Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
Das byzantinische Reich.
180
der rohen Völkerschaften, welche damals im europäischen Sü-
den neue Wohnsitze suchten, von seinen Grenzen abzuleiten,
und sie zum Vordringen gegen die Provinzen des abendländi-
schen Reiches zu veranlassen. Dem rechen und despotischen
Kaiser Leo war (421) Anastasius 1 auf dem Throne ge-
folgt, auf welchem ihn der tapfere Präfectuö Prätorio Iusti-
nus beschützte, der sich vom Schweinehirten zur ersten mili-
tärischen Würde des Staates cmporgeschwungcn hatte. Er
bestieg sogar (518 — 527) den Thron, und nahm, kurz vor
seinem Tode, seinen Enkel Justins an 1 zum Mitregcntcn
an. Unter diesem ward nicht nur das v a n d a l i sch e Reich in
Afrika von Belisar (534) erobert, sondern auch Italien
den Ostgothen entrissen, und Provinz von Byzanz
(Exarchat). Zugleich sorgte der Kaiser für die Gesetz-
gebung und Rechtspflege, indem er durch seinen be-
rühmten Kanzler Tribonian und andere Rechtsgelehrce eine
Compilation der römischen Gesetze entwerfen ließ, die den
Namen des j u st i n i a n c i sch c n Gesetzbuchs erhielt. —
Dem byzantinischen Reiche ward aber seit dem siebenten Jahr-
hunderte die Nachbarschaft der neugcstifteten Macht der Ara-
der gefährlich. Schon Constans 2 verlor an sie (642—
668) Cypcrn, Rhodus, Aegypten und die übrigen
afrikanischen Provinzen. Unter dem Kaiser Constan-
tinus 4, der von 668 an regierte, konnte die Hauptstadt
des Reiches selbst (672) gegen die siegreich vordringenden
Araber, welche bereits die asiatischen Provinzen des byzan-
tinischen Reiches erobert hatten, nur durch das griechische
Feuer gerettet werden. — Noch einmal wurden die Araber
unter dem Kaiser Leo Isauricus von Konstantinopel zu-
rückgeschlagen, unter dessen Negierung die sogenannte Bil-
derstürmerei auöbrach, als er (726) alle Bilder aus den
Kirchen seines Reiches zu entfernen befahl; ein Befehl, der
den abergläubigen Pöbel zu den wildesten Auftritten erhitzte.
Sein Sohn Constantinus 5 verlor das Exarchat gegen
die Langobarden unter Aistulph; auch stieg die Entfremdung
zwischen Byzanz und Italien theilö durch den Streit zwi-
schen dem römischen Bischoffe und dem Patriarchen zu Kon-
stantinopel um den Primat, theils durch die Siege der
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Extrahierte Personennamen: Leo Leo Anastasius Präfectuö_Prätorio Leo_Isauricus Leo Constantinus
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Italien Byzanz Rhodus Konstantinopel Byzanz Italien
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Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
Im
Vierter Zeitraum«
vom Domitian erneuerte Schreckenssystem, und, mit ihm,,
die judíela majestatis und die Verfolgungen der Christen
hörten wieder auf, die Abgaben wurden vermindert, für die
Armen, für die Erziehung der Kinder, für die Verbesserung
der Gerichtspflege, für die Belebung des Gewerbflcißes und
für die Verschönerung Roms ward zweckmäßig gesorgt«
Vorzüglich groß war fein Verdienst, daß er den Spanier
Tr ajan (97) adoptirte und zum Nachfolger (98—117) be-
stimmte. Trajan, Hadrian und die ihm folgenden beiden
Antonine waren entschieden die edelsten unter den römischen
Imperatoren. Trajan behielt auf dem Throne die Einfach-
heit seines vorigen Lebens und die Anspruchslosigkeit seines
Charakters. Er stellte die Freiheit Noms so weit wieder her,
als sie mit der Monarchie vereinbar war. Mit Erfolg besiegte
er (101 -—103) den König der Datier/ Dercebat, und
machte (Í06) Dacien (v. i. die Moldau, Walachei und Sie-
benbürgen) zur römifchcnprovl'n z. Selbst gegen die Par-
ther war er (113) glücklich, und, nach den Siegen seines Feld-
herrn Cornelius Palma, verband er (116) Arabien bis an
das rothe Meer mit den östlichen Provinzen des römischen
Reiches. Er starb, vom Schlage getroffen, in Cilicien«
Ein Anverwandter von ihm, Hadrian (117—138),
folgte ihm, von dem Heere und dem Senate anerkannt. Bei
vielen gelehrten Kenntnissen war er doch nicht von der Eitel-
keit frei, mit denselben glanzen zu wollen, ob er gleich den
Anbau der Wissenschaften und Künste im ganzen Umfange des
Reiches beförderte« Friedlich war fein Negicrungsfystem;
er gab die neuerlich eroberten Provinzen, Armenien, As-
syrien und Mesopotamien, wieder auf, und verglich
sich mit den Part Hern. Nur Dacien behielt er wegen
der dort ncugestiftetcn römischen Koloniecn. Auf seiner lan-
gen Reife durch die Provinzen feines Reiches lernte er die
Krafte-Änd Bedürfnisse derselben genauer kennen.
Ihm folgte der von ihm adoptirte Titus Aurelius
Anton in uß (138—161), der wieder den Marcus Aure-
lius Antoninus und den Lucius Verus hatte adoptiren
müssen. Während der gesegneten Negierung der beiden Anto-
nine verflossen 42 glückliche Jahre. Gerechtigkcits- und Frie-
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Extrahierte Personennamen: Trajan Cornelius_Palma Hadrian Titus_Aurelius
Anton Marcus_Aure- Lucius_Verus
422
Dritter Zeitraum.
immer weiter um sich greifende Verweichlichung und Ver-
derbung der Sitten kündigte bereits in diesem Zeitalter
die folgenden großen Veränderungen in der äußern Lebens-
weise, in der Denkungsart und in dem Volkscharakter der
- Römer an. In Asien und Griechenland lernten die römischen
Legionen Ausschweifungen kennen, die sie, bei ihrer Rück-
kehr, auf den italienischen Boden verpflanzten. Die Ein-
führung der Bacchanalien, die (186) entdeckt und ver-
boten wurden, bestätigten dieses in Rom eintretende Sit-
tenverderben, von welchem bis dahin die Römer, bei ihrer
Unbekanntschaft mit dem Lurus und der Verfeinerung der
auswärtigen Völker, unberührt geblieben waren. Die strenge
Censur des M. Porcius Cato war allerdings gegen
diese Verirrungen seines Zeitalters gerichtet; allein dieser oft
nur zu sehr gefeierte Sittenrichter war selbst von großen
Fehlern nicht frei. Bei einer rastlosen Thätigkeit ließ er
sich doch nicht selten von einem unwürdigen Partheigeiste
gegen mehrere der ersten und ausgezeichnetsten Familien fort-
reißen, eilt welchem kleinliche Eifersucht und Leidenschaftlich-
keit keinen geringen Antheil hatte, wie z. B. an dem An-
griffe auf das ehrwürdige Geschlecht der Scipionen, das
dem streng demokratisch gesinnten Cato zu aristokratisch er-
schien. Er war cs, der die Anklage gegen den Greis Scipi o
Africanns anregte und die Volkstribunen dazu veranlaßte.
Man beschuldigte den größten Helden Roms der Weichlichkeit
und Ueppigkeit in dem Winterquartiere zu Syrakus, der
Unterschlagung eines Theiles der gemachten Beute, und der
Bestechung von dem Antiochus. Es war der Jahrestag
der Schlacht bei Zama, wo sich Scipio vertheidigen
sollte. Mit dem hohen Selbstgefühle großer Thaten und
eines reinen Patriotismus betrat der von seinen Freunden
begleitete Scipio die Rednerbühne. Er erinnerte an jenen
denkwürdigen Tag, zerriß die Anklage, und das Volk führte
ihn im Jubel aufs Kapitol, um Roms Göttern zu danken.
Die Tribunen sahen sich verlassen; allein die von ihnen cr-
neuerte Anklage bewog den Helden, sein undankbares Vater-
land zu verlassen, und auf seine Villa in Eampanien in eine
freiwillige Verbannung zu gehen. Selbst dies beruhigte die
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Rom.
443
0 aro ni tern und Lucariern, den Urhebern der Verbin-
dung, verweigerte man diesen Vorzug. Doch in den darauf
folgenden Bürgerkriegen, in welchen ganze Völkerschaften
proscribirt, ausgerottet und ihre Lander an römische Bürger
vertheilt wurden, erhielt alles, vom Rubicon bis an die
südlichste Spitze Italiens, das römische Bürgerrecht, wo-
durch die B.estechbarkeit und Zügellosigkeit des Volkes um
ein Großes vermehrt ward.
162.
Sitten Veränderung in Rom.
Zu allen diesen innern Gahrnngen und Reibungen der
Partheien kam in diesem Zeitalter die a l l g e m eine
Sitten Veränderung, und, was hier als gleichbedeutend
gilt, die große Si tten v er sch li m m erun g, die sich über
die römischen Bürger verbreitete. Wenn, seit der Besiegung
Griechenlands und seit dem ersten sesten Fuße Roms in
Asien durch die Erbschaft von Pergamus, griechischer und
asiatischer Lurus, fremde Sitten und Ausschweifungen auf
die Römer übergingen; so ward zugleich durch die unermeß-
lichen zusammen erbeuteten Reichthümer ihre Habsucht ge-
steigert und verstärkt, und alle Provinzen Roms seufzten
unter starken öffentlichen Austagen, noch mehr aber unter
den erschöpfenden persönlichen Erpreffungen hungriger Statt-
halter und Pachter, wodurch dieser räuberische Geist sich
auch dem Senate und der Ritterschaft mittheilte. Die hoch-
gepriesene frühere Einfachheit der Sitten, die unerschütterliche
Mannestreue und Erfüllung des gegebenen Wortes, die
strenge Abhärtung zum Dienste des Staates, die gefeierte
Mäßigung und Enthaltsamkeit der alten Römer artete schnell
in alle gegenüberstehende grobe Fehler aus. Je stolzer die
Sprache des Senats nach außen ward, nachdem alle mäch-
tige Gegner Roms bezwungen und fremde Könige an die
Triumphwagen der Consulu gefesselt waren; desto starker
ward die Reibung im Innern; desto mehr strebte die Volks-
parthei an gegen den Senat und die Ritterschaft. Talent-
volle Männer standen auf beiden Seiten an der Spitze; in-
i
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
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Extrahierte Ortsnamen: Rom Italiens Rom Griechenlands Roms Asien Roms
Dritter Zeitraum.
446
.Despoten dazustehen, bis jüngere Männer neben ihnen her-
anreifen, die, nach dem strengen Gesetze der Wiedervergel-
tung, ihren Vorgängern dasselbe Schicksal bereiten. Die
Geschichte des Marius, Sulla, Po mp ejus, Casar,
Antonius, Octavian, ist der mit Blute geschriebene
Commentar zu diesem allgemeinen Ergebnisse.
163.
Bürgerkrieg zwischen Marius und Sulla.
Nachdem Sulla den Bundesgenossenkrieg beendigt
hatte, stieg sein Ansetzn desto höher, je zuversichtlicher die
aristokratische Parthei auf ihn rechnen konnte, und, je
mehr er durch den wissenschaftlichen Anstrich und den feinen
conventionellen Ton, die er beide seiner Erziehung verdankte,
für sich interessirte, wahrend sein unbegrenzter Ehrgeiz und
seine zügellose Herrschsucht stch schlau genug hinter eine
Popularität verbargen, durch welche er die große Menge
täuschte. Zugleich waren seine Fcldherrntalente durch seine
Thaten entschieden, und den Vorzug der Jahre männlicher
Kraft hatte er vor dem alternden Marius voraus.
Jetzt buhlten beide Männer, Marius und Sulla,
um den Oberbefehl des römischen Heeres, gegen den Mi-
thridat, König von Pontus (88). Seit den Tagen
der ersten Nachfolger des Alerander war kein Fürst von
ähnlichem unternehmenden Geiste und von so vielen kriege-
rischen Talenten in Asien aufgetreten, als Mithridat in
diesem Zeitalter. Er warf sich auf seine Nachbarn, die Kö-
nige von Kappadocien und Bithynien, die bei den Römern
Hülfe suchten; er dehnte längs des schwarzen Meeres seine
Besitzungen aus, ergänzte aus dem Laude der Scythen seine
Heere, drückte endlich die Römer aus ganz Vorderasien und
ihre Flotte aus dem Archipelagus, ließ gegen 80,000 römi-
sche Bürger, die sich in den asiatischen Städten aufhielten,
in einem schnell ausgeführten Angriffe ermorden, und setzte
sich in Griechenland fest, wo er Macedpnien einnahm und
Athen zu seinem Waffenplatze machte. Es schien, als ob
sich der Mann gefunden hätte, der die von den Römern
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Extrahierte Personennamen: Marius Marius Sulla Antonius Octavian Marius Marius Sulla Sulla Marius Marius Marius_und_Sulla Marius Sulla
Extrahierte Ortsnamen: Wiedervergel- Sulla Sulla Asien Griechenland Athen
Frankreich. 149
päpstlichen Zurückberufung nicht Folge geleistet hatten. Selbst
die Emigranten, welche in den Diensten teutscher Fürsten
gewesen waren, wurden von der Liste ausgcstrichen.
'Nach allen diesen Resultaten, durch den Geist und die
Kraft des ersten Consuls bewirkt, verlangte (6 Mai 1802)
'dastribunal, daß dem Generale Bonaparte ein ausgezeichnet
glänzendes Pfand des Nationaldankes ertheilt würde. Auf
diesen Antrag beschloß der Senat (8 Mai), den ersten Con-
ful, nach Ablauf der zehn Jahre, von neuem auf zehn J-chre
zum ersten Consul zu erwählen. Da nun Bonaparte
erklärte, er wolle sich deshalb der Stimme des Volkes
unterwerfen; so fragten die beiden andern Consuln am io Mai
das französische Volk: Soll Napoleon Bonaparte Consul
auf Lebenszeit seyn, weil er die Souveraineeät des franzö-
sischen Volkes auf eine glänzende Weise anerkannt habe? Die
Tribunen unterzeichneten sogleich; nur Carnot allern gab
ein negatives Votum. Es wurden die Register zur Unter-
zeichnung in den Provinzen eröffnet, und von 3,577,3'9 Bür-
gern, welche ihre Stimme gaben, hatten 3,568,885 für den
Antrag gestimmt. Dieser Volksbeschluß ward dem ersten Con<
sul am 3 August l8o2 während einer großen Audienz von
dem Senate in feierlicher Procession mitgetheilt. Der Prä-
sident desselben, Barthelemy, überreichte ihm in einer kraft-
vollen Rede das Senatusconsulrum vom 2 August, nach wel-
chem die vierte Constitution folgende Modificationen
erhielt. Napoleon Bonaparte ist erster Consul auf Lebens-
zeit; auch der zweite und dritte Consul bekleiden ihre St llen
lebenslänglich. Der erste Consul schlägt dem Senate den
zweiten und dritten Consul vor; der Senat kann zweimal das
vorgeschlagene Subject zurückweisen, muß aber das dritte
annehmen. Nach derselben Form ernennt der erste Consul
seinen Nachfolger; doch kann er seine Wahl auch geheim
halten, und wieder zurücknehmen. Die Civilliste des ersten
Consuls wird auf 6 Mill. Franken erhöht. Der Senat
bestimmt durch organische Senatusconsulta alles,
was die Constitution nicht vorher gesehen hat, erklärt die
zweideutigen Artikel derselben, und ordnet die Verfassung der
französischen Kolonieen. Zu organischen Senatusconsultis gehö-
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Extrahierte Personennamen: Napoleon August August Napoleon
Nom.
91
Ió2t
Sittenveränderung in Rom.
Zu allen diesen innern Gahrungen und Reibungen der
Partheien kam in diesem Zeitalter die allgemeine
Sittenveränderung, und, was hier als synonym gilt,
die große Sittenverschlimmerung, die sich über die
römischen Bürger verbreitete. Wenn seit der Besiegung Grie-
chenlands und seit dem ersten festen Fuße Roms in Asien
durch die Erbschaft von Pergamus, griechischer und asiati-
scher Luxus, fremde Sitten und Ausschweifungen auf die Rö-
mer übergingen; so ward zugleich durch die unermeßlichen
zusammen erbeuteten Reichthümer ihre Habsucht gesteigert
und verstärkt, und alle Provinzen Roms seufzten unter
starken öffentlichen Auflagen, noch mehr aber unter den er-
schöpfenden Privaterpressungen hungriger Statthalter und
Pachter, wodurch dieser räuberische Geist sich auch dem
Senate und der Ritterschaft mittheilte. Die hochgepriesene
frühere Simplicität der Sitten, die unerschütterliche Man-
nestreue und Erfüllung des gegebenen Wortes, die strenge
Abhärtung zum Dienste des Staates, die gefeierte Mäßi-
gung und Enthaltsamkeit der alten Römer artete, bei der
Berührung des entgegengesetzten Extrems, in alle gegen-
überstehende grobe Fehler aus. Je stolzer die Sprache des
Senats nach außen ward, nachdem alle mächtige Gegner
Roms bezwungen und fremde Könige an die Triumphwagen
der Eonsuln gefesselt waren; desto starker ward die Rei-
bung im Innern; desto wehr strebte die Volksparthei an
gegen den Senat und die Ritterschaft. Talentvolle Männer
standen auf beiden Seiten an der Spitze, und indem sie ei-
ner von beiden Partheien huldigten, waren diese Partheien
selbst nur das Werkzeug der steigenden Macht und überflü-
gelnden Größe dieser Individuen Durch Sklaven, dje
unter einem harten Drucke seufzten, ließen hie Reichen ihxe
Aecker bauen; aber eben diese Sftayen, welche ehemals freie
Bewohner auswärtiger Staaten gewesen und durch die Besie-
gung der Römer in diese entehrenden Verhältnisse gekommen,
waren, schüttelten ihre Ketten bisweilen so stark , daß selbst
der Senat davor erbebte, so wie die aus ihrer Mitte Frei*
>
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100 Vierte Periode.
aber Tiber sandte ihn nun in den Orient,— um dort
fein Grab zu finden. Kappadocien ward (17 I. n. C.) durch
ihn römische Provinz, auch restituirte er den König von
Armenien; doch sein Hauptfeind war ihm von dem Kai.
ftf in dem Piso zugegeben. Dieser, zum Statthalter von
Syrien ernannt, hob, während der Abwesenheit des Ger-
maniens in Aegypten, alle Verordnungen desselben in Sy-
rien auf, und reizte dadurch den edlen Feldherrn. Germa-
nicus tadelte Pisos Betragen, starb aber (19 n. C.) zu An-
tiochien am Gifte, das ihm sein Gegner beibrachte/ Eine
allgemeine Trauer verbreitete die Nachricht von seinem Tode
über das ganze römische Reich.
220. ,
Fortsetzung.
Während dieser Zeit kämpfte Dru sus, des Tibers
einziger Sohn, mit Erfolg gegen die Teutschen an der
Donau. Er ward mehr geliebt als der Vater, ob er gleich
ein ausschweifendes Leben führte. Tiber ernannte ihn zum
Consul und ertheilte ihm die tribunicische Gewalt, als er
selbst, auf des elenden Sejanus Rath, Rom verließ,
um auf der an der neapolitanischen Küste gelegenen Infel
Capreä zu leben. Dort schleppte er eine traurige Existenz
fort in den Umgebungen seiner Schmeichler, unter wilden
Ausschweifungen, und bei steter Befürchtung, Daß man nach
seinem Leben stehe.
Während seiner Abwesenheit von Rom regierte der ein-
zige Liebling des Kaisers, Sejan, der Präfectus Prätorio,
den Staat bis 31 v. C. Er erweiterte nicht blos die Macht
seiner Stelle; er zog auch die in der Stadt zerstreut liegen-
den Garden in Kasernen (castra praetoriana) zusammen, um
sich ihrer desto bestimmter zu versichern. Die höhern Stel-
len des Staates besetzte er mit seinen Günstlingen, und Ti-
der erlaubte selbst, Sejans Bildniß neben den Adlern im
Felde und in den Schauspielhäusern aufzustellen. Dennoch
ruhten Verrath und das Verlangen, den Thron selbst zu be-
steigen, in seiner Seele. Der Sohn des Kaisers, Drufus,
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Extrahierte Personennamen: C. Pisos C. Sejanus_Rath Infel
Capreä Präfectus_Prätorio Sejans_Bildniß
Extrahierte Ortsnamen: Armenien Syrien Donau Rom Rom Drufus
Alexander Severus. 221
gerlichen Aemtern höher steigen. Der junge Kaiser selbst
studierte Dichtkunst, Geschichte und Philosophie, las ununter-
brochen die Schriften des Horaz, Virgil, Cicero und Platon,
und führte ein einfaches, tugendhaftes Leben. Die gierige
Habsucht der Prätorianer, genährt durch die Erpressungen
und Ermordungen unter den vorigen Despoten, war aber
höchst unzufrieden mit der Sparsamkeit des edlen Kaisers.
Ihr Prafect, der weise Ulp ian, den man deshalb, weil er die
Reform des Militairstandes beabsichtigte, als einen Feind die-
ses Standes betrachtete, ward von den Prätorianern zu den
Füßen seines Kaisers ermordet, der, zur Rettung desselben,
ihn mit seinem Purpur, aber vergeblich, bedeckte. So sehr
auch Alexander die begonnene Reform des Militäres mit
Schonung leitete, indem er selbst, gleich dem gemeinen Solda-
ten, die stärksten körperlichen Anstrengungen übernahm; so
wenig konnte er doch seinen Zweck erreichen, und seine be-
kannte Gelindigkeit und Milde wurde nur zu oft gemißbraucht.
Ja selbst wenn er sich den Absichten der Soldaten kräftig zu
widersetzen versuchte, mußte er ihre Wuth schonen. So stand
der berühmte Schriftsteller Dio Cassius an der Spitze der
Legionen in Pannonien, die er im Geiste der alten römischen
Disciplin behandelte. Die entarteten Legionen in Rom ver-
langten das Haupt des edlen Feldherrn; aber der Kaiser erhob
ihn zu seinem Collegen im Consulate. Doch mußte Dio
Cassius, auf den eigenen Rath des Kaisers, um seinen
Feinden zu entgehen, den größten Theil seines Consulats auf
seiner Villa in Campanien verleben. In Jllyrien, Germa-
nien Mesopotamien, Armenien und Mauritanien brachen wie-
derhoblte Meutereien aus, und Alexanders Regierung war
ein trauriger Kampf gegen die Verderbnisse seines Zeitalters.
Er selbst schwebte, bei der Unerschrockenheit, mit der er sich den
Anmaßungen der Soldaten widersetzte, mehrmals auf feinem
Feldzuge gegen das neupersische Reich in Todesgefahr.
Denn unter seiner Regierung entstand, während einer Revo-
lution inparthien (226) durch den Artaxerxes, das neu-
persische Reich, dessen Regenten aus der Familie der Cas-
sant den, als Abkömmlinge der altpersischen Könige, Ansprü-
che auf den Besitz aller römischen Provinzen in Asien mach-
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T163: [Cäsar Antonius Pompejus Rom Sulla Csar Marius Jahr Krieg Heer], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Alexander_Severus Alexander Alexander Alexander Alexanders Artaxerxes
Extrahierte Ortsnamen: Pannonien Rom Jllyrien Mesopotamien Armenien Alexanders Asien
sz2 Vierte Periode.
249.
Constantins Alleinherrschaft.
Sowares(Z2z) dem Consta nein gelungen, Al-
leinherrscher in dem großen römischen Reiche zu seyn.
Das seltene Gemisch von wenigen guten und vielen fehler-
haften Eigenschaften ln seinem Charakter machte ihn we-
der zu einem guten, noch zu einem großen Regenten-
(ein Beiname, den ihm nur die Schmeichelei geben konnte).
Mißtrauen und Eifersucht zeigte sich nicht nur in seinem
Betragen gegen seine Mit-und Gegenkaiser; selbst feinen
hoffnungsvollen Sohn, den Cäsar Crispus, der die un-
natürliche Liebe seiner Mutter Fausta verschmähte, opferte
er dem Hasse dieser schrecklichen Mutter, bis Consian-
tin, von seiner Täuschung überführt, auch sie dem Tode
weihte. Constantins Grausamkeit ging in frühern Zei-
ten so weit, daß er gefangene Anführer der Alemannen
und Franken im Theater dem Kampfe mit wilden Thieren
Preis gab. Doch selbst späterhin wurden seine Neffen,
Dalmatius und Hännibalianus, nicht ohne sein Vorwissen,
von den Legionen geopfert.
Die ganze Administration des Reiches erhielt durch
ihn eine bedeutende Veränderung. Das wichtige Re-
sultat derselben war, daß er den bisherigen militä-
rischen Despotismus vernichtete, und dafür
den Despotismus des Hofes und die Macht der
Hierarchie gründete. Bereits wahrend seines Zuges ge-
gen den Maxentius (zu) bekannte sich Constantin zu
der christlichen Religion. Indem er sich dadurch einen
mächtigen Anhang in allen Provinzen des Reiches bil-
dete, schwächte er zugleich die Macht seiner Mitregente»
und Rivalen. In der That verdankte er größtentheils die-
sem Schritte den Weg zur Erreichung seines Zieles der
Alleinherrschaft. Doch mußte eine solche Veränderung
tief in das ganze Negierungssystem eingreifen, weil Con-
siantin an der schon frühzeitig in der kirchlichen Verfas-
sung der Christen eingeführten Subordination, die bald
d»rch dl« streng abgemessenen Verhältnisse der Erzbischöffe,
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Extrahierte Personennamen: Constantins Cäsar_Crispus Cäsar Constantins Constantin