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Hagen, ihr Verwandter, Abschied von ihr nahm, da bar sie ihn, ihren kühnen Mann, der keiner Gefahr achte, im Streit zu schirmen. Hagen sprach: „Was kann Siegsried geschehen, da er am ganzen Leibe unverwundbar ist?" Sie aber sprach: „Wohl ist er das bis aus eine Stelle zwischen den Schultern. Wie leicht könnte ihn hier ein Speerwurs treffen!" Der arge Mann sprach: „Wohl will ich in seiner Nähe reiten und ihn schirmen, aber dann müßte ich die Stelle genau kennen!" Und sie sprach arglos in ihrer Angst: „Ich will dahin mit Seide ein Kreuz auf sein Gewand nähen!" Fröhlich ging der grimme Hagen von dannen. Die Heerfahrt war nun unnötig und wurde abgesagt, weil Friedensboten gekommen seien; dagegen ward eine Jagd im Odenwalde angesagt. Als Siegfried in der Frühe Abschied von seinem Weibe nahm, da fiel sie ihm weinend um den Hals und bat ihn, heute daheim zu bleiben. Sie habe geträumt, wie ihn zwei wilde Eber über die blutige Heide verfolgt und dann zwei Berge ihn begraben hätten. Er aber
sprach: „Liebes Weib, wer sollte mir etwas zuleide thun? Ich bin ja unter
Verwandten und Freunden!" Er küßte sie auf den Mund und zog den Jagdgenossen zu, sie aber sah ihm lange in Thränen nach.
Die Jagd tobte fröhlich durch Berg und Thal. Viel Wild wurde erlegt. Einen Bären sing Siegfried lebendig und ließ ihn dann im Lager los. Das Tier sprang durch die Küche und warf alles wild durcheinander. Die Hunde jagten ihm bellend nach, aber Siegfried war allen voran im Laufe und schlug den Bären mit dem Schwerte tot. Beim Mittagsmahle war ein guter Trunk vergessen. Hagen entschuldigte sich, er habe den Wein an einen andern Ort gesandt, es sei aber in der Nähe ein kühler Quell unter einer
breiten Linde, da könnten sie den Durst löschen. Alles brach dahin auf.
Hagen aber sprach zu Siegfried: „Wollen wir nicht im Wettlauf den Brunnen erreichen?" Und das geschah. Wie wilde Panther sprangen Hagen und Günther ohne Waffen und Oberkleid über die Heide, Siegfried aber in Gewand und Waffen kam doch früher zum Brunnen. Hier legte er die Waffen ab, trank aber nicht vor dem Könige, wiewohl er sehr dürstete. Erst als Günther getrunken hatte, bückte er sich nieder, um den heißen Durst zu löschen. Darauf hatte der tückische Hagen gewartet. Schnell trug er Siegfrieds Waffen beiseite, ergriff den Speer und stieß ihn durch das Kreuzzeichen dem Helden in den Rücken, so daß das Blut hoch aufsprang. Zum Tode getroffen, sprang Siegsried auf, fand aber nur seinen Schild, ereilte den flüchtigen Hagen und schlug ihn damit nieder. Aber seine Kraft schwand, seine Farbe verblich, und nieder sank er in die Blumen. Sterbend sprach er: „Weh euch, ihr bösen Feiglinge! Ist das der Lohn für meine Dienste und meine Treue? Mit Schmach wird fortan euer Name bedecket sein!" Da ihn die Ritter und König Günther beklagten, sprach er: „Was weint ihr um den Schaden, den ihr selbst angerichtet?" Hagen aber sprach: „Warum klagt ihr? Nun hat all' unsre Sorge ein Ende. Niemand kann uns fortan bestehen!" Der Todwunde erwiderte: „Hätte ich euern tückischen Sinn erkannt, hätte ich mich wohl schüfen mögen! Mich jammert nichts mehr als Kriemhild, mein liebes Weib, und mein armer Sohn. Mit Schanden wird man ihm nachsagen, daß seine nächsten Verwandten seinen Vater erschlagen haben." Zuletzt sprach er zu Günther: „Vergiß nicht, daß mein liebes Weib deine Schwester ist! Ach, wie müssen nun mein Vater und meine Mannen lange auf mich warten!" Endlich kam der Todeskampf. Alle Blumen färbte sein Blut rot. Dann lag er still und tot. Die Leiche aber hoben die Jäger auf, brachten sie in dunkler Nacht nach Worms und stellten sie vor Kriemhilds Gemach.
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179
Könige feindlich gesinnt. In der größten Not kam wunderbare Hilfe
durch eine Jungfrau.
3. Die begeisterte Jungfrau verhieß Hilfe. In dem lothringischen
Dorfe Domremy lebte der Bauer Thibaut d'arc. Seine Tochter Jo-
hanna war ein stilles, schwärmerisches Mädchen. Als sie von der Not
des Königs und des Vaterlandes hörte, flehte sie Gott
inbrünstig um Rettung an und hing beim Weiden ihrer
Herden unablässig dem Gedanken nach, wie dem Könige
in seiner Not zu helfen sei. Da sah sie in ihren
Träumen unter ihrem Lieblingsbaume den Erzengel
Michael erscheinen, der sie zur rettenden That auf-
forderte; ihre Gedanken und Träume wurden ihr zu
göttlichen Offenbarungen. Sie verließ ihre Herden, ließ
sich von einem Oheim zu dem Befehlshaber der nächsten
Stadt führen und teilte ihm die göttliche Botschaft mit
(1429). Dieser verlachte sie anfangs, wurde aber dann
durch ihre unerschütterliche Festigkeit besiegt und beschloß,
sie zum Könige geleiten zu lassen. Das begeisterte Volk
gab der Jungfrau ein Pferd, Waffen und männliche
Kleidung, und zwei Rittex geleiteten sie unter vielen
Gefahren zu dem Könige. Diesem sagte sie, daß Gott
sie berufen habe, Orleans zu befreien und den Karf
König zur Krönung nach Reims zu führen. einemminiatur-
Der König stellte sie vielfach auf die Probe, um sich zu Gemälde. W.
überzeugen, ob sie nicht eine Betrügerin oder Zauberin sei, aber sie
bestand in allen Stücken die Prüfung.
4. Sie verrichtete Thaten des Mutes und Edelsinns. Nun
stellte sich die Jungfrau mit einer weißen Fahne in der Hand an die
Spitze eines Heerhaufens, den sie in strenger Zucht hielt, und zog gegen
die Engländer vor Orleans. Sie begann den Sturm auf die Boll-
werke, und obgleich ein Pfeil sie traf, trieb sie doch die Feinde zurück
und entsetzte das halbverhungerte Orleans. Diese That hob den ge-
sunkenen Mut der Franzosen; Gelder und Truppen strömten zur Hilfe
herbei; der Jungfrau küßte man dankbar Kleider und Füße. Sie bewog
nun den König, mitten durch das von Engländern besetzte Gebiet nach
Reims zu ziehen und sich krönen zu lassen. Viele Städte und Schlösser
auf dem Wege nahm sie mit Sturm. Einmal wurde ihr der Helm
zerschmettert und sie selbst in einen Graben gestürzt, aber ihr Heldenmut
blieb unerschütterlich. Dabei ließ sich ihr rein menschliches Gefühl, ihr
kindliches Wesen auch im Kriegsgetümmel nicht ersticken. Beim Anblick
der vielen Leichen brach sie in Thränen aus. Ein Soldat hieb neben
ihr unbarmherzig einen Engländer nieder, der um Gnade flehte. „Böser
Franzose!" rief Johanna erschüttert aus. Sie sprang vom Pferde,
richtete dem Verwundeten den Kopf auf, pflegte und tröstete ihn und
erleichterte ihm seine Sterbestunde. So heldenhaft sie war, so weich
und weiblich empfand sie doch. Bei der Krönung stand sie mit ihrer
Fahne an der Seite des Königs. Nach der Feier umfaßte sie seine
12*
1429
*
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187
fleisch, genannt Gutenberg, in Straßburg (geb. 1399 in Mainz) auf
den Gedanken, die Buchstaben einzeln in Metall, als sogenannte Typen,
herzustellen. Statt des Pergaments nahm er das schon im 14. Jahr-
hundert erfundene Leinenpapier. Von Straßburg ging er nach Mainz,
wo er sich mit Peter Schösser und dem Goldschmied Johann Faust
vereinigte. Letzterer schoß das Geld zu einer Druckerei vor, in der die
Arbeiter eidlich Verschwiegenheit geloben mußten. 1455 erschien das
erste große Buch, eine lateinische Bibel. Zum Ärger der Mönche und
zum Erstaunen des Volkes verkaufte man die Bücher für den zehnten
Teil des bisherigen Preises. Unwissenheit und Brotneid nannten die
Kunst ein Höllenwerk und Faust einen Bundesgenossen des Satans.
Gutenberg wurde noch vor 1455 von Faust und Schösser aus ihrem
Verbände gestoßen. Mit Hilfe des Mainzer Kurfürsten legte er zwar
in Mainz eine Druckerei an, doch überlebte er den Undank nicht lange.
Der Krieg zerstreute später die Buchdruckergesellen und machte die Er-
findung zum Gemeingute.
Fragen: Warum sind die Erfindungen das Morgenrot einer neuen Zeit?
— Welche Folgen hatte jede?
58. Die Ursachen -er Reformation oder jlirchenverbessernng.
1. Die verweltlichte Geistlichkeit. Im Laufe des Mittelalters
waren allerlei Mißbräuche in der christlichen Kirche eingerissen. Immer
mehr Stimmen erhoben sich, welche die weltliche Herrschsucht der
Päpste, das verweltlichte Leben der Geistlichen, das Überhand-
nehmen der Klöster, die Entartung des Klosterlebens und
einzelne Lehren der Kirche hart angriffen. Durch weltliche Mittel
suchte der Papst diese Stimmen zum Schweigen zu bringen. Da sollten
Bann und Interdikt, Scheiterhaufen, Ketzerkreuzzüge und In-
quisition das Ansehen der christlichen Kirche erhalten. Der kleine
Bann schloß von der Teilnahme an den Sakramenten aus, der große
Bann verband mit der Verfluchung die Ausstoßung aus der kirchlichen
Gemeinschaft. Das fürchterlichste aller kirchlichen Strafmittel war aber
das Interdikt, d. h. das Verbot gottesdienstlicher Handlungen in einem
bestimmten Bezirke oder ganzen Lande. Die Kirchen wurden geschlossen,
die Glocken nicht mehr geläutet, kein Ehebund kirchlich eingesegnet und
die Toten ohne Sang und Klang zur Gruft getragen; die Taufen fanden
nur auf ausdrückliches Verlangen statt, und nur den Sterbenden wurde
das heilige Abendmahl gereicht.
2. Die römische Habgier. Es erfüllte viele Deutsche mit tiefem
Groll, daß durch listige Veranstaltungen des römischen Hofes so viel
deutsches Gold und Silber aus kirchlichen Stiftern oder aus den Händen
der Gläubigen nach Italien floß. So läßt der fromme, aber auch deutsch-
gesinnte Walther von der Vogelweide in einem seiner schneidigen
Lieder den Papst sprechen: „Ich Hab' zwei Deutsche unter eine Krön' a
gebracht, damit das Reich sie stören und belasten, und mittlerweile füllen
wir den Kasten. Ich Hab' zum Opferstock gedrängt sie, all ihr Gut ist
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Extrahierte Personennamen: Gutenberg Peter_Schösser Johann Gutenberg
,V
Geschichtsbilder
aus der
allgemeinen und vaterlndischen Geschichte.
eitfaden fr hhere Tchter-, Mittel- und gehobene Anrgerschuten.
Von
_ Friedrich ^
^-T^^Ksnigl. Kreii-Schulinspektor. V%(^.orachut-,: "
jpchs^N (^
jj&rv \
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^ rrocirrrlc Auflage. '{- '^y^L
Interaafiqnates Scte^chinstitut
. . . Rftiunsclv> ::g
te Bibliothek s Berlin.
Verlagvontheodorhofman
1883. fi internationale
Schulbuch forschung Braunschwelg , Schulbuchbfbllothelt inventensiort unter
isui-ss-lil.
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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76
Aufregung, Reue und Schmerz warfen ihn aufs Krankenbett, das nach 3 Tagen sein Totenbett wurde (526). Seine Tochter Amalasuntha bernahm die Regierung fr ihren 10jhrigen Sohn Athalarich, bevorzugte aber die Rmer und rmische Bildung, wodurch sie den Zorn der Goten erregte. Nach dem frhen Tode ihres Sohnes nahm sie ihren Vetter Theobat zum Mitregenten an. Dieser lie sie jedoch im Bade ertrnken und erniedrigte sich feige vor dem ostrmischen Kaiser Justinian, der die gemordete Knigin zu rchen vorgab, indem er Italien mit Krieg berzog. Da entsetzten die Goten Theobat und whlten den tapfern Vitiges als König.
2. Justinian I. (527565) in Konstantinopel erneuerte den Glanz des rmischen Namens. Er lie die prchtige Sophienkirche bauen und eine vollstndige Gesetzsammlung anlegen. Unter ihm brachten zwei Mnche in ihren hohlen Stben Eier des Seidenspinners aus China und fhrten den S ei d e n b au in Europa ein. Sein Feldherr Belisar besiegte den Vandalenknig Gelimer und machte dessen Reich zu einer griechischen Provinz (534). Die einst so mchtigen Mandaten, der Schrecken des Mittelmeers und seiner Ksten, waren durch das heie Klima und die ppigen Gensse in dem reichen Lande rasch verweichlicht, entartet und durch Zwietracht geschwcht worden. Vor der bergabe seiner letzten Feste bat Gelimer um ein Brot, einen Schwamm und eine Harfe.
Auch Italien eroberte Belisar. Die Krone der Goten schlug er aus und nahm den König Vitiges in Ravenna gefangen (539). Nach seiner Abberufung eroberte der herrliche Gote Totilas alles zurck. Wegen mangelnder Untersttzung konnte der nach Italien zurckgesandte Belisar nichts gegen ihn ausrichten und wurde wieder abberufen. Darauf zog Narfes heran und besiegte den gotischen Helden Totilas, der tapfer fechtend fiel. An seiner Stelle hoben die Goten den ernsten Helden Tejas als Heerknig auf den Schild. Aber in der Schlacht am Vesuv wurde er beim Wechseln des Schildes, der mit 12 Speeren gespickt war, durch einen Wurfspie tdlich getroffen. Der Rest der Goten erhielt freien Abzug. Ihr Land wurde das Exarchat Ravenna (555).
3. Alboin. Narfes wurde wie Belisar mit Undank belohnt. Er wurde abgerufen, weil nach der Meinung der Kaiserin Sophia in seine Hand besser der Spinnrocken als der Feldherrnstab passe. Mit der Antwort: Ich werde ihr einen Faden spinnen, woran sie lebenslang wickeln wird!" soll er darauf die Longobarden ins Land gerufen haben. Ihr Anfhrer Alboin hatte die Gepiden besiegt, mit eigener Hand den König erschlagen und dessen Tochter Rosamunde zum Weibe genommen. Jetzt eroberte er den ganzen Norden Italiens und grndete das longobardische Reich mit der Hauptstadt Pavia(568). Er wurde von seiner Gattin ermordet, weil er sie angeblich gezwungen hatte, aus dem Schdel ihres Vaters zu trinken. Mit der Grndung des Longobardenreichs endet die Vlkerwanderung. Sie brachte durch
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106
Als er seinem Herrn Kunde davon gab, da ergrimmte Friedrich heftig, lie seine sieben Kronen bringen und rief: Noch sind sie mein, und ohne blutigen Kamps soll sie mir kein Papst und kein Konzil entreien!" In furchtbarer Weise tobte nun der Kampf der Welsen und Ghibelliueu in Deutschland und Italien. Tief schmerzte den Kaiser das Unglck seines Lieblings Enzio. Derselbe wurde an der Fossalta geschlagen und von den Bolognesen in lebenslngliche Haft genommen (1249). Beinahe wre er einmal in einem groen Weinfasse aus der Gefangenschaft befreit worden, aber eine Locke seines schnen Haares, die aus dem Spundloche hing, verriet ihn. Seine Haft wurde uach diesem Fluchtversuche noch mehr verschrft. Ein anderer Schlag war der Verrat seines Freundes, des klugen und gewandten Kanzlers Peter von Vinea. Der Unglck-. liche Mann zerstie sich, von Gewissensqual gefoltert, im Gefngnis das Haupt. In Schlesien fielen die Mongolen unter Batu Chan ein, nachdem sie unter dessen Grovater Dschingis Chan ganz Vorderasien und Rußland erobert hatte. Sie verbreiteten berall Verderben tmd Entsetzen. Bei Liegnitz auf der Wahlstatt opferte sich Herzog Heinrich der Fromme mit seinem Heere (1241). Obwohl er dem 6mal strkeren Feinde erlag, so wagten die asiatischen Horden doch nicht weiter vorzn-dringen, sondern gingen nach Asien zurck.
Gebeugt aber ungebrochen trotzte Friedrich allen seinen Feinden. Wohl htte er noch eine gnstige Wendung des Kampfes erzwungen, htte ihn nicht der Tod hinweggerafft. Er starb 1250 an einer ruhrartigen Krankheit in den Armen seines Sohnes Manfred. Sein Sohn Kon-rad Iv., der in Deutschland tapfer gegen die Widersacher seines Vaters gekmpft hatte, folgte ihm auf dem Throne, starb aber schon 1254.
Fragen: Bergleichnng Friedrichs I. und Iii Welche Umstnde brachten unter Innozenz Iii. das Papsttum zur hchsten Machtentfaltung? Was machte den Kampf der Wolfen und Ghibellinen so heftig unter Friedrich Ii.? Die Sage von Richard Lwenherz und dem Snger Blondel! Blondels Lied" von Seidl. Der Waise" von Walther v. d. Vogelweide. König Euzios Tod" von W. Zimmermann. Nomadenzng" von Lingg.
44. Der letzte Hohenstaufe.
1. Das Interregnum oder Zwischenreich (1.2541273) ist die kaiserlose, die schreckliche Zeit, in der kein Nichter in deutschen Landen war und Gewalt berall vor Recht ging. Handel, Gewerbe und Ackerbau lagen gnzlich darnieder. Niemand war seines Lebens und Gutes sicher. Die Fürsten und Herren rauften sich in ewigen Fehden, und nur der Strkste hatte Recht (Faustrecht). Von ihren sicheren Burgen aus, die wie Pilze auf allen Anhhen an den Landstraen ans der Erde wuchsen, raubten die Ritter, was zu rauben war. Sie schwangen sich in den Steigbgel, sobald der Knecht ans dem Wartturm das Zeichen gab, da Reisende oder Warenzge nahten, um die Schwachen zu vergewaltigen.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Enzio Peter_von_Vinea Dschingis_Chan Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Manfred Friedrichs_I. Innozenz_Iii Friedrich_Ii Friedrich Richard_Lwenherz Blondel Seidl Walther W._Zimmermann Lingg
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Liegnitz Asien Deutschland Friedrichs Wolfen Blondels
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Gtwnphie in der Dolksschnlc.
Ei» methodologisches Hilfsbnch
für den erdkundlichen Unterricht.
Von
Adolf Hromnau.
Zweite, neu bearbeitete Auflage. ^
mit mehreren Skizzen und Aarten in Farbendruck
Aufpiii'i Iii Krissel
Georg-Eckert-Instttut
für internationale
Schulbuchforschung
Braunschweig Georg-Ecfceri-Institiif
tur internationale Schulbuchforscl
* Wiss. Handbibliothel
Gera.
Lmhxi ruc^ un^ Ödn Theodor £>ofmaot:aunschwgig
1897.
^ — Bibliothek —
. inventarisiert: ünfeü
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
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Extrahierte Personennamen: Adolf_Hromnau Adolf Handbibliothel
Gera Theodor_£>ofmaot
Hermann Hettner.
201
stimmte Instrument der Seele sich wieder herstellte und zerrissene
Saiten wieder angeknüpft würden; als ob in seiner Gegenwart sich
die Unruhe der aufgeregten Triebe stille, wie vor der Musik der Natur.
Aber die Erinnerung, daß er mit der Transfiguration sein Lebens-
werk schloß, lenkt unsern Blick noch einmal auf die Hauptgestalt. Es
giebt Momente im Leben, wo sich der Gedanke einstellt, daß das Da-
sein auf seinem Höhepunkt angelangt sei. Und während der Sterbliche
oft auch da, wo das Leben nur noch eine Kette von Schmerzen für
ihn und eine Pein für andere ist, sich an dies Leben anklammert:
so wird er in jenen Momenten sich fürchten vor der Leerheit, in die
ihm nun allgemach herabzusinken bestimmt ist; und wo der Strom des
Lebens am höchsten geht, scheint es nicht so schwer zu vergehen. So
hat Raphael, nach Vasaris Worten, nachdem er das Antlitz seines
Christus vollendet hatte, den Pinsel nicht weiter berührt.
Ernst Metfchet.
1861.
Hermann Hettner, Kleine Schriften. (Braunschweig. F. Vieweg & Sohn.)
Ernst Rietschel war am 15. Dezember 1804 zu Pulsnitz geboren.
Pulsnitz, die Geburtsstätte des Schöpfers der Lessing-Statue, ist von
Kamenz, der Geburtsstütte Lessings, nur zwei Stunden entfernt.
Rietschel stammte aus eiuer braven, aber armen Handwerkerfamilie.
Sein Großvater war Seilermeister in Pulsnitz gewesen, sein Vater
war Beutler oder Handschuhmacher; in späteren Jahren erhielt er zu
diesem Erwerb, der in dem kleinen Landstädtchen kümmerlich genug
war, das Küsteramt. Im Vater waren die Züge des Sohnes bereits
ganz bestimmt vorgezeichnet; Rietschel pflegte oft in dankbarster Er-
innerung von ihm zu erzählen. Es ist ein rührendes Bild schlicht
deutscher Bürgerlichkeit, wenn wir hören, wie der arme bildungsbe-
dürftige Mann, der in seiner Jugend große Lust zum Studieren ge-
habt hatte, dies aber wegen seiner Mittellosigkeit hatte aufgeben müssen,
überall nach Büchern herumsucht und sich zu diesem Behuf sogar eine
kleine Leihbibliothek anlegt, wie er seinen Freunden und Nachbarn ein
vorsichtiger Ratgeber und Helfer ist, und wie er fern von jeder
Frömmelei, aber voll tiefen Gottvertrauens nicht bloß allsonntäglich
in die Kirche geht, sondern auch stille Hausandachten hält und jeden
Morgen und Abend sein geistlich Lied singt, in welches Frau und
Kinder freudig miteinstimmen. Die Mutter war sanft und in sich ge-
kehrt, bescheiden und unermüdlich thätig; emsig darauf bedacht, durch
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Extrahierte Personennamen: Hermann_Hettner Raphael Vasaris Christus Ernst_Metfchet Ernst Hermann_Hettner Ernst_Rietschel Ernst Beutler
266
Ferdinand Cohn.
(Miete der Botanik stehen die chips from a German Workshop, die
Schnitzel aus beutscher Werkstatt, in höchster Achtung bei dem Aus-
lanbe, und gern ergreife ich die Gelegenheit, wenigstens die ersten der
Meister zu nennen, bereu Werke zu den bebeutenbsten Schöpfungen
beutscher Wissenschaft zählen: zuerst Matthias Schleiben, der durch
seine Forschungen über die Entstehungen der Zelle im allgemeinen, und
des Pflanzenkeims insbesonbere, im Jahre 1837 den mächtigsten Impuls
gegeben, neben ihm Hugo Mohl von Tübingen, Johannes Haustein
von Bonn, Karl Nägeli von München, Anton be Vary von Straß-
burg, die alle nicht mehr unter den Lebenben weilen; dann Julius
Sachs in Würzburg, Pringsheim und Schwenbener in Berlin, Pfeffer
in Leipzig, Göbel in München, Strasburger in Bonn, Wiesner in
Wien; unter der Führung dieser und noch vieler anberer Meister hat
sich, nachbem in den letzten breißig Jahren fast auf allen deutschen
und außerbeutschen Universitäten öffentliche botanische Laboratorien,
pflanzenphysiologische Institute errichtet worben, eine Schule jüngerer
Forscher herangebilbet, welche die Entwickelungsgeschichte der Pflanzen
so beharrlich und erfolgreich bearbeiteten, daß gegenwärtig kaum noch
eine wichtige Pflanzenart existiert, bei der nicht die Kette ihrer Ent-
wickelung, Glieb an Glieb aneinanber gereiht und zum geschlossenen
Ringe zusammengefügt ist. Und ba zu gleicher Zeit auch die Ent-
wickelung der Tierwelt nicht minber vollstänbig beobachtet und erforscht
wirb, so sinb wir gegenwärtig im staube, die Entwickelung der gesamten
lebenben Welt von den einfachsten Pflanzen bis zum höchsten Wesen,
dem Menschen, zu verfolgen und durch Vergleichung ihrer Ähnlichkeiten
und Verschiebenheiten die allgemeinen Entwickelungsgesetze des Lebens
zu ergrünben.
Aber in der Entwickelungsgeschichte ist die Bebeutung nicht er-
schöpft, welche das Mikroskop für die wissenschaftliche Botanik gewonnen
hat. Denn die Zellen, beren Gestaltung und Entwickelung das
Mikroskop uns vorführt, sinb nicht bloß die Bausteine, durch bereu
Aufeinanberlegung der Pflanzenleib sich aufbaut; jebe Zelle ist auch
ein lebenbes Wesen für sich, ja sie ist das eigentlich Lebenbige in der
Pflanze. Denn wenn der Baum aus der Erbe seine Nahrung auf-
nimmt, so sinb es die Zellen seiner Wurzeln, die sich mit dem Wasser
sättigen, welches in den Poren des Bobens verborgen rinnt; wenn die
Laubwipfel im Sonnenlicht Lebenslust ausatmen, so sinb es die grünen
Zellen des Blattgewebes, welche aus der Atmosphäre Kohlensäure ein-
schlürfen und aus dieser Luftart durch eine von der Sonne auf sie
übertragene Kraft grünes Pigment, Stärke und anbere Stoffe erzeugen,
wührenb sie den Sauerstoff in die Luft wieber ausstoßen. Wächst die
Pflanze, so sinb es ihre Zellen, die sich infolge ihrer Ernährung behnen
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Cohn Ferdinand Matthias_Schleiben Hugo_Mohl_von_Tübingen Johannes_Haustein
von_Bonn Karl_Nägeli_von_München Karl Anton_be_Vary_von_Straß- Julius
Sachs Wiesner
Extrahierte Ortsnamen: Würzburg Pringsheim Berlin Leipzig München Bonn Wien
210
Hermann Hettner.
liegt. In der Darstellung unserer Dichter und Denker war immer
nur die freieste Idealisierung oder die althergebrachte Manteldrapierung
üblich gewesen; hier in der unplastischen, malerisch barocken Rokoko-
tracht erschien sie um so unerläßlicher. Zwar war Rauch mit seinem
gewaltigen Friedrichdenkmal vorangegangen und hatte Kant und Lessing
in der vollen Naturtreue ihres unmittelbarsten Zeitkostüms hingestellt;
aber was für ein bedeutender Unterschied zwischen einer an festem
Hintergründe gelehnten Sockelfigur und einer freien, runden, von allen
Seiten schaubaren und umgehbaren Monumentalstatue! Man sieht
diesem ersten Entwurf die Freude an, mit welcher Rietschel in den
Gewandmotiven auf seinen Entdeckerzug ausging. Dagegen ist dieser
erste Entwurf in der Haltung und Physiognomiken Durchbildung noch
ganz allgemein; das Haupt ist ruhig vorwärts blickend, die gemessene
Schrittstellung ohne Leben und Bedeutung, die Stütze ist der her-
gebrachte nichtssagende Baumstamm. Der zweite Entwurf ist bereits
lebendiger; der Kopf hat bereits jene sprechende Seitenwendung, welche
das aufmerksam Ausschauende, das lebhaft Erwägende, das allzeit
Schlagfertige und Kampfbereite so höchst treffend bezeichnet; die Haltung
des Körpers und die Fußstellung hat folgerichtig gesteigerten Ausdruck
gewonnen; aber doch fehlt noch das unwiderstehlich Durchschlagende,
wie denn auch immer noch der leidige Baumstamm unangetastet ge-
blieben ist. Der dritte und letzte Entwurf ist Leben und Ausdruck
durch und durch. Auch die Stütze hat sich in eine abgebrochene
griechische Säule verwandelt, bedeutungsvoll das Gesamtbild Lessings
vollendend. Es ist die gewaltigste Monnmentalstatue, welche die ge-
samte neuere Kunst geschaffen hat. Wie frei und tapfer, hell und
scharf ausschauend, kühn vorschreitend, fest und unverrückbar auf sich
selbst gestellt steht Lessing vor uns, echt plastisch und doch naturwüchsig
in seiner Zeit wurzelnd, durch welche sein ganzes Leben und Kämpfen
bedingt und bestimmt war. Man muß eine französische Statue aus
der Rokokozeit oder selbst eine Statue Gottfried Schadows mit diesem
Lessing vergleichen, um sich schlagend zu überzeugen, wie unverständig
das Gerede derer ist, welche hier von Naturalismus zu sprechen wagen.
Das Lebensgeheimnis dieser genialen Schöpfung ist vielmehr das innige
Zusammengehen von vollster Naturwahrheit und feinsinnigster Stili-
sierung. Es ist von neueren Knnstforschern die Forderung aufgestellt
worden, daß es darauf ankomme, die schönheitsvolle Formengroßheit
der italienischen Renaissance mit der derberen Individualisierung der
altdeutschen Meister zu erfüllen und zu durchdringen. Hier ist diese
Forderung geschichtliche Thatsache. Die Lessingstatue ist, wie sich die
Schulsprache ausdrückt, die vollendetste Einheit der idealistischen und
realistischen Richtung. Weil diese Lessingstatue innerhalb aller strengsten
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