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1. Mittlere und neuere Geschichte - S. 115

1886 - Berlin : Hofmann
§ 67. Innere Zustände Frankreichs unter Ludwig Xiv. 115 a) Die Einnahmen und Ausgaben des Staates standen in keinem richtigen Verhältnis, und Ludwig lud eine stets wachsende Schuldenlast dem Volke auf. b) Indem Ludwig ein völlig unumschränktes Regiment übte, schloß er die Nation selbst ganz von der Leitung ihrer eigenen Angelegenheiten aus. c) Gegenüber der beherrschenden Stellung von Paris wurde das geistige Leben in der Provinz immer mehr verkümmert. d) Durch die Störung des religiösen Friedens wurde der Entwickelung des Landes ein schwerer Schlag versetzt. Seit dem Jahre 1675 hat Ludwig eine systematische Unterdrückung der Protestanten betrieben. Den Verfügungen über die Beschränkung derselben in politischer und religiöser Beziehung folgten Gewaltthaten (Dragonaden in Bearn) und endlich die Aufhebung des Ediktes vou Nantes 1685, durch welche Tausende von gewerb- 1685 fleißigen Reformierten zum Verlassen des Landes getrieben wurden (Aufnahme derselben in anderen Ländern: Holland, Ostfriesland, Brandenburg!). e) Nach dem Vorbilde des Hofes und des Adels nahm die Sittenlofigkeit in Frankreich in erschreckendem Maße zu. Schlimmer Einfluß der Frauen (Ninon de l'enclos, Comtesse de Brinvilliers). Repetition. §§ 65—67. Ludwig Xiv. 1643 — 1715. Richelieu und Mazarin begründen den Absolutismus, d. h. die Unumschräukt-heit der königlichen Gewalt, gegenüber dem Adel, den Parlamenten und den Protestanten' — Ludwigs Raubkriege: I. beendet durch den Frieden zu Aachen 1668; Ii. beendet durch den Frieden zu Nymwegen 1678; Iii. beendet durch den Frieden zu Ryswick 1 697. Erfolge und Ausdehnung der französischen Grenze gegen die Niederlande und gegen Deutschland (Straßburg, geraubt 1681, und ein großer Teil des Elsasses französisch). — Zwischen dem zweiten und dritten Raubkrieg Wirksamkeit der Reunionskammern. — Der spanische Erbfolgekrieg bricht die Vorherrschaft Ludwigs zu Anfang des 18. Jahrhunderts. — Innere Zustände Frankreichs: a) Hebung von Handel und Industrie durch Colbert; Merkantilsystem. Kanalbauten. Fabrikeinrichtungen, b) Hofhaltung in Versailles sehr glänzend und kostspielig, c) Litteratur und Kunst: Trauerspieldichter Corneille und Racine, Lustspieldichter Moliere. — La Fontaine; Boilean; Fenelon; Bossuet; Mme. de Maiuteuon; Mme. de Sevigns. Maler: Ponssin, Lebrnn, Clau de Lorraiu. — Schattenseiten der Regierung Ludwigs: Übermäßige Belastung des Volkes mit Schulden; Beschränkung der Selbständigkeit der Nation; Beginnende Zentralisation des Landes; Störung des religiösen Friedens: Aufhebung des Ediktes von Nantes 16 85; zunehmende Sittenverderbnis. 8*

2. Mittlere und neuere Geschichte - S. 148

1886 - Berlin : Hofmann
148 Geschichte der neueren Zeit. auf die Tuilerien. Der König verhaftet und in den Temple gebracht. Aufhebung der königlichen Gewalt. Überhandnehmen der Jakobiner. Nationalkonvent 1792—1795: Die Republik wird proklamiert. Prozeß - des Königs, dessen Verurteilung und Hinrichtung 21. Januar 1793. Danton. Robespierre, Üoiarat. Wohlfahrtsausschuß. Schreckensherrschaft. Bürgerkrieg in der Vendee, Proklamiernng der „Religion der Vernunft'1. Endlich Sturz Robespierres. Neue Verfassung von 1795: Direktorialregierung. §83. Die Revolution und Deutschland. 1792 Krieg Prenßens gegen die Republik. Herzog von Braunschweig dringt in Frankreich ein, sein Rückzug. — Erster Koalitionskrieg 1793—1797. Die Franzosen sind siegreich. Friedrich Wilhelm Iii. schließt den Separatfrieden zu Basel 1795. Napoleon Bonaparte führt den Krieg zu einem für die Österreicher ungünstigen Ende — Friede zu Compo Formio — das linke Rheinufer französisch 1797. B. Aas Zeitalter Mapoleorrs. § 84. Napoleon Vonaparte bis zu seiner Erhebung zum Kaiser. Der Mann, dessen Pläne und Handlungen fortan mehr als anderthalb Jahrzehnte lang im Vordergründe des europäischen Interesses stehen, und dessen Unternehmungen gerade für unser Vaterland von weitester Tragweite gewesen sind, war Napoleon Bonaparte. Er war im Jahre 1769 zu Ajaceio aus Korsika geboren und verlebte seine Kinderjahre unter dem nachhaltigen Einfluß seiner Mutter Lätitia, einer ungewöhnlich bedeutenden, durch hohe Selbständigkeit des Charakters ausgezeichneten Frau. Schon als zehnjähriger Knabe kam er ans die Kriegsschule zu Brienne, von wo er nach fünf Jahren an die Pariser Militärschule überging. Mathematische und historische Studien (Lektüre Plutarchs) betrieb er mit besonderem Eifer. In die Armee eingetreten, lenkte er bald durch Mut und Klugheit die Aufmerksamkeit der Direktorial-regierung auf sich und da er derselben, sowie vorher dem Konvente, wesentliche Dienste bei Unterdrückung von Ausständen leistete, erfuhr er eine rasche Beförderung (1796 feine Vermählung mit der sehr reichen Witwe Josephine Beauharnais). Nachdem Napoleon den ersten Koalitionskrieg durch den Frieden zu Compo Formio zu einem günstigen Ende geführt, gedachte er den Einfluß des immer noch drohenden England zu brechen. Da aber dasselbe schwer angreifbar war, so wollte er es indirekt schädigen, indem er ihm a) die Herrschaft des Mittelmeers zu ent-

3. Mittlere und neuere Geschichte - S. 94

1886 - Berlin : Hofmann
94 Geschichte der neueren Zeit. Fürstengeschlechter zu einer hohen Blüte gebracht. Die Malerei fand namentlich einen Aufschwung durch die Mediceer in Florenz. Hier wie in Rom wirkte der große Michelangelo, einer der vielseitigsten Geister aller Zeiten („das jüngste Gericht" in der sixtinischen Kapelle; die Statue des Moses). In Rom wirkte im Anfange des 16. Jahrhunderts der größte Maler der Neuzeit Raffaelsanti, zubenannt der Göttliche. In seinen Madonnenbildern und seinen Fresken (Stanzen und Loggien im Vatikan) schuf^ er die Meisterwerke, die bis zum heutigen Tage als das Höchste gelten, was der Pinsel eines Menschen geschaffen hat. Auch in anderen italienischen Städten blühte die Kunst. Die venetianische Schule gipfelt in Tizian, dem großen Porträtmaler, während als Vertreter der lombardischen Schule Leonardo da Vinci sein großes Abendmahlsbild in Mailand schuf. Auch Correggio („die heilige Nacht"; „die büßende Magdalena") lebte um dieselbe Zeit. In Deutschland blühte die Malerei zunächst in den Niederlanden auf. Die beiden Brüder van Eyck (erste Hälfte des 15. Jahrhunderts) führten hier die Kunst zu ungeahntem Auf-schwuug. Ihr berühmtestes Bild ist das Altargemälde vom hl. Lamm zu Gent (ein Teil davon sindet sich im Berliner Museum). Nachher trennte sich die niederländische Malerei in zwei besondere Schulen, die flandrische (und brabantische) einerseits, die holländische andererseits. Die Hauptvertreter jener sind Peter Paul Rubens (ca. 1600; „Kreuzesabnahme" in Antwerpen) und der Porträtmaler van D y ck, während diese in Rembrandt (ca. 1650) ihren Höhepunkt erreichte. — Im eigentlichen Deutschland entwickelte sich die Malerei zu einer, wenn auch geringeren, so doch sehr eigenartigen Blüte. Ans der Schweiz ging hervor Hans Holbein der Jüngere, von dem die Dresdener Galerie die berühmteste Schöpfung besitzt: Die Madonna und die anbetende Familie (des Bürgermeisters Meyer in Basel). In Nürnberg schuf Albrecht Dürer seine Meisterwerke, während Lukas Kran ach, der Freuud Johann Friedrichs, in dem Kurfürstentum Sachsen seine Heimstatt hatte. Der letztere hat seine Kunst in den Dienst der Reformation gestellt und durch seine zahlreichen Holzschnitte wesentlich zur Popularisierung der protestantischen Lehre beigetragen. Iii. Das Zeitalter der Renaissance zeitigte in Italien ebenfalls eine hohe Blüte der Musik. Palestrina (um 1550) gilt noch

4. Mittlere und neuere Geschichte - S. 128

1886 - Berlin : Hofmann
128 Geschichte der neueren Zeit. Gerhardt zeigt. Seine erste Gemahlin war Prinzessin Henriette von Oranien, die fromme Liederdichterin, Enkelin des Admirals Coligny. Der Staat ist unter dem Großen Kurfürsten sehr gewachsen; die Zahl der Einwohner hob sich von 700 000 auf 1 300 000; die Einnahmen stiegen von 11/2 auf 71j2 Millionen. — § 75. Friedrich Iii. (I.) und Friedrich Wilhelm I. Auf den Großen Kurfürsten, den Begründer brandenbnrgifch-1688 preußischer Größe, folgte sein Sohn Friedrich Iii. (1688—1713). Mehr auf äußeren Glanz gerichtet, hat derselbe es sich zur Aufgabe ° gemacht, seinem Hanse die Königskrone zu verschaffen; den Anreiz dazu bildete u. a. der Umstand, daß um jene Zeit das Knrhans Hannover die englische und das Kurhaus Sachsen die polnische Krone erwarb. Kaiser Leopold zeigte sich geneigt, gegen eine erhebliche Unterstützung, welche Kurfürst Friedrich ihm im spanischen Erbfolgekriege leistete, diesem die Anerkennung als König in Preußen 1701 zu gewähren. Am 18. Januar 1701 fand zu Königsberg die Feier statt, bei der Friedrich Iii. (nunmehr Friedrich I. genannt) sich und seiner Gemahlin, der geistvollen Sophie Charlotte von Hannover, mit eigener Hand die Krone aussetzte. Zum Andenken an dieses Ereignis, das außerdem durch eine Reihe der glänzendsten Feste verherrlicht wurde, stiftete der König den schwarzen Adlerorden („Suum cuique“). Fortan verlieh Friedrich auch dem Äußeren seiner Hofhaltung, sowie der Stadt Berlin einen königlichen Glanz, wobei offenbar das Vorbild Ludwigs Xiv. von Einflnß war. Berlin wurde durch große Bauteu (Schloß, lange Brücke, Zeughaus re.) geziert. Jn Charlottenburg residierte die edle Königin, die Freundin des großen Philosophen Leibniz. Sie wie der König förderten in freigebiger Weise Wissenschaften und Künste. Jn Berlin wurde die Gesellschaft der Wissenschaften und die Akademie der Künste gestiftet; Halle wurde der Sitz einer rasch aufblühenden Universität, an welcher hervorragende Gelehrte, wie Thomasins und Wolf, wirkten und edle Männer, wie Hermann Francke (Stifter des Waisenhauses) und Freiherr von Canstein (Bibeldruckerei) ihre gemeinnützigen Werke schufen. Aber diese Unternehmungen, verbunden mit einer glänzenden Hofhaltung, kosteten dem Lande mehr, als es auf die Dauer hätte aufbringen können; zumal der Bürger- und Bauernstand litt unter einem hohen Steuer-

5. Mittlere und neuere Geschichte - S. 130

1886 - Berlin : Hofmann
130 Geschichte der neueren Zeit. Während dieser sein ganzes Interesse auf das militärische Leben richtete und allen rein geistigen Beschäftigungen abhold war, hatte sich in dem Sohne unter dem Einfluß seiner Mutter und des Franzosen Duhau de Jaudun ein lebhafter Sinn für Kunst und Wissenschaft entwickelt {{ein Flötenspiel-Lehrer Quauz). Als der Vater, damit unzufrieden, den Prinzen hart behandelte, machte derselbe den Versuch, nach England zu entfliehen; aber der Fluchtplan wurde entdeckt, Friedrich selbst auf die Festung Knstrin gebracht, sein Helfer, der Lieutenant Katte, hingerichtet, und seine Schwester, die nachmalige Markgräfin von Baireuth, welche ebenfalls um den Plan gewußt, mit Schlügen gezüchtigt. Endlich wurde Friedrich von seinem Vater begnadigt (der Feldprediger Mittler), und da er sich durch eifrige Arbeit auf der Kriegs- und Domainenkammer und auch durch fein williges Eingehen auf eine Heirat mit Elisabeth Christine von Braunschweig die Zufriedenheit seines Vaters erwarb, ließ dieser ihm mehr und mehr Freiheit, ja, scheuste ihm sogar das Schloß Rheinsberg. Hier lebte Friedrich nun einige Jahre der Beschäftigung mit den Wissenschaften, besonders der Geschichte und der französischen Litteratur. Geistvolle Mäuuer (Keiserling, Jordan, Fouquet) bildeten seinen Umgang. Von hier aus trat er mit den bedeutendsten Gelehrten und Schriftstellern in Verbindung, namentlich mit Voltaire. Aber dem stillen Behagen dieser Zeit sollten bald Unruhen und stürmisch bewegte Jahre folgen. Brandenburg-Preußen war durch feine natürliche Entwicklung ein Gegner des habsburgischen, bisher in Deutschland vorwiegenden Hauses geworden. Diese Gegnerschaft gelangte unter Friedrich zum 1740 Ausbruch, als nach dem Tode Kaiser Karls Vi. (1740) der deutsche Kaiserthron erledigt war. Des letzteren Tochter, Maria Theresia, eine kluge und energische Frau, erhob aus Grund der unter dem Namen pragmatische Sanktion bekannten Erbfolgeordnung Anspruch auf die österreichischen Erblande, welcher aber von vielen Fürsten nicht anerkannt wurde. Kurfürst Karl Albert von Bayern, der ebenfalls Ansprüche auf Österreich geltend machte, wurde 1742 als Karl Vii. zum deutschen Kaiser gekrönt. König Friedrich Ii. nun erneuerte gleich zu Beginn seiner Regierung die alten Ansprüche seines Hauses auf Schlesien und bot Maria Theresia gegen die Anerkennung derselben seine Zustimmung zur pragmatischen Sanktion. Sie aber verweigerte dieselbe. So kam es zum 77. Die drei schlesischen Kriege.

6. Mittlere und neuere Geschichte - S. 151

1886 - Berlin : Hofmann
§ 86. Preußen seit dem Tode Friedrichs des Großen. 151 mußte auf Veuetien und Tirol verzichten, und die Herrscher von Bayern und Württemberg als Könige anerkennen. Napoleons Wille war nunmehr in dem südlichen und westlichen Deutschland unbedingt herrschend. Die dortigen Fürsten waren durch ihn erhöht und bestanden nur durch ihn. Er bildete nun aus ihnen den sog. Rheinbund, Juli 1806, und übernahm 1806 selbst das Protektorat desselben. Fortan bildeten deutsche Laudeskinder wesentliche Teile des Napoleonischen Heeres, deutsche Fürsten sein Gefolge. Die Zeit der tiefsten Erniedrigung unseres Volkes begann. Das beinahe tausendjährige deutsche Reich nahm ein trauriges Ende. — § 86. Preußen seit dem Tode Friedrichs des Großen. Der große König hatte Preußen auf hoher Machtstufe zurückgelassen. Aber die großartige Anspannung aller Kräfte, durch welche dieselbe erklommen war, ließ unter seinem Nachfolger und Neffen Friedrich Wilhelm Ii. 1786 — 1797 nach. Ein 1786 leichter, zum Schutz des naheverwandten Hauses Oranien (des ^ Königs Schwester!) unternommener Krieg gegen Holland befestigte { in dem Heere das Vorurteil der Unbesiegbarkeit; eine gegen die Ansprüche Österreichs schwache und unentschiedene Politik auf dem Kongreß zu Reichenbach schädigte das Ansehen Preußens. Freilich wurde der Umfang des Staatsgebietes durch die zweite und dritte Teilung Polens (1793, 1795) um ein bedeutendes vermehrt, aber die inneren Zustände begannen zu kranken. Der Hof fo wenig als die gebildete Gesellschaft blieben unberührt von der aus Frankreich eindringenden Erschlaffung der Sitten. Dazu kam, daß sich unehrliche, heuchlerische Menschen in das Vertrauen des Königs einzudrängen wußten und daß die religiöse Duldsam-samkeit, durch welche unter dem Großen Kurfürsten wie unter Friedrich dem Großen Segen über das Land gekommen war, einer fanatischen, engherzigen Orthodoxie Platz machte (das Wöllnersche Religionsedikt). In mancher, besonders auch in letzterer Hinsicht, wurde es zwar besser, als der edle König Friedrich Wilhelm Iii. (1797 1797 bis 1840) seinem Vater auf den Thron folgte. Selbst sittenrein, bis suchte er mit seiner Gemahlin, der schönen und edlen Königin 1840 Luise, Prinzessin von Mecklenbnrg-Strelitz, die Sitten zu heben und die Lage des Volkes durch Landstraßen, Schulen rc. zu bessern.

7. Mittlere und neuere Geschichte - S. 93

1886 - Berlin : Hofmann
§ 55. Geistiges Leben und Kultur der Reformationszeit. 93 Bekämpfung der abweichenden Lehren war, wozu er u. a. die Wiedereinführung der Inquisition bewirkte, so hat er doch auch durch eine großartige Heiden Mission und durch ein reges Betreiben der Wissenschaften Segensreiches gewirkt. Letzteres hatte freilich vorzugsweise den Zweck, auf die Jugendbildung und das Schulwesen Einfluß zu erlangen. Der Orden besteht noch heute, wenngleich er in manchen Ländern, wie z. B. in Deutschland, verboten ist. — § 55. Geistiges Leben und Kultur der Reformationszeit. I. Das reformatorifche Werk Luthers wurde unterstützt durch eine allgemeine Bewegung der Geister, die sowohl in der gelehrten als in der belletristischen Litteratur ihren Ausdruck fand. Erasmus von Rotterdam (1467 — 1536) griff die veralteten Formen kirchlicher Gelehrsamkeit und das entartete Mönchtum in glänzenden, vielgelesenen Schriften an, deren berühmteste das „Lob der Narrheit" ist. Gleichwohl hat dieser große Humanist sich der Reformation Luthers nicht offen angeschlossen. — Mit ganzer Seele gab sich der Reformation hin Ulrich von Hutten, aus ritterlichem Geschlechte stammend. Er geißelte die Mißstände seiner Zeit in glühenden Flugschriften, von denen die in Gesprüchsorm gekleideten „Klag und Vermahnung wider die unchristliche übermäßige Gewalt des Papstes" und „die Anschauenden" die wichtigsten sind. Viel verfolgt und besonders nach dem Tode seines Freundes Franz von Sickin gen von Lebensgefahr bedroht, mußte Hutten das Vaterland fliehen und starb noch jung 1523 auf der Insel Usnan im Züricher See. — Unter den volkstümlichen Erscheinungen unserer Litteratur, soweit sie von der Reformation beeinflußt war, ist vor allen Hans Sachs, der Meistersänger von Nürnberg, hervorzuheben, in welchem sich die Sympathie des niederen Bürger-standes für „die Wittenbergisch Nachtigal" verkörperte. Auch der Satirenschreiber Johann Fischart ging dem Mönchtum hart zu Leibe. Einen ganz neuen Aufschwung erhielt durch die Reformation die religiöse Liederdichtung: das deutsche Kirchenlied verdankt Luther seine Entstehung und wurde nach seinem Vorbilde später durch Paul Gerhardt, Paul Fleming n. a. weiter entwickelt. Ii Auch die Kunst blühte im Reformationszeitalter. Zunächst ward sie in Italien unter dem Schutze kunstsinniger Päpste und

8. Mittlere und neuere Geschichte - S. 95

1886 - Berlin : Hofmann
§ 56. Der Abfall der Niederlande. 95 heute als einer der hervorragendsten Meister der Kirchenmusik. In Deutschland that Luther selbst sehr viel für den kirchlichen Gesang, was eng mit seinen Kirchenliedschöpfungen zusammenhing. Gleichwohl hat die protestantische Kirchenmusik ihren Höhepunkt erst weit später in Johann Sebastian Bach (f 1750) erreicht. Repetition. § 52. Der Schmalkaldische Krieg zwischen Kaiser und Johann Friedrich, Kurfürst von Sachsen (Philipp von Hessen). Derselbe wird zu Ungunsten der Protestanten entschieden durch den Abfall des Herzogs Moritz von Sachsen. Sieg des Kaisers bei Mühlberg an der Elbe 1547. Sächsische Kurwürde an Moritz — Albertinische Linie. — Moritz fällt vom Kaiser wieder ab und zwingt 1552 denselben zum Passauer Vertrag. 1555 Religionsfriede zu Augsburg. Die Anhänger der lutherischen Lehre erhalten freie Religionsübung und gleiche Rechte mit den Katholiken. Der geistliche Vorbehalt enthält Keime neuer Zerwürfnisse. 1556 58 Karl V. überläßt Deutschland an Ferdinand I., Spanien, Mailand, Neapel und Niederlande an Philipp Ii. § 53. Gründung der reformierten Kirche durch Ulrich Zwingli in Zürich. Verständigung mit Luther scheitert bei dem Religionsgespräch zu Marburg 1529. Zwingli f 1531. Fortbildung der reformierten Lehre durch Calvin in Genf. Calvinismus in Frankreich, Niederlanden, Schottland, England u. a. § 54. Gegenreformation: 1. Das Trid entinische Konzil reinigt die katholische Lehre und macht dieselbe widerstandsfähiger. 2. Die Jesuiten (gestiftet von Loyola) bekämpfen die evangelische Lehre. § 55. Litteratur und Kunst in der Reformationszeit. Der Humanist Erasmus von Rotterdam. — Ulrich von Hutten. — Volkstümliche Litteratur: Hans Sachs in Nürnberg, Johann Fischarts Satiren. — Religiöse Liederdichtung blüht auf. — Kunst: in Italien: Michelangelo; Raffael; Tizian; da Vinci; Correggio. In den Niederlanden: Die beiden van Eyck; später Rubens, van Dyck, Rembrandt. In Deutschland: Holbein, Dürer, Kranach. B. pie außerdeulschen Ereignisse. § 56. Der Abfall der Niederlande. Karls V. Sohn Philipp Ii. hatte im Jahre 1556 von seinem Vater auch die Niederlande geerbt. Da hier der Calvinismus tiefe Wurzeln geschlagen und immer mehr sich verbreitete, beschloß Philipp, dessen Lebensaufgabe in der Unterdrückung aller nichtkatholischen Lehrmeinnngen bestand, hier mit ganz besonderer Strenge vorzugehen. Die Niederländer aber, deren Glaubenstreue ebenso groß war wie ihr Freiheitssinn, haben sich in heldenmütigem Kampfe

9. Mittlere und neuere Geschichte - S. 114

1886 - Berlin : Hofmann
114 Geschichte der neueren Zeit. welche unter und durch den König heraufgeführt wurde. Es war das klassische Zeitalter des französischen Geisteslebens. Die großen Trauerspieldichter Corneille (1606—1684; ,,Cidu „Horace“ u. a.) und Racine (1639—1699; Athalie, Esther, aufgeführt in der Erziehungsanstalt für Mädchen, welche Frau von Maintenon in St. Cyr leitete, Andromaque u. a.); der Lustspieldichter Moliere (1620—1673; Tartuffe, l’Avare, le Misantlirope; les Femmes savantes und les Precieuses ridicules gegen gewisse Geschmacksverirrungen der Frauen gerichtet). La Fontaine, der noch heute populärste Dichter Frankreichs, schrieb seine berühmten Fabeln. Boilean (Art poetique) der Satirenschreiber und Kritiker. Fenelon, Verfasser der Aventnres de Telemaque und der Schrist De l’education des filles; er wie die großen Kanzelredner der Zeit, Bossnet, Massillon, Bonrdaloue, bildeten die französische Prosa zu hoher Vollendung aus. Auch Frauen finden wir unter den namhaften Schriftstellern jener Zeit, so besonders Frau von Sevigne, die uns in den Briefen an ihre Tochter, Mme- de Grignan, reizende Plaudereien über den Hof Ludwigs u. a. hinterlassen hat, so die geistreiche, aber nicht im besten Rufe stehende Ninon de l'enelos, so vor allen Frau von Maintenon, die einflußreiche Freundin Ludwigs, welche sich um die Erziehung der weiblichen Jugend die größten Verdienste erwarb (Entretiens et conversations avec les dames de St. Cyr). In den bildenden Künsten ist ein ähnlicher, wenn auch nicht so großer Aufschwung zu verzeichnen; in der Malerei ragten hervor Pons sin, Lebrnn, vor allen aber der große Landschaftsmaler Claude Lorrain („Morgen", „Mittag", „Abend"). Die Baukunst konnte sich an den größten Vorwürfen versuchen (f. die oben erwähnten Schloßbauten), doch gelang es ihr nicht, zu einem einfach-schönen Stile durchzudringen (Barockstil). Für die Wissenschaften wurde in freigebiger Weise gesorgt (Academie Frangaise, zu der sich fpäter noch andere Akademien gesellten). 4. Schattenseiten der Regierung Ludwigs Xiv. Erhob sich so durch die kriegerischen Erfolge, durch deu Glauz des Hoflebens und durch deu Auffchwuug der Litteratur, Kunst und Wissenschaft das Ansehen Frankreichs auf die höchste Stufe, so bemerken wir doch eine Reihe von schweren Mißständen, welche die Keime des später eingetretenen jähen Verfalles bilden.

10. Mittlere und neuere Geschichte - S. 119

1886 - Berlin : Hofmann
§ 70. Geistiges Leben in England. 119 läufige Leitung des Staates. Dies ist die ohne Blutvergießen vollzogene „glorreiche Revolution" von 1688. Im Jahre 1689 bestieg nun Wilhelm Iii. von Oranten als König den englischen Thron (1689 — 1702), nachdem er zuvor die alten Rechte des Parlamentes in der sogen, declaration of rights bestätigt hatte. Das Ziel dieses Herrschers, der sowohl als Staatsmann wie als Feldherr zu den größten der Geschichte gezählt wird, war: a) die Wunden, welche die Revolution und die Mißwirtschaft der Stuarts geschlagen, zu heilen (Toleranzedikt!), b) in England die Zukunft des Protestantismus sicher zu stellen (Snecessionsakte!), c) die englische Macht, zumal zur See, gestützt auf die Niederlande zu heben, was besonders durch einen glücklichen Krieg gegen Frankreich geschah (Schlacht bei La Hogue vgl. § 66). Nachdem unter der Königin Anna (1702—1714) diese Politik fortgesetzt (Beteiligung Englands am spanischen Erbfolgekrieg gegen Frankreich bis 1711), durch die Union von Schottland und England 1707 den Stuarts aber jede Hoffnung auf dauernde Wiederkehr genommen war, folgte im Jahre 1714 in England das protestantische Haus Hannover auf dem Throne. § 70. Geistiges Leben in England. Trotz dieser Stürme, welche das Land bewegten, vielfach sogar durch dieselben zeigte sich eine große geistige Regsamkeit ans fast allen Gebieten. Nachdem die dramatische Dichtung ihren Höhepunkt in Shakespeare erreicht und nach Überschreitung desselben bald verfallen war, fand während der Revolution die derselben zu Gruude liegende religiöse Erregung in der Litteratur ihren Ausdruck. Hier ist vor allen zu nennen John Milton (1608 — 1674). Strenger Republikaner und Puritaner, Sekretär int Staatsrate Cromwells, Hat er in gedankenreichen politischen Schriften selbst mit zur Ausbildung der Revolutionsgedanken beigetragen. Seinen litterarischen Ruhm aber begründete das große Epos „Das verlorene Paradies". — Unter der Restauration schrieben der spöttische Butler („Hudibras") und der charakterlose, aber gewandte Dryden. Die Wende des 17. und 18. Jahrhunderts ist reich an Werken in Prosa, welche nun eine hohe Vollendung erreicht: Swifts satirische Erzählungen (Gullivers Reisen), Addisons Zeitschrift „Spektator"; die „sentimentalen" Romane des 1688 1689 bis 1702 1702 his 1714 1707
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