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1. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 63

1822 - Berlin : Reimer
Erzählungen. Der Meister aber schalt den Dreisten, Gab ihm zu knacken die harte Nuß, Zu verehren den König Hironymus, Und sagte: ,,Bleib bei deinem Leisten! Wer kaum den Pfriemen regieren kann, Was gehn den Säbel und Flinte an?" Da glühten dem Wilhelm beide Wangen, Und er sprach mit keck erhabenem Muth: ,.Mir fließt in den Adern Soldatenblut! Wie sollte mich nicht danach verlangen, Den gottlosen Feind zu schlagen aufs Haupt, Der unserm König sein Halle geraubt?" Und tapfere Preußen und Russen zogen, Von Kleist, dem Helden, geführt, in die Stadt Die langst solche Gaste gewünscht sich yat;- Allein, wie unglückschwangere Wogen, Zog auch. ein feindliches Heer heran, Weit stärker an Waffen, und Roß, und Mann! Damit der Feind herein nicht dringe, Wird draußen am Strome fleißig geschanzt Und manche Kanone ausgestanzt. Schon messen sich blutig Pik' und Klinge; Doch immer näher und näher erscheint Der übermächtig gerüstete Feind. Kanonendonner beginnt zu brüllen, Und Jägerbüchsen knallen darein. Der Frühlingssonne heller Schein Muß in Pulverdampf verhüllen; Und bang und bänger athmet die Stadt, Die eben so fröhlich gejauchzt noch hat. Dem Meister sinken Pfrietnen und Leder Aus seiner sonst so fleißigen Hand; Die gelehrteste Weisheit hält nicht Stand, Es zittert die geschickteste Feder; Und tief im Keller weint sich blind Manch Juden-und manch Christenkind.

2. Hilfsbuch für die Geschichtserzählungen in Sexta - S. 33

1916 - Berlin : Weidmann
2. Karl der Groe. 33 ausgebrochen sei. Obwohl Varus durch Segestes, den Schwieger-tmter, aber unvershnlichen Feind des Arminius, vor dessen List gewarnt wurde, verharrte er doch in seiner Verblendung. Er hielt es fr ntig, die Aufrhrer sofort zu zchtigen, und brach daher auf dem krzesten Wege durch den Teutoburger Wald gegen 9 n. Chr. sie auf, wurde aber pltzlich von allen Seiten von den Deutschen angegriffen und unter Sturm und Regen in einem ganz sumpfigen Gelnde vernichtet. Er selbst strzte sich in der Verzweiflung in sein Schwert, und viele andere taten das gleiche. Die brigen wurden gettet oder gefangen genommen. Angstus aber soll beim Empfange der Nachricht sein Kleid zerrissen und ausgerufen haben: Varus, gib mir meine Legionen wieder!" Dem Arminius gebhrt also das Verdienst, Deutschland von dem rmischen Joche, das so drckend war und doch fast von der ganzen Welt getragen wurde, befreit zu Habens. Wenn er auch spter durch die Hinterlist seiner eigenen Verwandten aus dem Wege gerumt wurde, so lebte doch sein Andenken lange in Volks-liedern fort und wird bis auf den heutigen Tag in deutschen Landen in hohen Ehren gehalten. 2. Barl der Grohe, 768814. 22. Ein groer Teil des Rmischen Reichs ging nach und nach an die Deutschen verloren. Diese grndeten mehrere Staaten auf rmischem Boden. Der mchtigste von ihnen entstand in Gallien. Hier lieen sich die Franken nieder, nach denen das Land noch heute Frankreich genannt wird. Ihr König Karl war , Karls 26 Jahre alt, als er zur Regierung der das Frankenreich kam. Eigenschaften. Sein kraftvoller und stattlicher Krper ging nur wenig der Mittel-gre hinaus. Sein Geist war scharf und durchdringend, seine Ttig-feit unermdlich, so da er keine auch noch so geringe Angelegenheit unbeachtet lie. Seine Kleidung unterschied sich, auer bei feierlichen Gelegenheiten, wenig von der des gemeinen Mannes; im Essen und Trinken war er mig; Reiten, Schwimmen und Jagen gehrten zu seinen Lieblingsvergngungen. Im Schreiben, einer *) Der frhern Ansicht der den Schlachtort entsprechend, wurde das groe Arminius- oder Hermannsdenkmal in der Nhe von Detmold errichtet und 1875 im Beisein Wilhelms I. enthllt. Jaenickc, Gcschichtserzhlungen fr Sexta. 5. Aufl. 3

3. Lesebuch aus Gustav Freytags Werken - S. 8

1901 - Berlin : Weidmann
8 Urgeschichte. Römer und Germanen. Es sind die Cornuten und Brachialen, Germanen in römischem ^old, kriegsharte Männer. Sie erheben einen starken Barritus/) der in der Glut des Kampfes mit leisem Gemurmel beginnt, allmählich anschwillt und endlich rauscht, wie die Brandung der Wellen an den Strandklippen. Gewaltig wird der Gedrang; in der Lust schwirren die Pfeile, wieder wirbelt dichter Staub empor und verhüllt den Männermord; Waffe dröhnt an Waffe und Leib an Leib. Aber die Alemannen fahren wie Feuerflammen auf dem Grunde den Feinden entgegen; die Söldner zwar heben ihre Schilde zum ^chntzdach, aber die Schwerthiebe schmettern auf Schilde und Leiber und brechen Schilddach und Leib. — Neue (Sohorten eilen im Schnelllaufe zu Hülfe, deutsche Bataver gegen ihre Stammgenossen; daneben die Reges, die in der Notstunde der Schlacht Rettung zu bringen wußten. Wieder schmettern wild die Trompeten; von neuem entbrennt der Kampf. Hoher wächst der Streitgrimm der Alemannen, gleich Wütenden stürmen sie vorwärts, die Wurfspeere und das gestählte Rohr der Pfeile fliegen unaufhörlich, im Gewühl schlägt Messer an Messer, die Panzer springen von den heißen Schwerthieben; wer verwundet strauchelt, hebt sich noch einmal vom Boden, bis das Leben mit dem Blute dahinfließt. Es war ein Kampf mit gleicher Kraft. Höher und breitbrnstig ragten die Alemannen; die Römer standen geübter in der Ordnung der Schlacht; wild wie heulender Sturmwind schlugen die Germanen, spähend und vorsichtig die Römer. Ost erhob sich der Römer, den die Wucht der feindlichen Waffen geworfen, wieder vom Boden, und der germanische Söldner stemmte sich noch aus das ermattete Knie; die linke Hüfte zurückbiegend, kauerte er mtd drückte gegen den Feind. Da im stärksten Gewühl der Schlacht drang plötzlich ein heißer Keil der Alemannen, Könige und Edle mit ihrer Gefolge-fchar, unwiderstehlich in die römischen Reihen. Sie schmetterten nieder, was ihnen entgegenstand, und stürmten bis in die Mitte der römischen Schlachtordnung. Hier stand die Legion der Primcinen, die den Ehrennamen führt: Schanze des Feldherrn. Dicht und x) barditus der in die Schilde gerufene Schlachtgesang der Germanen, dazu gehört der Name der Barden (Klopstock).

4. Lesebuch aus Gustav Freytags Werken - S. 13

1901 - Berlin : Weidmann
Tie Zeit der Völkerwanderung. 13 Fußvolk trug den großen Schild von Lindenholz, die Reiter auch eherne Schilde. Noch waren die deutschen Waffen auf den Nahkampf und Einbruch in die feindlichen Reihen berechnet, den Bogen führten die Deutschen fast nur auf der Jagd, gegen die leichten Bogenreiter der Hunnen und Massageten hatten die Goten ihre Fante mit Bogen bewaffnet, aber diese Aushülfe reichte nicht hin, vor der fremdartigen Kampfweise der Reitervolker zu schützen, und die Niederlage, welche die Goten bei dein Hunneneinbruch erlitten, ist wahrscheinlich der Unmöglichkeit beizumessen, zahlreichen leichten Reitern und den Fernwaffen beizukommen. Denn auch ihre schwere Reiterei führte nur Speer und Schwert zum Nahkamps. Für den Einbruch war ihrem Fußvolk nationale Waffe ein uraltes und weit bekanntes Kriegswerkzeug, die Caia, ursprünglich eine mächtige Holzkeule, welche so geworfen werden konnte, daß sie zum Werfer zurückkehrte; sie schmetterte mit furchtbarer Gewalt und erhielt sich als Banernwaffe bis tief in das Mittelalter, während sie in der Völkerwanderung den Vornehmen zum nägelstarren Streitkolben wurde. Auch die Franken hatten nur wenige und nur Speerreiter, alles war Fußvolk mit kleinem eisenbeschlagenen Speer, mit Schwert und Schild und einem kurzen zweischneidigen Handbeil — der Frankiska — bewaffnet, welches sie beim Angriff warfen, worauf sie schnell das Schwert zogen und einhieben. — Weit anders kämpfte das bewegliche Volk der Heruler; diese waren durch Jahrhunderte als schnelle Leichtbewaffnete berühmt und überall als Söldner gesucht, sie warfen in alter Weise die (Sschettfpeere und hatten den Brauch bewahrt, vor der Schlacht ihre Kleider abzulegen. Gegen ihren behenden Angriff bewährte sich die dauerhafte Langsamkeit der Goten. Die luetischen Cluaden hatten viele farmatifche Gewohnheit angenommen. Sie nahten als Unterworfene mit tief gekrümmtem Rücken, warfen sich wohl auch flehend zur Erde; sie waren ein Reitervolk geworden, auch in Tracht und Sitte, trugen weite Hofen und Brustharnische aus geschabten und geglätteten Hornschuppen, welche auf Leinwand genäht waren; im Kampf führten sie lange Lanzen und ritten auf Wallachen, schnellen und gut gezogenen Pferden, jeder Reiter mit einem oder mehren Handpferden zum

5. Lesebuch aus Gustav Freytags Werken - S. 110

1901 - Berlin : Weidmann
110 Reformation und 16. Jahrhundert. Leben gegen besondern Lohn in die Schanze zu schlagen; auch wer Arges verwirkt hatte, konnte sich durch solchen Dienst von der Strafe lösen. Diese „Katzbalger" wurden mit Hellebarden vor der ersten Reihe der Knechte aufgestellt und ließen im Augenblick vor dem Zusammenstoß die Hellebarden in schrägem Hiebe auf die Speerspitzen der Feinde fallen, damit die Spießknechte eilig in die Lücken sprangen und an den Leib der Feinde kamen. Dann begann das Stoßen und Drängen der beiden großen Hausen, die hintern Glieder, verhältnismäßig sicher, drückten ihre Vorkämpfer unablässig nach vorn. Und es kam darauf an, in welchem Haufen die größere Stoßkraft dauerte. Bei diesem Wogen der Massen wurde in trockener Zeit der Staub aus dem Schlachtselde so groß, daß man die Aussicht verlor, sogar die Hauptsahne nicht erkennen konnte. Dann schlugen die Mutigen so lange in einander, als die Kräfte und Hoffnung aushielten, die Feigen beider Heere flohen, der Sieg hing außer anderem auch sehr von Sonne und Wind ab. Die Entscheidung aber war in der Regel vollständig; denn der Hause, welcher sich zuerst zur Flucht wandte, hatte den Feind im Nacken, welcher massenhaftes Niederschlagen, Gefangennahme und Plünderung begann. Dabei verlor das siegreiche Heer völlig den Zusammenhang, und mehr als einmal wurde der glänzende Erfolg einer Schlacht vereitelt, weil der Feind im stände war, noch eine taktisch zusammenhängende kleine Minderzahl gegen die zerstreuten Sieger zu führen. Man suchte deshalb wohl einen Haufen für solche Entscheidung zurückzubehalten, aber regelmäßige Reserven wurden erst in der zweiten Hälfte des dreißigjährigen Krieges Brauch. Die ärgste Schwäche dieser Gewalthaufen war, daß sie zwar eine starke Frout hatten, aber leicht zersprengt wurden, wenn die Feinde in ihre Seiten drangen; erst als die Handrohre der Schützen schneller feuerten und diese Truppe verläßlicher ward, suchte man durch angehängte Schützenflügel die Flanken zu sichern. Die Reiterei kämpfte in dieser letzten Zeit selten gegen die Landsknechte, sie galt für wirkungslos vor den langen Spießen des Fußvolks, ihre Aktion war an den Seiten des Gewalthaufens gegen die feindliche Reiterei; die beiden Waffengattungen des Heeres griffen also im Kampf fast gar nicht in einander. Die Artillerie endlich wurde in Positionen aufgefahren, die sie in der Regel nicht verließ, sie

6. Lesebuch aus Gustav Freytags Werken - S. 164

1901 - Berlin : Weidmann
164 Die neue Zeit. werden. An seine Ausdauer wurden sehr große Anforderungen gestellt, nicht geringere an seine Gewandtheit im Gebrauche der Angriffs- und Schutzwaffen für das Nahegefecht. Der römische Legionssoldat blieb mehre Jahre Rekrut, während dieser Zeit wurde ihm ein Sturmangriff ungern zugemutet, nur langsam bildete sich die Armeskrast für den Speerwurf und noch schwerer die ruhige, kaltblütige Vorsicht in der Verteidigung. Die Überlegenheit alter Soldaten über junge war eine ganz unzweifelhafte, und die Schlacht nutzte weit völliger die ganze Körper- .und Seelenkraft der einzelnen aus, als jetzt. Aber gerade darum war der Kampf selbst für den Krieger weit mehr eine Betätigung seines persönlichen Acutes und seiner Geschicklichkeit als jetzt. Jeder einzelne kämpfte selbständiger, und sobald er für kurze Zeit aus verhältnismäßig sicherer Decknng in den Bereich feindlicher Gefchoffe trat, mit größerer Aussicht sich zu wahren, als jetzt; er stand wie in der Arena, von tausend leidenschaftlich Beteiligten beobachtet, er suchte sich seinen Gegner und wurde von ihm gesucht. So waren die peinlichen Eindrücke, welche er vor seinem Eintritt in den Kampf erhielt, weniger furchtbar, der Kampf felbst einer tüchtigen Rauferei immer noch ähnlich. Zuverlässig hatte der Anblick der wütenden Gesichter in der feindlichen Schlachtlinie und das wilde Geschrei nichts Ermutigendes, aber auch seine Freunde riefen, und er fah vorwärtsgewandt mehr die Verluste der Feinde als die feines Heeres. Der einzelne Soldat war damals in der Schlacht mehr, der Offizier verhältnismäßig weniger, die Centurionen sprangen beim Ansturm auch in erster Linie ein, sie lenkten die Bewegungen der Streitenden durch Zuruf, aber der Krieger war sür Angriff und Verteidigung vor allem auf sich selber angewiesen. Als die Germanen gegen diese römische Kampsiveise ihre Kraft versuchten, fiel dem Römer auf, wie sorglos um Deckung sie sich den Geschossen aussetzten; statt sich mit Lederkoller, Schienen, Helm zu wahren, zogen sie vor dem Kampf ihren Reito, die Jacke, ans, und ließen das lange Haar frei im Winde flattern. Sie gaben wenig auf den vorbereitenden Gerkampf, sondern warfen sich in ungeheurem Ansturm, ihrer Größe und Körperkraft vertrauend, über die kleineren Römer und schmetterten mit Schwert, mit Kaia und Frankiska (Keule und Axt) die ersten Reihen der Römer nieder.

7. Lesebuch aus Gustav Freytags Werken - S. 7

1901 - Berlin : Weidmann
Urgeschichte. Römer und Germanen. I an, in denen die Germanen sich verdeckt bargen, und stand fest, besorgt um den Hinterhalt. Noch einmal reiten die Crdner der Schlacht in beiden Heeren die Scharen entlang und mahnen zu tapferer That. Aber die Germanen erheben Geschrei und fordern, dar ihre Fürsten von den Rossen absteigen und das Schlachtenlos des Volkes teilen. Sogleich schwingt sich Chnodomar von seinem Roß, wie er tun die andern, zu Fuß ziehen sie ihren Scharen voran. Von beiden Seiten schreiten die Scharen in den Kampf. Die Wurfgeschosse fliegen. Aber die Germanen, nur ans den Ansturm denkend, springen, das Schwert in der Rechten, mit wildem Schlachtgesang gegen die Reihen der Römer; grimmig ist ihr Mut, ihre flatternden Haare starren, die Augen glühen im Schlachtenzorn. Tie Reiter der Römer halten stand, sie schließen sich fest aneinander, decken sich mit dem Schild, werfen die Speere und ziehen die Schwerter. Ans der andern Seite stürmt Fußvolk der Vortruppen gegen Fußvolk, die Römer drängen die Schilde zu dichtem Walle zusammen. Dicke Staubwolken erheben sich zwischen den Heeren, die Schlacht wogt hin und her, die Hausen wühlen sich in einander, sie stoßen und weichen. Erprobte Schlachtgänger der Germanen im Römerheer lassen sich aus das Knie nieder und stemmen sich fest, die Alemannen zurückzutreiben. Aber der Grimm wird zu groß, Hand gerät an Hand und Schildrand stößt an Schildrand, die Himmelswölbung klingt wieder von lautern Geschrei der Jauchzenden und Fallenden. Der linke Flügel der Römer dringt vor. Aber gegen die gepanzerten Reiter des rechten stürzen die Fußgänger der Alemannen, die leichten Begleiter der Rosse, sie tauchen nieder auf den Boden, sie erstechen von unten das Roß und bohren dem fallenden Reiter das Messer in die Fugen der Rüstung. Gesprengt suchen die Reiter Schutz hinter den Cohorten Da reitet der Cäsar ihnen entgegen, ihn verkündet das Drachenbild von Purpurseide, welches am Langspeer hängter hemmt ihre Flucht und ruft gegen die andrängenden Alemannen das Fußvolk. ’) Das kaiserliche Hausbanner stellte einen geschlängelten Drachen mit aufgesperrtem Rachen und lang herabhängendem Schweif vor.

8. Lesebuch aus Gustav Freytags Werken - S. 65

1901 - Berlin : Weidmann
Das Mittelalter. (1100—1250.) 65 Zweck dieses Kampfes war, den Gegner im scharfen Anritt mit dem Speer so zu treffen, daß entweder der Gegner vom Pferde geworfen wurde oder der Speer in die Rüstung des Reiters drang und von dem Stoß zersplitterte. Zu solchem Kampf wurde ein Raum abgegrenzt, wenn die Örtlichkeit das erlaubte; beide Gegner nahmen einen Anlauf, deu „Puueiß", wobei das Roß mit gesteigerter Schnelligkeit fo zu leiten war, daß es die größte Kraft im Moment des Stoßes gab. Man ritt dabei nicht „Stapfes oder Drabs" — im Schritt oder Trab, — es gehörte Kunst dazu, zu rechter Zeit aus Galopp in Carriere oder, wie man damals sagte, aus dem „Walap in die Rabbine" zu treiben. Der Anlauf war „kurz" oder „lang", der lange erforderte größere Sicherheit in Führung des Rosses und Speers, aber er war natürlich wirksamer; es ist charakteristisch, daß der lange Anlauf um 1200 für trefflicher galt, nach 1400 wegen der schweren Rüstung für unbequem. Es war Spielregel, bei diesem Reimen den „Hnrt", das Zusammenprallen der Reiter und der Rosse, zu vermeiden, und der Reiter mußte verstehen nach dem „Stich" mit einer Volte rechts abzubiegen, wenn er nicht die bösliche Absicht hatte, den Gegner zu überrennen; was am leichtesten geschah, wenn er schräge aus ihn hielt. Die „rechte Tjost" aber war, daß man in gerader Linie, Front gegen Front, auf einander stieß, in diesem Fall traf der Speer die Schildseite des anderen; war der Anlauf von beiden Seiten gleich kräftig und der Stich ohne Fehlen, fo kamen trotz der Volte die Kämpfer einander häufig so nah, daß Schild an Schild stieß und die Knie geklemmt wurden. Der Stoß wurde wirksamer, aber schwieriger, je höher er gerichtet war; den oberen Rand des Schildes treffen, wo er sich mit dem Helm berührte, oder den Helm selbst, galt für den besten Stoß; das ungepanzerte Roß zu treffen, war große Ungeschicklichkeit. Wer dem Gegner besondere Artigkeit erweisen wollte, hob beim Rennen seinen Speer aus der Auflage und schlug ihn unter den Arm. Solchem Stich ohne Auslage begegnete der andere dadurch, daß er das Gleiche *) Es braucht wohl nicht besonders darauf hingewiesen zu werden, daß Einzelheiten in der obigen Darstellung jetzt veraltet sind. Schüler finden/ geeignetes bei A. Zehme, Die Kulturverhältnisse des Mittelalters S. 171 ff. Scheel, Lesebuch. 5

9. Lesebuch aus Gustav Freytags Werken - S. 124

1901 - Berlin : Weidmann
124 Das Jahrhundert des deutschen Krieges. Zumal im Lager mußten die Regimenter sorgfältig nach Beschaffenheit ihrer kameradschaftlichen Gefühle zusammengelegt werden, Deutsche und Welfche immer auseinander. Der Feldmarschall oder Quartiermeister wählte den Platz des Lagers womöglich an fließendem Wasser, auf einer Stätte, die der Verteidigung günstig war. Zunächst wurde der Raum für den Feldherrn und seinen Stab ausgemessen. Dort erhoben sich die großen verzierten Zelte auf verbotenem Grund, der durch eine Barriere und eingesteckte Spieße, oft durch Befestigungen von dem übrigen Lager getrennt war. In der Nähe blieb ein freier Platz mit der Hauptwache; weilte das Heer längere Zeit im Lager, fo wurde dort der Feldgalgeu als Warnungszeichen aufgerichtet. Jedem Regiment und Fähnlein wird mit Zweigen seine Stelle abgesteckt, dann rücken die Truppen ein, Glieder und Rotten werden geöffnet, die Fahnen jedes Regiments werden in Reihen nebeneinander in die Erde gesteckt, dahinter liegt in parallelen Linien die Lagerstätte des Fähnleins, je fünfzig Mann in einer Reihe, bei der Fahne der Fähnrich, in der Mitte der Lieutenant, am Ende der Hauptmann, hinter beiden die Zelte der Oberoffiziere und Beamten, der Feld-scheer neben dem Fähnrich, der Kaplan in der Nähe des Hauptmanns. Die Offiziere wohnen in Zelten, welche oft konische Form haben und mit Stricken am Erdboden befestigt sind. Die Gemeinen bauen sich auf dem angewiesenen engen Raume ihre kleinen Hütten von ^troh und Brettern. Neben der Hütte steckt der Pikenier seinen Spieß in den Boden, die Piken, Kurzspieße, Hellebarden, Partisanen und Standarten zeigen schon von weitem Rang und Waffe der Zeltbewohner. In den Hütten hausen die Soldaten häufig zu zweien oder vieren, bei ihnen Weiber, Dirnen, Buben und Hunde. So lagert Fähnlein neben Fähnlein, Regiment neben Regiment im großen Viereck oder im Kreise, das ganze Lager ist von breitem Raum umgeben, der zum Lärmplatz dient. Vor dem dreißigjährigen Kriege war es gewöhnlich, um das Lager eine Wagenburg zu schlagen, dann wurden die Traiu- und Bagagewagen in doppelter oder mehrfacher Reihe an einander geschoben und mit Ketten oder Klammern zum großen Viereck oder Kreis verbunden, die notwendigen Ausgänge freigelassen. Damals hatte die Reiterei zunächst an der inneren Seite der Wagen ihr Lager; für die Pferde waren

10. Lesebuch aus Gustav Freytags Werken - S. 127

1901 - Berlin : Weidmann
Das Jahrhundert des deutschen Krieges. 127 Namentlich beim Beginn des Krieges war der Luxus und der Troß der Offiziere zum bösen Beispiel für das Heer ausschweifend; jeder Hauptmann wollte einen französischen Koch halten, und die teuersten Weine wurden von ihnen massenhaft verbraucht. Die militärischen Zeichen des Lagers gab beim Fußvolk der Trommelschläger, bei der Kavallerie der Trompeter; die Trommel war sehr groß, die Schläger oft halbwüchsige Buben, zuweilen die Narren der Kompagnie. — Aber beim Beginn des Krieges hatten die deutschen Heere wunderlicherweise für viele Fälle denselben einförmigen Schlag, und jeder Befehl, welchen der Feldherr dem Lager zu geben hatte, mußte noch durch einen Herold, der hinter dem Trompeter durch das Lager ritt, ausgerufen werden. Der Herold trug bei solchen Gelegenheiten über seinem Kleide einen „Levitenrock" von bunter Seide, vorn und hinten mit dem Wappen des Kriegsherrn bestickt. Dies Ausrufen, welches den Abend vorher dem ganzen Lager die Arbeit des nächsten Tages verkündete, war schnellen und geheimen Operationen sehr hinderlich; es verschlechterte auch die Disziplin; denn es sicherte den Lungerern und Räubern des Lagers die Nacht, wenn sie auf Beute hinausschlichen. War gute Zeit gewesen, eine Schlacht gewonnen, eine reiche Stadt geplündert, eine wohlhabende Landschaft in Kontribution gefetzt, dann war alles vollauf, Speisen und Getränke billig; es kam ausnahmsweise noch in den letzten Jahren des Krieges vor, daß man im bairischen Heere einmal eine Kuh um eine Pseise Tabak saufen konnte. Dann saß in den Marketenderbuden Kopf au Kopf eine gedrängte Schar singender, prahlender, schmatzender Helden, dann hatten die Handelsleute gute Zeit, der Soldat staffierte sich neu aus, — er kaufte teure Federn auf seinen Hut, Scharlachhosen mit goldenen Gallonen, dann prangte er in Zobel und Marder, Stallknechte ritten ganz in Sammet gekleidet. Die Kroaten der kaiserlichen Armee in Pommern hatten im Winter 1630—31 die Gürtel mit Gold überfüllt und ganze Platten von Gold und Silber geschlagen vor der Brust. Paul Stockmann, Pfarrer in Lützen, erzählt, daß in der kaiserlichen Armee vor der Lützener Schlacht ein Reiter sein Pferd mit etlichen Schock goldener Sterne, ein anderer mit dreihundert silbernen Monden bekleidet hatte; einige ©traöioten ritten in geraubten Priesterröcken zum Jubel ihrer Kameraden. In
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