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1. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 93

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
und fränkischen Kaiser. 93 In der Lombardei fand der König manchen Freund, der ihm seine Hülfe gegen den wenig beliebten Papst anbot, aber Heinrich lehnte sie ab, da er nur gekommen war, sich vom Banne lösen zu lassen. Gregor, der ihn an der Spitze eines Heeres gekommen glaubte, unterbrach seinen Zug nach Deutschland und suchte Zuflucht in Canossa, der Burg seiner treuen Freundin, der Markgräftn Mathilde von Toskana. Nach dreitägiger Buße im Schloßhofe löste ihn der Papst von dem Bann unter der Bedingung, daß er sich einem Fürstengericht unter seinem Vorsitz stellen solle. Somit hatte Heinrich seinen Thron gerettet, aber das Reich hatte in der Person seines Oberhauptes den größten Schimpf erfahren. Schnld an diesem Schimpf trägt der Verrat der Fürsten und der Kleinmut des Kaisers. 6. Die Erhebung der königlichen Macht und Gregors Ende. Im Kaiser war nun der Entschluß gereift, diejenigen mit dem Schwerte mannhaft zu bekämpfen, die ihn nach Canossa getrieben hatten, und lieber ehrenvoll zu sterben, als sein Reich schimpflich zu verlieren. Diesem Entschluß ist Heinrich bis zu seinem Tode treu geblieben. Auf dem Fürstentag zu Forchheim erschien Heinrich nicht, aber auch Gregor wagte nicht nach Deutschland zu kommen. Die deutschen Fürsten wählten den Herzog Rudolf von Schwaben zum König, obwohl Heinrich ihre Bedingungen erfüllt hatte. Wieder entstand ein verheerender Bürgerkrieg in Deutschland, der sich jahrelang hinzog. Zu dieser Zeit herrschten schreckliche Zustände im Reich. Vom Geringsten bis zum Höchsten waren alle der Habsucht ergeben; es galt kein Recht mehr. Lüge, Trug, Untreue, Sinnlosigkeit und jegliche Versilberung herrschte mehr benn seit Menschengebenken. Auch der Papst mischte sich wieber in den Streit und belegte 1080 Heinrich Iv. zum zweiten-male mit dem Bann, entkleidete ihn der königlichen Würbe und der Gewalt in Deutschland und Italien und erklärte alle ihm geleisteten Eide für nichtig und ungiltig, dagegen erkannte er Rudolf als rechtmäßig gewählten König an. Heinrich Iv. fand aber einen bedeutenden Anhang bei den wehrhaften Bürgern, an den Herzogen von Böhmen, Bayern und an Friedrich von Schwaben. Er belohnte die Treue der deutschen Städte durch reiche Vorrechte und legte so den Grund zur späteren herrlichen Blüte der Städte. Rudolf von Schwaben besiegte die Heere Heinrichs wiederholt, aber fein Tod in der letzten Schlacht (an der Elster 1080) wog für Heinrich schwerer als ein Sieg. Die meisten Gegner wurden Anhänger und Heinrichs Herrschaft in Deutschland war gesichert.

2. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 95

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
und fränkischen Kaiser. 95 Vater gewollt, ließ er diesen in Ingelheim zurück und hieß ihn dort seine Rückkehr abwarten, aber beide sind sich nie wieder im Leben begegnet. Tage und Wochen hatte Heinrich Iv. in Ingelheim vergeblich auf die Ankunft des Sohnes gewartet, bis er endlich mit Hülfe einiger Getreuen die Burg verlassen und den Rhein hinab fahren konnte. Seine Sache war noch keineswegs verloren, denn nicht nur die Städte, sondern auch einige Bischöfe und Fürsten nahmen sich seiner an. Er war eben im Begriff, ein Heer zu sammeln und dem verräterischen Sohn entgegen zu treten, da ereilte ihn am 7. August 1106 zu Lüttich der Tod. Ruhig ging er ihm entgegen, beichtete reuig seine Sünden und nahm gläubig das heilige Abendmahl. Sterbend sandte er Boten des Friedens an den Papst und an seinen Sohn ab. Des Kaisers letzter Wunsch war, an der Seite seiner Vorfahren im Dom zu Speier die Ruhestätte zu finden. Fünf Jahre aber blieb die Kaiserleiche auf Befehl der Bischöfe in ungeweihter Kapelle am Speirer Dom stehen, bis der Bannfluch aufgehoben wurde; erst 1111 wurde sie beigesetzt. 8. Rückblick auf Heinrich Iv. Heinrich war der unglücklichste aller Kaiser. Verrat und Treubruch habe» ihn während seines ganzen Lebens von einem Kampf in den andern getrieben. Er war ein reich begabter Fürst, war mitleidig und freigebig, besonders gegen die Geistlichkeit und die Armen; ^>as Volk klagte laut am Sarge des hochgeliebten Herrschers. Er verzieh leicht, zu leicht seinen Gegnern, wenn sie seine Gnade anflehten; selbst Meuchelmörder, die gegen ihn gedungen waren, ließ er straflos von dannen ziehen. Sein langes und schweres Unglück hat seinen Charakter, der anfänglich nicht fest war, gebessert. 9. Jener treulose Heinrich folgte dem Vater als Heinrich V. 1106—1125. Seine Regierung war säst ein beständiger Streit mit dem Papste wegen der Belehnung der Bischöfe. Durch Vermittelung der deutschen Fürsten kam 1122 ein Vergleich zustande: „Die Bischöfe sollen in Gegenwart des Kaisers oder seines Vertreters von den Domherren gewählt werden. Dann soll sie der Kaiser durch Belehnung mit dem Szepter in ihren weltlichen Besitz einsetzen, der Papst ihnen durch Ring und Stab die geistliche Würde verleihen." (Wormser Konkordat). Damit war die Unabhängigkeit des Papstes vom Kaiser ausgesprochen, die Bestätigung der Papstwahl durch den Kaiser hörte auf.

3. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 102

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
102 Die Zeit der Kreuzzüge kleide zu der Kirche des heiligen Grabes gewallfahrtet war. Sie reinigten ihre Waffen und Kleider von dem Blute, von dem sie in dem Kampfe bespritzt worden waren, und pilgerten zu den heiligen Stätten, zumal zum heiligen Grabe, um Gott zu danken. Das geschah am 15. Juli des Jahres 1099. 3. Das Königreich Jerusalem. Nun galt es aber, das Eroberte festzuhalten, und unter den Christen war man einmütig der Meinung, daß unter allen Helden Gottfried von Bouillon am geeignetsten wäre, der Führer in den noch bevorstehenden Kämpfen zu sein. Gottfried war bereit, die Führung zu behalte»; als man ihm aber den Titel eines Königs von Jerusalem anbot und ihn krönen wollte, da sprach er: „Das sei ferne von mir, daß ich eine goldene Krone trüge, wo mein Heiland eine Dornenkrone getragen hat." Er nannte sich hinfort nur „Beschützer des heiligen Grabes." Gottfried blieb nur ein Jahr lang der Führer des Christenheeres. Er erlag im Jahre 1100 den Anstrengungen und dein ungewohnten Klima. Sein Bruder Balduin wurde der erste König von Jerusalem. So war denn das Ergebnis dieses ersten Kreuzzuges die Gründung eines christlichen Königreiches Jerusalem und einiger von ihm abhängigen Staaten- Ii. Die Zeit der ersten Hohenstaufen. 1. Konrod Iii. 1138—1152. a) Hohenstaufen und Welfen. Nach dem Tode Lothars von Sachsen, der auf Heinrich V. gefolgt war, wurde nicht Lothars Schwiegersohn Heinrich der Stolze aus dem Geschlechte der Welsen gewählt, sondern Konrad von Hohenstaufen. Heinrich, der sich weigerte, das Herzogtum Sachsen herauszugeben, wurde in die Reichsacht erklärt. Mit Hülfe des Markgrafen von Österreich und Albrechts des Bären, Markgraf von Nordsachsen, führte Konrad Krieg gegen den mächtigen Welfenfürsten Heinrich. Nach dessen Tode setzte sein Bruder Wels deu Krieg fort, wurde aber 1140 bei Weinsberg besiegt. In dem Kampf um die Stadt ertönte das Feldgeschrei: „Hie Welf! — Hie Waiblingen!" Mit Waiblingern wurden die Staufer bezeichnet. Heinrichs des Stolzen junger Sohn Heinrich der Löwe erhielt später in einem Vertrage Sachsen zurück, Bayern war inzwischen an den Herzog Heinrich Jasomirgott von Österreich gekommen, welcher die Witwe Heinrichs des Stolzen geheiratet hatte. Albrecht der Bär, der Bundesgenosse Konrads, wurde für das versprochene Sachsen dadurch entschä-

4. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 103

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
und der Hohenstaufen. 108 digt, daß fein Land, die Mark genannt, vom Herzog von Sachsen nn-abhängig und erblich gemacht wurde. Albrecht der Bär erwarb bald das Havelland und nannte sein Land „Mark Brandenburg." Aus dieser Mark Brandenburg ist später der bmndenburgisch-preußische Staat hervorgegangen. d) Den zweiten Kreuzzug, N47—19, unternahm Konrad Iii. in Gemeinschaft mit dem König Ludwig Vii. von Frankreich. Die Heere der beiden Fürsten wurden in Kleinasien einzeln aufgerieben. Die Könige kamen nach Jerusalem, sammelten ein neues Heer, richteten aber damit nichts aus und kehrten dann nach Europa zurück. Kurz vor seinem Tode bestimmte Konrad nicht seinen siebenjährigen Sohn, sondern seinen Neffen, Friedrich von Schwaben, zum Nachfolger. 2. Friedrich I. Rotbart. 1152—1190. a) Seine Persönlichkeit. Über die Person des Kaisers erzählt ein Mönch, der zu jener Zeit lebte und eine Lebensgeschichte des Kaisers geschrieben hat, folgendes: „Sein Körper ist ein Bild männlicher Stärke. Der Blick seiner Augen ist durchdringend und scharf, der Bart rötlich; der Ausdruck seines Gesichts ist meist froh und heiter. Sein Schritt ist fest, die Stimme klar. Auf der Jagd, die er liebt, weiß er den Bogen trefflich zu handhaben und den^Spieß sicher zu schleudern; du darfst ihm aufgeben, was er treffen soll, und er trifft es. An seiner Tafel herrscht bei allem königlichen Reichtum doch das rechte Maß. In der Muttersprache ist er beredt, das Lateinische versteht er besser, als er es spricht. Sehr eifrig liest er die Schriften von den Thaten der Alten. Die Armen beschenkt er gern, und den Klöstern und Kirchen teilt er gern von dein ©einigen mit. Den Gottesdienst vernachlässigt er nie, und er wohnt ihm oft schon vor Tagesanbruch bei. Nach dem Gottesdienst widmet er aber den ganzen Vormittag den Geschäften der Regierung. Seine Kleidung ist die vaterländische, und sie ist sehr einfach. Der Glanz der Kriegsrüstung ist ihm lieber, als der Schmuck der Feste." b) Kamps mit den lombardischen Städten und der zweite Kamps zwischen Kaiser und Papst. Die durch Handel reich und mächtig gewordenen lombardischen Städte wollten sich von der deutschen Oberherrschaft ganz befreien. Besonders war Mailand übermächtig und übermütig geworden, es beanspruchte die Führerschaft über die kleineren Städte, die sich über die Bedrückung beim Kaiser beschwerten. Ein kaiserliches Schreiben, welches den Mailändern diese Bedrückung untersagte, rissen diese in Stücke. Um das kaiserliche

5. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 107

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
und der Hohenstaufen. 107 er von den Alpen bis zur Ostsee als Herrscher gebot. München und Lübeck verdanken ihm ihre Entstehung. Seine Herrschsucht jedoch machte ihn verhaßt, so daß sich seine Gegner empörten, die er aber mit Friedrichs Hülfe versöhnte. Als jedoch die Klagen der von ihm bedrohten Fürsten lauter wurden, und er dem Kaiser mit Lehenstreubruch und Verweigerung der Hülfe in Italien lohnte, war die Nachsicht des Kaisers zu Ende. Heinrich wurde vor den Reichstag zu Speier geladen, aber er erschien nicht, sondern stürzte sich auf seine Gegner, die Verbündeten des Kaisers, und warf sie nieder. Friedrich zog ihm selbst entgegen und trieb ihn so in die Enge, daß er sich 1181 zu Erfurt unterwarf. Vergebens flehte jetzt Heinrich fußfällig um Gnade, der Kaiser sprach die Acht über ihn aus, und seine Herzogtümer wurden verteilt. Das Herzogtum Bayern erhielt Otto von Wittelsbach, das Land um Arnsberg kam an den Erzbischof von Köln als Herzogtum Westfalen, das Land um Wittenberg als Herzogtum Sachsen an Bernhard von Askanien, den zweiten Sohn Albrechts des Bären, Heinrich selbst behielt nur seine Stammgüter Braunschweig und Lüneburg, außerdem mußte er auf sieben Jahre Deutschland verlassen. Heinrich fand bei seinem Schwiegervater, dem König von England, eine Zufluchtsstätte. d) Friedrichs Thätigkeit als deutscher König. Schon vor- dem ersten Zuge nach Italien und bei jedem Aufenthalt in Deutschland war Friedrich bemüht, die innere Ruhe und Ordnung in Deutschland herzustellen und durch strenge Handhabung des Landfriedens aufrecht zu erhalten. Brach ein Edler den Landfrieden, so verhängte Friedrich entehrende Strafe,: über ihn. Ein Pfalzgraf, der ein großer Reichsfürst war, wurde wegen landverwüstender Fehden angeklagt, er sowohl, wie zehn andere mitschuldige Grafen mußten Hunde eine deutsche Meile weit tragen. Friedrich hatte sich durch seiu thatkräftiges Auftreten nicht nur des Ansehens bei den deutschen Fürsten, sondern auch bei deu europäischen Königen zu erfreuen, durch Gesandtschaften und Geschenke erkannten sie Friedrich als den „Größeren" an, so hatte er sich in wenigen Jahren eine noch glänzendere Stellung als der mächtige Heinrich Iii. errungen. Auch die Künste des Friedens erfreuten sich unter seiner Herrschaft hoher Blüte. e) Friedrichs Lebensabend und Tod. Als eiu Zeichen seiner Macht, seines Glanzes und seiner ungestörten Herrscherstellung konnte das glänzende Fest angesehen werden, welches er 1184 zu Mainz abhielt, als seine beiden ältesten Söhne feierlich zu Rittern

6. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 109

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
itttb der Hohenstaufen. 109 Am folgenden Tage fanden nach der Frühmesse glänzende Ritterspiele und Waffenübungen statt, bei welchem des Kaisers Söhne, Heinrich und Friedrich, ihre Gewandtheit in der Führung der Waffen bewiesen. Bei 20000 Rittern wetteiferten da nicht bloß in allen ritterlichen Künsten, sondern auch in Kostbarkeit der Rüstung, Glanz der Waffen und Schönheit der Rosse. Kaiser Friedrich selbst erschien in ihrer Mitte und nahm trotz seiner Jahre an ihren Kämpfen teil. Als das glänzende Schauspiel beendet war, wurden des Kaisers Söhne feierlich mit dem Schwerte umgürtet und zu Rittern geschlagen. Und zur Feier des frohen Ereignisses ließen sie dann den in Scharen zusammengeströmten Dienstmannen, Sängern, Gaukleru und armen Leuten Gold und Silber, Pferde, Gewänder und andere Gaben austeilen. Unter ähnlichen Festlichkeiten verlief der dritte Tag. Am vierten Tag aber begann sich die Menge nach allen Seiten hin wieder zu zerstreuen, und mit der Kunde von der Herrlichkeit zu Mainz erfüllte zugleich der Ruhm des Kaisers Friedrich nicht nur das ganze Deutschland, sondern auch die angrenzenden Länder, und Dichter und Sänger priesen wetteifernd die Wonne des Mainzer Festes und den Ruhm des Kaisers und seiner Söhne." Im selben Jahre zog Friedrich noch einmal nach Italien, aber nicht in kriegerischer Absicht, er warb für feinen Sohn Heinrich um Constanze, die Erbin Siziliens. In Mailand wurde der Kaiser glänzend empfangen und bei dem Einzuge der Braut bot Mailand noch einmal alles auf, um sie festlich zu begrüßen. f) Dritter Kreuzzug. 1189-92. Wenige Jahre nach dem Feste zu Mainz drang aus dem Morgenlande eine Kunde nach Deutschland, welche alle Christenherzen tief erschütterte. Der türkische Sultan Saladin hatte die Christen besiegt und Jerusalem wieder erobert. Da entschlossen sich viele, das Kreuz zu nehmen und nach dem heiligen Lande zu ziehen, um den Türken Jerusalem wieder zu entreißen. An die Spitze dieses Kreuzzuges stellte sich Kaiser Friedrich. Auf dem Reichstag zu Mainz nahm er mit feinem Sohne, dem Herzog Friedrich von Schwaben, feinem Neffen Ludwig von Thüringen und zahlreichen Edlen im Dom aus der Hand des Bischofs von Würzburg das Kreuz. Den Abmarsch bestimmte er aus den 23. April 1189, den Tag des ritterlichen Schutzheiligen Georg. In Regensburg sammelten sich die deutschen Kreuzfahrer, bei 100000 Bewaffneten, darunter 20000 Ritter — unbemitteltes Volk war ausdrücklich ausgeschlossen — und am

7. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 114

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
114 Die Seit der Kreuzzüge 1205 zog Philipp in die Kaiserstadt Aachen ein und legte die Krone freiwillig nieder, um sich einer neuen Wahl zu unterziehen. Die zahlreiche Versammlung der Fürsten und Bischöfe wählten ihn einstimmig aufs neue, worauf er und seine Gemahlin Irene von dem Erzbischof von Köln gesalbt und gekrönt wurden. Philipp ließ dein Gegenkönig Otto einen Vergleich anbieten; falls dieser auf die Königskrone verzichte, wolle er ihm seine älteste Tochter Beatrix zur Gemahlin und das Herzogtum Schwaben oder ein anderes Reichslehen geben. Otto aber wies alle Anerbietungen zurück. Selbst der Papst gab seinen Schützling Otto auf; zwischen Innocenz und Philipp fand eine Aussöhnung statt; der Bann wurde gelöst, Philipp als König anerkannt. Als Philipp dem völligen Siege nahe war, kam er meuchlings ums Leben. Er befand sich 1208 in Bamberg, eben mit Kriegs-rüstungen beschäftigt, als eines Tages Otto von Wittelsbach in die Gemächer des bischöflichen Schlosses eintrat, das entblößte Schwert schwingend. „Leg' dein Schwert ab!" rief ihm Philipp zu, „hier ist nicht der Ort, es zu gebrauchen." „Aber hier ist der Ort, deinen Verrat zu bestrafen," rief ihm jener entgegen, stürzte auf Philipp los und hieb ihn in den Hals, so daß derselbe leblos zu Boden fiel. Dann entfloh der Mörder. 1208. Am folgenden Tage wurde Philipps Leichnahm im Dom zu Bamberg bestattet, später aber in der Königsgruft zu Speier beigesetzt. Kurz darauf folgte ihm die edle Irene ins Grab, die „Rose ohne Dornen, die Taube ohne Galle." „Wie ein glänzender Stern vom Himmel herab, also bist du gefallen, du Edelstein unter den Königen, untergegangen ist die Sonne, und es ist Rocht geworden," klagt bei Philipps Tod ein Mönch, und Tausende klagten mit ihm. Um so auffallender war die That des Pfalzgrafen von Wittelsbach. Er war ein gewaltthätiger, leidenschaftlicher Mensch Philipp soll ihm feine Tochter Beatrix zur Ehe versprochen, aber nicht gegeben haben, nachdem er ihn nach seinem Charakter erkannt. Darauf habe ihn Otto um ein Empfehlungsschreiben an den Herzog Heinrich von Schlesien gebeten, um dessen Tochter Gertrud er sich bereits beworben hatte. Der König habe ihm zwar einen Brief mitgegeben, in demselben aber den Herzog gewarnt, seine Tochter einem so grausamen Manne zur Gemahlin zu geben. Als Otto den Inhalt dieses Briefes, den er durch einen Vertrauten öffnen ließ, erfuhr, habe er einen tödlichen Haß auf Philipp geworfen. So erzählt der Abt Arnold von Lübeck. Nunmehr untrde Otto von Braunschweig von allen Parteien,

8. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 116

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
116 Die Zeit der Kreuzzüge er sich am 22. Juli mit Beatrix zu Nordhausen; doch ihr schneller Tod am 11. August löste das kaum geknüpfte Band, die Schwaben und Bayern verließen den Kaiser und diesem blieb nichts übrig, als dem Staufer entgegen zu eilen , um ihm womöglich den Weg zu versperren. Er kam zu spät. 4. Friedrich Ii. wurde auf dem Reichstag zu Frankfurt 1212 zum zweitenmal zum deutscheu König gewählt und in Mainz, später (1215) in Aachen gesalbt und gefrönt. Bei seiner Krönung verpflichtete er sich zu einem Kreuzzug nach Palästina. Friedrich durchzog fast alle Länder des Reiches, und der schone, ritterlich junge Mann sand überall die beste Aufnahme. Kaiser Otto sah sich ziemlich allein auf seinen Braunschweigischen Erbgütern, und nachdem er sich in den drei folgenden Jahreu fast nur durch Raubzüge, die er gegen die Bistümer Magdeburg und Bremen unternahm, bemerklich gemacht hatte, starb er im Jahre 1218 auf der Harzburg. Erst nach einem vollen Jahre überbrachte sein Bruder Heinrich dem König Friedrich die Königsabzeichen und huldigte ihm. Damit war Friedrich der allgemein anerkannte König des Deutschen Reiches. a) Papst Innocenz 111. Friedrich war hauptsächlich durch die Vermittelung Innocenz Iii. zum König gefrönt worden. Innocenz Iii. war der bedeutendste Papst seit Gregor Vii. Er verwirklichte den Plan seines großen Vorgängers, alle weltliche Gewalt der päpstlichen Herrschaft zu nuterwerfen. Dazu waren ihm die Zeitumstände be-sonders günstig. Er war nicht nur Schiedsrichter in Deutschland, sondern auch Oberlehnsherr von Uuteritalien. Seine mächtige Stellung brachte er auch in anderer Weise zur Geltuug. Gegen die Ketzer, deren Zahl immer mehr zu nahm, setzte er ein besonderes Gericht ein, das seine Urteile mit Folter und Scheiterhaufen vollstreckte (Inquisition). An der Befämpfuug der Ketzer beteiligten sich besonders die zur Zeit des Innocenz gestifteten Bettelorden der Franziskaner- und Dominikanermönche. Eine der ausgebreitetsteu Sekten war die der Waldenser (gestiftet von Petrus Waldus in Lyon), welche trotz aller Verfolgung nicht zu vernichten war, dagegen wurden die Abligeuser in Südfrankreich durch einen von Innocenz veranstalteten blutigen Kreuzzug ausgerottet. b) Fünfter Kreuzzug 1228—1229. Schon während der Kämpfe der beiden Gegenkaiser Otto und Philipp war ans Veranlassung des Papstes Innocenz Iii. von französischen und italienischen Rittern ein

9. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 72

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
72 Die Zeit der sächsischen nicht zu Willen war. Und so geschah es auch bald nach Ottos Iii. Tod. Als das Ansehen des deutschen Kaisers nach außen und innen mehr und mehr sank, erhoben sich an den Grenzen die mächtigen Feinde von neuem ; im Innern des Reiches aber begann unter dem Adel eine Fehde nach der andern. Der Landfriede konnte in keinem deutschen Lande mehr streng gehandhabt werden. „Unsere Vorfahren", so klagt ein Geschichtsschreiber damaliger Zeit, „die wackeren Ritter, allzeit getreu ihren Königen, ließen ihre Kampflust an den fremden Völkern aus, aber wüteten nicht gegen das Reich, wie es jetzt die Sitte." Und die Geistlichkeit machte nichts Besseres. „Unsere Vorfahren, die heiligen Väter, schrieb der Bischof Arnulf von Halberstadt, „verwandten ihren ganzen Fleiß darauf, die Seele zu retten, wir denken nur daran die Leiber zu pflegen; sie stritten um den Himmel, wir streiten um irdisches Gut." So trat denn allmählich an die Stelle des Rechts und der Ordnung Übermut und Gewaltthat. Und wie Ritter und Geistliche anders geworden waren, so war auch das deutsche Volk ein anderes, aber kein besseres geworden. Die Deutschen hatten in Italien alle Genüsse des Lebens kennen gelernt. Mit dem Wachsen des Reichtums und des Handelsverkehrs war auch das Gefallen an dem äußeren Schmuck des Lebens gestiegen. Der Hang zur Üppigkeit und Prunksucht griff weiter um sich und hatte namentlich die höheren Kreise des Volkes' erfaßt. Die Leute wurden habgierig, das Geld fing an, eine unwiderstehliche Macht über deutsche Herzen zu üben. (Nach Giesebrecht). So sah es im deutschen Reich aus, als ein neuer Kaiser zu wählen war. 4. Heinrich Ii. 1002—1024. Kaum hatte sich die Nachricht vom Tode Ottos Iii. durch die deutschen Gaue verbreitet, da streckten auch schon drei deutsche Fürsten die Hand begierig nach der Krone des Reiches aus, der Herzog Heinrich von Bayern, der Markgraf Eckard von Meißen und der Herzog Hermann von Schwaben. Ein erbitterter Kampf um die Krone begann, aus dem Heinrich von Bayern als Sieger und König hervorging. Doch brachte die Krone dem König keine Ruhe, vielmehr neue, heftige Kämpfe mit den mächtigen Grenz-sürsten, so vor allem mit den Königen von Böhmen und Polen, wie mit den Großen der Lombardei. Alle drei Königreiche rissen sich vom deutschen Reiche los, und Heinrich kämpfte lange Zeit, ehe sie seine Oberhoheit wieder anerkannten. Wie an den Grenzen, so gärte der Aufruhr auch im Innern des Reiches; ja deutsche Fürsten machten

10. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 84

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
84 Die Zeit der sächsischen gestellt. Überall war ein gewaltiger Andrang der Menschen. Die letzte'ruhestätte fand Konrad im Dom zu Speier, den er begründet hatte. V Acht Tage nach der Bestattung des Kaisers starb auch der jüngere Konrad, der lange Zeit mit seinem Vetter entzweit gewesen war. 5. Heinrich Iii. 1039—1056. Längst schon gewählt, gekrönt und in alle Reichsgeschäfte eingeweiht, übernahm der junge Heinrich die Regierung; kein deutscher Fürst, außer dem Herzog von Lothringen, dachte an irgend welchen Widerstand. Heinrich war erst zweiundzwanzig Jahre alt, als er den Thron bestieg. Er besaß viele vortreffliche Eigenschaften des Vaters: strenge Gerechtigkeitsliebe, großen Mut; aber statt leidenschaftlich und gewaltthätig, wie sein Vater, war er milde und besonnen. Unter der Leitung seiner feingebildeten Mutter Gisela und zweier ausgezeichneter Bischöfe hatte er eine gute Erziehung genossen. Er war gleich dem Vater von hoher Gestalt, um eines Kopfeslänge soll er alles Volk überragt haben. Seine Gesichtsfarbe war fo dunkel, daß man ihm den Beinamen „der Schwarze" gab, aber die Züge waren anmutig und gewinnend. Ein Zeitgenosse rühmt an ihm eine Reihe von Tugenden, unter denen er besonders hervorhebt: Demut, Frömmigkeit, Friedensliebe, Adel, Würde der Haltung und Kriegsmut. Niemals hatte noch ein deutscher Fürst eine Macht überkommen, wie sie diesem Heinrich zufiel. Nicht allein, daß er die königliche Gewalt in Deutschland, Burgund und Italien unbestritten empfing, auch der hohe Adel Deutschlands war noch niemals tiefer gebeugt und die Geistlichkeit von der Krone abhängiger gewesen, als bei Heinrichs Thronbesteigung. Die Macht der Herzöge schien fast vernichtet, die Herzogtümer Bayern, Schwaben und Franken waren an die Krone gefallen, Kärnthen war erledigt und wurde vorerst nicht vergeben, nur in Sachsen und Lothringen war die Macht des Herzogtums erhalten. Unter den anderen Königen Europas gab es keinen bedeutenden, auch gab es keine kirchliche Macht, die dem Kaiser hätte feindlich gegenübertreten können. Deshalb rief ihm der Geschichtsschreiber Wipo zu: „Sei gegrüßt, Heinrich! du, der sicherste Hasen der Völker in unseren Tagen, der Friede des Erdkreises, die starke Schutzwehr der Welt!" Sobald der neue König die letzte Sohnespflicht gegen den Vater erfüllt hatte, begann er seinen Umritt irrt Reiche, und überall schützte er das Recht, Friede und Freude bereitend. 6. Das Kaisertum in höchster Machteutsaltung. Heinrich stellte es sich zur besonderen Aufgabe, das kirchliche Lebeu zu verbessern und
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