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1. Erdkunde - S. 179

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 179 — das Königreich Siam (630 000 qkm, 5 Millionen E.). Die Hauptstadt Bangkok am Menam (200 000 E.) ist zum Teil auf Pfählen im Flusse erbaut. Großartige Buddhatempel. Lebhafter Handel. Europäische Besitzungen. 1. Britische: a) Birma (Barma), der westliche Teil Hinter- iudiens, ein überaus fruchtbares Reislaud (415 000 qkm und 8 Millionen E.) — Rangun (180 000 E.) an der Jrawadi- münduug ist der Haupthandelsplatz. b) Niederlassungen an den Meerengen (Malakka und Singa- pur). Von besonderer Bedeutung ist der Freihafen Singapur (184 000 E.) auf einer kleinen Küsteninsel, infolge der glücklichen Lage Mittelpunkt des Handels zwischen Indien, Ostasien und Australien. 2. Französische: Jndochina (705 000 qkm, 25 Millionen E.), Gesamtname für die im Osten und Südosten der Halbinsel liegenden Gebiete: a) Schutzstaat Kambodscha, b) Cochinchina mit der Haupt- stadt Saigon (65000 E.), e) Schutzstaat Anuam mit Hnü (30 000 E.) und d) Tongking, eine sehr fruchtbare Landschaft, auch als Durchgaugslaud nach Südchina wichtig. Hauptort Hanoi (Kescho) 150 000 E. Vorderindien. Es umfaßt das Hochland Dekhan sowie die vorgelagerte hindo- stanische Tiefebene, welche sich nordwärts bis zum Himalaja erstreckt und aus zwei sehr verschiedenen Teilen besteht: a) der vorwiegend dürren Ebene des Indus, b) dem reich bewässerten und außerordent- lich fruchtbaren Tieflande des Ganges, welcher in seinem Unterlaufe sich mit dem Brahmaputra vereinigt. Vorderindien bringt fast alle Produkte der heißen Zone in größter Fülle hervor, besonders Reis, Weizen, Baumwolle, Ba- nanen (Banianen, eine Feigenart), Thee, Kaffee, Zuckerrohr, Gewürze, feine Farbstoffe, Tabak, Mohn (zur Opiumbereitung), Jute (zu Ge- weben), Seide, viele Arten von Palmen. — Die Tierwelt zeigt die größten und kräftigsten Formen im Elefanten, Nashorn, Tiger u. f. w.—>

2. Erdkunde - S. 178

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 178 — Herrschende Religion ist zur Zeit noch eine Art Bnddhis- mns. Das Christentum war schon um die Mitte des 16. Jahr- Hunderts vom hl. Franziskus Xaverius eingeführt worden und hatte sich weit ausgebreitet. Im 17. Jahrhundert wurde es aber durch heftige Verfolgungen ganz ausgerottet. Nunmehr dringt es wieder mit unaufhaltsamer Kraft vor. Japan ist seit 1889 eine konstitutionelle Monarchie. Der Kaiser (Mikado) ist weltliches und geistliches Oberhaupt. Die wichtigsten Städte sind: Tokio (Mddo) auf der Jusel Nippon mit 1300 000 ©., die Hauptstadt Japans. Da bis Tokio größere Seeschiffe nicht ge- langen können, entstand der Vorhafen Iokohama (180 000 (£.), der wichtigste Handelsplatz Japans. — Kioto (340000 E.) ist Hauptsitz der japanischen Industrie. — Osaka (510000 E.), die Seehandelsstadt für Kioto. —- Ein wichtiger Ausfuhrhafen ist Kobe (Hiogo), 185 000 E. — Nagasaki (72 000 E.) auf Kiuschiu ver- mittelt hauptsächlich deu Verkehr mit Chiua. Z ü d a s i e n. Hinterindien. Die reich gegliederte Halbinsel wird von mehrereu parallelen Gebirgen in nordsüdlicher Richtuug durchzogen, zwischen denen tief eingeschnittene Längsthäler liegen, die von mächtigen Strömen bewässert sind: dem Mekong, Menam, Saluen und Jrawadi. Das Klima der ganz in der heißen Zone liegenden Halbinsel ist feuchtwarm. Tier- und Pflanzenwelt sind im allgemeinen wie in Vorder- indien (siehe S. 179). Von besonderer Wichtigkeit ist der Teak(tik)- bäum, der das beste Schiffsbauholz giebt, und der Guttaperchabaum. Das Mineralreich liefert gutes Zinn und herrliche Edelsteine. Der größte Teil der Bevölkerung, die sogen. Jndochinesen, ist mongolischer Rasse. Von sämtlichen Ländern der Halbinsel ist gegenwärtig nur noch unabhängig

3. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 3

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 2. Quellen und Hilfswissenschaften. 3 bene Quellen und ungeschriebene. Die älteste und zwar ungeschriebene Quelle ist die mündliche Überlieferung (Tradition der Urvölker). Sie pflanzte sich Jahrhunderte lang fort, bis zur Erfindung der Schreibekunst. Die ersten Familien und die ältesten Völker mußten begreiflich sorgfältig bedacht sein, die Geschichte der Vorfahren ihren Söhnen zu überliefern, und wurden hierin unterstützt durch das hohe Lebensalter der Menschen. Auch war die Summe der Ereignisse klein, welche sie zu überliefern hatten. Von der Erfindung der Schreibekuttst an war die Sorgfalt auf die Erhaltung der mündlichen Überlieferung nicht mehr so notwendig, weil man in der Schrift ein Mittel fand, die Geschichte der Vergessenheit zu entreißen. Einen Teil der mündlichen Überlieferung bilden die Sagen, die Volkslieder und die heiligen Gesänge, welche bei den religiösen Feierlichkeiten gebraucht wurden. 4) Die geschriebenen Quellen sind Inschriften, Urkunden und Bücher. Nachrichten, welche von Angen- und Ohrenzeugen uns überliefert werden, heißen unmittelbare Quellen. Nachrichten, welche später verfaßt wurden, aber auf unmittelbare Quellen sich berufen, sind mittelbare. Alle Mittel, wodurch uns die geschichtlichen Quellen verständlich werden, sind Hilfsmittel der Geschichte. Darum hat die Geschichte ihre Hilfswissenschaften, durch welche wir die geschichtlichen Quellen verstehen lernen. Die vorzüglichsten Hilfswissenschaften sind die Chronologie (Zeitrechnung) und die Geographie (Erdbeschreibung), welche auch die beiden Augen der Geschichte genannt werden. Anmerkungen. 1. Zu den ungeschriebenen Quellen gehören auch die Deukmale oder Monumente, wie z. B. die Felsentempel auf den indischen Inseln Salsette und Elefanta und zu Ellore, die Pyramiden Ägyptens u. s. w., die Feste, welche zum Andenken einer Begebenheit gefeiert wurden, Grabhügel, Leichensteine und Gedächtnissäulen, auch Dieb (Hl len (Denkmünzen), wenn sie keine Umschrift haben, Wappen, Siegel, d. h. Abzeichen einzelner Personen oder ganzer Geschlechter. 2. Auch die „ersten Geschlechtsregister (Stammbäume) beruhen auf mündlicher Überlieferung. Welche Wichtigkeit man auf die Abstammung legte, beweisen die in der Heiligen Schrift aufbewahrten Stammtafeln. Für die Israeliten waren diese von der größten Bedeutung, weil nur die Söhne Levis zum heiligen Dienste und nur die Abkömmlinge Aarons zum Priestertume berufen waren und weil der erwartete Messias aus dem Geschlechte Davids hervorgehen sollte. Edle und fürstliche Familien berufen sich heute noch auf ihre Stammtafeln als Beweise ihrer Rechtsansprüche. 1*

4. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 395

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 145. Italien. Spanien. Portugal. 395 stitut, dessen Beamte die Könige einsetzten, um die Macht des Adels und der Geistlichkeit zu brechen. Die den Verurteilten himveggenommenen Güter fielen an die spanische Krone. 403) Portugal war ursprünglich eine spanische Grafschaft, welche Heinrich vonburgund für seine Verdienste im Kampfe gegen die Mauren als Lehen erhielt. Aber schon Heinrichs I. toolrn, Alfons I. der Eroberer, betrachtete sich als unabhängig und vergrößerte das Reich, indem er den Ungläubigen mit Hilfe der Kreuzfahrer (s. § 117, Anm. 2) Lissabon entriß, i Unter Alfons Iii. wurde Algarbien damit vereinigt, sowie ansehnliche Landstriche, die den Mauren abgenommen wurden. erhielt Portugal den gegenwärtigen Umfang. Dazu kamen noch Besitzungen in der Neuen Welt, wodurch Handel und Schiffahrt zu einet' Blüte sich entwickelten, auf welche Spanien eifersüchtig werden konnte. Anmerkungen. 1. An der Spitze der Republik Venedig stand ein Herzog oder Doge (Dodsche — dux), dessen Gewalt jedoch sehr beschränkt war. Ihm zur Seite stand ein Kleiner Rat (Signoria), aus sechs Adeligen (Nobili) gebildet. Den Großen Rat bildeten anfänglich alle Nobili. Als die Zahl derselben aber 450 betrug, schloß man das Adelsbnch des Großen Rates (das Goldene Bnch) ab und beschränkte dadurch die Zahl der Mitglieder. Neben allen diesen bestand aber noch die furchtbarste Behörde, der Rat der Zehner, welcher als Gerichtshof die Verbrechen gegen den Staat aufzuspüren und zu bestrafen hatte. Er hatte unumschränkte Gewalt über Leben und Freiheit. Der berühmteste Doge war Enrico Dandolo, der 41. in der Reihe, welcher an der Spitze der venetianischen Flotte Konstantinopel eroberte (1202), Kandi'a und eine Anzahl jonischer Inseln erwarb. Lange Kämpfe führte Venedig mit Genua, das so mächtig war, daß es 1298 zu einem Kampfe auf leoen und ob kam. Damals siegte Genua, eroberte 60 Galeeren und führte 5000 Gefangene fort. Aber zuletzt unterlag Genua uuter dem ™ Ä”' t.nbrea Sontarini, nach 130jährigent Kamps (1381). Die Macht Venedigs sank nach der Entdeckung Amerikas und der Eroberuna Konstantinopels. a , ^ajj.er Heinrich Vii. hatte auf feinem Römerznge den ©hinnen Matteo Visconti in Mailand zum kaiserlichen Statt-Halter gesetzt (1311) Die Macht blieb in der Hand seiner Familie, irach dem Erloschen derselben bemächtigte sich Franz Sforza, ein berühmter Eondottrere oder Söldnerführer und Schwiegersohn des Visconti, der Herrschaft. Ihm glückte die Eroberung Genuas (1468) und von ihm vererbte sich die herzogliche Würde auf seine Nach- Reichlichen £ari V" feinem Sohne Philipp Ii. Mailand als 3. Der berühmteste unter den Mediceern ist Eosimo bei Me-der sich aus die Seite der Volkspartei schlug, beshalb aus zehn ?V <Ql aöu 4. Republik verbannt, balb aber wieber zurückgerufen würde (1464) und von ba an den Staat noch 30 Jahre leitete. Sein Brnber

5. Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte - S. 217

1881 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 77. Kunst und Wissenschaft bei den Römern. 217 § 77. filmst und tuiistiisei)oft bei den Kömmt. 220) Obgleich die Römer durch ihre Abstammung mit den Griechen verwandt waren, so teilten sie doch nicht mit ihnen den Sinn für das Schöne, es trat vielmehr Kriegsmut und rauhe Tapferkeit in den Vordergrund. Kunst und Wissenschaft fanden deshalb auch keine Pflege bei ihnen; doch wurde die Mathematik, welche praktischen Zwecken diente, nicht ganz vernachlässigt, sondern anf die Feldmeßkunst und die Zeiteinteilung angewendet. Aber weder die Malerei noch die Bildhauerkunst und die damit verwandten Künste konnten in Rom Aufnahme finden, ihre Erzeugnisse wurden von den unterworfenen Ländern nach Nom geschleppt. Nur die Baukunst entwickelte sich von der Gründung Roms an in fortschreitendem Maße, wozu die Errichtung der vielen Tempel und öffentlichen Gebäude Veranlassung gab. Doch bildete sie sich anfänglich hauptsächlich als Wegebaukunst und Kriegsbaukunst ans, und erst seit den Zeiten Cäsars dachten die römischen Familien daran, großartige Wohnungen und Landhäuser herzustellen. Cäsar und Augustus suchten Nom planmäßig zu verschönern. Dagegen baute man frühe Landstraßen, um die Truppen zu befördern und den Verkehr mit den Provinzen vermitteln zu können. Die Not führte zur Herstellung ungeheurer Wasserleitungen, und die Sucht des Volkes uach Spielen und Vergnügungen ließ die großen Amphitheater baneu, in denen viele Tausend Menschen an Schauspielen sich vergnügten, die auf die Sitten oft sehr nachteilig einwirkten und die Zuschauer nur grausam und blutdürstig machten. 221) Erst seit die Römer mit den Griechen in Unteritalien bekannt wurden und sich dieselben als Unterthanen einverleibten, fand die Wissenschaft anch in Rom eine Stätte. Doch war die Bildung immer nur das Erbgut der Neichen, und konnte schon deshalb nicht allgemein werden, weil sie griechisch war und den Kreisen des Volkes demnach ferne lag. Griechische Gelehrte, namentlich griechische Sklaven, vermittelten diese, und es entstand eine lateinische Dichtkunst, welche sich an griechische Muster anlehnte. Auch auf die Beredsamkeit, welche durchweg nur eine gerichtliche war, übten die Grundsätze der griechischen Philosophen und ihre Geisteswerke keinen geringen Einfluß aus. Dagegen gestaltete die Geschichtschreibung sich unabhängiger. Nach Augustus wurde besonders die Rechtswissenschaft in ausgedehnter Weise gepflegt. Man unterscheidet in der römischen

6. Lehrbuch der vergleichenden Erdbeschreibung - S. 72

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
72 Das Dekhan. §. 22. Gebirges, bildet in der Mitte ein von dem übrigen Hochlande Hinter- asiens vollständig isolirtes Tafelland (3000—5000' hoch), welches im O. und W. von den Ghatta-Gebirgen (noch 1000—2000' höher) be- grenzt und eingeschlossen wird. а. Die Westküste des Dekhan ist wegen ihrer günstigen Lage für den Seehandel von den ältesten Zeiten ein Hauptziel der Schifffahrt gewesen und in neueren Zeiten zunächst von den Portugiesen angesiedelt worden, von deren ehemals bedeutenden Besitzungen an der Küste das verfallene Goa der einzige Ueberrest ist. Die britische Hauptstadt des westlichen Dekhan ist Bomb ay (566,000 (§.?) mit trefflichem Kriegshafen. In der Nähe liegen die berühmten unterirdischen Felsentcmpel Indiens; namentlich ist zu Ellora der (1 M. lange) sagenannte Götterberg van oben bis unten in stackwerkartig übereinander befindlichen Grotten ausgehöhlt und in un- zählige Tempel (von denen allein 20 dem Gotte Siwa angchören) zu einem wahren Pantheon der Inder umgeschaffen. Das südwestliche Küstenland oder Malabar gleicht einem großen terrassenförmigen Garten, in welchem vorzüglich die Pfeffer- und Betel- Ranke, die Palme, Zucker u. s. w. gedeihen, höher folgen die Tekwälder mit ihrem fast unverweslichen Holze und, wo diese aufhören, beginnen die Waldungen des kostbaren Sandelholzes. Daher ward dieser Küsten- strich einer der frühesten Centralpunkte des Welthandels mit zahlreichen Emporien. б. Das Tafelland, welches sich in progressiver Steigung von N. gegen S. erhebt, nimmt den bei weitem größten Theil des Dekhan ein. Es wird nur von wenigen Hügelreihen durchzogen und senkt sich allmählich gegen O., weshalb die Flüsse einen trägen Lauf haben. Das Land hat einzelne sehr fruchtbare Theile, andere von mittlerer Frucht- barkeit, viele Striche liegen unangebaut da, namentlich seit der Herr- schaft der Mahratten. Die wichtigste Stadt im Innern ist ein zweites Haid arabad (200,000 E.). c. Die Ostküste oder die sandige Küste Koromandel, eine der gefährlichsten und hafenlosesten (vgl. §. 7, 3), konnte bei ihrem heißen, ungesunden Klima und wegen des Mangels an eigenthümlichen Erzeug- nissen nicht die Bedeutung gewinnen, welche der Küste Malabar durch ihre tropische Begetatiou zu Theil ward. Doch war sie durch ihre Lage und die Natur des bengalischen Meerbusens auf Handelsverkehr nllt Hinterindien, dem indischen Archipel, Ceylon und dem Gangeslande angewiesen. Daher entstanden die Handelsplätze Mansaltpatam, Madras (720,000 E. ?), der Hauptsitz des indischen Perlen- und Edelstein-Handels, und die französische Niederlassung P o n d i ch e rr y (25—30,000 E.). D. Die Insel Ceylon (1154 sz M.) wird vom Festlande ge- trennt durch eine gefährliche Meerenge, voll Felsenriffe und Sandbänke, an denen sich die von den Monsoous hergetriebeuen Meeresströmungen in heftigen Brandungen brechen und welche (namentlich die sogenannte Adamsbrücke) die Durchfahrt für größere Schiffe unmöglich machen.

7. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 312

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
312 Das Reich der Cäsaren. mit dem Unterschiede freilich, daß ein so geschultes Kollegium gegen den vielköpfigen Souverän mehr versuchen und durchsetzen konnte, als gegen den Imperator. Früher waren die p1ebi8eita für den Senat bindend gewesen, jetzt sanktionierte er zum voraus die Edikte des Imperators, so daß der Senat zu einem Kollegium wurde, welches rathen konnte, wenn es angefragt wurde, und das der Imperator dekretieren ließ, wenn er etwas befehlen oder verweigern und doch nicht als der eigent- liche Urheber erscheinen wollte. Das souveräne Volk hatte besonders in den letzten Zeiten der Republik (trotz der sullanischen Reformen) dem Senate sein Recht, Provinzen und Befehlshaberstellen zu ertheilen, viel- mal entrissen; Augustus ließ ihm bestimmte Provinzen, die er besetzen durfte. Die „praesides“ der senatorischen Provinzen waren sogar besser bezahlt als die der cäsarischen; nach der Besoldung (in Sestertien berechnet) zerfielen sse in die drei Klassen ducenarii, centenarii und sexagenarii, mit 200,000, 100,000 und 60,000 Sestertien (1 Mill. Sest. — 50,000 Thlr.). Alles Recht, über die Kriegsmacht zu verfügen, war auf den Imperator übergegangen, ebenso wurden der Ü8ou8 und das aerarium militare dem Senate unnahbar, und von seiner früheren Ober- finanzgewalt (das Volk hatte sie ebenfalls angegriffen, man denke an die attalische Erbschaft!) war ihm nur die Mitaufficht über das aerarium, die Staatskasse, verblieben. Seine gerichtliche Macht wurde durch Au- gustus nicht beeinträchtigt, wenigstens nicht geradezu, und der Senat kam sogar in den ganz unerwünschten Fall, über Glieder der herrschen- den Familie richten zu müssen. Das Kollegium der Senatoren war übrigens auch darum noch von großer Bedeutung, weil aus demselben in der Regel die höheren Aemter besetzt wurden, und unter dem zweiten Kaiser wurde es zugleich Wahlkollegium. Augustus setzte den Census für einen Senatoren auf 1,200,000 Sestertien, den eines Ritters auf 400,000 Sestertien. Das Volk und die Stadt Rom. Unter Augustus hatte das Volk noch Komitien, aber nur für die Wahlen der senatorischen Aemter; schon unter Tiberius verlor es auch diesen letzten Schimmer seiner ehemaligen Souveränität. Dafür wurde die plebs urbana (die gemeinen Stadtbürger) auf vielfache Weise ent- schädigt; die öffentlichen Prozesse, Leichen, Leichenreden, Schauspiele, Thierhatzen, Gladiatorenkämpfe, Feste u. s. w. gaben viel zu sehen, zu hören und zu raisonnieren und die Spenden, welche Augustus austheilte, waren mehr werth, als diejenigen, um welche das souveräne Volk in den letzten Zeiten der Republik seine Stimme verkauft hatte. Daß es keine Steuer bezahlte, versteht sich wohl von selbst; was in der republikanischen Zeit nur ausnahmsweise geschehen war, Getreidevertheilungen zu sehr

8. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 323

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Erfüllung der Zeit. 323 es auch anders bei der republikanischen Verfassung und der öffentlichen Rechtspflege sein's Aber gerade von diesem durch und durch römischen Zweige besitzen wir verhältnißmäßig wenig. Die Geschichtschreiber geben uns allerdings die Reden berühmter Feldherren, der Volkstribunen und Staatsmänner, aber diese sind nur Proben der rednerischen Ausbildung des Geschichtsschreibers selbst. Nur von Cicero, allerdings dem größten Redner der Römer, der aber seine griechische Bildung nicht verleugnen kann, sind Originale auf uns gekommen, während doch von Hortensius, Antonius und namentlich von Cäsar, der auch als Redner glänzte, viele in den Händen ihrer Zeitgenossen und noch zu Quintilians Zeit allge- mein bekannt waren. Nicht besser ist es uns mit den Werken der rö- mischen Geschichtschreiber ergangen; Cäsars Kommentare sind uns er- halten, ebenso des Sallustius, seines Zeitgenossen, Geschichte der katili- narischen Verschwörung und des jugurthinischen Krieges, dagegen ist seine römische Geschichte verloren; erhalten sind uns ferner die Lebens- bilder berühmter Feldherren von Kornelius Nepos, der aber nur in dem Leben des Attikus auf römischem Schauplatze wandelt, das einzige Beispiel, daß sich ein Römer ausländischer Größen mit Vorliebe an- nahm. Am beklagenswerthesten ist der Verlust so vieler Dekaden des Geschichtswerkes von Tit. Livius aus Patavium, von welchem übrigens in unserer Zeit einzelne Bruchstücke wiederum aufgefunden wurden; zwar ist er ganz Römer und verhüllt und verschweigt manches, was den Ruhm seiner Nation schmälern könnte, auch beweist das, was der Grieche Polybius uns über die römische Geschichte mittheilt, daß Livius die Quellen nicht immer mit Sorgfalt aufsuchte — nichtsdestoweniger müssen wir seiner Gelehrsamkeit und seinem Fleiße alle Anerkennung zollen und seine meisterhaften Gemälde römischer Männer und Thaten bewundern; Augustus nannte ihn einen Pompejaner. Zweites Kapitel. Die Erfüllung der Zeit. Koma aeterna! Rom ist ewig! war zu Augustus Zeit ein römischer Glaubenssatz, und unter seinen nächsten Nachfolgern hätte ein lauter Zweifel den Tod gebracht. Zn der Thal, welches Volk war denn noch da, welches die römische Weltmonarchie mit Erfolg anzugreifen vermochte? Karthago war jetzt eine römische Stadt und wenigstens 400 andere umsäumten die Küste Nordafrikaö und den Rand des großen Sand- meeres; was wollten die Negerhorden gegen das römische Afrika unter- nehmen? Dem römischen Asien drohte früher die Macht der Parther; 21 *

9. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 343

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Tiberkus. 343 Livia (wurde allgemein geglaubt), welche den alternden Augustus be- herrschte und für ihren Sohn wirkte. Tiberius wußte wohl selbst am besten, wie er Cäsar geworden und gerade weil er die Geheimnisse des Palastes und der vornehmen Häuser kannte, beschlich seine Seele ein finsteres Mißtrauen gegen die eigenen Blutsverwandten und alle vor- nehmen Römer. Wie unsicher selbst die militärische Unterlage seines Thrones sei, zeigte ihm der Aufstand der Legionen in Pannonien und des großen Heeres am Rheine, das sein Neffe Germanikus befehligte. Beide verlangten höheren Sold und kürzeren Dienst, und die rheinischen Legionen erklärten sich bereit, den Germanikus auf den Thron zu erheben. Dieser wies das Anerbieten zwar mit Abscheu von sich, aber wer bürgte dem Tiberius, daß er immer widerstehen werde, um so mehr, da er und besonders seine Gemahlin Agrippina auf ungewöhnliche Weise sich offenbar um die Gunst der Soldaten bewarben? Dem Scharfblicke des Tiberius entging es gewiß nicht, daß diese Soldatenaufstände (diesmal wurden sie glücklich beschwichtigt, aber kürzere Dienstzeit und höheren Sold hatte Tiberius doch zugestehen müssen) nur das Vorspiel ähnlicher Ereignisse und zwar folgenreicherer waren? Auf wen sollte er sich stützen, wenn die Heere rebellirten? Auf den Senat? Nach diesem fragten die Heere schon in Sullas Zeiten nichts, und wenn er wirklich einige Macht besaß, war wohl zu erwarten, daß er ernstlich für den Kaiser in die Schranken treten werde? Gewiß nicht, denn die Senatoren waren ent- weder republikanisch gesinnt und haßten die Kaisergewalt, oder sie waren Feiglinge, auf welche nicht zu rechnen war; endlich mangelte es auch nicht an Ehrgeizigen unter ihnen, welche selbst die Cäsarengewalt zu übernehmen bereit waren, wenn die Gunst des Glückes dieselbe ihnen nahe brachte. Noch weniger durfte sich Tiberius auf die Plebs verlassen; diese gehörte jedem, der sich der Gewalt bemeifterte, vertheidigte aber keinen, dazu war sie zu feige und zu undankbar. Tiberius haßte und verachtete den Senat und die vornehmen Familien überhaupt, weil er sie genau kannte, und da er nicht wie Augustus zur Herrschaft gelangt war, durfte er auch auf Volk und Senat nicht diejenigen Rücksichten nehmen, die Augustus beob- achtete. Volk und Senat hatten letzteren gegen den Antonius noch in ihrer Weise durch Dekrete und Beschlüsse unterstützt, die Republik half ihm wenigstens scheinbar zur Herrschaft, darum mußte er auch noch einen republikanischen Schein sehen lassen; Tiberius dagegen verdankte der Republik nichts, sondern erbte die Macht, darum vernichtete er die republikanischen Einrichtungen, die unter Umständen gefährlich werden konnten. Er nahm den Komitien das Recht, die Staatsämter zu be- setzen und übertrug dasselbe dem Senate; Augustus soll ihm diesen Rath testamentarisch gegeben haben, denn der Kaiser, konnte nicht einer Volks- versammlung eines der wichtigsten Hoheitsrechte überlassen, wenn er es

10. Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 315

1857 - Freiburg im Breisgau : Herder
Die Provinzen. 315 durch habsüchtige Statthalter oft unerträglich und gab vielfachen Anlaß zu Klagen, welche selten etwas fruchteten. Nom oder der Staat zog die porteria im ganzen Reiche an sich; diese begriffen alle möglichen Zölle, Brücken-, Weg- und andere Gelder, welche gleichfalls an die Publikanen verpachtet wurden. Die einträglichsten Zölle waren die von Alexandrien und Syrakus; zu Verres Zeit betrug der Zoll 5% sonst 272% (die quadragesima); auf Luxusartikeln ruhte eine höhere Abgabe. Aus allem Grubengewerke, aus Bergwerken und Steinbrüchen wurde ein Zehntel des Reinertrags erhoben. Die Finanzverwaltung in den Provinzen hatten früher die Quäftores, Augustus führte für die kaiserlichen Provinzen die procuratores ein; in kleineren Provinzen (z. B. Judäa) waren solche Prokuratoren angestellt, welche nicht nur die Finanzverwaltung, sondern auch die Gesammtverwaltung besorgen mußten. Es ist schon angegeben worden, daß Augustus mit den neuen Steuern das aerarium militare errichtete und erhielt; in das Staats- ärar stoffen indessen durchaus nicht alle anderen Steuern, sondern die aus den Provinzen des Cäsars gehörten zu dem fiscus Caesaris; zu dessen Einnahmen kam später das aurum coronarium, eine Abgabe, die aus dem Gebrauche entstand, daß die Provinzen dem Cäsar goldene Kränze schenkten. Den Fiskus mehrten ferner Legate und Erbschaften, Geschenke von Königen u. s. w. Die Provinzen. Obgleich die Staatsabgaben, wie man sieht, für die Provinzen keine geringen waren, so blieben diese dennoch mit Augustus und seiner Regie- rung sehr wohl zufrieden und priesen sich glücklich, daß die republikanische Verwaltung ein Ende genommen; denn die Provinzen hatten von der Re- publik nichts genossen; keines der Staatsämter, welche den römischen nobiles Ruhm und Ansehen und jedenfalls Geld brachten, war ihnen zugänglich, noch konnten sie wie das Volk jene Aemter verleihen, was wenigstens ein stolzes Selbstgefühl gab und erlaubte oder auch unerlaubte Spenden eintrug. Auch ein glücklicher Krieg schuf ihnen wenig Ehre und Gewinn, obschon sie ihre Kohorten stellen mußten, denn von Ehre und Gewinn behielten die Römer den besten Theil stets für sich. Als vollends die Bürgerkriege ausbrachen, wurden die Provinzen furchtbar mitge- nommen; das baare Geld verschlangen die Kontributionen, die brauch- bare Mannschaft wurde zum Dienste gepreßt; erklärte doch Antonius, als eine Seuche unter den Ruderknechten seiner Flotte wüthete, das Holz der Schiffe und Ruder werde nicht krank, und für frische Ruder- knechte könne man in Epirus und Griechenland schon sorgen. Abgaben und Kriegsdienste hatte die Republik von den Provinzen gefordert; auch
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