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Im Osten des Tales Josaphat erhebt sich der Olberg. (Abb. 12.) Im
Kidrontale selbst liegt ganz nahe der Garten Gethsemane mit seinen
alten Ölbäumen, in dem wiederum verschiedene Stellen an die
Leidensgeschichte des Heilandes gemahnen. — Jasa (Japho oder
Joppe), der Hasen von Jerusalem, hat eine entzückende Lage und eine
üppige südländische Vegetation (Deutsche). Beideortesind durch eine
Bahn verbunden. — Etwa 7— 8 km südlich von Jerusalem erhebt sich
Bethlehem (= Brothaus), wo über der Stelle (einer Grotte), an welcher
Abb. 13. Bethlehem.
Aus einem Führer der Hamburg-Ainerika-Linie.
der Heiland geboren wurde, eine Kirche, die Geburtskirche, erbaut
wurde. (Abb. 13.) Unweit der Stadt wird in einem lieblichen Tale
mit grünen Eichen- und Terebinthenbäumen auch die Stelle angezeigt, wo
die Engel den Hirten die Geburt des Herrn verkündeten.
Südwärts von Bethlehem liegen noch Hebron (Patriarchen, heute
etwa so groß wie Bethlehem, ca. 10000 Einw.) und Bersaba [£>üd=
grenze Palästinas, auf der Nordgrenze, im Jordangebiet, Dan — östlich
Cäsarea Philippi (Leben Jesu)]. Von Jerusalem führt westlich ein Weg
nach Emmaus, nordöstlich ein solcher nach Jericho und Gilgal, beide am
Bache Krith gelegen, der dem Jordan — nicht weit von dessen Mündnngs-
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Extrahierte Personennamen: Japho Dan_— Cäsarea_Philippi Jordan
— 37 —
stelle in das Nordufer des Toten Meeres — zufließt. (Abb. 14.) Jericho
war ehedem eine blühende Stadt und berühmt durch seine Palmen-
gärten. Heute ist es ein ärmliches Dorf (Herodes).
Von Jerusalem führt die Hauptstraße nordwärts nach Sichern,
jetzt Nabulus genannt. Einst war es die Residenz Jerobeams.
Heute besitzt es mehrere Moscheen. Die Zahl der Samariter,
Juden und Christen ist unter den Bewohnern der Stadt der-
schwindend klein. Ganz nahe erheben sich der Ebal und der Garizim.
Abb. 14. Apostelbrunnen auf dem Wege nach Jericho.
Aus einem Führer der Hamburg-Amerika-Linie.
Nordwestlich von Sichem liegt Samaria, einst Sitz der Könige des
Reiches Israel (der Baalsdienst und die Propheten).
Weiter sührt der Weg über Jesreel (in der schon erwähnten srucht-
baren Ebene gleichen Namens), Nain, am Fuße des Kleinen Hermon,
und Nazareth zum naturschönen See Genezareth. Hier lagen einst
an den westlichen Gestaden die blühenden Städte Tiberias und
Kapernaum (häufiger Aufenthalt des Herrn, besonders im letzten Ab-
schnitte seines Lebens — „seine Stadt"), heute ärmliche Flecken bzw.
Trümmerhaufen, wie so viele Stätten des Heiligen Landes das
„Gewesen" nur zu deutlich predigen.
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— 39 —
trockenen Zeit (Mai bis Oktober — Mittelmeerklima!) zu unterscheiden.
Die Temperatur zeigt große Gegensätze. Die Westseiten der Gebirge
sind besser beregnet als die Ostseiten und die noch weiter landeinwärts
liegenden Hochflächen (im Osten Wüstenklima). Die Weideflächen des
Landes (Hochflächen, Abhänge der Berge — wenig saftiges Gras —
vereinzelte Baumgruppen — Dornen und Disteln — in besser befeuchteten
Gegenden auch Ölbäume, Zypressen, Feigenbäume u. a. m.) beleben
Schase, Ziegen, Rinder, Kamele, Esel und Maultiere. In einigen
Tiesländern (z. V.) aber, auch in einzelnen Küstenstrichen und Gebirgs-
tälern gedeihen Weizen, Oliven, Datteln, Feigen, Wein, Aprikosen,
Maulbeerbäume u. a. m. (Syrien und Palästina einst und jetzt!)
Syrien ist heute türkisches Gebiet (Bevölkerung: Nachkommen der
alten Syrer, Araber — Islam — in Palästina etwa 70000 Juden —
sonst Türken, Armenier, Griechen, Deutsche u. a. — Das Arabische ist
Landessprache.
In Phönizien (Lage! Schilderung dieses alten Kulturstaates und
seiner Bewohner) waren auch Tyrus (Sur) und Sidon (Saida) wichtige
Hasenplätze. Beirut (120000 Einw.) ist heute noch der bedeutendste
Hafen Syriens. Eine Bahn verbindet ihn mit Damaskus (am Rande
der Wüste, reich bewässertes, fruchtbares Gebiet, 140000 Einw., die
volkreichste Stadt der asiatischen Türkei — Karawanenstratzen — Ge-
webe, Waffen u. a., Handel — Bahn nach Haifa). Von Damaskus
erfolgt der Handel nach Europa auch über Äleppo (Haleb, 130000
Einw., herrliche Umgebung, Oliven- und Obsthaine, einer der wich-
tigsten Handelsplätze des Orients — Nachweis!).
Die einstige Hauptstadt Palästinas (= Westpreutzen, 1 Mill. Einw.),
Jerusalem, erhebt sich auf der unfruchtbaren Hochfläche Judäas [80000
Einw., vonjuden, Christenundmohammedanernbewohnt,Talhinnom,
Tal Josaphat (Kidron), Garten Gethsemane, Ölberg, Jafator, Kirche
des Heiligen Grabes, Omar-Moschee — mit dem Hafen Jafa (Japho
oder Joppe) durch eine Bahn verbunden]. Südlich: Bethlehem (Ge-
burtskirche), Hebron (Patriarchen) und Bersaba [Südgrenze Palästina
— im Norden Dan, ostwärts Cäsarea Philippi (Leben Jesu)]. Westlich
von Jerusalem: Emmaus. Nordöstlich: Jericho (ärmliches Dorf) und
Gilgal (Bach Krith).
In Samaria liegen Sichem (Nabulus — Jerobeam) und Samaria
(einst Königssitz des Reiches Israel), in Galiläa Jesreel (fruchtbare
Ebene), Nain (Kleiner Hermon), Nazareth und am See Genezareth die
traurigen Reste der einst so blühenden Städte Tiberias und Kapernaum,
„seine Stadt", in Peräa (Ostjordanland) Bethabara (Johannes) und
im „Lande der Philister" (Lage!) Gaza (Bedeutung für den Durch-
gangshandel) und Askalon (Hafen versandet, ärmliches Dorf — ehe-
dem die beiden blühendsten Orte unter den fünf Städten der Philister).
Arabien.
Arabien wird von Syrien, dem Ostjordanlande, dem Meer-
busen von Akaba, dem Roten Meere, der Straße von Bab el
Mandeb, dem Golf von Aden, dem Arabischen Meere, der Straße
von Ormus, dem Persischen Meerbusen und Mesopotamien
begrenzt. Gegen Norden und Nordwesten (Wüstengebiet) läßt sich die
Grenze nicht genau bestimmen.
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(60 000 Einw.), vom Roten Meere her am besten vom Hafenplatze
Dschidda zu erreichen, ist der Geburtsort Mohammeds. Es liegt
in einem ziemlich öden Hochtale. Aber jeder Gläubige muß einmal
diesestadt gesehen haben, wenn anders er ruhig sterben will. Das
Ziel der Pilger ist die große Moschee, Mesdschid el Haram (heilige
Moschee), in deren Mitte sich die Kaaba, das Nationalheiligtum
der Mohammedaner, befindet. Dieses ist ein würfelförmiges Bau-
werk, das einen schwarzen Stein umschließt. Ihn soll Jsmael durch
einen Engel erhalten haben, als er das Gebäude errichtete. Jeder
Pilger küßt mit Ehrfurcht diesen Stein, der durch die Sünden der Menschen
schwarz geworden fein soll. Mekkas Handel ist naturgemäß ziemlich
Abb. 15. Vornehme Mekka-Pilger auf einem englischen Dampfer nach Basra.
bedeutend (Karawanenstraßen). Nordwärts liegt Medina, die
Grabstätte des Propheten, am Rande der Wüste, in einer gut
befeuchteten Palmenebene. Auch hier ist die wichtigste Anbetungs-
stätte der vielen oft weither kommenden Pilger die große Moschee,
welche angeblich die Gebeine Mohammeds birgt. — Im südlichen
Küstenlande Jemen sind Mocha und Hodeida wichtige Ausfuhr-
orte, besonders für den in dieser gesegneten Landschaft gedeihenden, vor-
trefflichen Kaffee (Mokka). (Abb. 16.) An der Südküste ist die
Militärstation Aden, am Golfe gleichen Namens, ein wichtiger
Stützpunkt der englischen Flotte (das Gibraltar des Orients —
Weg nach Indien). Sonst läßt die Fruchtbarkeit der Landstriche an
der Südküste (Hadramaut) sehr zu wünschen übrig. Fruchtbarer
ist wieder die Landschaft Oman im Südosten, deren wichtigster
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Ringmauern und zahllosen Kuppeln und Minaretts, untermischt
mit dem dunklen Grün der Zypressen, einen stattlichen Anblick, der
um so überraschender wirkt, da alle Umgebungen die Stadt in der
Art überragen, daß man sie nirgends aus der Ferne sehen kann
und erst in einer Entfernung von nur 10 Minuten auf einmal den
Anblick des ganzen Bildes genießt" (v. Seydlitz). Von den Toren
der Stadt wird das Jafator im Westen am meisten benutzt. Sie
hat heute etwa 80000 Einwohner und wird vornehmlich von
Abb. 12. Der Ölberg bei Jerusalem.
Aus einem Führer der Hamburg-Amerika-Linie.
Juden, dazu von Christen und Mohammedanern etwa zu gleichen
Teilen bewohnt. Für die Christen ist das vornehmste Heiligtum
die Kirche des Heiligen Grabes, welche die Kreuzigungs- und Grab-
statten umschließt. Hierhin führt die Via dolorosa (= Schmerzens-
tveg), welche Jesus auf seinem Gange zum Tode gewandelt sein soll.
Auf diesem Wege erinnern zahlreiche Stätten an die einzelnen
Phasen des Leidens des Herrn. An der Stelle des alten jüdischen
Tempels erhebt sich heute eine der bedeutendsten Moscheen (Omar-
Moschee), nächst der zu Mekka die heiligste der Mohammedaner, die
lange Zeit von keines Christen Fuß betreten werden durfte. —
3 *
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
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nach Indien. Sie brachten das Christentum ins Land. Schließlich
verdrängten aber die Engländer (etwa ^Mill. wohnen heute im Lande)
fast alle übrigen Europäer, wenngleich sie dabei auch vielfach Mittel
und Wege wählten, die nicht immer völkerrechtlichen Geboten
entsprachen. (Nachweis!) So wurden sie aber Herren des Landes,
und auch die noch vorhandenen selbständigen Staaten stehen unter
ihrer Oberhoheit. Heute ist Vorderindien (wie Britisch-Jndien
überhaupt) das wichtigste Handels- und Verkehrsland des asia-
tischen Kontinents. Es besitzt vielfach geradezu vollendete Ver-
kehrseinrichtungen, und es ist nicht zu verkennen, daß vonseiten
der englischen Regierung sowohl als auch von englischen Groß-
kapitalisten wirklich Hervorragendes geschehen ist. Der Weltver-
kehr verläuft heute radienartig nach diesem Handelsmittelpunkte.
^Produkte der Ein- und Ausfuhr nennen! Ganz bedeutende Ein- und
Ausfuhr vonfeiten Deutschlands (etwa 2000 Deutsche in Indien) —
Erzeugnisse nennen!] Die bedeutendsten Hafenplätze finden im
folgenden Erwähnung.
Nächst China hat Vorderindien die dichteste Bevölkerung
des Kontinents. Besonders dicht ist die Tiefebene Hindostan be-
siedelt. Indien hat zahlreiche Großstädte. Das Land steht unter
der Oberhoheit des englischen Vizekönigs, der seinen Sitz in Kal-
kutta hat. Es ist die Hauptstadt des Kaiserreiches Indien. Die
Stadt hat 850 000 Einw. und liegt am Hugli, einem Mündungs-
arm des Ganges, in der ebenfalls dicht befiedelten Landschaft
Bengalen. Kalkutta ist ein sehr bedeutender Handels- und Hafen-
platz. Die Großindustrie (Gewebe) ist besonders in dem gegenüber-
liegenden Howrah vertreten. Kalkutta beherbergt mehrere Tausend
Europäer. Zahlreiche Bauten zeigen europäischen Stil. Stromaufwärts
erheben sich Patna, auch ein wichtiger Handels- und Jndustrieplatz
Indiens (etwa 200000), und Benares (220000 Einw.), die heilige
Stadt, der gefeiertste Wallfahrtsort der frommen Hindus. (Abb. 21.)
„Vergebliche Mühe dürfte es sein, eine zweite Stadt der Erde namhaft
zu machen von gleich tiefgründiger, allumfassender Bedeutung für das
Gemütsleben eines ganzen Volkes, und zwar in ungeschwächter Kraft seit
Jahrtausenden, wie Benares für den Hindu. Von Kaschi (d. h. glänzend,
die Seele erleuchtend: so lautete in uralten Tagen der Name der ge-
feierten Stadt) sieht der Inder einen Lichtstrahl in seine fromme Seele
dringen so leuchtender Art, wie er nicht für den Juden von Jerusalem,
für den Mohammedaner von Mekka, für den Katholiken von Rom
ausgeht. Wesentlich zu diesem geradezu einzigartigen Einfluß trägt
der an Benares vorüberfließende Strom bei. Kein anderes Strom-
system hat auf die Entwickelung und den geschichtlichen Verlauf eines
Volkes eingewirkt wie der Ganges. Die Wasser des heiligen Stromes
ziehen wie ihr Herzblut durch seine Geschichte, wir hören sie vernehmbar
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Extrahierte Ortsnamen: Indien Deutschlands Indien China Indien Indien Hugli Bengalen Kalkutta Kalkutta Indiens Benares Benares Jerusalem Mekka Rom Benares
— 63 —
rauschen durch seine Legenden und Sagen. Es ist dem Inder geweihtes
Wasser noch in anderer, viel seligerer Weise als' etwa das Taufwasser
dem Christen. Die Gottheit selbst naht sich dem Hindu geheimnisvoll
und doch offenkundig in den trüben Fluten. Ein Bad in dem Strom
reinigt von Sünden, ein Trunk seines Wassers heilt die Seele, und in
seinen Wellen und Wogen ruht sicher und wohl gehütet wie ,in Abra-
hams Schoß' der Entschlafene und seine Asche. Der ,göttliche Strom'
trägt die Leiche und ihre verbrannten Überreste unfehlbar wie keine
andere irdische Macht an die Pforte des Paradieses." (Dalton.) Auf
Abb. 21. Benares.
Aus Lehmanns Geographischen Charakterbildern. Verlag von F. E. Wachsmuth, Leipzig, Kreuzstr. 3.
dem hochgelegenen linken Ufer des Stromes erheben sich weithin zahlreiche
Paläste, Tempel und Heiligtümer. An ihnen vorüber führen Treppen
zum Ganges. Hierher kommen die frommen Hindus bis von den
äußersten Winkeln Indiens, um sich im Strom zu baden, zu beten und
vom heiligen Wasser zu trinken, nicht achtend der Verunreinigungen, welche
das Wasser vielleicht soeben erfährt, z. B. durch das Hineinschütten von ver-
kohlten Leichenresten u. a. m. Auch die Brahmanenschnur muß unter
Betübungen an den Waschungen teilhaben. Fakire treiben asketische
Übungen, spielen aber oftmals auch die Rolle von Bettelmönchen,
um Almosen zu erlangen. An einer anderen Stelle des Users werden
von hierzu gedungenen, rohen Gesellen auf eben hergerichteten Scheiter-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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leuchtende Turm unserer neuen deutsch-evangelischen Kirche, berufen, zu einem
Wahrzeichen zu werden in der Silhouette der Stadt.
Harmlos wandelten wir,„ als wir uns an dem Anblick satt gesehen,
auf dem breiten Rücken des Ölbergs, den leider ein elendes Araberdorf der-
unreinigt, um dieses herum, ostwärts, um auch ins Land hinauszuschauen.
Wir standen überwältigt, als wir durch die Gärten des russischen Archi-
mandriten, der da oben residiert, bis an das Ende seiner Terrassen gelangt
waren. Umfassender noch bietet sich das Bild von der Plattform des hohen
etwas steifen Aussichtsturmes der Russen oder von dem Minaret des Araber-
dorfs. Welch ein Bild! Im Vordergrund die steinige „Wüste Juda", zer-
rissenes, graues, kahles Bergland, im Süden Ketten von phantastischen
wilden Zacken bildend, nur selten belebt durch eine Ortschaft, wie z. B. Ana-
thot, des Jeremias Heimat (Bethanien bleibt versteckt). Aber hinter dem
Grau leuchtet im Osten aus tiefer Einsenkung herauf in einem eigentüm-
lichen Bleiblau lang hingestreckt still, feierlich das „Tote Meer", nordwärts
fast unmerkbar übergehend in die Jordanane, in der hin und her der Fluß
silbern aufblitzt. Jenseits steigt nackt und schroff, in Purpurrot getaucht,
das Gebirge Moab auf, in dessen Einschnitte die sinkende Sonne scharf-
kantige Schatten wirft. Eine Landschaft von erhabenem Ernst, sast, was
man stilisiert nennt, streng, unfruchtbar, starr und doch ruhlos in den
Linien. Man möchte sagen, diese Natur hat keine Seele. Aber die Luft
so durchsichtig, daß man nur zwei Stunden Entfernung schätzt, wo es in
Wahrheit sechs und sieben sind. Jede Linie scharf; alles greifbar hervor-
tretend. Und doch vom Licht mit Farben Übergossen, von deren Leuchtkraft
und satter Tiefe wir Nordländer uns keine Vorstellung machen können,
vom flüssigen Gold zum Glutrot, zum Purpur, zum Violett, zum Azur-
blau. Welche Gegensätze: dort hinter den Mauern alles so eng und hier
alles so weit. Wie magnetisch zieht das offene Grab, das Tote Meer, den
Blick in die Tiefe. In dieser Natur kann man sie verstehen, die harten,
starren und doch ruhelosen Pharisäer, die peinlichen Schriftgelehrten, die
alles haarscharf sehen wollten, den strengen Täufer und sie alle vor ihm,
die Propheten mit ihrem Weitblick, mit ihrer allem Träumen, aller Schön-
geisterei, allem Genußleben abholden herbrealistischen Frömmigkeit. Auch
Jesu plastische Sprache und leuchtende Bilder sind aus dieser durchsichtigen
Luft geboren. Aber — nur e r paßt nicht hierher. Das alles war zu
kahl, zu starr, zu streng, da drüben hinter den Mauern vollends zu eng.
Und doch mußte es ihn immer wieder hierher ziehen. Hier gab es keine
Kompromisse. Hier mußte die Entscheidung fallen, fallen freilich, wie sie
siel. „Jerusalem, Jerusalem, die Du tötest die Propheten und steinigst, die
zu Dir gesandt. Wie oft habe ich Deine Kinder sammeln wollen, wie eine
Henne sammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel, und ihr habt nicht gewollt." —
(4. Zum Toten Meer.) Am andern Morgen brachen wir vor 4 Uhr
auf: Das nächste Ziel war das Tote Meer. Unvergeßlicher Ritt! Erst
durch Jerichos schlafende Gartenwildnis, dann durch Heideland, in denen
die einzige Erhebung der graue, oft gleich dem Kaktus sich zu Bäumen aus-
wachsende, meist aber in der Form großer Maulwurfshügel am Boden
klebende Dornbusch ist, bei dem die singerlangen spitzen Dornen die Blätter
zu ersetzen scheinen. Ans solchem Dorn flochten sie die Dornenkrone. All-
mählich dämmerte es. Die Berge rechts begannen ihr Farbenspiel mit
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
(5. Der Sultan.) Seine Scherifische Majestät herrscht über eine
zum größten Teile berberische Bevölkerung, deren Unabhängigkeitssinn sich
stets in der Form des religiösen Fanatismus geäußert hat. Im 16. Jahr-
hundert war es ebenfalls islamischer Glaubenseifer, der die Marokkaner
dazu trieb, nicht mehr in einem mächtigen Stamme, sondern in einer
Schorfafamilie^), _ bte als solche zur Nachkommenschaft des Propheten ge-
hörte, die religiöse Renaissance verkörpert zu sehen, die durch das Vor-
dringen der Spanier und Portugiesen im Maghreb^) herausgeführt wurde,
als das Reich der Meriniden (1213—1524) zerfallen war. Die marok-
kanischen Überlieferungen berichten, Saharapilger, die aus Mekka gekommen
seien, hätten zwei Schorsa mitgebracht: der eine sei bis zum Draa vor-
gedrungen, der andere am Tafilelt geblieben. Diese Schorsa wurden die
Vorfahren der beiden aufeinanderfolgenden fcherifischen Dynastien. Die
vom Draa, die sich durch den Kampf im Sus gegen die Portugiesen aus-
gezeichnet hatten, gründeten im 16. Jahrhundert die saaditische Dynastie.
Im 17. Jahrhundert wurden die Saaditen von dem Scherif des Tafilelt
gestürzt und dafür die jetzt regierende alawitische Dynastie eingesetzt.
Unter diesen Vorbedingungen kann man sich keinen durch die Tradition
mehr gebundenen Herrscher vorstellen, als den Sultau vou Marokko. Be-
vor er Sultan wird, ist er Scherif, und weil er Scherif ist, ist er Sultan.
Durchaus nicht, als ob er Priester wäre, noch gar im eigentlichen Sinne
ein religiöses Oberhaupt. Die Sultane von Marokko haben insbesondere
niemals den Titel Kalif beansprucht, auf den der türkische Sultau so eifer-
süchtig ist: seit den Almorawiden haben sie den Titel Fürst der Gläubigen
(Emir el-Muminin) angenommen, und um sich dieses Titels recht fest zu
versichern, wird er in ihren amtlichen Schriftstücken siebenmal wiederholt.
In seinem Reiche ist der Sultan wohl der eigentliche und oberste Jmam,
der im Namen aller das Gebet verrichten kann; aber die tatsächliche Grund-
läge seiner Macht ist und bleibt sein Charakter als Scherif. Um dieser
Eigenschaft willen legt man ihm eine von seinen Vorsahren ererbte „Baraka"
bei, d. h. eine Kraft zu feguen. Nach den Glaubeusbekenntniffen des Maghreb
ist diese erbliche und unteilbare Segenskraft die himmlische Salbung, die
den Sultan von Marokko heiligt und aus ihm den „Scherif el-Baraka"
der Dynastie macht. Hieraus fließt der ganze dynastische Gedanke, auf den
sich die marokkanische Souveränität gründet.
Ii. Ägypten.
(„Cicerone durch das alte und ne^e Ägypten." Ein Lese- und Handbuch
für Freunde des Nillandes von Georg Ebers. Stnttgart und Leipzig. Deutsche Verlags-
anstalt ^vormals Ed. Hallberger^, 1886. Zwei Bände zu 276 und 355 Seiten, 12 Mark.
Band I, S. 63-65, 122—124, 166—169.)
(1. Im Nildelta.) Ein freundlicher Südwind bläht das dreieckige
lateinische Segel unseres bescheidenen Bootes. Nach Türkenart hocken wir
ans dem Deck, und au uns vorüber gleiten die Felder und Wiesen, die
Dörser und Flecken. Die Wißbegier findet in seder Minute, der Sinn für
J) Die Schorsa gehören als Nachkommen des Propheten zum reinsten mohainmeda-
nischen Adel und heißen darum auch Muley (Herrscher) oder Sidi (Herr).
2) M. = arab. Name für das Atlasgebirge.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung]]
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Stufen bist Du emporgestiegen: durch List hast Du, was doch dem Mnchsgelbde ganz zuwider ist, Geld Dir erworben, durch Geld die Gunst der Menge und durch ihre Gunst die Gewalt der Waffen. Mit Gewalt der Waffen bist Du dann dem Sitz des Friedens genaht und hast den Frieden selber von seinem Stuhle der-jagt, indem Du die Untergebenen gegen ihre Vorgesetzten bewaffnetest, indem Du, der Du nicht berufen bist, unsere von Gott berufenen Bischfe zu verachten lehrtest, indem Du den Priestern ihr Amt entrissen und es in die Hnde der Laien gegeben hast, da sie diejenigen absetzen oder verdammen, welche sie selber von der Hand des Herrn durch die Weihe der Bischfe zur Unterweisung erhalten hatten. Mich auch, der ich, wenngleich unwrdig, doch unter den Gesalbten des Herrn zur Herrschaft gekrnt bin, hast Du angerhrt, da doch die berlieferung der heiligen Vter lehrt, da solche nur von Gott zu richten sind und um keines Fehltritts willen entsetzt werden drfen, wir wren denn, was ferne von uns sei, vom rechten Glauben abgewichen. Denn auch Julian, den Abtrnnigen1), mate die Weisheit der heiligen Vter nicht sich an zu richten und abzusetzen, sondern berlie ihn allein dem Gerichte Gottes. Er selbst, der wahre Papst, Sankt Peter, ruft: Frchtet Gott, ehret den König. Du aber, weil Du Gott nicht frchtest, entehrst auch mich, seinen Gesalbten. Damm hat auch der heilige Paulus, da wo er des Engels vom Himmel nicht verschonte, wenn er anders predigen wrde, auch Dich nicht ausgenommen, der Du auf Erden anders lehrest. Denn er spricht: Aber so auch wir oder ein Engel vom Himmel euch wrde Evangelium predigen, anders denn das wir euch gepredigt haben, der sei verflucht2). Du also, verdammt durch diesen Fluch und durch aller unserer Bischfe und unseren eigenen Spruch, steig herab, verla den angematen Stuhl Petri! Ein anderer besteige den apostolischen Thron, der nicht Gewalt hinter frommen Gebrden bestecke, sondern die reine Lehre Petri berknde. Denn ich, Heinrich, den Gottes Gnaden König, mit allen meinen Bischfen, spreche zu Dir: .Steig herab, steig herab!-"
68. Als dieser Brief') dem Herrn Papste, da er gerade in der Lateranensischen Kirche der heiligen Synode ^) vorsa, berbracht und ffentlich vor der Synode verlesen wrbe, ba entstand in der Kirche ein solcher Aufruhr, ba der Botschafter Heinrichs gliebweise zerrissen wre und ein jmmerliches Ende genommen haben wrbe, wenn er nicht zu den Fen des apostolischen Vaters Schutz gefunben htte. Am folgenben Tage aber erklrte der Herr Papst vor berselben Synode, wie hufig und mit welcher Sanftmut er den König wegen feiner groen Ver-brechen ermahnt, mit welcher Milbe er ihn gebeten und kraft feines apostolischen Amtes von ihm geforbert habe, ba er die Bischfe aus der Haft entlasse, und welche Bitterkeit des Hochmutes ihm fr feine vterliche Sigkeit zuteil ge-worben fei. Als aber darauf nun alle riefen, eine solche Schmach drfe nicht ungestraft bleiben, da verdammte er mit aller Anwesenden Rat und Zustimmung Heinrich durch den Spruch des Sendgerichts, sprach ihm den Knigsnamen und die knigliche Wrde ab und traf ihn mit dem Schwerte des Bannfluches.
x) Der bekannte, auerordentlich tchtige rmische Kaiser Julian (361363), der das Heidentum wiederherzustellen suchte.
2) Galater 1, 8.
3) Entweder den hierher gesetzten Brief, oder die mildere Fassung (siehe S. 84, An-merkung 2).
*) Die Synode fand am 22. Februar 1076 im Lateran, der damaligen Residenz des Papstes, statt.
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Extrahierte Personennamen: Gott Julian Peter Frchtet_Gott Paulus Heinrich Heinrich Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Julian_(