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1. Denkfreund - S. 27

1847 - Giessen : Heyer
Tonlesekunst. 27 eines großen Dorfes, das er wenige Stunden zuvor auch nicht ein- mal dem Namen nach gekannt hatte. Sage mir nun noch Einer: Wer ungebeten zur Arbeit gebt, geht ungedankt davon! Zu seiner Besoldung gehörte unter andern ein Grundstück, das er alljährlich mit Kartoffeln oder andern Früchten bestellte. Da er den Acker zum erstenmal in Augenschein nahm, bemerkte er auf dem Fahrwege verschiedene Löcher, in welche die Wägen bald rechts, bald links schlugen. — „Warum füllt ihr doch die Löcher nicht mit Steinen aus?“ fragte Meister Kämmerlein die Nachbarn, welche den Acker ihm zeigten. — Je, sagten diese, man kann immer vor andern Arbeiten nicht dazu kommen. — Was that aber Meister Hämmerlein? — So oft er auf seinen Acker gieng, las er von ferne schon Steine zusammen und schleppte deren oft beide Arme voll bis zu den Löchern. Die Bauern lachten, dass er, der selbst kein Gespann hielt, für andere den Weg besserte; aber ohne sich stören zu lassen, fuhr Meister Hämmerlein fort, jedesmal wenigstens ein paar Steine auf dem Hin- und Herwege in die Löcher zu werfen, und — in etlichen Jahren waren sie ausgefüllt. — „Seht ihr’s,“ sagte er nun,“ hätte jeder von euch, der leer die Strasse fuhr, auf dem Wege die Steine zusammengelesen, auf den Wagen geladen und in die Löcher geworfen; so wäre der Weg mit leichter Mühe in einem Vierteljährchen eben geworden.“ Noch ein ähnliches Stückchen ans späterer Zeit! Einmal gierig Meister Hämmerlein mit zahlreicher Gesellschaft auf einen benachbarten Jahrmarkt. Der Fusspfad zog sich unter andern über eine lange Wiese hin, und der Eigenthümer hatte ihn ein paar Tage zuvor dick mit Kies überfahren, nrn durch einen trockenen Fussweg die Leute von seiner Wiese abzuhalten. Da aber der neue Pfad noch ungebahnt war, so schritten alle Markt- besucher zur Rechten und Unken fort. „Meister Hämmer lein aber stieg gewiss mitten durch?“ Getroffen! Zum Danke lachten ihn die Andern noch aus; wer sich aber darum gar nicht zu kümmern schien, war Meister Häm- merlein. Am Ende des Weges fragte er bloss: Würdet ihr wohl auch über mich gelacht haben, wenn die Wiese euer wäre? Die Lacher schämten sich, und auf dem Rückwege machten es alle, wie Meister Hämmerlein. So gemeinnützig und unverdrossen, wie hier, zeigte sich der wackere Mann in allen Stücken. Sah er — zum Beispiele — auf dem Felde ein paar Schweine oder Gänse Schaden anrichten; so liess er sich’s nicht verdriessen, mit ihnen 300—400 Schritte weit umzukehren und sie bis in s Dorf

2. Denkfreund - S. 137

1847 - Giessen : Heyer
Das Thierreich. 137 karren herbeifahren und alle Wege zu Fuß machen müßten? Wie- viel Ccntner können von 4 Pferden gezogen werden? Wie viele Men- schen würden dazu erforderlich sein? Wie weit würden sie in einem Tage kommen? Wie hoch würde die Fracht sich belaufen? Wie würde es um Handel und Wandel in Gegenden stehen, wo keine Flüsse die Schifffahrt begünstigen? — Welche Säugethiere dienen uns zur Jagd und Wache? Welche vertilgen in unsern Häusern Ratten und Mäuse? — Wer erweist dem andern die größte Wohlthat, wir den eben er- wähnten Thieren oder diese Thiere uns? Doch das Wenige mag genug sein, euch die großen Vortheile be- greiflich' zu machen, welche uns Gott durch die Classe der Säuge- biere gewährt. Ii. Classe. Die Vogel sind in Ansehung des Blutes und der Knochen den Säugethieren ähn- lich, athmen auch, wie diese, durch Lungen, die an ihrem steifen Rück- grate und an den Nippen hinabliegen, gebären aber nicht lebendige Junge, sondern legen Eier und können ihre ausgebrüteten Jungen nicht säugen, haben sämmtlich kein äußeres Ohr (keine Ohrmuschel), sind alle zweifüßig, geflügelt, befiedert und mit Schnäbeln statt der Lippen und Zähne versehen. Der Schnabel dient den Vögeln nicht bloß zum Ergreifen und Beißen des Futters, sondern auch zum Putzen und Einölen der Federn, wozu sie aus einer Fettdrüse am Bürzel das Fett drücken, zum Bauen ihrer Nester, zur Vertheidigung und einigen sogar, z. B. den Papageien, zum Klettern. Bewundernswürdig ist nicht nur ihr Gefieder, sondern auch ihr ganzer innerer und äußerer Körperbau zum Fluge eingerichtet. Dem Könige Heinrich Ii. entflog einmal auf einer Jagd zu Fontainebleau (sprich: Fontänebloh) ein halte, der schon am folgenden Tage auf der Insel Malta, 200 Meilen davon, gefangen und an dem Ringe an sei- nen Füßen erkannt wurde. Welche bewundernswürdige Schnelligkeit! Die sogenannten Brieftauben, deren man sich zuweilen als schneller Boten bedient, um durch sie über Land und Wasser, selbst -ns be- lagerten Städten hinaus, sich Nachrichten zu ertheilen, legen nach angestellten Versuchen in nicht ganz 5 Minuten eine gute Stunde Weges zurück, also in jeder Secunde gegen 45 Fuß. — Wenn ihr den Fittich oder Flügel eines Vogels ausbreitet und mit demselben schnell abwärts fahrt, so fängt sich die Luft in demselben und ihr füh- let einen merklichen Widerstand; fahrt ihr aber damit eben so schnell aufwärts, so dringt die meiste Luft durch oder gleitet am Flügel ab. Woher kommt das?— und warum hat der weise Schöpfer den Fittich des Vogels so eingerichtet? —*) Könnte der Vogel wohl fliegen, *) Der Lehrer kann es durch einen frisch abgeschnittenen Fittich oder durch das Uber- und Nebeneinanderlegen einiger, noch mit Fahnen versehenen

3. Denkfreund - S. 112

1847 - Giessen : Heyer
112 Dic menschl. Seele. 1. Ans ihm giengen nicht nur die verschiedenen Spra- chen, sondern säst alle Erfindungen hervor, z. B. alle Werk- zeuge, durch die wir mit kleiner Kraft so viel Großes ausrichten: die Art, die Säge, der Hammer, die Zange, der Meißel, der Hobel, die Feile, das Messer, die Scheere, der Bohrer, der Hebel, die Wage, die (schraube, das Rad u. s. w. — Und wie groß ist die Zahl der Maschinen, welche zum Theil ein allgemeines Bedürfniß geworden sind, wie der Pflug, der Wagen, das Schiff, die Mühle,'die Uhr, die Orgel, die Drehbank, die Feuerspritze, das Spinnrad, der Web- stuhl, die Buchdruckerpresse, das Feuergewehr u. s. w. Zu wel- cher kaum denkbaren Kraft und Geschwindigkeit der Mensch es durch Maschinen gebracht hat, beweist unter andern Bvultons (sprich: Bobltens) berühmte Münz statt zu Soho in England. Ein ein- ziger Knabe ist im Stande, 8 Pressen durch einen Zug in Bewegung zu setzen, und acht Knaben, jeder an eine Presse gestellt, schlagen inehr als 30,000 Dollars in einer Stunde. Mit zwei Pressen prägte Boul- ton in 5 Wochen 2,000,000 spanische Thaler zu englischen kleinen Münzen um. Buchdrucker Bensley zu London druckte schon im I. 1815 in ei.ner Stunde 1000 Bogen^ auf einer von 2 Deutschen (König und Bauer) erfundenen Presse*). 2. Durch den Verstand, der über Mittel und Zweck denkt, brachte es der Mensch dahin, tausend Dinge zu seinem Nutzen zu verwenden, die so, wie sie die Natur gibt, fast ganz unnütz für ihn sein würden, z. B. alle Me- talle, alle Getraidearten, Gemüsearten, Kartoffeln, Flachs, Wolle, Baumwolle, Seide u. s. w. Wo seine Handfertigkeit, wo Werk- zeuge und Maschinen nicht ausreichen, nahm er sogar die Elemente zu Hilfe. Durch das Feuer verwandelt er, was seine Hand aiis weichem Thone formt, in harten Stein. Vermittelst des Feuers schasst seine Kunst aus zermalmten Kieseln und Dalzen das krpstallhellc Glas (Was macht er daraus?). Durch eben das Element schmelzt und ver- arbeitet er alle Metalle zu hunderterlei Absichten (z. B.?), und be- reitet die mannigfaltigsten Speisen und Getränke für seinen leckern Gaumen. Wie er aber das Feuer zu seinem Diener macht, so auch das Wasser. In alle Welttheile treibt er auf demselben vermittelst der Schifffahrt Handel und Wandel, bewegt mit demselben Mühlen und andere Maschinen, gebraucht es zum Reinigen und Bleichen, zur Bereitung seiner Nahrungsmittel, zu Getränken, zum Begießen der Gärten, zu Bädern u. s. w. Habt ihr Gelegenheit, Dampfmaschinen**) zu sehen, deren man *) Beide Künstler, seit 1817 nach Deutschland zurückgekehrt, haben in Ober- zell bei Würzburg Druckerpressen gefertigt, welche sogar 2-100 Bogen in einer Stunde liefern. **) Lange Zeit blieb die Dampfschifffahrt bloß ein Gegenstand von Versu- chen, bis es dem Americancr Robert Fulton (sprich: Fölt'n) zu New-Iork

4. Denkfreund - S. 180

1847 - Giessen : Heyer
180 Naturlehre. ein, als Steine, müssen daher beim Fallen viel mehr Luft aus dem Wege drücken, wozu sie auch mehr Zeit brauchen. Wäre keine Luft da, so würden beide gleich schnell fallen, wie man dieß wirklich mit Hilfe der Luftpumpe zeigen kann. 8) Alle Körper sind beweglich. Kein lebloser Körper kann sich jedoch von selbst bewegen, sondern bleibt so lange in Ruhe (in seiner Lage und seinem Orte), bis eine äußere Kraft, z. B. Schwer- kraft, Menschenkraft, Wasser- und Dampfkraft re., seine Trägheit überwindet und ihn in Bewegung versetzt. Wo liegt die bewegende Kraft einer Kugel? einer Mühle? einer Uhrfeder? eines fallenden Steines? Ohne Bewegbarkeit wäre kein Leben und keine Verän- derung in der Natur. Alles säße als todter Klumpen beisammen. Alle Himmelskörper bewegen sich unablässig; im Thier- und Pflanzen- reiche bewegen sich die Säfte; die Luft steht nie ganz still, und jedes unserer Worte setzt sie in zitternde Bewegung; das Wasser fließt, springt und verdunstet. 9) Jeder in Bewegung versetzte Körper muß sich in ge- rader Linie fortbewegen und kann die ihm ertheilte Rich- tung ebensowenig ändern, als er freiwillig stille stehen kann. Nur der Widerstand anderer Körper oder seiner Bewegung entgegengesetzte Kräfte (Schwerkraft) können dieselbe verändern, langsamer machen oder ganz aufheben. Eine Kegelkugel prallt am Settenbret der Bahn ab und verändert ihre Richtung; auf unebenem Boden läuft sie krummlinig und auf rauhem Boden langsamer. Wißt ibr, warum eine schwere Kugel oder eine Walze leichter zu bewegen ist, als ein Quaderstein? Ich hänge eine Bleikugel an einem Faden freischwebend auf, ich ziehe sie gegen mich und stoße sie seitwärts; wird sie sich aber in gerader Richtung fortbewegen? Nein! sie^nuß in einem länglichen oder zirkelrunden Kreise schweben, weil^ “ dem Faden an gerader Fortbewegung gehindert wird. ( Auch die Himmelskörper würden sich nicht im Kreise, so: gerader Linie bewegen, wenn nicht eine andere Kraft sie zum Kreis- läufe nöthigte. Der Mond wird durch die anziehende Kraft der 50mal größeren Erde wie an einem Seile gehalten und dadurch ge- zwungen, sie zu umlaufen. Die Erde kann eben so wenig in gerader Linie sich fortbewegen; denn ihr Flug wird durch die Anziehungskraft der fast anderthalbmillionenmal größeren Sonne im Kreisläufe er- halten, und so ist es mit allen Planeten. 10) Jeder Körper setzt der bewegenden Kraft sein ei- genes Gewicht entgegen; je größer daher die Last, je größer muß auch die bewegende Kraft sein. Ein Bund Stroh kann von einem Kinde getragen werden; ein gleich großes Bund Reisig fordert schon die Stärke eines Erwachsenen. Unzählig viele Dinge übersteigen durch ihr Gewicht die Kraft des Menschen. Er muß die Körper theilen, um sie nach und nach von der Stelle bringen zu können. Aber viele müssen, um des beabsichtigten Gebrauches rwarro; sie^muß on^Wm *V,

5. Denkfreund - S. 187

1847 - Giessen : Heyer
Naturlehre. 187 und andere Triebwerke, sondern auch Schiffe vermittelst der auf bei- den Seiten angebrachten Schaufelräder gegen Wind und Strom ge- trieben werden und einen Weg von 100 Stunden, zu welchem man sonst, obgleich 20 Pferde am Ufer zogen, wohl zwanzig Tage nöthig hatte, binnen 30 Stunden zurücklegen. Auf der 13 Meilen langen Eisenbahn von Leipzig bis Dresden braucht ein Dampfwagen nur 31/, Stunden. Auf der Taunuseisenbahn, welche von Frank- furt a. M. nach Mainz (Castel) und Wiesbaden fährt, legt man diese acht Wegstunden in 174 Stunde zurück; es ist gar nichts Sel- tenes, daß in einem einzigen Wagenzuge mehr als tausend Menschen sammt Rcisegeräthschaften, wie auf Windesfittichen, weiter gefördert werden. Die erwähnten Dampfmaschinen haben in neueren Zeiten eine so weite Verbreitung und so vielfache Anwen- dung gefunden, daß sie ein ganz neues Leben in die Geschäftswelt gebracht haben. Sie kommen alle darin überein, daß die in einem verschlossenen starken Kessel (Dampfkessel) erzeugten Wasserdämpfe in eine metallene Hohlsäule abwechselnd über und unter einen darin befindlichen Stempel geleitet werden, den sie mit großer Gewalt auf und nieder treiben. Sein abwechselndes Steigen und Fallen aber setzt das Hebel- und Räderwerk der mit ihm verbundenen Maschine auf die mannigfaltigste Weise und zu den verschiedensten Zwecken in Bewegung.

6. Denkfreund - S. 230

1847 - Giessen : Heyer
Tewerbkunde. I 230 Auch die Pappe verfertigt man meist nur aus groben Lumpen, aus alter Pappe und Papierschnitzeln. Man bereitet aus diesen Sub- stanzen wieder einen Brei und schöpft entweder einen sehr dicken Bogen oder mehrere dünnere, welche man aufeinander legt und zu- sammenpreßt. Zu den Tapeten gehört ein festes, gut geleimtes Papier, von welchem eine größere Anzahl Bogen an einander geklebt und nun mit verschiedenen ^Farben bedruckt oder auch mit einem Pinsel gefärbt wird. Die Spielkarten sind als eine mit Sorgfalt zubereitete feine Art Pappe zu betrachten, auf welche die bekannten Figuren theils aufgedruckt, theils mittelst ausgeschnittener Patronen (Modelle) gemalt werden, welche diejenigen Stellen verdecken, die von der Farbe unberührt bleiben sollen. 4) Das Mehl, aus welchem das unentbehrlichste Nahrungs- mittel, das Brot, bereitet wird, liefern uns bekanntlich die Samen der Getraidearten. Der feste Kern dieser Samen wird zwischen zwei großen scheibenförmigen Steinen, deren zugekehrte Seiten viele scharfe Kanten haben, zu einem feinen Pulver zermalmt und von der häuti- gen Schale, welche dabei zugleich mit abgerieben wird, durch eine Art Sieb befreit. Von den zwei Steinen liegt der untere, der Bo- denstein, fest, der obere aber, der Läufer, dreht sich mit großer Schnel- ligkeit auf dem Bodensteine herum und wird durch Wind, Wasser oder Dampf bewegt, wonach man die Mühle eine Wind-, Wasser- oder Dampfmühle nennt. In der Mitte hat der Läufer eine weite runde Oeffnung, in welche das Getraide hineinfällt und so zwischen beide Steine gelangt, die von einer hölzernen Hülle, Zarge, umgeben sind, damit das gemahlene Getraide nicht verstäube. An der einen Seite hat diese Hülle unten eine Oeffnung, in welche das Mehl durch die schnelle Bewegung hinein getrieben wird und in einen langen, au beiden Enden offenen Beutel gelangt, welcher in e-inem Kasten schräg ausgespannt ist. Durch das Mühlwerk erhält dieser Beutel eine rüt- telnde Bewegung, in Folge deren das feine Mehl durch den Beutel wie durch ein Sieb in den Kasten fällt, die groben Theile, das Schrot, aber und die Hülsenstückchen, welche die Kleie ausmachen, allmälich an das untere Ende des Beutels kommen und hier in ein unterge- stelltes Gefäß fallen. Das Gemisch von Schrot und Kleie wird noch mehreremal durchgemahlen, wobei man die Steine jedesmal näher an einander rückt und ein Mehl erhält, das immer grauer wird, weil allmälich auch die Kleie zerrieben wird, deren feinste Theile ebenfalls durch den Mehlbeutel gehen, sich mit dem Mehle mengen und ihm seine reine weiße Farbe nehmen. Das zuerst erhaltene Mehl ist also das beste und wird zu den feinsten Backwerken genommen, die folgen- den Sorten haben einen stätig abnehmenden Werth. Zuletzt kommt bloß Kleie aus dem Beutel, welcher nur sehr wenig Mehl noch anhängt. Außer dem Mehle gewinnt man aus dem Getraide auch noch Graupe, Grütze und Stärke. Die Graupe wird meist aus Gerste

7. Denkfreund - S. 435

1847 - Giessen : Heyer
Griechen. 435 enge Kreis der Hausgenossen. Daher gemeinschaftliches Essen in öffentlichen Speisehäusern, wobei namentlich eine schwarze Suppe täglich vorkam und überhaupt Einfachheit und Mäßigung herrschten. — Auch dem Übergewichte des Geldreichthums und jedem zu großen Aufwande sollte vorgebeugt werdest^ deshalb kein Gold und Silber in Sparta, nur Eisengeld. Dadurch und auf andere Weise war zu- gleich der Verkehr mit Auswärtigen erschwert; der Anblick anderer Sitten sollte den Spartanern die Strenge der ihrigen nicht verleiden. — Von Künsten und Wissenschaften nur das Unentbehrlichste; daher namentlich keine gewöhnlichen Schauspiele, nur kriegerische Spiele. — Mauern durfte die Stadt nicht haben; die Bürger sollten nur auf ihren Muth vertrauen. — Auch eine strenge und abhärtende Er- ziehung ordnete Lykurg an. Das neugeborne Kind wurde besichtigt und bei schwächlichem oder fehlerhaftem Körper in eine Kluft am Berge Taygetus geworfen. Die Knaben giengen fast immer nackt, schliefen auf Schilf, welches sie sich aus dem Flusse Eurotas selbst holten, aßen wenig und keine Leckerbissen und wurden gegen alle Beschwerden und Schmerzen abgehärtet, selbst durch öffentliche Geise- lungen. Bei diesen suchten sie eine Ehre darin, keinen Klagelaut hören zu lassen. Die Jugend mußte sich im Laufen, Springen, Reiten, Schwimmen re. üben, — auch in der Musik, so weit dieselbe kriegerischen Sinn wecken konnte. Für eine eigene Kunst galt es, mit wenigen Worten viel zu sagen; daher Uebung hierin von Kind- heit an *). Man führte den Jünglingen zuweilen einen betrunkenen Sclaven vor, damit sie die Mäßigkeit lieben, das Laster der Vollerer aber verabscheuen lernen möchten. — Den Alten mußten sie die höchste Achtung beweisen und durften unter ihnen nur reden, wenn sie dazu aufgefordert wurden. — Auf ähnliche Art wurde es mit Gesetz und Obrigkeit gehalten. Der Jugend war geboten, über den Werth^eines Gesetzes nicht zu klügeln, sondern es für gut anzunehmen. Bejahrte Männer sollten, wenn sie etwas gegen ein Gesetz zu erinnern hätten, dieß der Obrigkeit selbst anzeigen, nur nicht in Gegenwart von jungen Leuten. Daher in Sparta, wie man rühmt, ein musterhafter Ge- horsam gegen die Obrigkeit und ihre Anordnungen. Als Lykurg seine Gesetze eingeführt sah, ließ er das Volk schwö- ren, sie bis zu seiner Wiederkehr von einer Reise halten zu wollen, gieng fort und kam nicht wieder. Man weiß nicht, wo und wie er gestorben ist. — Kriegerische Kraft, worauf diese Gesetze abzielten und *) Man sagt sprichwörtlich: ein lakonischer Ausdruck, statt ein mit wenigen Worten viel sagender Aus-druck. Einige Beispiele: Eine Spar- tanenn übergab ihrem in den Krieg ziehenden Sohne den Schild und sagte zum Abschied nur: „Entweder mist ihm oder auf ihm!" (Komme mit deinen Waffen oder todt auf dem Schilde liegend wieder!) Als Terres bei Thermopylä die Auslieferung der Waffen von den Grie- chen verlangte, war die ganze Antwort des Leonidas: „Komm und hole sie!"

8. Denkfreund - S. 437

1847 - Giessen : Heyer
/ Griechen. 437 und die Wehrlosen auf den benachbarten Inseln. Der Athener The- mistokles führte die gesammte griechische Flotte in die Meerenge zwischen der Insel Salamis (Colouri) und dem 'Festlande von Athen, und wußte es hier, wo sich die persische Flotte nicht aus- breiten konnte, zu einer Schlacht zu bringen. Seine 380 Schisse ver- nichteten und zerstreuten die mehr als dreimal überlegene persische Flotte. X erres verließ seinen Thron an der Küste, von welchem er die Schlacht mit angesehen hatte, und floh unaufhaltsam nach der Schiffbrücke. Er fand sie vom Sturme zertrümmert; ein Fischerkahn führt ihn nach Kleinasien [480]. — Nordwärts von Griechenland blieben indessen noch 300,000 Perser stehen, welche im nächsten Jahre wieder in Griechenland einbrachen. Aber auch dieses Heer hatte durch den Spartaner Pausanias und den Athener Aristides bei Pla- tää das Schicksal der andern. — Ohne diese Siege der Griechen wäre wohl schon damals ein Theil Europa's für immer in die Hände von Asiaten gefallen, wie später durch das Eindringen der Türken geschehen ist. Nach diesem Kampfe mit den Persern erschien Griechenland in seinem höchsten Glanze. Man hatte besonders in den Athenern die Netter der bedrohten Freiheit zu erkennen; ihnen brachten daher auch jene Siege vorzüglich großes Ansehen. — Unter der Leitung ihrer Feldherren Aristldes und Cimon wurde der gemeinsame Kampf gegen die Perser noch länger mit Glück fortgesetzt, so daß ihr Vor- rang immer entschiedener wurde. An die Stelle dieser beiden trat Perikles. Unter diesem seinem berühmtesten Staatsmanne und Redner erlangte Athen die höchste Blüte. Der ausgezeichnetste Bildhauer Griechenlands, Phidias, lebte damals. Der weiseste unter den Griechen, Sokrates, snchte die Jugend durch seine Unterredungen aufzuklären und für das Edle und Gute zu gewinnen. Auch der in gutem und in bösem Sinne ausgezeichnete Alcibiades begann seine Laufbahn. Doch Athen, welches aus dem Kampfe und der Bedrängniß (durch die Perser) stark und glücklich hervorgegangen war, konnte die Zeit seines größten Glanzes nicht ertragen. Uebermuth, Verweichlichung und Sittenlosig- keit folgten seinem Glücke, und seiner höchsten Höhe war sein Fall nahe. Sparta trat auch aus alter Eifersucht gegen dasselbe auf und fand eine Menge Bundesgenossen. Es brach ein Kampf aus, — der peloponnesische Krieg [431], welcher mit kurzen Unter- brechungen 27 Jahre dauerte. Griechen wüteten in demselben gegen Griechen und reizten selbst den gemeinsamen Feind, die Perser, wider- einander auf. Athen erlag und mußte sich unter andern gefallen lassen, daß 30 Spartaner, unterstützt von einer spartanischen Besatzung, seine Beherrscher waren. Doch schon im folgenden Jahre stürzte Thrasybul die tyrannische Regierung derselben. Athen erlangte indessen sein altes Ansehen nie wieder. — Dem noch drückenderen Uebergewichte Sparta'ö stellte sich nun nur Theben entgegen.

9. Denkfreund - S. 28

1847 - Giessen : Heyer
28 Tonlesekunst. zurück zu treiben.—Die Leute lächelten darüber, aber Meister Häm- merlein liess sich nicht irre machen. Ihm schien es lächerlich, sie bloss von einem Acker auf den andern zu scheuchen. An Wegen und Bächen schnitt er Weidenruthen ab und sah nun zur Rechten und Linken, wo etwa eine Lücke in der Hecke zuzumachen oder ein junger Baum an einen Pfahl zu binden war, und selten fehlte es ihm an Gelegenheit, die Ruthen gut anzuwen- den. Locker gewordene Setzweiden trat er fest; hölzerne Zäune, die nagellos waren, hämmerte er wieder an ihre Latte; Wasser- zweige, die aus Baumstämmen oder Wurzeln hervorschossen und ihm eben ins Auge fielen, schnitt er ab; Maulwurfshügel streute er auseinander, und wo er nicht selbst helfen konnte, da ermahnte er wenigstens den Eigenthümer. So gieng Meister Hämmerlein selten über die Flur, ohne dass er ungebeten eines und das Andere selbst verbessert oder besser zu machen veranlasst hätte. Zuweilen machte er ganz absichtlich gemeinnützige Spa- ziergänge. Er suchte nämlich junge Bäumchen, die auf Ge- meinplätzen von selbst wuchsen oder dahin gepflanzt waren, und beschnitt sie. Kam die Zeit, so oculirte und pfropfte er die Wild- linge, und oft lief eine ganze Gesellschaft junger Leute mit ihm, die unter seiner Anleitung das Propfen und Oculiren erlernten. Bald war auf keinem Gemeinrasen ein junges Obstbäumchen mehr zu finden, das nicht wäre aufgeschnitten, gerade gezogen und ver- edelt gewesen. Fand er im Walde einen hübschen Wildling; so verpflanzte er ihn ungebeten auf einen schicklichen Gemeinplatz, und nach Verlauf von 15—18 Jahren zog die Gemeindecasse einen beträchtlichen Vortheil davon. Noch kann 'ich den Mann vor mir sehen, wie er einmal in mei- nes Vaters Hause eine Thürschwelle abmeisselte. Bas altmodische Gebäude hatte durchaus hohe Thürschwellen, aber keine war uns Kindern fataler, als die an unserer Stubenkammer; denn alle 8 Tage fiel eines von den Kleinen darüber. Das hatten meine Eltern wohl hundertmal gesehen und beklagt, wohl auch uns Kinder über unsere Unvorsichtigkeit gestraft; aber auf den Gedanken, den An- stoss wegzuräumen, schien niemand zu verfallen. Zum Glücke war einmal Meister Hämmerlein bei uns, als eins meiner kleinen Ge- schwister wieder über die Schwelle fiel. Während man das Kind aufhob, war Meister Hämmer lein verschwunden; aber in etlichen Minuten kam er mit Säge, Beil und Meissei zurück. Ei, sagte er, wer wird die armen Kinder immer über den Block fallen lassen? — und ohne umzufragen, schnitt er die Schwelle so tief, als der Goden lag, durch, spaltete den Klotz heraus, setzte ein Stückchen Gr et unten an die Thür, und eli eine Stunde vergieng, war der Weg vom Wohnzimmer in die Kammer schnür eben gemacht. Was da

10. Denkfreund - S. 204

1847 - Giessen : Heyer
204 Naturlehrk. Bergen stehend, sicht man die Blitze sogar aufwärts fahren. Trifft aber der Blitz den stärkeren Leiter abwärts an, so stürzt er mit unbeschreib- licher Gewalt herab und gewöhnlich dahin, wo die stärksten Leiter sind. Aus dem Grun.de ist man nirgends weniger vor dem Blitze sicher, als in Thürmen, wo die eiserne Helmstange, das viele Glocken- metall und das Eisenwerk des Glockenstuhls und der Uhr re. den Blitz besonders anlocken; denn Metalle sind die stärksten Leiter. Man hat daher Beispiele, daß Blitze ganze Reihen von Sensen und an- dern eisernen Geräthschaften zerschmettert und zerschmolzen haben, an Drahtzügen der Klingeln fortgelaufen sind u. s. w., ohne sonst einen Schaden anzurichten. — Wißt ihr nun, warum der Hausvater in unserm Lesebuche (S. 7) seinen Kindern bei einem starken Gewitter zurief: „Weg von: Ofen, ihr Kinder!" Warum sagt er aber auch: „Öffnet die Thür!" Deswegen, weit die Menschen, wenn ein Blitz in das Zimmer schlägt, nicht selten bloß in dem Dampfe, den er verursacht, wenn er etwas Brennbares trifft und entzündet, ersticken, indem sie zu betäubt sind, um die Thüren schnell öffnen zu können. Der Hausvater sagte endlich auch noch: „Loscht das Feuer auf dem Heerde aus!" weil der Rauch durch seine Wärme die Luft verdünnt und also einen Zug nach dem Hause veranlaßt, ein guter Leiter ist und über- dieß dem Gewitter entgegensteigt. Überhaupt schlägt der Blitz gern auf hohe Gegenstände. Man sollte sich daher bei Gewittern nicht unter Bäume, an Thürme oder hohe Gebäude stellen. Am seltensten schlägt er in Nadelholz, weil dieses viel Harz (welches selbst elektrisch ist) enthält. Daraus folgt indeß nicht, daß man in einem mit Pech überzogenen Mantel vor dem Blitze sicher sein würde; denn erschlägt auch selbst elektrische Körper durch, um zu unelektrischen zu gelangen. Ein besseres Mittel, den Blitz aufzufangen, hat der berühmte Ameri- caner Franklin im Jahre 1752 erfunden, die sogenannten Wetter- stangen oder Blitzableiter, gegen welche noch immer das abergläu- bische Volk Einwendungen macht. Diese Blitzableiter bestehen aus einer eisernen, an der Spitze vergoldeten Stange, von welcher eiserne Drähte oder Stäbe bis in die Erde oder ein nahes Wasser geleitet werden. Nähert sich nun eine Gewitterwolke einem mit einer solchen Vorrichtung Eschenen Gebäude, so wird entweder die elektrische Materie allmälich aus der Wolke durch die Metallspitze abgeleitet, oder wenn es einschlägt, so fährt der Blitz an den Drähten oder Stäben in die Erde oder in's Lüasser hinab. Der Donner, vor dem sich viele Menschen mehr fürchten, als vor dem Blitze, ist so unschädlich, als das Krachen eines Feuerge- wehrs ; er ist bloß Erschütterung der Luft, die durch den Wiederhall so schrecklich gemacht wird. Am Donner aber könnt ihr merken, wie weit ein Gewitter entfernt sei. Wenn man 24 gewöhnliche Pulsschläge zwischen Blitz und Donner zählen kann, so ist das Gewitter eine Meile weit entfernt. So lange wir noch 6—8 Pulsschläge zählen können, hat es keine Gefahr. Nur dann, wenn Blitz und Schlag
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