Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 310

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
310 . Die mittlere Zeit. Kaiserin Agnes frei wurde, verweigerte diese die Belehnung, obwohl Berthold I. bereits 1052 den Titel Herzog angenommen hatte. Doch gab sie demselben das Herzogtum Kärnten und die Markgrafschaft Verona. Nach dessen Tode trennten sich die Nachkommen deshalb in die herzogliche oder zähringische Linie und in die mark gräfliche oder badische Linie. Von letzterer stammt das regierende Haus ■ in Baden ab. § 114. Gregor Vii. (1073—1085.) 320) Auf dem päpstlichen Stuhle saß aber damals Gregor Vii., eiu Mann, der sich ebensosehr durch die Reiuheit feiner Sitten und die Strenge seiner Grundsätze auszeichnete, als er von Eifer erfüllt war, die Kirche aus den Fesseln der weltlichen Gewalt zu befreien. Die Kirche war nämlich in diesen Zeiten sehr reich geworden, und Bischöfe und Klöster hatten durch Scheukuugen viele Güter und Ländereien erhalten. Dadurch aber kamen jene in ein Verhältnis zum Staate, welches ihnen zwar ein gewisses Ansehen verschaffte, sie aber doch „auch wieder in Abhängigkeit brachte; denn die Bischöfe und Abte wurden zwar Fürsten und Neichsstände, aber sie wurden auch zugleich Lehensleute der Kaiser und an den Hof gezogen. Viele zogen als solche in den Krieg oder bekleideten Hofämter und führten ein weltliches Leben. Die vornehmen Familien suchten den nachgebornen Söhnen geistliche Würden zu verschaffen, um den Familienreichtnm zu erhalten und zu mehren. Wie jener Simon Magus (Apostelg. 8, 18) dem Petrns Geld anbot, damit er auch die Gabe erhalte, den heiligen Geist mitzuteilen, so bot man Geld für geistliche Ämter, kaufte und verkaufte man Bistümer und Pfründen (Simonie). Insbesondere trieb Heinrich Iv. die Simonie auf die schamloseste Weise, um Geld zu seinen Ausschweifungen zu erhalten. Den alten Kirchengesetzen entgegen, waren viele Geistliche verheiratet, und die toorge um ihre Familien benahm ihnen die Kraft, gegen die Übergriffe der weltlichen Gewalt sich zu wehren. So war das Verderben auch in die Kirche Gottes gedrungen. Gregor Vii., über solche Mißstände tief betrübt, sah nur Rettung in der Durchführung der alten Kirchengesetze, die den Priestern die Ehelosigkeit zur Pflicht machten, und in der Bekämpfung der Simonie. Er belegte deshalb alle verheirateten Priester, sowie alle Priester, welche ihre Ämter gekauft hatten, mit dem Banne, bis sie zur Ordnung wieder zurückkehrten. Auch verbot er den Kaisern und Fürsten, die Bischöfe und Äbte mit

2. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 443

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
$ 163. Das Konzil von Trient. Stiftung der Gesellschaft Jesu. 443 § 163. Das Konsil von Trient. Stiftung der Gesellschaft Äesu. 449) Gleich im Anfange des Religionsstreites hatte Luther sich auf ein allgemeines Konzilium berufen, und sowohl der Papst Hadrian Vi. als Klemens Vii. erkannten die Notwendigkeit eines solchen an. Aber die italienischen und französischen Kriege, wie die inneren Wirren in Deutschland hinderten das Zustandekommen. Als Paul Iii. nun eine Kirchenversammlung nach Mantua beschied, weigerten sich die Protestanten, darans zu erscheinen, weil Mantua zu fern von Deutschland und zu unsicher sei, und auch iit Vicenza, wohin der Papst ein Konzil berief, erschien niemand. Endlich wurde abermals eine Versammlung nach Trient anberaumt, aber der Kriegsläufte wegen konnte dieselbe erst 1545 eröffnet werden. Zweimal wurde dieselbe unter-1545. brochen, ltud zwar dauerte die zweite Unterbrechung zehn Jahre. In 25 Generalversammlungen wurden eine Reihe Beschlüsse gefaßt, in denen der katholische Glaube dargelegt und die Irrlehren verworfen wurden. Zugleich wurden sehr umfassende Anordnungen getroffen, um die Kirchenzucht zu heben und die Besetzung der Kirchenämter zu regeln. Am 4. Dezember 1563 wurde das 4. Dc-Kouzil geschlossen und die Beschlüsse von Pius Iv. unbedingt bestätigt. 450) Ungeachtet der fortwährenden Berufung auf ein allgemeines Konzil erschienen die lutherischen Theologen doch nicht auf demselben, indem sie vorgaben, daß es kein freies fei, weil die Legaten des Papstes den Vorsitz führten. Sie verlangten nicht nur, daß ihnen Stimmrecht wie den katholischen Bischöfen eingeräumt werde, sondern auch, daß der Papst die Bischöfe ihres geleisteten Eides entbinden sollte, und zuletzt beriefen sie sich darauf, daß alle Entscheidung in Religionsangelegenheiten überflüssig sei, da der Heilige Geist schon lange gesprochen habe und man Gott mehr als den Menschen gehorchen müsse. Luther namentlich schürte die Zwietracht durch seine furchtbare Schmähschrift: Das Papsttum vom Teufel gestiftet. So war denn auch der letzte Vereinigungsversuch an der Hartnäckigkeit der Protestanten gescheitert. 451) So schwer aber auch die katholische Kirche durch die Glaubenstrennung geschädigt wurde, so zeigten sich doch bald die wohlthätigen Folgen, welche die Verbesserungen des Konzils von Trient (Concilium Tridentinum) in das Leben riefen. Zur Durchführung der Beschlüsse trug viel der Eifer der Gesellschaft Jesu bei, welche der Spanier Ignatius von 19*

3. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 449

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 165. Die Reformation in England. 449 Grotins. Da sie der schwächere Teil waren und sehr verfolgt wurden, so reichten sie bet den Generalstaaten eine Remonstration (Vorstellung) ein, worauf die Gomaristen eine Ko n trerem on str at i o n vorlegten. Hugo Grotius gab den klugen Rat, den Streit hierüber nicht unter das Volk bringen zu lassen, und ein Edikt von 1614 verbot dies den Predigern. Die Remonstranten unterwarfen sich,, die Kontreremonstranten aber nicht. Eine Synode von Dortrecht entschied zu Gunsten der Gomaristen für den harten calvinischen Lehr-begrifs. Ol den b arnev e ld t wurde im Alter von 72 Jahren noch wegen dieser theologischen Streitfrage vor Gericht gestellt und enthauptet, obwohl kein Mensch so sehr sich um die Freiheit der Niederlande verdient gemacht hatte, wie er. Hugo Grotius wurde in das Gefängnis geworfen, aber durch die List seiner Frau, die ihn in einer Bücherkiste davontragen ließ, daraus befreit. 14 Remonstrantenprediger wurden verbannt, 200 abgesetzt, viele eingesperrt. Erst 1634 hörte die Verfolgung aus. 8 165. Die Reformation in England. 457) In England fand die Reformation noch aus nnedlern Beweggründen Eingang, als sie in Deutschland Fortgang genommen hatte. Heinrich Viii., der zuerst gegen Lnther geschriebenlsoo-und deshalb vom Papste den Ehrentitel: Verteidiger des lo47' Glaubens (defensor fidei) erhalten hatte, wollte sich von seiner Gemahlin Katharina von Aragonien scheiden lassen, um das Hossräuleiu Anna Boleyn (Bohlin) heiraten zu können. Aber der Papst hielt die Giltigkeit der Ehe aufrecht und erbitterte dadurch den rachsüchtigen und wollüstigen König, der nun darauf sann, wie er ohne die kirchliche Erlaubnis seinen Plan ausführen könne. Er fand in seinem Hofprediger Eran-mer (Kränmer) ein gefügiges Werkzeug. Eranmer wurde zum Erzbischof von Canterbnry (Känterböri) erhoben und schied nun die Ehe Heinrichs, der sich aber schon vorher mit der Anita Boleyn heimlich vermählt hatte. Vom Papste mit dem Banne belegt, ließ Heinrich sich vom Parlamente zum Oberhaupte der englischen Kirche erklären und trennte sich von Rom. Damit war aber auch das Zeichen zur Aushebung der Klöster und zu einer blutigen Katholikenverfolgung gegeben. Gegen alle, welche nicht eidlich gelobten, daß sie die Autorität des Königs in den kirchlichen Angelegenheiten (Suprematie) anerkennen wollten, wurden die grausamsten Strafen verhängt. Heinrich nahm sechs Weiber, von denen er zwei enthaupten ließ, unter ihnen die unglückliche Anna Boleyn, welche die Ursache seines Abfalls von der Kirche war. 458) Aber obgleich Heinrich von der katholischen Kirche sich lossagte, so nahm er doch weder das lutherische noch das re- 19**

4. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 384

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
384 Die mittlere Zeit. ließ nun Leo der Jsanrier anch den Befehl, daß die Kruzifixe, die Statuen der Heiligen und die bildlichen Darstellungen nicht nur aus deu Kirchen und von den öffentlichen Plätzen, sondern auch aus den Privathäusern weggenommen werden sollten. Darob entstauben Volksaufläufe, die beii Kaiser veranlaßten, statt mtlbere Maßregeln zu ergreifen, feine Befehle noch zu verschärfen. Jeber, der ein Bild bei sich hatte, oder einen Bilderfreund verbarg, wurde bis aufs Blut gegeißelt und verbannt. Selbst die Darstelluugeu ans der heiligen Geschichte, wie sie häufig auf den Wänden der Kirchen zu sehen waren, wurden übertüncht und es wurden Jagden, Obstbäume it. dgl. darauf gemalt. Mau riß die Bilder selbst aus beix Büchern; so würden viele litterarische Schätze zerstört, nur um die Silber in denselben zu vertilgen. Über 60 Jahre bauerte dieser Sturm, in dem die beste Kraft der Nation verzehrt wurde. 4. Um zu verhüten, daß die Person des Heiligen Geistes nicht geringer geschätzt werde, als der Vater und der Sohn, gebrauchten die griechischen Theologen den Ausdruck: der Heilige Geist gehe vorn Vater aus durch den Sohn. Diese Anschauung bestätigte die Synode von Toledo (589), die Lateiner drückten dasselbe aber in den Worten aus: der Heilige Geist geht vom Vater und vom Sohne aus, und fügten die Worte: „und vom Sohne" dem lücäuo-konstantiuopolitanischeu Glaubensbekenntnis bei. Diese Erweiterung der Glaubensformel nun nahmen die Patriarchen von Konstantinopel zum Vorwand, um ihren Streit zu begründen. Sie warfen den Lateinern ferner vor, daß sie am Samstage fasten, Ersticktes genießen, in der Fastenzeit das Halleluja aussetzen, daß sie die Bärte scheren und daß die Bischöfe Ringe tragen. Diese Vorwürfe charakterisieren hinreichend die Armseligkeit der Beweggründe, von welchen Kaiser und Patriarchen beim Bruche mit Rom sich leiten ließen. § 141. Die Mongolen. Die Türken. 391) Am Anfange des dreizehnten Jahrhunderts unterwarf sich der mongolische Hordenhäuptling Temudschin, genannt Dschengischan, die zerstreuten tatarischen und mongolischen Stämme, die im Innern Asiens, besonders in den sibirischen und kaspischeu Tiefländern, zerstreut umherzogen. Ans vielen furchtbaren Schlachten ging er als Sieger hervor und gründete eine Herrschaft, die weit über die Mongolei hinausging. Er eroberte auch China. Bou da aus draug fein Enkel 23atu über Rußland nach Ungarn, alles vor sich her verwüstend. Non Ungarn wendeten sich die Tataren nach Polen, Mähren, Schlesien. Bei Liegnitz siegten sie über das vereinigte Heer der preußischen Ritter, der Polen und der Schlesier, erlitten aber solche -Verluste, daß sie nicht weiter vorzudringen wagten. Bald darauf wurde» sie auch vor Olmütz von den Mähren geschlagen und zogen sich nun in die Steppen Asiens zurück, wo sie wieder iit unabhängige Stämme zerfielen, bis sie Timur oder Tamerlan

5. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 417

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
in. Die neue Zeit. 8 152. Die kirchlichen Zustände im Anfange des 16. Jahrhunderts. 423) Seit der großen Kirchenversammlung von Konstanz war das Bedürfnis einer Reformation der kirchlichen Zustände nicht nur immer lebhaft gefühlt worden, sondern es wurde auch tu dieser Richtung hiu viel gethan. Namentlich unterzogen die Kirchenversammlungeu von Basel und die fünftei4si— Synode im Lateran sich dieser Aufgabe in ernster und^ würdiger Weise. Auch durch die Konkordate, welche die w-Päpste mit den einzelnen Nationen abschlössen, wurdeu viele Beschwerden beseitigt. Aber an dem großen Körper der Kirche konnten weder auf einmal alle Schäden geheilt, noch alle Ursachen des Übels gehoben werden. Die Selbstsucht und der Eigennutz der einzelnen standen hindernd im Wege, sobald die gefaßten Beschlüsse durchgeführt werdeu sollten. 424) Zu deu zahlreichen Übelständen in der Kirche gehörte vor allem das große Sittenverderbnis, welches infolge der ewigen Kriege und Zwiste unter die Geistlichkeit wie unter die Laien gedrungen war. Zu der Roheit der Sitteu kam die grojze^Unwissenheit, da in den Stürmen der Zeit viele Kloster-und L-tiftsschnlen wieder eingegangen waren. Die Reichtümer der Kirche hatten die Geistlichkeit verweichlicht und die Bistümer und Stifter dienten oft nur als Verforgungsaustalteu für adelige Herren, die weltlich gesinnt waren und ihre Pflichten weder kannten noch ausübten. Viele Bischöfe wohnten gar nicht an ihren Bischofssitzen, viele Pfründen waren im Besitze solcher die nicht emmal Priester waren; für den römischen Hof wurden große Abgaben erhoben. Viele Klöster hatten sich von der Aufsicht des Bischofs freizumachen gewußt, und die Dominikaner und Franziskaner, welche ebenfalls nur dem römischen Stuhl unterworfen waren, zankten sich unter sich und mit auderu Orden. Wenn es auch nicht wahr ist, daß die Kenntnis der heiligen Rolfus, Weltgeschichte. 3. Aufl. 18

6. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 429

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 157. Fortgang der Reformation in Deutschland. 429 Hofen allein bedeckten 4000, bei Frankenhausen 7123 Bauern das Schlachtfeld. Über die Gefangenen und Flüchtigen erging nachträglich ein schonungsloses Gericht. 4. Thomas Münzer, derselbe, welcher in Wittenberg Unruhen erregt hatte, wurde nach der Schlacht bei Frankenhansen gefangengenommen, gefoltert und hingerichtet. Er wandte sich vor seinem Tode wieder zum katholischen Glauben, beschwor auf dem Blutgerüste die Fürsten, milde gegen die Bauern zu sein, und ermähnte die Bauern zum Gehorsame gegen die Obrigkeit. Die unmittelbare Folge des Aufstandes war, daß die Bauern nur noch mehr von den ob des Schadens und der erlittenen Schmach erbitterten Edelleuten gedrückt wurden. 5. Johann Bockelfon oder Bockhold, ein Schneider von Leyden, und Mathiefen, ein Bäcker aus Harlem, beide Wiedertäufer, waren nach Münster gekommen, dort als Apostel aufgetreten und hatten Anhänger gefunden. Der bestehende Rat wurde ausgelöst und eilte alt-teftamenttiche Verfassung eingeführt, indem zwölf Richter aufgestellt wurden. Alle Bücher, mit Ausnahme der Bibeln, wurden als schädlich verbrannt. Alles Gold und Silber, sowie alle Vorräte wurden zusammengebracht und von den zwölf Richtern jedem soviel verabreicht, als er zum Lebensunterhalt bedurfte. Um die evangelische Gleichheit zu versinnbilden, wurden sogar die Spitzen der Kirchtürme abgetragen. Bald aber stand ein Prophet auf, der eine himmlische Erscheinung vorgab, gemäß welcher Johann von Leyden als König der Gerechtigkeit über den ganzen Erdkreis herrschen sollte. Zufolge dessen betrachtete sich Bockhold als König von Zion, umgab sich mit fürstlicher Pracht und schwelgte königlich, während die Not in der von dem Bischof von Münster belagerten Stadt so zunahm, daß Seuchen und Hunger viele hinweg-rafften. Als sich Unzufriedenheit regte, ließ Johann einmal 66 Köpfe nacheinander abschlagen. Er enthauptete sogar eine feiner Frauen mit eigner Hand und tanzte auf dem Marktplatze um deren blutige Leiche herum. Ehe Bockelson, Knipperdolling und Krechting hingerichtet wurden, führte man sie noch in verschiedenen Städten zur Schau herum, um ihren heimlichen Anhängern ein abschreckendes Beispiel zu geben. § 157. Fortgang -er Deformation in Deutschland. 435) Wie Friedrich der Weise (f 1525), so ließ auch1152 dessen Nachfolger Johann der Standhafte Luther seinen Schutz angedeihen und führte die Reformation in Sachsen durch. Es traten immer mehr Fürsten auf die Seite der neuen Lehre. Vor allem war es der Landgraf Philipp von Hessen, welcher thätig für die neuen Grundsätze auftrat, und der Hochmeister des Deutschen Ordens, Albrecht von Brandenburg, der sich nicht nur öffentlich zu Luthers Lehre bekannte, sondern sogar das Land Preußen, welches er nur als Hochmeister des Deutschen Ordens regierte, für sein Eigentum und als erbliches Herzogtum erklärte. Dieses Beispiel fand Nachahmung, und die Einziehung des Kirchen- und Klostergutes war ein ganz beson-

7. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 343

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 127. Die Mönchsorden. 343 sich nach einer furchtbaren Niederlage, welche die Litauer ihnen beibrachten, mit dem Orden der Deutschen Ritter (1237). § 127. Die Mönchsorden. 353) Wie es auf der einen Seite Tausende antrieb, in fernen Landen für das wahre Kreuz Christi zu kämpfen und zu sterben, so fühlten sich andererseits viele gedrungen, den Kampf mit den eigenen Leidenschaften und Begierden zu bestehen und das Kreuz des Herrn sinnbildlich auf sich zu nehmen. Sie zogen sich in die Einsamkeit zurück, um einzeln oder im Verein mit andern dem Herrn in gottseligen Übungen zu dienen und durch Abtötung und Gebet ihre Seele zu retten. Schon die Drangsale der Völkerwanderung hatten viele in die Einöde getrieben, und als der hl. Martin von Tours, der das Klosterlebeu im nördlichen Gallien beförderte, gestorben war, begleiteten ihn schon 2000 Mönche znm Grabe. Der Patriarch des Mönchtums im Abeud-laude war der hl. Benedikt von Nursia, der auf Monte Cassino im Neapolitanischen ein Kloster gründete, dem er vierzehn Jahre als Abt vorstand. Die Regel, welche er gab, war 529-mit tiefer Kenntnis der menschlichen Natur abgefaßt und ver- 54j" einigte Ernst und Milde, Strenge und Nachsicht in bewunderungswürdiger Weise. Der Beuediktiuerorden verbreitete sich bald über ganz Europa. Neben ihm entstanden mannigfache geistliche Vereine, welche die Regel des hl. Benedikt zu Grunde legten. Die Frömmigkeit und der Ernst der Religiösen, das bewunderungswürdige Beispiel in Sitte und Lebensweise zog mächtig an und bevölkerte die gottgeweihten Stätten mit zahlreichen Bewohnern. Die Mönche waren die Wohlthäter der Menschheit. Sie waren Lehrer, Seelsorger und Vorbild zugleich. Sie kultivierten öde Ländereien, pflegten Kirnst ltud Wissenschaft, unterrichteten die Erwachsenen durch die Predigt, die Jugend aber in den Schulen. Insbesondere ließen sie sich auch eine würdige Feier des Gottesdienstes angelegen sein. So waren sie die Träger aller Bildung und Gesittung. 354) Aus dem Benediktinerorden gingen später die zwei großen Kongregationen (Versammlungen) der Elunieteenser und der Cistercienser hervor, deren Häuser sich enge aneinander anschlossen, um mit desto besserm Erfolge die klösterliche Zucht aufrechterhalten zu können. Neben ihnen entstanden aber auch Orden, die sich ganz besonders durch eine strenge Lebensweise auszeichneten,- wie die Kartäuser, denen nicht nur der Genuß des

8. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 365

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 135. Das Konzil von Konstanz. 365 übrig, als die Reformation auf Grund der gefaßten Beschlüsse in die Hände des Papstes zu legen. Der neue Papst bestätigte auch manche der Beschlüsse, namentlich diejenigen, welche die Päpste selbst angingen. Wegen der Mannigfaltigkeit der Verhältnisse in den verschiedenen Ländern und um alle Überstürzung zu vermeiden, zog er es jedoch vor, mit den einzelnen Nationen Übereinkommen (Konkordate) zutreffen, um darin den dringendsten Beschwerden abzuhelfen. So wurde auch eiu deutsches Kon-kordat abgeschlossen, welches nebst den mit andern Päpsten getroffenen Vereinbarungen ein Grundgesetz des Deutschen Reiches bildete. 373) Um diese Zeit war auch die Irrlehre des Johann Wiclef (Wickliff), eines Engländers, nach Deutschland gedruugeu und hatte besonders in Böhmen Boden gewonnen. Obgleich Wiclef schon über 30 Jahre tot war, sah sich die Versammlung vou Koustauz doch veranlaßt, die Lehre desselben ausdrücklich zu verwerfen. Der Hauptzweck des Konzils war nun doch erreicht. Es war wieder nur Ein Papst in der Christenheit. Da auf dieser Kirchenversammlung auch alle christlichen Länder vertreten waren, so wurde das neue Oberhaupt der Kirche auch allgemein anerkannt. So wurde Nom wieder die Hauptstadt der Christenheit. Doch mußte Martin V. sich zuerst noch drei Jahre in Florenz aufhalten, da Nom in den Händen der Neapolitaner sich befand, die in den Kirchenstaat eingebrochen waren. Anmerkungen. 1. Die Kirchenversammlnng von Konstanz war wohl die glänzendste unter allen. Es wohnten derselben bei: Papst Johann Xxiii. und Kaiser Sigismund, die Abgeordneten der beiden andern Päpste, drei Patriarchen, die Großmeister der drei Ritterorden, 33 Kardinäle, 20 Erzbischöfe, über 200 Bischöfe, 124 Äbte, 200 Doktoren der Theologie, worunter 33 Universitätslehrer, 18 000 niedere Geistliche und Mönche, die Gesandten des griechischen Kaisers, alle europäischen Fürsten und gegen 1600 weltliche Herren. Gregor Xii., der freiwillig abdankte, wurde zum Dekan des Kardinalskollegiums ernannt und erhielt ein Bistum. Johann Xxiii., der ebenfalls abzudanken versprochen, be-reute das Versprechen und floh unter dem Schutze des Herzogs Friedrich von Österreich nach Schaffhausen und von dort nach Freiburg im Breisgau. Hier wurde er aus Befehl des Konzils vom Burggrafen Friedrich von Nürnberg gefangengenommen und nach Mannheim gebracht, wo er einige Jahre in Hast saß. Endlich gelang es ihm, zu entfliehen Er erschien 1419 am päpstlichen Hofe zu Florenz, warf sich Martin V. zu Füßen und erkannte ihn als rechtmäßigen Statthalter Christi an. Martin V. behandelte denselben sehr ehrenvoll. Er ernannte ihn zum Dekan des Hi. Kollegiums und zum Erzbischöfe von Tn s kn ln m und bewilligte ihm Ehrenbezeugungen, wodurch er vor allen andern Kardinälen ausgezeichnet wurde. Benedikt Xiii. allein wollte nicht abdanken. Sigismund reiste selbst nach P erpignan, Rolfus, Weltgeschichte. 3. Aufl. 16

9. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 366

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
366 Die mittlere Zeit. um ihn zum Rücktritte zu bewegeu, aber vergebens. Zuletzt nahm niemand mehr Notiz von ihm, und die Bischöfe feiner Obedieuz, d. i. des Gebietes, in welchem man ihm bisher Gehorsam leistete, schlossen sich den Beschlüssen der Kirchenversammlung von Konstanz an. 2. Der sehr gelehrte und milde Papst Martin V. zeigte ebenso viele Umsicht als guten Willen. Er verzichtete namentlich auf die Einkünfte der erledigten Pfründen und auf beit Zehnten, den die Päpste bisher von Geistlichen und Kirchen in Anspruch genommen. Die Frage, ob das Konzil über dem Papste stehe, entschied er mit großer Weisheit dahin, daß niemand von dem apostolischen Stuhle appellieren oder dessen Entscheidungen in Glaubeussachen verwerfen dürfe. Ansonst würde in der Kirche ja jede Ordnung aufhören. 3. Johann Wtcles war Pfarrer in Lntterworth (Löteruörtsh) und öffentlicher Lehrer an der Universität zu Oxford (Orförd). Er schrieb viel gegen die Rechte der Mendikanten (Bettelorden), die in jener Zeit großeu Einfluß sowohl ans das Volk als aus die Universitäten ausübten, weil sie in ihrer Mitte viele große Gelehrte besaßen. In England hatte damals die Pest einen großen Teil des Klerus hiuwcggerafst, und mau war genötigt, Leute ohue wissenschaftliche Bildung zu weihen, nur um dem Priestermangel zu Begegnen. Viele dieser Priester führten ein sehr unwürdiges Leben. Auch dagegen und gegen die Päpste, die damals iu Aviguon residierten, schrieb er, und verstieg sich zu der Behauptung, der Papst sei der Antichrist. Leidenschaftlich wie er war, ging er immer weiter und leugnete nicht nur einzelne Glaubenslehren, wie z. B. die T r an ssn b st an t i ati on (Wefeusverwaudluug) im Hl. Abendmahl, sondern stellte auch Sätze ans, die in Kirche und Staat nur Verwirrung herbeiführen mußten. So z. B. lehrte er: „Weltliche Herren können auf gesetzliche und verdienstliche Weise der Kirche, welche sündigt, ihre weltlichen Güter nehmen. Ob nun die Kirche in einem sündigen Zustande sich befinde oder nicht, darüber zu entscheiden ist Sache der weltlichen Herren, welche, wenn es so ist, unter der Strafe der Verdammung diese weltlichen Güter der Kirche hinwegnehmen müssen. Aber auch die Könige und Fürsten müssen, wenn sie in schwere Sünden fallen, ihre Herrschaft niederlegen. Jeder Priester hat hinreichend Gewalt, alle Sakramente zu spenden und von allen Sünden loszusprechen. Jeder Geistliche, sogar der Papst, kann erlaubterweise vou Untergebenen und Laien zurechtgewiesen und in Anklagestand versetzt werden." Als er über seine Lehre ans Befehl des Papstes zur Rechenschaft gefordert wurde, so wand er sich mit elenden Wortklaubereien hinaus, so daß man ihn nicht zum Widerrufe verurteilte, ihn aber auch nicht weiter lehren ließ, sondern auf feine Pfarrei schickte. Dort traf ihn, während er die Messe seines Kaplans anhörte, unter der heiligen Wandlung ein Schlagfluß, infolge dessen er zwei Tage daraus starb (1384). (Segen seine Anhänger, die zweimal ausstauben und den König Heinrich V. gefangen nehmen und England in eine Republik umwandeln wollten, mußte mit Waffengewalt eingeschritten werden. § 136. Hnß und die Hussiten. 374) Neben der Aufhebung des Ärgernisses, welches drei Päpste gaben, ist bei weitem das wichtigste Ereignis auf der

10. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 450

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
450 Die neue Zeit. formierte Bekenntnis an, sondern verfolgte die Protestanten ebenfalls. Er bildete sich vielmehr eine eigene Glaubenslehre und nannte seine Kirche schlechtweg die anglikanische. Er ließ vieles von der alten Kirchenverfassung bestehen, wie z. B. die bischöfliche Würde und einen großen Teil des katholischen Cere-moniells beim Gottesdienst. Damit täuschte er das Volk, welches äußerlich keine große Veränderung bemerkte, und betrog es um 1547— seinen Glauben. Unter seinem Sohne Eduard Vi. ging man lo°3' schon weiter in den Steuerungen. Man zog namentlich auch alle wohlthätigen Stiftungen ein und beraubte die Armut um das geheiligte Gut, das die Vorfahren vermacht hatten. Seither herrscht in England neben ungeheurem Reichtum eine entsetzliche Not. Eduards Halbschwester, Maria Tudor (Tjudör) die 1553- Katholische, suchte England wieder dem katholischen Glauben l0°8' zuzuwenden, aber die Gegner der Kirche waren schon zu mächtig geworden. Überdies beging Maria ähnliche Grausamkeiten gegen die Bekenner der neuen Lehre, wie sie Heinrich Viii. an den glaubenstreuen Katholiken begangen, wodurch sie nur noch mehr erbitterte. Nach ihrem Tode bestieg eine andere Halbschwester, 1558- Elisabeth, den englischen Thron. Diese vollbrachte das Werk, lß03' das ihr Vater Heinrich angefangen hatte, mit entsetzlicher Grausamkeit. Die katholische Kirche sollte vollständig ausgerottet werden, und mit Feuer und Schwert, Hängen und Bauchaufschlitzen verfuhr man gegen alle, welche dem alten Glauben treu blieben. Elisabeth gab der neuen englischen Kirche durch 39 Artikel , die jeder Engländer beschworen mußte, ihre gegenwärtige Verfassung. 459) Im übrigen hob sich unter der Regierung Elisabeths der Handel und die Seemacht des Reiches, besonders nachdem die Armada, Philipps Ii. Flotte, welche er gegen England 1588. aussandte, von den Seesturmen zertrümmert wurde. Von da an verlor Spanien die Herrschaft zur See und England erhielt sie. Auch Irland wurde mit England vereinigt. Die englisch-1609.ostindische Handelskompanie wurde um diese Zeit gegründet. Unter den englischen Seeleuten zeichneten sich damals ganz besonders aus: Franz Drake (Drsk), der die Kartoffeln in England einführte, und Eav endish (Kew'ndisch), der mit drei Schiffen die Wett umsegelte. Anmerkungen. 1. Heinrich Viii. hatte die Witwe seines verstorbenen Bruders geehelicht, und zwar mit päpstlicher Dispens. Da Heinrich diese Ehe lösen wollte, aber keinen andern Grund für deren Ungültigkeit anzugeben
   bis 10 von 105 weiter»  »»
105 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 105 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 3
1 66
2 5
3 16
4 224
5 36
6 62
7 77
8 18
9 41
10 422
11 99
12 37
13 8
14 68
15 47
16 15
17 23
18 14
19 18
20 36
21 24
22 74
23 26
24 33
25 44
26 51
27 105
28 12
29 119
30 7
31 99
32 18
33 14
34 53
35 14
36 13
37 429
38 22
39 48
40 27
41 50
42 372
43 19
44 39
45 535
46 113
47 8
48 19
49 64

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 4
1 4
2 0
3 10
4 1
5 3
6 0
7 15
8 24
9 19
10 0
11 0
12 1
13 5
14 2
15 3
16 37
17 180
18 0
19 1
20 23
21 0
22 1
23 11
24 1
25 39
26 36
27 0
28 3
29 0
30 0
31 0
32 0
33 3
34 11
35 4
36 0
37 15
38 0
39 3
40 0
41 39
42 2
43 52
44 0
45 35
46 13
47 0
48 0
49 0
50 0
51 0
52 55
53 0
54 5
55 0
56 58
57 0
58 78
59 5
60 4
61 3
62 5
63 2
64 4
65 25
66 1
67 14
68 50
69 133
70 0
71 9
72 7
73 9
74 3
75 1
76 2
77 9
78 7
79 0
80 2
81 0
82 3
83 10
84 0
85 7
86 73
87 1
88 7
89 6
90 140
91 5
92 124
93 0
94 16
95 6
96 8
97 2
98 69
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 9
5 1
6 0
7 3
8 1
9 0
10 1
11 0
12 1
13 0
14 0
15 0
16 4
17 0
18 1
19 11
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 16
27 0
28 0
29 0
30 0
31 1
32 0
33 12
34 0
35 0
36 0
37 0
38 0
39 2
40 9
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 1
47 1
48 1
49 3
50 0
51 0
52 5
53 0
54 7
55 0
56 0
57 2
58 41
59 3
60 0
61 0
62 4
63 0
64 0
65 0
66 0
67 0
68 4
69 0
70 0
71 1
72 6
73 1
74 9
75 0
76 0
77 31
78 0
79 5
80 4
81 2
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 2
89 0
90 0
91 0
92 0
93 0
94 0
95 0
96 0
97 2
98 1
99 0
100 9
101 0
102 0
103 2
104 0
105 1
106 2
107 0
108 0
109 0
110 0
111 0
112 0
113 0
114 0
115 0
116 0
117 0
118 0
119 0
120 0
121 0
122 0
123 0
124 1
125 0
126 0
127 8
128 7
129 0
130 0
131 5
132 2
133 0
134 1
135 0
136 43
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 1
143 2
144 2
145 3
146 0
147 0
148 24
149 0
150 1
151 0
152 1
153 0
154 0
155 1
156 1
157 0
158 11
159 0
160 0
161 3
162 0
163 0
164 0
165 1
166 2
167 2
168 0
169 0
170 0
171 3
172 1
173 10
174 0
175 11
176 1
177 32
178 0
179 10
180 0
181 2
182 8
183 18
184 1
185 0
186 1
187 18
188 0
189 0
190 0
191 2
192 1
193 0
194 31
195 0
196 0
197 0
198 0
199 2