84 Geschichte der neueren Zeit.
glaubten, hatten die Gemüter verwirrt. Besonders als sich ihnen sogar Luthers Freund Dr. Karlstadt (vgl. § 47) anschloß und sie in der Ausübung der Bilderstürmers (denn sie hielten jedweden Bilderschmuck für Gotteslästerung) unterstützte, wurde die Bewegung für deu geordneten Fortgang der Reformation bedrohlich. So mußte Luther, wider das Anraten seines Kurfürsten, der für ihn sehr besorgt war, die Wartburg verlassen, und es gelang ihm durch den Eindruck seines Wortes und seiner Persönlichkeit den Brand zu ersticken.
Auch im Zusammenhang mit einer irrtümlichen Auslegung der Lehren Luthers stand eine andere Bewegung: die Versuche des Bauernstandes, seine wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage zu bessern. Der Bauer war damals in Deutschland gegenüber dem Adel in einem sehr gedrückten Verhältnis: hohe Abgaben und Mangel an jedwedem Rechtsschutz lasteten schwer auf ihm. Besonders empfanden dies die Bauern im südlichen Deutschland, welche Gelegenheit hatten, die freien Verhältnisse ihrer schweizerischen Standesgenossen zu kennen. Darum hatten sich schon im 15. Jahrhundert Bauernbünde („Der arme Konrad" u. a., vgl. § 39) zusammengeschlossen, welche durch Empörung eine Besserung ihrer Lage herbeiführen wollten. Als nun aber Luthers Lehre von der „Freiheit des Christenmenschen" in das Volk drang, da glaubten die Bauern ihre Forderungen von der Autorität Luthers bestätigt. In 12 Artikeln stellten sie dieselben zusammen, und Luther-selbst war, da die Forderuugeu nicht gerade unmäßig lauteten, nicht abgeneigt, die Annahme derselben durch den Adel zu befürworten. Als aber die Bauern, ungeduldig der Verhandlungen, zu den Waffen griffen und mit unerhörter Roheit plündernd, mordend und sengend umherzogen (Graf von Helfenstein!), da wandte sich Luther von ihnen ab und forderte sogar den Adel auf, mit dem Schwerte die Bauern zu züchtigen. Heftig entbrannte der Kampf. In Süddeutschland wurden sie bald zu Paaren getrieben. In Mitteldeutschland wurde einer der größten Haufen, der unter der Anführung des fanatischen Schwärmers Thomas Münzer stand, bei Frankenhausen 1525 geschlagen und vernichtet. So wurde zwar diese sehr gefährliche Bewegung unterdrückt, aber die Spuren derselben sehen wir noch heute in den zahlreichen Kloster-und Schloßruinen Mittel - und Süddeutschlands (Pauliuzelle; Walkenried).
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§92. Jahr 1815. Napoleons Rückkehr. Waterloo. Neuordnung Europas. 161
§ 91. Das Jahr 1814.
In der Neujahrsnacht überschritt Blücher den Rhein bei Caub und drang dann in Frankreich vor. Napoleon wurde bei Brienne und bei La Rothiöre geschlagen; trotzdem hätte er einen nicht ungünstigen Frieden haben können, wenn seine Forderungen nicht zu groß gewesen wären. Blücher vereinigte sich mit Bülow und schlug den Kaiser in der Nähe von Laon; nttch Schwarzenberg, welcher mit seinen Österreichern lange auf dem Plateau von Langres gesäumt hatte, giug vor und besiegte Napoleon bei Areis snr Anbe. Dieser suchte nun durch einen Zug nach Lothringen zu in östlicher Richtung die Verbündeten von ihrer Absicht, Paris zu nehmen, abzubringen. Aber vergebens. Sie rückten weiter vor, und nachdem sie die Marschälle Marmont und Mortier geschlagen, stürmten sie den Montmartre und zwangen die Hauptstadt zur Übergabe. Am 30. März 1814 zogen die Ver-so.märz Kündeten in Paris ein. Am 2. April sprach der Senat die Absetzung Napoleons aus (Talleyrand!); am 11. entsagte dieser für sich und seine Nachkommen zu Fontainebleau allen Ansprüchen auf den französischen Thron. Die Insel Elba wurde ihm als Fürstentum und zwangsweiser Aufenthalt angewiesen. Das alte Königsgeschlecht der Bourbonen aber wurde in der Person Ludwigs Xviii. (des Bruders des enthaupteten Ludwig Xvi.) zurückgerufen. Frankreich selbst wurde in dem ersten Pariser Frieden in die Grenzen von 1792 zurückgewiesen (mit einem Zuwachs freilich von 150 Quadrat-Meilen).
Da aber hinsichtlich der nun frei werdenden Länder und des neu zu ordnenden Verhältnisses der Mächte zu einander Zweifel und Zwistigkeiten bestanden, so wurde ein Kongreß nach Wien znsammenbernsen.
§ 92. Das Jahr 1815. Napoleons Rückkehr. Waterloo.
Neuordnung Europas.
Da auf dem Wiener Kongreß zwischen den Vertretern der Staaten eine Menge schwer zu schlichtender Zwistigkeiten schwebten, wodurch ihre Einigkeit in Frage gestellt wurde, da ferner die Bourbonifche Regierung in Frankreich in weiten Schichten der Bevölkerung Unzufriedenheit hervorrief, so beschloß Napoleon, der Uuthätigkeit überdrüssig, das kühne Wagnis, Elba zu verlassen und
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte. u. 11
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§ 66. Ludwig Xiv. Hl
auch nach Eintritt seiner Volljährigkeit zunächst noch Mazariu selbständig schalten lassen.
§ 66. Ludwig Xiv. 1643 (1661) — 1715.
Unter und durch König Ludwig Xiv. erreichte das französische Königtum seine höchste Gewalt, die Uuumschränktheit. Die Macht des Adels, der hohen Geistlichkeit, der Parlamente erblaßte vor der Machtfülle dieses gewaltigen Mannes, dessen Auffassung von dem Wesen des Staates und der Stellung des Königtums sich in dem
Grundsatz aussprach: L’etat c’est moi! Aber wie seine unumschränkte (absolute) Herrschaft sich bildete auf Kosten einer ruhigen
nud gesunden Entwicklung des Volkslebens, so haben auch seine großen äußeren Erfolge, die eine Zeitlang Frankreich zum mächtigsten Staate der Welt machten, für die Nation nicht dauernden Segen gebracht. Die Mittel, durch welche er diese Erfolge erreichte, waren: a) Überanstrengung der natürlichen Hilfsquellen des Landes, und b) Nichtachtung des guten Rechtes der fremden Staaten.
Ludwig Xix . hat durch drei willkürlich vom Zaune gebrochene Kriege, welche zumeist gegen die habsburgische Macht gerichtet waren, die Greuzeu Frankreichs erweitert. Man nennt dieselben Raubkriege. In dem ersten gegen die spanischen Niederlande gerichteten Raubkriege wurde er zwar durch die Tripelallianz (Holland, England, Schweden) an der Eroberung der ganzen Niederlande gehindert, erhielt jedoch im Frieden zu Aachen 1668 einen 1668 wichtigen Teil von Flandern. Der zweite Krieg richtete sich zunächst gegen Holland. Dasselbe, schlecht geleitet, konnte den Franzosen anfangs nicht widerstehen. Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst vou Brandenburg, der den Holländern zu Hilfe gekommen, wurde zu dem Frieden von Vossem gezwungen. Als aber Wilhelm Iii. vou Dramen Statthalter von Holland wurde, gerieten die Franzosen in Nachteil. Auch der Kaiser und Spanien nahmen nun am Kriege teil. Gleichwohl erfochten tüchtige Feldherrn, wie Eonde und Tureuue, für Ludwig Erfolge, und zumal als der Große Kurfürst durch die Schweden, welche 1675 ans Anstiften Ludwigs in die Mark einfielen (Schlacht bei Fehrbellm! f. n.) an der weiteren Teilnahme am Kriege gehindert war, gelang es den Franzosen in dem Frieden zu Ny mw egen 1678, wieder neue 1678 Abtretungen zu erzwingen. (Friede zu St. Germain en Laye mit dem Großen Kurfürsten vgl. unter § 74.
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82 Geschichte der neueren Zeit.
deutscher Nation von des christlichen Standes Besserung"; „Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche"; „Von der Freiheit des Christenmenschen".
Während so die Angen des ganzen Volkes sich ans den Wittenberger Mönch richteten, traf das Ereignis ein, durch welches nun auch äußerlich Luther von der katholischen Gemeinschaft getrennt wurde: im Jahre 1520 wurde der Bann über Luther verfügt; Eck hatte denselben beim Papste ausgewirkt. Luther, der bisher geglaubt hatte, der Papst (Leo X.) werde den Reformvorschlägen ein geneigtes Ohr leihen und nur seine römische Umgebung sei den Reformen abhold („der Römischen stnel ist Deyner und Deynis-gleichen nit werd"), sah von jetzt an auch in dem Papste den Antichrist. Um seine Gleichgiltigkeit gegen den päpstlichen Gewaltschritt zu bezeugen, verbrannte er die Bannbulle am 10. De-
1520 zember 1520 unter dem Beifalle der Wittenberger Universität vor dem Elsterthore daselbst.
§ 48. Der Reichstag zu Worms. — Luther auf der Wartburg.
An Stelle von Maximilian I. war nach langen Verhandlungen und Wahlumtrieben, in denen es sogar dem französischen König Franz I. beinahe gelungen wäre, auf den deutschen Thron zu kommen, im Jahre 1520 der Habsburger Karl I., König von Spanien, gewühlt, der fortan als deutscher Kaiser den Namen jsnrl V. trug. Fast während seiner ganzen Regierung mit auswärtigen Kriegen beschäftigt (zumal gegen Franz I.) und ganz voreingenommen durch politische Erwägungen, hat Karl V. kein Verständnis für die resormatorische Bewegung gehabt, und es ist für unsere Geschichte verhängnisvoll geworden, daß Luther und die Reformatoren keine Stütze in dem Reichsoberhaupte gefunden haben.
1521 Ans dem ersten Reichstage Karls, der im Jahre 1521 in Worms gehalten wurde, kam auch die Sache Luthers zur Sprache. Derselbe wurde, unter Zusicherung freien Geleites durch den Kaiser, geladen, persönlich zu erscheinen. Trotz der Warnungen derer, die für ihn das Schicksal Hussens fürchteten, begab sich Luther auf den Weg („Und wenn sie gleich ein Feuer machten" ac.). Schon jetzt war er der populärste Mann in Deutschland. Alles strömte herbei, ihn zu sehen. Nachdem er bei seinem ersten Erscheinen vor dem Reichstag unter dem Eindrücke der glänzenden Versammlung und dem Gefühle der auf ihm lastenden Verantwortlichkeit nicht
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§ 24. Friedrich Ii. 41
verhielten wie Sonne und Mond, d. H. daß das Kaisertum vom Papst abhängig sei. Überhaupt war Friedrich Ii. ein durchaus freisinniger Herrscher, der in gewisser Weise schon den mittelalterlichen Ideen sremd gegenüber stand.
1. Einen Kreuzzug, den er bei seiner Krönung dem Papste versprochen hatte, unternahm er erst nach längerem Zögern, gedrängt von Papst Gregor Ix., der dieselben Zwecke wie Innocenz Iii. verfolgte. Als er aber wenige Tage nach dem Ausbruch, durch eine pestartige Krankheit an der Fortsetzung gehindert, zurückkehrte, schleuderte Gregor, bloß einen Vorwand darin sehend, den Bann gegen ihn. Nun brach Friedrich von neuem auf und brachte durch Vertrag mit dem Sultan, trotz aller Hindernisse, die ihm Gregor in deu Weg legte (Interdikt über Jerusalem und das heil. Grab), einen Teil des heil. Landes und die Königskrone von Jerusalem in seine Hand. Zurückgekehrt zwang er den Papst, der seine Soldaten mittlerweile in des Königs Länder hatte einfallen lassen, zum Frieden (S. Germano.)
2. Die nun folgende Friedenszeit benutzte Friedrich Ii. zur Ordnung der Angelegenheiten in seinen italienischen und deutschen Ländern.
In Sizilien errichtete er eine vortrefflich geordnete Regierung, in welcher nicht, wie bisher, das Lehnswesen vorherrschte, sondern ein nach heutiger Weise eingerichtetes Beamtentum und geregeltes Steuerwesen. Art dem glänzenden Hose in Palermo herrschte reges künstlerisches und wissenschaftliches Leben; hohe Schulen errichtete Friedrich hier und in Neapel; Troubadours und Minnesänger fanden sich bei ihm zusammen; er selbst war nicht nur ein freigebiger Beschützer, sondern auch ein Jünger der Kunst.
In Deutschland indes erlebte er an seinem Sohne Heinrich, welchen er dort als König zurückgelassen, bitteres Leid. Derselbe, von unzufriedenen Fürsten in seinem reizbaren Ehrgeiz angestachelt, empörte sich gegen den Vater, so daß dieser ihn gefangen setzen und bis an seinen Tod in Haft behalten mußte. Friedrich unterzog dann auf dem glanzvollen Reichstag zu Mainz 1235 die Verhält- 1235 nisse in Deutschland einer Neuordnung. Welsen und Hohenstaufen versöhnten sich hier (das Herzogtum Brauuschweig-Lüueburg kam an Heinrich des Löwen Enkel Otto das Kind). Zugleich sorgte Friedrich für die Wiederherstellung der öffentlichen Sicherheit in Deutschland (Landfrieden), die durch Bürgerkriege sehr bedroht gewesen
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Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Sizilien Palermo Neapel Deutschland Mainz Deutschland Deutschland
§ 33. Das Interregnum. — Rudolf von Habsburg u. seine nächsten Nachfolger. 57
schon früher sehr geschwächten Bande der öffentlichen Ordnung. Gewalt und Willkür der Einzelnen, der Landesherren oder Ritter, ging vor Recht. Besonders hart lastete die allgemeine Unsicherheit auf denjenigen Klassen, die ans Handel und friedlichen Verkehr von Stadt zu Stadt angewiesen waren. Der durch die Kreuzzüge so geförderte Handel erlahmte durch das Raubrittertum, welches in der Ausübung des „Faustrechtes" seine einzige Beschäftigung sah.
Auch bedrückten räuberische Rechtsgewohnheiten, wie z. B. das Grundruhrecht und das Strandrecht, den Handelsverkehr auf Landstraße und Flüssen. So kam es, daß in dieser „kaiserlosen und schrecklichen Zeit" jeder einzelne, so gut es ging, auf Selbsthilfe dachte. Zumal die Städte organisierten eine solche in dem 1254 gegründeten rheinischen Städtebund. Auch zu anderen 1254 Vereinigungen wurde in dieser Zeit der Grund gelegt.
Um der zunehmenden Verwirrung ein Ende zu machen, entschlossen sich endlich die Fürsten auf den Antrag des Erzbischofs von Mainz den Grafen Rudolf von Habstmrg (1273 — 1291) L273 zum König zu wählen. Derselbe steuerte mit starker Hand dem brs Raubritterwesen und hielt den Landfrieden aufrecht, wodurch er sich namentlich den Dank der Städte, in denen sich mehr und mehr die Kraft und Blüte der Nation zusammendrängte, verdiente. Da der König Ottokar von Böhmen, der während des Interregnums zu seinem Stammlande noch Österreich, Steiermark und Krain erobert hatte, die Huldigung versagte, sah sich Rudolf genötigt, mit gewaffueter Hand gegen ihn zu ziehen: er besiegle ihn in der großen Schlacht auf dem March selbe 1278, in der 1278 Ottokar bett Tod fand. Nun verlieh Rudolf Österreich, Steiermark und Krain feinen Söhnen zu Lehen und begründete damit die h a b s b u r g i f ch e Macht, die sich nachher zu weltumspannendem Umfange ausdehnen sollte. Zu früh für das Reich, welches seiner ordnenden Hand länger beburft hätte, starb Rubels in Speier 1291, ohne daß er die ersehnte Wahl seines Sohnes Albrecht 1291 zu seinem Nachfolger hätte bnrchfetzen können.
Von nun an ist das Streben der beutscheu Könige vorzugsweise barauf gerichtet, sich eine eigene H ausmacht zu gründen, da sie nur so bett widerstrebenden Fürsten überlegen sein konnten.
Sehr oft ittbes war bieses Streben nach einer Hausmacht so stark, daß sie darüber den Nutzen des Reiches versäumten, ja demselben oft geradezu zuwider waren und sogar ihre Stellung als Könige
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— 47 —
Maria Theresia konnte sich über den Verlust Schlesiens nicht trösten. Sie nannte es die „Perle in ihrer Krone". Die Thränen kamen ihr in die Augen, wenn sie einen Schlesier sah. Ihr kluger Minister brachte endlich ein Bündnis zwischen Rußland, Frankreich, Sachsen und Schweden zustande, das den König von Preußen wieder zum Markgrafen von Brandenburg erniedrigen sollte. Friedrich erhielt durch einen sächsischen Geheimschreiber Nachricht von allem und beschloß, seinen Feinden zuvorzukommen.
Plötzlich brach er 1756 in Sachsen ein und umzingelte das sächsische Heer bei Pirna. Seine Feinde schrieen über Verrat und nannten ihn einen „Friedebrecher", er aber veröffentlichte ihre Briefe und Pläne. Die Österreicher zogen heran und wollten die Sachsen befreien, aber Friedrich besiegte sie bei Lobositz an der Elbe. Als das Pulver verschossen war, schlugen seine Soldaten mit dem Kolben drein. Friedrich war entzückt über solche Tapferkeit. Als keine Hilfe kam, ergaben sich die Sachsen, denn sie hatten nur auf 15 Tage Lebensmittel.
b) Der Sieg bei Prag. Besonders reich an Schlachten war das Jahr 1757. Im Frühjahr fiel Friedrich in Böhmen ein und rückte bis Prag vor. Hier standen die Österreicher verschanzt auf Anhöhen. „Frische Fische, gute Fische!" rief Friedrich und befahl den Angriff. Der alte Schwerin drückte sich den Hut ins Gesicht und sagte: „Muß es denn heute geschlagen sein, so will ich den Feind angreifen, wo ich ihn sehe!" Aber Tausende wurden niedergeschmettert oder versanken im Moore, das sie für grüne Saatfelder hielten. Schon wankten die Linien; da ergriff Schwerin eine Fahne, stellte sich an die Spitze und rief: „Heran ihr Kinder! Mir nach, wer kein Feiger ist!" Doch fünf Kugeln streckten den Helden nieder. Aber sein Tod entflammte die Soldaten zur äußersten Tapferkeit. Ein anderer General stellte sich an die Spitze und drang vorwärts. Als ihm die Hand zerschossen wurde, ließ er sich den Säbel festbinden und führte endlich die Helden zum Siege. Aber Tausende hatte dieser gekostet. Um Schwerin klagte der König: „Er galt so viel wie zehn Tausend!"
c) Die Niederlage bei Kolliu. Hierauf wandte sich Friedrich gegen den klugen Marschall Dauu, der ihm den Rückweg abschneiden wollte, und griff ihn am 18. Juni bei Kollin an der Elbe an. Anfänglich ging alles gut; dann aber trat Verwirrung und zuletzt wilde Flucht ein. Friedrich drang bis an die feindlichen Kanonen vor, ohne zu merken, daß sein Häuflein gefallen oder geflohen war. Ein Offizier rief ihm zu: „Wollen denn Eure Majestät die Batterie allein erobern?" Da kehrte er endlich um. Auf dem Rückzüge reichte ihm ein Soldat einen frischen Trunk aus einem Pferdeeimer und sprach dabei: „Majestät, trinken Sie nur und lassen Sie Schlacht Schlacht sein! Es ist nur gut, daß Sie noch leben; unser Herrgott kann uns schon wieder den Sieg geben." Der König saß in trüben Gedanken auf einer Brmmen-röhre und zeichnete mit seinem Krückstöcke Figuren in den Sand. Da
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Extrahierte Personennamen: Maria_Theresia Maria Theresia Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
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33. Der Kurfürst mit seiner Familie bei den ersten Rartoffelxflanzungen. (Knackfutz.)
Er besaß es nur als polnisches Lehen, d. H. der Polenkönig hatte es ihm als Oberherr gleichsam geliehen oder zu verwalten gegeben. Zn jener Zeit brach zwischen Schweden und Polen ein Krieg aus. Der Schwedenkönig kam über die Ostsee, fiel in Preußen ein und nötigte Friedrich Wilhelm zu einem Bündnis. Darüber geriet der Polenkönig in großen Zorn und drohte, den Kurfürsten in einen Kerker zu werfen, wohin weder Sonne noch Mond schiene. Die Antwort darauf war die dreitägige Schlacht bei Warschau an der Weichsel, in welcher die Polen von den Schweden und Brandenburgern gänzlich besiegt wurden. Friedrich Wilhelm benutzte nun alle Umstände so klug und glücklich, daß er im Frieden von Oliva, einem Kloster bei Danzig, Preußen als selbständiges Herzogtum erhielt (1660) und von der Lehnshoheit Polens befreit wurde.
7. Von seinem kriegerischen Helfer. Sein Helfer in militärischen Dingen war Dersslinger. Es wird erzählt, derselbe sei in seiner Jugend Schneidergeselle gewesen. Auf einer Wanderschaft kam er nach Tanger münde an der Elbe und wollte sich hier übersetzen lassen. Da er aber kein Geld hatte, wies ihn der Fährmann zurück, einen Trupp Kriegsleute jedoch fuhr der Schiffer frei hinüber. Da warf Dersslinger sein Bündel tu den Fluß und ließ sich als Reiter anwerben. Durch seine Tapferkeit und Einsicht stieg er bis zum Feldmarschall empor. Als einst der französische Gesandte bei der Tafel am Hofe fragte, ob
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Dersslinger
20. Blücher in der Schlacht an der Katjbach. (Nach Bleibtreu.)
Die böhmische Armee trieb Napoleon siegreich zurück. Als ihr aber ein Marschall den Rückweg abschneiden wollte, wurde er bei Nollen-borf durch Kleist geschlagen und gefangen. Bei Dennewitz besiegte Bülow den Marschall Ney, den „Tapfersten der Tapfern". Bei Wartenbnrg an der Elbe siegte Jork über die Franzosen, so daß sich nun die schlesische mit der Nordarmee vereinigte. Da konnte sich Napoleon bei Dresden nicht mehr halten und zog mit seinen Scharen auf die Ebene bei Leipzig.
11. Die Völkerschlacht bei Leipzig brach Napoleons Macht am 18. Oktober 1813. Über eine halbe Million Streiter und 1500 Kanonen kamen bei Leipzig zusammen und thaten ihre blutige Arbeit. Das verbündete Heer war großer als das französische, aber es sammelte sich langsam und stand unter verschiedenen Führern; das französische stand bereit und gehorchte dem Befehle eines gewaltigen Kriegsherrn.
Am 16. Oktober gaben drei weiße Leuchtkugeln aus Schwarzenbergs und drei rote aus Blüchers Lager das Zeichen zum Angriff. Um die Dörfer Wachau im Süden und Möckern im Norden raste der Kampf. Von dem Kanonendonner erbebte die Erde und zersprangen die Fenster. Anfänglich war Napoleon im Vorteil. Er ließ schon die Glocken läuten und Siegesboten nach Paris eilen. Aber er hatte zu früh gejubelt. Blücher hatte am Abend nach unglaublichen Anstrengungen
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Extrahierte Personennamen: Bleibtreu Napoleon Bülow Marschall_Ney Napoleon Napoleons Napoleons Napoleon Blücher
Extrahierte Ortsnamen: Katjbach Dresden Leipzig Leipzig Leipzig Schwarzenbergs Paris
— 40 —
Elba bei Italien verbannt. Als er von seinen alten Soldaten Abschied nahm, weinten diese wie Kinder. Auf den Thron Frankreichs kehrte der Bruder des Hingerichteten Königs zurück. Frankreich wurde auf die Grenzen von 1792 beschränkt. Von der aus allen Ländern geraubten Kriegsbeute gaben die Franzosen wenig zurück. Nur die Siegesgöttin vom Brandenburger Thore, die noch nicht einmal ausgepackt war, schickte Blücher wieder zurück nach Berlin.
13. Bei Waterloo, am 18. Juni 1815, ging Napoleons Stern für immer unter. In Wien kamen die Fürsten und ihre Gesandten zusammen, um die verwirrten Verhältnisse Europas zu ordnen. Das war eine mühsame und langsame Arbeit, die zu allerlei Mißhelligkeiten führte. Wie ein Fuchs auf der Lauer beobachtete Napoleon den Streit der Fürsten und die Unzufriedenheit in Frankreich.
Plötzlich verließ er die Insel Elba, landete an der Südküste Frankreichs und verkündete: „Mein Adler wird von Turm zu Turm fliegen und sich in Paris niederlassen!" Wirklich fielen ihm Volk und Heer zu, und er war wieder Kaiser auf „100 Tage". Die Fürsten thaten ihn in die Acht Europas, d. h. erklärten ihn als gemeinsamen Feind für vogelfrei, und sandten den alten Blücher und den Engländer Wellington gegen ihn. Beide standen in den Niederlanden. Napoleon wollte sie einzeln vernichten. Zuerst stürzte er sich auf Blücher und suchte ihn aus dem Dorfe Ligny zu vertreiben, aber er fand die tapferste Gegenwehr. Ungeduldig rief Napoleon aus: „Der Alte heizt heute schrecklich ein; er weicht und wankt nicht!" Aber endlich mußte Blücher das Dorf doch ausgeben, denn die Soldaten waren todmüde, Pulver und Blei verschossen. Auf dem Rückzüge wäre der alte Held fast erdrückt oder gefangen worden. Sein Roß stürzte und begrub ihn unter feinem Leibe. Die Franzosen jagten vorüber, ohne ihn zu sehen. Sein Begleiter zog ihn hervor und rettete ihn mit eigener Lebensgefahr. Zwei Tage darauf saß er schon wieder trotz der Wunden und Schmerzen im Sattel. Als ihn der Feldscher erst einreiben wollte, rief er: „Ach was, erst noch schmieren! Ob ich heute balsamiert oder unbalsamiert in die andere Welt gehe, das kommt auf eins heraus!"
Napoleon glaubte ihn vernichtet und wandte sich gegen die Engländer am 18. Juni 1815 bei Waterloo. Diese standen wie eine Mauer aus Eisen. Aber immer heftiger wurden die Angriffe der Franzofen und immer dünner ihre Reihen. Sehnsüchtig warteten sie ans die Preußen. Wellington hatte um zwei Armeekorps gebeten, Blücher aber geantwortet: „Nicht zwei Korps, sondern die ganze Armee!" _ Frühzeitig brach das preußische Heer auf, aber der Regen und die schlechten Wege hielten es auf. Blücher scherzte: „Das sind unsere Verbündeten von der Katzbach, die dem Könige das Pulver sparen!" Aber die Soldaten seufzten: „Es geht unmöglich weiter!" Da sprengte Blücher an den Reihen her und hin und ries: „Kinder, wir müssen vorwärts! Ich hab's meinem Bruder Wellington versprochen, und ihr wollt doch nicht, daß ich wortbrüchig werden soll!"
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Extrahierte Personennamen: Blücher Napoleons Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Blücher
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