam den Dithmarschern allezeit schwerer an, als der Tod," sagt ihr Geschichtschreiber N eokorus. So begannen denn die Feindseligkeiten von Neuem. Nachdem der Herzog an der Grenze des Landes ein starkes Heer ge- sammelt hatte, brach er am 4.August 1404 durch die Süderhamme in die Marsch ein. Die Süderhamme war ein schmaler, gepflasterter Weg, der in

10. Bilder aus der schleswig-holsteinischen Geschichte - S. 210

1866 - Schleswig : Schulbuchh. Heiberg
210 feite kreuzten dänische Schiffe, an der Eider lagerten die Eiderstedter Friesen, in der Wilstermarsch, an der Südwestgrenze Dithmarschens, standen die Marschleute, und die Hauptmacht war ja bereits von Osten her eingerückt. Die Dithmarscher wußten kaum, wohin sie sich wenden sollten. Sie coneentrirten ihre Hauptmacht vor Heide und suchten das übrige Land nothdürftig zu schützen. Während die Hauptmacht der Fürsten noch bei Albersdorf lagerte, suchten die Friesen an der Eider die Dithmarscher fortwährend zu be- unruhigen. Sie gingen zu verschiedenen Malen über die E der, suchten Beute zu machen und Gehöfte einzuäschern, wurden aber oft mit blutigen Köpfen zurückgejagt. Als sie einst bei Schülp ans Land stiegen, wurde rasch die Sturmglocke gezogen, und sogleich eilten Junge und Alte, Burschen und Mädchen herbei, um die Eindringlinge abzuwehren. Fünf Mädchen eilten an den Strand, um die leeren Böte abzustoßen und den ungebetenen Gästen den Rückzug abzuschneiden. Als das die Friesen sahen, ließen sie ihre Beute im Stich, eilten an den Strand, warfen sich in die Böte und ergriffen die Flucht. Bei Büsum scheiterte ihr Ueberfall an einer Kriegslist des dortigen Lehrers. Da die waffenfähige Mannschaft nach dem Lager abgegangen war, so versah er mit einigen Alten und seinen größern Schülern die Strandwache. Als sich nun vom Strande her eines Tages eine feindliche Schaar näherte, versammelte er die Frauen und Jungfrauen des Ortes. Um sich ein sol- datisches Ansehen zu geben, hatten sie weiße Tücher um den Kopf gewunden und Stangen, Spieße, Forken in der Hand. So standen sie in langer Reihe hinter dem Deich, für die Feinde nur mit dem Kopf und der Waffe sichtbar. Die Knaben setzten sich zu Pferde, blankes Küchengeschirr mußte ihnen das Ansehen wohlgerüfteter Ritter geben. So galoppirten sie laut commandirend längs dem Deich. Als die Feinde den Aufzug sahen, glaubten sie den Ort besetzt; denn sie hielten die Frauen für Fußsoldaten und die Knaben für ge- harnischte Ritter. Und als sich nun das ganze Corps in Bewegung setzte und mit mächtigem Feldgeschrei in den Außendeich vordrang, da liefen sie mit solcher Hast zu ihren Böten zurück, daß ihrer mehrere ertranken. Eine dritte Abtheilung setzte über die Eider und legte das Dorf Wallen in Asche. Als man in Swyuhusen das Feuer sah, forderte Hans Lübken, der Kirchspielvogt in Delve, die anwesenden Männer auf, den Feind anzugreifen. Die Wenigsten hatten Lust; denn es waren meist alte Leute und Knaben, auch fehlte es an Feuergewehren. „Dat en gud ehrlich Kerl is, de folgt mi na!" sagte der Kirchspielvogt, ein großer, starker Mann, und eilte auf den Kampfplatz. Rur zehn Männer aus Swyuhusen und Delve folgten ihm. Man empfing sie mit einer Salve aus den Hakenbüchsen, ein paar wurden verwundet. Aber die Dithmarscher drangen muthig vorwärts, und als nun noch 28 Landsleute zu ihnen stießen, mußten die Mordbrenner weichen und suchten eilig in die Böte zu kommen. Da aber mittlerweile die Ebbe eingetreten war und die Böte in Folge dessen auf dem Schlick lagen, so gelang es ihnen nur, eins klar zu machen, und als nun zu viele sich in dieses Boot flüchteten, sank es und die Mannschaft ertrank; andere liefen gerabeswegs ins Wasser, noch andere ließen sich widerstandslos todtschlagen. So kamen bei 400 Mann ums Leben.
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