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1. Physische und politische Erdkunde von Asien, Australien, Afrika, Die deutschen Kolonien - S. 36

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 36 — Im Osten des Tales Josaphat erhebt sich der Olberg. (Abb. 12.) Im Kidrontale selbst liegt ganz nahe der Garten Gethsemane mit seinen alten Ölbäumen, in dem wiederum verschiedene Stellen an die Leidensgeschichte des Heilandes gemahnen. — Jasa (Japho oder Joppe), der Hasen von Jerusalem, hat eine entzückende Lage und eine üppige südländische Vegetation (Deutsche). Beideortesind durch eine Bahn verbunden. — Etwa 7— 8 km südlich von Jerusalem erhebt sich Bethlehem (= Brothaus), wo über der Stelle (einer Grotte), an welcher Abb. 13. Bethlehem. Aus einem Führer der Hamburg-Ainerika-Linie. der Heiland geboren wurde, eine Kirche, die Geburtskirche, erbaut wurde. (Abb. 13.) Unweit der Stadt wird in einem lieblichen Tale mit grünen Eichen- und Terebinthenbäumen auch die Stelle angezeigt, wo die Engel den Hirten die Geburt des Herrn verkündeten. Südwärts von Bethlehem liegen noch Hebron (Patriarchen, heute etwa so groß wie Bethlehem, ca. 10000 Einw.) und Bersaba [£>üd= grenze Palästinas, auf der Nordgrenze, im Jordangebiet, Dan — östlich Cäsarea Philippi (Leben Jesu)]. Von Jerusalem führt westlich ein Weg nach Emmaus, nordöstlich ein solcher nach Jericho und Gilgal, beide am Bache Krith gelegen, der dem Jordan — nicht weit von dessen Mündnngs-

2. Physische und politische Erdkunde von Asien, Australien, Afrika, Die deutschen Kolonien - S. 37

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 37 — stelle in das Nordufer des Toten Meeres — zufließt. (Abb. 14.) Jericho war ehedem eine blühende Stadt und berühmt durch seine Palmen- gärten. Heute ist es ein ärmliches Dorf (Herodes). Von Jerusalem führt die Hauptstraße nordwärts nach Sichern, jetzt Nabulus genannt. Einst war es die Residenz Jerobeams. Heute besitzt es mehrere Moscheen. Die Zahl der Samariter, Juden und Christen ist unter den Bewohnern der Stadt der- schwindend klein. Ganz nahe erheben sich der Ebal und der Garizim. Abb. 14. Apostelbrunnen auf dem Wege nach Jericho. Aus einem Führer der Hamburg-Amerika-Linie. Nordwestlich von Sichem liegt Samaria, einst Sitz der Könige des Reiches Israel (der Baalsdienst und die Propheten). Weiter sührt der Weg über Jesreel (in der schon erwähnten srucht- baren Ebene gleichen Namens), Nain, am Fuße des Kleinen Hermon, und Nazareth zum naturschönen See Genezareth. Hier lagen einst an den westlichen Gestaden die blühenden Städte Tiberias und Kapernaum (häufiger Aufenthalt des Herrn, besonders im letzten Ab- schnitte seines Lebens — „seine Stadt"), heute ärmliche Flecken bzw. Trümmerhaufen, wie so viele Stätten des Heiligen Landes das „Gewesen" nur zu deutlich predigen.

3. Physische und politische Erdkunde von Asien, Australien, Afrika, Die deutschen Kolonien - S. 39

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 39 — trockenen Zeit (Mai bis Oktober — Mittelmeerklima!) zu unterscheiden. Die Temperatur zeigt große Gegensätze. Die Westseiten der Gebirge sind besser beregnet als die Ostseiten und die noch weiter landeinwärts liegenden Hochflächen (im Osten Wüstenklima). Die Weideflächen des Landes (Hochflächen, Abhänge der Berge — wenig saftiges Gras — vereinzelte Baumgruppen — Dornen und Disteln — in besser befeuchteten Gegenden auch Ölbäume, Zypressen, Feigenbäume u. a. m.) beleben Schase, Ziegen, Rinder, Kamele, Esel und Maultiere. In einigen Tiesländern (z. V.) aber, auch in einzelnen Küstenstrichen und Gebirgs- tälern gedeihen Weizen, Oliven, Datteln, Feigen, Wein, Aprikosen, Maulbeerbäume u. a. m. (Syrien und Palästina einst und jetzt!) Syrien ist heute türkisches Gebiet (Bevölkerung: Nachkommen der alten Syrer, Araber — Islam — in Palästina etwa 70000 Juden — sonst Türken, Armenier, Griechen, Deutsche u. a. — Das Arabische ist Landessprache. In Phönizien (Lage! Schilderung dieses alten Kulturstaates und seiner Bewohner) waren auch Tyrus (Sur) und Sidon (Saida) wichtige Hasenplätze. Beirut (120000 Einw.) ist heute noch der bedeutendste Hafen Syriens. Eine Bahn verbindet ihn mit Damaskus (am Rande der Wüste, reich bewässertes, fruchtbares Gebiet, 140000 Einw., die volkreichste Stadt der asiatischen Türkei — Karawanenstratzen — Ge- webe, Waffen u. a., Handel — Bahn nach Haifa). Von Damaskus erfolgt der Handel nach Europa auch über Äleppo (Haleb, 130000 Einw., herrliche Umgebung, Oliven- und Obsthaine, einer der wich- tigsten Handelsplätze des Orients — Nachweis!). Die einstige Hauptstadt Palästinas (= Westpreutzen, 1 Mill. Einw.), Jerusalem, erhebt sich auf der unfruchtbaren Hochfläche Judäas [80000 Einw., vonjuden, Christenundmohammedanernbewohnt,Talhinnom, Tal Josaphat (Kidron), Garten Gethsemane, Ölberg, Jafator, Kirche des Heiligen Grabes, Omar-Moschee — mit dem Hafen Jafa (Japho oder Joppe) durch eine Bahn verbunden]. Südlich: Bethlehem (Ge- burtskirche), Hebron (Patriarchen) und Bersaba [Südgrenze Palästina — im Norden Dan, ostwärts Cäsarea Philippi (Leben Jesu)]. Westlich von Jerusalem: Emmaus. Nordöstlich: Jericho (ärmliches Dorf) und Gilgal (Bach Krith). In Samaria liegen Sichem (Nabulus — Jerobeam) und Samaria (einst Königssitz des Reiches Israel), in Galiläa Jesreel (fruchtbare Ebene), Nain (Kleiner Hermon), Nazareth und am See Genezareth die traurigen Reste der einst so blühenden Städte Tiberias und Kapernaum, „seine Stadt", in Peräa (Ostjordanland) Bethabara (Johannes) und im „Lande der Philister" (Lage!) Gaza (Bedeutung für den Durch- gangshandel) und Askalon (Hafen versandet, ärmliches Dorf — ehe- dem die beiden blühendsten Orte unter den fünf Städten der Philister). Arabien. Arabien wird von Syrien, dem Ostjordanlande, dem Meer- busen von Akaba, dem Roten Meere, der Straße von Bab el Mandeb, dem Golf von Aden, dem Arabischen Meere, der Straße von Ormus, dem Persischen Meerbusen und Mesopotamien begrenzt. Gegen Norden und Nordwesten (Wüstengebiet) läßt sich die Grenze nicht genau bestimmen.

4. Physische und politische Erdkunde von Asien, Australien, Afrika, Die deutschen Kolonien - S. 42

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 42 — (60 000 Einw.), vom Roten Meere her am besten vom Hafenplatze Dschidda zu erreichen, ist der Geburtsort Mohammeds. Es liegt in einem ziemlich öden Hochtale. Aber jeder Gläubige muß einmal diesestadt gesehen haben, wenn anders er ruhig sterben will. Das Ziel der Pilger ist die große Moschee, Mesdschid el Haram (heilige Moschee), in deren Mitte sich die Kaaba, das Nationalheiligtum der Mohammedaner, befindet. Dieses ist ein würfelförmiges Bau- werk, das einen schwarzen Stein umschließt. Ihn soll Jsmael durch einen Engel erhalten haben, als er das Gebäude errichtete. Jeder Pilger küßt mit Ehrfurcht diesen Stein, der durch die Sünden der Menschen schwarz geworden fein soll. Mekkas Handel ist naturgemäß ziemlich Abb. 15. Vornehme Mekka-Pilger auf einem englischen Dampfer nach Basra. bedeutend (Karawanenstraßen). Nordwärts liegt Medina, die Grabstätte des Propheten, am Rande der Wüste, in einer gut befeuchteten Palmenebene. Auch hier ist die wichtigste Anbetungs- stätte der vielen oft weither kommenden Pilger die große Moschee, welche angeblich die Gebeine Mohammeds birgt. — Im südlichen Küstenlande Jemen sind Mocha und Hodeida wichtige Ausfuhr- orte, besonders für den in dieser gesegneten Landschaft gedeihenden, vor- trefflichen Kaffee (Mokka). (Abb. 16.) An der Südküste ist die Militärstation Aden, am Golfe gleichen Namens, ein wichtiger Stützpunkt der englischen Flotte (das Gibraltar des Orients — Weg nach Indien). Sonst läßt die Fruchtbarkeit der Landstriche an der Südküste (Hadramaut) sehr zu wünschen übrig. Fruchtbarer ist wieder die Landschaft Oman im Südosten, deren wichtigster

5. Physische und politische Erdkunde von Asien, Australien, Afrika, Die deutschen Kolonien - S. 35

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 35 — Ringmauern und zahllosen Kuppeln und Minaretts, untermischt mit dem dunklen Grün der Zypressen, einen stattlichen Anblick, der um so überraschender wirkt, da alle Umgebungen die Stadt in der Art überragen, daß man sie nirgends aus der Ferne sehen kann und erst in einer Entfernung von nur 10 Minuten auf einmal den Anblick des ganzen Bildes genießt" (v. Seydlitz). Von den Toren der Stadt wird das Jafator im Westen am meisten benutzt. Sie hat heute etwa 80000 Einwohner und wird vornehmlich von Abb. 12. Der Ölberg bei Jerusalem. Aus einem Führer der Hamburg-Amerika-Linie. Juden, dazu von Christen und Mohammedanern etwa zu gleichen Teilen bewohnt. Für die Christen ist das vornehmste Heiligtum die Kirche des Heiligen Grabes, welche die Kreuzigungs- und Grab- statten umschließt. Hierhin führt die Via dolorosa (= Schmerzens- tveg), welche Jesus auf seinem Gange zum Tode gewandelt sein soll. Auf diesem Wege erinnern zahlreiche Stätten an die einzelnen Phasen des Leidens des Herrn. An der Stelle des alten jüdischen Tempels erhebt sich heute eine der bedeutendsten Moscheen (Omar- Moschee), nächst der zu Mekka die heiligste der Mohammedaner, die lange Zeit von keines Christen Fuß betreten werden durfte. — 3 *

6. Physische und politische Erdkunde von Asien, Australien, Afrika, Die deutschen Kolonien - S. 62

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 62 — nach Indien. Sie brachten das Christentum ins Land. Schließlich verdrängten aber die Engländer (etwa ^Mill. wohnen heute im Lande) fast alle übrigen Europäer, wenngleich sie dabei auch vielfach Mittel und Wege wählten, die nicht immer völkerrechtlichen Geboten entsprachen. (Nachweis!) So wurden sie aber Herren des Landes, und auch die noch vorhandenen selbständigen Staaten stehen unter ihrer Oberhoheit. Heute ist Vorderindien (wie Britisch-Jndien überhaupt) das wichtigste Handels- und Verkehrsland des asia- tischen Kontinents. Es besitzt vielfach geradezu vollendete Ver- kehrseinrichtungen, und es ist nicht zu verkennen, daß vonseiten der englischen Regierung sowohl als auch von englischen Groß- kapitalisten wirklich Hervorragendes geschehen ist. Der Weltver- kehr verläuft heute radienartig nach diesem Handelsmittelpunkte. ^Produkte der Ein- und Ausfuhr nennen! Ganz bedeutende Ein- und Ausfuhr vonfeiten Deutschlands (etwa 2000 Deutsche in Indien) — Erzeugnisse nennen!] Die bedeutendsten Hafenplätze finden im folgenden Erwähnung. Nächst China hat Vorderindien die dichteste Bevölkerung des Kontinents. Besonders dicht ist die Tiefebene Hindostan be- siedelt. Indien hat zahlreiche Großstädte. Das Land steht unter der Oberhoheit des englischen Vizekönigs, der seinen Sitz in Kal- kutta hat. Es ist die Hauptstadt des Kaiserreiches Indien. Die Stadt hat 850 000 Einw. und liegt am Hugli, einem Mündungs- arm des Ganges, in der ebenfalls dicht befiedelten Landschaft Bengalen. Kalkutta ist ein sehr bedeutender Handels- und Hafen- platz. Die Großindustrie (Gewebe) ist besonders in dem gegenüber- liegenden Howrah vertreten. Kalkutta beherbergt mehrere Tausend Europäer. Zahlreiche Bauten zeigen europäischen Stil. Stromaufwärts erheben sich Patna, auch ein wichtiger Handels- und Jndustrieplatz Indiens (etwa 200000), und Benares (220000 Einw.), die heilige Stadt, der gefeiertste Wallfahrtsort der frommen Hindus. (Abb. 21.) „Vergebliche Mühe dürfte es sein, eine zweite Stadt der Erde namhaft zu machen von gleich tiefgründiger, allumfassender Bedeutung für das Gemütsleben eines ganzen Volkes, und zwar in ungeschwächter Kraft seit Jahrtausenden, wie Benares für den Hindu. Von Kaschi (d. h. glänzend, die Seele erleuchtend: so lautete in uralten Tagen der Name der ge- feierten Stadt) sieht der Inder einen Lichtstrahl in seine fromme Seele dringen so leuchtender Art, wie er nicht für den Juden von Jerusalem, für den Mohammedaner von Mekka, für den Katholiken von Rom ausgeht. Wesentlich zu diesem geradezu einzigartigen Einfluß trägt der an Benares vorüberfließende Strom bei. Kein anderes Strom- system hat auf die Entwickelung und den geschichtlichen Verlauf eines Volkes eingewirkt wie der Ganges. Die Wasser des heiligen Stromes ziehen wie ihr Herzblut durch seine Geschichte, wir hören sie vernehmbar

7. Physische und politische Erdkunde von Asien, Australien, Afrika, Die deutschen Kolonien - S. 63

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 63 — rauschen durch seine Legenden und Sagen. Es ist dem Inder geweihtes Wasser noch in anderer, viel seligerer Weise als' etwa das Taufwasser dem Christen. Die Gottheit selbst naht sich dem Hindu geheimnisvoll und doch offenkundig in den trüben Fluten. Ein Bad in dem Strom reinigt von Sünden, ein Trunk seines Wassers heilt die Seele, und in seinen Wellen und Wogen ruht sicher und wohl gehütet wie ,in Abra- hams Schoß' der Entschlafene und seine Asche. Der ,göttliche Strom' trägt die Leiche und ihre verbrannten Überreste unfehlbar wie keine andere irdische Macht an die Pforte des Paradieses." (Dalton.) Auf Abb. 21. Benares. Aus Lehmanns Geographischen Charakterbildern. Verlag von F. E. Wachsmuth, Leipzig, Kreuzstr. 3. dem hochgelegenen linken Ufer des Stromes erheben sich weithin zahlreiche Paläste, Tempel und Heiligtümer. An ihnen vorüber führen Treppen zum Ganges. Hierher kommen die frommen Hindus bis von den äußersten Winkeln Indiens, um sich im Strom zu baden, zu beten und vom heiligen Wasser zu trinken, nicht achtend der Verunreinigungen, welche das Wasser vielleicht soeben erfährt, z. B. durch das Hineinschütten von ver- kohlten Leichenresten u. a. m. Auch die Brahmanenschnur muß unter Betübungen an den Waschungen teilhaben. Fakire treiben asketische Übungen, spielen aber oftmals auch die Rolle von Bettelmönchen, um Almosen zu erlangen. An einer anderen Stelle des Users werden von hierzu gedungenen, rohen Gesellen auf eben hergerichteten Scheiter-

8. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 114

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
leuchtende Turm unserer neuen deutsch-evangelischen Kirche, berufen, zu einem Wahrzeichen zu werden in der Silhouette der Stadt. Harmlos wandelten wir,„ als wir uns an dem Anblick satt gesehen, auf dem breiten Rücken des Ölbergs, den leider ein elendes Araberdorf der- unreinigt, um dieses herum, ostwärts, um auch ins Land hinauszuschauen. Wir standen überwältigt, als wir durch die Gärten des russischen Archi- mandriten, der da oben residiert, bis an das Ende seiner Terrassen gelangt waren. Umfassender noch bietet sich das Bild von der Plattform des hohen etwas steifen Aussichtsturmes der Russen oder von dem Minaret des Araber- dorfs. Welch ein Bild! Im Vordergrund die steinige „Wüste Juda", zer- rissenes, graues, kahles Bergland, im Süden Ketten von phantastischen wilden Zacken bildend, nur selten belebt durch eine Ortschaft, wie z. B. Ana- thot, des Jeremias Heimat (Bethanien bleibt versteckt). Aber hinter dem Grau leuchtet im Osten aus tiefer Einsenkung herauf in einem eigentüm- lichen Bleiblau lang hingestreckt still, feierlich das „Tote Meer", nordwärts fast unmerkbar übergehend in die Jordanane, in der hin und her der Fluß silbern aufblitzt. Jenseits steigt nackt und schroff, in Purpurrot getaucht, das Gebirge Moab auf, in dessen Einschnitte die sinkende Sonne scharf- kantige Schatten wirft. Eine Landschaft von erhabenem Ernst, sast, was man stilisiert nennt, streng, unfruchtbar, starr und doch ruhlos in den Linien. Man möchte sagen, diese Natur hat keine Seele. Aber die Luft so durchsichtig, daß man nur zwei Stunden Entfernung schätzt, wo es in Wahrheit sechs und sieben sind. Jede Linie scharf; alles greifbar hervor- tretend. Und doch vom Licht mit Farben Übergossen, von deren Leuchtkraft und satter Tiefe wir Nordländer uns keine Vorstellung machen können, vom flüssigen Gold zum Glutrot, zum Purpur, zum Violett, zum Azur- blau. Welche Gegensätze: dort hinter den Mauern alles so eng und hier alles so weit. Wie magnetisch zieht das offene Grab, das Tote Meer, den Blick in die Tiefe. In dieser Natur kann man sie verstehen, die harten, starren und doch ruhelosen Pharisäer, die peinlichen Schriftgelehrten, die alles haarscharf sehen wollten, den strengen Täufer und sie alle vor ihm, die Propheten mit ihrem Weitblick, mit ihrer allem Träumen, aller Schön- geisterei, allem Genußleben abholden herbrealistischen Frömmigkeit. Auch Jesu plastische Sprache und leuchtende Bilder sind aus dieser durchsichtigen Luft geboren. Aber — nur e r paßt nicht hierher. Das alles war zu kahl, zu starr, zu streng, da drüben hinter den Mauern vollends zu eng. Und doch mußte es ihn immer wieder hierher ziehen. Hier gab es keine Kompromisse. Hier mußte die Entscheidung fallen, fallen freilich, wie sie siel. „Jerusalem, Jerusalem, die Du tötest die Propheten und steinigst, die zu Dir gesandt. Wie oft habe ich Deine Kinder sammeln wollen, wie eine Henne sammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt." — (4. Zum Toten Meer.) Am andern Morgen brachen wir vor 4 Uhr auf: Das nächste Ziel war das Tote Meer. Unvergeßlicher Ritt! Erst durch Jerichos schlafende Gartenwildnis, dann durch Heideland, in denen die einzige Erhebung der graue, oft gleich dem Kaktus sich zu Bäumen aus- wachsende, meist aber in der Form großer Maulwurfshügel am Boden klebende Dornbusch ist, bei dem die singerlangen spitzen Dornen die Blätter zu ersetzen scheinen. Ans solchem Dorn flochten sie die Dornenkrone. All- mählich dämmerte es. Die Berge rechts begannen ihr Farbenspiel mit

9. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 80

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
(5. Der Sultan.) Seine Scherifische Majestät herrscht über eine zum größten Teile berberische Bevölkerung, deren Unabhängigkeitssinn sich stets in der Form des religiösen Fanatismus geäußert hat. Im 16. Jahr- hundert war es ebenfalls islamischer Glaubenseifer, der die Marokkaner dazu trieb, nicht mehr in einem mächtigen Stamme, sondern in einer Schorfafamilie^), _ bte als solche zur Nachkommenschaft des Propheten ge- hörte, die religiöse Renaissance verkörpert zu sehen, die durch das Vor- dringen der Spanier und Portugiesen im Maghreb^) herausgeführt wurde, als das Reich der Meriniden (1213—1524) zerfallen war. Die marok- kanischen Überlieferungen berichten, Saharapilger, die aus Mekka gekommen seien, hätten zwei Schorsa mitgebracht: der eine sei bis zum Draa vor- gedrungen, der andere am Tafilelt geblieben. Diese Schorsa wurden die Vorfahren der beiden aufeinanderfolgenden fcherifischen Dynastien. Die vom Draa, die sich durch den Kampf im Sus gegen die Portugiesen aus- gezeichnet hatten, gründeten im 16. Jahrhundert die saaditische Dynastie. Im 17. Jahrhundert wurden die Saaditen von dem Scherif des Tafilelt gestürzt und dafür die jetzt regierende alawitische Dynastie eingesetzt. Unter diesen Vorbedingungen kann man sich keinen durch die Tradition mehr gebundenen Herrscher vorstellen, als den Sultau vou Marokko. Be- vor er Sultan wird, ist er Scherif, und weil er Scherif ist, ist er Sultan. Durchaus nicht, als ob er Priester wäre, noch gar im eigentlichen Sinne ein religiöses Oberhaupt. Die Sultane von Marokko haben insbesondere niemals den Titel Kalif beansprucht, auf den der türkische Sultau so eifer- süchtig ist: seit den Almorawiden haben sie den Titel Fürst der Gläubigen (Emir el-Muminin) angenommen, und um sich dieses Titels recht fest zu versichern, wird er in ihren amtlichen Schriftstücken siebenmal wiederholt. In seinem Reiche ist der Sultan wohl der eigentliche und oberste Jmam, der im Namen aller das Gebet verrichten kann; aber die tatsächliche Grund- läge seiner Macht ist und bleibt sein Charakter als Scherif. Um dieser Eigenschaft willen legt man ihm eine von seinen Vorsahren ererbte „Baraka" bei, d. h. eine Kraft zu feguen. Nach den Glaubeusbekenntniffen des Maghreb ist diese erbliche und unteilbare Segenskraft die himmlische Salbung, die den Sultan von Marokko heiligt und aus ihm den „Scherif el-Baraka" der Dynastie macht. Hieraus fließt der ganze dynastische Gedanke, auf den sich die marokkanische Souveränität gründet. Ii. Ägypten. („Cicerone durch das alte und ne^e Ägypten." Ein Lese- und Handbuch für Freunde des Nillandes von Georg Ebers. Stnttgart und Leipzig. Deutsche Verlags- anstalt ^vormals Ed. Hallberger^, 1886. Zwei Bände zu 276 und 355 Seiten, 12 Mark. Band I, S. 63-65, 122—124, 166—169.) (1. Im Nildelta.) Ein freundlicher Südwind bläht das dreieckige lateinische Segel unseres bescheidenen Bootes. Nach Türkenart hocken wir ans dem Deck, und au uns vorüber gleiten die Felder und Wiesen, die Dörser und Flecken. Die Wißbegier findet in seder Minute, der Sinn für J) Die Schorsa gehören als Nachkommen des Propheten zum reinsten mohainmeda- nischen Adel und heißen darum auch Muley (Herrscher) oder Sidi (Herr). 2) M. = arab. Name für das Atlasgebirge.

10. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 85

1918 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
Stufen bist Du emporgestiegen: durch List hast Du, was doch dem Mnchsgelbde ganz zuwider ist, Geld Dir erworben, durch Geld die Gunst der Menge und durch ihre Gunst die Gewalt der Waffen. Mit Gewalt der Waffen bist Du dann dem Sitz des Friedens genaht und hast den Frieden selber von seinem Stuhle der-jagt, indem Du die Untergebenen gegen ihre Vorgesetzten bewaffnetest, indem Du, der Du nicht berufen bist, unsere von Gott berufenen Bischfe zu verachten lehrtest, indem Du den Priestern ihr Amt entrissen und es in die Hnde der Laien gegeben hast, da sie diejenigen absetzen oder verdammen, welche sie selber von der Hand des Herrn durch die Weihe der Bischfe zur Unterweisung erhalten hatten. Mich auch, der ich, wenngleich unwrdig, doch unter den Gesalbten des Herrn zur Herrschaft gekrnt bin, hast Du angerhrt, da doch die berlieferung der heiligen Vter lehrt, da solche nur von Gott zu richten sind und um keines Fehltritts willen entsetzt werden drfen, wir wren denn, was ferne von uns sei, vom rechten Glauben abgewichen. Denn auch Julian, den Abtrnnigen1), mate die Weisheit der heiligen Vter nicht sich an zu richten und abzusetzen, sondern berlie ihn allein dem Gerichte Gottes. Er selbst, der wahre Papst, Sankt Peter, ruft: Frchtet Gott, ehret den König. Du aber, weil Du Gott nicht frchtest, entehrst auch mich, seinen Gesalbten. Damm hat auch der heilige Paulus, da wo er des Engels vom Himmel nicht verschonte, wenn er anders predigen wrde, auch Dich nicht ausgenommen, der Du auf Erden anders lehrest. Denn er spricht: Aber so auch wir oder ein Engel vom Himmel euch wrde Evangelium predigen, anders denn das wir euch gepredigt haben, der sei verflucht2). Du also, verdammt durch diesen Fluch und durch aller unserer Bischfe und unseren eigenen Spruch, steig herab, verla den angematen Stuhl Petri! Ein anderer besteige den apostolischen Thron, der nicht Gewalt hinter frommen Gebrden bestecke, sondern die reine Lehre Petri berknde. Denn ich, Heinrich, den Gottes Gnaden König, mit allen meinen Bischfen, spreche zu Dir: .Steig herab, steig herab!-" 68. Als dieser Brief') dem Herrn Papste, da er gerade in der Lateranensischen Kirche der heiligen Synode ^) vorsa, berbracht und ffentlich vor der Synode verlesen wrbe, ba entstand in der Kirche ein solcher Aufruhr, ba der Botschafter Heinrichs gliebweise zerrissen wre und ein jmmerliches Ende genommen haben wrbe, wenn er nicht zu den Fen des apostolischen Vaters Schutz gefunben htte. Am folgenben Tage aber erklrte der Herr Papst vor berselben Synode, wie hufig und mit welcher Sanftmut er den König wegen feiner groen Ver-brechen ermahnt, mit welcher Milbe er ihn gebeten und kraft feines apostolischen Amtes von ihm geforbert habe, ba er die Bischfe aus der Haft entlasse, und welche Bitterkeit des Hochmutes ihm fr feine vterliche Sigkeit zuteil ge-worben fei. Als aber darauf nun alle riefen, eine solche Schmach drfe nicht ungestraft bleiben, da verdammte er mit aller Anwesenden Rat und Zustimmung Heinrich durch den Spruch des Sendgerichts, sprach ihm den Knigsnamen und die knigliche Wrde ab und traf ihn mit dem Schwerte des Bannfluches. x) Der bekannte, auerordentlich tchtige rmische Kaiser Julian (361363), der das Heidentum wiederherzustellen suchte. 2) Galater 1, 8. 3) Entweder den hierher gesetzten Brief, oder die mildere Fassung (siehe S. 84, An-merkung 2). *) Die Synode fand am 22. Februar 1076 im Lateran, der damaligen Residenz des Papstes, statt.
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