144
Alte Geschichte, Römer.
gerechtigkeiten und Grausamkeiten gegen die verbündeten Achäer
und Epiroten, welche dadurch zum wirklichen Abfall gedrängt
werden. Endlich erhält den Oberbefehl L. Aemilius Paullus, Sohn
des bei Cannæ gefallenen Consuls (s. S. 136). Dieser stellt die Dis-
ciplin im römischen Heere wieder her. drängt die Macedonier zurück
und schlägt den Perseus in der
vor Chr.
168. Schlacht bei Pydna.
(Sept.) 11,000 Macedonier gefangen, 20,000 getötet. Perseus
selbst geräth (auf Samothrake) in die Gewalt der Römer. Glänzender
Triumph des Aemilius Paullus. Die nach Rom gebrachte Beute ist
so unermesslich, dass fortan den Bürgern das Tributum erlassen
werden kann.
Auflösung des Königreichs Macédonien, welches in 4 von Rom
abhängige Eidgenossenschaften umgewandelt wird, die unter einander
weder Freizügigkeit, noch Eherecht (commercium et conubiuvi) haben
dürfen, lllyrien wird nach rascher Besiegung des Königs Genthius
(168), der mit Perseus verbündet gewesen, in 3 Bezirke mit födera-
tiver Verfassung getheilt. Ueber Èpirus wird ein grausames Straf-
gericht verhängt (70 Ortschaften werden geplündert und zerstört,
150,000 Epiroten als Sklaven verkauft). Die griechischen Kantone
werden, Freund und Feind, in das Verhältnis einer demüthigen
Klientel herabgedrückt. 1000 vornehme Achäer werden zur Unter-
suchung nach Rom geführt (unter ihnen der Geschichtschreiber Poly-
bius) und dann ohne Untersuchung 16 Jahre in italischen Städten
in Gewahrsam gehalten. Die alten Bundesgenossen der Römer,
Eumenes von Pergamus und die Rhodier, welche im Kriege eine
vermittelnde Stellung hatten einnehmen wollen, werden gedemüthigt
und den letzteren ihre Besitzungen auf dem Festlandc abgenommen,
ln einem zwischen Syrien und Aegypten ausgqbrochenen Kriege
schreitet der Senat als Schutzherr beider Mächte ein. Der römische
Gesandte C. Popillius Laenas befiehlt dem König Antiochus Iv-
von Syrien vor Alexandria in herrischer und beleidigender Weise
den Rückzug. (Er zieht mit einem Stabe einen Kreis um den König
und heifst ihn sich entschliefsen, bevor er aus dem Kreis heraustritt;
Polybius Xxix, 27.)
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Deutschland unter Karl Vi.
385
1714—1718. Krieg der Türken gegen Venedig und, seit 1716, gegen
den Kaiser. Leichte Einnahme von Morea durch die
Türken, die Venetianer behaupten nur Corfu. In Ungarn wird der
Krieg durch Prinz Eugen ruhmvoll geführt. Sieg bei Peterwardein
(1716). Sieg, Belagerung und Einnahme von Belgrad (1717).
1718. Friede zu Passarowitz (Posharewatz).
1) Oesterreich erhält das Temesvarer Banat, einen Theil von
Serbien mit Belgrad und die kleine Wallachei. 2) Venedig behält
die eingenommenen Plätze in Dalmatien, überlässt der Pforte Morea.
Die Wegnahme Sardiniens (1717) und Siciliens (1718) durch
die Spanier (,Elisabeth von Parma, zweite Gemahlin Philipps V. und
ihr Günstling, der Minister und Cardinal Alberoni, beabsichtigen
die Nebenländer, wieder mit der spanischen Monarchie zu vereinigen)
bewirkt die
1718. Quadrupelallianz zur Aufrechterhaltung des Utrechter Frie-
dens, geschlossen vom Kaiser, England, Frankreich,
in Hoffnung des Beitritts der Pepublik Holland.
Nach einem kurzen Kriege und dem Sturze Alberonis (geht
nach Rom, f 1752) werden die Verabredungen der Quadrupelallianz
im Jahre 1720 zur Ausführung gebracht:
1) Spanien räumt Sicilien und Sardinien und verzichtet für
immer auf die Nebenländer, wogegen der Kaiser die spanischen
Bourbonen anerkennt. 2) Savoyen muss Sicilien (s. S. 330) mit
Sardinien vertauschen, seitdem nennen sich die Herzoge von Savoyen:
Könige von Sardinien.
Kaiser Karl Vi. ist ohne männliche Nachkommen. Seine haupt-
sächlichste Bemühung während seiner ganzen Regierung geht dahin,
die verschiedenen, unter österreichischem Scepter vereinten Länder
nach seinem 'Tode ungctheilt zu erhalten. Deshalb Festsetzung einer
Erbfolgeordnung unter dem Titel
Pragmatische Sanktion,
welche 1) die Untheilbarkeit der zur österreichischen Monarchie
gehörigen Länder anordnet, 2) dieselben in Ermangelung männlicher
Nachkommen auf Karls Töchter (die älteste Maria Theresia) und
deren Nachkommen nach dem Erstgeburtsrecht vererbt, 3) im Fall
(S, 336 u. 337 folgen 2 genoal. Tafeln; Fortsetz, d. Textes S. 338.)
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Venedig Corfu Ungarn Belgrad Oesterreich Serbien Belgrad Venedig Dalmatien Morea Parma England Frankreich Pepublik_Holland Rom Spanien Sicilien Sardinien Sicilien Sardinien Sardinien Karls
Deutschland, Siebenjähriger Krieg.
347
15. Aug. Sieg Friedrichs bei Pfaffendorf (Liegnitz) über die Oester-
reicher unter Laudon.
Der Könighindert die Vereinigung der Oesterreicher u.russen.
Tjeberfall und Brandschatzung Berlins (Oktober) durch die
Russen (Tottiehen), die sich beim Heranrücken des
Königs zurückziehen. Blutiger
3. Nov. Sieg Friedrichs bei Torgau (Ziethen) über die Oester-
reicher unter Daun.
1761. Friedrich im Lager von Bunzelwitz (bei Schweidnitz) den
vereinigten Oesterreichern (Laudon) und Russen (Butur-
lin) gegenüber, die nichts Entscheidendes gegen den König wagen.
Trennung der verbündeten Heere. Schweidnitz wird von den Oester-
reichern, Kolbcrg von den Russen genommen. Bedrängte Lage
Friedrichs, der in Folge von Georgs Iii. Thronbesteigung (1760)
auch ohne englische Hülfsgelder ist. Der
1762. Tod der Kaiserin Elisabeth von Russland wird Preußens
(5. Jan.) Rettung. Ihr Nachfolger, Peter Iii., ein Verehrer
Friedrichs, schliefst mit Preußen den Waffenstillstand
zu Star gar d (16. März) und darauf den
Frieden zu St. Petersburg (5. Mai).
Russland gibt seine Eroberungen zurück, beide Theile entsagen
allen feindlichen Verbindungen. Dieser Friede bewirkt den
Frieden zu Hamburg (22. Mai) mit Schweden, Zurückführung
der Dinge auf den Stand vor dem Kriege (status quo ante bellum).
Das beabsichtigte Bündnis der Russen und Preußen wird durch
Peters Iii. Entthronung (9. Juli) vereitelt. Seine Nachfolgerin
Katharina Ii. ruft ihre Truppen von Friedrichs Heer ab.
Die Russen helfen durch ihre unthätige Gegenwart
zu dem
1762. Sieg Friedrichs bei Burkersdorf (Reichenbach) über die
21. Juli. Oesterreicher (Daun). Nachdem Prinz Heinrich in der
29. Okt. Schlacht bei Freiberg
die Ocsterreicher und Reichstruppen geschlagen hatte
und im November die Friedenspräliminarien zu Fontaineneau
(s. S. 359) zwischen England und Frankreich die Zurückziehung
der französischen Truppen aus Deutschland festgesetzt hatten, kommt
zwischen Oesterreich und Preußen zu Stande der
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrichs Elisabeth Peter_Iii Friedrichs Peters Katharina_Ii Friedrichs Friedrichs Heinrich Heinrich Freiberg
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Friedrichs Liegnitz Oester- Berlins Friedrichs Torgau Oester- Bunzelwitz Schweidnitz Schweidnitz Oester- Friedrichs Georgs Russland Friedrichs Petersburg Russland Hamburg Schweden Friedrichs Friedrichs Daun England Frankreich Deutschland Oesterreich
Deutschland, Joseph Il, Der Norden.
351
1785. Kaiser Josephs Projekt eines Ländertausches,
wonach Karl Theodor ganz Baicrn an Oesterreich ab-
treten und dafür die österreichischen Niederlande (Belgien) aufser
Luxemburg und Namur als Königreich Burgund erhalten soll.
Frankreich verhält sich gleichgültig, Kussland unterstützt das Projekt
und sucht durch Zureden und Drohungen den bairischen Thron-
erben, den Pfalzgrafen von Zweibrücken, zur Einwilligung zu be-
wegen. Dieser wendet sich um Hülfe an Friedrich den Grofsen,
welcher noch ein Jahr vor seinem Tode (1786,17.Aug.) den
1785 (Juli). Deutschen Fürstenbund
zwischen Preußen, Kur-Sachsen, Hannover zu Stande
bringt, dem dann Braunschweig, Mainz, Hessen-Kassel, Baden,
Mecklenburg, Anhalt und die thüringischen Länder beitreten.
Widersetzlichkeiten gegen Josephs Reformen in den österreichischen
Niederlanden und in Ungarn. Die Aufhebung der Verfassung von
Brabant bewirkt einen Aufstand der belgischen Provinzen (1789).
Krieg mit den Türken (s. S. 356). Tod Josephs (1790).
1790—17955. Leopold Ii. Kaiser,
Josephs Bruder und Nachfolger, überwältigt den bel-
gischen Aufstand, stellt aber zugleich die alten Verfassungen und
Privilegien her. Durch die Conferenzen in Reichenbach wird ein
Krieg mit Preußen abgewendet, welches (31. Januar 1790) einen
Vertrag mit den Türken abgeschlossen hatte, um denselben günstigere
Friedensbedingungen von Oesterreich uncl Russland zu erwirken
(vgl. S. 356).
§. 4. Dänemark, Schweden, Russland, Polen.
Dänemark (mit Norwegen), seit Beendigung des Nordischen
Krieges im vollständigen Besitz Schleswigs, erfreut sich unter
Friedrich Iv., Christian Vi., Friedrich V., Christian Vii. (Graf
Bernstorjf Minister) eines langen inneren und äufseren Friedens.
Unter dem schwachen Christian Vii. revolutionäre Reformversuche
nach Art Kaiser Josephs Ii. durch den Deutschen Struensee (geb.
in Halle, Arzt in Altona, Reisebegleiter des Königs, Erzieher des
Kronprinzen, Günstling der Königin Karoline Maihilde, Premier-
minister, Graf), welcher 1772 durch eine Verschwörung (Königin
Mutter Juliane Marie) gestürzt und mit seinem Frcundo Brand
enthauptet wird. — Die Streitigkeiten mit der Holstein-Gottorpschen
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Extrahierte Personennamen: Joseph_Il Josephs Karl_Theodor Karl Friedrich Friedrich Josephs Leopold_Ii Leopold Dänemark Friedrich_Iv. Friedrich_Iv. Christian_Vi Friedrich_V. Friedrich_V. Christian_Vii Graf
Bernstorjf Christian_Vii Karoline_Maihilde Juliane_Marie
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Oesterreich Belgien Luxemburg Namur Burgund Frankreich Hannover Mainz Hessen-Kassel Baden Mecklenburg Ungarn Brabant Josephs Josephs Reichenbach Oesterreich Russland Schweden Russland Polen Norwegen Schleswigs Josephs Altona
Erste französische Revolution, Direktorium.
375
gemäfsigtcn Republikanern eine neue Gefahr in der Opposition der
Jloyalisten.
Unterdessen war im Winter 1794—1795 Pichegru in Holland
oingerückt. Flucht des Erbstatthalters nach England, Begründung
der batavischen Republik (1795—1806), welche an Frankreich hol-
ländisch Flandern abtritt. Toskana tritt von der Coalition zurück
und schliefst Frieden mit Frankreich. Preußen, finanziell erschöpft,
schliefst mit dem Konvent den
179*5. Frieden Zu Basel (Hardenberg),
(April). dem Sachsen, Hannover und Hessen-Kassel beitreten.
Oeffentliehe Bedingungen: 1) Frankreich bleibt bis zum
Reichsfrieden im Besitz auch des preufsischen Gebietes am linken
Rheinufer. 2) Eine Demarkationslinie setzt die Neutralität des nörd-
lichen Deutschlands fest. Geheime Bedingung: Preußen willigt in
die definitive Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich und
erhält die Zusicherung einer Entschädigung1 durch Säkularisationen
in Deutschland.
Nach bedeutenden Erfolgen der Franzoseh wird auch mit Spanien
ein Friede zu Basel geschlossen. Spanien tritt seinen Antheil an Do-
mingo ab, erhält aber alles Uebrige zurück. (Godoy Friedensfürst).
lrn Seekriege behalten die Engländer meist die Oberhand.
1795. (8. Juni). Tod des schändlich misshandelten 9jährigen
Dauphin (Ludwig Xvii.) im Temple.1
27. Juni. Engländer und Emigranten landen bei Quiberon
(Bretagne), werden aber am 15. Juli von Hochc geschlagen.
In Paris wird eine neue (dritte) Verfassung durchgesetzt.
Die ausübende Gewalt wird einem Direktorium von fünf Per-
sonen, die gesetzgebende dem llathe der Alten (250) und dem Rathe
der Fünfhukwert übertragen, aber festgesetzt, dass für diesmal 2/3
der Mitglieder beider Räthe aus den Konventsmitgliedern gewählt
werden müssen. Gegen diese Wahlbeschränkung erheben sich die
von den Royalisten bearbeiteten Pariser Sektionen (Stadtviertel) in
einem Aufstande. Auf Barras Antrag wird General Bonaparte an
1 Der offiziell festgestellte, durch viele Zeugen beglaubigte Tod
dos Dauphin unterliegt keinem Zweifel. Die später unter seinem
Namen auftretenden Prätendenten waren sämmtlich Betrüger.
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Extrahierte Personennamen: Hardenberg Godoy_Friedensfürst Ludwig_Xvii Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Holland England Frankreich Frankreich Basel Sachsen Hannover Hessen-Kassel Frankreich Deutschlands Frankreich Deutschland Spanien Bretagne Paris
Russland und Polen.
355
that. Bemühungen der Tlieilungsmächte, die polnische Verfassung,
d. h. die Anarchie, aufrecht zu erhalten.
1708—17 74. Erster Krieg Katharinas gegen die Türken,
mit Glück geführt. Die türkische Flotte wird von der
russischen hoi der Insel Chios (Tschesme, 1770) geschlagen u. verbrannt.
Während des Krieges Aufstand des Kosacken Pugatscheiv, der sich
für Peter Iii. ausgibt. Romanzoffs Erfolge, der den türkischen
Grofsvezier bei Schumla einschliefst, bewirken den
17 74. Frieden von Kutschuck Kainardsche.
1) Russland erhält Kinburn, in der Krim Jenilcale
und Kertsch mit ihren Distrikten und bekommt freie Handelsschiff-
fahrt auf allen türkischen Meeren. 2) Die Tataren in der Krim und
am Kuban werden für „unabhängig“ erklärt. 3) Rückgabe der
Eroberungen in der Moldau und Wallachei an ihre Fürsten, welche
Russland fortan in Constantinopel der Pforte gegenüber vertritt.
Fürst Potemkin, Günstling Katharinas, wird bald allmächtig und
leitet Alles nach seiner Laune und Willkür.
1780. Bewaffnete Seeneutralität,
zunächst zur Sicherung dos Handelsverkehrs während
des nordamerikanischen Krieges (s. S. 360). Von Russland ange-
regt, treten ihr nach und nach bei: Dänemark, Sehweden (1780),
Preußen, Oesterreich (1782), Portugal (1783); Spanien und Frank-
reich erkennen sie an. Dem Beitritt Hollands kommt England
durch eine Kriegserklärung zuvor.
Forderungen der bewaffneten Neutralität: 1) Freie Schifffahrt
neutraler Schiffe von Hafen zu Hafen und an den Küsten krieg-
führender Mächte. 2) Feindliches Eigonthum ist frei in neutralen
Schiffen (le pavillon couvre la marcliandisc), mit Ausnahme der
Kriegscontrebandc. 3) Genaue Bestimmung, was ein blockirtcr Hafen
ist; eine nur nominelle Blockade, d. h. eine nicht durch die genügende
Zahl von Kriegsschiffen in der Nähe des Hafens aufrecht erhaltene,
wird für unzulässig erklärt.
Katharinas und Potemkins Plan, die Türken aus Europa
zu vertreiben und das griechische Kaiserthum (als
’ Secundogenitur des russischen Kaiserhauses, Grofsfürst
1782. Constantin) wied erber zustellen. Die Krim (Taimen)
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Extrahierte Personennamen: Peter_Iii Romanzoffs Kutschuck_Kainardsche Constantin
Extrahierte Ortsnamen: Russland Polen Katharinas Chios Russland Krim_Jenilcale Kuban Moldau Russland Constantinopel Katharinas Russland Oesterreich Portugal Spanien England Katharinas Europa
Zweite und dritte (letzte) Theilung Polens.
357
Der König tritt der Conföderation von Targowitz bei. die neue Ver-
fassung wird aufgehoben. Einmarsch preußischer Truppen unter
dem Vorwände der Unterdrückung des Jakobinismus; Wegnahme
Danzigs (1793). Eine gemeinschaftliche Erklärung Russlands und
Preußens bekundet den Polen, dass Russland und ihr früherer Ver-
bündeter sich schon vorher verständigt hatten. Auf dem Reichs-
tage zu Grodno wird die Einwilligung der Nation zu den neuen
Abtretungen erzwungen:
Russland nimmt den gröfsten, noch übrigen Theil Litauens,
Wolhynien und Podolien, Preußen nimmt Danzig und Tliorn und
ganz Grofspolen (nun Südpreufscn genannt). Aufserdem erzwingt
Russland einen Unionstraktat, durch welchen es 1) freien Einmarsch
seiner Truppen in Polen, 2) die Leitung aller künftigen Kriege und
3) das Bestätigungsrecht aller Verträge Polens mit auswärtigen
Mächten erhält.
1794. Revolution in Polen, Kosciusko an der Spitze. Die Russen
unter Igelström in Warschau theils niedergemetzelt,
theils zur Stadt hinausgeschlagen. Die Preußen rücken ein, schlagen
Kosciusko bei Sczekozyn, nehmen Krakau, belagern vergeblich
Warschau. Die Russen siegen bei Brzesc und bei Madziejowice.
Kosciusko gefangen.1 Erstürmung und Blutbad von Praga durch
Swooroff.
1795. Dritte und letzte Theilung Polens.
Bei dieser letzten Theilung nimmt jede der drei Mächte
folgende Theilo Polens in Besitz:
1) Preußen: Masovien mit Warschau, das Land zwischen
Weichsel, Rüg und Njemen (Neu-Ostpreufsen), Theil von Krakau
(Neu-Schlesien). 2) Oesterreich: Westgalizien bis zum Bug. 3) Russ-
land : Alles übrige Oestliche. Durch die drei Theilungen erhalten
die Mächte etwa folgenden Zuwachs:
Russland 8500 Q Meilen mit G Millionen Einwohnern,
Oesterreich 2100 Q]Meilen mit 4 Millionen Einwohnern,
Preußen 2700 Q Meilen mit 2v2 Millionen Einwohnern.
1795. Die Vernichtung des polnischen Staates hat auch die Ein-
verleibung Kurlands in Russland zur Folge. Kurland,
1 Das bekannte „Finis Poloniae“ hat Kosciusko, wie er selbst
öffentlich mit Entrüstung erklärt hat, niemals gesagt.
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Extrahierte Ortsnamen: Polens Danzigs Russlands Polen Russland Grodno Russland Wolhynien Podolien Danzig Russland Polen Polens Polen Warschau Krakau Warschau Polens Polens Warschau Krakau Oesterreich Russland Oesterreich Russland Kurland
Erste französische Revolution, Consularregierting. 381
1799. (6. Okt.). Herzog v. York geschlagen, capitulirt bei Alkmar.
9. Okt. Bonaparte aus Aegypten zurück, landet in Fréjus,
stürzt im Einverständnis mit den Direktoren Sieyès und
Roger-Ducos und seinem Bruder Lucian Bonaparte,
Präsidenten des Käthes der Fünfhundert, durch den
1799. Staatsstreich des 18ten Brumaire
(9. Nov.). das Direktorium und sprengt am folgenden Tage den
Rath der Fünfhundert.
1799—1804. Consularregierung,
mit Napoléon Bonaparte als Regenten unter dem Titel
eines ersten Consuls auf 10 Jahre und den zwei von ihm ernannten
Consuln Cambacérès und Lebrun mit berathender Stimme.
Die neue (vierte) Verfassung, ursprünglich aus Sieyès Kopfe
hervorgegangen, aber von Napoléon bedeutend verändert und durch
Abstimmung von der ganzen Nation angenommen, lässt den Schein
einer Republik bestehen, schafft aber in Wirklichkeit eine Militär-
monarchie. Ein Senat (80 reich besoldete und wenig beschäftigte
Senatoren) ernennt aus den von den Départements cingesendcten
Namenlisten die Mitglieder der gesetzgebenden Geivalt, die obersten
Beamten und Richter. Gesetzgebende Gewalt ohne Initiative:
a) Tribunat (100), debattirt über die Vorschläge der Regierung ohne
abzustimmen; b) Gesetzgebender Körper (300), hat diese Vorschläge
ohne Debatte anzunehmen oder abzulehnen. Die ausübende Gewalt
in den Händen des ersten Consids, dem ein Staatsrath zur Seite steht.
Errichtung der Präfekturen (Verwaltung der Départements)
und Unterpräfekturen (Verwaltung dor Arrondissements), und da-
mit Schöpfung der noch heute in Frankreich bestehenden Centrali-
sation der Verwaltung. Neue Steuererhebung, Receveur général für
jedes Département, (unter dem 2. Kaiserreiche aufgehoben), receveur
particulier für jedes Arrondissement. — Code Napoléon begonnen.
Die Friedensanerbietungen des ersten Consuls zurückgewiesen,
nur Kaiser Paul von Russland wird durch schmeichelhafte Schritte
Seitens Napoléons der Coalition abwendig gemacht. Vertheidigungs-
bündnis zwischen Russland und Schweden (1799), engerer Anschluss
Russlands an Preußen (1800). Paul zerfällt mit England wogen
Malta. Erneuertes Projekt der bewaffneten Neutralität. Nordische
Konvention (1800).
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Erstes franz. Kaiserreich, Krieg mit Preußen und Russland. 389
erbieten Napoléons an England, Preußen das ihm eben aufgedrungene
Hannover wieder abzunehmen.
Gefahrvolle Lage Preußens beim Ausbruch des Krieges. J)ie
Stärke des Staates ruhte bei gänzlicher Trennung von Wehr- und
Bürgerstand auf einem wenig geübten, theilweise axs Fremden be-
stehenden Heere, einem Feldherrn der sich überlebt hatte und Führern,
welche hoclimüthig und stolz auf den alten preufsischen Kriegsruhm
die Franzosen verachteten. Keine Bundesgenossen aufser Sachsen
und dem fernen Russland. Unentschlossenheit im Kabinet und in
der Kriegsleitung.
1806. Zusammenziehung des preufsischen Heeres in Thüringen
unter Anführung des alten Herzogs von Braunschweig.
10. Okt. Der Vortrab der Preußen bei Saalfeld geschlagen. Prinz
Louis Ferdinand fällt. Das Hauptheer wird in der
Ihott. Doppelsctlacht bei Jena und Auerstädt
14. Okt. vollständig besiegt. Auflösung des Heeres. Die Reserve-
armee unter Prinz von Wurtemberg wird bei Halle
geschlagen und zersprengt.
Napoléon in Berlin (27. Okt.). Fürst von Hohenlohe muss mit
12,000 Mann bei Prenzlau die Waffen strecken (28. Okt.), Blücher
muss sieh, nach tapferem Kampfe in Lübeck, mit seinem ganzen
Korps bei Ratkau (7. Nov.) als Kriegsgefangener ergeben. Unglaub-
lich rasche Uebergabo der Festungen: Erfwrt, Spandau, Stettin,
Küstrin, Magdeburg, Hameln; nur Kolberg (Gneisenau, Schill,
Nettelbeck) und Graudenz (Courbüre) halten sich tapfer. Vertagung
des Herzogs von Braunschweig (f 10. Nov. in Ottensen) und des
neutralen Kurfürsten von Hessen. Von Berlin aus verfügt Napoléon
die unsinnige Kontinentalsperre gegen England (21. Nov.). Ein-
marsch der Franzosen, Baiern und Würtemberger in Schlesien.
Aufruf zum Aufstande an die Polen. Separatfriede und Bündnis
Napoléons mit dem Kurfürsten von Sachsen (11 Dec.), welcher als
König dem Rheinbünde beitritt. Besetzung Hannovers und der
Hansestädte.
Ino*. Breslau fällt, bald darauf die meisten schles. Festungen.
Nach mehreren blutigen Treffen in der Nähe von
Pnltusk kämpfen Preußen (Lestocq) und Russen (Bennigsen) gegen
di« Franzosen unentschieden in der mörderischen
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Extrahierte Personennamen: Louis_Ferdinand Ferdinand Hohenlohe Nettelbeck Bündnis
Napoléons
Extrahierte Ortsnamen: Russland England Sachsen Russland Thüringen Braunschweig Saalfeld Jena Wurtemberg Berlin Prenzlau Spandau Stettin Magdeburg Hameln Kolberg Braunschweig Ottensen Hessen Berlin England Baiern Schlesien Polen Sachsen Rheinbünde Breslau
398
Neuere Geschichte, Dritto Periode.
durch den Feldzug mindestens 300,000 kräftige junge
Männer zu Grunde.
1812. York schliefst in der Poscherunschen Mühle bei Tau-
30. Dec. roggen einen Noutralitätsvertrag mit dem russischen
General Diebitsch.
1813 und 1814. Der Grosse Freiheitskrieg
der Verbündeten gegen Napoleon.
3. Febr. Aufruf König Friedrich Wilhelms Iii.
von Breslau aus zur Bildung freiwilliger Jägerkorps,
worauf dio kampffähige Jugend zu den Waffen eilt.
1813. Bündnis zu Kalisch
28. Febr. zwischen llussland und Treufsen.
1) Angriffs- und Verthoidigungsbündnis mit Bestimmung
der beiderseitigen Hi'ilfsheere. 2) Wiederherstellung der preufsischen
Monarchie nach den alten Verhältnissen. 3) Einladungen zum Bei-
tritt an Oesterreich und England.
1813. Vertrag zwischen England und Schweden: England zahlt
3. März. 1 Million Thaler Subsidien und verspricht, sich der
Vereinigung Norwegens mit Schweden nicht zu wider-
setzen. Schweden sendet den Verbündeten ein Hülfsheer vo-n 30,000
Mann unter Anführung seines Kronprinzen Bcrnadotte. Das laue
und zweideutige Benehmen dieses Führers lähmt später dio ganze
Nordarmee.
1813. (17. März). Aufruf Friedrich Wilhelms Iii „An mein Volk“
und „An mein Kriegsheer“, Verordnung zur Errichtung
der Landwehr und des Landsturms. Eisernes Kreuz.
März. Aufstand in Hamburg, Tettenborn zieht ein. Die Herzoge
von Mectclenbv/rg sagan sich vom Rheinbünde los.
(Jan.) In Frankreich stellt der Senat dem Kaiser 250,000 neu
Auszuhebende zur Verfügung.
Gewaltige Rüstungen auf beiden Seiten, dio Elbe bildet
die Grenze zwischen den kriegführenden Parteien, nur
sind Danzig, Stettin, Küstrin, Glogcm von den Fran-
zoson besetzt.
27. März. Besetzung Dresdens nach Abzug de» Marschalls Davout
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Extrahierte Personennamen: Dritto Napoleon Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Kalisch Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms
Extrahierte Ortsnamen: Tau- Breslau Oesterreich England England Schweden England Norwegens Hamburg Mectclenbv/rg Rheinbünde Frankreich Danzig Stettin Dresdens