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die Lehre vom Ablaß und sagte, die Apostel und die Heiligen hätten mehr gute Werke getan, als zu ihrer eigenen Seligkeit nötig gewesen wären. Diesen Überfluß von guten Werken müßte der Papst verwalten und an die Laren verkaufen. Vergebung der Sünben, Leben und Seligkeit erhielt man so für Gelb. Für Gelb zeigte man auch die Reliquien, z. B. Knochen ober Rocke der Heiligen, Nagel ober Holzsplitter vom Kreuze Christi; den Zeigesinger Johannes des Täufers, womit er auf Jesum zeigte; 25 Teile vom brennenden Busche Mosis; eine Schwungfeber aus dem Flügel des Erzengels Michael usw. Eifrig waüfahrtete man zu den Kirchen und Klöstern, worin man Reliquien bewahrte. Hierzu kam noch die Spaltung in der Kirche; nun gab es zwei, einmal sogar brei Päpste; die richtigen Päpste aber regierten 70 Jahre zu Avignon in Frankreich.
2. Johann Hns aus Hussinez in Böhmen prebigte gegen biefe Mißbrauche in der Kirche und lehrte, daß Christus, nicht der Papst, das Oberhaupt der Kirche sei. Er war Professor an der Universität zu Prag, Prediger und Beichtvater der Königin. Da seine Prebigten gegen die Sittenlosigkeit der Priester und die Gewaltherrschaft des Papsttums so großen Anklang bei dem Volke fanben, verklagte ihn der Erzbischof von Prag beim Papste und verbot chm sogar das Prebigen. Doch Hus kehrte sich nicht baran, und das böhmische (tschechische) Volk, das ihn verehrte, erregte einen wilben Aufruhr und miß-hanbelte sogar die päpstlichen Ablaßprebiger. Da lub ihn der Papst vor sich; als Hus nicht erschien, warb er in den Bann getan. Zu der Zeit war eine große Kirchenversammlung in Konstanz am Bobenfee, auf der man beriet, wie die kirchlichen Mißbrauche abgeschafft werben könnten. Vom Kaiser Sigismunb erhielt Hus einen Geleitsbrief, bamit er sich bort rechtfertigen könnte. Aber Hus sollte nur toiberrufen. Da er es nicht tat, warb er als Erzketzer zum Feuertobe verurteilt. Auf vieles Zureben brach Sigismunb fein Versprechen urtb erlaubte die Vollstreckung, des Tobesurteils. Man setzte Hus eine papierne Mütze mit brei gemalten Teufeln auf, übergab seine Seele der Holle, verbrannte ihn und streute seine Asche in bett Rhein (1415). Sein Freunb Hieronymus erlitt im nächsten Jahre auch den Flammentob.
3 Die Hussitenkriege (1420—1436). Als die Böhmen dies hörten, griffen sie zu den Waffen und empörten sich gegen den wortbrüchigen Kaiser Sigismund. Unter ihren Anführern, dem furcht- und erbarmungslosen einäugigen Ziska und Prokop dem Großen und dem Kleinen, erfochten sie mehrere glänzende Siege. Mil Senfen, Keulen, Dreschflegeln und Lanzen bewaffnet, überschritten sie die böhmische Grenze, verheerten die Nachbarländer, besonders auch unser Vaterland, in gräßlicher Weise. Vor allem plünderten und zerstörten sie die Kirchen, Klöster und Altäre und nützhandelten sie die Priester. Im Jahre 1436 schloffen sie mit dem Kaiser Frieden.
Wichtige Geletje im [Dittelalter,
1. Der Kurverein zu Reuse 1338. Ursprünglich hatte der Kaiser die Wahl des Papstes zu bestätigen. Aber durch den klugen Papst Gregor Vii. machten sich die Päpste vom deutschen Kaiser frei, ja sie beanspruchten sogar das Recht, die Wahl des deutschen Königs zu bestätigen, da sie die Kaiserkrönung vollzögen. Unter dem Kaiser Ludwig dem'vierten von Bayern erklärten jedoch 1338 die Kurfürsten, d.h. Wahlsürsten, auf dem Kurverein zu Rense am Rhein, daß hinfort ein von ihnen rechtmäßig gewählter König der päpstlichen Bestätigung nicht bedürfe: denn die deutsche Krone stamme von Gottes Gnaden, aber nicht von Papstes Gnaden her.
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Extrahierte Personennamen: Apostel Johann_Hns Johann Christus Sigismund Ziska Prokop Gregor_Vii Gregor Ludwig_dem'vierten_von_Bayern Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Christi Mosis Frankreich Konstanz Bobenfee Rhein Rhein Gottes