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I. Erzählungen.
heit und dem sonderbaren Begehren des
Fremdlings; der Meister erhob bei ihrer
Rede erstaunt und unwillig sein Haupt,
denn das Roß, das geschlachtet werden
sollte, war wegen seiner Schönheit und
Schnelligkeit allgemein bekannt, und wie
ein Wunderthier durch viele Sagen be-
rühmt, wie es seinen Meister oft aus
den größten Gefahren gerettet habe.
Nach einigem Sinnen aber sprach der
Großmeister mit milder Stimme: „Ein
Mensch ist mehr werth als tausend Rosse;
bringt es dem Kranken und thut damit,
was er verlangt, auf daß er genese."
Und die Diener führten das edle Thier
in den großen Saal, wo die Kranken
lagen, vor das Bett des Armen. Einer
trug einen großen Block, ein Anderer
hatte ein scharfes Beil, ein Dritter einen
schweren Hammer; und als sie sich näher-
ten, erhob der Kranke sein Haupt, und
seine Augen leuchteten vor Freude. Der
Block wurde zurecht gestellt. „Welchen
Fuß verlangst du?" — „Den rechten
Vorderfuß." — Und der Fuß des Thieres
wurde auf den Block ausgestreckt, das
scharfe Beil darauf gelegt, und schon er-
hob der Tritte den schweren Hammer,
da rief der Kranke plötzlich: „Halt! Ich
habe nun ein anderes Verlangen. Gebt
2. Der Wagnermi
Ein kaiserlicher Feldoberst, der zu
Anfang des sechzehnten Jahrhunderts mit
spanischen Völkern im Württembergischen
lag, erhielt den Befehl, sich der Stadt
Constanz zu bemächtigen, so gut es gehen
wolle. Dieser fing sein Unternehmen mit
List an. Zwei Lanzenknechte, die unter
den Spaniern der deutschen Sprache
mächtig waren, schlichen sich einzeln in
Constanz ein. Auf der Gasse treffen sie
sich, wie zufällig. Der eine packt den
andem wegen einer alten Schuldsumme
an, der widerspricht, und durch das Volk,
welches zusammenläuft, werden beide vor
den Richter gebracht. Hier aber wissen die
schlauen Kameraden ihren Streit so einzu-
fädeln, daß der Richter seinen Spruch bis
zu der Herbeibringung der Beweise vertagt.
Unterdeffen nahmen die Kundschafter die
Gelegenheit wahr, die Lage und Stärke
mir Hammelfleisch zu essen, denn ich habe
großen Hunger." Man führte das Roß
zum Meister zurück und brachte dem
Kranken, was er begehrte; der aß mit
großer Begier, und nach zwei Tagen
dankte er den Brüdern für die ihm be-
wiesene Liebe und verließ das Hospital
genesen, wie es schien, von seinem Wahne
und seiner Schwäche.
Kurze Zeit darauf brachte ein Bote
folgendes Schreiben:
„Im Namen Gottes, des Allbarm-
herzigen, Allgütigen.
Saladin an die Ritter des Hospitals!
Wisset, ich war bei Euch, um Euch
zu versuchen, und ich habe Euch als wahr
erprobt, als Söhne dessen, der da Alles
geschaffen hat und erhält; Ihr übt Barm-
herzigkeit und Liebe nach dem Beispiele
und der Lehre Eures Meisters, den auch
ich ehre. Darum bestimme ich, daß fort-
an, so lange ich weile unter den Leben-
den, an Euer Spital alljährlich tausend
Goldstücke bezahlt werden, damit Ihr die
Armen und Kranken beherberget, kleidet
und tränket und gesund machet. Diese
Summe soll Euch stets am Feste Jo-
hannes des Täufers, Eures Schutzherrn,
zukommen und der Krieg soll daran nichts
ändern. Allah sei gelobt!"
ster von Constanz.
der Stadtmauer und was sonst zur Be-
festigung gehörte, genugsam auszuspüren.
Besonders richteten sie ihr Augenmerk
auf die Rheinbrücke. Durch diese war
nämlich die Stadt mit ihrem Vorstädt-
lein Petershausen auf dem rechten Strom-
ufer verbunden und sie schien ihnen der
beste Weg, wo man eindringen mußte.
Das schwere Fallgatter aber in dem
Thurm, welcher den Eingang von der
Brücke in die Stadt deckt, hatten die
zwei unbeachteten Strolche unbrauchbar
zu machen gewußt. Auf einmal waren
sie verschwunden, aber Niemand kümmerte
sich darum.
Da geschah es bald darauf eines
Montags früh, als gerade die Bürger
ein besonderes Fest feierten und die meisten
Leute in der Kirche waren, daß die Spa-
nier unbemerkt an die jenseitige Vorstadt
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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40. Scheyern und Wittelsbach.
75
Vermählung mit Luitpold's Söhnen Ar-
nulf und Berchtold die Taufe, und Kaiser
Heinrich's Ii. Schwester, Gisela, feierte auf
dieser Burg ihre Hochzeit mit König Stephan
dem Heiligen von Ungarn, nachdem auch
dieser erst vorher in der Burgkapelle ge-
tauft worden war.
Inzwischen hatten zwei fromme Männer
aus hochadeligem Geschlecht am Fuße des
Wendelsteingebirgs sich Zellen gebaut, um
da in der Abgeschiedenheit von der Welt
ein beschauliches Leben zu führen. Aus
dieser Siedlung entstand nach und nach ein
förmliches Kloster, das aber, weil diese rauhe
Gegend damals für Zufuhr von Lebens-
mitteln zu unwegsam war, von da — dem
heutigen Flecken Bayerisch-Zell nahe an
der Tiroler-Grenze — weg einige Stunden
nordwärts nach Fischbachau, östlich vom
Schliersee gelegen, verpflanzt wurde. Hier
gründeten die dem Benediktinerorden auge-
hörigen Mönche eine Schule, welche von
den Söhnen der Adeligen viel besucht wurde.
Für eine solche Anstalt war auch Fisch-
bachau nicht ganz entsprechend, und so ent-
schlossen sich die Mönche, ganz in die
Ebene zu wandern, in das neu gestiftete
St. Peterskloster bei Eisenhosen an der
Glon. Doch auch hier fanden sich wieder
Mißstände, namentlich fühlbar machte sich
der Mangel guten Trinkwassers. Nun brachte
es der Abt Bruno dahin, daß der Graf
Otto Iv. von Scheyern mit Zustim-
mung der erbberechtigten Familienglieder
1113 seine Stammburg in ein Kloster um-
wandelte und den Benediktinern von St.
Peter überließ, während er seinen Sitz in
die bei Aichach, unweit der Paar, neu er-
baute Burg Wittelsbach verlegte. Das
Kloster und dessen Schule gelangten bald
zu großem Ansehen. Hohe Adelige, dar-
unter mehrere Sprossen des Schyrengeschlech-
tes, traten in dasselbe und es wurde in
den Rang einer Grafschaft erhoben. Künste
und Wissenschaften gediehen in Scheyern
zu solcher Blüthe, daß man es nur die
„Schule der Gelehrten" hieß. Doch als
in den großen Stürmen zu Anfang unseres
Jahrhunderts die geistlichen Herrschaften
der Säkularisation verfielen, entging auch
Scheyern diesem Loose nicht. Im Jahre
1803 wurde die Abtei aufgelöst, nachdem
sie seit mehr als siebenhundertjährigem Be-
stehen — von der Gründung zu Bayerisch-
Zell an gerechnet — fünfzig Aebte gezählt.
Die Bewohner zerstreuten sich nach allen
Seiten; nur der letzte Abt, Martin, wollte
die ihm liebgewordene Stätte nicht ver-
lassen; er beschloß seine Tage in einer
kleinen Wohnung, welche er bei einem Bäcker
des Dorfes gemiethet hatte. Die Gebäude
mit den nächsten Umgebungen wurden ver-
äußert und zum Theile niedergerissen. Sie
wanderten von einer Hand in die andere,
bis König Ludwig I. sie im Jahre 1837
erwarb, um dieselben ihrer frühern Bestim-
mung wieder zurück zu geben. Am 1. Okt.
1838 zogen abermals die Benediktiner in
Scheyern ein und verbanden mit dem Klo-
ster ein Knabenseminar, das seine Zöglinge
für das Gymnasium vorbereitet. Der Abt
des Klosters trägt, wie der zu Metten,
Insul und Stab, die Zeichen der bischöf-
lichen Würde. In Scheyern ruhen die Ge-
beine mancher Edlen des Wittelsbacher Ge-
schlechtes, so Otto's I., Ludwig's I-, des
Kelheimers, und Otto's Ii., des Erlauchten.
König Ludwig hat in der Stistungsurkunde
sich vorbehalten, auf dem nordwestlich vom
Kloster gelegenen Hügel eine königliche Be-
gräbnißstätte erbauen zu können, deren
Unterhalt und Aufsicht daun dem Kloster
obzuliegen hätte.
Ii.
Mit der Verlegung ihres Wohnsitzes
hatten die Scheyern auch ihren Namen
umgetauscht; „Wittelsbacher" nennen sie
sich nun bis auf den heutigen Tag. Auf
einer beträchtlichen Anhöhe — sie gilt bei
den Bewohnern des Flachlandes schon als
Berg — prangte die zweite Stammburg
unseres Herrschergeschlechts. Doch nur noch
dürftige Reste derselben sind als Zeugen
der alten Zeit übrig geblieben. Eine dunkle
That hat sie nach kaum hundertjährigem
Bestände gewaltsamer Zerstörung überant-
wortet. Zu Ansang des 13. Jahrhunderts
besaß Pfalzgraf Otto Viii. die Stamm-
burg; dieser, ein feuriger unerschrockener
Held, aber heftigen, jähzornigen Gemüths,
glaubte sich vom Kaiser Philipp von
Schwaben schwer gekränkt. Rache im Her-
zen eilt er nach Bamberg, wo der Kaiser
eben — am 21. Juni 1208 — die Hoch-
zeitfeier einer Nichte begangen hatte, trifft
Philipp mit nur wenigen Getreuen in
einem stillen Zimmer seiner Pfalz, stößt
ihm den tödtlichen Stahl in die Brust und
entweicht aus schon bereit gehaltenen Rossen.
Aber der Kaisermörder wird geächtet und
für vogelfrei erklärt. Des Kaisers Mar-
schall, Heinrich Calatin der Pappenheimer,
trifft ihn in der Gegend von Abbach und
tobtet ihn nach hartnäckiger Gegenwehr mit
vielen Wunden. Des Gemordeten Güter
erbte der bayerische Herzog Ludwig der
Kelheimer. So sehr verabscheute dieser
Otto's Rachethat, daß er, um die Erin-
nerung an dieselbe wo möglich zu verwi-
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Berchtold Gisela Stephan Bruno Otto Peter_überließ Burg Wittelsbach Martin Ludwig_I. Otto's_I. Ludwig Ludwig Otto Philipp_von
Schwaben Philipp Philipp Philipp Heinrich_Calatin Heinrich Ludwig Ludwig
330
Iii. Geschichtsbilder.
hinreichend Brod wirst verdienen kön-
nen."
Christoph Schmid war höchst bestürzt;
er hatte durchaus keine Neigung, ein ge-
wöhnlicher Schreiber zu werden und ver-
langte sehnlich, fortstudiren zu dürfen.
Aber da er keine Aussicht dazu hatte,
schrieb er den Sachverhalt seinem Jugend-
freunde Brentano in Dillingen, der unter
allen Mitschülern stets das meiste Wohl-
wollen gegen ihn bewiesen hatte. Zu-
gleich empfahl er seine Angelegenheit
dem lieben Gott und flehte herzlich zu
ihm, er wolle Alles so leiten, wie es
am besten sei. Und siehe, Gott half.
Sogleich mit umgehender Post kam ein
Brief seines Freundes, des Inhalts,
Christoph Schmid solle auf der Stelle
nach Dillingen kommen, allwo er bei
dem Geheimrath v. Weber eine ehren-
volle Stelle als Hauslehrer fände, die
ihm nicht nur Unterhalt, sondern auch
hinreichende Zeit zum Studiren gewähre.
Wer war froher als Christoph! Seine
Mutter gab gerne ihre Einwilligung und
so pilgerte der mit neuer Hoffnung er-
füllte Sohn, obwohl bereits große Kälte
herrschte, zu Fuß nach Dillingen. Da
erfuhr er, daß die Hauslehrerstelle ur-
sprünglich für seinen Freund Brentano
bestimmt gewesen war, daß dieser aber
darauf verzichtet und Christoph Schmid
für dieselbe empfohlen hatte. Zwei Jahre
brachte Christoph Schmid in diesem Hause
zu, mit größter Gewissenhaftigkeit seinem
Unterrichte und seinen Studien obliegend.
Nun entschloß er sich, in's Clerikal-
Seminar zu Dillingen zu treten, da
sein stiller, frommer Sinn ihn zum geist-
lichen Stande hinzog. Hier gewann er
einen väterlichen Freund, den nach-
mals so berühmt gewordenen Michael
Sailer, der auf seine Geistesrichtung und
seine Lebensschicksale den entschiedensten
Einfluß hatte. Nach erlangter Priester-
weihe übernahm Christoph Schmid zuerst
einige Kaplaneien und dann das Schul-
beneficium zu Thannhausen. Hier ent-
faltete er eine höchst ersprießliche Thätig-
keit. Seine ganze Sorge widmete er
dem Unterrichte der Jugend und seine
Schule konnte mit Recht eine Muster-
schule genannt werden. Wie er Liebe
lehrte, so übte er sie auch aus, indem
er, Rather und Helfer in allen Ange-
legenheiten seiner Pfarrangehörigen, von
seinem geringen Einkommen Arme und
Dürftige nach Kräften unterstützte und
selbst aus seiner Küche den Kranken und
Nothleidenden Speise spendete.
Zu Thannhausen war es auch, wo
sich die ersten Blüthen seiner schrift-
stellerischen Thätigkeit entwickelten. Zu-
erst schrieb er seine „biblische Geschichte",
dann folgte „der erste Unterricht von
Gott"; hiernach die erste seiner meister-
haften Erzählungen: „die Ostereier",
sodann „Genovefa" u. a. m. Diese Er-
zählungen schrieb der Jugendfreund zu-
nächst für seine Schüler, denen er sie
an Sonntagnachmittagen vorlas.
Mit ungemeiner Spannung erwartete
die Jugend diese Stunde und mit größter
Aufmerksamkeit folgte sie dem Vortrage
des Verfassers. Nicht selten war die
Rührung so groß, daß Thränen flössen
und ein lautes Schluchzen entstand. Von
dem unbedeutenden Dörfchen aus fanden
diese Erzählungen den Weg durch die
ganze Welt, und sie sind in die Sprachen
aller gebildeten Völker übersetzt worden.
Um seine liebe Schule nicht verlassen
zu müssen, schlug Christoph Schmid einen
Ruf als Professor nach Dillingen aus,
entschloß sich aber doch, später seine
Stelle mit einer andern, und zwar mit
der Pfarrei Oberstadion in Württem-
berg, zu vertauschen, wo er der Schule
gleichfalls fortwährend eifrige Sorge zu-
wendete. Mehrere ehrenvolle Posten wur-
den ihm angetragen: eine Professur an der
Universität Tübingen, das Direktorium
des geistlichen Seminars zu Rottenburg
und eine Anstellung im Fürstenthum
Sigmaringen. Er lehnte sie ab.
Als jedoch König Ludwig I. von
Bayern auf Sailers Antrag ihn nach
Augsburg in das Domkapitel berief,
folgte er dem Rufe und trat am 21.
Mai 1827 in den Chor ein. Auch in
diesem neuen Wirkungskreise setzte er
seine Thätigkeit für die Schule fort, und
arbeitete fleißig an weiteren Jugend-
schriften, deren er im Ganzen 45 ver-
öffentlichte.
Ein Freudentag für den ehrwürdigen
Mann war die Feier seines 50 jährigen
Priesterjubiläums, welche er auf Wunsch
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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71
von Brabant, mit welcher er erst seit 2 Jahren
vermählt war, ließ er, weil er aus einem aufgefan-
genen Briefe, dessen Ausdrücke er mißverstand, die
Unschuldige im Verdacht der Untreue hatte, im
I. 1256 zu Donauwörth enthaupten. Als er
bald nachher von der Unschuld der geliebten Gemah-
lin sich überzeugte, da ergriff ihn so tiefer Gram,
daß er schon im 27ten Jahre seines Lebens grau
wurde; durch Stiftung des Klosters Fürstenfeld
und eine Wallfahrt nach dem gelobten Lande, suchte
er seinem Herzen die verlorene Ruhe wieder zu ge-
den. Sein späteres Leben war frey von allen Spu-
ren wilder Leidenschaftlichkeit; er zeigte sich auch in
den bald nachher ausbrechenden Zwistigkeiten mit sei-
nem Bruder, beständig als der edler gesinnte, Be-
sonnenere von beyden.
Während die beyden Brüder im I. 1257 zur
Wahl des Königes Richard an den Rhein gezogen
waren, fiel der König Ottokar von Böhmen
mit Heeresmacht in Niederbayern ein. Die Herzoge,
mit vereinter Macht, schlugen ihn aus dem Lande;
bey seinem Zurückzug über Mühldorf brach die dor-
tige Brücke, viele von Ottokars Leuten ertranken im
Wasser, andere kamen durchs Schwert um. Dennoch
wiederholte Ottokar seinen Angriff auf Niederbayern
im I. 1266.
Es war in Bayern, wie damals überall in
Deutschland, eine Zeit schwerer Kämpfe und großer
Unruhen. Dennoch erwuchsen, mitten unter diesen
Stürmen, Werke des Geistes, welche nur im tiefe-
sten innren Frieden gedeihen können. Namentlich
lebte um diese Zeit Albert der Große, geb. zu
Lauingen 1193, gest. 1280, Bischof von Regens-
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101
gethan und gesorgt, als er schon im 51. Jahr seines
Alters, am 24. Oktober 1579 starb.
Sein Sohn Wilhelm V., ein Herr von from-
mem, ernstem Sinne, demüthig und leutselig, pflegte
freygebig wie sein Vater, der Künste, und suchte
nach bestem Wissen alles Gute zu fördern. Seine
vortreffliche Hofkapelle, unter Orlando di Lasso, ge-
währte ihm die liebste Belustigung; Künstler aller
Art erfreuten.sich seiner Unterstützung und Aufmunte-
rung. Unter seiner Leitung waren alle Künste in
den Dienst der Religion getreten, namentlich ließ er
durch die von ihm besoldeten Maler viele Kirchen
mit Altargemälden und andren Kunstwerken aus-
schmücken. In München ließ er von 1582 bis
1597 die prachtvolle Michaeliskirche nebst dem zu-ihr
gehörigen großen Jesuitencollegium erbauen. Außer
diesem errichtete er zur Pflege für Arme und Kranke
in seiner Hauptstadt München das herzogliche Spital,
stiftete ein Krankenhaus so wie ein Waisenhaus, und
bey St. Rochus eine Herberge für arme Pilgrime.
Täglich bewirthete er 12 der ärmsten Leute aus der
Stadt oder Umgegend an seiner Tafel, versorgte je-
des Jahr 72 Arme mit Kleidern; alle Hülfsbedürf-
tigen erhielten von seinem Hofe Arzneyen und Le-
bensmittel. Seinem jüngeren Bruder Ferdinand
verwehrte er es nicht, daß derselbe seiner Neigung
folgend, sich mit Maria Pettenpeck, einer Rent-
meisterstochter zu Haag, vermählte. Die Nachkom-
men aus dieser Ehe sind als Grafen von Warten-
berg in Bayern in Ehren gestanden, bis der letzte
ihres Geschlechtes, der junge Graf Maximilian,
im I. 1736 auf der Ritterschule zu Ettal an einem
Pfirsichkern erstickte.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_V. Wilhelm_V. Orlando_di_Lasso Rochus Ferdinand Ferdinand Maria_Pettenpeck Maria Maximilian Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: München Bayern Ritterschule Ettal
126
sie heraus zu finden. Sein geheimes Ralhscollegium,
dessen Sitzungen er immer selbst beywohnte, sein
Hofraths-, Kriegs- und Geistliches-Rathscollegium
waren mit tüchtigen Männern besetzt. Ein bleiben-
des Verdienst um seine Wissenschaft, wie durch diese
um sein Vaterland erwarb sich der große Rechtsge-
lehrte Aloys von Kreitmayr durch den Entwurf
seiner meisterhaften, von tiefer Einsicht in das we-
sentlichste Bedürfniß des Volkes zeugenden Gesetzbü-
cher. Damit das bedürftige Volk den Händen der
Wucherer nicht Preis gegeben werde, errichtete der
Churfürst in München ein Leihhaus. In einer gleich
wohlthätigen Absicht hatte er eine chirurgische Schu-
le, ein Sanitätscollegium, so wie den Orden der
barmherzigen Brüder und Schwestern begründet,
welche alle ihre Kräfte dem Dienste der Kranken und
Nothleidenden widmeten. Alljährlich gab er 40,000 si.
aus seinen nicht sehr überflüssigen Mitteln zur Un-
terstützung für Hausarme hin; mehrere Hunderte von
Studierenden erhielten wöchentlich aus der Hofpfi-
sterey ihr Brod; bey der großen Theurung in den Jah-
ren 1770 —1771 that er, zur Linderung der Hungers-
noth fast über seine Kräfte. Uebrigens wurde das dama-
lige Elend in seinen Folgen ein wohlthätiger Sporn
für bessere Benützung der großen Naturkräfte des
Landes. Aber nicht nur das leibliche Wohl, mehr
noch das geistige seiner Unterthanen lag ihm an. Für
diese wohlthätigen Bestrebungen hatte ihm Gott ein
ausgezeichnet begabtes Werkzeug an dem Benedicti-
ner Heinrich Braun gegeben, welcher, ein Mann
von wahrhaft gelehrter Bildung, hiebey die Gabe
besaß, auch auf das Bedürfniß der niedrigsten Volks-
schulen einzugehen, was er durch gute Lehrbücher
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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Extrahierte Personennamen: Aloys_von_Kreitmayr Heinrich_Braun Heinrich
134
sein schönes Znnviertel abtreten, blieb aber übrigens
in seinen Rechten ungekränkt; auch andere Anfodcr-
ungen von außen her wurden unter erträglichen Be-
dingungen beygelegt. Dieses Alles wurde festgesetzt
in dem Frieden zuteschen, der am 13. May 1779
dem sogenannten einjährigen Krieg ein Ende machte.
Die Friedensjahre, welche hierauf folgten, wendete der
Churfürst Karl Theodor zu manchem löblichen Un-
ternehmen für Landbau und Gewerbe an. Die Haupt-
stadt München erhielt durch ihn mehrere Verschöne-
rungen , namentlich den englischen Garten, die An-
lage der Vorstadt Schönfeld, dann das Karlsthor
mit seinen Nebengebäuden. Die Hofkapelle wie das
Theater wurden mit tüchtigen Leuten besetzt, die Ge-
mäldegallerie in München, durch einen Theil der
Schleißheimer Sammlung begründet, auch die Hof-
bibliothek und das Münzkabinet, das unter Ignatz
Streber's Anordnung stund, sehr vermehrt. Zn
der Akademie der Wissenschaften so wie an der Uni-
versität Ingolstadt zeigte sich ein reges Streben;
Bayern hatte damals in allen Gebieten der Wissen-
schaft bedeutende Männer, unter denen viele noch in
der ersten Blüthe der Jugend, Andre in voller Manns-
krast dastunden. Wir nennen unter ihnen nur den
hochverdienten vaterländischen Geschichtsforscher We-
stenrieder, den berühmten Naturforscher P. Schrank,
Fr. v.baader, Flurl, v. Bergmann, Sutner,
Feßmayer. Diese Erscheinungen waren um so er-
freulicher, da sie aus dem Geist der Nation selber
Hervorgiengen. Denn für den Aufschwung der Wis-
senschaften erschien dicß als kein begünstigender Um-
stand, daß Karl Theodor den Gymnasien und Ly-
ceen jenen Fond wieder nahm, den sie unter Max
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_Theodor Karl P._Schrank Bergmann Karl_Theodor Karl
105
sich fort. An dem südwestlichen Rande von Böh-
men zieht sich der Böhmerwald mit dem 4,540
Fuß hohen Arber und 4,430 Fuß hohem Rachel,
an der Gränze von Bayern hin, am südöstlichen
Rande das mährische Gebirg. Außer diesen nen-
nen wir nur noch in Deutschland und in seinen
Nachbarländern den Harz, Schwarzwald, Jura,
die Ardennen an der Maas, Vogesen am linken
Ufer des Oberrheins, die Sevennen im Westen
der Rhone.
Im nördlichen Europa finden sich in Rußland das
niedrige Molch vnskische Waldgebirge, in Nor-
wegen die Kiölen, welche am Nordcap die nörd-
lichste Gränze unsres Weltthciles berühren, dann die
Longfieldberge; in Schottland das Grampian-
geb irge und das schottische Hochland; in England die
Berge in Cornwallis mit dem Vorgebirg Landsend,
das Walcsgcbirge und das Peakgebirge.
Gebirgszüge von Amerika.
H. 72. In Amerika zieht sich die hohe Ge-
birgskette der Cordilleren oder der Anden am west-
lichen Rande der südlichen Hälfte des Welttheiles,
längs den Küsten des großen Ozeans in der Rich-
tung von Süd nach Nord, von der Südspitze bis
zur Landenge von Panama hinauf. Diese Haupt-
gebirgskette enthält sehr viele Vulkane. Ihr höchster
Gipfel scheint der Nevada de Sorata in Peru
westwärts vom Titikakasee zu seyn, dessen Höhe
23,600 Fuß beträgt. Der Chimborasso in Quito
erhebt sich 20,000 Fuß hoch.
Ein Seitenzweig der Andeskctte verläuft jenseits
des Magdalenenstromes ostwärts längs der Küste des
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt]]
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Extrahierte Personennamen: Rachel
Extrahierte Ortsnamen: Böhmerwald Bayern Deutschland Schwarzwald Europa Nor- Nordcap Schottland England Cornwallis Amerika Amerika Nord Panama Peru Quito
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berbcrgwerke, Campeche, so wie Yucatan auf der Halb-
insel Yucatan; Loreto auf der Halbinsel Califocnien.
Die vereinigten Staaten des mittleren Ame-
rikas, früher unter dem Namen Guatemala, eine
spanische Provinz, umfassen jenen schmalen Länder-
strich, welcher südostwärts von der Halbinsel Yucatan
liegt und setzen dann weiter durch die Landenge Pa-
nama bis zu den Gränzen der südamerikanischen Re-
publiken fort. Ihr Flächeninhalt zählt gegen 12,000
Qu.m. mit 2 Mill. Einw., welche ein Gemisch der
Völkerstämme von 3 Welttheilen sind. In Guate-
mala liegt der große See Nicaragua.
Städte: Nord-Guatemala mit 35,000 E.; St. Sal-
vador; Niccaragua am See gleichen Namens.
W e ft i n d i e n.
§. 156. Weftindien umfaßt die mittelamerika-
nischen Inselgruppen. Diese Inseln, welche zunächst
unter dem Namen der Antillen und Vahama-
Jnseln bekannt sind, liegen theils an dem Rande
des mexikanischen Meerbusens, zwischen den Halbin-
inseln Yucatan und Florida, theils umfassen sie den
caraibischen Meereskessel, indem sie von den eben ge-
nannten Halbinseln in bogenförmiger Richtung gegen
die Mündung des Orinoko hinlaufen. Ihr Flächen-
inhalt beträgt 4700 Qu.m., die Zahl der Bewoh-
ner 3 Mill., meist von europäischer oder afrikanischer
Abkunft, da die ursprünglich hier wohnenden Carai-
den bis auf wenige Reste verschwunden sind. Das
Klima ist heiß, der Boden meist sehr fruchtbar, so
daß von hier eine sehr große Menge von Colonial-
waaren, namentlich Zucker, Kaffee, Baumwolle, In-
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welche dasselbe durchsetzen, gemäßigt, denn hier (in
Ecuador) findet sich der Chimborassoberg, und das
hohe Thal Quito, in welchem eine fast beständige
Temperatur des Frühlinges herrscht. Der Magdalenen-
strom mit seinen Nebenflüssen durchzieht die Haupt-
theile des Landes und macht sie fruchtbar für den
Anbau der nutzbaren Gewächse aller verschiedncn Zo-
nen. Aus der Provinz Ecuador kommt auch nament-
lich die meiste und beste Chinarinde.
Städte sind in Venezuela: Caracas, Maracaibo,
Cumana, Varinas. In Ncngranada: Bogota in sehr
hoher Lage, Popayan, Cartagena, Panama auf der Land-
enge, welche Nord - und Südamerika verbindet. In
Ecuador: Quito mit 70,000 E.; Quayaquil, Loxa,
dem Hauptsammelplatz für die Chinarinde. Zu dieser Pro-
vinz gehören auch die kleinen Gallopagos oder Schild-
krötcninseln.
Peru ist gegen 20,000 Qu.m. groß und hat
l, 700,000 E. Auch diese haben eine republikanische
Verfassung angenommen; sie nähren sich vom Berg-
bau und vom Ertrag des zum Theil sehr ergiebigen
Bodens.
In der Republik Nordperu ist die Stadt Lima
m. 60,000 E. und Callao; in Südperu die Stadt
Cuzko, von welcher eine bewundernswürdige, 700 Stun-
den lange Strc.ße, welche zum Theil über 12,000 Fuß
hohe Gebirge gelegt war, bis nach Quito führte. Diese
Straße war ein Werk der alten eingebornen Herrscher
(Jnca's) von Peru.
Die Republik Chili, welche südwärts von Peru
liegt, ist reich, namentlich an Gold und Silber,
hat 7000 Qu.m. Flächenraum und 900,000 Einw.
Sie enthält die Städte St. Jago de Chili, Valpa-
raiso und Valdivia. Zn dem südlichsten Theile von
TM Hauptwörter (50): [T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit]]
Extrahierte Ortsnamen: Ecuador Chimborassoberg Quito Venezuela Caracas Maracaibo Cumana Ncngranada Bogota Cartagena Panama Ecuador Republik_Nordperu Lima Quito Peru Peru Valdivia