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§ 111. Die Ottone. Heinrich Ii. der Heilige. 305
Anmerkungen..
1. Memleben, Dorf im preußischen Regierungsbezirk Merseburg. Basautello, h. Sqnillace, eine Stadt in Unteritalien.
2. Otto I. war nicht bloß ein kräftiger König, sondern auch ein frommer und gebildeter Mann, der vier Sprachen redete: deutsch, lateinisch , romanisch und slavisch. Besonders großmütig zeigte er sich gegen feilten Bruder Heinrich, der die königliche Würde beanspruchte. Zur Zeit, als Otto geboren wurde, war Heinrich nämlich noch nicht Kaiser, sondern nur Herzog. Heinrich der Sohn aber wurde nicht dem Herzog, sondern dem Kaiser geboren (912). Viermal zettelte Heinrich Verschwörungen gegeu den Kaiser an und viermal verzieh ihm Otto und gab ihm seine Länder wieder. Aber wie seine Großmnt, konnte er auch feine Kraft zeigen und schonte dann niemanden, wie er denn selbst die Ritter des Frankenherzogs, die seine Botmäßigkeit nicht anerkennen wollten, Hunde tragen ließ, was damals der größte Schimpf bei den Deutschen war.
3. Otto I. ließ sich mit großer Pracht zu Aachen krönen, während die deutschen Könige bisher sich mit der Salbung begnügt hatten. Bei dieser Krönung erscheinen zum erstenmale die Erzämter, da Giselbert von Lothringen das Amt eines Kämmerers, Eberhard von Franken das Amt des Truchseß (Trug 's Eß), Hermann von Schwaben das Amt des Mundschenken und Arnulf von Bayern das Amt des Marschalks verwaltete. Auch zum Könige der Lombarden ließ sich Otto in Pavia krönen. Er nahm zuerst den Titel: „Geheiligte Majestät" an. Von ihm wurden die Bistümer Brandenburg, Havelberg, Meißen, Oldenburg, Zeiz, Merseburg gestiftet und, um diesen Bistümern einen Mittelpunkt zu geben, das Erzbistum Magdeburg gegründet.
4. So anhänglich auch Otto I. an die Kirche war, so hat er doch — wenn auch gegen feinen Willen — Veranlassung zu späteren Streitigkeiten zwischen Kirche und Kaiser gegeben. In Rom wühlten nämlich seit den ältesten Zeiten immer politische Parteien, namentlich waren die römischen Adeligen unter sich beständig uneins und wollten ihren Einfluß auf die Besetzung des päpstlichen Stuhles geltend machen. Während die Päpste auf der Seite der Kaiser standen, waren die Römer selbst — wie alle Italiener — voll Ingrimm gegen die Deutschen, deren Oberhoheit sie nur gezwungen anerkannten. So oft daher die Kaiser Italien den Rücken gewendet, fing die den Deutschen feindlich gesinnte Partei wieder ihre Umtriebe an, daß es nie Ruhe gab, einzelne Päpste sogar in Lebensgefahr kamen und mißhandelt wurden. Das Schlimmste jedoch, was über die Kirche kam, war, daß römische Adelsfamilien soweit gingen, schlechte und lasterhafte junge Verwandte mit Waffengewalt auf den päpstlichen Stuhl zu erheben, um das Besitztum der Kirche an sich ziehen zu können. Ein solcher schlechter Papst war Johann Xii., den sein Vater, der römische Fürst Alberich als Papst einsetzte und mit Gewalt auf dem Heiligen Stuhle hielt. Damit nun so schändliche Greuel, welche schon mehrmals vorgekommen waren, nicht wieder vorkamen, ließ 011oi. die Römer schwören, keinen Papst ohne seine oder seines Sohnes Otto Ii. Zustimmung vom römischen Stuhle Besitz nehmen zu lassen. Begreiflich konnten die Römer nur für sich, ihre jeweilige Person, schwören; der Eid bezog sich ja nur auf die Gegenwart, so lange nämlich Otto I. und Otto Ii. regierten, und durch diesen Eid konnte den Kirchen-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Ii Heinrich Basautello Otto_I. Heinrich Heinrich Otto Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich_Verschwörungen Heinrich Otto Otto_I. Eberhard_von_Franken Hermann_von_Schwaben Arnulf_von_Bayern Otto Otto_I. Johann_Xii Johann Alberich Otto Otto_I. Otto
Erstes Buch.
Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie
durch Kyrns.
Die Urgeschichte.
Erstes Kapitel.
Die Erde als Wohnplaß des Menschengeschlechts.
Unsere Erde ist eine Kugel von 5400 Meilen Umfang, und ihre
Oberfläche ist 9,282,000 Ouadratmeilen groß, von welcher das Wasser
6,900,000 Quadratmeilen, das Land also nicht ganz 2,400,000 Qua-
dratmeilen einnimmt. Diese ungeheure Kugel schwebt frei im großen
Welträume, wie wir in weiter Ferne Sonne, Mond und Sterne
schweben sehen. Gottes Allmachtshand Halt und tragt sie, gebietet
ihren Theilen, sich gegenseitig anzuziehen und aneinander zu schließen,
und Er führt die Erde ihre Bahn, so lange es ihre Bestimmung ist
unter den andern Sternen zu wandeln. Der Erdboden selbst erhebt sich
in mannigfaltiger Form bis zu 28,000 Fuß über den Spiegel des Meeres;
die größeren Höhen, Gebirge genannt, sind es hauptsächlich, welche das
Wasser einsaugen, das als Dunst in der Luft schwebt; es sickert in ihnen
hinunter und tritt als Quelle hervor; Schnee, Regen, Thau und Hagel
verstärken durch ihren Zufluß die Quellen, diese werden zu Bächen und
Flüssen, welche durch die tiefen Furchen der Gebirge dem Meere zurinnen,
das sie aufnimmt, wieder in Dunst verwandelt und als Wolken
entsendet, welche die Winde über die Erde hinwegtragen, damit Thiere
und Pflanzen erquickt werden. Unzählige Gewächse bekleiden den Erd-
boden, von dem Tange auf des Wassers Grund bis zu der Flechte, welche
sich an das Felsenhorn des Hochgebirges heftet, und in Luft, Wasser,
1«
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Karl nimmt den Kaisertitel an.
65
Hoffnung, unterwarfen sich Karln und nahmen die Taufe; die andern
Häuptlinge folgten dem Beispiele und der Widerstand schien erloschen.
Aber 793 machte sich der Haß gegen Karln und die Franken blutig
Luft; diesesmal waren es besonders die Liten, welche aufstanden; der
Zehenten, den sie an die Kirche entrichten sollten, erbitterte sie, und nicht
weniger die Heerfolge, welche sie Karln gegen die Slaven leisten muß-
ten. Der Aufstand wurde jedoch unterdrückt, so oft er sich wiederholte;
10,000 sächsische Familien verpflanzte Karl in entfernte Gegenden und
ersetzte sie durch fränkische Bevölkerung, baute Burgen und versah dieselben
mit Besatzungen. Mit dem Zahre 804 war der Sachsenkrieg zu Ende;
einzelne Gewaltthaten kamen aber noch längere Zeit vor; auch blieben
viele Sachsen ihren Göttern im Herzen getreu und feierten ihnen auf
den Bergen nächtlicher Weile die alten Feste. Karl stiftete im Sachsen-
lande acht Bisthümer: Osnabrück, Minden, Verden, Bremen, Paderborn,
Münster, Halberstadt und Hildesheim, und in nicht langer Zeit wurden
die Sachsen eifrige Christen und blieben dabei ein kräftiger, ja herr-
licher deutscher Volksstamm.
Karl nimmt den Kaisertitel an (800).
Durch den Sieg über die Sachsen war der Sieg des Christenthums
in Europa entschieden; wären die Sachsen Heiden geblieben, so wäre
dieser mächtige Volksstamm in späterer Zeit (sie wurde trübe genug)
gewiß einmal losgebrochen und hätte seine Macht und mit derselben
das Heidenthum über Deutschland ausgebreitet; wo würde dann den
heidnischen Sachsen, Normannen, Slaven und Mohammedanern gegen-
über noch ein christliches Volk gewesen sein? Vor einer solchen Zukunft
schützte Karl die Christenheit. Sein Ruhm verbreitete sich über die Erde;
zu ihm kamen Gesandte des Chakans der Hunnen, des griechischen Kai-
sers, des Königs von Asturien, des Chalifen Harun al Radschid und
ehrten ihn durch Geschenke. Er war der mächtigste Fürst Europas, der
Beschirmer des Chriftenthums gegen Heiden und Mohammedaner, und
nun nahm er auch den ehrenvollsten Titel an, welchen es gab, nämlich
des römischen Kaisers. Karl war wie sein Vater Patricius von Rom und
hatte mit Papst Adrian I. (772—795) in enger Freundschaft gelebt;
dessen Nachfolger Leo Iii. wurde 799 bei einem Aufstande der Römer
schwer mißhandelt und hatte sich mit Mühe nach Spoleto gerettet. Da-
mals nämlich wie auch später war Rom der Schauplatz der heftigsten
Parteikämpfe, die am häufigsten bei einer Papftwahl zum Ausbruch
kamen; denn da die Bürgerschaft der Stadt und die Adeligen des Stadt-
gebiets den von dem römischen Klerus gewählten Papst in öffentlicher
Versammlung durch ihren Zuruf gewissermaßen zu bestätigen hatten,
Bumüller, Gesch. d. Mittelalters.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Harun Karl Leo_Iii Leo
Extrahierte Ortsnamen: Sachsenkrieg Minden Bremen Paderborn Halberstadt Hildesheim Sachsen Europa Sachsen Deutschland Sachsen Asturien Europas Rom Spoleto
Das Zeitalter der Kreuzzüge.
193
königlichen Gerichtsbarkeit und des königlichen Schatzkammerhofes auf
Kriminal- und Regaliensachen; Bestätigung eines höchsten Gerichtshofs
in Civilsachen mit festem Sitze in Weftmünster; kein freier Mann darf
verhaftet oder in das Gefängniß gesetzt, seines Grundbesitzes beraubt oder
sonst gewaltthätig behandelt werden außer durch den Spruch eines aus
seinen Standesgenossen zusammengesetzten Gerichts; die alten Rechte und
Freiheiten der Städte, Flecken, Seehäfen und fremden Kaufleute werden
bestätigt; im ganzen Reich gilt gleiches Maß und Gewicht; jeder Freie
hat die Erlaubniß in Friedenszeiten außer Landes zu gehen und wieder
zurückzukehren; Einschränkung der Bedrückungen des Forstgesetzes; die
Freiheiten, welche der König seinen Vasallen bewilligt, sollen auch den
Vasallen der geistlichen und weltlichen Herren zugestanden werden; eine
außerordentliche Befteurung kann nur mit Einwilligung des Parlaments
(Reichstags, Landtags) stattfinden.
Als dem König die Magna charla abgedrungen war, wurde er
fast wahnsinnig vor Zorn und rüstete sich mit dem größten Nachdrucke.
Mit seinen Söldnerschaaren bedrängte er seine Gegner in dem neuen
Kriege dermaßen, daß sie dem französischen Kronprinzen Ludwig die
englische Krone antrugen. Dieser landete wirklich mit einem Heere bei
Sandwich (Mai 1216) und hatte auch schon einige Vortheile erfochten, als
König Johann im Oktober unvermuthet starb. Nun verließen die mei-
sten englischen Barone den französischen Prinzen und huldigten Hein-
richen Hi., dem Sohne Johanns, wodurch sich jener genöthigt sah, 1217
wieder nach Frankreich zurückzukehren. (Wie Heinrich Hi. sich mit Lud-
wigen Ix. wegen der englischen Besitzungen in Frankreich verglich, ist
bereits S. 187 ff. gesagt worden.)
Lweiundzrvanzigstes Kapitel.
Das Zeitalter der Kreuzzüge.
Mit den Kreuzzügen ist die Hauptepoche des Mittelalters vorbei;
lnit dem Aufgebot aller Kräfte hat die europäische Christenheit während
desselben nach einem Ziele gestrebt, höher und herrlicher, als seitdem je
eines den Völkern vorschwebte. Die christlichen Völker des Abend-
landes waren geeinigt in der Kirche unter ihrem sichtbaren Oberhaupte,
dem Papste, und dieser sollte nicht bloß über den Glauben wachen, die
kirchliche Ordnung aufrecht erhalten und durch Befehl, Warnung und
Strafe dafür sorgen, daß christliche Sitte und Zucht auch von den Großen
Bumüllrr, Gesch. d. Mlttklñlters. 1z
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Johann Johanns Johanns Heinrich_Hi Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Weftmünster Friedenszeiten Frankreich Frankreich
124 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
Unwesen, das besonders in Deutschland und Italien eingerissen hatte,
mit großem Erfolge. Mit Kaiser Heinrich gerieth er jedoch aus meh-
reren Ursachen in eine bedenkliche Spannung, vorzüglich aber deßwegen,
weil dieser in Mailand einen Erzbischof eingesetzt hatte, der nichts an-
deres als eine kaiserliche Kreatur war. Leo blieb zwar mit dem Kaiser
im Frieden, fand aber doch gerne für den päpstlichen Stuhl einen Rück-
halt in den unteritalischen Normannen, denen er zuvor feindlich gegen-
über gestanden hatte.
Die Normannen in Unteritalien.
Von den französischen Normannen gingen viele in auswärtige
Dienste, weil die nachgeborenen Söhne adeliger Eltern keinen Antheil
an dem untheilbaren Allode bekamen, also ihr Fortkommen anderswo
suchen mußten. Ihre Fahrten in auswärtigen Kriegsdienst begannen sie
in der Regel mit einer Wallfahrt nach Montegargano in Unteritalien,
und hier lernten sie die longobardischen und griechischen Herren kennen,
die sich noch gegen die Angriffe der Saracenen behauptet hatten. Die
ritterlichen Normannen traten gerne in den Dienst dieser Herren (z. B.
-der Herzoge von Benevent, Neapel, Salerno, Amalfi), die ihnen Sold
und Lehen zusagten, und sie schlugen sich dermaßen, daß sie der Schrecken
der Saracenen wurden. Aber nun wurde ihnen nach griechischer Weise
nicht Wort gehalten; darum riefen sie andere ihrer tapferen Brüder
herbei und nahmen sich nicht bloß den vorenthaltenen Lohn, sondern er-
oberten auch für sich selbst Städte und Landschaften von den Longobar-
den, Griechen und Saracenen. Die deutschen Könige und römischen Kai-
ser begünstigten aus Feindschaft gegen die Byzantiner die erobernden
Normannen und belehnten sie mit dem, was diese jenen abnahmen, so
Konrad Ii. den Rainulf mit der Grafschaft Aversa, welche der Normanne
von dem Herzog Sergius von Neapel für seine Dienste empfangen
hatte. Im Jahre 1043 nannte sich Wilhelm Eisenarm, einer der zwölf
Söhne des Tankred von Hauteville, bereits Graf von Apulien und er-
hielt 1047 die kaiserliche Belehnung; als aber Kaiser Heinrich Iii. den
Herrn von Benevent, der seine Mutter bei ihrer Wallfahrt nach Monte-
gargano beleidigt hatte, ächtete und der Papst ihn bannte, bemächtigte
sich Wilhelms Bruder, Hunfried, Benevents, das der Kaiser dem Papste
versprochen. Darüber gerieth nun Leo Ix. mit den Normannen in
Krieg. Er hatte aus Deutschland 700 Schwaben als Freiwillige mit-
genommen, und mit diesen und einer viel größeren Anzahl Italiener zog
er gegen Benevent. Bei Civitella kam es den 18. Juni 1053 zur Schlacht;
die Italiener liefen davon, die normannischen Reiter stachen mit ihren Lan-
zen die Pferde der Schwaben nieder, die nicht mit Lanzen, sondern mit ge-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Leo Konrad_Ii Konrad Sergius_von_Neapel Wilhelm_Eisenarm Wilhelm Tankred Heinrich_Iii Heinrich Wilhelms Wilhelms Leo_Ix Leo
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Mailand Unteritalien Unteritalien Neapel Salerno Amalfi Apulien Monte- Deutschland
I
Die Schlacht am Morgarten; erster eidgenössischer Bundesbrief. 225
Rächern willig an und war nun für einige Zeit auf der habsburgi-
schen Seite.
König Heinrich verstand es, seine Hausmacht zu vergrößern; König
Wenzel von Böhmen war gestorben, sein Bruder ermordet worden, der
Haß des böhmischen Adels gegen Habsburg verweigerte diesem Hause
die Krone, er trug sie dem Sohne Heinrichs, Johann, an, und dieser
heirathete die Schwester des letzten Böhmenkönigs aus Ottokars Hause
(1309). Sein Stammland Luxemburg erhob Heinrich Vii. zum Her-
zogthume.
Im folgenden Jahre zog Heinrich nach Italien, wo ihn die Ghi-
bellinen als 'streu Retter und Rächer aufnahmen; er ließ sich in Mai-
land zum König von Italien krönen, wollte aber nicht als Parteihaupt
erscheinen, sondern als Oberherr und schiedsrichterlicher Vermittler. Nun
geschah, was frühere Kaiser erfahren hatten; als Heinrich das kaiser-
liche Ansehen ernstlich geltend machen wollte, Vögte einsetzte und Steuern
erhob, empörten sich die meisten Städte und König Robert von Neapel
unterstützte sie. Heinrich bezwang Kremona und nach langer, anstren-
gender Belagerung auch Brescia, und empfing nach blutigen Kämpfen
im Juni 1312 durch einen päpstlichen Legaten zu Rom die Kaiserkrone;
Florenz hingegen widerstand; der Kaiser aber starb plötzlich in Buonkon-
vento im Sienesischen (24. Aug. 1313); man schrieb seinen Tod wäl-
schem Hasse zu, und daraus entstand die Sage, er sei von einem Domi-
nikaner durch das Abendmahl vergiftet worden. Diese Sage ist jetzt sogar
durch kirchenfeindliche Schriftsteller als historische Lüge nachgewiesen wor-
den, denn es ist gewiß, daß Heinrich den Tod, wie so mancher Deutsche
in Italien vor und nach ihm, sich durch eigene Unvorsichtigkeit zugezogen
hat. Er ruht in Pisa, das ihm aus tödtlichem Hasse gegen Florenz treu
ergeben war.
Die Gegenkönige Friedrich von Oesterreich und
Ludwig von Bayern (1314—1322).
Die Schlacht am Morgarten; erster eidgenössischer Bundesbrief (1315).
Als Kaiser Heinrich in Italien sein Grab gefunden hatte, wählten
die Kurfürsten von Mainz, Trier und Böhmen, Brandenburg und
Sachsen-Lauenburg den Herzog Ludwig von Bayern, Köln, Pfalz, Sach-
sen-Wittenberg und der vertriebene Böhmenkönig Heinrich von Kärnthen
den Herzog Friedrich von Oesterreich, Albrechts schönen und edlen Sohn;
Friedrichen krönte am 25. November 1314 der Erzbischof von Köln in
Bonn, Ludwigen am 26. der Erzbischof von Mainz in Aachen. Nun
entbrannte ein furchtbarer Krieg um den Besitz der Krone, durch wel-
Bu mittler, Gesch. d. Mittelalters. \ e.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Johann Johann Ottokars Heinrich_Vii Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Robert_von_Neapel Heinrich Heinrich Kremona Heinrich Heinrich Friedrich_von_Oesterreich Friedrich Ludwig_von_Bayern Ludwig Heinrich Heinrich Ludwig_von_Bayern Ludwig Heinrich_von_Kärnthen Heinrich Friedrich_von_Oesterreich Friedrich Albrechts Albrechts
252
Deutschland und Italien sinken.
Thüringen und Hessen zu Stande brachte. Die Städte erholten sich
von dieser Niederlage nie mehr; sie wurden kriegsscheu und hatten die
Erhaltung ihrer Neichsfreiheit mehr den Umständen und der gegenseiti-
gen Eifersucht der Herren als sich selbst zu verdanken.
Ruprecht (1400-1410).
Dieser wurde auf dem Fürstentage zu Oberlahnstein gewählt, auf
welchem Wenzel nicht erschien, obwohl man ihm mit Absetzung drohte.
Das Reich hätte allerdings einen Otto I. oder Heinrich Hi. brauchen
können, und die Kirche nicht minder, die um diese Zeit zwei Päpste
sah, den. einen in Rom, den andern in Avignon; Ruprecht war wohl
tapfer und klug, aber für die Kaiserrolle hatte er eine bei weitem
nicht zulängliche Hausmacht. Er unternahm alsbald einen Römerzug;
allein schon in Oberitalien ging ihm das Geld aus, die Viskonti in Mai-
land waren auf Wenzels Seite (denn Wenzel hatte den Galeazzo Vis-
konti für eine hübsche Summe zum Herzoge von Mailand und zum
Grafen von Pavia ernannt) und Ruprecht kam mit Spott und Schande
bedeckt wieder heim (1402). Als er nun in Deutschland als König auf-
treten wollte, schloß sein Gegner, der Erzbischof von Mainz, mit Baden,
Wirtenberg, Bayern und siebenzehn Städten den Marbacher Bund, und
als Ruprecht den Mainzer doch bedrohte, stellte sich dieser unter den
Schutz Frankreichs. Ruprecht starb 1410, 18. Mai.
Siebentes Kapitel.
Sigismund (1410-1437).
Einige Fürsten beharrten auch jetzt noch auf Wenzels Absetzung,
darunter sein Bruder Sigismund, durch Heirath König von Ungarn,
und sein Vetter, Jodok von Mähren, welcher Brandenburg pfandweise
von Sigismund inne hatte. Trier, Pfalz und Brandenburg (d. h. Si-
gismund) wählten am 20. September Sigismund zum König, Mainz,
Sachsen, Brandenburg (d. h. Jodok, als Pfandinhaber von Branden-
burg) und Böhmen (d. h. Wenzel, der sich einen deutschen König ge-
fallen ließ und sich nur das römische Kaiserthum vorbehielt) wählten
einige Tage darauf Jodok, so daß das hl. römische Reich drei Könige
hatte. Jodok starb jedoch schon den 8. Januar 1411, worauf Sigis-
mund sich im Juli noch einmal wählen ließ; Wenzel ließ ihn als König
gelten und blieb römischer Kaiser.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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184
Viertes Kap. Römische Geschichte.
wahrscheinlich, daß Scipio solcher gewesen wäre, der Verderber von
Karthago, und der bald nachher an Numantia dieselbe Kraft erwies.
Diese in den altkastilischen Bergen am Duero gelegene, wohlbc-
fcstigte, aber nicht große Stadt, widerstand durch mehrere Jahre der
römischen Macht, schlug mehr als ein consutarisches Heer, und er-
langte endlich durch Einschließung eines solchen unter Mancinus
einen billigen Vergleich. Aber der Senat, mit ähnlicher Treulosigkeit,
wie ehemals nach dem Unglück bei Eaudium, doch ohne denselben
Grund, weil der Vergleich nicht schimpflich war, weigerte sich, ihn
zu erfüllen, und vermeinte, durch Auslieferung des Mancinus den
Göttern, welche den Meineid rächen, Genüge zu leisten. Verge-
bens berief Numantia sich ans das Völkerrecht; die Römer kannten
nur senes der Waffen, und wer sie gcdemüthiget, dem drohte Verder-
den. Also wurde Scipio mit starker Macht gesandt, die Rache zu
vollstrccken. Dreizehn Jahre nach Karthago und auf ähnliche Weise
siel Numantia (3851. 132 v. Ehr.), nach heldenmüthiger Gegen-
wehr, durch S c ip i o's Tapferkeit und durch die Verzweiflung der Bür-
ger. Sie tödtetcn sich unter einander, und begruben sich unter den
Trümmern der brennenden Stadt. Aber für die wenigen Jahre eines
bedrückten und schmachvollen Lebens, die sie Hingaben, ist ihnen das
bewundernde Andenken aller Zeiten geworden, und sie mochten im
Tode sich mit dem Gedanken trösten, daß ihr glorreicher Untergang
dem Feinde eine Schandsäule seze.
Um dieselbe Zeit hatten die Sklaven anssicilien einen Aufstand
gemacht. Grausamkeit der Herren bewog sie dazu. Unter Anführung
des vcrschmizten Eunus stritten sie fünf Jahre, zuerst in kleinen
Haufen, endlich in starken Heeren gegen die Römer, bis der Cónsul
Rupilius sie auf schreckliche Weise vertilgte (3852. 131 v. Ehr.)
Hl Abt Heilung.
Zeitraum der Bürgerkriege.
§. 40. Inneres Vorder bniß Roms.
Von den Kriegen Roms kehren wir nun zurück zu dessen inne-
rer Geschichte. Dieselbe wird sezt ernster und wichtiger, als zuvor.
Die inneren Streitigkeiten, die bis dahin zwar mit Erbitterung,
doch meist ohne Gcwaltthat, geführt wurden, nehmen nunmehr einen
blutigen Charakter an. Bald werden wir in denselben das Bürgerblut
anfangs tropfenweise, dann in Bächen, endlich in breiten Strömen
fließen, und unter andauernden fürchterlichen Stürmen die Republik
zulezt Zusammenstürzen sehen.
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‘280
Deutschland und Italien sinken.
kauft, 2) Flandern und Brabant an den Herzog von Burgund (einen
Valois) überlassen, 3) Städte und Lande, die dem Reiche anheimge-
fallen waren, Andern verliehen zu haben. Sie luden ihn zur Verant-
wortung auf den 11. August 1400 nach Oberlahnstein, und als Wenzel
nicht erschien, setzten sie ihn ab (vgl. oben S. 276).
Ruprecht (1400-1410).
Dieser Pfalzgraf am Rhein wurde auf dem Fürstentage zu Ober-
lahnstein gewählt. Das Reich hätte allerdings einen Otto I. oder Hein-
rich Hi. brauchen können, und die Kirche nicht minder, die um diese Zeit
zwei Päpste sah, den einen in Rom, den andern in Avignon; Ruprecht
war wohl tapfer und klug, aber für die Kaiserrolle hatte er eine bei
weitem nicht zulängliche Hausmacht. Er unternahm alsbald einen Rö-
merzug; allein schon in Oberitalien ging ihm das Geld aus, die Vis-
konti in Mailand waren auf Wenzels Seite und Ruprecht mußte mit
Spott bedeckt wieder heimziehen (1402). Als er nun in Deutschland
als König auftreten wollte, schloß sein Gegner, der Erzbischof von Mainz,
mit Baden, Wirtenberg, Bayern und fiebenzehn Städten den Marbacher
Bund, und als Ruprecht den Mainzer doch bedrohte, stellte sich dieser
unter den Schutz Frankreichs. Ruprecht starb 1410, 18. Mai.
Siebentes Kapitel.
Sigismund (1410—1437).
Einige Fürsten beharrten auch nach Ruprechts Tod noch darauf, daß
Wenzel abgesetzt bleibe, darunter sein Bruder Sigismund, durch Hcirath
König von Ungarn, und sein Vetter, Jodok von Mähren, welcher Bran-
denburg pfandweise von Sigismund inne hatte. Trier, Pfalz und Bran-
denburg (d. h. Sigismund) wählten am 20. Sept. Sigismund zum König,
Mainz, Sachsen, Brandenburg (d. h. Jodok, als Pfandinhaber von
Brandenburg) und Böhinen (d. h. Wenzel, der sich einen deutschen Kö-
nig gefallen ließ und sich nur das römische Kaiserthum vorbehielt) wähl-
ten einige Tage darauf Jodok, so daß das hl. römische Reich drei Kö-
nige hatte. Jodok starb jedoch schon den 8. Januar 1411, worauf
Sigismund sich im Juli noch einmal wählen ließ; Wenzel ließ ihn als
König gelten und blieb römischer Kaiser.
Ungarn seit dem Aussterben der Arpaden (1301).
In Ungarn war 1301 mit Andreas Iii. das Geschlecht der Arpado
erloschen, worauf nach längerer Anarchie von den Kronprätendenten Kal
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Extrahierte Personennamen: August Otto_I. Sigismund_( Sigismund Hcirath
König Jodok_von_Mähren Sigismund Sigismund Sigismund Jodok Sigismund Andreas_Iii
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Brabant Burgund Oberlahnstein Rhein Rom Avignon Oberitalien Mailand Wenzels Deutschland Mainz Baden Wirtenberg Bayern Frankreichs Ungarn Mainz Sachsen Brandenburg Brandenburg Ungarn