206
bersicht der Ereignisse von 1815 bis 1870.
Dieser wurde am 9. Oktober desselben Jahres von einem Bruder und einem Sohne des Mainotenhuptlings Pietro Mauromichali, den er in Gefangenschaft hielt, ermordet, und die hernach eingesetzte provisorische Regierung fand keinen Gehorsam; da schritten endlich die drei Schutz-mchte ein. Am 7. Mrz 1832 ernannten sie den Prinzen Otto, den zweiten Sohn des Knigs Ludwig I. von Bayern, welcher den Griechen während des Befreiungskrieges viel gespendet hatte, zum König von Griechenland; verschafften dein kleinen armen Knigreiche durch ihre Brgschaft ein Anlehen von 60 Millionen Franken, dehnten aber seine Grenzen nicht weiter als bis zu dem Meerbusen von Arta und Volo aus. Am 30. Januar 1833 kam Otto mit 3500 Mann bayrischen Truppen in Griechenland an. Da er noch minderjhrig war, brachte er auch eine Regentschaft mit, die aus den drei bayrischen Staatsmnnern Armansperg, Maurer und Abel und dem General Heydeck bestand. Der Brgerkrieg hrte nun allerdings auf, aber die Mainoten muten durch die bayrischen Soldaten zum Gehorsam gezwungen werden; der alte Kolofotroni und andere Capitani stifteten Verschwrungen, die Palikaren wollten sich nicht an die friedliche Arbeit gewhnen und viele ergriffen das Ruberhandwerk. Das im langen Kriege verwstete Land vermochte die Kosten fr Verwaltung, Militr und Marine nicht aufzubringen und das verwilderte, an Untreue und Unredlichkeit gewhnte Volk fand keinen Gefallen an der strammen Regierungsweise der Regentschaft und hate dieselbe ohnehin als abendlndische Fremde. Es wurde nicht besser, als Otto 1835 in Person die Regierung bernahm und 1837 die verhaten bayrischen Soldaten abzogen, auch nicht, als 1843 Otto durch einen Militraufstgud gezwungen wurde, eine Nationalversammlung einzuberufen und die von derselben entworfene Verfassung anzunehmen; selbst als alle Deutsche, auch solche, die als Philhellenen der griechischen Sache gedient hatten, mit hhnendem Undanke fortgeschickt wurden, kehrte keine Ruhe ein.
Zu allen beln gesellte sich die Eifersucht der Schutzmchte; die englische Regierung sah in Griechenland nur ein Werkzeug, dessen sich Rußland gelegentlich gegen die Trkei bedienen werde, suchte darum Griechenland niederzuhalten und ein Ministerium, das der russischen Partei angehrte, durch die Aufhetzungen der andern Parteien zu strzen; ebenso verfuhr Rußland gegen ein Ministerium, welches seine Existenz dem eng-tischen Einflsse verdankte.
Trkei.
16. Durch die unglcklichen Kriege gegen Griechenland und Rußland hatte das Ansehen des Sultans unheilbar gelitten, wie die bald
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Extrahierte Personennamen: Pietro_Mauromichali Otto Ludwig_I._von_Bayern Ludwig_I. Arta Otto Otto Otto
Treffen bei Mentcma.
263
darber berichteten. Napoleon, der scharfe Aufsicht führen lie, sandte der italienischen Regierung Warnung der Warnung zu; der Minister Ratazzi stellte sich aber, als halte er die Sache fr gar nicht gefhrlich und gab fortwhrend beruhigende Versicherungen. Anfang September hatten aber schon Trupps von Freischrlern die Grenze berschritten, da-her mute Ratazzi etwas thnn; er lie Garibaldi verhaften und nach der Festung Alessandria bringen (24. September). aber nach wenigen Tagen wurde derselbe nach der kleinen Insel Caprera entlassen, die er frher zu seinem Aufenthalte gewhlt hatte und wo er einen modernen Cincinnatns spielte. Sein Sohn Menotti, Freischarenfhrer wie Cairoli, Nicotera n. ct., betrieben die Rstungen nur um so eifriger, so da Na-poleon am 16. Oktober berichten lie, die italienische Regierung habe dem Unwesen ntigenfalls mit Gewalt ein Ende zu machen, widrigen-falls werde Frankreich den Schutz des Papstes bernehmen; binnen drei Tagen sei bestimmte Antwort zu geben. Darauf dankte Ratazzi ab; am 21. Oktober traf Garibaldi in Florenz ein, hielt unbehindert Reden an das Volk und fuhr den nchsten Tag mit einem Extrazuge an die rmische Grenze ab, wo bereits die Kmpfe zwischen den ppstlichen Sol-baten und den Freischaren, nicht zu Gunsten der letzteren, begonnen hatten. Am 23. bernahm er den Oberbefehl, rckte der Monte Ro-tondo bis hart an Rom vor, wohin smtliche Soldaten des Papstes von dem General Kanzler (einem Badener) zusammengezogen waren; daher wurden die Versuche der Verschwrer in Rom vereitelt.
Unterdessen erlie König Viktor Emmanuel eine Proklamation, in welcher er Garibaldis Unternehmen verurteilte und sich aufs schrfste gegen einen Bruch mit Frankreich aussprach. Zugleich erhielt die italie-nische Armee Befehl, in das rmische Gebiet hinter den Freischaren vor-zurckeu. Allein die zwei franzsischen Divisionen, die seit einiger Zeit beitoulou kampierten, hatten sich am 26. eingeschifft und waren am 30. in Civitavecchia gelandet, und noch an demselben Tage trafen die ersten Bataillone in Rom ein. Garibaldi zog sich aber nicht hinter die italienische Armee zurck, sondern wollte seitwrts der Tivoli ab-schwenken, wahrscheinlich um den Krieg im Gebirge fortzusetzen; aber am 3. November wurde er vom General Kanzler bei Mentana angegriffen, und als auch eine franzsische Brigade in das Feuer ging, gnzlich ge-schlagen; der 1000 Garibaldiner wurden gettet, 2000 gefangen, jedoch bald von dem Papste freigelassen; Garibaldi selbst wurde von der ita-lienischen Regierung in das Fort Carignano gebracht, mute jedoch nur kurze Zeit sitzen, bis er nach Caprera bersiedeln durste. Die italienische Armee war, wie Napoleon wollte, nach zwei Tagen aus dem Rmischen abgezogen.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Ratazzi Cairoli Ratazzi Garibaldi Viktor_Emmanuel Viktor Garibaldi Garibaldi Carignano Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Nicotera Frankreich Florenz Rom Rom Frankreich Civitavecchia Rom Caprera
171
Mapokeon in. Kaiser der Iranzoserr (2. Dez. 1852 bis 4. Sept. 1870).
Die Regierung der französischeil Republik war vom ersten Tage an immer in schwerer Verlegenheit. Die Pariser Arbeiter^ wollten für weniger Arbeit höhern Lohn, sie verlangten von den Hauseigenthümern die Herabsetzung der Wohnungsmiethe, und forderten endlich geradezu, mau solle den Reichen einen Theil ihres Vermögens abnehmen und unter das arme Volk austheilen. Die Regierung verordnete hierauf, daß alle Arbeiter, die nicht in Paris daheim seien und von keinem Pariser Fabrikanten oder Meister beschäftigt würden, sich nach Hause begeben sollten, worauf dieselben sich zu einer neuen Revolution rüsteten. Diesmal wollten sie gründlich zu Werke gehen: die Nationalversammlung auseinanderjagen, ihre bedeutendsten Gegner ermorden und eine Regierung nach ihrem Sinne einsetzen; dann sollte die Armee ausmarschieren, alle Monarchen verjagen, den Völkern die Freiheit bringen und alle Staaten Europas in Republiken nach dem französischen Muster verwandeln. Am 23. Juni schlugen sie los, aber die Regierung war vorbereitet. Sie hatte die Besatzung von Paris verstärkt und dem General Cavaignac den unbeschränkten Oberbefehl übergeben; auch die Nationalgarde trat unter das Gewehr. Vom 24. wüthete die Straßenschlacht ununterbrochen fort bis zum 26; die Revolutionäre vertheidigten sich mit wüthender Hartnäckigkeit. Der Erzbischof D'affre, der vor eine Barrikade hingetreten war und Worte der Versöhnung sprach, erhielt einen Schuß, an dessen Folgen er nach einigen Tagen starb; es wurden mehr Generale getöbtet oder verwundet als in einer der großen Schlachten Napoleons I. Die Aufrührer wurden endlich vollständig besiegt; aber wenigstens 10,000 Menschen hatten das Leben verloren und 4000 Gefangene wurden über das Meer deportiert.
Die Nationalversammlung gab hierauf Frankreich eine neue Verfassung. Es sollte eine Republik bleiben und an deren Spitze ein Präsident mit vierjähriger Amtsdauer gestellt werden. Am 10. Dec. fand die Präsidentenwahl statt, bei welcher sich 1,448,000 Stimmen für den General Cavaignac, 5,430,000 für den Prinzen Louis Napoleon Bonaparte ergaben. Dieser, Sohn Louis Napoleons, eines Bruders von Napoleon I. und dessen Stieftochter
8 *
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234 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs Xiv. re.
aufkündigte. Dieser schickte Truppen gegen den Rebellen, aber Gustav
bewog diese und die Garden, zu ihm gegen den Reichsrath zu stehen;
die Hauptstadt folgte der Bewegung und der überraschte Reichsrath hatte
keine andere Wahl als die Verfassung anzunehmen, welche ihm der Kö-
nig vorlegte (31. August 1772). Diese beschränkte den Reichsrath auf
das Recht eines berathenden und vorschlagenden Kollegiums und gab
dem Könige die ganze ausübende Gewalt zurück. Die Stände durften
sich nur auf königliche Einberufung hin versammeln und sich nur mit
den königlichen Vorlagen befassen, doch sollte der König keinen Krieg
ohne ihre Einwilligung anfangen; das Recht der Besteuerung wurde fast
gänzlich dem Könige anheimgestellt, er hatte bloß einen ständischen Aus-
schuß zu berathen. Nun erwarteten das Volk und ganz Europa, der
von den französischen Philosophen hochgepriesene junge König werde seine
fast unbeschränkte Gewalt zu wohlthätigen Schöpfungen für das arme,
heruntergekommene Schweden anwenden. Er gründete in der That einige
Hospitäler und Waisenhäuser und schaffte die Folter ab, dies war aber auch
so ziemlich alles, was in dieser Hinsicht geschah. Dagegen errichtete er eine
Akademie nach französischem Zuschnitte, baute Theater und Opernhäuser,
gab großartige Feste, Bälle und Maskeraden, und neben dem neumodi-
schen Wesen sollte auch das mittelalterliche Ritterthum wieder in das
Leben gerufen werden; daher hielt er Turniere und Ringelrennen, welche
das Land nicht wohlfeiler zu stehen kamen als die Opern und Komödien
und ungefähr gleich viel nutzten. Alles dies und der prächtige Hofhalt
des Königs kostete viel Geld; der Steuerdruck wurde härter als je, und
endlich machte Gustav das Branutweinbrennen zu einem königlichen Mo-
nopole, so daß der Bauer sein geliebtes Getränke, welches er sonst selbst
bereitet hatte, um theures Geld seinem Könige abkaufen mußte. Die
anfängliche Freude über Gustavs Negierung und den Sturz des verhaß-
ten adeligen Regiments machte deßwegen bald einer allgemeinen Verstim-
mung Platz und der Versuch des Königs, eine allgemeine Nationaltracht
einzuführen, war nicht geeignet, dem Volke eine günstigere Meinung von
Gustavs Einsicht und seiner Sorgfalt für das Wohl des gemeinen Man-
nes beizubringen. Nun fing er noch einen Krieg mit Rußland an
(1788), welches abermals mit den Türken im blutigen Kampfe lag;
denn Gustav wollte nicht nur ein Philosoph auf dem Throne sein, son-
dern auch Heldenruhm erwerben, der Ausbreitung der russischen Macht
Schranken setzen und Schwedens verlorene Provinzen wieder erobern.
Zu diesem Kriege holte er die Einwilligung der Stände nicht ein, wie
die von ihm selbst gegebene Verfassung vorschrieb, und dies vermehrte
die allgemeine Mißstimmung über die neuen Lasten, welche der Krieg
für Schweden brachte. Katharina bekämpfte ihn nicht nur mit Waffen,
sondern auch mit Geld und Ränken; durch ihre erkauften Werkzeuge er-
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Gustav Gustav August Gustav Gustav Gustavs Gustavs Gustav Gustav Katharina
322
Zeitalter der Revolution.
Graubünden, das ihnen Gleichberechtigung mit den 3 Bunden versagt
hatte, losrissen, eine cisalpinische Republik bildete (9. Juli), welche
als Uniform die französische Verfassung anzog und ihre Direktoren von
Bonaparte erhielt. Auch das aristokratische Genua wurde demokratisch
gemacht, gebrandschatzt, in eine der französischen nachgebildete Verfassung
gesteckt und ligurische Republik genannt (15. Aug.). An Frank-
reich wurde das ganze linke Rheinufer abgetreten; die zu Schaden ge-
kommenen Fürsten sollten auf dem rechten Rheinufer Ersatz finden, in
der Weise, wie z. B. der Herzog von Modena für sein entrissenes Länd-
chen Freiburg im Breisgau erhielt. Diese Entschädigungsforderungen
so wie der definitive Frieden der Republik mit dem preisgegebenen deut-
schen Reiche sollten auf einem Kongresse zu Rastatt reguliert werden,
wo sich alsbald französische Gesandte einstellten, bei denen deutsche Fürsten
und Herren um Abteien und Reichsstädte bettelten und jene klingenden
Künste anwandten, durch die sie die nützliche Gunst der „Bürgerkommis-
säre" zu erwerben hofften.
Neuntes Kapitel.
Polen zum zweiten- und drittenmalc von den drei Mächten gethcilt (1795).
Venedig sank rühmlos zusammen, durch französische Machtworte ent-
waffnet; eine andere Republik, die des polnischen Adels, war kaum vor-
her nach ritterlichem Kampfe der vereinten Macht der drei Adler unter-
legen. Die Polen hatten sich von der Betäubung, in welche sie durch
den Gewaltstreich von 1774 versetzt worden, erholt, und als Katharina
und Joseph mit den Türken einen Krieg führten, der ihre Kräfte gegen
alle Erwartung erschöpfte, glaubten die Besseren der Nation die Zeit
zur Wiederherstellung des Vaterlandes sei gekommen, um so mehr als
Preußen insgeheim und öffentlich die ermunterndsten Verheißungen machte.
Ein Reichstag in Warschau (Herbst 1788), der sich aber Konfö-
deration nannte, damit ihn kein russisches liberum veto unwirksam
mache, beschloß die Vermehrung des Heeres auf 60,000 Mann, ver-
wahrte sich gegen die Beschränkung seines gesetzgebenden Rechtes, wies
das von Katharina angetragene Bündniß gegen die Türkei zurück und
drohte mit dem allgemeinen Aufgebote, falls die russischen Truppen nicht
aus dem polnischen Gebiete weggezogen würden. Preußen versprach
feierlich die Unabhängigkeit Polens Ln der Anordnung seiner einheimischen
Angelegenheiten zu schirmen und Katharina, die mit Schweden und der
Türkei vollauf zu thun hatte und keinen polnischen Krieg brauchen konnte,
zog ihre Truppen zurück. Auch an die Umgestaltung der Verfassung
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Extrahierte Personennamen: Katharina Joseph Katharina Katharina
362
Zeitalter der Revolution.
zeigten sich fast gleich unfähig und charakterlos; Karl Iv. klagte seinen
Sohn der Usurpation an und verlangte die Krone wieder; Ferdinand
ließ sich bereden (5. Mai) und am 6. Mai entsagte der königliche Va-
ter für sich und seine Nachkommen zu Gunsten Napoleons auf die spa-
nische Krone, und auch das ließ sich Ferdinand gefallen wie die andern
Prinzen und lebte seitdem wie sein Vater ziemlich vergnügt mit einem an-
sehnlichen Iahresgehalte in einem französischen Schlosse dem Zeitvertreib.
Napoleon aber berief spanische Notabeln nach Bayonne, ließ von ihnen
seinen Bruder Joseph als König von Spanien anerkennen und gab
ihnen zugleich eine Verfassung für Spanien mit (15. Juni).
Dcr spanische Aufstau- und der Erfurter Kongreß (Mai und Oktober 1808).
Allein die Spanier ließen sich nicht wie eine Heerde Schafe behan-
deln; das treulose Spiel mit dem Könige und dem Kronprinzen, so ent-
artet auch diese Bourbonen waren, empörte die stolze Nation; schon am
2. Mai brach in Madrid ein wüthender Aufstand los, der über 1200
Franzosen das Leben kostete; Murat dämpfte ihn und ließ Männer,
Weiber und Kinder niederschießen, wodurch er die Rache der Spanier
nur noch mehr herausforderte. Er verdiente sich gerade selbst eine Krone,
denn durch Josephs Versetzung auf den spanischen Thron war der nea-
politanische erledigt worden, der von Napoleon ihm angewiesen wurde
(15. Juli). In Spanien hingegen traten in den Provinzialftädten, die
nicht von den Franzosen besetzt waren, eigene Ausschüsse zusammen, Jun-
tas, die sich der Regierungsgeschäfte bemächtigten, weil die Madrider
Negierung nicht anerkannt wurde, und alles Volk zu den Waffen riefen.
Dieses gehorchte aller Orten; denn der gemeine Spanier ist ein hoch-
herziger Mann, der sich fremder Herrschaft nicht unterwirft und wenn
sie noch so weise wäre; er ist streng katholisch und haßte die Franzosen,
die Kirchenräuber und Kirchenschänder, mit unversöhnlicher Ausdauer,
an ruhiger Todesverachtung aber kommt kein europäisches Volk den Spa-
niern gleich. In wenigen Monaten standen mächtige Heere im Felde,
schwärmten zahlreiche Banden im Gebirge und machten die Straßen für
kleinere Abtheilungen gefährlich. Ja in ganz Spanien war kein Fran-
zose mehr sicher; in den Häusern wurden sie vergiftet, ans den Gassen
der Städte erdolcht, auf dem Lande erschossen; denn die Spanier ver-
schmähten kein Mittel zum Verderben der Eindringlinge, und wenn ein
Spanier einen Franzosen umgebracht hatte, so ließ er sich willig erschie-
ßen oder erdrosseln, hatte er doch seinen Mann gestellt. Im dänischen
Fünen standen die 10,000 Spanier unter Romana; als diese von den
Vorgängen in ihrem Vaterlande hörten, bemächtigten sie sich der däni-
schen Festung Nyborg und fuhren dann auf englischen Schiffen nach
Hause. Dieser Streich erzürnte Napoleon um so mehr, da er gewohnt
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iv Karl Ferdinand Napoleons Ferdinand Napoleon Joseph Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Bayonne Spanien Spanien Madrid Josephs Spanien Spanien
400
Die Zeit von 1815 bis 1857.
schenopfern forderte; sie waren zum Christenthum bekehrt, wurden jedoch
weder zu bürgerlichen, noch zu militärischen, noch zu kirchlichen Aemtern
zugelafsen, also doch als untergeordnete Rasse behandelt und waren
gegen die Weißen um so leichter zu erbittern, als sich überall bei
ihnen Ueberbleibsel von dem heidnischen Glauben ihrer Vorfahren erhal-
ten haben. Aus Vermischung der Weißen, Indianer und Reger sind
die verschiedenen Abstufungen der Farbigen oder Mischlinge entstanden,
die nur die schlechten Eigenschaften ihrer Eltern und keine einzige ihrer
guten geerbt haben sollen. Sie sind in der Regel gegen die Weißen
feindseliger als Indianer und Reger, arbeiten wie diese nur das Roth-
wendigste und finden ihren Lebensunterhalt um so leichter, als das
Klima und der natürliche Reichthum des Landes an Früchten und Thieren
fast überall unerschöpflich ist. In Meriko besteht demnach trotz der Repu-
blik eine große Ungleichheit unter der Bevölkerung, die sich nicht allein
auf Besitz und Bildung gründet, sondern auf die Hautfarbe, auf die
Rasse, welcher Unterschied sich als der allergehässigste herausftellt. Diese
Elemente bekämpfen sich seit 1822 unaufhörlich; der Adel und fast alle
weißen Grundbesitzer strebten mit der höhern Geistlichkeit zuerst nach
einer Monarchie unter einem spanischen Prinzen, und seitdem diese un-
möglich ist, halten sie an einer möglichst centralisierten republikanischen
Verfassung fest, weil sie nur durch eine solche die Farbigen, die Indianer
und kleineren Städte von der Hauptstadt aus zu beherrschen und die
Zertrümmerung des Staates aufzuhalten im Stande sind. Die andere
Partei nimmt eben deßwegen den Föderalismus zum Schiboleth, d. h.
sie verlangt für die einzelnen Staaten der Bundesrepublik mehr Freiheit
und ihre „Pronunciamentos" erfolgen in der Regel in den Provincial-
städten, wie die der andern Partei in der Hauptstadt. Nicht drei Jahre
verstoßen seit der Proklamation der Republik, als der Bürgerkrieg aus-
brach; am 7. Januar 1828 wurde General Bravo, das Haupt der
Centralisten, bei Tulamingo von den Föderalisten unter General Guer-
rero, einem Farbigen, geschlagen, worauf dieser Präsident wurde, die
Verfassung änderte und auch die Sklaverei aufhob. Doch am 22. De-
zember 1829 wurde er durch eine Revolution aus der Hauptstadt
vertrieben, setzte aber den Krieg fort, siegte am 27. September 1830
bei Teraka, wurde zuletzt an seinen Gegner, den Präsidenten Busta-
men te, verrathen und am 17. Februar 1831 erschossen. Diesen
stürzte 1833 der General Santa Anna und centralisierte die Verfassung
noch mehr; als aber Santa Anna 1836 von den Teranern bei S. Jacinto
überfallen und gefangen wurde, kam Bustamente wieder ans Ruder.
Rach Teras waren mehr und mehr Nordamerikaner eingewandert,
die bewaffneten Widerstand leisteten als Santa Anna sie einschränken
wollte und ihn selbst gefangen nahmen; für die verlorene Provinz war
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Griechenland.
427
Rußland gelegentlich die Rollen tauschten; ist die eine Partei widerspen-
stig und will sie sich nicht zu allem gebrauchen lassen, so ist eben darum
die andere um so fügsamer. Diese Lage änderte sich auch nicht als 1835
der König die Regierung übernahm, 1837 die verhaßten ausländischen
Minister und die bayerischen Soldaten abzogen, eben so wenig als 1841
der Fanariote Maurokordato Ministerpräsident wurde und das kon-
stitutionelle Zeitalter anzubrechen schien. Eine Menge deutscher Philhel-
lenen wurden ihrer Aemter enthoben und heimgeschickt, aber die Zahl
der amtshungerigen Griechen war zu groß, als daß sie hätten befriedigt
werden können. Der König behielt das Ministerium auch nicht lange
und schlug wieder die frühere Negierungsweise ein; da brach in der
Nacht vom 14. zum 15. Sept. zu Athen ein Militäraufstaud aus, den
die Gesandten der Schutzmächte gewähren ließen oder unterstützten, und
der König sah sich gezwungen, eine Nationalversammlung auf den 13.
November zusammen zu rufen, die auch nach wenigen Monaten eine
Verfassung fertig hatte. Sie ist natürlich nach englischem Muster zuge-
schnitten, nur muß das griechische Staatsoberhaupt der griechischen Re-
ligion angehören, während es in England protestantisch sein muß, auch
ist der griechische Senat keine Pairie; daß vollends alle Deutsche (mit
geringer Ausnahme) mit höhnendem Undanke fortgeschickt wurden, war
selbstverständlich. Mit seinen zwei Kammern hatte Griechenland aber
nur zwei öffentliche Herde der Zwietracht gewonnen; von Parteihatzen
begrüßt und begraben folgten sich das (russische) Ministerium Metaras,
das (englische) Maurokordatos, endlich das von Koletti, der sich
auf Frankreich stützte, welche Macht sich Griechenland immer am meisten
gewogen zeigte, weil jede kleine Seemacht ein Bundesgenosse Frankreichs
gegen England ist. Dafür stiftete der englische Gesandte Lyons 1847
einen schlimmen Handel mit der Türkei an; der Gesandte derselben,
Musuros (ein Fanariote), verweigerte einem Adjutanten des Königs,
Karatasso (einer der Kapitani, die sich gegen die Türken ausgezeichnet
hatten), einen Paß nach Konstantinopel, und eine Aeußerung des Königs
brachte den Fanarioten auf Geheiß des Engländers in die bitterste Stim-
mung; dieselbe ging auch in das Serail über und führte zu schweren
Beschränkungen des griechischen Handels. Ein Brief des Königs an den
Sultan that keine Wirkung, der Sultan verlangte binnen zweimal 24
Stunden eine Erklärung, daß die griechische Regierung den Fall bedaure,
wozu sich der König und Koletti nicht verstanden. Dieser starb jedoch
bald und das neue (russische) Ministerium Tsavellas gab eine Art
Entschuldigung in mildester Form; daß sie in Konftantinopel genügend
erfunden wurde, dafür sorgte daselbst der russische Gesandte. Eine an-
dere Unbedachtsamkeit der griechischen Negierung verursachte 1849 noch
größeren Schaden; zwei englische Unterthanen, ein gewisser Finlay, der
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Extrahierte Personennamen: Koletti Lyons Finlay
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland England Griechenland Frankreich Griechenland Frankreichs England Karatasso Konstantinopel
Der 22. bis 25. Februar.
613
Fetzen und hauste nach seiner Laune, während Louis Philipp und die
Prinzen entflohen (sie entkamen nach England). Die Herzogin von Or-
leans eilte mit dem Grafen von Paris in die Deputiertenkammer, um
dessen Thronfolge anerkennen zu lassen, aber die Deputierten waren
nicht mehr Meister in der Kammer, sondern „das Volk", das dieselben
durch sein Gebrüll und die drohende Haltung seiner Waffen auf die
Rolle der schweigsamen Geduld herunterbrachte; die Herzogin selbst durfte
sich glücklich preisen, daß sie sich mit ihrem Sohne aus dem Getümmel
retten und wie die andern Mitglieder der Familie Louis Philipps ent-
fliehen konnte. Die Anführer der Revolution waren zum äußersten ent-
schlossen und hätten das Leben der hohen Personen nicht geschont, daher
sich diese flüchten mußten, sobald sie nicht mehr von den Bataillonen
des Linienmilitärs umgeben waren. Odilon Barrot aber und Thiers
hatten sich zu Pferd gesetzt, um das Volk in den Straßen zu haranguie-
ren und die Reform zu verkündigen, und beide Reiter wunderten sich
nicht wenig, als sie zuerst mit Gespött empfangen wurden und endlich
hören mußten, sie möchten sich aus dem Staube machen, oder man
schieße sie herunter. In der Deputiertenkammer wurde das Siegel auf
die Bewegung gedrückt, in welche das Reformbankett umgeschlagen war;
der Dichter und Deputierte Lamartine schloß die Sitzung der Depu-
tierten, die sich in ihrer Mehrzahl sehr beeilten, nach Hause zu kommen,
und nun hielt ein Ausschuß des souveränen Volks, der sich selbst ernannt
und seine Vollmachten sich selbst gegeben hatte, seine Sitzung. Er rief
die Republik aus und setzte eine provisorische Regierung ein, während
dasselbe auf dem Stadthause geschah, wo Lamartine es durch seine Be-
redtsamkeit verhinderte, daß nicht sogleich die rothe Fahne als Symbol
der neuen Republik aufgesteckt wurde. Man vereinigte sich endlich für
ein dirigierendes Ministerkonseil, dem Lamartine, der Astronom Arago,
der alte Dupont del'eure, Ledru Rollin, Kremieur, Garnier
Pag es, Kar not, Goudchaur rc. angehörten. Neben dieser Regie-
rung stellte sich Louis Blank an die Spitze der Arbeiter und hielt im
Palais Lurembourg, wo einst die Pairskammer getagt hatte, Versamm-
lungen, in welchen er viel zum Ruhme seiner Klienten und von der
Organisation ver Arbeit zu sagen wußte, nichts aber davon, wie er denn
zu organisieren gedenke. Die neue Nationalgarde nahm Kourtais
unter seinen Befehl, K a ussidi è re und Sobri er handhabten die Po-
lizei und jeder umgab sich mit einem Bataillon Februarhelden, so daß
die Republik eine ziemliche Anzahl von Mächten in sich schloß. Heer
und Flotte, ganz Frankreich nahm die Republik an, wie sich dieselbe die von
dem Proletariate übertölpelte Pariser Bourgeoisie gefallen lassen mußte.
Gegenwärtig ist es so ziemlich zur Mode geworden, dem König Louis
Philipp den Vorwurf der Feigheit zu machen, weil er dem Nevolutionssturm
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Extrahierte Personennamen: Louis_Philipp Philipp Louis_Philipps Philipps Odilon_Barrot Arago Ledru_Rollin Louis_Blank Kourtais Louis
Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: England Paris Palais_Lurembourg Frankreich