— 129 —
Die Dänen sind eigentlich schon seit früher Zeit den Deutschen
immer recht unbequem gewesen. Sie beherrschten die beiden Seiten
des Sundes, und das war namentlich für die Hanseaten eine leidige
Thatsache. Denn bei Falsterbo zogen die Heringsschwärme vorbei,
und fast jede größere Hansestadt hatte dort ihre Bitten und mußte
den dänischen Vögten ihre Abgaben zahlen. Die dänischen Walde-
mare haben sich den Deutschen gegenüber recht übermütig gebärdet,
die Hansestädte verspotteten sie als „Gänse"; dann aber kam die
Vergeltung in dem bekannten Friedensschlüsse zu Stralsund 1370.
In ' den Zeiten des Dreißigjährigen Krieges sind die Dänen nicht
sehr hervorgetreten; auch in den Verwickelungen mit Schweden standen
sie mehr auf Seite der Deutschen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahr-
Hunderts sollte Dänemark sogar Deutschland beschämen, da es sich der
deutschen Dichter in hochherzigster Weise annahm. Klopstock dichtete
in Kopenhagen, Schiller erhielt von dänischer Seite ein großmütiges
Jahrgeld, das den kranken Mann vor dem größten Elend sicherte.
In den innerdänischen Verhältnissen spielte damals die tragische Epi-
sode des Ministers Struensee. Im 19. Jahrhundert hat Dänemark
Deutschland recht herausgefordert, und das Lied: Schleswig-Holftein
meerumschlungen hat wie ein Tyrtäischer Gesang zum erstenmal
wieder die Deutschen aufgerüttelt und ein Gefühl aufsteigen lassen,
das man deutsches Nationalbewußtsein nennen konnte. So durfte
man Dänemark schließlich Dank wiffen, daß es sozusagen der ßlaiog
Ölödoxalog der Deutschen gewesen ist. Aus den Kriegen von 1848—50
und 1864 ist aber ein gewisser Bodensatz des Grolls bei den Dänen
zurückgeblieben, und großer Sympathieen können wir Deutsche uns
in den Landen des Danebrog gerade nicht ersreuen.
Dänemark ist „echtes Küsten- und Jnselland, wie es in Europa,
außer vielleicht im griechischen Archipel, nicht wieder vorkommt". Und
wenn man weiter seine Lage zwischen Nord- und Ostsee berücksich-
tigt, und wie durch dieses Jnselreich aller Verkehr und alle Schiffahrt
stattfinden muß, so könnte man als Analogie die hinterindische Insel-
Welt heranziehen, durch die ja aller merkantile Austausch zwischen
Indischem und Stillem Ocean hindurchgeht. Die Straße von Singa-
Pore würde dann dem Oresund an die Seite zu stellen sein. Durch
geognostische Forschungen ist festgestellt, daß die dänischen Jnselgebiete,
namentlich Jütland, früher noch durch viel mehr Meeresarme durch-
furcht und durchzogen worden sind, wie das die mannigfachen Namen
von binnenländischen Ortschaften mit den Endungen —ö und —Holm
(beides bedeutet Insel) erweisen. Uns interessieren die drei Meeres-
straßen, durch die in historischer Zeit die Schiffahrt aus der Nord-
see in die Ostsee sich ermöglicht hat, der Sund, der große und kleine
Velt. Unter ihnen ist der Sund die bevorzugteste, einmal schon wegen
der Kürze, dann wegen ihrer „geraden nordsüdlichen Erstreckung".
Hanncke, Erdkundl. Aussähe. Ii. g
Georg-Eckert-Institut
für international«
Schulbuchforschung
Braunschweig
-Schulbuchbibhothek -
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T34: [Schweden König Gustav Dänemark Preußen Krieg Polen Adolf Frieden Holstein], T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T160: [Insel Hafen Meer Küste Stadt Halbinsel Neapel Straße Einw. Hauptstadt], T31: [Jahrhundert Schweden Norwegen Dänemark König Ende Jahr Anfang England Mitte], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Personennamen: Schiller Struensee
Extrahierte Ortsnamen: Stralsund Deutschland Kopenhagen Dänemark
Deutschland Europa Nord- Ostsee Ostsee
— 75 —
aber das Slawentum seine Vorherrschaft, und zwar sind hier im
südwestlichen Osterreich die Slovenen wohnhaft. Das steiermärkische
Marburg an der Drau ist slavisch und ebenso Laibach, die Haupt-
stadt von Krain. Mit dieser Landschaft sind wir in das Gebiet der
eigentlichen Karstlandschaften eingetreten und erleben hier Wunder
über Wunder. Die Kalkplateaus sind porös, sie lassen die Wasser
eindringen, um sie später wieder erscheinen zu lassen. So fließt die
Laibach, an der die Stadt liegt, bald ober-, bald unterirdisch und
ähnelt darin dem spanischen Guadiana, der ja auch daher seinen Namen
haben soll, daß er wie eine Ente (anas) bald untertaucht, bald wieder
emporkommt. Eine zweite Merkwürdigkeit dieser Karstlandschaft sind
die Höhlungen, die eben überall sich sinden, wo wir Kalkgestein
haben. Berühmt ist die Adelsberger Grotte mit ihren wunderbaren
Stalaktiten, mit ihren Sälen, Säulen, Kanzeln und Tropssteinbildungen.
Dicht daneben sindet sich der Zirknitzer See, der bald als See mit
einem Kahn befahren wird, bald als Wiese erscheint und auch eine
Ernte zuläßt. Und dann gelangen wir zum „Küstenlande" und nach
Dalmatien. Alan hat diese letzte Region glücklich mit einem Frucht-
korb verglichen, der seinen Inhalt nach Westen hin ausgeschüttet hat,
und wir haben diesen entzückenden Küstenstrich mit seinem ganz italieni-
schen Charakter schon kennen gelernt. Miramare, Abbazia sind die
Glanzpunkte dieses Litorals. Uns interessiert hier die binnenländische
Hälfte, das echte Karstplateau, über dessen grauenhafte Ode wir auch
schon oben gesprochen haben. Bebaut und bebauungsfähig sind hier
nur die Dolmen, die Trichter in dem Kalkplateau, in die alle Humus-
erde zusammengeschwemmt ist. Auch hier hat man ein glückliches
Bild gebraucht und sagt, sie erscheinen wie Blumentöpfe. Des-
gleichen kann man hier nicht von Weinbergen sprechen, sondern nur
von Weinlöchern. — Übrigens erinnert die italienische Sprache in
den Küstenorten Dalmatiens an die Zeit, als die Königin der Adria,
Venedig, hier allmächtig gebot. Sie war die Beherrscherin der Meere,
und bis nach Cypern dehnte sich ihr Einfluß aus. Ein Andenken an
diesen überwiegenden Einfluß Venedigs im Seewesen birgt unsere
Sprache, da wir verschiedene Entlehnungen übernommen haben, wie
Galeere, Fregatte, Kapitän; von den saracenischen Seefahrern stammt
das Wort Admiral. — Wir wollen diesen Länderkomplex nicht ver-
lassen, ohne auch der neuesten Erwerbung Österreichs zu gedenken.
Seit 1878 besitzt der Kaiserstaat Bosnien und die Herzegowina;
eigentlich sührt er nur die Verwaltung dieser Länder für die Türkei,
und die Provinzen haben sich ausgezeichnet dabei befunden. Der
Türkei geht es in unseren Tagen ähnlich wie Polen im 18. Jahr-
hundert; die Nachbarn suchen wiederholt den Staatenleib „des kranken
Mannes" unter sich zu teilen. Die Nachbarn sind Rußland, das
nach dem angeblichen Testament Peters des Großen Ansprüche aus
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
— 79 —
terifiert völlig den hochherzigen Zug in der Volksseele des Magharen-
tums. Sehr zu beachten ist es, daß die unausgesetzten Kämpfe mit
den Türken zu einer ausgezeichneten Schule für Soldat und Feld-
Herrn wurden. Wie denn die Beschaffenheit der großen Ebene schon
überhaupt die Ausbildung des Hirten, vorzugsweise des Pferdehirten,
begünstigte und der Czikos zum Idealbilds eines kühnen Reiters sich
naturgemäß gestaltete, so fand auch die Husarenwaffe hier ihre eigent-
liche Entstehung und wurde dann bei den übrigen Kulturnationen
in ihre Heerverfaffung übernommen. Ferner haben hervorragende
Feldherren sich in diesen schwierigen Kämpfen heranzubilden Ge-
legenheit gehabt. Einer der beliebtesten Helden des deutschen Volks-
liedes ist der Prinz Eugen geworden, und man sang mit Begeisterung:
Prinz Eugen, der edle Ritter,
Wollt' dein Kaiser wied'rum kriegen
Stadt und Festung Belgerad.
Er lies; schlagen einen Brucken,
Daß man könnt hinüber rucken
Mit der Armee wohl für die Stadt.
Und wohlgemerkt, unter dem Herzog von Savoyen kämpften die
brandenburgischen Hülfstruppen mit ihrem Führer, den die Geschichte
später „den alten Dessauer" nennt, und diese Streiter erwarben sich
hier an der Donau den bewundernden Beinamen der „Feuermänner".
Die neueste Zeit hat mehr und mehr Abstand genommen von blutigem
Kriege und wählt vielmehr den friedlichen Weg der eindringenden
abendländischen Kultur, der es gelingen wird, Türkenherrschaft und
Islam allmählich in sich zu überwinden. Wenn erst der Karawapor
(die Lokomotive) auch in der Türkei „das eiserne Haustier" geworden
ist, dann werden Österreich und wir Abendländer wohl nie mehr die
Macht der Osmanen zu fürchten haben.
Und nun zurück aus dem Völkergemisch der östlichen Habsburgischen
Monarchie mit seiner uns vielfach befremdlichen Sitte zu dem öfter-
reichischen Alpengebiet, zu unseren deutschen Brüdern in Kärnten,
Salzkammergut, Tirol und Vorarlberg! Hier stnden wir ein uns
sympathischeres Volkstum und herzerquickendere Eigenart. Alle die
aufgezählten Landschasten sind rein deutsch; nur im Süden Kärntens
stnden sich einige Slovenen und ebenso im Süden Tirols Italiener,
denn bekanntlich bedeutet „Trent (Trient) Deutschlands End". Schon
darin spricht sich der deutsche, anheimelnde Charakter der ganzen
Gegend aus, daß wir hier statt der „Ringe" und ungarischen Städte-
dörfer die Burgen antreffen. Kärnten und Tirol zählt man zu den
burgenreichsten Landstrichen in Deutschland, und Burg, Wald und
Märchen regen ja von je unser deutsches Empsinden in gewinnendster
Weise an. Tirol ist zudem den Deutschen besonders ans Herz ge-
wachsen. Der Norddeutsche kennt die Bewohner recht gut, wenn er
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert]]
Extrahierte Personennamen: Eugen Eugen Eugen Eugen
Extrahierte Ortsnamen: Donau Vorarlberg Tirols Deutschlands Deutschland
— 85 —
Landesstücke Zwist mit den Nachbarn in übergroßem Maße hervor-
gerufen hat. Osterreich hat in seiner Geschichte eine stattliche Reihe
guter Feldherren auszuweisen; des Prinzen Eugen „haben wir schon
gedacht, wir nennen noch drei Namen, die über Osterreich hinaus
einen guten Klang gehabt haben: Radetzky und ^ie beiden Erzher-
zöge, Bater und Sohn, Karl und Albrecht, die Zieger von Aspern
1809 und Custozza 1866. Die österreichische Armee war meist gut
bewaffnet, und auch in dem Kriege von 1866 mußten die preußi-
schen Truppen die Überlegenheit der österreichischen gezogenen Kanonen
recht schmerzlich empsinden. Österreich hat sich sodann immer durch
kühne Seesahrer und verdiente Admirale ausgezeichnet. Ebenfalls in
dem oben erwähnten Kriege von 1866 siegte Tegetthof über die
Italiener bei Lissa, und die Weltreise der Novara, sowie die Nord-
polfahrt von Weyprecht und Payer 1872 — 74, die zur Entdeckung
des Franz Josephslandes führte, sichern Österreich in der Geschichte
der Seefahrten für immer einen „ehrenvollen Platz. Überhaupt finden
Geographie und Geologie in Öfterreich die dankenswerteste Förde-
rung, und auch die anderen exakten Wissenschaften sind rühmlichst in
dem Donaustaate vertreten. Die Heilkunde hat daselbst unter ihren
Vertretern und Forschern so berühmte Namen gezählt wie Rokitansky
und Billroth, und die Wiener Krankenhäuser und „Kliniken genießen
eines Weltruses. Eine erfreuliche Pflege fand in Österreich auch die
Geschichtswissenschaft; namentlich haben die reichen Benediktiner- und
Eisterzienserabteien, die mit ihren großen Bibliotheken und der ganzen
prächtigen Ausstattung recht zum Gelehrtensleiß und Studium ein-
laden, gediegene geschichtliche Arbeiten zu Tage gefördert. In die
Freude über die fortgesetzten lauteren Errungenschaften, die die
Wissenschast hier zu gewinnen hatte, mischen sich seit den letzten
Jahrzehnten allerlei Mißtöne, die von der seit Palaky wenig skrupel-
losen tschechischen Geschichtsforschung herrühren. Man will die über-
legene deutsche Kultur durch allerlei Übertreibungen, ja sogar Fäl-
schungen in betreff der eingeborenen tschechischen Litteratur aus dem
Sattel zu heben und zu übertrumpfen fuchen.
Auf dem Gebiete der Wissenschast sehen wir in Österreich zwar
ein ernstes Streben; aber der Erfolg ist doch nur der, daß im großen
und ganzen auch dieses Reich hinter anderen Kulturnationen nicht
zurückbleibt; aus dem Gebiete der Kunst dagegen, und zwar der Kunst,
die am meisten an ihren himmlischen Ursprung zu erinnern im stände
ist, nämlich — der Musik hat Österreich vor den übrigen einen weiten
Vorsprung gewonnen. Man könnte sagen, in dieser Beziehung ist
das Donaureich das rechte Gegenstück zu England. Hier ein Mangel
an musikalischer Besähigung, und seit Händels Zeit müssen fremde
Komponisten der nationalen Unfähigkeit zu Hilfe kommen; in Öfter-
reich durch alle Volksklassen hin, sowohl bei Slaven, Magyaren wie
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T15: [Schiff Flotte Hafen England Jahr Insel Engländer Meer Küste Kriegsschiff], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T74: [Zeit Wissenschaft Philosophie Geschichte Philosoph Werk Lehrer Schrift Sokrat Schüler], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute]]
Extrahierte Personennamen: Eugen Radetzky Karl Karl Albrecht Albrecht Lissa Franz Rokitansky Palaky
Extrahierte Ortsnamen: Osterreich Osterreich Aspern Donaureich England
— 31 —
man sich dies ganze Durcheinander von Hecken, tief eingesenkten Wegen
und Buschpartieen, so erklärt es sich, daß sich die Landschaft wie
geschaffen zur Insurrektion darbietet, und so ist die Vendee in der
Revolutionszeit und auch noch später in der Zeit Louis Philipps
der Herd hartnäckiger Aufstände gewesen. Die heutige Stadt Napoleon
Vendee hat in fast lächerlichem Wandel in ihren Namen alle die
politischen Metamorphosen Frankreichs im 19. Jahrhundert durch-
machen müssen. Ähnlich wie man die Obstsorte reine Claude in
citoyenne Claude umtaufte, oder in Tirol, als es bayrisch wurde,
die Kaiserbirnen von dem Minister Montgelas fortan Königsbirnen
benannt wurden, hieß die Stadt, die ursprünglich als La Roche er-
scheint, nacheinander Ville Napoleon, Bourbon Vendee, bis jetzt
endlich Napoleon Vendee daraus geworden ist.
Das Gebiet der Charente hat wieder anders wie die Vendee
seinen Oppositionsgeist bewiesen. Hier besaßen die Hugenotten ihre
Sicherheitsplätze, die sie durch das Edikt von Nantes erhalten hatten,
namentlich La Rochelle. Frankreich und Deutschland haben gewisser-
maßen einen äußerlichen Gegensatz darin, daß dort der Südwesten
zur ketzerischen Lehre sich bekannte, hier mehr der Nordosten die Fahne
des Protestantismus hochhielt. * Das Jahr 1628 ist das große Be-
lagerungsjahr, das eigentlich über die Geschicke beider Länder in nach-
haltiger Weise entschied. La Rochelle wird von Richelieu erobert, der
„Staat im Staate" wird damit vernichtet; doch gelingt es andererseits
Wallenstein nicht, Stralsund einzunehmen, der Protestantismus und
die Opposition gegen das katholische Habsburgertum blieben gerettet.
In dem niedrigen Hügellande sind viele isoliert hervorspringende kahle
Felsen, und aus diesen Anhöhen liegen zahlreiche Schlösser der alt-
französischen Seigneurs mit dem dicken Donjon und den von niedrigen
Türmen flankierten Thoren. 2 Und von diesen Schlössern schreiben sich
die französischen Adelsnamen her, in denen la Roche (g. V. la Roche-
foucauld); la Motte (Hügel; Fouque) und la Tour vertreten sind.
Weiter südlich kommen wir zu dem dreieckigen Garonnebecken;
es ist die seichte Spitze des Golss von Biskaya. Die Garonne ist
wie die Rhone ein Hochgebirgsfluß, und ihre Hochfluten machen sie
zu Frankreichs gefürchtetftem Strome. In der weiten trichterförmigen
Mündung, der Gironde, dringt die Flut vor bis Bordeaux, das noch
die größten Seeschiffe besuchen können. Hier haben wir an der
linken Flußseite entlang die berühmten vignobles oder Weinberge,
die Stätte der Rotweine, die Frankreich ja seinen -weitverbreiteten
1 Ein anderer Gegensatz ist ja bekanntlich der, daß in Frankreich der nördliche
Dialekt (langue d'oui) Schriftsprache geworden ist, in Deutschland der südlichere,
das Hochdeutsch.
2 Ähnlich singt ja Chamisso von seinein Heimatschlosse Boncourt in der Champagne:
ich kenne die Türme, die Zinnen, die steinerne Brücke, das Thor.
TM Hauptwörter (50): [T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T99: [Frankreich Loire Stadt Rhone Gebirge Pyrenäen Paris Meer Garonne Lyon], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T86: [Kaiser Protestant Katholik Fürst Kurfürst Land Kirche Karl Reichstag Krieg], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung]]
TM Hauptwörter (200): [T53: [Frankreich Stadt Loire Paris Rhone Garonne Maas Lyon Orlean Hauptstadt], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T148: [Kirche Macht Staat Deutschland Kampf Frankreich Reich Reformation Zeit Gewalt], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Louis_Philipps Philipps Napoleon Claude Claude Montgelas Napoleon Napoleon Richelieu Chamisso
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Nantes La_Rochelle Frankreich Deutschland Biskaya Frankreichs Frankreich Frankreich Deutschland Boncourt
— 107 —
Der russische Adel, sagt Peschel, ist von dem westeuropäischen
Stande dieses Namens gänzlich verschieden; denn er wird durch den
Besitz eines Staatsamtes oder durch den militärischen Dienst er-
worden.^ Es giebt ja noch Nachkommen der altrussischen Bojaren,
aber diese sind gegenüber dem „Beamtenadel", dem Tschin, völlig in
den Hintergrund getreten. Die Adligen ordnen sich nach 14 Rang-
klassen, von denen die 8 ersten den erblichen Adel, die übrigen 6 nur
den persönlichen Adel genießen. Peschel berechnet etwa 1 Million
Adlige in 250000 Familien. Ebenso wird die städtische Bevölkerung
in 6 Abteilungen gruppiert, worunter die Gildenbürger, meist Kauf-
leute, die beachtenswertesten sind. Obgleich die Kaiser mit großer
Energie versucht haben, den Bürgerstand zu heben, läuft der Ehr-
geiz der Gildenbürger doch meist darauf hinaus, ihre Söhne und
Töchter in den Tschin hineinzubringen.
Wenn man sich etwa 3 Jahrhunderte zurückversetzt, so schien
es damals ganz unglaubwürdig, daß Rußland in Zukunft eine ent-
scheidende Stimme im europäischen Völkerrate sichren würde. Man
rechnete die Moskowiter ohne weiteres zu den Asiaten, und als Hein-
rich Iv. von Frankreich seinen abenteuerlichen Plan saßte, ganz
Europa zu einer „christlich-europäischen Republik" umzuwandeln, in
der 15 gleich mächtige Staaten, 6 Erbreiche, 5 Wahlreiche und
4 Republiken sich gegenseitig das Gleichgewicht halten sollten, hatte
er die Moskowiter in dieser seiner Ausstellung ganz unberücksichtigt
gelassen. Wohl aber sand statt ihrer das polnische Reich die größte
Beachtung, bis es allmählich sich mehr und mehr ergab, daß Polen
nur „die unglückliche Schwester von Frankreich" wäre. Wir müssen
aber heute noch einmal den Gründen nachspüren, die den Niedergang
Polens und umgekehrt das Emporkommen Rußlands begünstigten.
Das Polentum dars bei dem Westeuropäer am ehesten auf Verständ-
nis und Teilnahme rechnen. Die Sprache erscheint ja auf den ersten
Blick wegen der Häufung der Konsonanten als befremdlich und un-
erlernbar; vor einem Satze wie krschonschtsch brschmje w'
trschtseliince (der Käfer summt im Rohr) erlahmen alle Versuche
der nachahmenden Sprachkunst; aber die Schwierigkeiten sind doch
nur scheinbar. Die „mannigsache Erweichung der Konsonanten und
eine reiche Modulation eines und desselben Selbstlauters schaffen für
das Ohr angenehm klingende, weich tönende Laute". Die polnische
Sprache hat daher eine reiche und uns sympathische Litteratur er-
zeugt, und auch auf dem Gebiete der Musi! soll nicht unerwähnt
bleiben, daß der klassische Chopin ein echter Pole gewesen ist. Wenn
wir die polnischen Poesieen mit den russischen vergleichen, so ist auch
das zu beachten, daß die polnische Schrift mit ihren lateinischen
' Die Beninten sind die einflußreichen Tschinowniks.
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: Peschel
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Europa Polen Frankreich Polens Westeuropäer
— 110 —
dafür, daß das alte Bild vom Riesen mit den thönernen Füßen,
das man für Rußland gebraucht hat, noch immer berechtigt ist.
Wir müssen zunächst die Lage berücksichtigen, die geographischen
Vorbedingungen, unter denen Rußland sich als Staatengebilde unseren
Augen darbietet. Nicht allein das nordische Klima, wo in Perm
z. B. schon Ende November der Schnee so hoch liegt, daß er bis zu
den Fenstern des ersten Stockes reicht, wirkt auf die Entfaltung
dieser ungeheuren Menschenmasse lähmend, sondern auch die kolossale
Ausdehnung des Reiches, die räumliche Weitläufigkeit. Die Russen
haben ja in dem Rufe gestanden, blitzschnelle Märsche machen zu
können, wie unter Suworow in Italien, und doch brauchten in dem
letzten russisch-türkischen Kriege die Garden volle zwei Monate, um
nach Plewna zu kommen. — Das Land leidet sodann an einer
eigenen merkantilen Unbeholsenheit. Jetzt, wo man damit umgeht,
ein Welteisenbahnsystem zu gründen, so daß die Ware wie der Post-
bries für billige Frachtsätze überallhin zu expedieren ist, und man
mit glücklichem Bilde die Eisenbahnen „die Hochzeitsbänder" der be-
glückten Erde nennt, stößt man aus die Ungeheuerlichkeit, daß Ruß-
land zwar über Eisenbahnen verfügt, daß aber diese eine ganz andere
Spurweite besitzen als die westeuropäischen. — Wie ist es ferner mit
dem Anteil beschaffen, den Rußland an den offenen Weltmeeren hat?
Ein Blick auf die Karte überzeugt uns, daß Rußland im Falle eines
Krieges mit seinen Flotten sozusagen in der Mausefalle sitzt. So-
wohl die Ostsee wie das Schwarze Meer sind nur durch ganz enge
Offnungen vom westlich flutenden Meere her zugänglich, was in
kriegerischen Zeiten doch gewiß nicht ungefährlich zu nennen ist. Die
Ostsee sperrt der Sund, den Schiffe bis 1857 sogar nur unter Ent-
richtung eines Zolles passieren durften, das Schwarze Meer dagegen
die Straße des Bosporus. Wie sehr leuchtet es da eiu, daß für
Rußland der Besitz von Konstantinopel je länger desto mehr eine poli-
tische Notwendigkeit geworden ist. Es bleibt endlich Rußland noch
das Weiße Meer und der Zugang zum Nördlichen Eismeer. Aber
auch hier ist die Eissperre zu berücksichtigen. Den karischen Golf
nennt man den Eiskeller Europas, an der Mündung der Dwina mißt
man im Winter —47°, wo doch das Quecksilber schon bei 40° ge-
friert, und die Schiffahrt ist auf 4 Monate beschränkt, völlig eissrei
ist der Nordrand sogar mir 2. Allerdings versucht Rußland aus der
mehr nördlich gelegenen Halbinsel Kola, wo der Einfluß des Golf-
stroms vielleicht noch zu spüren ist, sich einen Welthafen zu errichten,
und wir müssen erst abwarten, ob der Versuch mit Alexandrowsk ge-
lingt. Am aussichtsvollsten sind immer die russischen Flottenstationen
am Stillen Ocean in Wladiwostok und Port Arthur; doch sieht man
jetzt noch nicht ab, wie sich in Zukunft die Verhältnisse hier an
der Grenze Chinas politisch gestalten werden. — Einen weiteren
TM Hauptwörter (50): [T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T0: [Meer Insel Halbinsel Küste Ozean Afrika Land Europa Kap Straße], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T109: [Europa Asien Afrika Amerika Australien Insel Erdteil Land Zone Klima]]
Extrahierte Personennamen: Suworow Arthur
Extrahierte Ortsnamen: Perm Italien Konstantinopel Europas Wladiwostok Chinas
— 7 —
queen (jungfräuliche Königin) Elisabeth regierte, kamen auch die
oceanischen Häfen der Westküsten zu ihrem Rechte. Der sich all-
mählich verengernde Trichter der Severnmündnng, der Bristolkanal,
bietet ja ganz merkwürdige Fluterscheinungen; die Höhe der Flut-
welle soll hier an 18 m betragen. Bristol wurde nun bald der
zweite Seehasen Englands; denn London hatte natürlich den ersten
Rang und war schon zur Zeit Jakobs Ii. mit seinen 500000 Ein-
wohnern die größte Stadt in Europa. Von Bristol beginnen seit
Cabot die englischen Entdeckungsfahrten, die den Namen des Landes
durch seine todesmutigen Helden weithin berühmt machten. Man
sragt verwundert, warum, wenn von den oceanischen Fahrten der
Engländer berichtet wird, man nicht an erster Stelle Liverpool nennt,
das heute durch seine Reederei sogar London in den Schatten stellt?-
Aber Liverpool spielt in jenen älteren Zeiten gar keine Rolle und
wird erst seit der Mitte des 18. Jahrhunderts überhaupt genannt.
Seine Bedeutung hängt mit der dritten Periode der geschichtlichen
Entwickelung Englands zusammen, über die wir weiter unten reden
wollen.
Wenn wir die Geschichte des maritimen Einslusses und Verkehrs
in England begleiten wollen, so folgt allerdings aus das Helden-
zeitalter der Elisabeth das größtenteils für die nationale Geschichte
Großbritanniens trostlose 17. Jahrhundert, das gleich im Gegen-
satz zu dem rex Elisabeth mit einer regina Jakob beginnt. Das
Stuartische Geschlecht ist eines der unglückseligsten in der Welt-
geschichte, und eine furchtbare Tragik hat sich an ihm vollzogen.
Maria Stuart wurde hingerichtet, und das gleiche Schicksal erfuhren
ihr Enkel Karl I. und dessen Enkel, der Herzog von Monmonth.
Ter Sohn Karls I., Jakob Ii., wurde vertrieben, und seitdem sind
die Stuarts nicht mehr aus den Thron Englands zurückgekehrt. Das
Geschlecht war mit einer ganz eigenartigen Verblendung behastet, so
daß es sich immer von neuem in Gegensatz zu den heiligsten Wünschen
und Empfindungen des Volkes setzte; die Zeit ihrer wechselvollen
Regierung brachte viele staatlichen Änderungen, und tetber wurde
eine jede solcher politischen Phasen mit den blutigsten Ächtungen be-
gleitet, so das; man an die Bürgerkriege in der römischen Geschichte
erinnert wird, wo ein Marius, Sulla, Antonius und Oktavian in
greulichen Proskriptionen förmlich miteinander wetteiferten. So wie
damals das Regiment Eäsars milde und gütig erschien, >so be-
wunderten die Engländer die Großmut und Nachsicht Wilhelms Iii.,
der seinen Schwiegervater Jakob Ii. entthronte, und nennen daher
seine Staatsumwälzung tlie glorious revolution. Der beliebteste
unter den Stuarts war noch Karl Ii., der wenigstens der aber-
gläubischen Befangenheit seines Volkes und der alten Tradition mit
einem sonst selten an ihm beobachteten Pflichtgefühl entgegenkam und
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T41: [Insel Staat England Amerika Kolonie Mill Küste Nordamerika Land Stadt], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T86: [Insel England Irland Schottland Kolonie Hafen Stadt Küste Hauptstadt Kamerun], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
Extrahierte Personennamen: Elisabeth Cabot Elisabeth Jakob Maria_Stuart Maria Karl_I. Karl_I. Monmonth Karls_I. Karls_I. Jakob_Ii Marius Marius Sulla Antonius Wilhelms Jakob_Ii Karl_Ii Karl
Extrahierte Ortsnamen: Bristol Englands Europa Bristol London Englands England Englands Wilhelms_Iii
7
deshalb auch den Ehrentitel trägt: Dach der Erde. Und hier an
dieser interessantesten physikalisch-geographischen Stelle unseres Erd-
planeten bereiten sich auch politische Ereignisse von entschieden welt-
historischer Wichtigkeit vor. So wie etwa im lo. Jahrhundert unserer
Zeitrechnung Unteritalien den Tummelplatz und das Konfliktgebiet für
die drei damaligen Weltmächte abgab, die Deutschen, die Griechen und
die Araber, so haben sich hier auf dem Pamirplateau, zunächst aller-
dings mit Protesten und völkerrechtlichen Streitpunkten, gegenüber-
gestanden die drei Weltmächte Asiens: die Russen, Chinesen und
Engländer. Wenn der alte lateinische Spruch des Seipio noch gilt,
«plus animi est inferenti quam propulsanti periculum», so hat Ruß-
land den Vorteil der größeren Kampfesfreudigkeit und wohl auch des
Erfolges für sich. Denn planmäßig und ununterbrochen ist die russische
Eroberung vorgedrungen, den Russen fällt die Rolle des siegreichen
Angreifers zu, China und England müssen sich verteidigen, natürlich
mit verschiedener Widerstandsfähigkeit. — In der letzten Zeit hat
Rußland viel für die strategischen Sicherungen eines späteren An-
griffskrieges gethan. Das Wichtigste ist natürlich der Bau einer
Eisenbahn. Wenn wir die ganze Richtungslinie derselben verstehen
wollen, so müssen wir schon einige westlichere Anschlußlinien auf-
zählen. Demnach haben die Russen zunächst von Tiflis im Siiden
des Kaukasus, der Stadt des Mirza Schaffy, eine Bahn gebaut nach
Baku am Kaspischen Meere. Es ist das die heilige Stätte der alten
Parsen oder Feueranbeter, wo die Naphthaquellen ihre flammenden
Gase aus der Erde auflohen lassen und wo ringsherum Tempel zur
Verehrung dieses Naturwunders einladen. Von Baku fahren Dampf-
schiffe quer über den Kaspischen See nach Michailowsk im Turkmenen-
lande, und dann beginnt jene merkwürdige Bahn im Wüstensande,
deren beschwerlicher Bau wohl seines Gleichen gesucht haben mag.
Dicht am persischen Gebiete entlang — und Grenzstreitigkeiten und
Reibungen sind auch da schon vorgekommen — führt die Bahn nach
der Oase Merw, dann wendet sie sich etwas nordwärts, überschreitet
den Amu oder alten Oxus und mündet in Buchara und Samarkand.
Von Merw ist es leicht, einen Vorstoß gegen Afghanistan zu machen,
und von hier wird dann zum letzten Schlage gegen Indien ausgeholt.
Den Amudarja befahren jetzt regelmäßig russische Dampfschiffe, und
bis an die afghanische Grenze sind kreuzende russische Kriegsschiffe vor-
geschoben. Da liegt in unmittelbarster Nähe Batch, das alte Bactra,
und von Balch nach Kabul zum berühmten Eingangspasse Indiens, durch
den schon Alexander der Große zog, rechnet man nur zehn Tagemärsche.
Rußland hat sich den Grundsatz des alten Macedonierkönigs
Philipp angeeignet, in seinem großen Eroberungswerke sich mehrere
stellen zum Angriffe zugleich offen zu halten und die Gegner, wenn
man an der einen Seite Einbuße erleidet, schnell wieder auf der
TM Hauptwörter (50): [T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer]]
Extrahierte Personennamen: Merw Alexander Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Unteritalien Asiens China England Tiflis Kaukasus Mirza_Schaffy Baku Kaspischen_Meere Baku Kaspischen_See Michailowsk Buchara Samarkand Afghanistan Indien Balch Kabul Indiens
75
Die Binnenschiffahrt ist in Deutschland geringfügiger als in
Frankreich, England oder gar Rußland. Das hat seinen Grund
wohl auch in der politischen Zersplitterung gehabt, die bis 1870
lähmend sich in unserem Vaterlande geltend machte. Man war
auch längere Zeit überhaupt vom Kanalbau abgekommen. Das
17. und 18. Jahrhundert, namentlich das erstere, sind die eigent-
lichen Begünstiger der künstlichen Wasserstraßen; dann folgte das Zeit-
alter der Eisenbahnen, und erst neuerdings wendet man dem Kanal-
bau allgemein wieder erhöhte Aufmerksamkeit zu. Die Flußsysteme
namentlich unserer norddeutschen Tiefebene fordern ja sozusagen un-
mittelbar zum Kanalbau heraus, Berlin liegt, so wie eine Spinne
zwischen zwei Bäumen hängt, in gleichem Abstande von den beiden
Flüssen Oder und Elbe, und seit dem großen Kurfürsten sind
die Hohenzollern bemüht, diesem Centrum von beiden Seiten die
Wasserstraßen zuznführen. Schon heute kann ein Lastkahn immer
auf dem Wege der Flüsse und Kanäle — allerdings mit Benutzung
des Frischen Haffes von Königsberg bis zur Nogatmündung —
von Memel bis Hamburg und, wenn der mittelländische Kanal
gebaut werden sollte, durch den Rhein in die Nordsee gelangen oder
durch den Ludwigskanal in das Schwarze Meer hinausschiffen. Das
Üble ist nur, die alten Kanäle reichen für den heutigen Tiefgang der
Fahrzeuge nicht mehr ausz und deshalb baut man neuerdings die
Riesenkanäle, auf denen Kriegspanzerschiffe fahren können, wie den
Wilhelmskanal mit 8 iu Tiefe und den Elbe-Travekanal mit 2 bis
2,50 m. Geplant sind in der deutschen Regierung Verbindungen
des Rheins mit dem Dortmund-Emskanal, der Großschiffahrts-
weg Berlin-Stettin und der masurische Kanal, der die Holzflöße
aus Russisch-Polen durch die Narew und die masurischen Seen
in die Alle und von da nach Königsberg leiten soll. Als Haupt-
stück des neuen kolossalen Kanalprojekts bleibt natürlich der so-
genannte mittelländische Kanal zu erwähnen, der Westdeutschland in
seiner ganzen Breite durchziehen soll. — Das Bestechende bei diesen
Kanalprojekten ist die bedeutende Kostenminderung des Transportes,
die bei der zunehmenden Volksdichtigkeit und der gesteigerten Massen-
zufuhr von Kohlen, chemischen Dungstoffen und Fabrikaten aller
Art gebieterisch eine immer größere Beachtung verlangt. Das Eisen-
bahnnetz ist ja in Deutschland ungemein verdichtet, und doch können
die Bahnen einen solchen Massentransport nicht mehr bewältigen.
Da bieten Wasserstraßen eine willkommene Ergänzung. Schon auf
der flachen Werra fahren Lastkähne mit 30 wus (600 Centnern)
Tragfähigkeit. Um eine solche Last sortzuschaffen, wären drei Eisen- 1
1 Daher geht der Ertrag des einst so berühmten Ludwigskanals auch twn Jahr
zu Jahr zurück.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff]]
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich England Berlin Königsberg Hamburg Rhein Nordsee Wilhelmskanal Rheins Narew Königsberg Westdeutschland Deutschland Ludwigskanals