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1. Ausgewählte Uebungsstücke aus deutschen Musterdichtern für die Declamationsübungen in höheren Bürgerschulen und in den unteren Klassen der Gymnasien - S. 63

1822 - Berlin : Reimer
Erzählungen. Der Meister aber schalt den Dreisten, Gab ihm zu knacken die harte Nuß, Zu verehren den König Hironymus, Und sagte: ,,Bleib bei deinem Leisten! Wer kaum den Pfriemen regieren kann, Was gehn den Säbel und Flinte an?" Da glühten dem Wilhelm beide Wangen, Und er sprach mit keck erhabenem Muth: ,.Mir fließt in den Adern Soldatenblut! Wie sollte mich nicht danach verlangen, Den gottlosen Feind zu schlagen aufs Haupt, Der unserm König sein Halle geraubt?" Und tapfere Preußen und Russen zogen, Von Kleist, dem Helden, geführt, in die Stadt Die langst solche Gaste gewünscht sich yat;- Allein, wie unglückschwangere Wogen, Zog auch. ein feindliches Heer heran, Weit stärker an Waffen, und Roß, und Mann! Damit der Feind herein nicht dringe, Wird draußen am Strome fleißig geschanzt Und manche Kanone ausgestanzt. Schon messen sich blutig Pik' und Klinge; Doch immer näher und näher erscheint Der übermächtig gerüstete Feind. Kanonendonner beginnt zu brüllen, Und Jägerbüchsen knallen darein. Der Frühlingssonne heller Schein Muß in Pulverdampf verhüllen; Und bang und bänger athmet die Stadt, Die eben so fröhlich gejauchzt noch hat. Dem Meister sinken Pfrietnen und Leder Aus seiner sonst so fleißigen Hand; Die gelehrteste Weisheit hält nicht Stand, Es zittert die geschickteste Feder; Und tief im Keller weint sich blind Manch Juden-und manch Christenkind.

2. Geschichte für Volks- und Bürgerschulen : mit Abbildungen - S. 59

1888 - Braunschweig : Wollermann
— 59 — 4. -Dokksserustigung. Für ganz Königsberg sollte dieser Tag ein Tag der Lust und Freude sein. Das rote Tuch, auf welchem die Majestäten zur Kirche gegangen waren, ward unter das Volk verteilt. Auf dem Markte wurde ein großer Ochse, welcher inwendig mit Schafen, Rehen. Ferkeln und allerlei Geflügel angefüllt war, gebraten und der Menge preisgegeben. Dazu strömte aus 2 Springbrunnen roter und weißer Wein, und für 18000 ju Krönungsmünzen wurden unter das Volk geworfen. 39. ^osbatenseßen im vorigen Zahrchirnderrt. 1. Werbungen. An die Stelle der umherziehenden Söldnerscharen waren nach und nach die „stehendenheere" getreten. (S. 56.) Aber auch diese waren geworben. Vorzugs^ weise waren es arbeitsscheue Leute, ungeratene Söhne, bankerotte Kaufleute, stellenlose Beamte rc., die dem „Kalbsfelle" folgten. Je nach der Größe empfingen sie ein Handgeld von 2—900 Jl. Es kam aber auch vor, daß die Polizei Vagabunden in das Heer steckte, ja, selbst Verbrecher suchten und fanden hier Schutz vor der sie erwartenden Strafe. Daher kam es auch, daß der Soldat jener Zeit sehr verachtet war. Vater und Mutter, Bruder und Schwester schämten sich seiner, und selbst ein Handwerksbursche ließ sich nicht gern in seiner Gesellschaft sehen. Fehlte es an Bewerbern, so wandte der Werbeoffizier, der für jeden Kopf einen bestimmten Preis erhielt, allerlei List und Gewaltthaten an, um Soldaten zu bekommen. Wer dem Werber beim Trinken Bescheid that oder aus Neugierde dessen Hut aufsetzte, der war ihm ohne Gnade verfallen. Oft auch machte der Werber die jungen Leute betrunken, und wenn sie dann ihren Rausch ausgeschlafen hatten, dann sahen sie sich zu ihrem Erstaunen schon im Soldatenrock und hatten auch schon das Handgeld in der Tasche. 2. Aas Desertieren war zu jener Zeit ein der Tagesordnung; denn Ehre und Vaterlandsliebe waren dem Söldner unbekannte Dinge. Dazu kam noch, daß dem Deserteur beim Feinde ein neues Handgeld in Aussicht stand. Nur die Furcht vor den härtesten Strafen konnte das Heer zusammenhalten. Die Garnisonen an der Grenze waren wie belagerte Festungen dicht mit Wachen und Kanonen umstellt. Im Lager hatten die Reiter die Fußgänger, die Fußgänger die Reiter zu bewachen. Und dennoch desertierten oft ganze Kompagnien. So gingen z. B. nach der Niederlage bei Kollin 3000 Söldner Friedrichs zum Feinde über. — Sobald ein Soldat aus der Garnison entwichen war, ertönte die Lärmkanone. In den Dörfern wurden die Glocken geläutet, und jeder Bauer war verpflichtet, dem Ausreißer nachzusetzen. Wer ihn einbrachte, erhielt ein bestimmtes Fanggeld. Wer aber einem Flüchtlinge zur Flucht behilflich war, wurde sehr hart bestraft, zuweilen sogar an den Galgen gehängt. Die gewöhnliche Strafe des eingefangenen Deserteurs war das Spießrutenlaufen. Hierbei wurden 200 Soldaten in 2 Reihen aufgestellt; jeder erhielt eine Rute. Dann mußte der Sträfling 6—8 mal mit entblößtem Rücken durch die Gaffe gehen, und jeder Soldat war verpflichtet, ihm einen Schlag auf den Rücken zu geben. — Nicht selten hatte diese grausame Strafe schwere Körperverletzungen, zuweilen sogar den Tod zur Folge. 3. Wniforrn. In Preußen trug jeder Fußsoldat einen blauen Rock, eine weiße Hose und bis zum Knie reichende Gamaschen. Letztere besonders machten dem Soldaten das Leben sauer. Zu jedem Dienst müssen sie sorgfältig geschwärzt sein und — damit auch nicht die kleinste Falte sich bildet — feucht über die Beine geknöpft werden. Sie drücken nicht selten so gewaltig das Bein, daß es schmerzt oder einschläft. Die Hauptzier des Kopfes ist ein bis zur Taille reichender dicker Haarzopf, der an dem kurzgeschorenen Kopfe festgebunden wird. An jeder Seite des Kopfes sitzt eine Haarlocke. welche mitpomade eingerieben und mit Puder überschüttet wird. Ein hoher, mächtiger Hut deckt den Kopf. Ging es zur Parade, dann mußte schon am Abend vorher der ganze Anzug vollendet sein und der Soldat die ganze Nacht mit gedrehtem

3. Lesebuch für ein- und zweiklassige Volksschulen - S. 51

1902 - Braunschweig Leipzig : Wollermann
„Schweig,“ rief der Gaul, „und lass mich ruhig pflügen! denn baute nicht mein Fleiss das Feld, wo würdest du den Hafer kriegen, der deiner Schenkel Stolz erhält?“ Geliert. 51. Der Wolf und der Mensch. 1. Der Fuchs erzählte einmal dem Wolfe von der Stärke des Menschen. Kein Tier könnte ihm widerstehen, und sie müßten List gebrauchen, um sich vor ihm zu retten. Da antwortete der Wolf: „Wenn ich nur einmal einen Menschen zu sehen bekäme, ich wollte doch auf ihn losgehen!" „Dazu kann ich dir verhelfen," sprach der Fuchs; „komm nur morgen früh zu mir, so will ich dir einen zeigen!" Der Wolf stellte sich frühzeitig ein, und der Fuchs brachte ihn hinaus auf den Weg, den der Jäger alle Tage ging. Zuerst kam ein alter, abgedankter Soldat. „Ist das ein Mensch?" fragte der Wolf. „Nein," antwortete der Fuchs, „das ist einer gewesen." Danach kam ein kleiner Knabe, der zur Schule wollte. „Ist das ein Mensch?" „Nein, das will erst einer werden." Endlich kam der Jäger, die Doppelflinte aus dem Rücken und den Hirschfänger an der Seite. Da sprach der Fuchs zum Wolf: „Siehst du, dort kommt ein Mensch, auf den mußt du losgeheu; ich aber will mich fort in meine Höhle machen." 2. Der Wolf ging nun auf den Menschen los. Als der Jäger ihn erblickte, sprach er: „Es ist schade, daß ich keine Kugel geladen habe," — legte an und schoß dem Wolfe den Schrot ins Gesicht. Der Wolf verzog das Gesicht gewaltig, doch ließ er sich nicht schrecken und ging vorwärts. Da gab ihm der Jäger die zweite Ladung. Der Wolf verbiß den Schmerz und rückte dem Jäger zu Leibe. Da zog dieser seinen blanken Hirschfänger und gab ihm links und rechts ein paar Hiebe, daß er, über und über blutend, mit Geheul zu dem Fuchse zurücklief. 3. „Nun, Bruder Wolf," sprach der Fuchs, „wie bist du mit dem Menschen fertig geworden?" „Ach," antwortete der Wolf, „so hab' ich mir die Stärke des Menschen nicht vorgestellt! Erst nahm er einen Stock von der Schulter und blies hinein; da flog mir etwas ins Gesicht, das kitzelte mich ganz entsetzlich. Danach pustete er noch einmal in den Stock, da flog mir's um die Nase wie Blitz und Hagel- wetter. Und als ich ganz nahe war, da zog er eine blanke Rippe

4. Lesebuch für ein- und zweiklassige Volksschulen - S. 430

1902 - Braunschweig Leipzig : Wollermann
430 2. Die Hände auf dem Rücken Andreas Hofer ging mit ruhig festen Schritten; ihm schien der Tod gering, der Tod, den er so manches Mal vom Jselberg geschickt ins Thal im heil'gen Land Tirol. 4. Dem Tambour will der Wirbel nicht unterm Schlägel vor, als nun Andreas Hofer schritt durch das finstre Thor; Andreas, noch in Banden frei, dort stand er fest auf der Bastei, der Mann vom Land Tirol. 3. Doch als aus Kerkergittern im festen Mantua die treuen Waffenbrüder die Händ' er strecken sah, da rief er aus: „Gott sei mit euch, mit dem verrat'neu deutschen Reich und mit dem Land Tirol!" 5. Dort sollt' er niederknieen; er sprach: „Das thu' ich nit, will sterben, wie ich stehe, und wie ich stand und stritt, so wie ich steh' auf dieser Schanz'; es leb' mein guter Kaiser Franz, mit ihm sein Land Tirol!" 6. Und von der Hand die Binde nimmt ihm der Korporal; Andreas Hofer betet allhier zum letztenmal; dann ruft er laut: „So trefft mich recht! Gebt Feuer! —Ach, wie schießt ihr schlecht! Ade, mein Land Tirol!" I. Mosen. 1. Generalmarsch wird geschlagen zu Wesel in der Stadt, und alle fragen ängstlich, was das zu deuten hat. 2. Da führen sie zum Thore hinaus, still, ohne Laut die kleine Schar, die heiter dem Tod ins Auge schaut. 3. Sie hatten kühn gefochten mit Schill am Ostseestrand und gehn nun kühn entgegen dem Tod fürs Vaterland. 4. Sie drücken sich wie Brüder die Hand zum letztenmal; dann stehn sie ernst und ruhig, die Elfe an der Zahl. 5. Und hoch wirft Hans von Flemming die Mütze in die Luft. „Es lebe Preussens König!“ die Schar einstimmig ruft. 6. Da knattern die Gewehre; es stürzt der Braven Beih; zehn treue Preussen liegen zerrissen von dem Blei. 7. Nur einer, Albert Wedell, trotzt jenem Blutgericht, verwundet nur am Arme steht er und wanket nicht. 263. Die Opfer zu Wesel.

5. Lesebuch für ein- und zweiklassige Volksschulen - S. 458

1902 - Braunschweig Leipzig : Wollermann
458 kann nicht sagen, wie diese Nachricht meine Seele durchzuckte. Ich rief meinen Leuten zu: »Schnell heraus! Der Kronprinz von Preussen kommt!" Und das Getöse dringt immer näher, und das Jubelgeschrei wird immer grösser. Jetzt sind sie im Unterdorf. Horch, wie sie jubeln! Gebt acht, jetzt biegen sie um die brennende Kirche! Die Trommeln wirbeln, die Siegeslieder brausen; eine ungeheure Be- geisterung flammt durch die Reihen. Alle Häupter sind entbleist; die Mützen fliegen hoch empor, und aus aller Mund tönt ein tausendfaches, donnerndes Hurra! Hoch! Hurra! Wir stehen da wie verzaubert. Wahrhaftig, da zieht er, umgeben und gefolgt von seinen Generalen, an unsern Blicken vorüber. Wie sein Angesicht vor Freude strahlt, und wie er so wohl- wollend die jubelnden Scharen begriffst! Kein Wunder, sie haben ihr Blut vergossen, und ihr Hurrarufen läutet dem geschlagenen Kaiser zu Grabe! Welch grossartiges, majestätisches Schauspiel! Was doch in diesem Augenblick sein fürstliches Herz empfunden haben mag? Ob durch die Siegesfreude auch eine Ahnung zieht von dem tausendfachen Weh, das der Krieg über die Völker wälzt? Der Siegeszug bewegt sich vorwärts in der Richtung nach Reichshofen. Im Oberdorf aber schwenkt der hohe Feldherr rechts ab in die Schindergasse; dort liegt in Reisehenners Stube der tapfere General Raoul, blutend aus vielen Wunden, mit zerbrochenem Schwert und brechendem Herzen. Der deutsche Sieger tritt in die Bauern- hütte ein, schaut freundlich in die fieberglühenden Augen, drückt teilnahmsvoll die todesmatte Hand — ein Wort huldvoller An- erkennung, eine Thräne hochherzigen Mitleids vergelten den er- bitterten Widerstand. Noch einmal unter gewaltigen Siegesmärschen und unter endlosem Freudengeschrei wogt der Siegeszug vorüber. 277. Die Trompete von Monville. 1. Sie Haben Tod und Verderben gespie'n; wir Haben es nicht gelitten. Zwei Kolonnen Fußvolk, zwei Satterie'n, wir Haben sie niedergeritten. 2. Die Säbel geschwungen, die Zäume verhängt, tief die Käuzen und hoch die Fahnen, so haben wir sie zusammengesprengt, — Kürassiere wir und Manen.

6. Lesebuch für ein- und zweiklassige Volksschulen - S. 129

1902 - Braunschweig Leipzig : Wollermann
V- - : ■ — 129 — Daselbst erhub sich große Not; viel kleine gab's und wenig Brot, und mancher deutsche Reitersmann hat dort den Trunk sich abgethan. Den Pferden war's so schwach im Blagen, säst mußt' der Reiter die Mähre tragen. 2. Nun war ein k^err aus Achwabenland, von hohem Wuchs und starker lhand, des Rößlein war so krank und schwach, er zog es nur am Zaume nach; er hätt' es nimmer ausgegeben, und kostet's ihn das eigne Leben. So blieb er bald ein gutes Stücf hinter dem bseereszug zurück. 5. Da sprengten plötzlich in die (Iuer fünfzig türkische Reiter daher; die Huben an, aus ihn zu schießen, nach ihm zu werfen mit den Apießen. Der wackre Achwabe forcht sich nit, ging seines Weges Achritt vor Achritt, ließ sich den Achild mit Pfeilen spicken und thät nur spöttisch um sich blicken, bis einer, dem die Zeit zu lang, aus ihn den krummen Aäbel schwang. Da wallt dem Deutschen auch sein Blut, er trifft des Türken j)ferd so gut, er haut ihm ab mit einem Atreich die beiden Bordersüß' zugleich. Als er das Tier zu Fall gebracht, da faßt er erst sein Achwert mit Macht; er schwingt es auf des Reiters Aopf, haut durch bis auf den Aattelknopf, haut auch den Sattel noch in Atücken und tief noch in des Pferdes Rücken; zur Rechten sieht man wie zur Linken einen halben Türken heruntersinken. Carstensen u. Schulz, Lesebuch für ein- und zweiklassige Volksschulen. 9

7. Lesebuch für ein- und zweiklassige Volksschulen - S. 259

1902 - Braunschweig Leipzig : Wollermann
259 halfen ihm nichts; denn er befolgte nicht, was ihm die Ärzte befahlen, sondern sagte: „Zum Henker! wofür bin ich ein reicher Mann, wenn ich leben soll wie ein Hund, und der Doktor mich nicht gesund machen will für mein Geld?" 4. Endlich hörte er von einem Arzte, der 100 Stunden weit weg wohnte; der sei so geschickt, daß die Kranken gesund würden, wenn er- ste nur recht anschaue, und der Tod gehe ihm aus dem Wege, wo er sich sehen lasse. Zu dem Arzte faßte der Mann ein Zutrauen und beschrieb ihm seinen Zustand. — Der Arzt merkte bald, was ihm fehle, nämlich nicht Arznei, sondern Mäßigkeit und Bewegung, und dachte: „Wart', dich will ich bald geheilt haben!" Deshalb schrieb er ihm ein Brieflein folgenden Inhalts: „Guter Freund! Ihr habt eine schlimme Krankheit; doch wird Euch zu helfen sein, wenn Ihr folgen wollt. Ihr habt ein böses Tier im Leibe, einen Lindwurm mit sieben Mäulern. Mit dem Lindwurm muß ich selber reden, und Ihr müßt zu mir kommen. Aber fürs erste dürft Ihr nicht fahren oder ans dem Rößlein reiten, sondern auf des Schuhmachers Rappen; sonst schüttelt Ihr den Lindwurm, und er beißt Euch die Eingeweide ab, sieben Därme ans einmal ganz entzwei. Fürs andre dürft Ihr nicht mehr essen als zweimal des Tages einen Teller voll Gemüse, mittags ein Brat- würstlein dazu, abends ein Ei und am Morgen ein Fleischsüpplein mit Schnittlauch darauf. Was Ihr mehr eßt, davon wird nur der Lindwurm größer, also, daß er Euch die Leber erdrückt, und der Schneider hat Euch nicht viel mehr anzumessen, wohl aber der Schreiner. Dies ist mein Rat, und wenn Ihr mir nicht folgt, so hört Ihr im andern Frühjahr den Kuckuck nimmer schreien. Thut, was ihr wollt!" 5. Als der Kranke das gelesen hatte, ließ er sich sogleich die Stiefel salben und machte sich am andern Morgen auf den Weg, wie ihm der Doktor befohlen hatte. Den ersten Tag ging es so langsam, daß wohl eine Schnecke hätte sein Vorreiter sein können, und wer ihn grüßte, dem dankte er nicht, und wo ein Würmlein ans der Erde kroch, das zertrat er. Aber schon am zweiten und am dritten Morgen kam es ihm vor, als wenn die Vögel lange nicht so lieblich gesungen hätten wie heute, und der Tan schien ihm so frisch und die Korn- rosen im Felde so rot, und alle Leute, die ihm begegneten, sahen so freundlich aus und und er auch; und jeden Morgen, wenn er ans der Herberge ging, war's schöner, und er ging leichter und muntrer dahin. Und als er am achtzehnten Tage in der Stadt des Arztes ankam und den andern Morgen aufstand, war es ihm so wohl, daß er sagte: 17*

8. Lesebuch für ein- und zweiklassige Volksschulen - S. 270

1902 - Braunschweig Leipzig : Wollermann
270 ein Regentropfen schon saugt mich ein; doch mir wachsen im Siege die Schwingen; wenn die mächtige Schwester sich zu mir gesellt, erwachs' ich zum furchtbarn Gebieter der Welt. 3. Vonperlen baut sicheinebrücke hoch über einen grauen See; sie baut sich auf im Augenblicke, und schwindelnd steigt sie in die Höh'- Der höchsten Schiffe höchste Masten ziehn unter ihrem Vogen hin; sie selber trug noch Keine Lasten und scheint, wie du ihr nahst, zu fliehn. Sie wird erst mit dem Strom und schwindet, so wie des Wassers Flut versiegt. So sprich, wo sich die Brücke findet, und wer sie künstlich hat gefügt? 4. Unter allen Schlangen ist eine, auf Lrden nicht gezeugt, mit der an Schnelle keine, an Wut sich keine vergleicht. Sie stürzt mit furchtbarer Stimme auf ihren Raub sich los, vertilgt in einem Grimme den Reiter und sein Roß. Sie liebt die höchsten Spitzen; nicht Schloß noch Riegel kann vor ihrem Anfall schützen; der Harnisch — lockt sie an. Sie bricht wie dünne Halmen den stärksten Baum entzwei; sie kann das Lrz zermalmen, wie dicht und fest es sei. Und dieses Ungeheuer hat zweimal nie gedroht es stirbt im eignen Feuer; wie's tötet, ist es tot. Schiller. 197. Die Karawane und das Kamel. 1. Es ist Mitternacht vorüber; der erste fahle Schein des Morgens, der „Wolfschweif“, wie die Beduinen sagen, streicht über den Himmel. Dunkle, plumpe Massen lagern, Felsblöcken gleich, im Sande; es sind die Kamele der grossen Handels- karawane. Zwischen ihnen schleichen in langen Mänteln Beduinen umher, um den Tieren die Fussgelenke zu entfesseln; denn die Stunde des Aufbruchs ist gekommen. Die kostbarsten Erzeugnisse der Natur und der Menschenhand liegen hier in Ballen und Kisten aufgestapelt: Seide aus Indien, Shawls von Angora, Sammet aus Brussa, Baumwollengewebe von Mosul, damascenische Säbel, persische Dolche, arabische Lanzen, Straufs- federn vom Kap und indisches Elfenbein, Perlen, duftende Öle, Gummi, Weihrauch, Myrrhen, Granatäpfel, Datteln. Alle diese Seltenheiten liegen hier beieinander vereint, und die Kamele

9. Lesebuch für ein- und zweiklassige Volksschulen - S. 273

1902 - Braunschweig Leipzig : Wollermann
273 aus diesem leuchtenden Becken löschen wollte! Stets weichend, würde es ihn immer weiter hineinziehen in das Reich des Todes, bis jede Umkehr unmöglich. Die Karawane hat ein stilles Gebet gemurmelt und zieht langsam, mut- und hoffnungslos von dannen. Immer unerträglicher wird der Durst. Einzelne Kamele erheben ein Angstgebrüll, taumeln und zittern. Das Mass der Kräfte ist erschöpft. Ihres Schicksals bewusst, strecken sie sich stöhnend auf den Sand, indes ihre sanften Augen trauernd die weiter wandernde Karawane verfolgen und wie hilfesuchend umherirren. Aber schon sind Geier und Schakale nahe, um die Beute noch vor dem Erlöschen des letzten Lebensfunkens zu zerfleischen. Der Zug schleppt sich weiter, und unbemerkt bleiben verlechzte Nachzügler zurück, deren Tiere gefallen sind; sie machen einen ohnmächtigen Versuch, der Karawane zu folgen; aber bald sinken sie nieder, und, den Burnus über das Haupt gezogen, das Gesicht nach Mekka gewandt, betten sie sich ergeben zum letzten Schlaf. 3. Die Sonne sinkt. Die Schatten der Ziehenden gleiten seltsam über das hochgelbe Sandmeer. Da mit einemmal wirft das Dromedar des Scheichs den Hals hoch auf; es schnaubt mit den weit geöffneten Nüstern des emporgestreckten Kopfes und stöfst ein wieherndes Geschrei aus. Wasser! Wasser! Aus weiterer Eerne saugt das Tier einen feuchten Luftstrom, den Dunst eines Quells. Es bäumt sich, und mit wilder Hast stürzt es, seine letzte Kraft aufbietend und jede Bande sprengend, der Wasserstelle zu, und ihm nach mit einem Freudengeschrei die ganze Karawane. Bald ist das Thal der Oase erreicht. Palmen heben den Wipfel empor; zwischen Gräsern und Binsen murmelt der Quell, der lebenspendende Bach. Die Kamele haben getrunken, die Treiber rufen ihr schmetterndes „Krri!“ und nun lagert sich das Tier. Vor- sichtig und in demselben Tempo, in dem es sich erhebt, legt es sich nieder, um entlastet zu werden. Die abgelösten Ballen bleiben zu beiden Seiten des Tieres auf dem Boden stehen; das Kamel zwischen ihnen erhebt sich und geht auf die Weide. Inzwischen sinkt die Sonne am Horizont hinab und über- giesst die ganze schauerlich-grossartige Wildnis mit Purpur Estrftenfen u, Schulz, Lesebuch für eiu- und zweiklussige Volksschulen. 18

10. Lesebuch für ein- und zweiklassige Volksschulen - S. 281

1902 - Braunschweig Leipzig : Wollermann
281 panzerter Küfer schweift behaglich brummend in geschwungenem Bogen dahin. 2. Jetzt knackt es in den Zweigen. Der Fuchs spitzt das Ohr, — ein Pfeifen läßt sich hören. Da tritt das Reh heraus, das Haupt keck emporgerichtet, die Augen nach allen Seiten rollend. Wieder pfeift es, und in schlankem Sprunge ist das Kälbchen der Alten zur Seite. In den drolligsten, zierlichsten Sätzen tändelt es um die Mutter, ein Blatt, ein Kraut wie im Fluge abstreifend und dann sich niederwerfend, um zu saugen. Die Mutter leckt ihm kosend den Nacken. Plötzlich hebt die Ricke den Kopf. Ihre Augen funkeln; ein Zittern fliegt über die Flanken; sie macht ein paar Sprünge und stampft zornig mit den Läufen. Es ist klar, — sie hat den Räuber gewittert. Der hat sich leisen Fußes herangestohlen, sacht, sacht, das Kitzlein unverrückt im Auge. Es gilt einen kühnen Grisf. Wenn ihm nur die Alte nicht soeben den Weg verrannt hätte! Aber Reineke läßt sich nicht beirren; er thut, als sei er in tiefen Gedanken. Träumerisch sinnend starrt er ins Blaue. Keine Miene verrät, daß er der Bente ansichtig geworden ist. Er verschwindet, um in weitem Bogen von einer andern Seite den Angriff zu versuchen. Allein die wachsame Alte drängt sich dicht an das Junge; denn sie kennt des Laurers Arg- list. Dort streift er vorbei. Die Ricke pfeift wieder, und der Fuchs schaut ans, als schrecke er plötzlich zusammen. Doch er ist inzwischen dem Ziele seiner Wünsche nahe und näher gekommen. Der Augen- blick ist günstig und Verstellung nicht mehr nötig. Reineke duckt sich nieder; wie eine Katze schmiegt er sich an den Boden; die Lunte zuckt; die Augen starren wild gierig auf das bebende Tier; er weist die mörderischen Reißer, hebt leise Fuß und Kopf zu Sprung und Biß, ein Augenblick noch, — ein Satz, und — da stürzt sich die Mutter schnaubend ans den Räuber los, mit den Füßen ihn stampfend. Das Kälbchen ist gerettet. Reineke kehrt hinkend und zorngrimmig heim. Rache schwört er dem Flüchtling, und es steht zu fürchten, daß er doch einmal seinen Schwur zu lösen wissen werde. 3. Tritt die Sonne in das Zeichen des Löwen, dann blüht dem Fuchse die goldene Zeit. Üppige, reifende Stille liegt über der Erde; die Ähren hängen schwer und gelb, ein unabsehbarer Fruchtwald. Dahinein zieht's den Fuchs. Dort lagern Hase und Kaninchen, Reb- huhn, Wachtel und Lerche, kleine Leutchen ohne Wehr und Wasien. Ach, es wird ihnen übel ergehn! Der Verschlagene mordet bei Tag und Nacht, und seine Brut wird dreist und frech. Wenn er sich gütlich
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