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1. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 63

1822 - Berlin : Reimer
Erzählungen. Der Meister aber schalt den Dreisten, Gab ihm zu knacken die harte Nuß, Zu verehren den König Hironymus, Und sagte: ,,Bleib bei deinem Leisten! Wer kaum den Pfriemen regieren kann, Was gehn den Säbel und Flinte an?" Da glühten dem Wilhelm beide Wangen, Und er sprach mit keck erhabenem Muth: ,.Mir fließt in den Adern Soldatenblut! Wie sollte mich nicht danach verlangen, Den gottlosen Feind zu schlagen aufs Haupt, Der unserm König sein Halle geraubt?" Und tapfere Preußen und Russen zogen, Von Kleist, dem Helden, geführt, in die Stadt Die langst solche Gaste gewünscht sich yat;- Allein, wie unglückschwangere Wogen, Zog auch. ein feindliches Heer heran, Weit stärker an Waffen, und Roß, und Mann! Damit der Feind herein nicht dringe, Wird draußen am Strome fleißig geschanzt Und manche Kanone ausgestanzt. Schon messen sich blutig Pik' und Klinge; Doch immer näher und näher erscheint Der übermächtig gerüstete Feind. Kanonendonner beginnt zu brüllen, Und Jägerbüchsen knallen darein. Der Frühlingssonne heller Schein Muß in Pulverdampf verhüllen; Und bang und bänger athmet die Stadt, Die eben so fröhlich gejauchzt noch hat. Dem Meister sinken Pfrietnen und Leder Aus seiner sonst so fleißigen Hand; Die gelehrteste Weisheit hält nicht Stand, Es zittert die geschickteste Feder; Und tief im Keller weint sich blind Manch Juden-und manch Christenkind.

2. Erzählungen aus der Geschichte - S. 143

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
Die Hunnen waren ein furchtbar wildes und hliches Volk. Sie hatten einen festen Gliederbau, breite Schulrern, dicke Hlse und eine kleine Statur; ihr ganzes Aussehen war so unfrmlich, da man sie mit grob zugehauenen Brckenpfosten vergkch. Sie waren immer zu Pferde und zeichneten sich als wilde Reiter aus. In Htten giengen sie nur in der grten Noth. Hunger, Durst und Klte lernten sie von Kindheit auf ertragen. Von Ackerbau wuten sie nichts; sie schweiften wild umher, raubten und pln-derten, ohne feste Wohnsitze, ohne Gesetz und bleibende Sitte. Die Treue kannten sie nicht; was ihnen die wilde Begierde vorhielt, das erjagten sie. Sie lebten von Wurzeln und dem Fleische eines jeden Thieres, das ihnen der Znsall zufhrte; sie brauchten aber kein Feuer, sondern legten das Fleisch nur unter den Sattel, um es mrbe zu reiten. Wie ihre Natur, so war ihr Kampf wild .und ungeregelt. Pltzlich griffen sie aus ihren schnellen Rossen an, gebrauchten Wurfgeschosse, deren Spitzen nicht ohne Kunst aus Knochen verfertigt waren, in der Nhe Schwerter und Schlingen, die sie dem Feinde um den Kopf warfen, um ihn so fortzn-schleppen. Ursprnglich wohnten sie in der heutigen Mongolei und beherrschten einen groen Theil des nrdlichen und stlichen Asiens. Sie gehrten zu jenen Raubschaaren, gegen welche schon um die Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. die Chinesen die groe chinesische Mauer lngs ihrer Nordgrenze hin errichtet hatten. Gegen Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. wurden die Hun-nen von den Chinesen ganz aus ihren Wohnsitzen verjagt und ge-nthigt, sich westwrts zu ziehen. Im Jahr 375 waren sie bis an die Wolga vorgedrungen und stieen hier auf die Alanen, welche zwischen der Wolga und dem Don lebten. Diese wurden leicht besiegt, und mit ihnen vereint drangen die Hunnen weiter in das jetzige Rußland vor. Ein Theil des deutschen Volles der Gothen, die Ostgothen, hatten ihre Wohnsitze bis gegen das schwarze Meer hin; sie waren daher zuerst den Angriffen der Hunnen ausgesetzt. Ihr greiser König Hernmnrich, welcher das Unglck seines Volkes nicht ber-leben wollte, tdtete sich selbst. Die Ostgothen _ wurden groenteils unterworfen, ein kleiner Theil zog sich in die Karpathen zurck und drngte sich ans die Westgothen. Die letzteren aber, da sie Widerstand fr unmglich hielten, erbaten sich durch Ge-sandte, an deren Spitze der gothische Bischof Ulfilas stand, von dem rmischen Kaiser Valens in Konstantinopel Land und Weiden auf dem rechten Donauufer und versprachen dasr Schutz und Bei-stand. Valens wies ihnen Wohnsitze in Msien (Serbien und Bulgarien) an. Die Hunnen trieben sich jetzt der 50 Jahre lang in den sdlichen Steppen von Rußland, in Polen und

3. Erzählungen aus der Geschichte - S. 181

1873 - Freiburg i. B. : Wagner
181 5n in alter Zeit gab es unter dem Adel der Germanen solche, imfie wegen geringeren Besitzes anderen mchtigen Adeligen nachstanden. Diese traten nicht selten zu den Mchtigeren in ein Dienstverhltni und wurden deren Lehensleute. Ein solcher adeliger Lehensmann hie Ritter, d. i. Reiter, weil er seinen Heer-dienst mit seinem Herrn zu Rosse leistete. In diesem adeligen Lehensverhltnisse war der Anfang zu dem spter so einflureichen Ritterthum gegeben. Heinrich I. hatte wesentlich dazu beigetragen, da der Ritter-stand eine bevorzugte Stellung vor dem Volle erhielt. Diejenigen, welche den Dienst zu Ro im Kriege whlten, wurden von ihm durch besondere Auszeichnungen vor den Uebrigen geehrt, damit so die Lust an dem viel kostspieligeren Reiterdienst geweckt wrde. Am glnzendsten erscheint aber das Ritterthum zur Zeit der Kreuz-zge. In diesem groen Ereignisse fanden gerade die Tugenden, welche als besonderes Eigenthum der Ritter angesehen wurden, Treue, Muth, Ehrenhaftigkeit, Kampf fr die christliche Religion gegen die Unglubigen, Beschtzung der Unschuld, der Schwachen, Frauen und Waisen, die reichste Gelegenheit, sich zu bewhren. Der Ritter zeichnete sich schon uerlich vor dem brigen Volke aus. Er trug einen Ring- oder Schuppenpanzer um die Brust, einen Helm mit einem Visir, das der das Gesicht herab-gelassen werden konnte, am linken Arm einen dreieckcgen Schild, welcher wie' der Helm das Wappenbild des Geschlechtes zeigte, eine Lanze und das gerade Schwert, goldene Sporen, Armschienen und Handschuhe. Dazu kam noch ein Wappenrock, welcher den Krper bis zu den Knieen deckte und wie Schild und Helm, mit dem Wappenbilde geziert war. Wie die Stellung des Ritters, so war auch die Heranbildung zum Ritter eine besondere. Der Knabe von adeligem Geschlecht verblieb bis zum siebenten Jahre unter der Obhut der Mutter. Vom siebenten bis zum vierzehnten Jahre that er als Edelknabe oder Bube an dem Hofe eines vornehmen Ritters Dienste, um das Leben des Ritters durch eigene Anschauung und Hebung kennen zu lernen und sich jung an Rittersitte zu gewhnen. Ein Pferd tummeln, die Waffen führen, den Krper in Kraft und zierlichem Anstand den, gehrte jetzt schon zur Aufgabe des adeligen Knaben. Mit dem vierzehnten Jahre durfte er als Junker (Jungherrlin) oder Knappe mit seinem Herrn in den Kampf ziehen; er mute demselben die Rstung tragen und das Pferd vorfhren. Im ein-undzwanzigsten Jahre, wenn er in ritterlicher Sitte und Tapfer-feit gebt war, erhielt er in feierlicher Weise den Ritterschlag. Nachdem sich der Knappe durch Fasten und Beten vorbereitet hatte, gelobte er, Gott zu frchten, tglich die Messe zu hren,

4. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 53

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
er sie bei der Bndigung des Hengstes Bnkephalas bewies, aber anch einen weltumspannenden Ehrgeiz. Mein Vater wird alles erobern und mir nichts brig lassen," klagte er bei einer Siegesnachricht. Bei Chronea gab er den Ausschlag. 2. Kaum im Besitz der Krone, eilte er, sich von den Griechen als Kriegsherrn gegen die Perser ausrufen zu lassen. Nur die Lacedmonier schlssen sich aus: sie seien gewohnt, andere zu führen, nicht sich führen zu lassen. Zunchst galt es, die Grenzen des eigenen Landes zu sichern. So zog der knigliche Jngling gegen die nordischen Barbarenstmme. In den Pssen des Balkan hielten die Thraker Wagen bereit, die auf die anrckenden Mazedonier niederrasseln sollten. Auf des Knigs Weisung jedoch sprangen die Hopliten zur Seite oder legten sich truppweise auf den Boden, mit ihren Schilden sich sorgfltig deckend, so da die Fuhrwerke unschdlich der sie hinrollten wie der eine Schildkrte. Alsbald wurde die Pahhe erstrmt und dann die Tribokker im heutigen Bul-garten unterworfen. Auch die breite Donau berschritt das Heer in einer Nacht. Die Hopliten in ihren Lederkollern und runden Filzhten ordneten sich, 12 bis 16 Glieder tief, in lange, festgeschlossene Linien; die schwere Stolanze (Sarise) gefllt, ging diese mchtige Pha-lanx durch das wallende Korn gegen die Geten vor, die sofort die Flucht ergriffen. Nun bezwang der König auch die Berg-Vlker Jllyrieus. 3. Inzwischen verleitete das Gercht, der König sei gefallen, die Thebaner zur Emprung. Blitzschnell eilte Alexander her^ bei. Nachdem die Frist zu freiwilliger bergabe verstrichen war, gebot er, der Ungeduld des Heeres ungern nachgebend, den Sturm. Entsetzlich bte Theben die alte Schuld, da es einst auf der Seite des Persers gestanden, die gefangenen Plater ab-geschlachtet und die Zerstrung des von Lysander bezwungenen Athens gefordert hatte. Der König berlie seinen griechischen Verbndeten, die Strafe des Abfalles zu bestimmen. Die Mauern und Huser wurden geschleift, die Einwohner, soweit sie nicht gefallen oder entflohen waren, 30 000 Menschen, in die Sklaverei verkauft. So hatte noch keine groe Hellenenstadt geendet. Verschont blieben nur die Kadmea und die Tempel, das Haus und die Nachkommen des Dichters Pinbar, der zur Zeit der Perser-kriege die Sieger in den Festspielen verherrlicht hatte. Griechenland war mrbe. Unbesorgt konnte der König den von seinem Vater vorbereiteten Rachezug gegen Persien antreten.

5. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 61

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
61 und Hingebung wetteiferten sie mit ihm, wie er mit ihnen. Auf dem gedrosischen Wstenmarsche ging er zu Fu, um nichts voraus zu haben vor den andern; und einen Trunk Wassers, den eine Streifwache fand und im Helm ihm zutrug, schttete er aus, weil es nicht fr alle reiche. Er konnte sich rhmen, da auf der Vorderseite seines Krpers kein Fleckchen ohne Wunden sei. Regelmig war er unter den vordersten im Hagel der Geschosse. Im Kampfe mit den Mallern in Indien sprengte er allen voran der einen Fln und erwehrte sich lediglich durch seine Reiterknste der zahllosen Scharen, die auf ihn eindrangen. Als Hlfe kam, verfolgte er die Fliehenden nach ihrer Stadt, zer-schmetterte mit Axthieben das Thor, und wie die Feinde sich in die Burg flchteten, legte er eine Leiter an, stieg unter den Schild geduckt hinauf und stie die Feinde von der Mauer. Unter der Last seiner Getreuen brach die Leiter; nun stand er droben, abgeschnitten, im Schimmer seiner Rstung fr Schsse und Wrfe ein willkommenes Ziel. Da sprang er hinunter in die Burg, mitten unter die verblfften Maller; an die Mauer angelehnt, hielt er sich mit Steinwrfen und Schwertstreichen die immer vorsichtiger Andringenden vom Leibe. Von den zwei Freunden, die ihm zur Seite fochten, fiel einer. Ihn selbst traf ein Pfeil in die Brust, da er ohnmchtig auf seinen Schild sank. Inzwischen kletterten seine Tapferen in der Herzensangst um ihren König, einer anf des anderen Schulter steigend oder mit Haken und Tauen sich emporwindend, der die Zinnen; andere erbrachen die Thore. Die Maller wurden allesamt er-schlagen; aber den König, welchem Perdikkas den Pfeil heraus-geschnitten, trug man halbtot auf seiuem Schild aus der Feste. Heer und Flotte wollten nicht glauben, da er gerettet sei. Daher fuhr er, sobald es anging, in einem Kahn durch die Schiffe: alles jauchzte und weinte vor Freude; beim Aussteigen kten sie sein Gewand und berschtteten ihn mit Bndern und Blumen. Mit solchen Kriegern war ihm nichts unmglich. 4. Baktrische Fürsten hatten sich mit ihren Angehrigen und Kostbarkeiten in eine Felsenfeste geflchtet, die fr uneinnehmbar galt. Als Alexander sie zur Ergebung aufforderte, fragten sie, ob seine Soldaten auf den Steilberg fliegen knnten, an dessen Fue die Feste lag. Dieser Hohn und eine ausgesetzte Be-lohnung reizte den Ehrgeiz der Krieger. An der schroffsten ^>enke des Berges, wo keine Wache stand, bohrten sie eiserne Haken, die sie an langen Tauen schwangen, in den Boden oder in den hartgefrorenen Schnee und zogen sich an den Tauen empor. Etwa dreiig strzten ab; die anderen erreichten die Kuppe und gaben dem König das vereinbarte Zeichen mit einer

6. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 254

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
254 - 3. Schon belief sich der jhrliche Fehlbetrag der Einnahmen gegenber den Ausgaben auf 140 Millionen Livres. Drre und Hagelschlag im Sommer 1788, dann ein furchtbarer Winter verursachten Hungersnot und Unruhen. Vergebens stellte der König die Rechte der Protestanten wieder her und lie seine Leibeigenen frei. Es blieb nichts brig, als die Wahlen zu den tats-generaux auszuschreiben; sie sollten ein Heilmittel ausfindig machen gegen die Geldnot. Der Erffnuugskirchgaug entfaltete vor den Volks-masfen noch einmal den Glanz mittelalterlicher Formen. Die Geistlichkeit voraus in Soutane und Kapuzenmantel, die Bischfe in violettem Gewnde mit Chorhemd; dann der Adel, schwarz gekleidet, rmelaufschlag und Weste mit Gold gestickt, mit Spitzen-krausen, aufgekremptem Federhut und Degen. Zuletzt kam der Dritte Staud, an Zahl so stark wie die beiden ersten Stnde Zusammen, in schwarzem Leibrock, kurzem Mantel; Hut und weie Biude ohne Schmuck. Jeder Stand sollte auch nach dem alten Verfahren fr sich beraten und abstimmen. Damit aber die anderen ihm nicht alle Lasten aufladen knnten, verlangte der Dritte Stand gemeinsame Sitzung und Beschlufassung nach Kpfen. 4. Sechs Wochen wartete der Dritte Stand auf die Mit-Wirkung der Bevorrechteten. Dann erklrte er sich feierlich fr die Vertretung des ganzen Volkes, die Assemblee nationale. Als ihm der Hof den Sitzungssaal schlo, schworen die Abgeordneten im Ballspielhause stehend in heller Begeisterung den Eid, nicht auseinander zu gehen, bis das Land eine Verfassung habe. Gedrngt von dem furchtbar erregten Volke trat der nie-dere Adel und die schwer bedrckte Pfarrgeistlichkeit, bald auch der Rest der Abgeordneten der Versammlung bei. Der Hof aber zog Truppen heran und beredete den König, Necker zu entlassen und zu verbauuen. Diese Nachricht wirkte in Paris wie eine Sturmglocke. In den Grten des Palais Royal" scharte sich das Volk um verwegene Redner. Jeder steckte als Abzeichen (Kokarde) ein grnes Blatt, spter die Trikolore (das knigliche Wei zwischen den Pariser Farben rot 14.3uii und blan) auf den Hnt. Am 14. Juli 1789 wurde die B a-'1789 stille, die alte Zwingburg, in der frher mancher willkrlich Verhaftete verfchwnnden war, erstrmt und dem Erdboden gleichgemacht. Die Nachgiebigkeit des Knigs kam zu spt. Die Regierung verlor alles Ansehen. Rohe Gewalt herrschte im Lande. Die Bauern verwsteten zahllose Klster und die Schlsser ihrer Grundherren. In den Stdten plnderte Gesindel unter Mord und Prand die Rathuser und die Wohnuugeu der angesehensten

7. Lehrbuch für den erzählenden Geschichts-Unterricht an höheren Schulen - S. 29

1895 - Freiburg i.B. : Wagner
29 6. Xerxes und Leoni das. 1. Darins' Sohn und Nachfolger Xerxes trumte in maloser Herrschsucht von einer Unterwerfung Europas, von der Knechtung des ganzen Erdbodens. So sammelte er ein Heer, 450 wie die Welt noch keines gesehen; die Flsse sollen versiegt sein, . Chr. aus denen es trank. Lange vorher lie er Straen und Maga- zine anlegen und, um den Athos nicht umfahren zu mssen, durch den Hals der Halbinsel einen Kanal ziehen, der auch dem Handel der nahen Griechenstdte zugute kommen mute. Uber den Hellespont schlugen phnicische und gyptische Bauleute eine doppelte Schiffbrcke; als der Sturm sie zerri, gebot Xerxes die Baumeister zu enthaupten und dem bitteren Wasser" 300 Geielhiebe zu geben. 2. Von Troia kommend, nahm der König auf marmornem Thron an der Meeresstrae platz. Da sah er die See weithin von seinen schiffen, das Land von seinen Heerscharen bedeckt. Sieben Tage und sieben Nchte lang marschierten sie ohne Un-terbrechuug, die besten Abteilungen bekrnzt, der die neuerstellten Brcken; in der Mitte der König auf prchtigem Wagen, der mit heiligen schimmeln nisischer Rasse bespannt war. 170 Myriaden, 1700000 Mann, soll allein das Landheer gezhlt haben. Und welch ein Vielerlei von Vlkerschaften, von Trach-ten und Waffen! Turban und Mtze wechselten mit ehernen und ledernen, hlzernen und geflochtenen Helmen, mit Pferde-kpfen und Fuchspelzen, Kaftan und Panzer mit Lwen- und Pantherfellen, Lanze und Bogen mit Keule und Axt, mit Schwert und Dolch. Nomadische Reiter fhrten Schlingen; indische Hunde und Wildesel-Gespanne fehlten so wenig wie arabische Kamel-Reiterei. Die Flotte bestand, die kleineren Fahrzeuge nicht mitgerechnet, aus mehr als 1200 Segeln, bemannt mit Phniziern, gyptern, asiatischen Griechen, darunter die mutige Knigin Artemisia von Halikarna. Bis zur Ankunft an der Grenze Griechenlands schwoll diese Heeresmacht immer noch durch Zuzug thracischer Abteilungen: mit Einschlu der Diener-schaft soll sie zuletzt weit der fnf Millionen Kpfe betragen haben. Wohl mochte frohe Zuversicht das Herz des Knigs schwellen, als er, selbst vielleicht der grte und schnste Mann seines Heeres, zu Wagen durch die Reihen fuhr und dann auf einer sidonischen Prachtgaleere unter goldenem Zelte thronend seine stolze Flotte musterte! Und dieser furchtbaren Heimsuchung, die sich gegen Griechenland heranwlzte, standen Sparta und besonders Athen fast allein gegenber; die anderen Staaten

8. Lehrbuch für den Geschichtsunterricht an höheren Schulen - S. 235

1901 - Freiburg i.B. : Wagner
235 voraus in Soutane und Kapuzenmantel, die Bischfe in vio-lettem Gewnde mit Chorhemd; dann der Adel, schwarz ge-kleidet, Armelaufschlag und Weste mit Gold gestickt, mit Spitzenkrausen, ansgekremptem Federhut und Degen. Zuletzt kam der Dritte Stand, an Zahl so stark wie die beiden ersten Stnde zusammen, in schwarzem Leibrock, kurzem Mantel: Hut und weie Binde ohne Schmuck. Jeder Stand sollte auch nach dem alten Verfahren fr sich beraten und abstimmen. Aber der Dritte Stand ver-langte gemeinsame Sitzung und Beschlufassung nach Kpfen. 4. Sechs Wochen wartete er auf die Mitwirkung der Bevorrechteten. Dann erklrte er sich fr die Vertretung des ganzen Volkes, die Assemblee nationale. Als ihm der Hof den Sitzungssaal schlo, schworen die Abgeordneten im Ballspielhause stehend, nicht auseinander zu gehen, bis das Land eine Verfassung habe. Gedrngt von dem tief erregten Volke, trat der niedere Adel und die schwer bedrckte Pfarrgeistlichkeit, bald auch der Rest der Abgeordneten der Ver-sammlnng bei. . er Hof aber zog Truppen heran und beredete den König, Necker zu verbannen. Diese Nachricht wirkte in Paris wie eine Sturmglocke. In den Grten des Palais Royal" scharte sich das Volk um verwegene Redner. Jeder steckte als Abzeichen (Kokarde) ein grnes Blatt, spter die Trikolore (das knigliche Wei zwischen den Pariser Farben Rot Vk) us den Hut. Am 14. Juli 1789 wurde die m ?le *te Zttuugburg, in der frher mancher will-furltch Verhaftete verschwunden war, erstrmt und dem Erdboden gleichgemacht. Die Nachgiebigkeit des Knigs kam zu spt. Die Re-^3 verlor alles Ansehen. Die Bauern verwsteten zahl-er im^ Schlsser ihrer Grundherren. In den etadten plnderte Gesindel unter Mord und Brand die Jtathaitser und die Wohnungen der angesehensten Brger, ^.a hob die Nationalversammlung in der Nachtsitzung vom 4. August die Vorrechte auf Antrag der Besitzer selbst alle-*+ U',: Lerbergenschaft und Zehnten, Abgabenfreiheit, Jagd-recht und Znfte. Die rechtliche Gleichstellung aller Franzosen war damit ausgesprochen. Gruppen-Anhufungen und Mangel an Mehl riefen neue nruhen tu der Hauptstadt hervor. Am 5. Oktober zog eine s. cin groe Schar unter dem Vortritte frecher Weiber nach Ver- 1789 jaule, um den Bcker und die Bckerin" zu holen. La-

9. Lehrbuch für den Geschichtsunterricht an höheren Schulen - S. 23

1901 - Freiburg i.B. : Wagner
23 Einen Handstreich der feindlichen Flotte auf Athen ver-eitelte Miltiades durch raschen Marsch an den Saronischen Busen. Athen war gerettet vor der Tyrannis und der Perser-Herrschaft. 6. Xerxes und Leonidas. 1. Dareios' ehrgeiziger Sohn und Nachfolger Xerxes trumte von der Knechtung Europas, ja des ganzen Erd-bodens. Er sammelte ein Heer, wie die Welt noch keines ^80^ gesehen; die Flsse sollen versiegt sein, ans denen es trank. Lange vorher lie er Straen und Vorrte'anlegen und durch deu Hals der Halbinsel Athos einen Kanal ziehen.^ Uber den Hellespont schlugen phnikische und gyptische Bauleute eine doppelte Schiffbrcke; als der Sturm sie zerri, gebot Xerxes die Baumeister zu enthaupten und dem bitteren Wasser" 300 Geielhiebe zu geben. 2. Von Troia kommend, berblickte der König auf mar-moruem Thron an der Meeresstrae seine Schiffe und Heer-scharen, die Meer und Land weithin bedeckten. Wohl mochte frohe Zuversicht sein Herz schwellen, als er, selbst vielleicht der grte und schnste Mann seines Heeres, zu Wagen durch die Reihen fuhr und dann auf einer fidonischen Prachtgalsere unter goldenem Zelte thronend seine Flotte musterte! rieben Tage und Nchte lang marschierten die Perser ohne Unterbrechung, sestlich bekrnzt, der die neu erstellten Brcken; in der Mitte der König aus prchtigem Wagen, der mit heiligen Schimmeln bespannt war. 170 Myriaden, 1700000 Mann soll allein das Landheer gezhlt haben. Und welch ein Vielerlei von Vlkerschaften, Trachten und Waffen! Turban und Mtze wechselten mit chcrnctfmtnd ledernen, hlzernen und geflochtenen Helmen, mit Pferdekpfen und Fuchspelzen, Kaftau und Panzer mit Lwen- und Pantherfellen, Lanze und Bogen mit Keule und Axt, mit Schwert und Dolch. Nomadische Reiter fhrten Schlingen; indische Hunde und Wildesel-Gespamte fehlten so wenig wie arabische Kamel-Reiterei. Die Flotte bestand, die kleineren Fahrzeuge nicht mitgerechnet, aus mehr als 1200 Segeln, bemannt mit Phniziern, gyptern, asiatischen Griechen, darunter die mutige Knigin Artemisia von Halikarua. Bis zur Ankunft an der Grenze Griechenlands schwoll diese Heeres-macht immer noch durch Zuzug thrakischer Abteilungen. Und dieser furchtbaren Heimsuchung standen Sparta und Athen fast allein gegenber; die anderen Staaten unterwarfen sich dem Perser, oder sie warteten vorsichtig die Entscheidung ab. Aber die Hausen des Sultans wurden durch Peitschenhiebe

10. Lehrbuch für den Geschichtsunterricht an höheren Schulen - S. 52

1901 - Freiburg i.B. : Wagner
ihre religisen Gefhle verletzten. Um das Perservolk zu gewinnen, nahm er seine Sitten und Tracht an. Die tchtigsten und schnsten Perser reihte er in seine Garde. Er vermhlte sich mit Dareios' Tochter Barsine und verband an demselben ^.age einige ?yrcunde nach persischer Form mit anderen Frsten-tchtern des Landes; 10000 Soldaten, die sich mit Perserinnen verheirateten, stattete er aus. 2. Da wurden die Makedonier eiferschtig auf die Perser. Sie strubten sich gegen den morgenlndischen Knechtsgebrauch, den König kniend zu begren: mehrfach sah sich Alexander sogar von Verschwrungen bedroht, die er dann mit blutiger Strenge niederschlug. Selbst die lteren Feldherren und Kriegsleute verhehlten nicht immer ihren Groll. Seinen Lebens-retter Klei tos, der die Thaten und Plne des Knigs herab-setzte, stach der trunkene Alexander bei einem Dionysosseste nieder. Was half es, da der jhzornige Jngling sich drei Tage und Nchte lang reuevoll jammernd mit der Leiche einschlo! Sein Herz gehrte stets dem Heimatlande. Als er in Indien viele Tausende ungewhnlich stattlicher Rinder erbeutete, schickte er eine Auswahl nach Hause. Seinen Makedonien: zahlte er nach der Rckkehr aus Indien alle Schulden, die sie angaben: 20000 Talente, 100 Millionen Mark, soll ihn diese Lastabschttelnng" gekostet haben. Die Heerfhrer und Helden ehrte er durch goldeue Krnze. Beim bergang der einen Hochpa sah er einen lteren Kriegsmann vor Mdigkeit und Klte zusammenbrechen; da trug er ihn auf den Armen zu seinem eigenen Sitz am Feuer. 3. Die Soldaten hingen dafr auch mit unverbrchlicher Treue an ihrem Heldenknig. Bei der Erstrmung einer ltadt machten sie nieder, was ihnen in die Hnde siel, weil ihn bei der Berennnng ein Pfeil getroffen hatte. In Tapfer-keit und Hingebung wetteiferten sie mit ihm, wie er mit ihnen. Auf dem gedrosischen Wstenmarsche ging er zu Fu, um nichts voraus zu haben vor den andern, und einen Trunk Wassers, den eine Streifwache fand und im Helm ihm zutrug, schttete er aus, weil es nicht fr alle reiche. Auf der Vor-derseite seines Krpers war kein Fleckchen ohne Wunden. Regelmig war er unter den vordersten im Hagel der Ge-schsse. Im Kampfe mit den Mal lern in Indien sprengte er allen voran der einen Flu und erwehrte sich lediglich durch seine Reiterknste der zahllosen Scharen, die auf ihn eindrangen. Als Hilfe kam, verfolgte er die Fliehenden nach ihrer Stadt, zerschmetterte mit Axthieben das Thor, und wie
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