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1. Das Mittelalter - S. 95

1857 - Koblenz : Baedeker
95 Sigmund. Joh. Huß. ^ 3) Sigmund 1410 — 1437. Seme nächste Sorge war das schon seit 40 Jahren in der Kirche eingetretene Schisma zu heben. Nachdem nämlich die Päpste 70 I. in Avignon residirt hatten, wurde (seit 1378) während bei- nahe 40 I. sowohl von den Römern als von den französischen Car- dinälen zu Avignon ein Papst aufgestellt, und eine Kirchenversamm- lung zu Pisa (1409) hatte das Uebel nicht gehoben; denn da sie die beiden Päpste Gregor Xii. und Benedict Xiii. absetzte und Jo- hann Xxiii. als allein rechtmäßigen Papst wählte, jene beiden aber nicht resignirten, so hatte die Kirche nun gar drei Päpste. Deshalb wurde vom Kaiser und vom Papste Johann Xxiii. ein allgemeines Concilium nach Costnitz berufen 1414. Papst Johann dankte ab unter der Bedingung, daß die beiden andern Päpste gleichfalls entsagten, vielleicht in der Hoffnung, nach Erle- digung des päpstlichen Stuhles wegen seiner Willfährigkeit wieder erwählt zu werden; allein bald bereute er die Abdankung und floh aus Constanz nach Schaffhausen in der Absicht dadurch das Conci- lium aufzulösen. Dieses aber sprach die Superiorität einer allge- meinen Kirchenversammlung über den Papst aus und setzte Jo- hann Xxiii. ab. Gregor Xu. dankte nun freiwillig ab, und der Kaiser unternahm selbst eine Reise zu Benedict Xiii. nach Perpignan, um denselben ebenfalls zur Abdankung zu bewegen, doch dieser blieb bei der Behauptung, er sei der einzige wahre Papst, und da durch die Absetzung und Entlassung seiner Gegner auch das Schisma fac- tisch aufgehoben sei, so brauche man ihn nur überall anzuerkennen, um die Einheit der Kirche herzustellen. Nachdem auch dessen Ab- setzung durch das Concilium ausgesprochen worden, folgte Martin V. — Zugleich versuchte dieses Concilium die Ausrottung der Leh- ren des Johann Huß, welcher die vom Papste für ketzerisch er- klärten Grundsätze des Oxforder Theologen Johann Wycliff, trotz aller Verbote des Erzbischofes von Prag und des Papstes, in Böh- men verbreitete. Da Huß und sein Freund Hieronymus Faulfisch, der zuerst Wycliff's Schriften nach Prag gebracht hatte, auch einen vom Papste Johann Xxiii. verkündeten Ablaß bekämpften, die Ablaßbulle unter dem Galgen verbrennen ließen und die Ablaßpre- diger verspotteten und mißhandelten, so sprach der Papst den Bann über Huß und das Jnterdict über Prag aus. Huß wurde vor das Concilium geladen, und er erschien dort, nachdem ihn der Kaiser zu

2. Das Mittelalter - S. 96

1857 - Koblenz : Baedeker
96 Der Hussitenkrieg. seiner persönlichen Sicherheit mit einem Geleitsbriefe versehen hatte. Nachdem alle Versuche, ihn zum Widerruf seiner Lehren zu bewegen, gescheitert waren, erklärte das Concilium ihn als Ketzer und über- gab ihn zur Bestrafung dem Kaiser, welcher ihn gemäß einer Be- stimmung des Schwabenspiegels verbrennen ließ 1415. Hieronymus von Prag, der zur Vertheidigung seines Freundes ebenfalls nach Constanz gekommen war, widerrief Anfangs alle seine dem katholi- schen Glauben widersprechende Lehren, nahm aber den Widerruf zu- rück und starb ebenfalls den Feuertod. Während dieses Conciliums geschah 1417 auch die feierliche Be- lehnung des Burggrafen Friedrich Vi. von Nürnberg aus dem Y Hause Hohenzollern mit der Mark Brandenburg, in welcher Sigmund diesem schon einige Jahre vorher für mehrfache wesentliche Dienstleistungen die Statthalterschaft übertragen hatte. Der Hussitenkrieg 1419 — 1436. Als ein päpstlicher Legat in Böhmen erschien, um die Anhänger des Huß mit Hülfe des weltlichen Armes der Kirche wieder zu un- terwerfen, nahm sich Wenzel Anfangs der Hussiten oder Calixtiner (wie man sie nach dem von Jacob von Mies eingeführten Gebrauche des Kelches gewöhnlich benannte) an, und räumte ihnen in Prag Kirchen ein; bald aber schienen die Umtriebe ihrer Häupter, Niclas *von Hussinecz und Johann Ziska, ihm selbst gefährlich zu werden, und er suchte dieselben einzuschränken. Bei einer Prozesston der Hussiten durch Prag verlangten diese vom Magistrate die Freilassung einiger gefangenen Glaubensgenossen und stürzten nach einer abschlä- gigen Antwort die (11) Magistratspersonen aus den Fenstern des Rathhauses in die Spieße des wüthenden Pöbels. Nach Wenzel's Tode (1419) weigerten sich die Hussiten, Sig- mund, dem sie das Schicksal des I. Huß znschrieben, als König von Böhmen anzuerkennen, und Ziska suchte durch Volksversamm- lungen auf den Bergen Tabor, Horeb u. s. w. den Aufstand über ganz Böhmen zu verbreiten. Als Kaiser Sigmund (1420) selbst mit einem großen Heere vor Prag erschien, schlug Ziska mit seinen fanatisch begeisterten (mit Dreschstegeln und Feuerhaken bewaffneten) Taboriten den Sturm ab und besiegte den Kaiser zweimal, welcher sich nach Mähren zurückzog. Obwohl gänzlich erblindet, vertheidigte der siebenzigjährige Ziska Böhmen auch im folgenden Jahre (1421) gegen den Kaiser, dessen zweiter Kriegszug dahin (durch die Schlacht

3. Die neuere Zeit - S. 8

1855 - Koblenz : Baedeker
8 Anfang der Reformation. 5. Die Franzosen sich in Acadien (oder Neuschottland) und in Canada ausbreiteten. 8- 2. Die Kirchentrennung (Reformation). 1. In Deutschland. Die nächste Veranlassung zur großen Kirchentrennung in Deutsch- land gab der Mißbrauch, welchen der Dominikaner Johann Tetzel mit dem von Leo X. zur Bestreitung des prachtvollen Ausbaues der Peterskirche ausgeschriebenen Ablasse in der Nähe von Witten- berg trieb. Dies veranlaßte den vr. Martin Luther (geboren zu Eisleben 1483, Augustinermönch und Professor der Theologie an der neu gestifteten Universität Wittenberg) am 31. October 1517 an der Schloßkirche zu Wittenberg 95 Sätze (Theses) anzu- schlagen, vorzüglich gegen die unwürdige und übertriebene Anpreisung des Ablasses, und sich zu deren Vertheidiguug zu erbieten. Der Papst forderte ihn auf, sich (binnen 60 Tagen) in Rom zu verant- worten, gab aber auf die Verwendung des Kurfürsten Friedrich des Weisen von Sachsen und der Universität Wittenberg zu, daß die Sache in Deutschland, auf dem damals zu Augsburg versammelten Reichstage, durch einen päpstlichen Bevollmächtigten, den Cardinal Cajetan, beigelegt werde. Als aber dieser Luthern nicht zum unbe- dingten Widerrufe bewegen konnte und auch eine Disputation, welche vr. Eck, Professor der Theologie zu Ingolstadt, mit Luther zu Leip- zig hielt, keine Einigung herbeiführte, vielmehr Luther in seinen Schriften sich immer weiter von den Lehren der katholischen Kirche entfernte, so erschien auf Eck's Vorstellungen eine Bulle, welche 41 aus Luther's Schriften gezogene Sätze als ketzerisch verdammte und ihn mit dem Kirchenbanne bedrohte, wenn er nicht innerhalb 60 Tage widerrufen würde. Diese Bulle verbrannte Luther vor dem (Elster-) Thore zu Wittenberg (10. Dec. 1520), worauf er nebst seinen Anhängern nun wirklich mit dem Kirchenbanne belegt wurde. Als Karl V. seinen ersten Reichstag in Worms hielt 1521, wurde auch Luther unter Zusicherung sicheren Geleites dahin be- rufen, und als er sich weigerte, seine Lehre zu widerrufen, in die Reichsacht erklärt, dieses jedoch durch das sog. Wormser Edict erst bekannt gemacht, als er auf der Wartburg bei Eisenach angekommen war, wo er sich mit der deutschen Uebersetzung der Bibel beschäf-

4. Die neuere Zeit - S. 37

1855 - Koblenz : Baedeker
Abfall der 7 nördlichen Provinzen. 37 Acht erklärt und ihre Güter confiscirt, Egmond, Hoorn und viele andere Edelleute als Verschwörer zu Brüssel hiugerichtet. Der achtzigjährige Freiheitskrieg 1568 — 1648. Als Wilhelm von Oranien die Beschlagnahme seiner niederländischen Herr- schaften vernahm, rüstete er sich mit seinem Bruder Ludwig von Nassau zu einem Angriffe auf die Niederlande, doch Ludwig ward mit seinen ungeübten Truppen von Alba (an der Ems) geschlagen, Wilhelm bald nach seinem kühnen Uebergang über die Maas zum Rückzuge und durch Geldmangel zur Entlassung seines Heeres genöthigt. Alba eutfremdete dem Könige auch die noch treu gebliebeueu Niederläuder, als er ihr theuerstes Recht, das der Selbstbesteuerung, verletzte. Die Eiuführung einer neuen Steuer und das empörende Verfahren bei der Eintreibung derselben, dazu das Verbot des eng- lischen Handels, bewogen zunächst die Holländer zum Abfall. Sie schlossen sich an Oranien au, der nach einem glücklichen Angriffe der „Wassergeusen" von der Seeseite her auf einer Versammlung der freien Staaten von Holland (zu Dortrecht) als allein recht- mäßiger königlicher Statthalter von Holland anerkannt wurde (1572). Alba bat nun selbst um seine Entlassung (1573). Nach der kurzen Verwaltung seiner beiden gemäßigteren Nach- folger Requesens und Don Juan d'austria erhielt der Sohn Margarethens, der ehemaligen Statthalterin der Niederlande, der kluge, kriegserfahrene Alexander Farnese von Parma die Statthalterschaft (1578—1592). Dieser entwarf einen ganz andern Plan, als seine Vorgänger. Die Neligionsverhältnisse sollten wieder auf den Zustand, wie unter Karl V. zurückgeführt, aber alle poli- tische Freiheiten und Vorrechte, welche die Niederländer zu fordern berechtigt waren, hergestellt werden. Dadurch gewann er sogleich die fast ganz katholischen südlichen Provinzen, während die sieben nördlichen Provinzen: Holland, Seeland, Utrecht, Geldern, Gröningen, Friesland und Overyssel, in denen überall die Refor- mation eingeführt und befestigt war, in der Utrechter Union 1579, sich als ein unzertrennliches Ganzes zu wechselseitigem Schutz vereinigten, die förmliche Absetzung Philipp's ausspracheu (1581) und eben im Begriffe waren, dem geächteten Prinzen Wilhelm von Oranien die erbliche Grafenwürde über die Niederlande zu über- tragen, als dieser durch Meuchelmord fiel (in Delft) 1584. Sein

5. Die neuere Zeit - S. 8

1882 - Leipzig : Baedeker
8 Die Kirchentrennung. Reichstag in Worms. . 3. 3. Die Kirchentrennung (Reformation). 1. In Deutschland. Die nchste Veranlassung zu der groen Kirchentrennung in Deutschland gab der Dominikaner Johann Tetzel als Verkndiger des vom Papste Leo X. zur Vollendung der Peterskirche ansge-schnebenen Ablasses. Gegen ihn trat Dr. Martin Luther auf. Dieser war geboren zu Eislebeu im I. 1483 und wirkte zuerst als Augustmermnch in Erfurt, dann als Professor der Theologie an der Universitt Wittenberg. Er schlug am 31. Okt. 1517 an der Schlokirche zu Wittenberg 95 Stze oder Thesen an, welche die kirchliche Lehre vom Abla behandelten, um seine abweichende Auf-fafsung einzelner Teile dieser Lehre, nach der Sitte der Zeit, in einer ffentlichen Disputation zu verteidigen. Der Papst forderte ihn auf, sich wegen einiger Stze in Rom zu verantworten, gab aber auf die Verwendung des Kurfrsten Friedrich des Weisen von Sachsen und der Universitt Wittenberg zu, da der Streit auf dem damals zu Augsburg versammelten Reichstage durch einen ppstlichen Be-vollmchtigen, den Kardinal Kajetan, beigelegt werde. Dieser konnte jedoch Luther nicht zum unbedingten Widerrufe bewegen; eine Dis-putation, welche Dr. Eck, Professor der Theologie zu Ingolstadt, mit Luther zu Leipzig hielt, fhrte keine Einigung herbei, vielmehr entfernte sich Luther in seinen, zum Teil in deutscher Sprache ab-gefaten Schriften immer weiter von den Lehren der katholischen Kirche. Daher erschien auf Ecks Vorstellungen eine ppstliche Bulle, welche Luthers Haupt-Lehrftze als ketzerisch verurteilte und ihn mit dem Kirchenbanne bedrohte, wenn er nicht innerhalb 60 Tagen widerrufe. Diese Bulle verbrannte Luther ffentlich vor dem Elster-thore zu Wittenberg am 10. Dez. 1520, worauf er nebst seinen Anhngern mit dem Kirchenbanne belegt wurde. Als Karl V., der im I. 1519 seinem Grovater Maximilian I. als deutscher Kaiser gefolgt war, im I. 1521 seinen ersten Reichstag in Worms hielt, wurde auch Luther unter Verheiung sichern Geleites dahin oeschieden. Da er die Widerrufung seiner Lehre verweigerte, entlie ihn der Kaiser; Luther fand Schutz auf der Wartburg bei Eisenach, wo er sich mit der deutschen bersetzung der Bibel beschftigte und gegen die inzwischen erfolgte chtung gesichert war. Seine von Philipp Melanchthon und anderen Gelehrten verteidigte Lehre kam

6. Die neuere Zeit - S. 23

1882 - Leipzig : Baedeker
Matthias. Der dreiigjhrige Krieg. . 4. 23 Ein Versuch Rudolfs, seinem Bruder Matthias die abgetretenen Lnder wieder zu entreien, veranlate diesen, sich auch als König von Bhmen in Prag krnen zu lassen. 6. Matthias, reg. 16121619. Da sowohl Matthias wie seine Brder kinderlos waren, mute die seit Ferdinands I. Tode zersplitterte Habsburgische Hausmacht spter an seinen Vetter Ferdinand, Herzog von Steiermark, Krnten und Kram, fallen. Nun entsagten die Brder des Matthias schon jetzt ihren Rechten auf die Erbfolge, und so wurde Herzog Ferdinand König von Bhmen und von Ungarn. Der dreiigjhrige Krieg, 16181648. A. Bhmisch-Pflzischer Krieg, 16181624. Obgleich in Rudolfs Ii. Majesttsbriefe die Erbauung prote-stautischer Kirchen nur den drei weltlichen Stnden in Bhmen bewilligt worden war, machten doch auch protestantische Unterthanen geistlicher Stnde diese Befugnis fr sich geltend und erbauten sowohl in der zum Erzbistum Prag gehrigen Stadt Klostergrab wie in der dem Abt von Braunau untergebenen Stadt Braunau eine Kirche. Die letztere wurde geschlossen, die erstere niedergerissen, die Beschwerden der Erbauer fanden kein Gehr. Die Erbitterung stieg, als Matthias die Verwaltung von Bhmen 10 Statthaltern bertrug, von denen 7 katholisch waren, und sich das Gercht ver-breitete, ein kaiserlicher Befehl, welcher mit Untersuchung und Strafe drohte, sei von den Statthaltern geflscht worden. Diese wurden deshalb von Abgeordneten der bhmischen Stnde, unter Anfhrung des Grafen Matthias von Thuru, zu Rede gestellt und zwei der-selben nebst einem Geheimschreiber aus den Fenstern der kaiserlichen Burg zu Prag geworfen, ohne jedoch umzukommen. Die Aufrhrer bemchtigten sich der Regierungsgewalt, die sie 30 Direktoren bertrugen, warben ein Heer und ernannten Matthias von Thurn und den Grafen Ernst von Mansfeld zu Feldherren, welche die kaiserlichen Truppen zurckschlugen. Als der Kaiser bald darauf starb, rckte Graf Thurn vor Wien und bedrohte den König Ferdinand in seiner Burg, zog sich aber auf die Nachricht von einer gnzlichen Niederlage, welche Mansfeld bei Budweis erlitten hatte, nach Bhmen zurck. Nun reiste Ferdinand nach Frankfurt zur Kaiserwahl, wurde dort, ungeachtet des Widerspruches der bhmischen und kurpflzischen Gesandten, gewhlt und folgte seinem Onkel als

7. Das Mittelalter - S. 99

1879 - Leipzig : Baedeker
Der Husitenkrieg. .37. 99 denselben ebenfalls zur Abdankung zu bewegen. Doch dieser blieb bei der Behauptung, er sei der einzige wahre Papst; da durch die Absetzung und Entsagung seiner Gegner das Schisma aufgehoben sei, brauche man ihn nur berall anzuerkennen, um die Einheit der Kirche herzustellen. Nachdem auch dessen Absetzung durch das Concil ausgesprochen worden war, folgte die Erhebung Martin's V. Zugleich versuchte das Concil die Ausrottung der Lehren des Johann Hus, welcher die vom Papste fr ketzerisch erklrten Grundstze des Oxforder Theologen Johann Wiclif, trotz aller Verbote des Erzbischofs von Prag und des Papstes, in Bhmen verbreitete. Hus wurde vor das Concil geladen und erschien dort, nachdem ihn der Kaiser zu seiner persnlichen Sicherheit mit einem Geleitsbriese versehen hatte. Da alle Versuche, Hus in Constanz zum Widerruf seiner Lehren zu bewegen, scheiterten, erklrte das Concil ihn als Ketzer und bergab ihn zur Bestrafung dem Kaiser, welcher ihn gem einer Bestimmung des schwbischen Gesetzbuches im I. 1415 verbrennen lie. Sein Freund Hieronymus von Prag, der ebenfalls nach Constanz gekommen war, widerrief anfangs alle husitischen, dem katholischen Glauben widersprechen-den Lehren, nahm aber den Widerruf zurck und starb im folgenden Jahre ebenfalls den Feuertod. Whrend dieses Concils bertrug der König dem Burggrafen Friedrich Vi. von Nrnberg aus dem Hause Hohenzollern, der die Wahl Sigmuud's zum Könige eifrig betrieben hatte, die Mark Brandenburg mit der Kurwrde, im I. 1415. Der Husitenkrieg, 14191436. Nach Wenzel's Tode (1419) weigerten sich die Husiteu, Sigmund als König von Bhmen anzuerkennen, und ihr Anfhrer Ziska suchte durch Versammlungen des Landvolkes, welche auf Hgeln, Tabor", stattfanden, den Aufstand der ganz Bhmen zu verbreiten. Als Sigmuud im I. 1420 selbst mit einem groen Heere Prag belagerte, schlge Ziska's mit Dreschflegeln und Feuerhaken bewaffnete Taboriten" den Sturm ab. Obwohl gnzlich erblindet, ver-theidigte der siebzigjhrige Ziska Bhmen auch im folgenden Jahre gegen Sigmund, dessen zweiter bhmischer Feldzug durch die Schlacht bei Deutsch-Brod im I. 1422 fast noch schimpflicher endete, als der erste. Als Ziska Alle seinen Befehlen unterordnen wollte, entzweiten sich die Prager und der bhmische Adel mit ihm und den Taboriten. Diese trennten sich nach Ziska's Tode (1424) in zwei Parteien: die Mehrzahl whlte Ziska's 7*

8. Weltgeschichte in Lebensbildern für Mittelschulen, höhere Mädchenschulen und verwandte Anstalten - S. 185

1897 - Leipzig : Baedeker
— 185 — schwiegen. Als diese aber fortfuhren mit ihren Angriffen, trat Luther auch wieder aus den Kampfplatz und griff nun nicht bloß den Ablaß, sondern auch andere Lehren der katholischen Kirche an. Er erklärte: „Nicht der Papst in Rom, sondern Jesus Christus allein ist das Haupt der Christenheit"; denn in der heiligen Schrift heißt es: „Einer ist euer Meister, Christus, ihr aber seid alle Brüder." Da that ihn der Papst in den Bann. Luther aber zog mit einer großen Schar von Studenten und Universitätslehrern vors Thor von Wittenberg und wars vor einer großen Menge Volkes den päpstlichen Bannbrief in's Feuer. Hiermit hatte er sich vom Papste völlig losgesagt. 3. Luther auf dem Reichstage zu Worms. (1521.) Bald darauf hielt der Kaiser Karl V. einen glänzenden Reichstag in der Stadt Worms. Luther wurde vorgeladen, um sich vor Kaiser und Reich zu verantworten. Ein kaiserlicher Herold brachte einen kaiserlichen Geleitsbries nach Wittenberg. Luthers Freunde warnten ihn; es könne ihm ergehen wie früher Johann Huß, den man trotz des versprochenen kaiserlichen Schutzes verbrannt hatte (1415 auf dem Concil zu Konstanz). Er aber sprach: „Und wenn so viele Tensel in Worms wären, wie Ziegel aus deu Dächern, so wollte ich dennoch hinein." Bei seiner Ankunft in Worms regte sich die ganze Stadt. Jeder wollte den mutigen Mönch sehen. Als er am nächsten Tage vor die Reichsversammlung geführt wurde, klopfte ihm der alte Feldhauptmann Georg v. Frundsberg, der vor der offenen Saalthüre stand, freundlich auf die Schulter und sprach: „Mönchlein, Mönchlein! Du gehst jetzt einen schlimmen Gang, desgleichen ich und mancher Oberst in der allerernstesten Schlachtordnung nicht gethan haben. Bist Du aber Deiner Sache gewiß, so fahre in Gottes Namen fort und fei getrost, er wird Dich nicht verlassen!" In der Reichsversammlung fragte man ihn, ob er die Lehren, welche er in seinen Schriften verkündet habe, widerrufen wolle. Da verteidigte er sich in einer zweistündigen Rede; und als man ihm bemerkte, der Kaiser verlange eine runde Erklärung, ob er widerrufen wolle oder nicht, erwiderte er: „Weil Kaiserliche Majestät eine schlichte, richtige Antwort von mir begehren, so will ich eine geben, die weder Hörner, noch Zähne (keine Klauseln und Umschweife) haben foll, nämlich also: „Es sei denn, daß ich mit den Worten der heiligen Schrift oder mit hellen, klaren Gründen überwunden werde, sonst kann und will ich nicht widerrufen, weil es weder sicher noch geraten ist, etwas wider das Gewissen zu thun. Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir! Amen!" Über diese kühne Rede freuten sich Luthers Anhänger von Herzen; seine Gegner aber fühlten sich so verletzt, daß sie in den Kaiser drangen, er möge dem hartnäckigen Ketzer das Geleit nicht halten. Doch Karl erklärte: „Und wenn in der ganzen Welt keine Treue zu finden wäre, so muß sie doch beim deutschen Kaiser sein." So konnte Luther unter kaiserlichem Schutze von Worms abreisen. Persönlich war der Kaiser gar nicht wohl gesinnt gegen Luther. Streng verbot er die Ausbreitung der Lehre und

9. Weltgeschichte in Lebensbildern für Mittelschulen, höhere Mädchenschulen und verwandte Anstalten - S. 154

1897 - Leipzig : Baedeker
— 154 — verlangte von Huß Widerrufung seiner Lehre, sonst würde er lebendig verbrannt werden. Huß entgegnete: „Wenn man mir aus der heiligen ©christ nachweist, daß ich geirrt habe, dann will ich widerrufen; wo nicht, werde ich meinem Glauben treu bleiben bis in den Tod." Übrigens habe der Kaiser ihm freies Geleit für die Rückkehr zugesichert und er denke. Kaiserliche Majestät werde ihr Wort halten. Da errötete Sigismund vor Scham, denn er hatte den Ketzer schon seinen Feinden preisgegeben, und das Concil verdammte Huß zum Feuertode. c) Huß aus dem Scheiterhaufen. Unter Flüchen und Verwünschungen wurde ihm als einem verdammten Judas sein priester-liches Ornat abgerissen und ihm dann eine papierne, mit Teuselu bemalte Mütze ausgesetzt, indem man ihm zurief: „Wir übergeben nun deine Seele den höllischen Teufeln!" Er aber sprach ruhig: „Und ich empfehle sie unserm Herrn Jesus Christus, meinem Erlöser." Dann führte man ihn nach einer Insel im Rhein, wo ein großer Scheiterhaufen errichtet war. Als er denselben erblickte, fiel er auf feine Kniee und betete laut zu Gott, daß er feiner Seele gnädig fein möchte. Das umstehende Volk verwunderte sich, daß ein Ketzer so inbrünstig beten könne. Heiter und ohne Zagen bestieg er den Holzstoß. Als man ihm um den Hals eine alte rostige Kette band, weil er einer bessern nicht wert wäre, sagte er: „Mein Heiland hat noch viel größere Schmach erduldet, warum sollte ich mich einer alten rostigen Kette schämen?" Noch einmal wurde ihm Gnade angeboten, wenn er von seinen Irrtümern abstehen wolle. Er aber rief vom Scheiterhaufen herunter: „Ich will die Wahrheit meiner Lehre mit dem Tode besiegeln." Da wurde der Holzstoß angezündet. Mächtige Feuer-, Rauch; und Dampsmassen erhoben sich aus dem beigelegten Stroh und Reisig. Laut betete Huß: „Herr Jesu Christe, erbarme dich meiner!" Bald trieb der Wind ihm die Lohe ins Gesicht, und er erstickte in Rauch und Feuer. Seine Asche wurde in den Rhein gestreut. Im nächsten Jahre erlitt auch fein Freund Hieronymus auf der- selben Stelle und mit gleichem Mute den Feuertod. d) Hussitenkriege. 1420—36. Die Verurteilung dieser beiden Männer brachte unter den Böhmen eine gewaltige Aufregung hervor. Sie wollten nichts mehr wissen von einem Kaiser, der fein Wort gebrochen hatte, und wollten mit Gewalt die Lehre des Huß verteidigen. Große Scharen strömten zusammen, bewaffnet mit Sensen, Keulen und Dreschflegeln; an der Spitze standen Geistliche mit Fahnen, die ein Kelch zierte. Der Hauptanführer war ein einäugiger Ritter namens Ziska, der feine Scharen von Sieg zu Sieg führte. Kirchen und Klöster wurden geplündert, katholische Geistliche und Mönche erschlagen, Burgen und Städte verbrannt. Und nicht nur in Böhmen hausten sie in so furchtbarer Weise, sondern als der Kaiser Heere gegen sie aufstellte, um sie gewaltsam zu unterdrücken, drangen sie plündernd und verheerend auch in die Nachbarländer ein, in Österreich, Sachsen und Brandenburg, und schlugen die kaiserlichen Heere. Obwohl Ziska

10. Weltgeschichte in Lebensbildern für Mittelschulen, höhere Mädchenschulen und verwandte Anstalten - S. 193

1897 - Leipzig : Baedeker
— 193 — erhob sich Moritz von Sachsen, der bisher zu ihm gehalten hatte, gegen den Kaiser. Einesteils war er ungehalten, daß man seinen Schwiegervater, den Landgrasen von Hessen, in Hast behielt, trotzdem der Kaiser ihm persönliche Freiheit zugesichert hatte, andererseits fürchtete er, daß Karl seine Macht zur völligen Unterdrückung der Protestanten gebrauchen werde. Schnell rückte Moritz in Tyrol ein, wo der Kaiser in Innsbruck an der Gicht krank lag, und beinahe hätte er denselben gefangen genommen. Karl mußte bei Nacht und Nebel sich in einer Sänfte über die schneebedeckten Gebirge nach Italien tragen lassen, um nicht den Feinden in die Hände zu fallen. Nun war er zum Frieden geneigt. Die beiden gefangenen Fürsten wurden in Freiheit gesetzt, und es kam der Augsburger Religionsfriede zustande, durch welchen die Protestanten gleiche Rechte mit den Katholiken in Deutschland erhielten (1555). 3. Karls V. Tod. Infolge der durch Moritz erlittenen Demütigung wurde der Kaiser der Regierung überdrüssig. Da er auch körperlich leidend war, so faßte er den Entschluß, der Krone zu entsagen. Die Kaiserwürde überließ er feinem Bruder Ferdinand, die Herrschaft in Spanien und den Niederlanden übertrug er seinem Sohne Philipp. Er selbst zog sich in das Kloster St. Just in Spanien zurück. Hier verbrachte er seine Zeit mit Gebet, Gartenarbeiten und Uhrmachen. Einst versuchte er, zwei Uhren ganz gleichgehend zu machen; aber es gelang ihm nicht, bald ging die eine zu früh, bald ging die andere zu spät. Da rief er endlich aus: „Nicht einmal zwei Uhren, die meiner Hände Werk sind, kann ich zur völligen Übereinstimmung bringen, und ich Thor wähnte, so viele verschiedene Völker nach gleichem Gesetze regieren und zu einem Glauben bringen zu können!" Er starb zwei Jahre nach seiner Abdankung 1558. Kurz vor seinem Tode soll er sein eigenes Leichenbegängnis gefeiert haben. Kampf gegen die Reformation. 1. Die Ketzergerichte. Als die Reformation in allen Ländern so mächtig wurde, sah sich der Papst zu ernstlicher Gegenwehr genötigt. Er forderte die Fürsten auf, mit Feuer und Schwert gegen die Ketzer vorzugehen. In den romanischen Ländern, Italien, Frankreich und Spanien, wurden daher die Glaubens- oder Ketzergerichte (Inquisition), welche Papst Gregor Ix. schon im Jahre 1229 angeordnet hatte, nun wieder erneuert und wesentlich verschärft. Jeder, der in den Verdacht der Ketzerei kam, wurde vor das Gericht geladen. Da der Angeber nie genannt wurde, fo waren dem Neide und der Rache Thür und Thor geöffnet. Wer einen Gegner unschädlich machen wollte, brauchte ihn nur der Ketzerei zu bezichtigen. Leugnete der Angeklagte, daß er je in seiner Meinung von der Lehre der katholischen Kirche abgewichen sei, und konnte oder wollte man ihn nicht durch Zeugen überführen, Wvllschläger, Weltgeschichte. 13
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