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nach W. und mündet unterhalb Köln in den Rhein. Sie ist das Gewässer,
„welches aus dem Erdboden am meisten arbeiten muß." _ An ihr liegen
Elberfeld und Lärmen, eine Doppelstadt, jene mit 140, diese mit 130 Ein-
wohnern. Beide sind wichtige Fabrikstädte für seidene, leinene und bäum-
wollene Waren. („Elberfelder Leinwand.") — h) Die Ruhr (= Schils,
weil im Gebiete der Quellen viel Schilfwiesen sind) entspringt im Sauer-
lande, gehört größtenteils Westfalen an, fließt von (). nach W. und mündet
bei Ruhrort in den Rhein. Das Ruhrgebiet hat sehr reiche Kohlen-
lag er, mit deren Ausbeutung sich namentlich Elsen beschäftigt. Hier ist die
weltberühmte Kruppsche Gußstahlfabrik, in welcher mehr als
20000 Arbeiter beschäftigt werden. Die in dieser Fabrik hergestellten Kanonen
sind jetzt die besten und werden nahezu iu alle Länder der Erde versandt. —
i) Die Lippe fließt in westlicher Richtung im Flachlande, welches zum Teil
sehr fruchtbares Gebiet ist, und mündet bei Wesel. An ihr liegt die Stadt
Hamm, welche sehr große Eisengießereien besitzt. —
a) Die 3u entspringt am Schweizer Jura, durchfließt das obere Elsaß
und mündet bei Straßburg. Sie ist der eigentliche Hauptfluß des
Elsasses. Zwischen Jll und Rhein zieht sich von Mülhausen bis Straßburg
der Rheinkanal. Wichtige Ansiedelungen sind Mülhausen, Colmar und Straß-
bürg. Mülhausen i. E. ist ein Mittelpunkt für Baumwollenindustrie und
der wichtigste Fabrikort (großartige Baumwollenweberei, vortreffliche Kattun-
druckereien) im Elsaß. Für die Fabrikarbeiter (etwa 20 000) sind hübsche
Häuser gebaut, die vou Gärten umgeben sind; auch in anderer Weise ist vor-
trefflich für die Arbeiter gesorgt. — Colmar liegt in einer fruchtbaren Ebene.
In der Nähe ist das „Lügenfeld", auf dem die Söhne Ludwigs des
Frommen durch Verrat ihren Vater gefangen nahmen. — Straß bürg
(f. S. 23). — b) Die tlahe entspringt auf dem Huusrück, bildet eine Strecke
lang die Grenze zwischen Hessen und Rheinpreußen und mündet bei Bingen.
An ihr liegen Oberstein, der Hauptsttz der Achatschleiferei im Huusrück, und
Kreuznach, ein Badeort. — c) Die Mosel ist (nach der Maas) der größte
Nebenfluß des Rheins. Sie entspringt auf dem Wasgeuwalde, fließt
in einem nach 0. offenen Bogen dem Rheine zu, in den sie bei Koblenz
mündet. Sie gehört in ihrem Oberlaufe zu Frankreich, von Metz an zu
Deutschland. Die Mosel hat gelbes Wasser, das sich anfangs eigentümlich
vom grünen Rhemwasser abhebt. Sie hat reizende User, an deren sonnigen
Schieferabhängen sich von Trier bis Koblenz viele Weinberge befinden, welche
die berühmten Moselweine liefern. Der wichtigste Zufluß der Mosel ist
die Saar, an welcher in der Rheinprovinz die Festung Saarlouis liegt.
Ausiedluugen an der Mosel sind Metz und Trier. Metz (60 T.) ist die
Haupt st adtvonlothrin gen und eine der stärksten Festungen der Erde.
1870 mußte es sich den Deutschen ergeben, wobei über 170 000 Franzosen
gefangen wurden. — Trier (40 T.) ist eine der ältesten Städte Deutschlands,
da es schon von den Römern vor Christi Geburt angelegt wurde. Noch heute
findet man Überreste römischer Bauten, z. B. das „Schwarze Thor". Im
Dome befindet sich der „heilige Rock", welchen einst Christus getragen haben
soll und der, nebst anderen Reliquien, zeitweilig zur Verehrung ausgestellt
wird. (Wallfahrten.) — d) Die Ähr hat in merkwürdigen Windungen ein
großartiges Thal in die Eifel eingeschnitten und mündet oberhalb des Sieben-
gebirges. Die Ahrweine sind beliebt.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
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Schon am Tage vorher wurde die Lokomotive, welche den
Namen „Borsig" trug, nach dem Anhalter Bahnhof gebracht, dort
noch einmal montiert und dann früh am Morgen des bestimmten
Tages geheizt. Die ganze Nacht harrte Borfig bei seinen Ar-
beitern treulich aus, anordnend und arbeitend, tüchtig mit ein-
greifend. Mit banger Erwartung sah er der Stunde der Entschei-
dung entgegen. Dieselbe kam.
Eine stattliche Anzahl sich für die Sache interessierender Per-
sonen hatte sich auster dem Sachverständigenkollegium eingefunden,
auch englische Ingenieure. Im gegebenen Augenblicke schritt
Borsig dem Maschinenschuppen zu und bestieg dort den seiner schon
mit feurigem Schnauben harrenden Eisenrenner. Mutig und mit
stolzer Sicherheit bewegte sich das erste deutsche Dampfrost vor-
wärts. Von seinem Erbauer selbst gelenkt, brauste es an denr
Bahnsteig vorüber, eine Strecke die Bahn entlang, dann im
schnellsten Laufe zurück, und auf einen Wink stand es unter der
Halle still. Stürmischer Beifall empfing Borsig und seinen
„Borsig". Die Engländer machten lange Gesichter, als der Führer
ihnen zurief: „Sehen Sie, meine Herren, sie geht! Sie ist also in
Wahrheit eine Lokomotive!"
Nun wurde ein offener Wagen angehängt, die Herren stiegen
ein. und auf einer Fahrt bis Grostbeeren führte Borsig seinen
Eisenhengst in allen Gangarten noch einmal vor, wobei sich der-
selbe vollkommen bewährte. In Grostbeeren, wo schon einmal
deutsche Kraft über die Fremdherrschaft gesiegt hatte, wurde
deutschem Streben, deutschem Fleiste und deutscher Arbeit wieder-
um der Siegespreis zuerkannt. Das Richterkollegium sprach sich
einstimmig dahin aus, dast die Borsigsche Lokomotive als durchaus
gelungen anzuerkennen sei. — Borsig. der diesen Tag zu den
schönsten seines Lebens zählte, schlost darauf mit der Direktion
einen Vertrag ab, wonach sich dieselbe verpflichtete, ferner alle aus
seiner Maschinenbauanstalt hervorgehenden Lokomotiven auf der
Anhalter Bahn zu verwenden. So wurde Borsig durch diese Tat.
welche unsere heimische Eisenindustrie von der Herrschaft Englands
befreite, der deutsche Stephenson, der nun unter entsprechender Er-
weiterung seiner Fabrik seine Haupttätigkeit fortan auf den Bau
von Lokomotiven verlegte. Schon im Jahre 1846 verliest das
hundertste und zwei Jahre später das zweihundertste Dampfrost
das Borsigsche Gestüt.
Immer gröster wurde die Zahl derselben, und immer weiter
dehnten sich die Räume der Anstalt. Borsig blieb nicht dabei
stehen, den deutschen Eisenbahnen zuerst deutsche Lokomotiven zu
liefern. Hatte er bisher Kohlen und Schmiedeeisen aus England
beziehen müssen, so suchte er sich jetzt auch davon frei zu machen,
indem er in Moabit ein grostartiges Eisenwerk anlegte, wo deut-
sches Roheisen zu künstlichen Fabrikaten, wie er sie für seine An-
stalt gebrauchte, bereitet werden sollte. In Königshütte und Ruda
in Schlesien erwarb er Steinkohlenbergwerke, die ihm inländisches
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Ruda
Extrahierte Ortsnamen: Englands England Moabit Königshütte Schlesien
er herabschneiden und für sich behalten. Hierauf bat er alle um
Verzeihung, sprach die Gebete und wurde vom Henker von der
Leiter gestoßen. Man legte ihm um den Hals eine besondere
eiserne ftette, mit heimlichen Schlössern und ließ seinen Leichnam
vierzehn Tage bewachen, damit seine Freunde ihn nicht vom Galgen
abnehmen konnten. Der Henker aber ging mehrere Wochen in
Rock, Wams und Haube des Toten herum, bis die Freunde des
Verstorbenen ihm die Kleider abkauften.
Scheiblhuber: Deutsche Geschichte.
150. Die Femgerichte.
Die Femgerichte (inhd. veme = Verurteilung, Strafe) traten
nach dem Zusammensturz des alten sächsischen Herzogtums durch
den Fall Heinrichs des Löwen in dem westfälischen Teil der
Diözese Löln, dem Herzogtum Westfalen und in den Bistümern
Paderborn und Münster hervor und nrachten seit Ende des
14. Jahrhunderts das westfälische Land in ganz Deutschland be-
rühmt und berufen. Dies erklärt sich aus den halb anarchischen
Zuständen dieser Zeit, die der Ausdehnung der Femgerichte über
alle Länder und Stände des Reiches besonders förderlich waren.
Aber sie trugen nicht dazu bei, die trostlosen Zustände im Reiche
zu bessern; nie war es mit der öffentlichen Sicherheit schlechter
bestellt als zur Blütezeit der Feme, sie besserte nicht das Recht,
sondern sie vermehrte nur noch die herrschende Verwirrung. Hatten
die Femgerichte seit Kaiser Sigismund um die Mitte des 15. Jahr-
hunderts ihren Höhepunkt erreicht, so gingen sie von nun an in
demselben Maße ihrem Untergang entgegen, als die landesfürst-
liche Gewalt immer mehr erstarkte, und die Aufgabe der Feme,
die Rechtssicherheit zu schaffen, selber übernahm und löste. Durch
den ewigen Landfrieden mit dem Reichskammergericht unter
Maximilian I. und mit der Halsgerichtsordnung Karls V. (1532)
wurde eine festere Gestaltung des Gerichtswesens angebahnt.
Schon während des 16. Jahrhunderts waren die Femgerichte auf
Westfalen beschränkt, den Landesgerichten untergeordnet und auf
bloße Polizeifälle verwiesen. 2n dieser Gestalt dauerten sie bis
zu Anfang des 18. Jahrhunderts fort.
Die geheime Losung der Freischöffen, an der sie sich gegen-
seitig erkannten, wurde vom Freigrafen nach einem Femweistum
(Weistum = Rechtsweisung. Rechtsbelehrung) aus dem Jahre 1490
folgendermaßen gelehrt:
Der Freigraf sagt den Reuaufgenommenen mit bedecktem Haupte
die heimliche Feme Strick, Stein, Gras Grein (S. S. G. G.) und
kläret ihnen das auf, wie vorgeschrieben ist. Dann sagt er ihnen
das Notwort, wie es Carolus Magnus der heimlichen Acht ge-
geben hat, zu wissen Reinir dor Feweri (unverständlich) und
klärt ihnen das auf, als vorgeschrieben ist, dann lehrt er sie
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Scheiblhuber Heinrichs Heinrichs Sigismund Maximilian_I. Maximilian_I. Karls_V. Grein Carolus_Magnus Magnus
Extrahierte Ortsnamen: Diözese_Löln Herzogtum_Westfalen Deutschland Karls Westfalen Weistum
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vom Stapel lief. An patriotischen Gedenktagen Wird mit Stolz der
Ruhmes- und Heldentaten unserer Väter gedacht, die auf dem Felde
der Ehre todesmutig ihr Leben für das Vaterland einsetzten. Dem
Vorbild der Väter würde auch die heutige Generation folgen,
wenn ein übermütiger Feind in frevelnder Weise es wagen sollte,
unser Vaterland anzugreifen. Dann stünde in wenigen Tagen
das Millionenheer an den Landesgrenzen. Doch im Norden
Deutschlands sind auch die Küsten der Nord- und Ostsee mit ihren
blühenden Gefilden, mit ihren gewaltigen See- und Welthandels-
städten zu schützen. Dieser Ausgabe können unsere Landheere nicht
gerecht werden; dazu brauchen wir schwimmende Festungen, die
dem Feinde draußen auf hoher See, Tod und Verderben drohend,
entgegentreten, um sich mit ihm im Kampfe zu messen. Das aber
sind unsere Bollwerke zur See, unsere Kriegsschiffe.
Unsere Gedanken schweifen ins frühe Mittelalter zurück. Von
den deutschen Völkern sind besonders die Normannen oder Wikinger
als kühne Seefahrer bekannt. Sie beunruhigten die benachbarten
Küstengebiete, drangen auf ihren schnellen Booten tief in den Fluß-
mündungen stromaufwärts vor und brandschatzten Stadt und
Land, so daß Karl der Große energische Abwehrmaßregeln er-
greifen mußte. Die Unsicherheit der Verhältnisse in der Mitte des
13. Jahrhunderts zwang die Städte der Nord- und Ostsee. Ham-
burg und Lübeck voran, sich zu einem Bunde, der Hansa, zu ver-
einigen. Sie verfügte über eine stattliche Anzahl von Schissen
und konnte so dem Dänenkönige Waldemar im Jahre 1234 eine
empfindliche Niederlage beibringen. Über die Art der damaligen
Kriegsschiffe besitzen wir keine sicheren Angaben. Sie führten den
Namen „Fredekoggen", waren oben gedeckt, mit 50—60 Personen
bemannt und mit sogenannten „Vliden" ausgerüstet, durch welche
Eisenstücke oder Steine auf den Gegner geschleudert wurden. In
der Folgezeit maßen sich noch wiederholt die Hansa und Dänemark
im Kampfe aus den Wellen. Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges
war die Blüte der Hansa dahin; jener ehedem so mächtige Bund
wurde aufgelöst, und nur unsere drei Städte Hamburg. Bremen
und Lübeck erinnern uns noch an die einstige Äußerung deutscher
Kraft.
Dem Großen Kurfürsten gelang es mit Hilfe des Kaufmanns
Benjamin Raule aus Middelburg eine Flotte von 13 Fahrzeugen
zusammenzubringen, die ihn bei der Eroberung von Stettin. Stral-
sund und Rügen unterstützte und sogar zum Kampfe gegen Spanien
ausgesandt wurde. 1680 nahmen zwei brandenburgische Schiffe
ihren Kurs nach der Westküste des schwarzen Erdteils, knüpften
mit den Negerstämmen Handelsverbindungen an. erwarben einen
Hafenplatz und pflanzten die brandenburgische Fahne auf. Mit
dem Tode des Großen Kurfürsten war das Geschick der jungen
Flotte besiegelt. Die Schiffe verfaulten oder wurden wie die an
der Küste Guineas erbauten Forts „Groß-Friedrichsburg" von
den ersten preußischen Königen an die Holländisch-Westindische
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Waldemar Benjamin_Raule
445
Kompanie verkauft. So vielversprechend der Anfang, so rühmlos
das Ende.
Des großen Korsen Herrschaft zwang Europa zu seinen Füßen
und hinderte den Aufschwung des deutschen Seewesens, das sich erst
nach dem Sturze des Eroberers erholen konnte.
Da kam der Dänische Krieg von 1848. Feindliche Schiffe
blockierten die deutschen Küsten, nahmen die Handelsschiffe weg
und legten den deutschen Handel lahm. Darum entstand unter
der schwarz-rot-goldenen Flagge die erste ..deutsche Flotte", be-
stehend aus den Schiffen „Barbarossa", „Lübeck" und „Hamburg".
Auch Preußens Frauen und Jungfrauen steuerten, von patrioti-
scher Begeisterung ergriffen, ihr Scherflein dazu bei, so daß 1855 ein
kleiner Schoner, „Frauenlob" mit Namen, in Dienst gestellt wer-
den konnte. Doch über dem kleinen „Frauenlob" waltete ein Un-
stern: fünf Jahre später wurde er ein Opfer der Wellen. Als
aber das seegewaltige England erklärte, es würde Schiffe unter
der schwarz-rot-goldenen Flagge nicht anerkennen, sondern wie
Seerüuberschiffe behandeln, da hielt man es für das Beste, sie
unter den Hammer zu bringen.
Jetzt bemühte sich Preußen, eine Seemacht ins Leben zu
rufen und fand in dem Prinz-Admiral Adalbert von Preußen den
richtigen Mann dazu. Im Jahre 1853 erwarb es für 500 000 Taler
von Oldenburg den Jadebusen und erhielt so einen eigenen Kriegs-
hafen, der später den Namen Wilhelmshaven erhielt. 1863 be-
stand die junge, preußische Flotte allerdings nur aus den Kreuzer-
fregatten „Arkona", „Gazelle" und „Vineta" mit je 28, „Nymphe"
mit 13 Geschützen, den Raddampfern „Adler" und „Loreley" mit
4 und 3 Geschützen. 6 Schraubenkanonenbooten mit je 3 Geschützen
und noch einigen kleineren unbedeutenden Fahrzeugen.
Der Dänische Krieg von 1864 war ausgebrochen. Unsere sieg-
reichen Truppen standen vor den Düppeler Schanzen. Einen
etwaigen Flankenangriff unserer Dampfkanonenboote auf die
dänischen Stellungen mußten die Dänen um jeden Preis zu ver-
hindern suchen. Ein starkes, dänisches Geschwader sammelte sich
bei der Insel Rügen. Kühn und todesmutig gingen unsere Schiffe
vor, und so empfing die junge, preußische Flotte ihre Bluttaufe
im Gefecht bei Jasmund, wo sie das vierfach überlegene Ge-
schwader der Dünen angriff.
Es war am Morgen des 17. März. In goldener Pracht stieg
die Vorfrühlingssonne, verjüngt wie nach einem Bade, aus den
Fluten der Ostsee empor, deren Wellen in leiser Dünung plät-
schernd und leckend an den schlanken Leibern zweier Kriegsschiffe,
die im Hafen von Swine münde lagen, emporschlugen. Ungedul-
dig zerrten und rüttelten die gewaltigen Leiber an den Stahl-
trossen und Ankerketten, dunkle Rauchwolken stiegen aus den
Schloten zum herrlich-klaren Himmel empor, stolz flatterte der
preußische Adler hoch oben auf der Spitze des Mastes. Da werden
die Anker gelöst, ein leises Zittern läßt den Schiffsrumpf erbeben,
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa England Oldenburg Jasmund
berg der Gesandte Bismarck vor dem König Wilhelm I., berufen
und entschlossen, als dessen höchster Minister die Leitung des
Preußischen Staates zu übernehmen.
Zwei große Menschen hatten ihr Einverständnis gefunden.
Beide suchten dasselbe Ziel: die Einigung Deutschlands; beide
sahen dahin nur einen und denselben Weg: die Erhöhung der
preußischen Wehrkraft. Des Monarchen gewissenhafte Bedachtsam-
keck ward glücklich ergänzt durch seines Ministers zuversichtlichen
Wagemut. Wie König Wilhelm, so glaubte auch Bismarck an
seine Sendung; wie jener, so ergab auch dieser seine ganze Person
dem Wohle des Vaterlandes. Er kannte keine Rücksicht und scheute
vor keiner Schwierigkeit zurück.
In einem Traume erschaute er einst wie im Spiegel das
vorbedeutende Bild seiner eigenen Tatkraft und seines Erfolges.
Es schien ihm, als stiege er einen steilen Gebirgspfad hinan; auf
der einen Seite ragten mächtige Felswände, auf der andern gähnte
ein tiefer Abgrund. Immer näher traten die Felsen, immer enger
wurde der Pfad, je höher er stieg. Plötzlich sah er den Weg
durch eine jähe, unübersteigliche Felswand gesperrt. Einen Augen-
blick stand er zögernd, was zu tun sei. Umkehren wollte er nicht.
Er hob seine kleine Reitgerte und tat einen Schlag gegen die
Wand. Augenblicklich verschwand sie, und der Weg war frei.
So verschwanden auch in der Wirklichkeit vor dem entschlossenen
Sinn dieses außerordentlichen Mannes alle Hindernisse, die sich
ihm entgegenzutürmen schienen. Richt nur gegen die Feindschaft
der Fremden, auch gegen die Parteisucht seiner eigenen Mitbürger
hatte er anzukämpfen. Wie jeder große Mann wurde auch er
anfangs in seinen Absichten verkannt. Doch unbeirrt von Miß-
verstand und Verleumdung, ging er seinen Weg geradeaus und
achtete keiner Todesdrohung; denn nicht das Leben hielt er für
das Höchste, sondern den Zweck, wofür man lebt. Als aber erst
der Erfolg seine Absichten rechtfertigte, da war er mit einem
Schlage der Liebling des Volkes geworden.
In sieben Jahren war das große Werk der Einigung Deutsch-
lands vollbracht, nicht durch Reden und Beschlüsse, sondern durch
Blut und Eisen. Drei Kriege mußten durchgekämpft werden;
schwere Verluste an Leben und Gut waren zu tragen. Aber
das Volk gab sie willig dahin; denn der Preis war des Opfers wert.
Bismarck war nicht nur der vertraute Berater des Königs
im Kabinett, sondern auch sein treuer Begleiter im Felde. Während
der Schlacht bei Königgrätz hielt er an der Seite des obersten
Kriegsherrn im Feuer der Geschütze; vor der Kapitulation von
Sedan hatte er die erste Unterredung mit dem besiegten Napoleon Iii.,
und als im Schloß zu Versailles König Wilhelm zum Kaiser
Deutschlands ausgerufen wurde, stand er ihm zunächst an den
Stufen des Thrones als der erste Kanzler des neuen Reiches.
Das Vaterland ehrte die Verdienste seines größten Sohnes.
Der Monarch erhöhte seine Würde vom Edelmann zum Grafen
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Extrahierte Personennamen: Bismarck Wilhelm_I. Wilhelm Bismarck Napoleon Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Sedan Versailles Deutschlands
401
ersetzt werden. Ringsum sind wir voll starken Staaten einge-
schlossen und iir viel höherein Grade der Gefahr ausgesetzt, in
kriegerische Verwicklungen zu geraten als irgendein anderes Volk
Europas. Unser deutsches Volk hat mit allen Nachbarn Kämpfe
auszufechten gehabt. Wir gerieten aber auch oft in Mitleiden-
schaft, wenn andere Völker sich schlugen. Deutschland ist infolge
seiner zentralen Lage und seiner offenen Grenzen durch Jahr-
hunderte hindurch der Kriegsschauplatz für ganz Europa gewesen.
Kein Land hat so viele Schlachtörter als unser Vaterland. „Im
weiten Umkreis Europas g-bt es kein Volk, von den Spaniern bis
zu den Mongolen, von den Finnen bis zu den Mauren, das sich
nicht auf deutschem Boden geschlagen hätte." Fast alle großen
Kriege: der Dreißigjährige, der Siebenjährige Krieg, die Raub-
kriege Ludwig Xiv., die Napoleonischen Kriege, sind ganz oder
zum Teil in Deutschland ausgefochten worden. Man hat daher
Deutschland auch „das Schlachtfeld Europas" genannt. Durch diese
Kriege ist der Wohlstand Deutschlands sehr arg geschädigt worden.
Also: Deutschland muß unter allen Umständen militärisch stark
und den Nachbarn gewachsen sein. Unsere geographische Lage be-
wahrt uns vor Erschlaffung, macht uns wachsam und zwingt uns
zu den größten Kraftanstrengungen. Bismarck sagte einmal mit
Recht: „Gott hat üns in die Lage versetzt, in der wir durch unsere
Nachbarn daran verhindert werden, irgendwie in Versumpfung
und Trägheit zu geraten. Die französisch-russische Pression, in die
wir genommen werden, zwingt uns zum Zusammenhalten und
wird unsere Zusammenhangskraft auch durch Zusammendrücken
erheblich steigern, so daß wir in dieselbe Lage der Unzerreißbarkeit
kommen, die fast allen anderen Nationen eigentümlich ist. und die
uns bis jetzt noch fehlt."
Für unser deutsches Vaterland liegt in seiner mittleren, nach-
barreichen Lage sowohl Schwäche als auch Kraft. Deutschland
b e st e h t nur. wenn e s st a r k i st, ein schwacher Staat würde
dem konzentrischen Drucke erliegen. Und Deutschland kann die
Vorteile der zentralen Lage nur nützen, wenn es stark ist.
Daher braucht Deutschland ein starkes, schlagfertiges Heer,
jederzeit bereit und stark genug, unberechtigte Eingriffe in deutsche
Wirtschasts- und Herrschaftsgebiete mit Nachdruck zurückzuweisen.
Darunst ist unsere Armee nicht nur nicht überflüssig, wie eine
Partei immer behauptet, sondern sie ist eine bittere Notwendig-
keit zur Erhaltung des Bestandes, des Wohlstandes und des
Glückes unseres geliebten Vaterlandes. Nach Verschiedene».
154. Die Wehrpflicht.
„Oh. welche Lust. Soldat zu sein", heißt es in einem fröh-
lichen Liede. Die Waffenfreudigkeit steckt unserem germanischen
Volke im Blute. Die Liebe zum Schwerte ist uns von den alten
Bodesohn, Sinais- imd Biirgcrlmndc. 26
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Bismarck
Extrahierte Ortsnamen: Europas Deutschland Europa Europas Deutschland Deutschland Deutschlands Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland
und Feldherrn aus den drei schlesischen Kriegen gegen Österreich
seien hier nur in Erinnerung gebracht: die Schlachten von Hohen-
friedberg, Rotzbach und Leuthen. Sie sind die Glanzleistungen
des von der -ganzen Welt angestaunten Königlichen Feldherrn
und seiner Armee. Seine Helden, Feldmarschall Graf Schwerin
und Keith, Fürst Leopold von Anhalt, Prinz Heinrich vonpreutzen,
Herzog Ferdinand von Braunschwerg. der Husarengeneral Zielen
und der Reiterführer Seydlitz sind unsterblich. Das glänzendste
Zeugnis über das Kriegsheer Friedrich des Grotzen stellte dieser
unerreichte Feldherr selbst aus: „Die Welt ruht nicht sicherer auf
den Schultern des Atlas, als Preutzen auf einem solchen Heere."
Friedrichs Geist entwich aber aus dem Heere, man sonnte sich
an den Überlieferungen jener großen Zeit. Stolz und fiegesgewitz
verliehen 1806 die Truppen ihre Standorte, um kurze Zeit dar-
auf zertrümmert, von dem neuen Stern Napoleon bei Jena und
Auerstedt geschlagen, zurückzukehren. Die Heerestrümmer von
1806/07 bildeten aber den Kern der Armee der Befreiungskriege.
Dieselben Männer, die in jenen ünglücksschlachten mitgekämpft,
führten die Reorganisation der Armee durch und wurden die Feld-
herrn der Befreiungskriege. Trotzdem nur 42 000 Mann nach
den Bedingungen des Friedens von Tilsit gehalten werden durften,
brachte es Sa)arnhorst durch möglichst schnelle Ausbildung aller
Wehrpflichtigen (Krümpersystem) dazu, datz 1813 150 000 und im
Laufe des Jahres 300 000 Mann gegen den Feind ziehen konnten.
Ja, zu Anfang des Krieges wurde, trotzdem der Fenrd im Lande
und alle Zeughäuser in Feindeshand, die Landwehr gebildet. So
wurde eine Reuorgansiatwn geschaffen, die grotzartigste der preutzi-
schen Armee, die in ihrem Grundgedanken, der allgemeinen Wehr-
pflicht, noch jetzt besteht. Entstanden durch den eisernen Wüten,
das Joch der Fremdherrschaft abzuschütteln, nur durchführoar bei
der Begeisterung, Vaterlandsliebe und Pflichttreue jedes Preutzen,
bedeutete die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht eine voll-
komrnene Umwälzung auf dem Gebiete der Heeresverfassung.
- Dieser Neuschaftung unter Friedrich Wilhelm Iii. verdankt
Preutzen seine beispiellos dastehende schnelle Wiedergeburt. Die
allgemeine Wehrpflicht legte den Grund zu Preutzens Macht ms
auf den heutigen Tag. Sie erzeugte den Geht der Aufopferung
des einzelnen für die Gesamtheit, auf der Preutzens Erötze beruht.
Von den Leistungen der neuentstandenen Armee während der
Befreiungskriege 1813—15 seien die Siege bei Grotzbeeren und
Dennewitz, die Völkerschlacht bei Leipzig und die Schlacht bei
Belle-Alliance, die Napoleons Schicksal endgültig besiegelte, her-
vorgehoben. Gedenket der Erotztaten eurer Väter, gedenket dank-
bar der Helden einer grotzen Zeit: Scharnhorsts, Gneisenaus, des
Marschall „Vorwärts" (Vater) Blücher, des eisernen York, des
Grafen Bülow von Dennewitz, des Grafen Kleist von Nollendorf,
des Generals von Tauentzien.
Das erste gewaltige Werk des Königs Wilhelm l., des
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Feldmarschall_Graf_Schwerin Keith Leopold_von_Anhalt Leopold Heinrich Heinrich Ferdinand_von_Braunschwerg Ferdinand Friedrich Friedrich Friedrichs Friedrichs Napoleon Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Napoleons Bülow_von_Dennewitz Kleist_von_Nollendorf Wilhelm
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deutscher Nation" Deutschlands Feinde niederwerfen und den
Weltfrieden erhalten sollte. Mehr als 27 Jahre hat denn auch
der ehrwürdige Monarch noch Stand gehalten auf hoher Wacht,
Blitze schleudernd gegen des Vaterlandes Neider und die Be-
mühungen des Friedensengels im reichsten Maße unterstützend.
Durch die Thronbesteigung des Vaters war Prinz Friedrich
in den Rang und die Würde des Kronprinzen eingetreten und
nannte sich als solcher jetzt stets Friedrich Wilhelm.
In seiner Ansprache an sein Volk gelegentlich seines
Regierungsantrittes hatte König Wilhelm bereits ahnend auf
eine bedeutungsvolle Zeit hingewiesen. Der an Erfahrung so
reiche Fürst sah wohl schon mit Bestimmtheit voraus, daß ein
Kampf bevorstand, ernst und gewaltig, in dem Preußen um sein
Bestehen mit den es wegen seiner Machtstellung beneidenden Nach-
barstaaten zu ringen haben würde. Es war seine Lebensaufgabe
gewesen, dem Vaterlands ein tüchtiges, wohlgeschultes Heer heran-
zuziehen, seine Aufgabe als König mußte es nun sein, die
Friedensstärke desselben soweit zu erhöhen, daß im gegebenen
Augenblick es dem angreifenden Nachbar gewachsen sei. Bereits
als Prinzregent hatte der König diese Verstärkung thatsächlich
vorgenommen; jetzt aber versagte die Landesvertretung — das
Abgeordnetenhaus — die Bewilligung des erforderlichen Geldes.
Das war gewiß ein schwerer Schlag für den es so treu mit
dem Vaterlande meinenden Monarchen, aber in weiser Fürsorge
für dasselbe glaubte er, von seinen Forderungen auch nicht um
Fingersbreite zurückgehen zu dürfen.
In dieser Meinung unterstützte den König sein treuer, soeben
erst berufener erster Ratgeber, der Ministerpräsident Otto von
Bismarck, ein Mann von seltener Geistes- und Thatkraft, auf
den einst das Dichterwort angewendet werden darf:
Es war ein Mann, nehmt alles nur in allem,
Ihr werdet niemals seines Gleiches sehen.
Trotz dieses unentwegten Ausharrens aber sollte es vorläufig
noch nicht zu einer Einigung zwischen dem Könige und dem Ab-
geordnetenhause kommen. Es mußten eben erst gewaltigere
Ereignisse eintreten, die den Beweis lieferten, daß die Absichten
des Königs und der Regierung die edelsten und für das Vater-
land die zuträglichsten seien. Gelegenheit zu solchen Beweisen
fand sich bald.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm König_Wilhelm Wilhelm Otto_von
Bismarck Otto
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Wenn die dem deutsch-österreichischen Kriege zunächstfolgenden
Jahre auch nicht ganz ohne Versuche der Störung des Friedens,
so doch immerhin ohne einschneidende Ereignisse hingegangen waren,
so hatte doch die allmähliche und dem endlichen Ziele immer mehr
entgegenreifende Einigung und Kräftigung Deutschlands längst die
Eifersucht Frankreichs erweckt und sollte diese Einigung nicht zur
Erfüllung gelangen, ohne daß zuvor in einem letzten und ent-
scheidenden Kampfe das Widerstreben des alten Erbfeindes der
deutschen Nation überwunden war. Die Gelegenheit dazu brach
Frankreich selbst in freventlichster Weise vom Zaune.
Der Thron, den einst Napoleon Iii. gewaltsam an sich ge-
rissen, war morsch und gebrechlich; nur mühsam konnte der Kaiser
der Franzosen sich vor dem völligen Zusammenbruche seiner seit
fast 20 Jahren zur Schau getragenen Herrlichkeit retten. Liebe
des Vaterlands, Liebe des freien Manns gründeten dort in
Frankreich eben nicht den Herrscherthron, vielmehr hatte der
Inhaber desselben viel selbstverschuldeten Haß auf sich geladen.
Immer lauter, immer drohender wurden die Stimmen der Un-
zufriedenen unter seinen Unterthanen, immer besorgter blickte der
Kaiser in die Zukunft. Es blieb ihm endlich kein anderes Mittel:
er mußte durch einen großen, welterschütternden Krieg die Augen
seiner Franzosen von sich ablenken, ihrem Sinnen und Trachten
eine andere Richtung geben. Fiel der Kampf dann siegreich für
Frankreich aus, so war es zweifellos, daß sein im Sinken be-
griffener Glücksstern sich wieder bis zu schwindelnder Höhe erhob;
unterlag er, so konnte ihn, den Friedensstörer, kein anderes Ge-
schick ereilen, als dasjenige, dem er jetzt so wie so entgegenging.
Der Kampf selbst aber mußte Deutschland gelten, denn kein Volk
ist von alters her den Franzosen so verhaßt gewesen als das
deutsche. Ein Grund zum Kriege, wenn auch ein recht kläglicher,
fand sich ja auch bald.
Es war im Jahre 1870. Die Spanier suchten einen König
und hatten sich dazu den Prinzen Leopold von Hohenzollern aus-
ersehen. Hierin schien den Franzosen eine Ursache zur Friedens-
störung zu liegen. Kaiser Napoleon ließ durch den Gesandten,
Grafen Benedetti, den König Wilhelm, als das Haupt des Hauses
Hohenzollern, ersuchen, dem Prinzen die Annahme der Krone zu
verbieten. Held Wilhelm, der zu jener Zeit gerade im Bade Ems
weilte, ließ dem französischen Kaiser melden, daß er den freien
Wolter, Kaiser Friedrich Iii. 4
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Frankreichs Frankreich Frankreich Frankreich Deutschland