6. Friedrich Ii. der Groe 1740-1786. 27
Zeit, der seinem Staate eine feste, unerschtterliche Grundlage gab und fr viele Fürsten Europas ein Vorbild wurde. In seinen wenigen Muestunden beschftigte er sich auch noch mit Gelehrsamkeit und Musik. Er schrieb besonders geschichtliche Werke, verfate Musikstcke und spielte die Flte meisterhaft.
Bei seinem Tode zhlte das preuische Heer etwa 200000 Heerwesen. Mann. Es bestand noch immer aus vielen unzuverlssigen Aus-lndern, so da die Mannszucht noch beraus streng, fast grau-sam sein mute. Aber die vortreffliche Ausbildung der Truppen und die Namen der Generale Schwerin, Ziethen und Seydlitz waren in der ganzen Welt bekannt und bewundert.
Wie im Heerwesen, so wandelte Friedrich der Groe auch in Landwirtschaft, der Wohlfahrtspflege durchaus in den Wegen seines Vaters. Da die Schleichen Kriege viel Schaden in der Landwirtschaft angerichtet hatten, untersttzte der König die armen Bauern so-fort mit Saatgetreide, Pferden und Erla von Steuern. Er frderte besonders den Anbau der Kartoffel und des Klees und siedelte mindestens 300 000 franzsische und deutsche Kolonisten an. Die Brcher an der Oder, Warthe und Netze machte er urbar, so da er sagen konnte: Hier habe ich eine neue Provinz im Frieden erobert." Seine Lieblingskinder waren zuerst Schlesien, dann Westpreuen, Provinzen, die er ja selbst erworben hatte. In dem polnisch gewesenen Westpreuen sah es furchtbar aus. Freie Brger und Bauern gab es hier fast gar nicht, sondern nur Adlige und leibeigene Knechte. Diese wohnten aber in schmutzigen Lehmhtten mit den Haustieren meist unter einem Dache und waren selbst vllig verroht. Heute befindet sich das einst verdete Land durch die Frsorge des groen Knigs und seiner Nachfolger im blhendsten Zustande.
27. Von den Gewerb en entwickelten sich damals Gewerbe, namentlich die Linnenbereitung, der Bergbau und das Htten-Wesen in Schlesien und die Wollspinnerei und Tuchweberei in der Mark. Krefeld und Berlin wurden die Hauptpltze fr das Samt- und Seidengewerbe. In Berlin erwarb der König auch die erste Porzellanfabrik fr den Staat. Damit Kaufleute und Landwirte fr einen geringen Zins Geld geliehen bekamen,
grndete er mehrere Banken.
Der König baute zur Belebung des Handels den Finow- Handel, und Bromberger Kanal. Jener verbindet die Havel mit der
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7. Friedrich Wilhelm Ii. 29
Da die Ehe mit seiner Gemahlin Elisabethchristine, Der Nachfolger, die er als König nur noch selten besuchte, aber hochachtete, kinder-los war, so erbte sein Neffe Friedrich Wilhelm Ii., der Sohn seines frh verstorbenen Bruders, die preuische Krone.
7. Friedrich Wilhelm Ii.
29. Friedrich Wilhelm Ii. erschien vielen Unter- Friedrich tanen, denen die strenge Art seines Oheims nicht behagt hatte, als S81^,Il ein Erlser. Er war auch milder und tat mehr fr die Beamten und Soldaten, fr Unterricht und Bildung, als der Vorgnger.
Aber es dauerte nicht lange, als die Klagen der Steuerdruck,
Willkr der Beamten und andere belstnde lauter wurden, als zuvor. Denn der König hatte zwar viel guten Willen und Pflichtgefhl, aber sein weiches Gemt wurde zum Schaden des Volkes von schlechten Beratern oft mibraucht.
Es kam noch hinzu, da sich die Zeiten in Europa ganz be- Franzsisch-sonders schwierig gestalteten, so da auch ein grerer Herrscher,gteoo[ut,on 1789-als es der König war, Mhe und Not genug gehabt hjte. In Frankreich brach nmlich 1789 die Revolution aus, eine ge-waltige Staatsumwlzung. Das franzsische Volk wollte nichts mehr von einem unumschrnkten König wissen, sondern selber Anteil an der Gesetzgebung und Regierung haben. Es schaffte das Knigtum ab und richtete eine Republik auf, d. h. es whlte jhrlich einige hundert Männer als seine Vertreter, die in Paris sich versammelten, fortan die Gesetze gaben und das Land regierten. Ludwig Xvi., aus dem Hause Bourbon,
wurde hingerichtet. Aber die Zustnde besserten sich dadurch keineswegs. Im Gegenteil, im ganzen Lande herrschten Un-ordnung, Frevel und Schrecken. Alle Verdchtigen, d. h. solche,
die anders dachten als die Mrder und Ruber, die an die Spitze des Staates gelangt waren, wurden fast ohne Gerichtsverfahren verurteilt und ebenfalls hingerichtet. Um den Greueln Einhalt zu tun, verbndeten sich die Fürsten Europas zum Kampfe gegen Frankreich. Da sie aber uneinig waren und Frankreich gewaltige Massen von Truppen ausstellt^ gingen die Franzosen aus allen Kriegen als Sieger hervor. Ihr tchtigster Feldherr war Napoleon Bonaparte aus Korsika. Er stieg schon als junger Mensch zum General auf, wurde dann Konsul und
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8. Friedrich Wilhelm Iii. 17971840. -31
8. Friedrich Wilhelm Iii. ^9?18^0.
31. Friedrich Wilhelm Iii., seines Vorgngers Friedrich Sohn, zeichnete sich durch wahre Frmmigkeit, freundliches Wohl- majji111' wollen gegen jedermann und brgerliche Einfachheit aus. Er war aber von Jugend auf schchtern und unentschlossen. Diese Eigenschaften wren gefhrlich gewesen, wenn er nicht tchtige Generale und Minister gefunden und selbst vom Kriegswesen viel verstanden htte. Seine Gemahlin, Prinzessin Luise von Mecklenburg-Strelitz, teilte mit ihm alle Leiden, die ihm beschieden waren, mit Klugheit und Sndhaftigkeit und wurde wegen ihrer Anmut und Herzensgte vom Volke wie eine Heilige verehrt.
a) Preuens Unglcksjahre 1806 und 1807.
Friedrich Wilhelm Iii. hielt sich von den K r i e g s b n d - Die Friedenszeit, nissen gegen Frankreich ( 29) zunchst vllig fern. Denn er wollte seinem Lande die Schrecken des Krieges ersparen und vor allem erst die von seinem Vorgnger herrhrenden groen Staatsschulden allmhlich abtragen, und dazu bedurfte er mehrerer Jahre ungestrten Friedens. Ja er stellte sich mit dem ^Konsul Napoleon Bonaparte auf einen so guten Fu, da er fr die 1795 links vom Rhein abgetretenen Gebiete (1803) im rechtsrheinischen Deutschland reichliche Entschdigung erhielt, z. B. die Erwerbungen. Bistmer Paderborn und Hildesheim und die freien Städte Mhlhausen, Nordhausen und Goslar. Aber die Macht des Korsen, der sich 1804 zum Kaiser der Franzosen gemacht hatte, stieg immer bedenklicher. Er eroberte 1805 Wien und schlug die verbndeten sterreicher und Russen in der sog. Dreikaiserschlacht bei Austerlitz in Mhren (Napo- stuften^ isos. leon I., Alexander I. von Rußland und Franz I. von sterreich)
entscheidend. Sein groartiger Sieg feuerte ihn zu dem Plane an, ein europisches Weltreich zu grnden, in dem Könige,
Herzge und Fürsten von ihm abhngig werden sollten. So muten 16 deutsche Fürsten einen Rheinbund stiften und ihre Truppen ihm zur Verfgung stellen. Deutschland wurde da-durch so verkleinert, da Kaiser Franz Ii., der sich schon zwei Jahre zuvor den Titel und Namen Kaiser Franz I. von Ende des Osterreich beigelegt hatte, 1806 die deutsche Kaiserwrde nieder- $eut,"^69te,d6e8
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Rhein Deutschland Paderborn Hildesheim Nordhausen Goslar Deutschland Osterreich
8. Friedrich Wilhelm Iii. 17971840. 33
die Waffen, als ihm Lebensmittel und Munition ausgingen.
, Auch einige schleiche Festungen (Gmtz, Kosel, Silberberg), die pommersche Festung Kolberg und die westpreuische Festung Graudenz hielten wacker aus. Die Knigsfamilie flchtete erst nach Knigsberg, dann nach Memel. Napoleon zog aber in Berlin ein und erlie hier die Kontinental-(Festlands-)
sperre gegen England, das er am meisten hate. Hierdurch verbot er allen Handel und Briefverkehr mit diesem Lande aufs strengste, um es zugrunde zu richten. Es stellte sich jedoch heraus, da Frankreich fast ebensosehr unter diesem Erla zu leiden hatte.
33. Friedrich Wilhelm Iii. htte jetzt mit Napoleon gern Das Kriegsjahr Frieden geschlossen, aber die Bedingungen, die ihm gestellt 1807' wurden, waren unerhrt. Er mute also den Krieg auch im Jahre 1807 fortsetzen. Zum Glck kam ihm Zar Alexand er I. von Rußland zu Hilfe. Die Heere der Verbndeten vereinigten sich an der Weichsel und marschierten bis Preuisch-Eilau, Preuw-Eilau wo es im Februar zu einer der furchtbarsten Schlachten des grtbtonbm? Krieges kam. Sie blieb unentschieden. Napoleon zog daher neue Truppen heran und griff im Juni zuerst die Preußen, dann die Russen bei Preuisch - Friedland an. Die Russen erlitten in dieser Schlacht eine so entscheidende Niederlage, da Alexander,
unsers Knigs uneingedenk, alsbald denfriedenvontilsit Sriebe vn Tm. schlo, den auch unser König annehmen mute. Er verlor in diesem Frieden alle Besitzungen w estlich d er Elb e und dazu die der beiden letzten polnischen Teilungen. Auerdem mute das kleine Preußen fast unerschwingliche Kriegs kosten zahlen und durfte fortan nur 40000 Mann Truppen unterhalten.
Es schien, als wrde sich unser Vaterland nie mehr von einem so harten Schlage erholen knnen. Fürst und Volk, aufs innigste miteinander verbunden, trugen gemeinsam das schwere Leid, das der sie gekommen war.
b) Preuens Wiedergeburt.
34. Preußen war zwar besiegt worden, aber seine Kraft, D-e Umgestaltung die es Friedrich dem Groen verdankte, war doch nicht gebrochen. ^L%aen$ Die Knigin Luise hatte dies ganz richtig erkannt, wenn sie sagte: Wir sind eingeschlafen auf den Lorbeeren Friedrichs des Groen." Bald sollte das preuische Volk wieder zu neuem Leben erwachen, wenn es auch der Knigin selbst nicht mehr ver-
Jaenicke, Preuisch-beutsche Geschichte fr Quinta. 2. Aufl. 3
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8. Friedrich Wilhelm Iii. 17971840. 35
von selbst, da sie auch alle zum Heeresdienste heran-gezogen wurden. Das Heer setzte sich also von nun an aus Adel,
Brgern und Bauern zusammen, und Auslnder kamen nicht mehr hinein. Damit konnten auch die entehrenden Strafen wie Stockschlge und Spierutenlaufen fr immer aufhren. Da der König nur 40 000 Mann halten durfte und diese Zahl viel zu gering war, so wurden immer die ltesten Soldaten auf Urlaub entlassen und durch neue Rekruten ersetzt. So hatte der König,
ohne da es Napoleon merkte, 1813 schon 110 000 Mann Linientruppen, dazu freiwillige Jger und 170 000 Mann Landwehr fr den Krieg bereit. Die Neuerung der allgemeinen Wehrpflicht, zunchst nur fr den Befreiungskampf bestimmt,
wurde 1814 zu einer stndigen Einrichtung. Des Knigs bester militrischer Berater war der General v. Scharnhorst. -
Die guten Folgen der Steinschen Gesetzgebung zeigten sich Sittliche und berraschend schnell. Das ganze Volk war wie umgewandelt. Wiedergeburt. Der Turnvater Jahn, ein Gymnasiallehrer in Berlin, arbeitete an der krperlichen Zucht der Jugend, der Philosoph Fichte hielt seine gewaltigen Reden an die deutsche Nation, der Theologe Schleiermacher wirkte fr die Vertiefung des sittlichen und religisen Lebens, und Wilhelm v. Humboldt, ein Bruder des groen Naturforschers Alexander v. Humboldt, grndete mitten in der traurigsten Zeit 1810 die Universitt Berlin.
Kurz, alle Kreise bereiteten den Kampf gegen den Unterdrcker der Freiheit Europas, und besonders Preuens, mit herrlicher Begeisterung vor.
c) Die Befreiungskriege 18131815.
36. Der Ehrgeiz und die Herrschsucht Napoleons I. Napoleons i. traten immer deutlicher zutage. Er strzte mit einem Federstrich 9dza<6t die Knigshuser in Portugal und Spanien, unterwarf sterreich zum zweitenmal und verleibte ohne weiteres Städte und Lnder im nordwestlichen Deutschland seinem Reiche ein. Um den Herrschern Europas ebenbrtig zu werden, ver-mahlte er sich mit Luise, der Tochter des Kaisers Franz I.
Sein Glck schien vollendet, zumal als ihm ein Sohn (Napo-l e o n Ii.) geboren wurde. Aber Hochmut kommt vor dem Fall.
Als er es wagte, mit einem Riesenheere von einer halben Million Mann auch Rußland zu unterjochen, begann seine bermchtige
3*
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36 8. Friedrich Wilhelm Iii. 17971840.
Stellung ins Wanken zu geraten. Er drang zwar siegreich bis Moskau vor, die Stadt wurde aber von den Russen absichtlich in Brand gesteckt, um ihm das berwintern unmglich zu machen. Trotzdem blieb er noch fnf Wochen dort, immer in der Hoffnung, da der Zar mit ihm Frieden machen werde. Als er endlich, bitter enttuscht, den Rckzug antreten mute, war die Jahres-zeit schon zu weit vorgeschritten. Der strenge Winter, die ent-schlichen Entbehrungen und die rastlose Verfolgung der Kosaken lsten alle Zucht und Ordnung seines Heeres auf und vernichteten es fast vollstndig. Er selbst lie es im Stich und eilte zu Schlitten durch Deutschland nach Frankreich.
Tauroggen Die furchtbare Niederlage gab das Zeichen zur allgemeinen Ende 1812. Erhhung der geknechteten Völker. Friedrich Wik-Helm Iii. zauderte nur, weil er mit Napoleon im russischen Feldzuge verbndet war. Es kam ihm daher gelegen, da sein General v. Jork hinter seinem Rcken mit dem russischen General Diebitsch bei Tauroggen einen Vertrag abschlo, wonach das preuische Heer am Kampfe gegen Rußland nicht mehr teilnehmen sollte.
Das Jahr 1813. 37. Aber schon erhob sich auch das Volk inostpreuen gegen den franzsischen Unterdrcker. Der König selbst eilte Ende Januar 1813 von Potsdam nach Breslau, um vom Feinde weniger beobachtet zu sein. Er schlo jetzt durch Scharnhorst in Kalisch mit den Russen einen Bundesvertrag, erklrte dann den Franzosen den Krieg und wandte sich am 17. Mrz in dem Aufruf An Mein Volk" zum erstenmal an alle seine treuen Untertanen, um die Waffenfhigen zur Befreiung des Vater-landes zu den Waffen zu rufen. Einige Tage vorher hatte er fr Auszeichnung im Felde den Orden des Eisernen Kreuzes gestiftet.
Ltzen (Gro- Napoleon trat den verbndeten Preußen und Russen mit 08rsen.nb einem neuen groen Heere entgegen. Er siegte, wenn auch nicht entscheidend, bei Ltzen oder Grogrschen, wo Scharn-Horst die Todeswunde erhielt, und bei Bautzen. Beide Orte liegen im Knigreich Sachsen, und beide Schlachten fielen in den Mai. Die Verbndeten wichen langsam nach Schlesien zu-rck. Aber auch Napoleons Heer, meist aus jungen Soldaten bestehend, bedurfte so sehr der Ruhe, da er den ihm angebotenen Waffenstillstand. W a f f e n st i l l st a n d bereitwillig annahm. Whrend dieser
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40 8. Friedrich Wilhelm Iii. 17971840.
durch den Sturz seines Pferdes in groe Gefahr. An dem-selben Tage fand wenige Stunden von Ligny bei Quatrebras ein Treffen statt, in dem Wellington den Marschall Ney besiegte. Nun wandte sich Napoleon selbst gegen Wellington in der Hoff-nung, diesen allein vor sich zu haben. Aber er sollte sich irren un?Wat? er 'h" am 13.Juni bei Belle Alliance und Waterloo i8. Juni, angriff. Denn als Wellington sich schon in der grten Not be-fand und bereits 10 000 Mann verloren hatte, ertnte im Rcken der Franzosen Kanonendonner. Blcher, der es seinem Bruder Wellington" versprochen hatte, brachte nach einem beraus schwierigen Marsche noch Hilfe. Die herrliche Schlacht wurde fr die Verbndeten gewonnen. Napoleon floh, ohne Hut und Degen sich aufs Pferd werfend, nach Paris. Gneisenau, Blchers Freund und Ratgeber, verfolgte das sehr gelichtete franzsische Heer bis zum letzten Hauch von Ro und Mann".
Napoleon mute abdanken. Er wollte auf einem Schiffe fliehen, wurde aber in England gefangen genommen und auf Be-fchlu der Monarchen auf die Insel St. Helena verbannt, wo er einsam und verlassen sechs Jahre spter starb. Die Ver-bndeten besetzten wieder Paris, riefen Ludwig Xviii. zurck und schlssen mit ihm Frieden. Danach war Frankreich immer noch etwas grer, als vor dem Ausbruch der Revolution, das franzsische Volk fhlte sich aber doch gedemtigt und murrte auch bald wieder der die Regierung der Bourbonen.
d) Friedrich Wilhelms Iii. Regierung im Innern.
Neueinteilung 42. Auf die Befreiungskriege folgten in Preußen fast es Staates 5q ^er Ruhe nach auen und rastloser erfolgreicher Ttig-
keit im Innern. Der Staat wurde damals in Provinzen, Regierungsbezirke und die alten Landkreise eingeteilt. An ihre Spitze traten die Oberprsidenten, Regierungsprsidenten und Landrte. Die Ver-waltung des Staates wurde durch diese Einteilung beraus ein-heitlich und bersichtlich gestaltet. der allen Behrden stand aber der Ministerrat ( 34).
Kirchliche Union Die Hohenzollernfrften gehrten seit Johann Sigismund der reformierten Kirche an, duldeten aber, da ihre Unter-tanen auch der lutherischen K.irche treu blieben. Ein Lieb-lingswunsch Friedrich Wilhelms Iii. ging nun dahin, da beide
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10. Wilhelm I., seit 1871 Deutscher Kaiser, 18611888. 43
ihre Sitzungen. Er fhrt endlich den Oberbefehl der das Heer und die Flotte. Diese Verfassung besteht noch heute zu Recht.
Der zweite Wunsch des preuischen und deutschen Volkes, Wiederherstellung die Wiederherstellung eines Deutschen Reiches, erfllte sich b%un"??en noch nicht. Der Bundestag in Frankfurt a.m. berief zwar eine Volksvertretung aus ganz Deutschland und lste sich selbst auf,
aber Friedrich Wilhelm Iv. lehnte doch die ihm vom Volke an-gebotene Kaiserkrone ab, weil die deutschen Fürsten ihre Zustimmung versagten. Schlielich wurde der alte Deutsche Bund durch sterreich wieder so hergestellt, wie er 1815 aufgerichtet war.
Der König erwarb durch Vertrag die hohenzollerschen Erwerbungen. Frstentmer in Sddeutschland und kaufte Wilhelmshaven am Jahdebusen, wo er den ersten Grund zu einer preuischen Flotte legte. Da er von seiner Gemahlin Charlotte Luise von Bayern keine Kinder hatte, so folgte ihm beim Tode 1861 sein Bruder Wilhelm I.
](0. Wilhelm I., seit J87j Deutscher Kaiser,
|86](i(888.
45. Wilhelm I. war als Kind von schwchlichem Wilhelms i. Krper. Erst spter entwickelte er sich zu immer grerer Kraft Sbefen' und Strke. Schon mit 17 Jahren machte er den Feldzug von 1814 in Frankreich mit und erwarb sich durch seinen Mut das Eiserne Kreuz. Spter beschftigte ihn nichts so sehr, als die Sorge um das Heerwesen, das er wie einst Friedrich Wilhelm I.
zum besten der Welt machte. Festigkeit und Umsicht, Selbstlosig-feit und Gottergebenheit zeichneten ihn vor allem aus. Er wurde mit seinem treueften Diener Otto v. Bismarck der Begrnder des neuen Deutschen Reiches. Unser Kaiser hat ihm wegen seiner ge-waltigen Taten in Krieg und Frieden den ehrenden Zunamen der Groe" beigelegt. Er zhlte schon 64 Jahre, als er zur Regierung kam.
a) Wilhelms I. Kriege.
Der König von Dnemark war zugleich Herzog der deutschen Der Dnische Lnder Schleswig-Holstein und Lauenburg. Als er rie0 1864' aber Schleswig gegen frhere Vertrge zu einer dnischen Provinz
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10. Wilhelm I., seit 1871 Deutscher Kaiser, 18611888. 45
Den Kriegsplnen Moltkes entsprechend, besetzten Kriegsbeginn, preuische Truppen in den ersten Tagen die Hauptstdte Han-novers, Sachsens und Kurhessens. Das hannoversche Heer, das sich mit den Bayern vereinigen wollte, siegte zwar bei Langensalza (Provinz Sachsen), mute sich aber zwei Tage spter, inzwischen von allen Seiten umstellt, samt dem König und dem Kronprinzen (Ernst August von Cumberland, dessen Sohn spter die einzige Tochter Kaiser Wilhelms Ii. heiratete) ergeben.
Dieses Heer wurde in die Heimat entlassen gegen das Ver-sprechen, ferner nicht gegen Preußen zu kmpfen.
47. Der wichtigste Kriegsschauplatz war Bhmen. Hier Der Krieg m standen die Hauptmacht sterreichs und die Sachsen unter dem i85wen' Feldzeugmeister Benedek. Der Angriff ging aber nicht von ihnen, sondern von den Preußen aus, die in drei Armeen, von Dresden, Grlitz und Landeshut her, ungehindert der die Gebirge vorrckten. Ihre Fhrer waren Herwarth v. Bitten-feld, Prinz Friedrich Karl und Kronprinz Friedrich Wilhelm.
Alle drei bahnten sich durch eine Anzahl von Gefechten den Weg bis gegen Sadowa bei Kniggrtz, wo Benedek auf den Kmggrtz befestigten Hhen Stellung genommen hatte. König Wilhelm, 3" 3*li' der mit Bismarck im preuischen Lager erschienen war, bernahm den Oberbefehl und lie am 3. Juli morgens den Aufmarsch beginnen, obwohl der Kronprinz mit seiner Armee noch fehlte und die sterreichische Armee der preuischen an Zahl weit ber-legen war. Aber dem preuischen Zndnadelgewehr konnte der Feind auf die Dauer nicht standhalten. Dazu erschien gegen Mittag auch der Kronprinz in der rechten Flanke der sterreicher und strmte Chlum. Ein neuer allgemeiner Angriff setzte dann dem Gegner so zu, da er in die Festung flchten mute, vom König selbst heftig verfolgt. Die Preußen drangen darauf der Prag und Brnn unaufhaltsam weiter vor, bis sie fast Wien erreichten. Da bot Kaiser Franz Joseph in Nikols- Nikoisburz. brg (in Mhren) einen Waffenstillstand an, während dessen der den Frieden verhandelt wurde. Da die Preußen auch in Sddeutschland bei Kissingen und Aschassenburg glcklich Sddeutscher gekmpft hatten, kam schon im August zu Berlin mit den 9eib"9-Sddeutschen und zu Prag mit sterreich der Friede zustande. Stiebe zu Berlin sterreich mute aus dem Deutschen Bunde austreten, und 60 Millionen Mark Kriegskostenentschdigung zahlen und im
L
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Extrahierte Ortsnamen: Sachsens Langensalza Sachsen Dresden Landeshut Kniggrtz Nikols-_Nikoisburz Kissingen Aschassenburg Berlin Berlin
48 10. Wilhelm I., seit 1871 Deutscher Kaiser, 18611888.
1 Ttember 9e0en die Sedan hin. König Wilhelm bernahm
eptem er' hier selbst den Oberbefehl, schlug am 1. September das franzsische Heer entscheidend und schlo es vollstndig in der Stadt ein. Kaiser Napoleon, der sich unter den Eingeschlossenen befand, schrieb an unsern König: Da ich nicht in der Mitte meiner Truppen habe sterben knnen, so bleibt mir nichts brig, als meinen Degen in die Hnde Eurer Majestt zu legen." Er wurde als Gefangener nach Schlo Wilhelmshhe bei Kassel ver-wiesen, ging spter nach England und starb dort (1873). Am 2. September ergab sich auch die Festung Sedan mit 100 000 Mann und 400 Feldgeschtzen.
Absetzung 50. Zwei Tage spter erklrte Frankreich Kaiser Napo-apoleons -ieon Iil |r abgesetzt und rief die Republik aus. Das Schicksal des Landes nderte sich aber damit nicht. Ende Sep-Straburg tember fiel Straburg und einen Monat spter Metz in und un|ere Hnde. Hier machte Friedrich Karl 180 000 Mann zu Kriegsgefangenen und erbeutete 1300 Geschtze, ein Waffenerfolg, wie ihn die Weltgeschichte bis dahin nicht gekannt hatte. Inzwischen waren die Iii. und Iv. Armee von Sedan bis Paris vorgerckt und hatten die beraus starke Festimg eingeschlossen. Die beiden anderen Armeen schlugen sich aber mit den von Frankreich neu aufgebrachten Heeren herum und huften dabei im Norden des Landes, an der Loire und Lisaine (westlich Belfort) Sieg auf Sieg. Das Hauptquartier König Wilhelms lag in Versailles (bei Paris). In dieser Stadt Lud-wigs Xiv. ging endlich der heieste Wunsch der deutschen Nation in Erfllung: in dem prchtigen Spiegelsaale des Schlosses wurde Wilhelm i. am 18. Januar 1871 König Wilhelm I. von den deutschen Fürsten und Freien Stdten zum Deutschen Kaiser aus-1. Januar gerufen. Er gelobte dabei fr sich und seine Nachfolger, allezeit Mehrer des Deutschen Reiches zu sein, nicht an kriegerischen Er-oberungen, sondern an den Gtern und Gaben des Friedens, auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung". Am folgenden Tage machte die Pariser Besatzung den letzten Ver-such eines Durchbruchs, der ebenso vergeblich verlief, wie alle vorangegangenen.
Schon am 1. Mrz hielten 30 000 Mann deutscher Truppen einen Einzug in Paris, dessen Bewohner dem Verhungern nahe waren, und am 10. Mai folgte der endgltige Friede zu
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