Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
Rußland.
483
(17. Sept. 1809) mit der Einverleibung Finnlands, Ost-
bothniens und Weftbothniens bis Tornea, so wie
der an der finnländischen Küste gelegenen Alandsinseln
ins russische Reich, und der Feldzug gegen Ocstreich km
Sommer 1809, als Bundesgcnoffe Napoleons, durch die
Erwerbung des Tarnopolcr Kreises in Ostgalizien be-
endigt. Schon früher (Sept. 1801) war Grusinien (Ge-
orgien) dem russischen Reiche cinverleibt worden.
Dieses riesenhafte Reich zu erschüttern, war Napoleons
Absicht bei dem Kriege, den er, nach der zwischen beiden
Machten seit 1810 eingetrctenen Entfremdung, am 22. Iun.
1812 mit dem Vordringen über die russischen Grenzen eröffnete
(§. 144). Zwar gelang cs ihm, nach manchen hartnäckigen
Gefechten und nach der Schlacht an der Moskwa
(7. Sept.), die Hauptstadt Moskwa selbst (14. Sept.) zu
besetzen; allein sein Rückzug (Oct.) bewirkte den Untergang
des großen von ihm nach Rußland geführten Heeres, und
seine bei Lützen und Bautzen (Mai 1813) erfochtenen Siege
konnten ihm weder die Niederlage bei Leipzig (18. Oct. 1813),
noch seinem eignen Reiche (1814) die Schrecknisse des
Krieges ersparen, die er so oft über fremde Reiche gebracht
hatte. Zum crstcnmale standen die russischen- Heere über
dem Rheine siegreich auf französischem Boden, und
Alexander trat, nach Napoleons Entsetzung, mit dem her-
gestellten Hause der Bourbone in eine sehr freundschaftliche
Verbindung. Gleichzeitig mit dem Kampfe gegen Napoleon
hatte Alexander einen Krieg mit Persien geführt, der,
unter brillischer Vermittelung, (12. Oct. 1813) durch einen
Frieden im russischen Lager am Flusse Sciwa in Gulistan
beendigt ward, in welchem Rußland nicht nur die Ehanatc
Karabog, Ganschin, Schekin, Schirwan, Der-
bent, Kubin, Bakir und Ta tisch in, das ganze Dag-
hestan, nebst der Provinz Schuragel, Zmiretien,
G u r i c n, M i n g r c l i e n und Abchasien mit allen Gebieten
und Ländereien, die zwischen dieser neuen Grenze und der
russisch-kaukasischen Linie liegen, sondern auch große Handels-
begünstigungcn und das Recht erhielt, daß außer Rußland
keine andere Macht auf dem kaspischen Meere Kriegsschiffe
31 »
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleons Napoleons Alexander Alexander Napoleons Napoleon Alexander Alexander Kubin
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
Achter Zeitraum.
ci'jti
derc Verträge mit Oestreich und Preußen (im Fcbr. und März
16s2), der Unterstützung beider Mächte in dem Kampfe gegen
Rußland sich versichert, und beide Monarchen (Mai 1812)
zu Dresden gesprochen hatte.
Von Dresden ging Napoleon (29. Mai) zu seinem Heere
in Ostpreußen, mährend der Erzbischoff von Mecheln de
Pradt als sein Gesandter in Warschau erschien, wo die ver-
sammelte Gcneralcensöderation die Wiederherstellung
des Königreiches Polen (28. Iun.) aussprach, nach-
dem Napoleon (22. Zun.) die Eröffnung des zweiten
po l n i sch e n K r i cg c S *) qu6 Wilkowiski angckündigt hatte.
Er überströmte die Grenzen Rußlands mit seinen Truppcn-
massen, wahrend die russischen Heere, ohne bedeutenden
Widerstand zu feisten, sich ins Innere des Reiches zurück-
zogcn. 'Nur bei der Erstürmung von Smolensk (17. Aug.)
kam cs zu einem lebhaften Kampfe; doch zog Barclai de
Tolly auch hier sich weiter zurück, nachdem er die Stadt
an mchrcrn Orten hatte anzündcn lassen. Erst am 7. Sept.
1812 maßen sich beide Heere in der großen Schlacht an
der Moskwa, nach welcher die Russen die Hauptstadt
Moskwa räumten, in welcher Napoleon am 14. Sept. zwar
seinen Einzug hielt, bald aber — nach der verweigerten
Annahme seiner Friedcnsbedingungen— sich zum Rück-
züge gcnöthigt sah, auf welchem, durch die eintretende
frühzeitige Kalte des strengen Winters, sein Heer eben so
viel, als durch die Tapferkeit der nachcilendcn russischen
Truppen verlor, mit welchen die einzelnen französischen Heeres»
thcile mehrere hartnäckige Gefechte, besonders an der Bere-
stna (27. Nov.), bestehen mußten.
Die geschwächten Ucberreste des französischen Heeres führte
Anfangs der König von Neapel, dann der Vicekönig von
*) Karl Gtli. Bretschneider, der vierjährige Krieg der Verbünde-
ten mit Napoleon Vonaparte in Rußland, Teutschland, Italien
und Frankreich in den Jahren 1812—1816. 2 Thle. Annaberg,
1s16. 8.
A. Venturini, Gcsch. des enrop. Befreiungskrieges in den Jahren
,812—i8i4. 4 Thle. Leipz. und Altenb. 1816 ff. 3.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Barclai Napoleon Karl_Gtli Karl Bretschneider Napoleon A._Venturini
Extrahierte Ortsnamen: Dresden Dresden Ostpreußen Mecheln Warschau Polen Wilkowiski Smolensk Moskwa Moskwa Neapel Teutschland Italien Frankreich Annaberg
Rußland.
335
durch Brander und Bomben verbrannt. Am Flusse Ka-
gul schlug Romauzow (1 Aug. 1770) den Großvezir Halil
Pascha völlig, so daß er über die Donau zurückgehen mußte.
Panin eroberte Bender (26 Sept.) und Dolgoructi die
Krimm (1771). Llsow ward besetzt, und eine neue See-
macht auf dem schwarzen Meere angelegt. Zwar verlor Ge-
neral Essen die Schlacht bei Giurgiewo in der Wa-
lachei an der Donau (17 Aug. 1771); Weiß ma un aber
siegte bei Babadagi in Romclien (26 Oct. 1771) und
Essen bei Ducharest (30 Oct.).
Unterdessen hatten die Conföderirten in Polen den Thron
(1770) für erledigt erklärt, und sogar den König (3 Nov.
1771 ) zu entführen gesucht. Noch bedenklicher war für
Rußland die Eifersucht, welche Preußen und Oestreich über
die russischen Siege gegen die Pforte fühlten. Doch ward
dsisse einstweilen durch die erste gemeinschaftliche Thei-
lung Polens (1772) beseitigt, in welcher Rußland die
Lander zwischen dem Dnepr, der Düna und dem Deutsch
erhielt. Ein russischer Heerestheil blieb in Polen stehen. —
Unter Pugatschew empörten sich (Sept. 1773) die doni-
schen Kosaken gegen Rußland; allein ihr Anführer, der sich
für den verstorbenen Peter 3 ausgab, und die Gouverne-
ments Kasan und Orenburg beunruhigt hatte, ward von
M i ch e l so n bei Sarepta (24 Aug. 1774) besiegt, von
seinen eignen Leuten gefangen genommen und (Jan. 1775)
zu Moskwa hingerichtet.
In der Fortsetzung des Türkenkrieges gingen die Rus-
sen über die Donau; sie wurden aber (9 Jul. 1772) b e i
Si li stri a in der Bulgarei geschlagen. Die Unzufriedenheit
des türkischen Heeres über die Thronbesteigung des Abdul
Hamid, welches den Selim, den Sohn des vorigen Sul-
tans Musiapha (ì 11 Jan. 1774), lieber zum Regenten
gehabt hatte, beschleunigte den Abschluß des Friedens
zu Kutschuk Kainardschi (in der Bulgarei unweit
Silistria) am 21 Jul. 1774, worin die Krimm für frei
erklärt, das Land zwischen dem Dnepr und Bug, und
A;ow an Rußland abgetreten, und der Kaiserin die freie
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Extrahierte Personennamen: Romauzow Halil
Pascha Bender Llsow Giurgiewo Babadagi Peter Abdul
Hamid Kainardschi
Krieg Napoleons gegen Rußland im Jahre 1842. 19
aussprach. Napoleon bestätigte diese Erklärung, doch mit
Ausnahme des östreichischen Galiziens, nachdem er (22.Juny)
aus seinem Hauptquartiere zu Wilkomisky die Eröffnung des
zweiten polnischen Krieges angekündigt harre. Am folgenden
Tage überschritt sein Heer den Niemen, um den Mittel-
punct der auf der russischen Grenze in weiter Ausdehnung
aufgestellten Heeresmaffen zu durchbrechen, wahrend Macdo-
nald 40,000 Franzosen und Preußen gegen Kurland, und
Schwarzenberg und Reynier ungefähr 60,000 Mann Trup-
pen gegen Minsk und Pvdolien führten. Ohne bedeutenden
Widerstand von den nach Drissa an der Düna sich zurück-
ziehenden Russen zu finden, besetzte Napoleon (28. Inn»)
Wilna, die Hauptstadt Litthauens, und Davonst Mohi-
le w. Doch streiften, nach dem Uebergange des Schwarzen-
bergischen Corps über den Bug (2. Juty), die russischen
Heereshaufen unter Tormassvw und Kamensky im Rücken
desselben im Herzogthume Warschau, und Kamensky nahm
(27. July) bei Kobryn eine vereinzelt gelassene sächsische
Brigade gefangen. Wahrend die erste russische Westarmee
von ihrem verschanzten Lager bei Drissa aus gegen Sc-
bastiani und Oudinot (July) kämpfte, bis ihre Haupt-
masse dieses Lager (18. July) verließ, drang das französi-
sche Hauptheer auf der Straße von Polvzk gegen Mos-
kwa vor. Ueberall vermieden die Russen eine Haupt-
schlacht, und zogen sich ins Innere zurück, wo die Franzosen
die Verrathe zerstört, die Städte und Dörfer niedergebrannt
fanden. Nur Wittgenstein war an der Düna, und zu
seiner Beobachtung Oudinot bei Polozk, verstärkt durch
die Bayern, zurückgeblieben, der zugleich die Verbindung
mit dem linken Flügel des französischen Heeres, das Macdo-
nald führte, unterhielt. Die Preußen, welche zu diesem
Heeresrheile gehörten, besetzten, nach dem Gefechte bei
Eckan (18. July), Liebau und Milan, und schlossen Riga
ein.
Dagegen brach Napoleon mit dem Hauptheere von
Witepsk nach Smolensk auf, wo sich der Heerestheil
unter Bagrativn mit der russischen Hauptmasse unter
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleon Schwarzenberg Reynier Napoleon Kamensky Drissa Napoleon
22 Krieg Napsleons gegen Rußland im Jahre 1812,
(18. Iuly) zu Oerebro unterzeichnet, nachdem beide
Machte schon vorher sich einander genähert hatten. Noch
folgenreicher war Rußlands Friede mit der Pforte zu
Buchareft (28. Mai), in welchem zwischen beiden Reichen
der Prnth, von da, wo er in die Moldau fallt, bis zur
Vereinigung mit der Donau, und bis zum Einflüsse der
Donau ins schwarze Meer, als Grenze festgesetzt, und
also Rußlands Gebiet in einem höchst bedenklichen Zeitpuncte
bedeutend vergrößert ward. Selbst mit der spanischen
Regentschaft trat Rußland (20'. Iuly) zu Weliky Luky durch
einen Vertrag gegen Napoleon zusammen, in welchem
Alexander die Cortes der spanischen Natron und deren neue
Constitution anerkannte; und bald darauf sprachen sich (27.
August) zu Abo der Kaiser Alexander und der Kronprinz
von Schweden. Der ebenfalls für Rußlands Vergrößerun-
gen in Asien höchst vortheilhafte Friede mit Persien
fallt erst in die folgende Zeit; allein die von Napoleon durch
L a u r i st o n gemachten Friedensantrage wurden von Rußland
zurückgewiesen, nachdem mehrere Wochen Zeit darüber ver-
loren gegangen waren. Nun endlich entschloß sich Napoleon,
(19. Lctober) den Rückzug anzutreten, worauf, auf
seinen Befehl, der Marschall Mortier den Kreml sprengen
mußte.
Wahrend das französische Hauptheer den Weg nach
Smolensk einschlug, hatte Schwarzenberg über den
Bug (20. October) zurückgehen muffen, um Warschau zu
decken, weil Czernitschef, von Tschitschagoff über den Bug
gesandt, Warschau bedrohte, und Tschitschagoff selbst über
Slonim nach Minsk gegen die Berezyna zog, um den
Franzosen an diesem Flusse zuvorzukommen. Als aber blos
noch der Heerestheil unter Sacken den Oestreichern r^rd
Sachsen gegenüber stand, überschritt (29. October) Schwar-
zenberg von neuem den Bug, um dem Heere unter Tschit-
schagoff über Slonim zu folgen. Diese Bewegung veran-
laßte den General Sacken, (14. November) die Sachsen
unter Reynier bei Wilkowisky anzugreifen. Er drückte sie
mit seiner Uebermacht zurück; allein Schwarzenberg eilte zu
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Extrahierte Personennamen: Iuly Iuly Weliky_Luky Napoleon Alexander Alexander August Alexander Alexander Napoleon Napoleon Mortier Schwarzenberg Tschitschagoff Tschitschagoff Schwarzenberg
Krieg Napoleons gegen Rußland im Jahre 1813. 27
von beiden zu Fontainebleau (26. Januar 1813) unterzeich-
neten, neuen Concordate, nach welchem dem Papste
die geistlichen Rechte seiner Vorgänger in Frankreich und im
Königreiche Italien zurückgegeben, in beiden Neichen zehn
Pisthümer, die sechs römischen suburbikaner Bisthürner,
und die Bisthümer in partibus seiner Ernennung überlasten
wurden, so wie von neuem sremde Gesandte und diplomatische
Agenten bei ihm erscheinen, und Geschäftsträger'von ihm
ernannt werden sollten. Napoleon eilte, gegen die vom
Papste deshalb gemachte Bedingung, mit der Vekannt-
tnachung desselben, worüber der Papst von neuem mit ihm
zerfiel, und den französischen Bischöffen erklärte, daß das
eben abgeschlossene Concordat ungültig sey. -— Endlich be-
stimmte Napoleon, auf den Fall seines Todes, in einem
organischen Senatus-Consultum (5. Februar 1813) die
Regentschaft der Kaiserin-Mutter wahrend der Minder-
jährigkeit ihres Sohnes, und das Recht der Oberaufsicht
-über denselben, welche Regentschaft derselben auch (30. Marz)
für die Zeit der Abwesenheit des Kaisers von Frankreich über-
tragen ward.
In der Zeit, daß Napoleon diese Veranstaltungen im
Innern Frankreichs traf, führte Murat die Reste des fran-
zösischen Heeres von Wilna über den Niemen zurück, und
General Grenier brach mit 35,000 Mann aus Italien in
die Lander zwischen der Elbe und Oder auf. Gleichzeitig
ward von der Generalconföderation in Polen die gesammke
polnische Nation zum Kampfe aufgerufen; allein noch war
diese Maasregel nicht ausgeführt, als die französischen Hee-
resmassen über die Weichsel zurückgehen mußten, und der
Kaiser Alerander, von Wilna aus (24.December 1812), den
Polen, welche Stetten wahrend der französischen Herrschaft
bekleidet, oder die Waffen gegen Rußland getragen hatten,
eine auf zwei Monate geltende Verzeihung anbieten ließ.
Den Ausschlag in den Weichsellandern gab aber (30. December
1812) die Capitulation des preußischen Generals volt
Port in der Poscherungischen Mühle mir dem russischen
Generale von Diebitsch, welcher den Vortrab des Wittgen-.
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleon Napoleon Napoleon Grenier
Extrahierte Ortsnamen: Fontainebleau Frankreich Italien Frankreich Frankreichs Wilna Italien Polen Wilna Polen
20 Krieg Napoleons gegen Rußland im Jahre 1812.
Barclai de Tolly vereiniget hatte. Nach mehrcrn ein-
zelnen Gefechten überschritten die Franzosen den Dnepr,
worauf (17. Aug.) die Polen unter Poniatowsky, Davousts
Heerestheil und die Wirtemberger einige Vorstädte von
Smolensk erstürmten. Allein Barclai de Tolly vermied auch
hier eine Hauptschlacht, und ließ, als eben die Franzosen
den Sturm auf die Stadt Smolensk beginnen wollten, die
Stadt an mehrern Orten anzünden, und zog sich weiter
zurück. Doch hatten beide Theile an diesem Tage einen
bedeutenden Menschenverlust erlitten. In Eile folgten die
Franzosen den Russen, und Ney kämpfte (19. August>bei
Valontina mit dem russischen Nachtrabe unter dem
Generale Korf, der von dem Prinzen Eugen von Wirtem-
berg unterstützt ward. Selbst die Städte D o r o g o b u sch
(26. August), Miasma (29. August) und Gzatsk
(1. September) gingen, bei der Annäherung der Franzosen,
Durch die Russen selbst in Feuer auf, und erst im verschanz-
ten Lager bei Borodino (5. September), wo Kutusow
den Oberbefehl der Russen übernommen harte, erwarteten
die lctztern die Ankunft der französischen Massen. Die
öffentliche Stimme in Rußland selbst verlangte die Entschei-
dung des Kampfes durch eine Hauptschlacht. So begann
die Schlacht (7. September) an der Moskwa, welche
hauptsächlich in der Erstürmung der vor dem russischen Lager-
liegenden Redoutcn durch die Franzosen, und in der Be-
hauptung der von beiden Theilen mehrmals genommenen
Stadt Borodino von den Franzosen bestand. Wenn die
Russen selbst ihren Verlust an diesem Tage zu 2-5,000 Todten
und Verwundeten berechneten; so konnte der französische nicht
geringer seyn, weil die Franzosen die Angriffe auf die russi-
schen Verschanzungen wagten. Beide Theile behaupte-
ten, gesiegt zu haben; allein die Russen, welche die Haupt-
puncte ihrer verschanzten Stellung verloren hatten, sahen
sich zum Rückzüge genöthigt. Selbst unter den Mauern
der alten Kaiscrstadt Moskwa ward keine neue Schlacht
gewagt; vielmehr ging Moskwa, wo Napoleon den Kreml
bezog, nach einer von der Mehrheit der russischen Feldherren
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Barclai_de_Tolly Poniatowsky Davousts
Heerestheil Tolly Korf Eugen_von_Wirtem- Eugen August August Borodino Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Smolensk Smolensk Borodino Moskwa Moskwa Moskwa
Krieg Napoleons gegen Rußland im Jahre 1812. 21
im gehaltenen Kriegsrathe genehmigten Maasregel, auf des
Gouverneurs Ro stop sch in Befehl, bald nach der Ankunft
der Franzosen, in Feuer auf.
>2.
Fortsetzung.
Rückzug der Franzosen aus Rußland.
Wenn wahrscheinlich Anfangs diese Flammen nur zu-
nächst der Vernichtung der in Moskwa aufgehäuften Maga-
zine und Waarenlager gelten sollten, um den Franzosen die
Mittel ihres Unterhalts Zu entziehen; so ward doch durch den
(16. September) eingetretenen Herbststurm die Zerstörung
der alten Hauptstadt Rußlands allgemein. Dennoch war
Napoleon in seinen Planen so verblendet, daß er in und
bei Moskwa vier Wochen verlor, bevor er seinen Rückzug
nach Smolensk antrat, weil er auf die Abschließung eines
Friedens mit Rußland nach seinen Absichten rechnete, und
von den Russen, in Hinsicht desselben, mit Klugheit hinge-
halten ward, bis die rauhere Jahreszeit sich näherte, die
russischen Massen sich verstärkten, und ein allgemeines Auf-
gebot das russische Volk zu' den Waffen rief. Wahrend
dessen stand Kutusow mit dem russischen Hauprheere zwi-
schen Tula und Kaluga, wo er beides , die wichtige Waffen-
fabrik zu Tula und die fruchtbarsten Gegenden Rußlands,
vor den Franzosen deckte, und zugleich ihre Seite und ihren
Rücken bedrohte, wenn sie einen Zug gegen Petersburg ver-
suchen wollten. Die herbeiströmenden neuen Massen vereinig-
ten sich unter seinen Fahnen; die Annäherung und Verbin-
dung (23. September) des aus der Moldau, nach beendig-
tem Türkenkriege, zurückkehrenden Heeres unter Tschitscha-
goff ward durch Kutnsows Stellung erleichtert, und eben
so von ihm die Verbindung mit Tormassow unterhalten,
welcher den Oestreichern und Sachsen gegenüberstand.
Doch nicht blos Rußlands Feldherren, auch Rußlands
Politik war in dieser Zeit mit Umsicht wirksam gewesen.
Der förmliche Friede mit Großbritannien ward
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Rußland Moskwa Moskwa Smolensk Tula Kaluga Tula Petersburg Moldau Sachsen
Krieg Napoleons gegen Rußland im Jahre 1812. ‘21
ihrer Unterstützung herbei, und nöthigte (17. November) Sa-
cken zum Rückzüge. Doch hatte diese letztere Seirenbewegung
die Folge, daß Schwarzenberg (29. November) zu spat nach
Slonim kam, nachdem bereits Tschitschagoff seine Absicht
gegen die Franzosen an der Berezyna ausgeführt hatte. —
Gleichzeitig begann auf dem linken Flügel der Russen der
General Wittgenstein den Angriff auf die zurückkehren-
den Franzosen, nachdem 8000 Mann, welche unter Stein-
heils Befehlen in Finnland gestanden hatten, nach der
persönlichen Zusammenkunft des Kaisers Alerander mit dem
Kronprinzen von Schweden zu Abo, Finnland verlassen,
und über Riga zu Wittgensteins Verstärkung aufbrechen
konnten; denn, nach der Ankunft dieses Heerestheils in
Riga, hatten (19. September) die Preußen die Einschließung
dieser Stadt aufgeben müssen. Wittgenstein verdrängte
(19. Oktober) die Franzosen unter Gouvion St. Cyr ans
ihren Verschanzungen bei Polozk, und nöthigte sie, über die
Düna zurückzugehen, wahrend Steinheil mit den Bayern
kämpfte. Zwar erschien der Marschall Victor zur Ver-
stärkung der geschlagenen Franzosen; allein sie mußten
(7.-November) Witepsk verlassen, und bald, nach dem
Kampfe mit Wittgenstein bei Smolna (14. November),
sich weiter zurückziehen.
Das französische Hauptheer hatte auf seinem Rückzüge
mit dem Mangel an den nöthigsten Lebensbedürfnissen, mit
den im Rücken und auf den Seiten bedrohenden' und an-
greifenden Russen, und bald mit der selbst in diesem Klima
ungewöhnlich frühzeitig eintretenden Winterkalte zu kämpfen.
Oft mußte es seine Kanonen sichen lassen, oft Munitions-
und Bagagewagen verbrennen, welche bei der Menge der
gefallenen Pferde nicht weiter fortzubringen waren. Wahrend
Mortier, nach der theilweisen Zerstörung des Kremls, dem
von Moskwa aufgebrochenen Hauptheere folgte, ward Mü-
rat bei Tarutino (18.October) von Bennigsen angegriffen,
und der Vicekönig von Italien, von Davoust unterstützt,
mußte (24. October) bei Malo-Jaroslawetz, nachdem
auch Kutusow sein verschanztes Lager verlassen harre, mir
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Wittgenstein Wittgenstein Victor Mortier Davoust
Frankreich. ' 205
nur mit 6oco Mann) beitrat, den Kotbusser Kreis gegen
eine Abtretung in Thüringen erhielt, (welche im Jahre 1808
Varby, Gommern, dem größten Theile des sächsischen
Mansfelds — mit Ausnahme von Artern — und in
Treffurt mit der Voigtei Dorla bestand) und die Ka-
tholiken den Protestanten in allen Rechten und Verhälrnis-
ftn gleichgestellt wurden. (Duroc und der Minister Graf
Bose unterzeichneten diesen Frieden.) — Seit diesem Frie-
den traten die meisten nordteutschen Fürsten zu Posen und
Warschau (die sächsischen Herzoge, die Häuser Schwarz-
burg, Anhalt, Reuß, Lippe, Waldeck,) allmahlig dem
Rheinbünde bei. Schon am 8 Febr. 1807 brach das könig-
lich - sächsische Contingent, unter dem Commando des Gene-
rals Polenz, nach Polen auf, wo es einen Theil des Bela-
gerungscorps von Danzig bildete, und, nach der Ueber-
gabe dieser Festung, Theil an der Schlacht bei Friedland nahm.
673.
Fortsetzung.
Während daß der Marschall Davoust, nachdem die
Russen sich von der Weichsel zurückgezogen hatten, über die-
sen Fluß ging, und Praga stark befestigt wurde, besetzte der
Marschall Ney, nach einem Gefechte mit dem Generale
Leffocq, Thorn (6 Dec.). Mortier zog, nach der Besitz-
nahme von Hannover und der Hansestädte, gegen Anklam an
die Grenze von Schwedisch-Pommern; Genera! Michaud
nahm Mecklenburg in Napoleons Namen in Besitz, wobei
«der französische Gesandte Bourienne erklärte, daß das defini-
tive Schicksal dieses Landes von dem Betragen Rußlands
g^egen die Moldau und Wallachei abhängen würde; der Prinz
Ierome zog mit einem Corps Bayern nach Kalisch; die
Bayern und die Wirtemberger standen vor den schle-
sischen Festungen, und die meisten übrigen Truppen der
rheinischen Bundesstaaten lagen als Besatzungen in den erober-
ten Festungen. Oestreich stellte an seinen galizischen Gren-
zen einen Neutralitätscordon auf.
Napoleon selbst kam am 19 Dec. in Warschau an,
worauf der hatte Kampf zwischen den Franzosen und den
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