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Hamme (St. Jürgensland) aus dem Teufelsmoore kommt. Die kleine Geeste hat
ihre Mündung zwischen den Städten Bremerhaven und Geestemünde.
Klima. Das Gebiet der Weser im Tieflande hat im allgemeinen
ein gleichmäßiges Klima. Infolge der Einwirkung der Seewinde lind
die Sommer kühl, die Winter milde (Seeklima). Die Feuchtigkeit der
Atmosphäre und der Regenfall find ziemlich groß. Je weiter uach dem
Meere hin, desto mehr wird die Luft rauh, ungestüm und neblig.
Roggen, Weizen, Gerste, Hafer, Buchweizen, Klee, Erbsen, Bohnen und
Kartoffeln sind die Hauptfrüchte. Die Schweinezucht ist überall bedeu-
teud, besonders im Hoyascheu, die Gänsezucht in Diepholz und Umgegend.
In den Moorgegenden ist der Torsstich von Wichtigkeit. In den Städten
finden wir Eisen- und Maschinenfabriken, Gold- und Silberschmieden,
Papier-, Farben-, Tuchfabriken, Webereien, Seifen- und Lichtfabriken,
Zuckerraffinerien, Tabaksfabriken, Manufakturen für Hüte, Modewaren
und dergl. Bierbrauereien, Brennereien je. Auch der Handel ist bedeutend.
Bewohner. Die Bewohner dieser Gegend haben die Eigenschaften
des alten uiedersächsischeu Stammes am treusteil gewahrt.
Der starke, massige Körper, das meist schlichte, oft strohfarbige oder ins röt-
liche spielende Haar, die blauen, trotzigen Augeu: diese äußeren Kennzeichen der
alten Niedersachsen finden sich noch heute am häufigsten und uuvermischtesteu in
dieser Gegend. Auch der Charakter des Volkes erinnert noch in vieler Hinsicht
an die Schilderung, die uns von den alten Sachsen gemacht wird. Der Nieder-
sachse ist treu, offeu und tapfer, fleißig und der Arbeit ergeben, ernst und schweigsam.
Heimtücke, Rachsucht und Hinterlist sind ihm ebenso fremd wie zuvorkommende
Höflichkeit und uuterwürfige Kriecherei. Freigebig und stets offene Hand gegen seine
Freunde, hält er auf der audereu Seite starr an seinen Freiheiten fest und ver-
teidigt dieselben mit zäher Hartnäckigkeit. Ein echter niedersächsischer Bauer hat
ein angeborenes Mißtrauen gegen alle Neueruugeu. Seine alten Sitten, Gebräuche
und seine Volkstracht gibt er nicht leicht auf; doch gelingt es unserer alles gleich-
machenden Zeit leider mehr und mehr, die Hartnäckigkeit des niedersächsischen
Bauern in dieser Hinsicht zu überwinden.
Die Muudart iu dieser Gegend, besonders in Calenberg, Hoya und Diepholz,
ist das Calenberger Plattdeutsch, von dem wir oben eine Probe gaben, oder sie ist
diesem sehr ähnlich. Die Bewohner leben gewöhnlich iu Ortschaften von geschlossener
Lage der Wohnuugeu, in Dörfern. Nur vereinzelt bestehen die Wohnplätze ans
zerstreut liegenden einzelnen Gehöften, die zu Bauerschaften vereinigt sind. Das
niederfächstsche Haus gleicht dem westfälischen. Von diesem unterscheidet es sich
insbesondere dadurch, daß es statt der „Giebelsäuleu" zwei Pferdeköpfe aus Holz
trägt, die am Giebel befestigt sind und entweder nach außen oder uach innen schauen.
Städte. Die größeren Städte in diesem Landgebiet sind : Minden,
Nienburg, Verden, Bremen, Bremerhaven, Geestemünde, Lehe, Olden-
bürg, Celle, Peine, Braunschweig.
Minden (20000 Eiuw.) gehört zur Provinz Westfalen; sie ist eine feste Bischofs-
stadt, die mehrfache Belageruugeu erfahren hat. Bemerkenswert sind die hohen Weser-
brücken und das Denkmal des Großen Kurfürsten. N i e u b u r g (10 000 Eiuw.) war im
Mittelalter der einzige Ort zwischen Minden und Bremen mit fester Weserbrücke
(jetzt auch Brücken bei Stolzenau, Hoya und Gr. Hutbergen b. Verden). Hier
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge]]
Extrahierte Ortsnamen: Bremerhaven Diepholz Niedersachsen Calenberg Diepholz Nienburg Bremen Bremerhaven Celle Peine Braunschweig Westfalen Minden Bremen
Der Bewohner des Harzes ist kräftig, mutig und tapfer, gesund
und frifch wie die Natur feiner Heimat. Sein gewöhnlicher Gruß ist:
„Glück auf!"
Der beständige Kampf, den er mit der ihn umgehenden Natur führt, schärft
seine Sinne und gibt ihm Geistesgegenwart und Entschlossenheit. Die reine, stärkende
Bergluft kräftigt seine Brust, so daß er, der gleich allen Bergbewohnern Musik
und Gesang liebt, sich dieser Neiguug uach Herzenslust hingeben kann. Die Fröh-
lichkeit und Ausgelassenheit, deren der Harzer fähig ist, zeigt sich, wenn er an
Sonn- und Festtagen, den Staub und die Last der Wochenarbeit abschüttelnd, zu
seineu Festen eilt. Unermüdlichere und übermütigere Tänzer als auf den Festen
im Harze sucht man vergebens. Stählt die Arbeit des Berg- und Hüttenmanns
auf der einen Seite den Körper, so untergräbt sie ans der anderen Seite nicht
selten die Gesundheit. Die Bergleute leiden infolge langjähriger Einatmung der
sauerstoffarmen Luft der Gruben an der Bergsucht, die sich besonders in Atmnngs-
beschwerden zeigt; die Silberhüttenleute werden oft von der sogen. Hüttenkatze
(Bleikrankheit) geqnält, einer eigentümlichen Krankheit, die den Körper durch Ab-
zehrung oder Lähmung zu Grunde richtet. Dieses und die fast täglichen Gefahren,
die den Bergmann umgeben, vermischen jene Fröhlichkeit mit einem ernsten,
religiösen Sinn.
Au deu Harzhöheu hat sich eine recht bunte Bevölkerung zusammen-
gefunden. Niedersachsen, Thüringer, auch Franken, selbst slavische
Volksreste sind noch in den Bewohnern der Randtäler kenntlich. Dazu
sind dann zu Luthers Zeiteu die bergbaukundigen Obersachsen gekommen,
die noch heute die harzische Bergbanbevölkerung ausmachen. Ihre ober-
sächsische Mundart haben sie treu bewahrt; wie folgendes Gedicht beweist:
Schlechter Mai.
Nun aber, Mosjö Mai, so schlecht
Kommt er uicht ebeu vielen recht.
Er nimmt den Winter schön anss Korn!
Er treibt's ja ärger als der Horuung.
Die armen Blümlein, ganz erschreckt,
Die halten sich im Gras versteckt.
Warum? das laß er sich nur sagen:
Er kommt ja wie der Wauwau an.
Man soll ihn loben? Den Teufel auch!
Die Berge weiß, der Himmel gran,
Eine Kälte, ein Wetter, lästerlich, —
Ist das eine Ordnung? schäm' er sich!
Ja schämen! Scheltet ihn, schimpft
ihn aus;
Er macht sich eben so viel draus!
Er macht's nicht, wie man sich's bestellt.
Man muß ihu nehmen, wie er fällt.
Städte. Seit dem frühen Mittelalter führte der Kaiserweg durch
das Gebirge, zu dem man von Goslar und vou Harzburg in den Harz
stieg. Er zog über die Hochebene von Klansthal, an der Südseite des
Brockens vorbei aus die Psalz Elbingerode zu und von dort weiter nach
Schlachter Mä.
Na oder, Mufche Mä, fu fchlacht
Kimm! har net ahm vielen rächt.
Har nimmt im Winter fchieu ofs Korn'!
Har treibts ju ärger wie dr Horn.
Die arm Bliemla, ganz verschreckt,
Die halten sich in Gros verschteckt.
Worim? dos losser er sich mant saan:
Har kummt jn wie dr Wauwau ahn.
Mersollne lohm? Dan Teisel ah!
De Barge weiß, dr Himmel gra,
Ne Kelt, ä Watter, lasterlich, —
Ist dos ne Ordnung? schamer sich!
Ja schama! Schalttne, ehrtne aus;
Har macht sich ahm su viel draus!
Har machts net, wiemer sichs beschtellt,
Mermußne uamme, wiere seilt.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Die Araber; Muhamed.
7
in. Die Araber; Mnhamed; 622.
a. Arabien und seine Bewohner. Die Halbinsel Arabien ist
von drei Seiten vom Wasser umgeben; im Norden wird ste von Syrien
und Palästina durch unzugängliche Wüsten getrennt, durch welche alle
Eroberer, sogar Alexander und die Römer, ferngehalten wurden. Von
einzelnen Oasen unterbrochen, ist das öde Hochland größtenteils eine
Heimat für Nomaden, d. i. wandernde Hirtenvölker; die Lebensweise
dieser Beduinen (Söhne der Wüste) hat sich seit Jahrtausenden kaum
verändert; noch immer ist der Besitz eines Brunnens oder einer besseren
Weide Ursache eines Kampfes zwischen den einzelnen Stämmen, der sich
von Geschlecht zu Geschlecht vererbt. Fruchtbarer sind die Ränder des
Hochlandes, besonders das glückliche Arabien (im Südwesten), das
schon im Altertume durch Weihrauchpflanzen (Aloe, Myrrhen), Palmen-
gärten und seine Bewässerungsanstalten mit großen Wasserbehältern und
unterirdischen Kanälen berühmt war, und wo noch heute alle Kultur-
pflanzen der Erde, insbesondere Zuckerrohr, Baumwollen- und Kaffee-
bäume gedeihen. Von den Tieren Arabiens sind besonders das edle Roß
und das Kamel, „das Schiff der Wüste", zu erwähnen.
Die Araber sind ein edles, begabtes Volk, ernst und schweigsam.
Das ewige, mühsame Wander- und Hirtenleben in der öden Wüste hat
den Körper der Wüstensöhne eigentümlich gestählt, die schmale und
geringe Kost den Leib hager erhalten. In diesem schlanken, aber ge-
schmeidigen und muskelkraftigen Körper wohnt ein mutiger und auf-
merkender Geist, den der Kampf mit Räubern oder feindlichen Stämmen
stets rege erhält. So entwickelte sich bei ihnen ein stolzer, unabhängiger
Sinn, Liebe zur Freiheit und eine starke Anhänglichkeit an den väter-
lichen Stamm, für dessen Ehre jeder Einzelne bis auf den Tod kämpft.
Ihr lebendiger, scharfer Verstand führte die Araber frühzeitig zur Pflege
der Mathematik, ihre Lebensweise zur Astronomie, d. i. "Sternkunde;
auch die Dichtkunst entwickelte sich bei ihnen früh. — Ihre Religion
bestand in der Verehrung eines obersten Gottes, der sich in Sturm und
Gewitter, wie in der heißen Sonnenglut offenbarte; daneben verehrten
ste eine weibliche Gottheit, die Erde mit ihrer Fruchtbarkeit. Der stete
Aufenthalt im Freien und besonders während der Nacht, da die Karawanen
reisten und die Hirten die Herde weideten, um der Gluthitze des Tages
zu entgehen, führte sie von selbst zur Verehrung der Sterne. Vom
Himmel herabgefallene Steine, Meteoriten, waren dem Volke Sinnbilder
der Götter und wurden auf den Bergen aufgerichtet und angebetet.
Keiner dieser Steine aber hatte ein höheres Ansehen als der zu Mekka
befindliche, welcher uoch jetzt an der Außenmauer eines kleinen würfel-
förmigen Tempels, der Kaaba, aufgerichtet ist. Diesen Stein hat Gott
— so glauben die Araber — schon dem Adam gegeben, als dieser die
Kaaba errichtete, während der Sündflut wieder zu sich genommen und
Abraham zurückgegeben, als dieser den Tempel wieder aufbaute. In
letzterem entspringt ein Quell, nach Meinung der Araber derselbe, aus
welchem Hagar den Ismael erquickte (1. Mose 21, 19), für dessen Nach-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer]]
Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Gott Abraham
Mittelalterliche Zustände.
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geführt hatte, unter seinem hochherzigen Sohne Friedrich vo n Schwaben
die Stadt Akkon belagerte, erschien dort auch der Marianische1 Brüder-
verein und übernahm die Pflege der deutschen Kranken. Der Eifer
dieser Brüder bestimmte Friedrich von Schwaben, den Verein zu einem
deutschen Ritterorden zu erheben. (1190.) Die Ordensbrüder
mußten Deutsche sein; ihre Kleidung war ein weißer Mantel mit schwarzem
Kreuze. Der Orden wurde vom Papste bestätigt und ließ sich in Akkon
nieder; später ging er nach Venedig und dann nach Preußen. (S. den
dritten Teil.)
Mit dem Verfall der edlen Ritterzeit artete die Kleidung in das Geschmacklose
und Unnatürliche aus. Die Frauen trugen so hohe Hauben, daß sie durch keine
Thür gehen konnten, ohne sich zu bücken, dazu Schleppen von drei bis vier Ellen.
Männer und Frauen hängten Schellen an den Gürtel. „Wo die Herren sein, da
klingen die Schellen," sagt eine alte Chronik. Schnabelschuhe dienten zum Unter-
schiede der Stände: die Schnäbel durften bei Adeligen zwei Fuß,2 bei reichen Bürger-
lichen einen, bei gewöhnlichen Leuten einen halben Fuß lang sein. Sie waren ent-
weder schlaff und wurden mit einem Kettchen am Knie oder am Gürtel in die Höhe
gehalten, oder sie waren steif ausgestopft und standen in die Höhe. In der Schlacht
bei Sempach (1386) gegen die Schweizer trugen die östreichischen Herren so lange
Schnäbel, daß sie dieselben, als sie genötigt waren, abzusteigen und zu Fuße zu kämpfen,
erst abhauen mußten. „Man hätte damit gefüllt einen Wagen!" sagt die Chronik.
2) Mürger und Mauern.
Ursprünglich hatten die Deutschen eine große Abneigung gegen die
Städte. In unsicheren Kriegszeiten lernten aber die Ein- und Um-
wohner einer Stadt deren Wert schätzen; denn alle Städte waren mit
Mauern oder mit Pfahlwerk umgeben und glichen so einer Burg, wes-
halb ihre Einwohner Bürger hießen. Landbewohner siedelten sich als
Pfahlbürger außerhalb des Pfahlwerks in den Vorstädten an; selbst
Adlige ließen ihre Güter verwalten und zogen der Sicherheit oder des
angenehmen Lebens halber in die Stadt. Auf Handel und Gewerbe,
die beiden Hauptbeschäftigungen der Stadtbewohner, hatten die Kreuzzüge
einen vorteilhaften Einfluß geübt. Die Europäer lernten auf ihren Zügen
von Griechen und Arabern manche Verbesserung der Gewerbe kennen,
die sogleich eingeführt wurde. Nach damaliger Sitte bildeten die Ge-
werbetreibenden Zünfte, Gilden oder Innungen, die bis in die neueste
Zeit bestanden haben. — Ihre Blüte verdankten die Städte hauptsächlich
dem Handel. Die italienischen Städte Venedig, Genua, Pisa
und Am alfi hatten die Kreuzfahrer mit ihren Schiffen treu unterstützt;
sie hatten aber auch an der Eroberung Palästinas großes Interesse:
neue Handelsverbindungen wurden angeknüpft, die Waren des Ostens
kamen nach Europa. Von Italien aus gingen diese über die Alpen,
besonders über den Brenner, und verbreiteten sich auf Landstraßen und
Flüssen durch ganz Deutschland, und was hier nicht verbraucht wurde,
ging vereint mit den deutschen Erzeugnissen nach den Ostseeländern.
Durch diesen Zwischenhandel blühten im Süden die Städte: Augsburg,
Regensburg, Nürnberg, Worms, Speier, Frankfurt und Mainz; im
1 Nach der Jungfrau Maria genannt. 2 Daher kommt der Ausdruck „aus
großem Fuße leben."
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich_von_Schwaben Friedrich Maria Maria
Extrahierte Ortsnamen: Akkon Akkon Venedig Gürtel Sempach Genua Europa Italien Deutschland Augsburg Regensburg Nürnberg Worms Frankfurt Mainz
Erfindungen im Mittelalter.
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Begräbnisstätte sind nicht mehr vorhanden. In verschiedenen Städten
ist ihm ein Denkmal errichtet, so in Mainz, Frankfurt a. M. und in
Straßburg; letztere Stadt streitet auch mit Mainz um die Ehre, Mutter-
stadt des Buchdrucks zu sein, weil Gutenberg 15 Jahre in ihren Mauern
gelebt hat.
Um 1500 fand man auch in Italien, Frankreich und England
Druckereien, obwohl die Mönche, die durch sie teilweise um ihren Erwerb
kamen, die Buchdruckerkunst als „schwarze Kunst" verschrieen. Die Ver-
breitung geistiger und religiöser Bildung in immer weitere Kreise ist, be-
sonders nach der Eroberung Konstantinopels und dem Eintritt der Re-
formation, durch die Buchdruckerkunst ungemein gefördert, ja erst möglich
geworden.
Von großer Wichtigkeit für die Verwendung der Buchdruckerkunst
war die schon früher gemachte Erfindung des Lein en papiers.
In alten Zeiten ritzte man Zeichen in Stein, Schiefer, Knochen, Wachstafcln
oder Palmblätter; ein eigentliches Papier lieferte die P a p y r u sp fl a uze, ^ eine in
Ägypten angebaute Binse; die ganze alte Welt wurde von Ägypten damit versorgt.
Wichtige Urkunden schrieb mau aus Pergament, 1 2 das aus Ziegen- oder Schaf-,
seltener aus Esclsfellen bereitet wurde. Im ll. Jahrhundert kam das Baumwollen-
papier aus Ästen durch die Araber nach Europa; alsbald verschwand das weniger
haltbare Papyrus-Papier und die Pflanze selbst, die jetzt in Ägypten nicht mehr ge-
funden wird. Leinenpapier kam etwa ums Jahr 1300 in Gebrauch.
2) Entdeckung Amerikas; Kolumbus. 1492.
a. Der Seeweg nach Ostindien. Die kostbaren Erzeugnisse In-
diens, Seide, Baumwolle, Reis, verschiedene Gewürze, Elfenbein. Perlen,
Gold und Edelsteine, waren schon im Altertume den Europäern bekannt.
Durch die Eroberungen der Muhamedaner wurde der Handel vielfach
erschwert. Die Waren gingen entweder durch Rußland ans Schwarze
Meer, oder den Euphrat hinauf bis Bagdad und von dort nach Tripolis,
oder endlich durch den arabischen Meerbusen und dann zu Lande nach
Alexandrien. Den Transport über das Mittelmeer übernahmen die italie-
nischen Schiffe aus Genua und Venedig. Die so durch Zwischenhandel
erhaltenen Waren mußten teuer bezahlt werden. Es entstand daher all-
gemein der Wunsch, es möchte ein Seeweg gefunden werden, der direkt
nach Indien führe. Man durfte sich jetzt schon eher auf das große
Meer wagen, da man seit dem Anfange des 14. Jahrhunderts den Kom-
paß kannte. ^
Am eifrigsten in der Auffitldung dieses Seeweges waren die P o r-
tugiesen.4 Sie wagten es zuerst, die Westküste'afrikas entlang zu
1 Daher der Name Papier. 2 Das Pergament soll seinen Namen davon haben,
daß es zuerst in der kleinasiatischen Stadt Pergamus angefertigt wurde. 3 Der
Kompaß ist bei den Chinesen schon vor Christi Geburt im Gebrauch gewesen, von
ihnen ist er zu den Indern und dann durch die Araber nach Europa gebracht,
wo er schon im 12. Jahrhundert bekannt war. Der Italiener Flavio Gioja,
dem man die Erfindung desselben gewöhnlich zuschreibt, hat wahrscheinlich nur eine
Verbesserung an demselben angebracht. < Portugal war seit 1139 ein selbständiges
Königreich, das sich im Westen der pyrenäischen Halbinsel aus einem den Mauren
entrissenen Landstriche gebildet hat.
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft]]
TM Hauptwörter (200): [T147: [Jahr Erfindung Buch Gutenberg Buchdruckerkunst Johann Mainz Zeit Buchstabe Jahrhundert], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
Extrahierte Personennamen: Kolumbus Flavio_Gioja
Extrahierte Ortsnamen: Mainz Frankfurt_a._M. Mainz Gutenberg Italien Frankreich England Europa Amerikas Ostindien Bagdad Tripolis Genua Venedig Indien Christi Europa Portugal
90
Mittlere Geschichte.
segeln. 1418 entdeckten sie Porto Santo, 1419 Madeira, 1432
die Azoren, 1445 das grüne Vorgebirge und erst 1486 das Kap
der guten H o f f n u n g.
v. Kolumbus und seine Bemühungen. Während die Portugiesen
den Seeweg nach Indien durch die Umschiffung Afrikas zu finden suchten,
tauchte in dem Geiste eines großen Mannes der Gedanke auf, dasselbe
Ziel müsse durch eine Fahrt in entgegengesetzter Richtung zu erreichen
fein. Dieser Mann war Christoph Kolumbus.
Er wurde in der Seestadt Genua geboren. Schon früh erwuchs
in dem Knaben die Lust zur See; mit Eifer trieb er die für einen See-
mann unentbehrlichen Wissenschaften und ging schon mit dem 14. Jahre
zu Schiff. Später studierte er Seewissenschaften und ging dann nach
Portugal, das damals durch seine Entdeckungsfahrten die allgemeine
Aufmerksamkeit auf sich zog. In Lissabon heiratete er die Tochter eines
portugiesischen Seemanns, dessen Karten und Tagebücher er aufs eifrigste
benutzte. Es entstand in ihm der Wunsch, die neu entdeckten Inseln
der Portugiesen zu sehen; er besuchte Madeira, die kanarischen Inseln
und die Azoren.
Auf diesen Reisen kam ihm der Gedanke, man müsse auch nach
Indien kommen, wenn man westlich, gerade in das offene Meer hinein-
steuere. „Denn", sagte er sich, „die Erde ist eine Kugel; da nun Indien
weit nach Osten liegt und sich wahrscheinlich weithin erstreckt, so kann
cs nicht weit von der Westküste Europas entfernt sein." Diese Meinung
ward durch mancherlei Erscheinungen zur festen Überzeugung: portugiesische
Seefahrer hatten zuweilen seltenes Rohr, künstlich geschnitzte Stabe, ja
einmal sogar Leichname von eigentümlicher Bildung von Westen her an
die Küsten der Azoren antreiben sehen. Es war der feurigste Wunsch
des Kolumbus, selber eine Entdeckungsreise nach Westen machen zu können.
Er wandte sich um Unterstützung zunächst an seine Vaterstadt Genua;
diese wies ihn aber als einen Schwärmer ab. Dasselbe widerfuhr ihm
in Venedig. Da begab er sich an den Hof zu Lissabon. Mit
großer Aufmerksamkeit ließ man sich den ganzen Plan offenbaren, rüstete
dann aber insgeheim ein Schiff aus, um Kolumbus die Ehre der Ent-
deckung zu rauben. Allein das Schiff kehrte unverrichteter Sache heim.
Voll Unwillens verließ Kolumbus Portugal und ging nach Spa-
nien. Hier herrschten damals Ferdinand der Katholische und Isabella
von Kastilien (S. S. 100), die einen langen Krieg zur Unterwerfung
der Mauren im südlichen Spanien führten. Sie nahmen Kolumbus
achtungsvoll auf und legten seinen Plan einigen gelehrten Männern zur
Prüfung vor.
Von diesen mußte Kolumbus die abgeschmacktesten Einwendungen hören. Die
einen meinten, um über das große westliche Weltmeer zu fahren, bedürfe man wenigstens
ü Jahre. Andere sagten: je weiter er fahre, desto tiefer müsse er ja von der großen
Wasserkugel hinabgleiten, wie er nun diesen Wasserberg wieder heraufkommen wolle?
Noch andere fragten ihn unverschämt, ob er sich denn für klüger halte, als alle die
Millionen Menschen vor ihm; wenn cs dort im Westen noch ein Land gäbe, hätten
es die Menschen sicher schon gesunden. Die Geistlichen aber unter jenen Richtern
erklärten den ganzen Plan für gottlos, da er der Bibel und den Kirchenvätern wider-
spreche.
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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Der dreißigjährige Krieg.
153
die Pest oder der Hunger hinweggerafft, die Überlebenden waren durch
Jammer und Not meistens verwildert. Noch jetzt, nach reichlich zwei-
hundert Jahren, haben sich mehrere Städte Deutschlands nicht wieder
zu der Blüte erhoben, die sie vor dem Kriege hatten.
Durch das fremde Kriegsvolk kam in Deutschland eine Sprach-
mengerei ohne Gleichen auf; in Briefen mischte man deutsche Aus-
drücke mit Worten der französischen, italienischen und spanischen Sprache.
Darum ruft ein ehrlicher Deutscher um diese Zeit seinen Landsleuten zu:
„Deine ehrlichen Vorfahren sind keine solche Mischmäscher gewesen", und
ein Niederdeutscher klagt:
Sölk Schipbrok heb de dütsche Sprak erleben,
de srantzösche heb ehr de Nase afsneden.
Auch die Tracht wurde eine fremde, besonders die französische
Kleidung wurde nachgeahmt; die lächerlich bebänderten Kleider der
Männer, die Reifröcke der Frauen, Schnürleiber und Perücken wurden
Mode. Nach Paris und Versailles zog der deutsche Adel, um sich
französische Bildung anzueignen, die doch nur eine oberflächliche, nicht
selten unsittliche war. Nach dem westfälischen Frieden wurde der franzö-
sische Hof das Vorbild der großen und kleinen Hofhaltungen: Pracht-
bauten und Gartenanlagen wurden in den Residenzen aufgeführt; die
Sucht nach Titeln ward allgemein; unter den Städten blühten nach 1648
nur noch die Residenzen empor. — Auch der deutsche Handel war in
seiner Blüte geknickt. Seit den großen Entdeckungen hatte das atlantische
Meer die Bedeutung des Mittelmeers erhalten, Lissabon und Ant-
werpen, später London, waren die wichtigsten Handelsstationen. Da
die seefahrenden Nationen mit den von Westen kommenden Waren alle
nordischen Küsten erreichen konnten, war Deutschland nicht einmal mehr für
den Zwischenhandel wichtig. — Auf dem ganzen deutschen Volke lastete
infolge des Krieges eine finstere Macht des Aberglaubens, die aus
dem Lagerleben der Soldaten in die Städte gedrungen war. Besonders
der Glaube an Hexen war allgemein. Die Hexenprozesse wüteten am
meisten gegen die Frauen, aber auch Ratsherren und Gelehrte, Kinder
und Greise endeten am Pfahle; die Folter erpreßte die Geständnisse,
wie man sie wollte. Aber auch in den dunkelsten Zeiten blieb der Geist
lebendig, der durch die Reformation im Volke angefacht war: die frommen
Lieder Paul Gerhards und anderer frommen Sänger trösteten das
Volk in seiner schweren Leidenszeit.
In politischer Hinsicht ging Deutschland aus dem Kriege völlig
gebrochen hervor: seine schönsten Grenzländer waren in den Händen der
Fremden, und im Innern waren die Fürsten selbständig und durften
sogar mit fremden Mächten Bündnisse schließen. Deutschlands frühere
Herrlichkeit erschien wie ein Traum; seine Geschichte wäre zu Ende ge-
wesen, hätte sich nicht in den brandenburgischen Marken eine
Macht erhoben, um welche sich im Lause der Zeiten Deutschland neu
sammeln konnte.
Hoffmeyer und Hering, Hittfsbuch Ii.
11
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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TM Hauptwörter (200): [T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert]]
Das Rittertum.
133
23. Mittelalterliche Zustände.
1) Pas Htttterlum.
a. Die Erziehung des Ritters. Die Ritter bildeten im Mittelalter die Hauptstärke eines Heeres; denn sie waren den Fußgängern nicht nur durch bessere Rüstung überlegen, sondern auch dadurch, daß sie für den Kriegsdienst erzogen wurden. Schon mit dem siebenten Jahre ward der Knabe von adeliger Herkunft in das Schloß eines anderen Ritters gebracht, um hier als Edelknabe mit anderen Altersgenossen im Dienste seines Herrn und in ehrfurchtsvollem Umgange mit Edelfrauen die ersten Anfänge der Rittersitte zu lernen. Er wartete bei der Tafel auf, säuberte seinem Herrn die Waffen und übte sich im Reiten, Fechten und Schießen; so härtete er seinen Körper ab und lernte Gehorsam und Zucht. Mit dem vollendeten vierzehnten Jahre ward er durch Umgürtuug mit einem vom Priester geweihten Schwerte wehrhaft. Er hieß jetzt Knappe oder Junker (Jungherr) und lernte die Waffenkunst in strengen Übungen. Er legte seinem Herrn die Waffen an und begleitete ihn zu jeder Zeit, zu der Lust der Jagd, der Feste und Waffenspiele, sowie in die ernste Schlacht. Treue Anhänglichkeit und Sorge für seinen Herrn war seine höchste Pflicht; ihn in der Schlacht mit Schild und Schwert zu decken, ihm das Leben zu retten oder das eigene für ihn hinzugeben, war der höchste Ruhm, den ein Knappe sich erwerben konnte; Treue war seine höchste Tugend. Hatte ein Knappe das 21. Lebensjahr erreicht, so konnte er in den Ritterstand aufgenommen, zum Ritter geschlagen werden.
1). Die Turniere. Zur Erhaltung des ritterlichen Sinnes dienten vor allem die Turniere, das Hauptvergnügen für den Ritter, das ihm zugleich Gelegenheit gab, feine Kraft und Gewandtheit öffentlich zu zeigen und Ruhm und Beifall zu ernten. Die Kämpfer mußten adelig und von unbescholtenen Sitten fein. Daher waren Turnierrichter eingesetzt, welche die Turnierfähigkeit der Ritter zu prüfen hatten. Der Turnierplatz war mit Sand bestreut und mit doppelten Schranken umgeben, hinter denen das Volk stand. Für die Fürsten, Edelfrauen und für andere vornehme Personen waren prachtvolle Sitze hergerichtet. Unter rauschender Musik ritten die Kämpfer auf ihren schnaubenden Rossen in strahlender Rüstung paarweise in die Schranken. Ein Herold rief die beiden auf, welche zuerst gegeneinander streiten sollten. In vollem Galopp sprengten beide gegeneinander los. Die Spitze der Lanze ragte über das linke Pferdeohr hinaus, das Ende des Schaftes hielt der Kämpfer fest unter dem rechten Arme. Wer den Gegner aus dem Sattel hob, hatte gesiegt. Oft zersplitterten beide Lanzen, oder beide Kämpfer fielen ans dem
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Kaiser Sigismund. 145
erobert; nur Konstantinopel mit einem kleinen Gebiete widerstand noch. Aber 1453 fiel auch diese wichtige Stadt in ihre Hände und 1453 ward der Sitz des Sultans. Das ganze Abendland erschrak über diese Nachricht; aber zu einem gemeinsamen Kampfe zur Vertreibung der Ungläubigen vermochte man sich nicht aufzuraffen. Im Norden ging Holstein an Dänemark verloren; das deutsche Ordensland wurde von den Polen unterworfen. (S. 184.)
Maximilian (1493—1519), Friedrichs Iii. Sohn und Nachfolger, war von wahrhaft königlichem Anstande, unglaublicher Körperkraft und in allen ritterlichen Künsten Meister. Seinen Mut bewies er bei jeder Gelegenheit: ans der Gemsenjagd (Martinswand), im Turniere (Reichstag zu Worms) und auf dem Schlachtfelde. In feinen Kriegen gegen die Schweizer, die er wieder unter die Botmäßigkeit des Reiches zurückbringen wollte, gegen Franzosen und Türken war er nicht glücklich. Maximilian führte feine Kriege hauptsächlich mit Hilfe der Landsknechte. Sie waren Söldner, die den Krieg zu ihrer Lebensaufgabe gemacht hatten, und bildeten eine Kriegerzunft, ein Waffenhandwerk, hatten ihre eigenen Sitten, Gesetze und Ehren, ihre eigenen Lieber. Für die inneren Zustänbe Deutschland war Maximilians Regierung von Segen. Auf dem Reichstage zu Worms wurde (1495) der Lanbfrieben für ewige Zeiten festgesetzt. Jede Selbsthilfe war bamit verboten, also das seit Jahrhunberten geltenbe sogenannte Fehberecht aufgehoben. Der Übertreter biefes Gesetzes würde mit der Reichsacht bebroht. Zur Entscheidung entstehender Streitigkeiten warb das Reichskammergericht eingesetzt, ttm bas-selbe zu unterhalten und zugleich die Anfänge einer Reichswehr herzustellen , würde zum erstenmal eine allgemeine Reichssteuer, der sog. gemeine Pfennig, ausgeschrieben. Um biesen aber erheben und die gefällten Urteile ausführen zu können, würden die Grenzen des deutschen Landes genau bestimmt und biefes selber in 10 Kreise geteilt (Karte!)
Durch Maximilian würde auch der erste Anfang mit dem Postwesen gemacht, tnbem er den Grasen von Thurn und Taxis gestattete, zwischen Brüssel und Wien eine regelmäßige Fahrgelegenheit einzurichten. Glücklich war er bariu, die Macht des Hauses Habsburg durch Heiraten zu vergrößern. Seinen Sohn Philipp verheiratete er mit Johanna, der Tochter des Königs Ferbinanb von Aragonien und der Königin Jsabella von Kastilien. Aus btejer Ehe entsprossen zwei Söhne, Karl und Ferbinanb. Karl vereinigte später Aragonien und Kastilien zu dem Königreiche Spanien; er ist berselbe, welcher als beutscher Kaiser 1521 den Reichstag zu Worms abhielt. Sein Bruder Ferbinanb würde durch Heirat König von Ungarn und Böhmen und folgte feinem Bruder als beutjeher Kaiser.
Hvffmeyer und Hering, Hilfsbuch. 7. Aufl. 10
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Extrahierte Personennamen: Sigismund Maximilian_( Maximilian Friedrichs Maximilian Maximilian Maximilians Maximilians Maximilian Maximilian Philipp Philipp Johanna Karl Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Konstantinopel Holstein Friedrichs Worms Deutschland Worms Wien Aragonien Kastilien Aragonien Kastilien Spanien Ungarn
Entdeckungen. 151
Neger von der Westküste Afrikas herüberzuholen und sie statt der Indianer zu benutzen; es geschah, und damit war der Anfang zu dem schändlichen Sklavenhandel gemacht, der bis in unsere Zeit gewährt hat. Der Handel wurde in neue Bahnen gelenkt; die italienischen Seeplätze und die Hansa verloren ihre Bedeutung; Portugal, Spanien, die Niederlande und England wurden Mittelpunkte des Verkehrs und Sitze des Reichtums.
Alle diese Erfindungen und Entdeckungen trugen dazu bei, eine neue Zeit herbeizuführen.
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Extrahierte Ortsnamen: Afrikas Portugal Spanien Niederlande England