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1. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 63

1822 - Berlin : Reimer
Erzählungen. Der Meister aber schalt den Dreisten, Gab ihm zu knacken die harte Nuß, Zu verehren den König Hironymus, Und sagte: ,,Bleib bei deinem Leisten! Wer kaum den Pfriemen regieren kann, Was gehn den Säbel und Flinte an?" Da glühten dem Wilhelm beide Wangen, Und er sprach mit keck erhabenem Muth: ,.Mir fließt in den Adern Soldatenblut! Wie sollte mich nicht danach verlangen, Den gottlosen Feind zu schlagen aufs Haupt, Der unserm König sein Halle geraubt?" Und tapfere Preußen und Russen zogen, Von Kleist, dem Helden, geführt, in die Stadt Die langst solche Gaste gewünscht sich yat;- Allein, wie unglückschwangere Wogen, Zog auch. ein feindliches Heer heran, Weit stärker an Waffen, und Roß, und Mann! Damit der Feind herein nicht dringe, Wird draußen am Strome fleißig geschanzt Und manche Kanone ausgestanzt. Schon messen sich blutig Pik' und Klinge; Doch immer näher und näher erscheint Der übermächtig gerüstete Feind. Kanonendonner beginnt zu brüllen, Und Jägerbüchsen knallen darein. Der Frühlingssonne heller Schein Muß in Pulverdampf verhüllen; Und bang und bänger athmet die Stadt, Die eben so fröhlich gejauchzt noch hat. Dem Meister sinken Pfrietnen und Leder Aus seiner sonst so fleißigen Hand; Die gelehrteste Weisheit hält nicht Stand, Es zittert die geschickteste Feder; Und tief im Keller weint sich blind Manch Juden-und manch Christenkind.

2. Geschichts-Bilder - S. 83

1878 - Langensalza : Greßler
83 Noch war der Bau nicht ganz vollendet, als auch schon wieder die alten Streitigkeiten zwischen Patriziern und Plebejern ihren Anfang nahmen. Den kühnsten Angriff auf die Patrizier machten jetzt die beiden Tribunen Li ein ins und Sextius. Sie trugen darauf an, daß das Kriegstribunat abgeschafft und das Konsulat wieder hergestellt würde, daß aber von jetzt an jedesmal einer der Konsuln ein Plebejer sei. Hierüber kam es zu einem erbitterten Kampfe, der entscheidend wurde. Lange widerstanden die Patrizier, durch Kamillus geführt, indem sie unter den Plebejern Zwiespalt zu erregen suchten. Doch als nun die Tribunen ihr Recht gebrauchten und durch ihren Einspruch (Veto) alle Wahlen von Beamten, jede Beitreibung von Steuern und selbst Aushebung von Kriegsmannschaft verhinderten, die Wuth des Volkes zuletzt auch mit einem allgemeinen Aufstande drohte, gaben sie nach und gestatteten, daß das Konsulat auch an Plebejer gelangen könne. (366.) Damit war der entscheidende Schlag gefallen. Nun wurden die Plebejer zu den höchsten Staatsämtern zugelassen. Die Gleichstellung war mithin erfolgt, wenn auch die Zulassung zur Diktatur erst 353, zur Censur 348, zur Gerichtsgewalt 334 und zum Priesterthume 300 geschah. Krieg gegen die Tarenliner. Pyrrhus, Fabrieius und Kurius. (282—272 vor Chr.) Romulus' Stadt war von Tag zu Tag mächtiger geworden, und von ganz Italien gefürchtet stand das kriegerische Rom da. In Unteritalien lag die mächtige Stadt Tarent, welche damals von leichtsinnigen und übermüthigen Griechen bewohnt wurde. Diese nahmen ohne allen Grund den Römern vier Schiffe weg. In Folge dessen rückten die Römer mit einem starken Heere gegen Tarent vor. Die Tarentiner riefen den König von Epirus (eine Landschaft des nördlichen Griechenlands), mit Namen Pyrrhus, zu Hülfe. Dieser war ein vortrefflicher Feldherr; sein Heer hatte er auf's Beste eingerichtet und in vielen Kämpfen geübt. In der ersten Schlacht siegte Pyrrhus hauptsächlich durch Hülfe gewisser Thiere, welche die Römer mit dem höchsten Erstaunen betrachteten; denn noch nie hatten sie solche zu Gesicht bekommen. Es waren Elephanten. Auf den Rücken dieser ungeheuren Thiere waren hölzerne Thürmchen befestigt, von welchen herab 16 Soldaten mit Lanzen und Pfeilen stritten; auch die Elephanten selbst, namentlich wenn sie erst durch Wunden gereizt waren, packten mit ihrem Rüssel feindliche Soldaten, schmetterten sie zu Boden und zermalmten sie mit ihren Füßen. — Trotz des ungewohnten Angriffs, des geheimen Grauens vor diesem unbekannten Feinde, hatten die Römer mit aller 6*

3. Geschichts-Bilder - S. 130

1878 - Langensalza : Greßler
130 Somit war das weströmische Reich im Jahre 476 nach Chr gestürzt, nachdem es 1230 Jahre bestanden hatte. Mit einem Ro-' mulus begann und hörte das Reich auf. Das oströmische Reich bestand noch bis zum Jahre 1453. In diesem Jahre eroberten die Türken Konstantinopel. Durch einen Konstantin war diese Stadt gegründet, unter einem Konstantin ging sie auch wieder verloren. — An die Stelle der entarteten Römer traten nun die rohen, aber unverdorbenen Völkerstämme des Nordens und errichteten über den Trümmern des römischen Reiches neue selbständige Staaten mit eigenen Gesetzen, Sitten und Sprachen. Ii. Bilder aus dem Uillelaller. Die alten Deutschen.*) Unser Vaterland hatte vor Jahrtausenden ein anderes Aussehen, als heute. Wo wir jetzt volkreiche Städte und Dörfer, fruchtbare Felder und Fluren, von belebten Bandstraßen durchschnitten, erblicken, war früher ein rauhes, unwirthbares Land, welches ungeheure Wälder, durch deren Dickicht die Strahlen der Sonne nicht zu dringen vermochten, von einem Ende bis zum andern durchzogen. Die Flüsse schweiften wild über ihre Ufer hinweg und bildeten Sümpfe und Moräste, welche das Land feucht und kalt machten. Der wenig und schlecht bebaute Boden brachte fast nur Gerste und Haser hervor; Retlige und Spargel wuchsen wild, und die Wälder versahen ihre Bewohner mit allerhand Beeren und herben Baumsrüchten Die Weideplätze aber, welche inmitten düsterer Wälder lichtvoll hervortraten und in üppiger Fülle prangten, waren grasreich und schön und gaben den kleinen, aber kräftigen Pferden und Rindern ein nahrhaftes Futter. Wild,' wie es sich jetzt noch bei uns findet, und außerdem Auerochsen, Elenthiere, Rennthiere, Wölfe, Bären und allerhand Raubvögel bewohnten in großer Menge die ungeheuren Wälder. Dieses Land wurde von unsern Vorfahren, welche die Römer Germanen nannten, bewohnt. Sie waren ein kräftiger Menschenschlag von hoher Gestalt, blauen Augen, blonden, etwas rölhlichen Haaren und starken, rüstigen Gliedern. Ihre Kleidung war entweder anliegend, oder sie bestand in einem mantelartigen Ueberwurs ohne Aertnel von grober Leinwand oder Thierfellen; die Haare trugen sie meistentheils, besonders wenn sie in den Kamps gingen, auf dem Scheitel zusammengebunden ; der Kopf war unbedeckt; doch schützten ihn Einige im Gefechte *) Gittermann.

4. Geschichts-Bilder - S. 407

1878 - Langensalza : Greßler
407 französischen Bajonette die Sennhütte. Hofer, mit dem Gewehr in der Hand, öffnete selbst die Thür und antwortete, gefragt, wer er sei, unerschrocken: »Ich bin Andreas Hofer, mein Schicksal ist in Euren Händen, schont mein Weib und meine Kinder!« Er wurde in Ketten gelegt und — sein zwölfjähriger Sohn, sein Adjutant, «m Student aus Innsbruck, waren bei ihm — durch lange Reihen von Truppen hinab gen Botzen gebracht, da einige Tage festgehalten und darauf nach Mantua abgeführt und vor ein Kriegsgericht gestellt. Die Stimmen darin waren getheilt, die wenigsten verlangten seinen Tod, zwei selbst seine völlige Freilassung; ihn vertheidigte mit vielem Geschick ein junger, talentvoller Advokat Baseva. Da kam aus Mailand die telegraphische Nachricht den Lod binnen 24 Stunden an ihm zu vollziehen. Hofer hatte das Todesurtheil nicht erwartet, aber er hörte es an mit dem Muthe eines Mannes. Schlag 11 Uhr, den 20. Februar des Jahres 1810, ertönte der Generalmarsch; ein Grenadierbataillon rüstete sich; Hofer wurde abgeholt aus fernem Gefängnisse. Und er schritt vor dem Molinathor vorbei zu seinem Tode; darin wurden die meisten Tyroler in Haft gehalten, die lagen aber alle auf den Knieen, beteten und weinten laut; andere, die in der Festung frei umhergingen, waren alle auf feinem Wege nah' oder fern, legten Trauer an und riefen um seinen letzten Segen; das ergriff alle Herzen. Auf einer breiten Bastion unweit des Cernfethores war die Todesstelle; man war dahin gekommen, zwölf Grenadiere traten vor und Hofer in die Mitte; der Tambour reichte ihm das weiße Tuch; er wies es aber zurück; man erinnerte ihn, sich auf -Kniee niederzulassen, und er sagte: »Ich stehe vor dem, der mtch erschaffen hat, und stehend will ich ihm meinen Geist wieder-geben.« - »Schießt gut!« sprach er noch zum befehlenden Korporal, indem er chm ein Geldstück zuwarf, und rief darauf mit fester Stimme: »Feuer!« Die ersten sechs Schüsse hatten ihn blos schwer verwundet; er sank in die Kniee; noch sechs sielen und er kämpfte noch immer mit dem Tode; da hielt ihm der kommandirende Korporal ^ r,an ^en ^opf und machte durch den dreizehnten fetpufj seinem Leben ein Ende. Die Grenadiere aber begruben ihn wie einen Helden, bedeckten ihm das Haupt mit feinem Hute und auf einer schwarz ausgeschlagenen Bahre in die Kirche zu fet. Michael. - Hier wurde die Leiche ausgestellt und Grenadiere traten die Ehrenwache dabei. Darauf wurde sie zur Erde bestattet. - Jetne§, Todes aber ist feinen Landsleuten heilig, und in jeglicher Hütte durch das ganze Land hängt fein Bildniß; denn er ist der Tell der Tyroler.

5. Geschichts-Bilder - S. 3

1878 - Langensalza : Greßler
Baudenkmäler erregen Bewunderung und Erstaunen. Denkmäler, an denen mehr denn 4000 Jahre vorübergegangen ftnb haben m ihrem Innern noch Gemälde auszuwerfen, die so neu scheinen, als ob sie erst vor Kurzem gefertigt worden waren; die ungeheuren Massen, welche die Aegyptier auf einander gehäuft haben, und Die zahlreichen Grabgewölbe in den Bergen verrathen eben so tuet Kunst-aesckncklichkeit als Sinn für das Große und Uebersmnliche. Alle diese Denkmäler liefern den Beweis, daß Alles m diesem Lande für die Götter und für die Könige gebaut worden rst. Es sind jetzt noch 5 ungeheuer große Paläste und 34 Tempel vorbanden. Ein Tempel war den alten Aegypttern ein Buch, das ihrer Ehrerbietung und Anbetung geöffnet war, und das ihnen die Gottesfurcht lehren sollte. Auch sind alle zum Gottesdienste g -hörige Orte inwendig und auswendig mit religiösen Bildern und heiligen Lehrsprüchen bedeckt. In den Vorsälen der Tempel trifft man Zeichnungen, welche aus die Kenntniß der Gestirne sich beziehen. Der Rwetf, nach welchem die Aegyptier ihre Denkmäler bearbeiteten, war ihre ewige Dauer. Zwanzig Tempel sind noch jetzt vollkommen so gut erhalten, als wären sie vor wenigen Zähren erbaut. Die Gemälde der Tempel beziehen sich auf die Verehrung der Götter des Landes; sie stellen Geschenke, Opfer und Gegenstände dar, die zum Ackerbau gehören. Die Gemälde m Palasten stellen große Thaten, kriegerische Unternehmungen, Flußubergange, Be- laqerunqen, Gefechte u. f. w. vor. Mit den Göttern und Königen haben die T o d t e n die Sorgfalt und die Huldigung der alten Aegyptier getheilt. Man widmete ihnen dieselbe in dem Glauben, daß die beseligende Fortdauer nach dem Tode sich an die Erhaltung des Körpers knüpfe, und luchte daher diesen vor Zerstörung durch Einbalsamirung zu bewahren. Hierbei verfuhr man folgermaßen: Wenn ein Aegyptier gestorben war, so wurde er den Leuten übergeben, welchen das Einbalsamiren oblag. Nachdem das Gehirn durch die Nase herausgezogen und der nun leere echadel mit Specereien angefüllt war, wurde ein Einschnitt m bte Unke Sette des Leibes gemacht. Aber der, welcher diesen Schnitt verrichtete, mußte, von den Verwünschungen der Verwandten verfolgt _ so wollte es die Sitte, denn man hielt es für ein Verbrechen, einen todten Körper zu verletzen — eilig davon taufen. Die ©alfamtrer nahmen dann die Eingeweide heraus, füllten den Veit» mtt Spece-retett aus, nähten ihn zu, salbten ihn 30 Tage lang mit Cederol und legten ihn zuletzt noch 70 Tage lang in Salpeter. Sodann wurde er rein abgewaschen, mit langen Binden tuetßer öetnwand umwunden, und nun noch mit Gummi und andern Salben überstrichen. So konnte er nicht faulen. Man legte thu emen dem Körper genau anpassenden Sarg, der oben dte Gestalt des Kopses

6. Geschichts-Bilder - S. 422

1878 - Langensalza : Greßler
422 im Kriege auszublilden, ließ man die Rekruten, sowie sie tüchtig einexercirt waren, nach Hause gehen und berief andere an ihre Stelle, so daß eine drei Mal größere Zahl von eingeübten Mannschaften ins Feld rücken konnte. Auch sonst wurden alle Ausrüstungen geheim betrieben. Zugleich traten Matter auf, die das Volk zum klareren Bewußtsein seiner selbst zu bringen halfen. Ernst Moritz Arndt erinnerte in feurigen Ansprachen an die Kraft der Deutschen, der einst das weltbeherrschende Rom erlegen war, und sagte Napoleons Sturz voraus. Sein kräftiges Lied: »Was ist des Deutschen Vaterland?« ist zum allgemeinen Volkslied der Deutschen geworden, und in seinem begeisternden Ausruf: »Der Gott, der Eisen wachsen ließ, der wollte keine Knechte,« ist jeder Vers ein Trompetenstoß. Der vierte Vers: Laßt brausen, was nur brausen kann, In hellen, lichten Flammen! Ihr Deutschen alle, Mann für Mann Zum heil'gen Krieg zusammen! Und bebt die Herzen himmelan Und himmelan die Hände, Und rufet alle, Mann für Mann: Tie Knechtschaft hat ein Ende! trägt die ganze Inbrunst jener Zeit in sich. — Die Dichter Max von (Schenkende rf, Friedrich Rück ert, Stägem atttt und später Theodor Körner strömten ebenfalls begeisternden Muth durch ihre Vaterlandsgesänge aus. »Deutschland steht auf,« schrieb Körner feinem Vater, »der preuß. Adler erweckt in allen treuen Herzen durch seine Flügelschläge die großen Hoffnungen einer deutschen Freiheit. Meine Kunst seufzt nach ihrem Vaterlande. Laß mich ihr würdiger Jüngling fein! — Eine große Zeit will große Herzen, ich fühle die Kraft in mir, eine Klippe fein zu können in dieser Völkerbrandung; — ich muß hinaus und dem Wogensturm die muthige Brust entgegendrücken. Soll ich in feiger Begeisterung meinen siegenden Brüdern meinen Jubel nachleiern?« — Fichte hielt — unter den Augen der Franzosen — vor einem wachsenden Zuhörerkreise seine »Reden an die deutsche Nation«, in welchen er Erneuerung des volkstümlichen Sinnes als unumgänglich nothwendig darstellte, um wieder zu einem bessern Sein zu gelangen. Auch der wackere Friedrich Ludwig Jahn, der deutsche Turnvater, war einer der Männer, die den Vaterlandsstnn im Volke zu beleben bemüht waren. Er war (geb. 11 August 1778 zu Lanz in der Priegnitz, gest. am 15. Okt. 1852 zu Freiburg a. d. U.) der Sohn eines Predigers und hatte in Halle Theologie studirt; dann war er Lehrer am Gymnasium zum grauen Kloster in Berlin,

7. Geschichts-Bilder - S. 424

1878 - Langensalza : Greßler
424 Im Felde, da ist der Mann noch was werth. Da wird das Herz noch gewogen. In Berlin allein ließen sich 9000 junge Leute in die Listen eintragen. Fichte, Niebuhr, Schadow, Zelter und andere Berühmtheiten traten dem Berliner Landsturm bei. »In vier Wochen«, schrieb Niebuhr an einen Freund, »hoffe ich so gut eingeübt zu sein als irgend ein Rekrut, den man als einexercirt anerkennt. Das schwere Gewehr machte mir anfangs so viel zu schaffen, daß ich fast verzweifelte, ob es gehen würde; allein man findet die Kräfte wieder, die durch Nichtübung eingeschlafen waren; ich freue mich, daß sich nun schon Schwielen an den Händen bilden; denn so lange ich eine zarte Gelehrtenhand hatte, schnitt das Gewehr gewaltig ein.« — Beim Landsturm war Niemand eifriger als Fichte, Schleier-macher und Buttmann. So unwiderstehlich war der Strom, der Alles mit sich fortriß, daß selbst beherzte Frauen und Jungfrauen nicht abzuhalten waren, unter dem Jägermantel das zarte Geschlecht zu verbergen und mit der Büchse, ja mit dem Säbel in der Hand, selbst zu Rosse sich den zum Schwertertänze ziehenden Schaaren kamflustig anzuschließen. Wer hat nicht gehört von jener Marie Werder, welche, kinderlos, schon 1806 mit ihrem Gatten ihr kleines Erbgut unweit Sagan in Schlesien verlassen hatte, um sich der Freischaar des Fürsten von Pleß anzuschließen, und 1813 dem Rufe des geliebten Königs wohlberitten zum zweiten schlesischen Husaren-Regimente folgte, bei welchem sie bald zum Wachtmeisteramte aufstieg, den Gatten selbst, für dessen Bruder sie galt, in der Schlacht bei Leipzig zur Ausdauer im Kampfe ermunterte, und von welchem sie erst, nachdem ihr das Pferd unter dem Leibe erschossen und von ihr eine leichte Feldbatterie genommen, er aber gefallen, doch dem Vaterlande Triumph und Freiheit gesichert war, zu scheiden sich bewogen fühlte? Wem ist jene Marie Prochaska von Potsdam unbekannt geblieben, welche unter dem Namen August Renz bei den Fußjägern der Lützow'schen Freischaar eintrat, im blutigen Kampfe bei der Göhrde gegen Davousts Heerhaufen, schon verwundet, noch den Steimker Hügel mit erstürmte, hier erst, noch schwerer getroffen, indem sie einem gefallenen Kameraden aufzuhelfen suchte, zu Boden sank und zwei Tage darauf zu Denneberg an der Elbe den Geist aufgab? — Auch jene schlesische Jungfrau, Fernandine von Schmettau, ist nicht unbekannt geblieben, welche, weil sie Anderes nicht zu geben hatte, sich ihr schönes Haar abschnitt, und den Erlös dafür als Beitrag zur Ausrüstung der Freiwilligen oder zur Pflege der Verwundeten hingab. Die Zahl derer aber, welche Geldsummen, zum Theil von hohem Belauf, oder Habe und Gut, Ohr- und Fingerringe, Kleidungsstücke,

8. Der kleine Patriot - S. 93

1891 - Langensalza : Greßler
93 Aus kleinen, struppigen, aber ungemein flinken Pferden ritten Mann, Weib und Kinder. Ungemein häßlich waren diese Menschen: Gelb und schmutzig, wie die Zigeuner, langsträhnig schwarzes Haar, eingedrückte Nase, kleine blitzende, schräg geschlitzte Augen und krumme Beine. Mit dem Ruf „Hui! Hui!" sprengten sie auf den Feind, schossen vom Sattel aus mit der Armbrust und warfen dem fliehenden Gegner mit erstaunlicher Sicherheit eine Schleife um den Hals, ihn hinter sich mitschleppend. So schnell, wie sie gekommen, waren sie wieder verschwunden und hielten nie einem geregelten Angriff Stand. Solchem unheimlichen Feinde gegenüber waren die tapferen Germanen wehrlos. Sie mußten ihm weichen und drängten nun vorwärts, bis nach Rom hin. Die Hunnenvölker machten sich's in den verlassenen Wohnstätten der Deutschen bequem; die Deutschen aber zertrümmerten das alte, morsch und schwach gewordene Römerreich. So drängten sich die Völker beinahe zweihundert Jahre lang hin und her, ehe sie wieder bestimmte Wohnplätze gefunden hatten. Auch die Hunnen waren unter ihrem mächtigsten König Attila (Etzel) bis vor die Thore Roms gekommen, wurden dann aber in einer dreitägigen Schlacht aus den kata-lannischen Feldern vernichtet. Die Reste dieses wilden Reitervolkes sammelten sich an der unteren Donau, mischten sich schließlich mit deutschen Stämmen und sind dann die Stammeltern der tapferen, ritterlichen Ungarn geworden. Sie haben aber bis dahin noch öfter den Deutschen zu schaffen gemacht. Wir treffen sie in unsern späteren Geschichten wieder. B o n i f a c i u s. (755 n. Chr.), Als der Herr Jesus von seinen Jüngern Abschied nahm, gab er ihnen den Befehl: „Gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker und taufet sie rc." (Matth. 28, 19.)

9. Der kleine Patriot - S. 31

1891 - Langensalza : Greßler
31 Die Schlacht bei Fehrbellin. (1675.) Weil das nun gerade die allererste Schlacht war, die ein Brandenburger Fürst mit seinem eignen Heere ganz allein geschlagen hat, und weil das ein so schöner, ehrenvoller Sieg war, darum müssen wir davon noch ganz besonders hören. Der Große Kurfürst stand mit seinem Kriegsheere am Rhein und half dem Kaiser gegen die Franzosen kämpfen. Diese mochten ihn aber sonst wohin wünschen, denn sie fürchteten sich gewaltig vor den brandenburgischen Hieben. Da wendeten sie eine schlimme List an und hetzten dem Kurfürsten die Schweden in fein Land. Die armen Bauern im Havellande wußten sich nicht anders zu helfen, als zur Mistgabel und dem Dreschflegel zu greisen und den Feind in die Sümpfe zu jagen und tot zu schlagen. Auch eine Fahne führten sie, darauf stand in großen Buchstaben: „Wir sind Bauern von geringem Gut und dienen unserm allergnädigsten Kurfürsten mit Leib und Blut." Sie hatten aber auch nicht versäumt, ihrem Landesvater Nachricht zu geben und ihn zu bitten, daß er käme und ihnen helfe. Da ging der Kurfürst den Kaiser an, er möge ihm nun auch etliche Hilfstruppen geben, weil er ihm doch stets treu beigestanden habe. Der aber zuckte die Achsel und meinte, es ginge nicht an. „So will ich denn selber als Euer Fürst und Hauptmann in Gottes Namen vor Euch hergehen und den Schweden schlagen, wo immer ich ihn finde!" rief der edle Fürst seinen Truppen zu, und nun ging's an ein Marschieren, Tag und Nacht. So war er in drei Tagen vom Rhein bis zum Rhin, bis vor die Thore Rathenows gekommen. Die Schweden hatten feine Ahnung von seiner Ankunft und

10. Der kleine Patriot - S. 90

1891 - Langensalza : Greßler
90 Langsam erhoben sie sich von ihrem Mooslager, hüllten den nackten Körper in ein Bärenfell, nahmen Schild und Axt zur Hand und traten dem Fremdling grüßend entgegen. Mit dem Augenblick, wo er die Schwelle des Hauses betreten hatte, war ihnen auch der Feind geheiligt; so achteten und übten diese wilden Männer die Gastfreundschaft. Ein eben so riesenhaftes, aber schönes Weib brachte bald aus einem Nebenraum den Metkrug und einen Bärenschinken für den Fremdling, der bereits jegliche Furcht überwunden hatte und sich in der ersten deutschen Wohnung, die er entdeckt hatte, behaglich niederließ. Dieser kühne Römer ist dann längere Zeit ein Gast der alten Germanen, unserer Voreltern, gewesen und hat uns ein Buch darüber geschrieben, sonst wüßten wir von ihnen gar nichts, denn sie selber konnten weder lesen noch schreiben. In diesem merkwürdigen Buche erzählt er von ihren Sitten und Gewohnheiten, von ihren Waffen und Geräten, von ihren Kriegs- und Jagdfahrten etwa folgendes: Stark, riesenhaft stark waren diese alten Deutschen. Mit einfachem Speer und einer Steinaxt jagten sie den wilden Ur und den Bär. Der Schädel des wilden Ochsen war ihr Kriegshelm; der Bär mußte seinen Pelz hergeben, sie zu kleiden. Ein einfach Mooslager war ihr Bett und eine Bärenhaut wieder ihre Decke. Hier streckten sie ihre mächtigen Glieder, tranken Gerstensaft mit wildem Honig angemengt (Met) und würfelten. So gaben die muntern Römer ihnen bald den Spottnamen „Bärenhäuter", waren aber sonst freundlich mit ihnen, denn sie fürchteten sie. In der Schlacht brüllten die Germanen in ihre Schilde, daß es schauerlich durch den Wald hallte, drangen dann mit Speer und Beil aus den Feind ein und vernichteten, was
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