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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 467

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
467 Habe zum Grafen Adolf, um das Land, welches er ihnen versprochen hätte, in Besitz zu nehmen. Zuerst erhielten die Holsten Wohnsitze an den sichersten Oertern von der Trave bis an den Ploenersee. Die Westfalen bezogen die Gegend um Segeberg, Holländer besetzten Eutin und die Friesen bekamen Süsel. Kaum aber batte Adolf das Land so eingerichtet und bevölkert, da brachen die Abodrietcn noch einmal aus Mecklenburg hervor und streiften selbst bis nach Bornhovd und schleppten Weiber und Kinder in die Sklaverei. Aber die befestigten Ortschaften leisteten tapferen Widerstand; berühmt ist vor allen der Kampf bei Süsel, wo der Geistliche Gcrlav an der Spitze seiner friesischen Gemeinde in heftigem Streite die Feinde zurückschlug. — Erst allmählich gelang es Adolf, Ruhe und Sicherheit wiederherzustellen und dem Christenthum eine sichere Stätte in Holstein und Wagrien zu bereiten. In den unablässigen Kriegen war der Sinn des Volkes rauh und wild geworden. Wer nicht rauben wollte, galt für träge und feige. Wie wilde Waldesel, bedurften sie der Zähmung, aber Adolf zwang sie mit starker Hand, daß sie die Wege des Friedens wandelten. Jetzt war es Zeit, eine kirchliche Ordnung im Lande durchzuführen. Das Bisthum Oldenburg ward wieder hergestellt, und Vicelin, der sich lange Zeit vor den feindlichen Wenden in sein befestigtes Kloster hatte zurückziehen müssen, ward jetzt von dem Erzbischof von Bremen zum Bischof von Olden- burg geweiht. Aber in Oldenburg, das noch von Heiden bewohnt ward, fand er keine günstige Aufnahme, deshalb begab er sich nach Bosau, einem Dorfe am Ploenersee, welches ihm zu seinem Unterhalt geschenkt war. Von hier aus zog er, wie einst Ansgar, predigend und taufend im Lande umher -und erbaute daselbst die erste Kirche in Wagrien. Ein großes steinernes Fußgestcll, das zum Taufstein Vicelin's gehörte, wird noch jetzt auf dem Bosauer Kirchhof gezeigt. — Doch war es ihm nicht beschieden, die ganze Vollendung seines Werkes zu schauen. Mehr als dreißig Jahre hatte er unter den ungünstigsten Ver- hältnissen für die Ausbreitung des Christenthums in Wagrien gearbeitet, als seine zerrüttete Gesundheit ihn nach Neumünster zurückzukehren zwang. Hier starb er nach langem Siechthum im Jahre 1154. 6. Knud Laward. Um das Jahr 1100 herrschte in Dänemark der König Niels. Knud, der älteste Sohn des verstorbenen Königs, hatte wegen seiner Jugend seinem Oheim die Herr- schaft überlassen müssen. Als er herangewachsen war, verließ er sein väterliches Reich, zog in die Fremde und verlebte mehrere Jahre am Hofe des Herzogs Lothar von Sachsen. In den Waffen geübt und mit vielen Kenntnissen ausgerüstet, kehrte er dann heim, um die Grenzen Dänemarks gegen die Einfälle der räuberischen Wenden zu schützen. Als Herzog und Statthalter des Königs hielt er Hof in der Stadt Schleswig und erbaute zum Schutze des Hafens und des Handels auf der Möveninsel in der Schlei eine feste Burg, die Jürgensburg genannt. Unermüdlich war er thätig , die Ordnung in seinem Lande herzustellen und die Straßen zwischen

2. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 470

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
470 seines Reiches seinen Erstgeborenen krönen. Noch nie hatte ein dänischer Könige vor ihm solchepracht entwickelt, als dort zur Schau getragen wurde. lobischöfe, 3 Herzöge, ebenso viele Grafen und eine große Menge Edle waren um ihn versam- melt. Das war die Frucht eines zwanzigjährigen siegreichen Kampfes mit den benachbarten Völkern. Ihm waren Unterthan die Gestade der Ostsee, Esthland, Pommern, Rügen, Schwerin; das Land der Friesen zahlte Zins; ganz Nord- albingien war ihm unterworfen, und alle festen Plätze des Landes, Itzehoe, Ploen, Lüneburg, Reinaldesburg (Rendsburg), Travemünde, Lauenburg, Ratzeburg von seinen Mannen besetzt. Selbst Lübeck huldigte ihm und empfing ihn einst als König der Dänen und Wenden und Herrn von Nordalbingien festlich in seinen Mauern. Der Graf Adolf Iii. von Schauenburg hatte Land und Leute verloren. Von den Dänen gefangen genommen, mit Ketten beschwert und schimpflich behandelt, hatte er auf all sein Land verzichten müssen, um nur seine Freiheit zu erhalten. Er begab sich auf seine Stammburg Schauenburg an der Weser, von wo sein Großvater ausgegangen war, um über Nordalbingien zu herrschen, und verbrachte hier die übrige Zeit seines Lebens, ohne je wieder seinen Fuß auf holsteinischen Boden zu setzen. Wohl waren die Holsten der fremden Herrschaft abgeneigt und empfanden, heißt es später, schwer, daß sie nicht nach ihren einheimischen Rechten, sondern nach dem Recht der Dänen regiert wurden. Aber die Hand Waldcmar's und seines Statthalters Albrecht von Orlamünde hielt alle in Furcht und Gehorsam; hatten sich doch der Kaiser der Deutschen und die norddeutschen Fürsten vergeblich dem gewaltigen König der Dänen entgegen gestellt, der 160,000 Krieger zu den Waffen rufen konnte und mit seinen 1400 Schiffen die Meere beherrschte. — Da erscholl plötzlich die Kunde durch alle Lande, daß Waldemar und sein ältester Sohn von dem Grafen Heinrich von Schwerin gefangen hinweggeführt seien und in dem festen Schlosse Dannenberg wohl verwahrt würden. Ganz Dänemark war von Schrecken gelähmt, und die unterworfenen Völker erhoben sich gegen die fremde Herrschaft. Unzufriedene holsteinische Große traten zusammen und luden den Sohn ihres früheren Herrn ein, von der väterlichen Erbschaft Besitz zu nehmen. Adolf kam über die Elbe und alles Volk fiel ihm zu. Aber Albrecht sammelte ein Heer und gedachte die Feinde seines Königs zu schlagen und diesen selbst aus der schmählichen Gefangenschaft zu befreien. Bei Mölln focht man vom frühen Mor- gen bis zum späten Abend, aber als die Sonne unterging, war das Heer der Dänen vernichtet und der tapfere Führer derselben gefangen. Da ward Ham- burg von Adolf eingenommen, und Lübeck und die Ditmarsen fielen von den Dänen ab. Als nun Waldemar keine Rettung mehr sah, ttat er alle seine Eroberungen ab und versprach Holstein, Stormarn, Wagrien und die Festung Rendsburg dem Grafen Adolf zu übergeben. Aber erst nachdem er gelobt, ein hohes Lösegeld zu zahlen, und seine Söhne als Geiseln für den Vertrag ausgeliefert hatte, kam er aus der Gefangenschaft frei. Doch sein kühner Sinn war nicht gebeugt; er hoffte alles Land durch Waffengewalt wiederzugewinnen. Als sein ältester Sohn aus der Haft entlassen war, ließ er sich vom Pabste in Rom seines Eides entbinden und drang mit einem großen Heere über die Eider. In kurzer Zeit gewann er ganz Ditmarsen und die Feste Rendsburg wieder, und nur mit Mühe gelang es

3. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 473

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
473 So stand der Held, der Adolf, und feurig lief das Blut ihm durch die Adern, die Treue gab ihm so hohen Muth. Wie in den Jugendtagen, fo blitzt' ihm^hell das Auge: ihn freut' es, daß die Blüte vom alten Stamm noch immer tauge. Und kräftig scholl die Stimme: „O Gott! dir sag' ich Dank, daß immer noch die Jungen geben ohne Wank der wackern Alten Wege. Dich haben sie bezeuget, da vor dem armen Mönche die Knie sie in den Sand gebeuget. So recht, ihr braven Söhne jener Ritterschaft, die einst mit mir erprobet die hohe Gotteskraft. In Furcht des Herrn, in Treue, für's Recht in Muth entflammet, so stehe der, so wirklich den Siegern von Bornhövd entstammet. Ihr seid des Landes Adel. Wohlauf! das Heldenblut bewähre sich dem Volke in kühnem frommem Muth. Wer feig das Recht verließe, Schmach auf seinen Namen! zu Spott und Lüge würde die Abkunft ihm von Heldensamen. Ihr aber, meine Söhne, bringt die Treue nie auf glattem Eis zu Falle. Der euch die Macht verlieh, der ist der Oberlehnsherr. Zum ewigen Gott gewendet, sollen mit euch die Mannen vor allem meiden, was ihn schändet. So steht mit eurem Volke in Gottesfurcht vereint, daß gleich dem blanken Erze seine Treue scheint. Dann wird das feste Bollwerk wider die Dänenstürme nie sinken dem deutschen Reiche: dann seid ihr dieses Landes Thürme. Empfaht des Priesters Segen. Der Herr euch behüt', sein Angesicht leuchte jedem in's Gemüth, euch allen sei er gnädig. Stets und allerwegen verleih' er diesem Lande seinen milden Vatersegen!" — So betete dort der Priester im jungen Ritterkreis. Amen! sagten jene und küßten die Hand dem Greis. Stumm ritten jetzt sie dannen, manches überdenkend. Der Mönch nahm das Körblein, die Schritte nach dem Kloster lenkend. 9. Abel, der Brudermörder. Als Waldemar gestorben war, erhob sich zwischen seinen Söhnen, dem Könige Erich und dem Herzog Abel von Südjütland, ein Streit, der lange Jahre ihre Länder verheerte. Denn Abel, den der Graf Adolf zum Vormund seiner jungen Söhne eingesetzt hatte, wollte seinem Bruder keine Hülfe gegen seine Schwäger leisten und ihm überhaupt keine Dienste schuldig sein. Aber Erich zwang ihn durch Heeresmacht, daß er ihn für sein Herzogthum als seinen Herrn anerkannte. Darauf schwuren sie einander mit starken Eiden stete Freundschaft und Brüder- lichkeit, stellten Siegel und Briefe aus und gaben von jeder Seite zwanzig Ritter als Geisel zur Sicherheit des Vertrages. Aber Abel schied nicht versöhnt von seinem Bruder. Auf seiner Burg zu Schleswig wartete er auf die Stunde der Rache. Hier sammelten sich alle, welche mit dem Könige unzufrieden und seinen Nachstellungen entkommen waren. Die erbittertsten Feinde Erich's umgaben den Herzog und waren seine nächsten Getreuen. Plötzlich lief die Nachricht ein, daß Graf Johann mit großer Heeresmacht von Holsten vor Rendsburg stehe, das der König besetzt hielt. Erich eilte zum Entsätze des wichtigen Platzes herbei und gedachte auf dem Wege eine Zeitlang bei seinem Bruder zu verweilen. Es war am 7. August 1250, als der König mit wenigen Begleitern in Vaterländisches Lesebuch. 31

4. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 475

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
475 tagen, und der König war im Begriff sich zurückzuziehen, als die Friesen vor seinem Lager erschienen. Mit Zurücklassung aller Beute und in der größten Unordnung wich der König mit dem Heere zurück, um sich auf seinen Fahrzeugen einzuschiffen. Aber eben war die Zeit der niedrigsten Ebbe, und die Schiffe saßen auf dem Grunde. Da eilte der König weiter auf dem Deiche nordwärts, um den Ueber gang über die Eider zu gewinnen. Aber schon hatten die Friesen den Milder- dämm, der durch die Niederung ging, welche Eidersted mit dem /-estlande verband, besetzt, als das Heer des Königs vor demselben in der größten Unordnung an- langte. Das ganze Heer tvard vernichtet, und ein edler, freier Friese, ein Wagen- zimmermann aus Pelworm, Wessel Hummer genannt, spaltete dem flüchtigen Könige mit seiner Streitaxt das Haupt. Das geschah am 29. Juni 1252. Die Leiche des Brudermörders und die seiner Gefährten blieben auf dem Schlachtfelde unbeerdigt liegen zum Fraße für Wölfe und Raben. 10. Gerhard der Große. Nach Adolf's Tode hatten seine Nachkommen das Land unter sich getheilt und hielten Hof zu Kiel und Segeberg, zu Ploen und Rendsburg. Weil sie aber große Feindschaften gegen einander hegten, waren sie auch nicht mehr so gefürchtet wie früher und mußten wiederholt ihre alten Feinde, die Könige von Dänemark, als Schiedsrichter herbeirufen. Diese gewannen immer mehr Macht und hatten schon Lübeck wieder ihrer Herrschaft Unterthan gemacht. Da war es der junge Graf Gerhard von Rendsburg, der sein Haus und sein Land durch gewaltige Kriegsthaten wieder zu neuer Macht und neuem Ansetzn brachte. Bon ihm wird erzählt, daß er anfangs kein Schloß und kein Eigenthum als einige Windhunde gehabt und zu Rendsburg auf einem Kornspeicher gewohnt habe, bis Hartwich Reventlow, ein aus Ditmarsen vertriebener Ritter, ihn der Dürftigkeit entrissen und mit Waffen und Pferden ausgerüstet habe, mit denen er sich dann wider seine Stammvettern eine Herrschaft erkämpfte. Im Bunde mit seinem Vetter Johann dem Milden von Ploen suchteer, von Ehrgeiz getrieben, seine übrigen Verwandten ihrer Länder zu berauben. Der eine ward aus einem Fenster seines Schlosses zu Kiel in den Burggraben geworfen, ein anderer auf seiner Burg zu Segeberg des Nachts im Bette von Reventlow erschlagen. Selbst der alte Graf Johann, der so seine beiden Söhne verloren hatte, ward überfallen und gefangen hinwegge- führt und auf seinem Schlosse zu Kiel bewacht. All' ihr Land theilten die Sieger unter sich. Da erhoben sich ihr Vetter, Adolf von Schauenburg, und andere Fürsten und gedachten, von den Ditmarsen unterstützt, Gerhard wegen der schweren Gewaltthaten zu strafen. Weil die Fürsten aber einzeln angriffen, wurden sie von Gerhard leicht überwältigt und gefangen hinweggeführt. Nur die Ditmarsen drangen siegreich bis Kiel und Bornhövd vor. Als sie aber mit großer Beute beladen in ihr Land zurückkehren wollten, wurden sie von Gerhard überfallen und mußten ihm alle ihre Beute preisgeben. „Da wuchs dem jungen Grafen immer mehr sein Gut und es wuchs ihm auch der Muth von dem Streite" und er beschloß, einen Rachezug gegen die Ditmarsen zu unternehmen. Mit vielen adeligen Herren zog er aus und schlug die Ditmarsen zweimal im Streite. Die, welche entflohen, eilten in die Kirche von Oldenwöhrden. Als die Holsten sich nun davor legten und Feuer heranbrachten, baten sie um Gnade und wollten des Grafen getreue Unterthanen sein. Der aber wollte ihnen kein Gehör geben und ließ das Feuer stärker anfachen. Als nun schon das geschmolzene Blei des Kirchendaches auf sie herunterträufelte, wollten die Ditmarsen das alleräußerste wa^en: sie brachen aus der Kirche hervor, stürzten sich auf die sorglos zerstreuten Feinde und erschlugen ihrer so viele, daß sie im Blute wateten. Wie nun Gerhard sich in Traurigkeit mit seinen Haufen zurückziehen wollte, fand er die engen Wege der Marschen besetzt, so daß bier noch viele Edle den Tod durch die Hand der Bauern erlitten. Als Gerhard nun erkannte, daß er die tapferen Bewohner der Marschen nicht zu unterwerfen vermöchte, beschloß er, alle Zwietracht mit ihnen 31 *

5. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 476

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
476 M alle Zukunft abzuthun. Denn er gedachte jetzt im Norden der Eider seine Macht auszubreiten. In Dänemark war um jene Zeit ein gewaltthätiger, leichtsinniger Mann, Christoph, mit Hülfe seines Halbbruders, Johann des Milden, auf den Thron ge- kommen und weigerte sich jetzt die Insel Femarn, welche er Johann versprochen hatte, herauszugeben. Ja, er erschien sogar selbst auf der Insel und ließ viele Leute, die es mit den Holsten hielten, mit dem Tode büßen. Dann wollte er selbst die Vormundschaft für den jungen Waldemar, den Herzog von Schleswig und Schwestersohn Gerhardts, führen und dessen Land in Besitz nehmen. Schon stand er in der Stadt Schleswig und belagerte den Herzog in seiner Burg Gottorp. Da eilte Gerhard mit den Holsten seinem Neffen zu Hülfe, schlug den König vor den Thoren des Schlosses in heftigem Kampfe und führte von jetzt an als Vor- mund für seinen Neffen die Regierung über das ganze Herzogthum. Als nun gqr Johann ibm noch zu Hülfe kam und die beiden Grafen selbst auf Fühnen mit ihren Heeren erschienen und alle festen Schlösser den Holsten in die Hände fielen, erhoben sich die Dänen gegen ihren besiegten König und zwangen ihn, sein Reich zu verlassen und über's Meer nach Mecklenburg zu entfliehen. Nun ward Gerhard durch Wahl der Großen Reichsverweser und bald darauf sein junger Neffe Waldemar zum König von Dänemark erhoben. Als solcher übertrug er mit Zustimmung des dänischen Reichsrathes das Herzogthum seinem Oheim als ein erbliches Lehn und versprach, daß es niemals wieder mit dem Königreiche Dänemark unter einem und demselben Herrscher verbunden werden solle (1326). Auch Johann der Milde vergrößerte sein Gebiet und erhielt Femarn, Laaland und Falster, so daß dem Könige wenig Land und Macht übrig blieb. Die Dänen sahen mit Unwillen, wie die holsteinischen Grafen in ihrem Lande schalteten und walteten, und wünschten bald den vertriebenen König Christoph zurück. Aber so lange Gerhard und Johann einig waren, war aller Widerstand vergeblich. Bald jedoch trat Johann auf die Seite der Dänen, weil er eifersüchtig auf die Macht seines Vetters geworden war, und wußte seinen Halbbruder, den flüchtigen Christoph, wieder auf den Thron zu setzen. Auch Gerhard ließ sich bewegen, in die Her stellung Christoph's zu willigen. Doch blieb fast das ganze Reich in den Händen der Grafen, und Christoph war nur dem Namen nach König. Trotzdem glaubte er- mächtig genug zu sein, die Macht Gerhard's zu brechen und Gottorp, das Schloß desselben, zu gewinnen. „Aber Gott," sagt die lübschecbronik, „gab dem Grafen den Sieg über den König, daß so viele der Dänen erschlagen und gefangen wur- den, daß die Holsten große Reichthümer gewannen." Aber Christoph wollte trotz seiner Niederlage den Kampf noch nicht aufgeben und wurde in seinem Vornehmen auch von Johann dem Milden bestärkt. Auf der Loheide, nahe an dem Danevirk, trafen die Heere auf einander. Nach kurzem Kampfe wurden die Scharen Christoph's ans einander gesprengt, und der König selbst entkam kaum mit wenigen Begleitern nach Kiel. Hier fand Johann ihn betrübt und arm und seinen Sohn auf den Tod verwundet. Obwohl er im Bunde mit dem König gewesen war, so half er doch jetzt einen Frieden schließen, worin der König gezwungen wurde, ihm selbst und Gerhard sein ganzes Reich zu überlassen. Als Christoph nach Dänemark zurück- kehrte, hatte er kein Schloß mehr, in welchem er hätte wohnen können; machtlos, verlassen und verachtet lebte er bis zu seinem Tode unter dem Schutze seines Halbbruders Johann auf der Insel Falster. Acht Jahre lang war jetzt kein König in Dänemark, das ganze Reich war aufgelöst und fast ganz in den Händen der beiden holsteinischen Grafen. Jeder Widerstand gegen ihre Herrschaft wurde mit Waffengewalt niedergeschlagen, große Schatzungen aufgelegt und nach holsteinischen Bräuchen Recht gesprochen. So lange Gerhard lebte, konnten die Dänen nicht daran denken, ihren Königsthron wieder herzustellen. Deshalb haßten die Dänen ihn auch als einen Feind ihres Vaterlandes. Bei den Holsten aber war er sehr beliebt, weil er einfach und prunktos lebte, der Macht des Adels entgegentrat und die Straßen von Raub- rittern säuberte. Als er nun Jütland dem Herzoge Waldemar zu übergeben

6. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 477

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
gedachte und selbst das Herzogthum Schleswig, wie es von.etzt an genannt wurde, mit seinen holsteinschen Besitzungen verbinden wollte, murrten die Juten, wollten Waldemar nicht als Herzog anerkennen und griffen endlich zu den Waffen. Ger- hard aber drang siegreich in Jütland vor, so daß seine Feinde vor ihm zurück- weichen und ihre Güter der Verwüstung preisgeben mußten. Aber mitten in seinem Siegeszuge überfiel ihn plötzlich zu Randers eine so heftige Krankheit, daß er sein Ende nahe glaubte und sich das heilige Abendmahl reichen ließ. Die Dünen hofften auf seinen Tod und jubelten laut. Als sie aber hörten, daß er sich erhole, thaten sie sich zusammen zu heimlichem Rathe. Ein jütischer Ritter, Niels Ebbesen, schlich sich mit 60 Gefährten heimlich bei Nacht in die Stadt, und eben hatte sich Gerhard zur Ruhe begeben, da drangen die Verschworenen in sein Gemach und erstachen den kranken Grafen meuchlings auf seinem Bette (I- April 1340). Aber zwei Jahre später wurde der schmähliche Tod Gerhards durch seine Söhne, Heinrich und Klaus, gerächt. Die jütischen Aufrührer wurden vollständig besiegt, Niels Ebbesen, den die Dänen als den Retter ihres Vaterlandes preisen, in der Schlacht getödtet und sein Leichnam auf's Rad geflochten. 11. Herzog Adolf Viii. Im Jahre 1440 war Reichstag zu Kolding. Hier übertrug der König Christoph von Dänemark mit ausgestreckter Fahne, wie es sich gehörte, dem Grafen Adolf von Holstein das Herzogthum Schleswig für sich und seine Erben zu Lehn. Damit war ein langer blutiger Krieg um das Herzogthum beendet, worin viele edle Männer, auch der hochgepriesene Bruder Adolfs, Heinrich, gefallen waren. Mit frommem Dankgefühl gegen Gott blickte Adolf auf den glücklichen Ausgang der laugen Kämpfe zurück und gründete mehrere geistliche Pfründen, damit das Andenken an jene Zeiten für alle Zukunft bewahrt werde. Aber um welchen Preis war die Selbständigkeit Schleswigs gewonnen? Die Kräfte des Volkes waren erschöpft und viele Gegenden des Landes, Eidersted, Angeln, Schwansen, Alsen, das Land Oldenburg und Femarn furchtbar verwüstet. Die Sitten des Volkes waren verwildert, die Ritter befehdeten sich und beraubten die Bürger in den Städten. Die Bauern wurden vielfach geknechtet. Freilich lebte noch in vielen Gegenden ein freier und kräftiger Bauernstand, der die Waffen zu führen wußte, aber sie hatten vergessen, daß ihre Väter einst dem Grafen Klaus, dem Sohnegerhard's, gelobt hatten, nicht mehr Todtschlag mit Todtschlag zu vergelten. Dieser hatte die Bauern zusammenberufen und ihnen das Verwerfliche der Mut- rache vorgestellt: „Wem das Gute und der Friede lieb ist", sprach er, „der gehe zur rechten Hand, die andern zur linken." Da war keiner auf der linken stehen geblieben. Jetzt gab Adolf strenge Gesetze gegen den Friedensbruch und die Selbsthülfe und schützte auch die Bauern vor den Bedrückungen der Ritter. Auch die Wohlfahrt der Städte lag ihm sehr am Herzen; er berief Abgeordnete der- selben zu den Landtagen, die zu Bornhövd gehalten wurden, und auf denen das Wohl des ganzen Landes berathen wurde. So stellte er überall mit großer Weis- heit geordnete Zustände wieder her. Mit seinen Nachbarn, den Ditmarsen und den norddeutschen Hansastädten, lebte er in Frieden und Freundschaft und suchte den Handel derselben auf alle Weise zu befördern. So erfreute er sich nicht nur in hohem Grade der Liebe seiner Unterthanen, sondern stand auch bei den Fürsten und Völkern der benachbarten Länder in großem Ansehen. Als der König Christoph von Dänemark ohne Erben gestorben war, da gedachten die Großen des Reiches ihn zu ihrem Könige zu wählen. Adolf war damals erst sieben und vierzig Jahre alt und durfte sich die Kraft und die Fähigkeit zutrauen, ein größeres Reich mit Ehren zu regieren; aber er hatte, obwohl zum zweitenmal vermählt, keine Kinder; er hatte schon in seiner Jugend die Dänen als seine Feinde anzusehen gelernt, war mit Haß gegen dieselben herangewachsen und hatte gegen sie in manchen Schlachten gefochten. Schwerlich hätte es auch den Bewohnern seiner Lande gefallen, wenn er die dänische Krone annähme; die Schleswiger hatten

7. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 478

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
478 sich Zwei Jahrhunderte hindurch gegen die Vereinigung mit Dänemark gewehrt, dieholsten ihnen treuen Beistand geleistet, und mit dem Blute vieler Tausende aus beiden Landen war der Boden Schleswigs getränkt. Sollte er das Land verlassen, welches er jetzt nach den schweren Leiden des Krieges wieder aufblühen sah? Adolf war großherzig genug, die ihm angebotene Königskrone auszuschlagen. Aber in- dem er ablehnte, schlug er dem dänischen Reichsrathe vor, seinen Schwestersohn, den Grafen Christian von Oldenburg, zum Könige zu wählen. Der Rath schien den Dänen gut zu sein, und sie beschlossen den Grafen Christian auf den Thron zu setzen. Aber ehe die Wahl zum völligen Abschlüsse kam, mußte Christian seinem Oheim geloben, daß Schleswig niemals mit dem Königreiche wieder vereinigt werden solle. Nachdem Adolf nun in Ruhe und Frieden seine Regierung noch 10 Jahre lang fortgeführt hatte, starb er tief betrauert (1459, 4. Dec.) und wurde in der Laurentius-Kirche zu Itzehoe begraben, wo auch sein Ahnherr Gerhard der Große, Heinrich der Eiserne und sein Bruder Heinrich ihre Ruhestätte gefunden hatten. Die Mitwelt und die nächste Nachwelt haben ihm das Zeugniß eines großen Fürsten gegeben; ein Zeitgenosse nennt ihn einen ehrenreichen Fürsten, groß- thätigen, frommen, rechtfertigen Ritter, milden, friedsamen, wohlthätigen Herrn, und der Mannen Fürst und Vater. Er wurde der gute Herzog genannt und noch lange nach seinem Tode hieß es oft im Volke: „Es ist nicht mehr, wie zu Herzog Adolfs Zeiten." Ein alter Bolksreim ist uns noch erhalten, welcher seinen Tod also beklagt: Do man schreef eenen Rink van eener Taschen (610) und veer Hengen van eener Flaschen (0 0 60) vief Duvenvöte und negen I, (Xxxxxiiiiiiiii) dar denkt man Hartog Adolf bi; twischen St. Barbaren und Nicolai Dagen o weh der jammerliken Klagen, do ward dar mennig Oge gewenet rot wol umbe des hogen Fürsten Dod. 12. Die Wahl Christians I. zum Landesherrn. Adolf war als der letzte seines Stammes ohne Erben gestorben. Daher er- griff nach seinem Tode die Gemüther des Volkes große Besorgniß, wie es mit der Nachfolge in der Landesherrschaft werden solle. Da traten die Stände beider Lande zusammen und schwuren nach urngen Berathungen, daß sie jetzt einträchtiglich einen Herrn wählen wollten. Es waren zwei Fürsten, die Ansprüche auf die Nachfolge machten: Graf Otto von Schauenburg, welcher noch einen kleinen Theil von Holstein besaß, und Christian I, der König von Dänemark. Von der Ritterschaft waren einige für den Grafen Otto, andere, namentlich die hochange- sebene Familie der Rantzau, für den König Christian, dem auch Adolf schon früher, ehe er noch König wurde, die Nachfolge in Schleswig und Holstein hatte zuwenden wollen. Die Stände beriethen zuerst zu Neumünster in Gegenwart des Grafen Otto und seiner Söhne, dann in Rendsburg zusammen mit den Ab- gesandten der Städte Lübeck und Hamburg. Aber es kam zu keiner Entscheidung, sondern es wurde nur beschlossen, daß sie erst zu Ripen das Begehren Christian's vernehmen wollten; darnach sollte in Lübeck eine Versammlung sein, wo beide Bewerber ihre Ansprüche darlegen wollten, und welcher von beiden das beste Recht habe, solle Fürst des Landes werden. Am 3. März 1460 kamen die Stände mit Christian und dem dänischen Reichsrath in Ripen zusammen. Als nun der König feierlich versprach, daß er seine Mitbewerber mit Geld abfinden und die Rechte des Landes schützen wolle, da wurden alsbald in der Versammlung Stimmen laut, daß man nun rasch den König wählen und es ihm überlassen möge, sich mit seinen Mitbewerbern abzufinden. Ohne sich um das Versprechen zu kümmern, daß sie in Lübeck zusammen kommen wollten, entschlossen sich die Stände, die Wahl sofort vorzunehmen, und von dem Rathhause zu Ripen verkündigte der Bischof von

8. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 223

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
223 gegen sie auf, eroberte die Hauptstadt Brannibor und gründete hier zur Bewachung der Mark oder Grenze die Markgrafjchaft Branden- burg, indem er sächsische Bauern unter die Besiegten verpflanzte und deutsche Bildung unter ihnen verbreitete. Ebenso züchtigte er die räube- rischen Dänen. Er eroberte das Land zwischen Eider und Schlei und gründete auch hier eine Markgrafschaft mit der festen Burg Schleswig. Als darauf der Waffenstillstand mit den Ungarn abgelaufen, erschienen ihre Gesandten vor dem Kaiser, den alten Tribut zu fordern. Heinrich ließ ihnen einen verstümmelten und räudigen Hund vorwerfen und ver- kündigte ihnen Krieg auf Leben und Tod. Da brachen die Ungarn unge- säumt in ungeheuren Massen in das Reich. Sie theilten sich in zwei große Haufen, von denen der kleinere, 50,000 Mann stark, bei Sonders- bausen auf den tapfern Heerbann der Sachsen und Thüringer stieß und auf's Haupt geschlagen wurde. Das andere noch größere Heer stand an der Saale unweit Merseburg dem Kaiser selbst gegenüber. Heinrich hatte sich auf einem Berge verschanzt. Sobald die Ungarn die Niederlage ihrer Brüder bei Sondershauscn erfuhren, zündeten sie längs dem Flusse bohe Feuer an, die zerstreuten Plünderer zu sammeln, und am Morgen begann die große Schlacht. Heinrich hielt eine begeisternde Rede an sein Volk, und alle schwuren mit ihm, den Feind der Christenheit zu verderben oder unterzugehn. Das Bild des heiligen Michael, des kriegerischen Engels, ward als das große Banner des Reichs vorausgetragen. Ein furchtbares Morden begann, die Ungarn schrieen alle: „Hui, Hui !" — die Deutschen „Kyrie eleison!" Lange schwankte die Schlacht, aber endlich siegte die neue Kriegskunst und die heilige Wuth der Deutschen. 30,000 Ungarn blieben todt auf dem Platze, der Rest entfloh. Zahllose christliche Sklaven wurden befreit. Sobald der Sieg entschieden war, kniete der fromme Heinrich mit dem ganzen Heere auf dem Schlachtfelde nieder und dankte betend dem himmlischen Schutzherrn. Die Ungarn scheinen alle niedergesäbelt worden zu sein, wo man sie ereilte. Ganz Deutschland aber jubelte, und die Ritterschaft veranstaltete unter dem Vorsitz des Kaisers ein glänzendes Turnier zu Göttingen. Drei Jahre nach der Schlacht starb der treffliche Heinrich (936), verehrt von der ganzen Christenheit. Er liegt in Quedlinburg, seiner Lieblingsstadt, begraben. 6. Otto der Große. Heinrichs des Städtegründers Sohn und Nachfolger war der glänzende und prachtliebende Otto der Große. Er war zwar nur von den ' Franken und Sachsen, die damals den eigentlichen Kern des deutschen Reiches bildeten, gewählt worden, aber bei seiner feierlichen Krönung zu Aachen huldigten ihm die Großen aus allen deutschen Landen, und bei dem festlichen Krönungsmahle in'der Pfalz Karl's des Großen versahen die vier übrigen Herzöge (die von Franken, Schwaben, Baiern und Lothringen)

9. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 232

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
232 Da Heinrich nunmehr alles verloren sah, ließ er durch den freige- lassenen Landgrafen Ludwig von Thüringen um Frieden bitten und fügte sich in die Gewalt des Kaisers, um von dessen Großmuth wenigstens seine Erblande zurückzuerhalten. Zu Erfurt bat er ihn 'fußfällig um Gnade. Da regte sich die alte Milde wieder in des Kaisers Herzen, und er hob den gedemüthigten Löwen gütig auf und schloß ihn weinend in seine Arme, alter Zeit der Freundschaft und Waffenbrüderschaft eingedenk. Doch bestand er unerbittlich auf der Zertrümmerung der Welfenmacht, und weil er die Gefahr großer Herzogthümer eingesehen, beschloß er, Baiern und Sachsen zu zerstückeln, wie schon früher Franken und Lothringen zerstückelt worden. Heinrich behielt nur Braunschweig und Lüneburg. Um die Be- festigung dieses neuen Zustandes zu sichern, mußte Heinrich der Löwe drei Jahre das Land meiden. Im hohen Alter unternahm der Kaiser, da Jerusalem durch Sal«din wieder erobert worden war, noch einen Kreuzzug. Siegreich durchzog er auch Kleinasien, aber er erreichte nicht das heilige Land. Als er am Kaly- kadnos oder Saleph, einem Flusse im südöstlichen Kleinasien, angekommen war, führte sein Sohn den Vortrab, das Gepäck folgte, er selbst befand sich beim Hintertreffen. Weil aber die Brücke über den Strom nur schmal war, so ging der Zug sehr langsam vorwärts. Deshalb beschloß der Kaiser, der schnell zu seinem Sohne zu kommen wünschte, den Fluß zu durchschwimmen. Zwar warnten ihn die Seinen, er möge sich nicht dem ihm unbekannten Wasser anvertrauen ; allein furchtlos, wie immer, sprengte er mit dem Pferde in den Strom. Der Greis hatte aber nicht mehr soviel jugendliche Kraft, als jugendlichen Muth; die Wellen ergriffen ihn gewaltig und rissen ihn fort, und als man endlich zu Hülfe kam und ihn auf's Land brachte, war er bereits entseelt. Das war am 10. Juni 1190. Die Bestürzung, der Jammer, die Verzweiflung überstieg jedes Maß: der Kaiser, der Feldherr, der Vater sei verloren, nun könne ihnen kein Glück mehr aufblühen. 10. Das Ritterthum. Das von Heinrich I. begründete Ritterwesen fand seine höchste Aus- bildung während der Kreuzzüge. Jene Jahrhunderte hatten eine über- wiegende Neigung für genossenschaftlichen Verband: wie bei den Hand- werkern, ja bei.den Gelehrten, so fand sich auch bei den Rittern eine Ver- einigung zu geschlossener Gesellschaft und eine Stufenfolge von Würden. Von der ersten Stufe des Edelknaben ging man, nicht ohne religiöse Feierlichkeiten, zu der des Knappen über, welcher durch Darreichung eines Schwertes wehrhaft gemacht und zu mannigfachen Geschäften ge- braucht ward, z. B. zum Aufwarten bei Tische, zur Ueberreichung des Wasch- wassers an hohe Gäste u. s. w. Der Knappe ward in der Regel im cinund- zwanzigsten Lebensjahre durch den Ritterschlag zum Ritter erhoben, doch finden sich auch frühere und spätere Verleihungen der Würde. Gewöhnlich wählte man zu dieser Feierlichkeit Krönungstage und andere Feste, und ließ

10. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 237

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
237 gemacht haben. Die feierliche Krönung Rudolfs fand zu Aachen im Jahre 1273 statt. Dem Pabste bestätigte er alle früheren Schenkungen und Ansprüche und übernahm sogar das Versprechen eines Kreuzzuges, der jedoch nicht zu Stande kam. In die Angelegenheiten Italiens einzugreifen, hielt Rudolf für zwecklos und gefährlich, weshalb er auch nicht zur Kaiserkrönung nach Rom zog. Er verglich Italien mit der Höhle des Löwen in der Fabel, von der der Fuchs sagt: „Ich sehe wohl die Fußstapfen derer, die glücklich hineinkamen, aber nicht derer, die glücklich wieder herauskamen." Um so mehr wandte der König seine Thätigkeit auf Deutschland, und die schwere Aufgabe, das gesunkene Ansehen der Königskrone wieder zu heben, hat er vollständig gelöst. Während alle Fürsten Rudolf als König anerkannten, hatte sich bis dahin Ottokar, König von Böhmen, geweigert. Dieser Fürst hatte während der kaiserlosen Zeit Oesterreich. Steiermark, Kärnthen und Krain unter seine Herrschaft gebracht und als der mächtigste Reichsfürst selbst nach der deutschen Krone gestrebt. Seiner stolzen Seele war der Gedanke un- erträglich, einem armen Grafen, wie er Rudolf spottend nannte, Unter- würfigkeit schuldig zu sein. Er weigerte sich daher, auf den Reichstagen zu erscheinen. Nachdem er dreimal vergeblich geladen war, erklärten die ver- sammelten Fürsten ihn in die Acht und seiner Lehen verlustig. Da aber der Böhmenkönig auf seine Macht trotzte, so beschloß Rudolf den Reichs- krieg gegen ihn zu eröffnen. Bald fühlte sich Ottokar von allen Seiten bedrängt, und er mußte sich zu einem Vertrage bequemen, in welchem er Oesterreich, Steiermark, Kärnthen und Krain abtrat, Böhmen und Mähren aber als Lehen empfing. Die feierliche Belehnung erfolgte in Rudolfs Lager. An der Spitze eines glänzenden Gefolges zog der stolze Ottokar in königlicher Pracht, schim- mernd von Gold und Edelsteinen, durch die stattlichen Reihen der deutschen Ritter, um knieend den Lehnseid zu leisten. Rudolf blieb in seiner schlichten Feldkleidung, und als ihn jemand fragte, ob er nicht seinen königlichen Schmuck anlegen wollte, antwortete er: „Nein! der König von Böhmen hat oft über mein graues Wams gelacht, heute soll mein graues Wams einmal über ihn lachen, und die fremden Völker sollen scheu, was die Waffen der Deutschen vermögen." Bald aber fühlte Ottokar bittere Reue, sich gedemüthigt zu haben, und die Spöttereien und Vorwürfe seiner Gemahlin reizten ihn noch mehr auf. Er mußte sich von ihr sagen lassen, er habe den deutschen König von fern wie ein Hund angebellt und in der Nähe angewedelt; er habe sich geberdet wie ein Maulthier, das, so lange es den Wolf fern weiß, sich wilv aufbäumt und ausschlägt, sich aber dennoch ohne Widerstand von demselben zerreißen läßt. Ottokar ertrug dies nicht; er griff von neuem zu den Waffen. Rudolf hatte nur wenig Mannschaften um sich, bald aber zog er Verstärkungen heran und rückte gegen Ottokar vor. Es kam zur Schlacht auf dem March selbe bei Wien (1278). Rudolf hatte bc-
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