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das Königreich Siam (630 000 qkm, 5 Millionen E.). Die
Hauptstadt Bangkok am Menam (200 000 E.) ist zum Teil auf
Pfählen im Flusse erbaut. Großartige Buddhatempel. Lebhafter Handel.
Europäische Besitzungen.
1. Britische: a) Birma (Barma), der westliche Teil Hinter-
iudiens, ein überaus fruchtbares Reislaud (415 000 qkm und
8 Millionen E.) — Rangun (180 000 E.) an der Jrawadi-
münduug ist der Haupthandelsplatz.
b) Niederlassungen an den Meerengen (Malakka und Singa-
pur). Von besonderer Bedeutung ist der Freihafen Singapur
(184 000 E.) auf einer kleinen Küsteninsel, infolge der glücklichen Lage
Mittelpunkt des Handels zwischen Indien, Ostasien und Australien.
2. Französische: Jndochina (705 000 qkm, 25 Millionen E.),
Gesamtname für die im Osten und Südosten der Halbinsel liegenden
Gebiete: a) Schutzstaat Kambodscha, b) Cochinchina mit der Haupt-
stadt Saigon (65000 E.), e) Schutzstaat Anuam mit Hnü
(30 000 E.) und d) Tongking, eine sehr fruchtbare Landschaft, auch
als Durchgaugslaud nach Südchina wichtig. Hauptort Hanoi
(Kescho) 150 000 E.
Vorderindien.
Es umfaßt das Hochland Dekhan sowie die vorgelagerte hindo-
stanische Tiefebene, welche sich nordwärts bis zum Himalaja erstreckt
und aus zwei sehr verschiedenen Teilen besteht: a) der vorwiegend
dürren Ebene des Indus, b) dem reich bewässerten und außerordent-
lich fruchtbaren Tieflande des Ganges, welcher in seinem Unterlaufe
sich mit dem Brahmaputra vereinigt.
Vorderindien bringt fast alle Produkte der heißen Zone
in größter Fülle hervor, besonders Reis, Weizen, Baumwolle, Ba-
nanen (Banianen, eine Feigenart), Thee, Kaffee, Zuckerrohr, Gewürze,
feine Farbstoffe, Tabak, Mohn (zur Opiumbereitung), Jute (zu Ge-
weben), Seide, viele Arten von Palmen. — Die Tierwelt zeigt die
größten und kräftigsten Formen im Elefanten, Nashorn, Tiger u. f. w.—>
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§ 2. Quellen und Hilfswissenschaften. 3
bene Quellen und ungeschriebene. Die älteste und zwar
ungeschriebene Quelle ist die mündliche Überlieferung (Tradition der Urvölker). Sie pflanzte sich Jahrhunderte lang fort, bis zur Erfindung der Schreibekunst. Die ersten Familien und die ältesten Völker mußten begreiflich sorgfältig bedacht sein, die Geschichte der Vorfahren ihren Söhnen zu überliefern, und wurden hierin unterstützt durch das hohe Lebensalter der Menschen. Auch war die Summe der Ereignisse klein, welche sie zu überliefern hatten. Von der Erfindung der Schreibekuttst an war
die Sorgfalt auf die Erhaltung der mündlichen Überlieferung nicht mehr so notwendig, weil man in der Schrift ein Mittel fand, die Geschichte der Vergessenheit zu entreißen.
Einen Teil der mündlichen Überlieferung bilden die Sagen, die Volkslieder und die heiligen Gesänge, welche bei den religiösen Feierlichkeiten gebraucht wurden.
4) Die geschriebenen Quellen sind Inschriften, Urkunden und Bücher. Nachrichten, welche von Angen- und Ohrenzeugen uns überliefert werden, heißen unmittelbare Quellen. Nachrichten, welche später verfaßt wurden, aber auf unmittelbare Quellen sich berufen, sind mittelbare.
Alle Mittel, wodurch uns die geschichtlichen Quellen verständlich werden, sind Hilfsmittel der Geschichte. Darum hat die Geschichte ihre Hilfswissenschaften, durch welche wir die geschichtlichen Quellen verstehen lernen. Die vorzüglichsten Hilfswissenschaften sind die Chronologie (Zeitrechnung) und die Geographie (Erdbeschreibung), welche auch die beiden Augen der Geschichte genannt werden.
Anmerkungen.
1. Zu den ungeschriebenen Quellen gehören auch die Deukmale oder Monumente, wie z. B. die Felsentempel auf den indischen Inseln Salsette und Elefanta und zu Ellore, die Pyramiden Ägyptens u. s. w., die Feste, welche zum Andenken einer Begebenheit gefeiert wurden, Grabhügel, Leichensteine und Gedächtnissäulen, auch Dieb (Hl len (Denkmünzen), wenn sie keine Umschrift haben, Wappen, Siegel, d. h. Abzeichen einzelner Personen oder ganzer Geschlechter.
2. Auch die „ersten Geschlechtsregister (Stammbäume) beruhen auf mündlicher Überlieferung. Welche Wichtigkeit man auf die Abstammung legte, beweisen die in der Heiligen Schrift aufbewahrten Stammtafeln. Für die Israeliten waren diese von der größten Bedeutung, weil nur die Söhne Levis zum heiligen Dienste und nur die Abkömmlinge Aarons zum Priestertume berufen waren und weil der erwartete Messias aus dem Geschlechte Davids hervorgehen sollte. Edle und fürstliche Familien berufen sich heute noch auf ihre Stammtafeln als Beweise ihrer Rechtsansprüche.
1*
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrichs_I. Alfons_Iii Enrico_Dandolo Kamps Heinrich_Vii Heinrich Matteo_Visconti Franz_Sforza Franz Philipp_Ii Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Italien Spanien Portugal Portugal Lissabon Spanien Republik_Venedig Konstantinopel Genua Genua Genua Amerikas Eroberuna_Konstantinopels Mailand Mailand
§ 77. Kunst und Wissenschaft bei den Römern. 217
§ 77.
filmst und tuiistiisei)oft bei den Kömmt.
220) Obgleich die Römer durch ihre Abstammung mit den Griechen verwandt waren, so teilten sie doch nicht mit ihnen den Sinn für das Schöne, es trat vielmehr Kriegsmut und rauhe Tapferkeit in den Vordergrund. Kunst und Wissenschaft fanden deshalb auch keine Pflege bei ihnen; doch wurde die Mathematik, welche praktischen Zwecken diente, nicht ganz vernachlässigt, sondern anf die Feldmeßkunst und die Zeiteinteilung angewendet. Aber weder die Malerei noch die Bildhauerkunst und die damit verwandten Künste konnten in Rom Aufnahme finden, ihre Erzeugnisse wurden von den unterworfenen Ländern nach Nom geschleppt. Nur die Baukunst entwickelte sich von der Gründung Roms an in fortschreitendem Maße, wozu die Errichtung der vielen Tempel und öffentlichen Gebäude Veranlassung gab. Doch bildete sie sich anfänglich hauptsächlich als Wegebaukunst und Kriegsbaukunst ans, und erst seit den Zeiten Cäsars dachten die römischen Familien daran, großartige Wohnungen und Landhäuser herzustellen. Cäsar und Augustus suchten Nom planmäßig zu verschönern. Dagegen baute man frühe Landstraßen, um die Truppen zu befördern und den Verkehr mit den Provinzen vermitteln zu können. Die Not führte zur Herstellung ungeheurer Wasserleitungen, und die Sucht des Volkes uach Spielen und Vergnügungen ließ die großen Amphitheater baneu, in denen viele Tausend Menschen an Schauspielen sich vergnügten, die auf die Sitten oft sehr nachteilig einwirkten und die Zuschauer nur grausam und blutdürstig machten.
221) Erst seit die Römer mit den Griechen in Unteritalien bekannt wurden und sich dieselben als Unterthanen einverleibten, fand die Wissenschaft anch in Rom eine Stätte. Doch war die Bildung immer nur das Erbgut der Neichen, und konnte schon deshalb nicht allgemein werden, weil sie griechisch war und den Kreisen des Volkes demnach ferne lag. Griechische Gelehrte, namentlich griechische Sklaven, vermittelten diese, und es entstand eine lateinische Dichtkunst, welche sich an griechische Muster anlehnte. Auch auf die Beredsamkeit, welche durchweg nur eine gerichtliche war, übten die Grundsätze der griechischen Philosophen und ihre Geisteswerke keinen geringen Einfluß aus. Dagegen gestaltete die Geschichtschreibung sich unabhängiger. Nach Augustus wurde besonders die Rechtswissenschaft in ausgedehnter Weise gepflegt. Man unterscheidet in der römischen
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Extrahierte Personennamen: Cäsars Cäsar Augustus Augustus Augustus
72
Das Dekhan. §. 22.
Gebirges, bildet in der Mitte ein von dem übrigen Hochlande Hinter-
asiens vollständig isolirtes Tafelland (3000—5000' hoch), welches im
O. und W. von den Ghatta-Gebirgen (noch 1000—2000' höher) be-
grenzt und eingeschlossen wird.
а. Die Westküste des Dekhan ist wegen ihrer günstigen Lage für
den Seehandel von den ältesten Zeiten ein Hauptziel der Schifffahrt
gewesen und in neueren Zeiten zunächst von den Portugiesen angesiedelt
worden, von deren ehemals bedeutenden Besitzungen an der Küste das
verfallene Goa der einzige Ueberrest ist. Die britische Hauptstadt des
westlichen Dekhan ist Bomb ay (566,000 (§.?) mit trefflichem Kriegshafen.
In der Nähe liegen die berühmten unterirdischen Felsentcmpel Indiens;
namentlich ist zu Ellora der (1 M. lange) sagenannte Götterberg van oben bis
unten in stackwerkartig übereinander befindlichen Grotten ausgehöhlt und in un-
zählige Tempel (von denen allein 20 dem Gotte Siwa angchören) zu einem
wahren Pantheon der Inder umgeschaffen.
Das südwestliche Küstenland oder Malabar gleicht einem großen
terrassenförmigen Garten, in welchem vorzüglich die Pfeffer- und Betel-
Ranke, die Palme, Zucker u. s. w. gedeihen, höher folgen die Tekwälder
mit ihrem fast unverweslichen Holze und, wo diese aufhören, beginnen
die Waldungen des kostbaren Sandelholzes. Daher ward dieser Küsten-
strich einer der frühesten Centralpunkte des Welthandels mit zahlreichen
Emporien.
б. Das Tafelland, welches sich in progressiver Steigung von
N. gegen S. erhebt, nimmt den bei weitem größten Theil des Dekhan
ein. Es wird nur von wenigen Hügelreihen durchzogen und senkt sich
allmählich gegen O., weshalb die Flüsse einen trägen Lauf haben. Das
Land hat einzelne sehr fruchtbare Theile, andere von mittlerer Frucht-
barkeit, viele Striche liegen unangebaut da, namentlich seit der Herr-
schaft der Mahratten. Die wichtigste Stadt im Innern ist ein zweites
Haid arabad (200,000 E.).
c. Die Ostküste oder die sandige Küste Koromandel, eine der
gefährlichsten und hafenlosesten (vgl. §. 7, 3), konnte bei ihrem heißen,
ungesunden Klima und wegen des Mangels an eigenthümlichen Erzeug-
nissen nicht die Bedeutung gewinnen, welche der Küste Malabar durch
ihre tropische Begetatiou zu Theil ward. Doch war sie durch ihre Lage
und die Natur des bengalischen Meerbusens auf Handelsverkehr nllt
Hinterindien, dem indischen Archipel, Ceylon und dem Gangeslande
angewiesen. Daher entstanden die Handelsplätze Mansaltpatam,
Madras (720,000 E. ?), der Hauptsitz des indischen Perlen- und
Edelstein-Handels, und die französische Niederlassung P o n d i ch e rr y
(25—30,000 E.).
D. Die Insel Ceylon (1154 sz M.) wird vom Festlande ge-
trennt durch eine gefährliche Meerenge, voll Felsenriffe und Sandbänke,
an denen sich die von den Monsoous hergetriebeuen Meeresströmungen
in heftigen Brandungen brechen und welche (namentlich die sogenannte
Adamsbrücke) die Durchfahrt für größere Schiffe unmöglich machen.
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Extrahierte Ortsnamen: Indiens Götterberg Hinterindien Ceylon Madras Ceylon
312
Das Reich der Cäsaren.
mit dem Unterschiede freilich, daß ein so geschultes Kollegium gegen den
vielköpfigen Souverän mehr versuchen und durchsetzen konnte, als gegen
den Imperator. Früher waren die p1ebi8eita für den Senat bindend
gewesen, jetzt sanktionierte er zum voraus die Edikte des Imperators,
so daß der Senat zu einem Kollegium wurde, welches rathen konnte,
wenn es angefragt wurde, und das der Imperator dekretieren ließ,
wenn er etwas befehlen oder verweigern und doch nicht als der eigent-
liche Urheber erscheinen wollte. Das souveräne Volk hatte besonders in
den letzten Zeiten der Republik (trotz der sullanischen Reformen) dem
Senate sein Recht, Provinzen und Befehlshaberstellen zu ertheilen, viel-
mal entrissen; Augustus ließ ihm bestimmte Provinzen, die er besetzen
durfte. Die „praesides“ der senatorischen Provinzen waren sogar
besser bezahlt als die der cäsarischen; nach der Besoldung (in Sestertien
berechnet) zerfielen sse in die drei Klassen ducenarii, centenarii und
sexagenarii, mit 200,000, 100,000 und 60,000 Sestertien (1 Mill.
Sest. — 50,000 Thlr.). Alles Recht, über die Kriegsmacht zu verfügen,
war auf den Imperator übergegangen, ebenso wurden der Ü8ou8 und das
aerarium militare dem Senate unnahbar, und von seiner früheren Ober-
finanzgewalt (das Volk hatte sie ebenfalls angegriffen, man denke an
die attalische Erbschaft!) war ihm nur die Mitaufficht über das aerarium,
die Staatskasse, verblieben. Seine gerichtliche Macht wurde durch Au-
gustus nicht beeinträchtigt, wenigstens nicht geradezu, und der Senat
kam sogar in den ganz unerwünschten Fall, über Glieder der herrschen-
den Familie richten zu müssen. Das Kollegium der Senatoren war
übrigens auch darum noch von großer Bedeutung, weil aus demselben
in der Regel die höheren Aemter besetzt wurden, und unter dem zweiten
Kaiser wurde es zugleich Wahlkollegium. Augustus setzte den Census
für einen Senatoren auf 1,200,000 Sestertien, den eines Ritters auf
400,000 Sestertien.
Das Volk und die Stadt Rom.
Unter Augustus hatte das Volk noch Komitien, aber nur für die
Wahlen der senatorischen Aemter; schon unter Tiberius verlor es auch
diesen letzten Schimmer seiner ehemaligen Souveränität. Dafür wurde
die plebs urbana (die gemeinen Stadtbürger) auf vielfache Weise ent-
schädigt; die öffentlichen Prozesse, Leichen, Leichenreden, Schauspiele,
Thierhatzen, Gladiatorenkämpfe, Feste u. s. w. gaben viel zu sehen, zu
hören und zu raisonnieren und die Spenden, welche Augustus austheilte,
waren mehr werth, als diejenigen, um welche das souveräne Volk in den
letzten Zeiten der Republik seine Stimme verkauft hatte. Daß es keine
Steuer bezahlte, versteht sich wohl von selbst; was in der republikanischen
Zeit nur ausnahmsweise geschehen war, Getreidevertheilungen zu sehr
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Extrahierte Personennamen: Augustus Augustus Augustus Tiberius Augustus
Die Erfüllung der Zeit.
323
es auch anders bei der republikanischen Verfassung und der öffentlichen
Rechtspflege sein's Aber gerade von diesem durch und durch römischen
Zweige besitzen wir verhältnißmäßig wenig. Die Geschichtschreiber geben
uns allerdings die Reden berühmter Feldherren, der Volkstribunen und
Staatsmänner, aber diese sind nur Proben der rednerischen Ausbildung
des Geschichtsschreibers selbst. Nur von Cicero, allerdings dem größten
Redner der Römer, der aber seine griechische Bildung nicht verleugnen
kann, sind Originale auf uns gekommen, während doch von Hortensius,
Antonius und namentlich von Cäsar, der auch als Redner glänzte, viele
in den Händen ihrer Zeitgenossen und noch zu Quintilians Zeit allge-
mein bekannt waren. Nicht besser ist es uns mit den Werken der rö-
mischen Geschichtschreiber ergangen; Cäsars Kommentare sind uns er-
halten, ebenso des Sallustius, seines Zeitgenossen, Geschichte der katili-
narischen Verschwörung und des jugurthinischen Krieges, dagegen ist
seine römische Geschichte verloren; erhalten sind uns ferner die Lebens-
bilder berühmter Feldherren von Kornelius Nepos, der aber nur in
dem Leben des Attikus auf römischem Schauplatze wandelt, das einzige
Beispiel, daß sich ein Römer ausländischer Größen mit Vorliebe an-
nahm. Am beklagenswerthesten ist der Verlust so vieler Dekaden des
Geschichtswerkes von Tit. Livius aus Patavium, von welchem übrigens
in unserer Zeit einzelne Bruchstücke wiederum aufgefunden wurden;
zwar ist er ganz Römer und verhüllt und verschweigt manches, was
den Ruhm seiner Nation schmälern könnte, auch beweist das, was der
Grieche Polybius uns über die römische Geschichte mittheilt, daß Livius
die Quellen nicht immer mit Sorgfalt aufsuchte — nichtsdestoweniger
müssen wir seiner Gelehrsamkeit und seinem Fleiße alle Anerkennung
zollen und seine meisterhaften Gemälde römischer Männer und Thaten
bewundern; Augustus nannte ihn einen Pompejaner.
Zweites Kapitel.
Die Erfüllung der Zeit.
Koma aeterna! Rom ist ewig! war zu Augustus Zeit ein römischer
Glaubenssatz, und unter seinen nächsten Nachfolgern hätte ein lauter
Zweifel den Tod gebracht. Zn der Thal, welches Volk war denn noch
da, welches die römische Weltmonarchie mit Erfolg anzugreifen vermochte?
Karthago war jetzt eine römische Stadt und wenigstens 400 andere
umsäumten die Küste Nordafrikaö und den Rand des großen Sand-
meeres; was wollten die Negerhorden gegen das römische Afrika unter-
nehmen? Dem römischen Asien drohte früher die Macht der Parther;
21 *
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: Cicero Antonius Cäsar Cäsars Kornelius_Nepos Augustus Augustus
Tiberkus.
343
Livia (wurde allgemein geglaubt), welche den alternden Augustus be-
herrschte und für ihren Sohn wirkte. Tiberius wußte wohl selbst am
besten, wie er Cäsar geworden und gerade weil er die Geheimnisse des
Palastes und der vornehmen Häuser kannte, beschlich seine Seele ein
finsteres Mißtrauen gegen die eigenen Blutsverwandten und alle vor-
nehmen Römer. Wie unsicher selbst die militärische Unterlage seines
Thrones sei, zeigte ihm der Aufstand der Legionen in Pannonien und
des großen Heeres am Rheine, das sein Neffe Germanikus befehligte.
Beide verlangten höheren Sold und kürzeren Dienst, und die rheinischen
Legionen erklärten sich bereit, den Germanikus auf den Thron zu erheben.
Dieser wies das Anerbieten zwar mit Abscheu von sich, aber wer
bürgte dem Tiberius, daß er immer widerstehen werde, um so mehr, da
er und besonders seine Gemahlin Agrippina auf ungewöhnliche Weise sich
offenbar um die Gunst der Soldaten bewarben? Dem Scharfblicke des
Tiberius entging es gewiß nicht, daß diese Soldatenaufstände (diesmal
wurden sie glücklich beschwichtigt, aber kürzere Dienstzeit und höheren
Sold hatte Tiberius doch zugestehen müssen) nur das Vorspiel ähnlicher
Ereignisse und zwar folgenreicherer waren? Auf wen sollte er sich stützen,
wenn die Heere rebellirten? Auf den Senat? Nach diesem fragten die
Heere schon in Sullas Zeiten nichts, und wenn er wirklich einige Macht
besaß, war wohl zu erwarten, daß er ernstlich für den Kaiser in die
Schranken treten werde? Gewiß nicht, denn die Senatoren waren ent-
weder republikanisch gesinnt und haßten die Kaisergewalt, oder sie waren
Feiglinge, auf welche nicht zu rechnen war; endlich mangelte es auch nicht
an Ehrgeizigen unter ihnen, welche selbst die Cäsarengewalt zu übernehmen
bereit waren, wenn die Gunst des Glückes dieselbe ihnen nahe brachte.
Noch weniger durfte sich Tiberius auf die Plebs verlassen; diese gehörte
jedem, der sich der Gewalt bemeifterte, vertheidigte aber keinen, dazu war
sie zu feige und zu undankbar. Tiberius haßte und verachtete den Senat
und die vornehmen Familien überhaupt, weil er sie genau kannte, und
da er nicht wie Augustus zur Herrschaft gelangt war, durfte er auch auf
Volk und Senat nicht diejenigen Rücksichten nehmen, die Augustus beob-
achtete. Volk und Senat hatten letzteren gegen den Antonius noch in
ihrer Weise durch Dekrete und Beschlüsse unterstützt, die Republik half
ihm wenigstens scheinbar zur Herrschaft, darum mußte er auch noch
einen republikanischen Schein sehen lassen; Tiberius dagegen verdankte
der Republik nichts, sondern erbte die Macht, darum vernichtete er die
republikanischen Einrichtungen, die unter Umständen gefährlich werden
konnten. Er nahm den Komitien das Recht, die Staatsämter zu be-
setzen und übertrug dasselbe dem Senate; Augustus soll ihm diesen Rath
testamentarisch gegeben haben, denn der Kaiser, konnte nicht einer Volks-
versammlung eines der wichtigsten Hoheitsrechte überlassen, wenn er es
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Extrahierte Personennamen: Livia_( Augustus Tiberius Cäsar Germanikus Tiberius Agrippina Tiberius Tiberius Sullas Tiberius Tiberius Augustus Augustus Antonius Tiberius Augustus
Die Provinzen.
315
durch habsüchtige Statthalter oft unerträglich und gab vielfachen Anlaß
zu Klagen, welche selten etwas fruchteten. Nom oder der Staat zog die
porteria im ganzen Reiche an sich; diese begriffen alle möglichen Zölle,
Brücken-, Weg- und andere Gelder, welche gleichfalls an die Publikanen
verpachtet wurden. Die einträglichsten Zölle waren die von Alexandrien
und Syrakus; zu Verres Zeit betrug der Zoll 5% sonst 272% (die
quadragesima); auf Luxusartikeln ruhte eine höhere Abgabe. Aus allem
Grubengewerke, aus Bergwerken und Steinbrüchen wurde ein Zehntel des
Reinertrags erhoben. Die Finanzverwaltung in den Provinzen hatten
früher die Quäftores, Augustus führte für die kaiserlichen Provinzen
die procuratores ein; in kleineren Provinzen (z. B. Judäa) waren
solche Prokuratoren angestellt, welche nicht nur die Finanzverwaltung,
sondern auch die Gesammtverwaltung besorgen mußten.
Es ist schon angegeben worden, daß Augustus mit den neuen
Steuern das aerarium militare errichtete und erhielt; in das Staats-
ärar stoffen indessen durchaus nicht alle anderen Steuern, sondern die
aus den Provinzen des Cäsars gehörten zu dem fiscus Caesaris; zu
dessen Einnahmen kam später das aurum coronarium, eine Abgabe,
die aus dem Gebrauche entstand, daß die Provinzen dem Cäsar goldene
Kränze schenkten. Den Fiskus mehrten ferner Legate und Erbschaften,
Geschenke von Königen u. s. w.
Die Provinzen.
Obgleich die Staatsabgaben, wie man sieht, für die Provinzen keine
geringen waren, so blieben diese dennoch mit Augustus und seiner Regie-
rung sehr wohl zufrieden und priesen sich glücklich, daß die republikanische
Verwaltung ein Ende genommen; denn die Provinzen hatten von der Re-
publik nichts genossen; keines der Staatsämter, welche den römischen
nobiles Ruhm und Ansehen und jedenfalls Geld brachten, war ihnen
zugänglich, noch konnten sie wie das Volk jene Aemter verleihen, was
wenigstens ein stolzes Selbstgefühl gab und erlaubte oder auch unerlaubte
Spenden eintrug. Auch ein glücklicher Krieg schuf ihnen wenig Ehre und
Gewinn, obschon sie ihre Kohorten stellen mußten, denn von Ehre und
Gewinn behielten die Römer den besten Theil stets für sich. Als vollends
die Bürgerkriege ausbrachen, wurden die Provinzen furchtbar mitge-
nommen; das baare Geld verschlangen die Kontributionen, die brauch-
bare Mannschaft wurde zum Dienste gepreßt; erklärte doch Antonius,
als eine Seuche unter den Ruderknechten seiner Flotte wüthete, das
Holz der Schiffe und Ruder werde nicht krank, und für frische Ruder-
knechte könne man in Epirus und Griechenland schon sorgen. Abgaben
und Kriegsdienste hatte die Republik von den Provinzen gefordert; auch
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Extrahierte Personennamen: Augustus Judäa Augustus Cäsars Cäsar Augustus Antonius