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b) Der Rhein.
(1. Das Sett.) Ein bestimmtes Bett war naturgemäß nicht für ihn
vorhanden, und bei seinem schnellen Lauf auf der schiefen Ebene fand er auch
nie Zeit, sich ein solches auszuwaschen. Er blieb, besonders auf der Strecke
bis Straßburg und noch darüber hinaus, ein Wildwasser gleich den Alpen-
flössen auf der Süddeutschen Hochebene. Fast nie hat er auf dieser Strecke
einen einheitlichen Laus. Als ein Netz von Gabelungen und Wiedervereinigungen
bewegt er sich zwischen Sand- und Geröllanschwemmnngen, zwischen Inseln •—
hier „Auen" genannt — und Buschgruppen dahin (s. Karton „Straßburg", Atlas
S. 7). Wie oft mag sich im Laufe der Jahrtausende dieses Netzwerk verändert
haben, denn unausgesetzt trug der Rhein neue Geröllmassen herbei, die alten Betten
erhöhend und so sich selber zwingend, neue aufzusuchen. — Das ist der Rhein,
wie der Mensch ihn aus den Händen der Natur empfing. Es bedurfte gewal-
tiger Arbeiten, um ihn zu einer nutzbaren Wasserstraße umzuschafsen. Fast d!e
ganze Strecke von Basel bis Mainz mußte kanalisiert werden, um all die Wässer-
lein in einem Bette zu sammeln.^) Auch ausgedehnte Deicharbeiten waren
nötig, um den verderblichen Überschwemmungen entgegenzutreten. Dieser über
2^/2 Maß (250 km) lange Laus ist jetzt „die längste gefesselte Flußstrecke der
Erde" (Penck).
(2, Medelungen.) Die Gebiete in unmittelbarer Nähe des Rheins sind,
das geht aus obigem zur Genüge hervor, für menschliche Siedelungen wenig
einladend. Zwischen und seitwärts von den vielen Flußarmen, die durch die
Kanalisierung übrigens vielfach zu „toten" Läufen geworden sind, finden sich
zahlreiche Sümpfe, Moore, Sandflächen und Kiefernwaldungen. Auf
der ganzen Strecke bis Karlsruhe hinauf treffen wir infolgedessen un-
mittelbar am Rhein keine einzige Mittel- oder auch nur Kleinstadt.
Uberhaupt wohnt die Bevölkerung in dem Mittelstreifen der Tiefebene nur
halb so dicht als in den randlichen Gebieten (100 gegen 200 auf dem
Quadratkilometer). Die beiden gröjseren Mittelstädte, die wir im südlichen
Teil der Ebene finden — Mülhausen i. E.? | = Freiburg), liegen beide
weitab vom Rhein, Mülhausen, eine lebhafte Fabrikstadt, an der Iii, Frei-
burg in einer freundlichen Thalöffnung des Schwarzwaldes. Ebenso fern
vom Rhein hält sich die andere (kleine) Mittelstadt (A) der Iii, Kolmar.
Erst Strafsburg, gleichfalls an der Iii gelegen, rückt dem Rhein auf eine
Stunde Wegs (5 km) nahe, an einer Stelle nämlich (s. Karton „Strafsburg"
S. 7), wo die Gabelung stark eingeschnürt, der Rhein in seiner Willkür
beschränkt erscheint. In weiterer Entfernung von ihm halten sich dann
wieder zwei kleine Mittelstädte (von je Q), die eine auf der elsäfsischen
Seite —- Hagenow — die andere auf der badischen — Baden, — letztere
ein weltbekannter Badeort am Abhang des Schwarzwaldes (s. dort). Auch
das weiter nördlich dann folgende Karlsruhe, Badens schöne, erst Anfang
des vorigen Jahrhunderts angelegte Hauptstadt, bleibt noch i1/2 Stunden
vom Rhein entfernt.
Weiter nordwärts ändert sich das Bild etwas. Die Gabelungen werden
seltener, die Ufer vielfach höher. Namentlich von links her, vom Pfälzer
Bergland, drängt sich höher gelegenes, anmutiges Land dicht ans Ufer, so
x) Aus der nördlichen Strecke handelte es sich überwiegend um Abkürzungen des
Lauses, indem man mittels geraden Durchstichs die vielfachen Windungen abschnitt.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee], T80: [Rhein Stadt Festung Mainz Maas Straßburg Frankreich Metz Elsaß Deutschland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
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praktischen Bewohnern zweckdienlich ausgenutzt, namentlich als bewegende Kraft
für zahlreiche kleine Industriebetriebe. Im Wasgenwald hat sich mehr die
Spinnerei und Weberei, besonders in Baumwolle, im Schwarzwald mehr
die Holz- und Metallindustrie entwickelt (s. unten). Andere Bäche wieder
dienen überwiegend der Holzflößerei (f. unten).
(o. Deelchiedenhtlk.) Doch auch eine Verschiedenheit, wenn auch eine
wenig wesentliche, zeigt uns die Karte. Der Schwarzwald ist massiger und
mächtiger als der Wasgenwald. Kr übertrifft diesen sowohl an Länge als
an Breite. An Höhe steht der Wasgenwald ihm jedoch nicht nach; auch
dieser überragt mit einem bedeutenden Teil die 1000 m-Linie, doch erstrebt er
seine Höhe auf engerem Räume, so dcifs er im Kartenbilde zusammengeraffter,
geschlossener erscheint. Thatsächlich ist auch sein Westabhang erheblich steiler
als der Ostabhang des Schwarzwaldes.
(4* Otrttttlmt.) Der Wasgenwald liegt auf der Grenze zwischen
Elsafs und Krankreich, der obere Schwarzwald gehört ganz zu Baden,
während der Unter-Schwarzwald sich zur Hälfte in Baden, zur Hälfte
in Württemberg ausbreitet. — Kin paar Worte noch über den Schwarzwald
im besonderen.
b) Der Schwarzwald im besonderen.
(1. Ober- und Uuter-Schumrzwald.) Der Schwarzwald bedeckt einen
Raum von der halben Gröfse des Königreichs Sachsen (S. = 15 000 qkm).
Durch eine Senkung wird er in den nördlichen Unter-Schwarzwald und den
südlichen Ober-Schwarzwald geteilt. Auffälligerweise ist der höher gelegene
Teil, der Ober-Schwarzwald, der fruchtbarste, angebauteste und am dichtesten
bevölkerte. Der Granit, aus dem er besteht, bildet uämlich, wie wir schon
hörten, eine fruchtbare Ackerkrume, während der Buutfaudsteiu (Trias) des Unter-
Schwarzwaldes nur einen dürftigen Sandboden liefert. Derselbe eignet sich mehr
für Nadelwälder, so daß der Unter-Schwarzwald erheblich stärker bewaldet
ist als der obere Teil des Gebirges. (S. auch das Waldkärtchen.) Der Ober-
Schwarzwald ist dagegen der Hanptsitz der Viehzucht wie auch der schon
erwähnten lebhaften Kleinindustrie, iusouderheit der berühmten Uhren-
fabrikation (s. unten).
(2♦ Die Kchwarzwalddahn.) Der obengenannten Senkung folgt heute
eine Eisenbahn, die vom Thal der Kinzig hinüberführt nach der Brigach,
dem nördlichen Quellfluß der Donau. „Sie ist die großartigste Gebirgs-
bahn Deutschlands. In zahllosen Krümmungen windet sie sich zwischen den
Bergen dahin. In schneller Folge bietet sie immer neue überraschende Blicke
auf die bewaldeten Höhen und in die gewerbreichen Thäler. 38 mal durchbricht
sie in Tunnels hindernde Bergketten!" (n. Kntzen). Im Sommer wird sie in
hohem Maße von den Touristen benutzt, die aus diese Weise in kurzer Frist
eiuen Einblick gewinnen in die Schönheit des Schwarzwaldes, und von denen
ein großer Teil den Sommer über in seinen Thälern verweilt. — U nser Bild
versetzt uns in die Gegend, ioo die Bahn ins Thal der Brigach eintritt.
Oben am Berge gewahren wir einen Tunnel, desserx schwarzen• Mund
eben der Zug entrollt, der nun hoch am Bergeshang in kühner Rührt dahin-
gleitet. Das stattliche Gehöft im Vordergründe zeugt von dem Wohlstand
der Thalbewohner; die gefällten Stämme erinnern an einen Haupterwerbs-
zweig der „ Wäldler". Die Berge zur Rechten und zur Linken sind mit
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
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— 86 —
wald mit Erfolg entwickeln können. Die zahlreichen Bäche boten sich als treibende
Kräfte dar, das Innere lieferte den Bewohnern genügende Mengen Metall, und
die Wälder spendeten Holz in Fülle. So ist es denn erklärlich, wenn man
überall zahlreiche kleine Industriebetriebe antrifft, als Sägemühlen, Hammer-
werke, Eisenhütten, Glasfabriken, Teerschwelereien, Pechhütten, Kohlenbrennereien
(Meiler) ?c.
(5. Die Holzflößerei.) In größtem Umfang wird im Schwarzwild das
Holzfällen und die Holzflößerei betrieben. Es sind wahre Prachtstämme,
die uns die stolzen Edeltannen des Schwarzwaldes liefern, Stämme bis zu
25—30 m (Vergleich). Mit ihnen werden seit Jahrhunderten besonders die
holzarmen Niederlande versorgt. Von hier aus hat schon mancher Schwarzwald-
stamm als Mastbaum die Meere befahren und ferne Städte und Länder ge-
schaut. — Das Herabflößen der Stämme bietet einen fesselnden Anblick. Zu-
nächst wird eine Anzahl nebeneinanderliegender Stämme zu einem „Gestör"
verbunden. Solcher Gestöre werden dann 20—30 hintereinander zu einer Kette
von x/2—1 km befestigt. „Noch liegt das endlose Floß ruhig und leblos in
dem durch Schleusen aufgestauten Bach, fchon aber beginnt auf ihm und neben
ihm ein reges Treiben. 20—30 Männer und Knaben, mit Stangen, Beilen
und Spitzhauen bewaffnet, stellen sich in bestimmten Abständen ans das Floß.
Auf ein gegebenes Zeichen werden die Schleusen vor und hinter demselben ge-
öffnet. Das Floß wird lebendig, der Wasserschwall hebt es. Jetzt setzt die ge-
waltige Riesenschlange sich in Bewegung. Vorne auf der Spitze, wo nur wenige
Stämme zu einer Art Schiffsschnabel vereinigt sind, und ganz hinten auf dem
Floß stehen die kräftigsten und geübtesten Flößer. Ihnen fällt die schwierige
Arbeit des Lenkens und Stenerns zu. Auf dem mittleren Teil haben neben
Flößern auch andere Personen Platz genommen, die nur zum Vergnügen mit-
fahren, daruuter Knaben von sechs bis acht Jahren. — Jetzt erreicht das Floß
einen kleinen Wasserfall von 2—3 in Höhe. Seine Spitze taucht tief in das
Wasser hinab; bis an die Hüften umbraust die Flut die Steuerer. Heller Jubel
ertönt aus der Knabenschar; an den Weidenruten, mit denen die Stämme ver-
bunden sind, sich haltend, empfangen auch sie die Wassertaufe. Sie haben das
schon öfter erlebt und müssen sich früh daran gewöhnen, um einst tüchtige Flößer
zu werden. Mit reißender Schnelligkeit fchießt das lange Ungetüm an uns
vorüber; es ist nicht möglich, ihm im schnellsten Laufe zu folgen. So geht's
ins Thal hinab von Ort zu Ort. Das nächste Ziel ist der Rhein, das fernere
meist Holland. — Es ist klar, daß solche Fahrten dem Wäldler Mut und Kraft
stählen; er ist ein Wasserheld so gut wie der Küstenbewohner" (n. Buchholz).x)
(6. Kadeorteri Knden-Saden.) Unter den zahlreichen Bade- und Kur-
örteru des Schwarzwaldes sind Baden-Baden und Wildbad, beide im nörd-
i) Eine Eigentümlichkeit des Schwarzwaldes bildet die Niederwaldwirtschaft, auch
Reutbergwirtschaft genannt. Der Niederwald, in der Hauptsache aus Eichengebüsch
bestehend, wird alle 15—20 Jahre vollständig abgeholzt. Die Eichen werden geschält, um
die Lohe zu gewinnen, alles feine Buschwerk aber bleibt in Haufen liegen und wird im
September augezündet. Das ist die Zeit der „brennenden Berge". Die durch die
Asche gedüngte Fläche wird nun ein Jahr lang, so gut die Stümpfe und Stöcke das ge-
statten, mit Korn bestellt. Infolge des fruchtbaren Granitbodens sind die Stöcke, —
deren Lebenskraft durch das Feuer nicht im geringsten beeinträchtigt wurde, — bereits im
zweiten Jahr wieder so kräftig ausgeschlagen, daß die Beackerung eingestellt werden muß.
(Im Odenwald, wo sich diese Niederwaldwirtschaft gleichfalls findet, kann man auf dem
ungünstigen Buut-Sandsteinboden des östlichen Gebirges zwei Jahre lang Getreide bauen.!
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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Extrahierte Personennamen: Kadeorteri
Extrahierte Ortsnamen: Rhein Holland Buchholz Baden-Baden Niederwald Im_Odenwald
schon S. 70 über die randlichen Gebiete der Tiefebene im allgemeinen gesagt
wurde. (Schilderung wiederholen.) Der frnchtbare Boden erstreckt sich hier
ausnahmsweise bis hart an den Rhein, so daß wir hier zum erstenmal Städte
unmittelbar am Flusse treffen. (Nennen.) Unter den Produkten ist außer Wein
und Korn auch der Tabak zu nennen, der als „Pfälzer" weithin bekannt ist.
— Den unfreundlichen Gegensatz zur vorderen bildet die westliche Pfalz.
Es ist sowohl die Hochfläche der Hart felbst wie ihre westliche Abdachung (der
Westrich) kalt und wenig fruchtbar. Den dürftigen Sandsteinboden deckt zu 3/5
Wald, und der Ackerbau ist wenig lohnend.
Die Hart und die Donnersberg-Gruppe (.Pfälzer Bergland) sind durch
eine auffällige Senkung von einander geschieden. Nach der in ihr liegenden
Stadt von Q (kleine Mittelstadt) wird sie wohl als die Kaiserslauterns-
Einsenkung bezeichnet (sonst Radstuhler Bruch, wegen der vielen Sümpfe
und Moore). Sie ist eine alte Verkehrsstraße zwischen der Rheinebene und
Lothringen und wird heute von der Eisenbahn Mannheim (bezw. Speyer)-
Kaiserslautern-Saarbrücken-Metz benutzt. Mit ihr erreicht das Triasgebiet westlich
des Rheins sein nördliches Ende. Die Donnersberg-Grnppe gehört demselben
nicht mehr an (Dyas, genauer Rotliegendes). Der Donnersberg selbst ist ein
altvulkanischer (Porphyr-)Bergkegel (viele Zeitperioden älter als der basaltische
Kaiserstuhl). Er bietet reiche Fernsichten und ist selber schon von weitem sichtbar.
(3, Der Odenwald.) Odowald — öder Wald, liegt zwischen Neckar und
Main und gehört zum größeren Teil Hessen, zum kleineren Teil Baden an.
Den schönen westlichen Teil des Gebirges mit dem Malchen und der Berg-
straße lernten wir schon bei der Oberrheinischen Tiefebene kennen. (Wieder-
holen, f. S. 70.) Weniger romantisch ist der höhergelegene östliche Odenwald,
der den höchsten Berg des Gebirges, den Katzenbuckel, 627 m, trägt. — Der
Odenwald verdient nicht gerade die Bezeichnung eines „öden" Waldgebirges.
Er gehört vielmehr zu den angebautesten und freundlichsten deutschen Gebirgen.
Wiesen- und Ackerbau werden im westlichen Gebirge nicht bloß in den Thälern
sondern anch ans den Gehängen und Kuppen betrieben. Die geologische Karte
macht uns das erklärlich. Das Gebirge besteht nämlich zu großen Teilen ans
Granit und Gneis, die, wie wir schon wissen, einen fruchtbaren thonigen Boden
liefern. Ungünstiger liegen die Verhältnisse im östlichen Teil des Gebirges, der
schon der Bnnt-Sandstein-Formation angehört.
Im Odenwald hielten die Nibelungenhelden die Jagd ab, anf der der
edle Siegfried fiel (S. 74). „Noch heute zeigt man bei einem Dorfe (Grasellen-
bach) den verhängnisvollen Brunnen" (Daniel-Volz).
Zusammenstellung der Namen.
A. B.
Bodensee Basel ^
Konstanz O Freiburg (\
Friecu'ichshafen Alt-Breisach [-
Lindau Kaiserstuhl 560
Rheinfall bei Schaff- Strafsburg O
hausen O Kinzig
(Laufen) Kehl
Aar . R.-Rhone-Kanal
Basel (L R.-Marne-Kanal
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TM Hauptwörter (200): [T36: [Rhein Mosel Lahn Mainz Stadt Bingen Taunus Bonn Main Ufer], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser]]
— 163 —
nach unserer Anordnung die fünfte und letzte Abteilung desselben (1. 3.
die drei Stufenländer, 4. die Weser-Berglandschcift, 5. Thüringen). — Von
Jlotliegendes (Ivachkoklerv ■Format)
Buntrandsuin , □ 3iusc}iexka.lk., Hüto Keuptr,
Fig. 47. Geologisches Profil durch Thüringen.
der Oberflächenbewegung giebt uns das beigefügte geologische Profil eine
Vorstellung. Die Mulde ist in Schollen abgesunken, wobei dieselben sich
an ihren Rändern aufbogen. Die Wellenrücken beginnen Harz
im allgemeinen beim Eichsfeld und laufen mehr oder z — —
'weniger mit dem Thüringer Wald und dem Tiarz parallel, ^ _
also von Nordioesten nach Südosten. Sie bestehen durch- o — — —
■weg aus Muschelkalk, dem mittleren Gliede der Trias, ^ Thüringerw.
während die zahlreichen Einzelmulden dem Keuper, der Fig. 48.
n ■ 7i 7 .. , /) j2t\ 1 \ Schema: Thüringen.
jüngsten Inas-Formation, angehören (s. 1 rojit).)
(3* Fruchtbarkeit und Landschaftliches.) Letztere, die Mulden, find
fast stets mit Löß (S. 95) und fettem Schlamm bedeckt und infolgedessen sehr
fruchtbar. Zwei Becken zeichnen sich in dieser Beziehung aus, dasjenige der
mittleren Unstrut (uördlich von Erfurt) und die Goldene Aue. Letztere liegt
an einem kleinen Nebenfluß der Unstrut (Helme) und hat einen ausgezeichneteil
Weizenboden. Die an ihrem Westende (am Fuß des Harzes) gelegene Stadt
von A (kleine Mittelstadt) ist Nordhausen. Im Gegensatz zu diesen Mulden
sind die (Muschelkalk-)Höheu und Plateaus für den Ackerbau wenig geeignet,
dagegen trageu sie meist schöne Buchenwälder, so daß die ganze Landschaft einen
anmutigen Wechsel zwischen reich gesegneten Wiesen- und Ackergebieten und
schmucken, höhergelegenen Wäldern bietet. Die Höhen sind zudem von zahl-
reichen Burgen und Ruinen belebt. Gerade Thüringen war im Mittelalter
gleich den Landen am Rhein ein rechtes Burgenland. Nicht weniger als 66
dieser Raubrittersitze brach bekanntlich Rudolf von Habsburg hier ab (vergl. S. 135).
— Von den Höhen ist am höchsten und zugleich am bekanntesten
b) der Kyffhäuser
{von Kypp-Itäuser, d. h. Häuser auf der Kuppe) erhebt sich am Südrand
der Goldenen Aue bis zu einer Höhe von 465 m") und erscheint, da er
isoliert liegt, als ein stattlicher Berg. Einst schmückte ihn eine stattliche Reichs-
Bergfeste, ein starker Schutz in unsicherer Zeit. Den von der Leipziger Messe
heimkehrenden Kaufleuten war deshalb der Kyffhäuser ein freudig begrüßtes
„Vorgebirge der guten Hoffnung". Die Burg ist längst bis auf wenige Mauer-
reste verschwunden, aber an die geschichtliche Würde des Berges, auf dem mancher
deutsche Kaiser zeitweilig residierte (vergl. S. 165), erinnert noch die allbekannte
ehrwürdige Sage von Kaiser Rotbart. (Lesen: „Der alte Barbarossa" und
1) Der Buntsandstein, das älteste Glied der Trias, findet sich in der Hauptsache am
Rande des Gebietes.
2) Karte hat in der Kyffhänser-Zeichnung einen Mangel, indem der graue
Fleck (400 ui-Schicht) von Weiß umrandet sein muß.
11*
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau]]
TM Hauptwörter (100): [T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
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Extrahierte Personennamen: Hüto_Keuptr Rudolf_von_Habsburg Rudolf
— 165 —
Höhen zwischen Saale und Weißer Elster als solche ansehen.) — Durch die
reiche Zahl der an ihr liegenden Städte, — wir zählen acht Städte von
20 000 Eime, und darüber, darunter eine Großstadt von 100 000 Eime.,
Halle, — erinnert sie an den gleich langen Neckar mit seinen neun
gröjseren Städten {ß. 91). Sie übertrifft diesen Fluß jedoch noch in der
Bedeutung ihrer Nebenflüsse. Allein an der in nächster Nähe parallel
zur Saale verlaufenden Weifsen Elster zählen wir fünf gröfsere Städte,
darunter am Oberlauf das gewerbreiche Plauen, in der Mitte Gera und am
Unterlauf das mächtige Leipzig mit seinen 350 000 Eime. — Auch in
anderer Beziehung erinnert die Saale an den Neckar. Gleich diesem windet sie
sich meist durch ein eng eingewaschenes Thal, von dessen Rändern zahlreiche
Burgen herabblicken.x) Selbst der Wein fehlt nicht,, wie unser Kärtchen (bei
Abschnitt „Ackerbau") zeigt. Freilich, das Gewächs ist darnach.
„In Jena preßt man Trauben aus
und denkt, es werde Wein daraus"
lautet ein boshafter Vers, und über die Thüriuger Weiue überhaupt fingt
Matthias Claudius in seinem bekannten Lied:
„Thüringens Berge, zum Exempel, bringen
Gewächs, sieht aus wie Wein,
ist's aber nicht, man kanu dabei nicht singen,
dabei nicht fröhlich sein."
Für den landschaftlichen Charakter ist die Weinbelaubuug der Saaleufer
jedoch von Bedeutung. Zusammen mit den übrigen oben erörterten Thatsachen
berechtigt sie zu dem Satz: die Saale ist der thüringische Neckar. — Wir
betrachten nun in Kürze die Saale-Städte. — Hof A, wie das benachbarte
Plauen an der Weifsen Elster eine Industriestadt, gehört noch dem Vogt-
lande an. — An der scharfen Biegung, ziemlich mitten im Gebiet
der thüringischen Staaten, liegt in reizender Gegend Rudolstadt mit zioei
Schlössern. Die Stadt von O weiter stromabwärts, ist Jena, berühmt durch
seine Universität. Hier fand am 14. Oktober 1806 die folgenschwere Nieder-
lage der preüfsischen Armee statt. — An dem kleinen, unterhalb Jena ein-
mündenden Nebenßufs (Ilm) liegt Weimar A- Diese Stadt hat den hohen
Ruhm, Deutschlands „Dichterstadt" zu sein. Am Hofe des kunstliebenden Herzogs
Karl August lebten nämlich gleichzeitig Goethe, Schiller, Herder und Wieland,
so daß Weimar in jener Zeit der geistige Mittelpunkt Deutschlands war. Schöne
Standbilder, u. a. die bekannte Doppel-Statue Goethe-Schiller, erinnern noch
heute an die großen Geisteshelden und bilden einen schönen Schmuck der Stadt.
- Die nächste Stadt an der Saale ist Naumburg A, der Unstrutmündung
x) „An der Saale Hellem*) Strande
stehen Burgen stolz und kühn.
Ihre Mauern sind zerfallen,
und der Wind streicht durch die Hallen,
Wolken ziehen drüber hin."
*) Anmerkuug: Der Saale Strand ist thatsächlich hell. Der Muschelkalk, in
dem das Bett eingewaschen, ist an seinen Abhängen trocken und läßt kaum einen Busch-
bestand aufkommen. Nach einigen Autoren soll man die Berghänge bei Jena, nur um
sie mit Grün zu schmücken, mit Wein bepflanzt haben.
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T172: [Dichter Zeit Gedicht Schiller Werk Goethe Maler Dichtung Lied Hans]]
Extrahierte Personennamen: Matthias_Claudius Karl_August Karl August Goethe Schiller Doppel-Statue_Goethe-Schiller
— 167 —
Unterhalb Halles treffen wir noch zwei kleine Mittelstädte; diejenige von
A ist Bernburg in Anhalt, die andere von 0 Kalbe in der Provinz Sachsen.
e) Bodenschätze. Rückblick auf die Siedelungen.
a) Schon beim Schwäbischen Stufenland erfuhren wir, daß sich gerade
in der Triaszeit große Salzlager gebildet haben). Dieser Umstand ist
auch Thüringen günstig gewesen. Namentlich in der Erfurter Gegend finden
sich sehr ergiebige Steinsalzlager (f. Erfurt S. 164). Noch viel reicher an
Salzlagern als die Trias ist die Nach-Kohlenzeit (Dyas, und zwar die Zech-
steinformation). Ihr gehören die großartigen Lager nördlich und östlich vom
Harz an (z. B. Staßfnrt) und an ihnen hat Thüringen in den Halleschen
Salinen gleichfalls feinen Anteil und zwar in Form von Solsalzen. — Als
fernerer Bodenreichtum sind schon die Braunkohlenlager der Saalegegend
genannt, die besonders reichlich bei Halle ausgenutzt werden. — Endlich sind
noch die Schiefer und das Eisen des Thüringer Waldes zu uennen
(s. dort S.__ 171).
b) Überblicken wir zum Schluj's die Siedelungen in ihrer Gesamtheit,
so finden wir eine auffällige Regelmäßigkeit. Alle gröfseren Ortschaften
fliehen nicht blo/'s die umqebenden
r< i - 7 7 7' At* E 8 #9 • 10
(jrebirge, sondern auch die Jsie-
derungen. Wir finden sie im all-
gemeinen immer da, ico die Gebirge
sich bis zur 200 m-Schicht (weiß) a_________________* __b
herabgesenkt haben, so da/s sie •6
ringförmig die (Unstrut- Helme-) *5 • 41 • 3 | «2 • 1
Niederung umgeben. Geschlossen
wird der Kreis im Osten durch die Saale-Städte. In unserem Schema be-
deutet 1 Jena, 2 Weimar, 3 Erfurt, 4 Gotha, 5 Eisenach, 6 Langensalza,
7 Mühlhausen, 8 Nordhausen, 9 Mansfekl, 10 Halle, 11 Merseburg, 12
Weifsenfeis, 13 Naumburg.
(Aurze Charakteristik.) Eine nach Osten offene Mulde, durch
parallel angeordnete waldige, oft mit Burgen und Ruinen ge-
schmückte (Muschelkalk-)Höhen in viele fruchtbare Eiuzel-Mulden ge-
gliedert. Ringförmig angeordnete Städte. Salz, Braunkohlen.
Weinban an der Saale.
Ii.
Der Thüringer Wald.
a) Allgemeines.
(1, Aagt.) Wie der Teutoburger Wald als ein langer Arm in das
Tiefland Norddeutschlands, so greift der Thüringer Wald in gleicher Rich-
tung und gleicher Weise in das mitteldeutsche Berglancl aus. Er erstreckt
xich vom Fichtelgebirge bis zum Werraknie und bildet die Grenze zwischen
Thüringen und, Franken. Am Süd- (genauer Südwest-)abhang sagt man:
„Drinnen in Umringen", am Nord- (Nordost-)abhang: „Drauj'sen in Franken".
Mit seinem breiten Fufs (grau) und seinen iveiten Ausläufern füllt er fast
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
Von der Wartburg steigen wir hinab nach Eisenach 0, wo Luther von
1498—1501 die Lateinschule besuchte (Frau Cotta). Südlich von Eisenach
liegt auch das Dorf Möhra. Nordöstlich von der Stadt erstrecken sich der
große und der kleine Hörselberg, steile, nackte Muschelkalkfelfeu, au die sich
besonders viele thüringische Sagen knüpfen. (Wilde Jagd, Tannhäuser u. a.).
c) Landschaftliches.
Der Thüringer Wald ist das lieblichste Gebirge, der „Park" Deutsch-
lands. Wie so ganz anders erscheint er als sein Nachbar, das rauhe Rhön-
gebirge (S. 157). Einer ungeheuren faltenreichen Decke vergleichbar, überziehen
ihn prächtige Buchen- und Nadelwälder. Wer von einem hochgelegenen
Punkte, z. B. dem Jnselberg (s. uuteu) darüber hinwegschaut, dem erscheint das
Ganze als ein schönes grünes Wellenmeer. — Plätschernde, forellenreiche Bäche
eilen vom Rücken nach beiden Richtungen hinab, schlängeln sich durch saftige
Wiesengründe und durcheileu freundliche Dörfer. — Die reiche Waldbedeckung
mildert die Temperatur und schützt vor Winden. — Kein Gebirge auch ist
so gebahnt als der Thüringer Wald. Zahlreiche Chausseen und Wege durch-
schneiden das Gebirge, und schöne, geebnete Promenadensteige führen den Wandrer
waldeinwärts zu lohnenden Aussichten und lauschigen Plätzen (vergl. dagegen
Böhmerwald S. 63). Auch eine Eisenbahn führt über das Gebirge. Sie ver-
bindet Meiningen (O an der Werra) mit Erfurt (über Suhl) und durchbricht
den Rücken in der Gegend des Beerberges in einem längeren Tuuuel. x)
Unter den Aussichtspunkten steht der Jnselberg obenan. Obgleich
von geringerer Höhe als der Beerberg, gewährt er doch infolge seiner freieren
Lage (s. Karte) einen weit schöneren Ausblick. Ungehemmt schweift der Blick
nach alleu Richtungen; mehr als 150 Ortschaften liegen in welligem Terrain
vor dem Auge ausgebreitet, darunter bedeutende Städte wie Gotha und Erfurt.
Freundlich grüßend winkt die ehrwürdige Wartburg herüber. Im Südwesten
wird der Blick begrenzt durch die Rhön, nordwärts zeigen sich in verschwimmen-
den bläulichen Umrissen die Höhen des Harzes.
Manch freundliches Schloß wnrde von thüringischen Fürsten im Gebirge
erbaut. Gleich Edelsteinen sind sie in das schwellende Grün der Wälder ein-
gebettet. (Wenn ein Bild dovon gezeigt und danach abgelesen werden kann):
Das lieblichste uuter ihuen ist Schloß Schwarzen bürg, das Stammschloß
der Schwarzbnrger Grasen. Unterhalb Rudolstadt mündet in das Saalknie
(s. Karte) ein kleines Flüßchen, die Schwarza. An ihr liegt ans schmaler, steiler
Felszuuge der schmucke Fürstensitz. Die Schwarza schlängelt sich wie ein Silber-
band um ihn herum, und die waldbestandenen Höhen umziehen ihn wie
schützende Wälle. /
Kein Wnnder, daß dem Thüringer Wald alljährlich große Scharen von
Touristeu und Sommerfrischlern zuströmen. Namentlich die Großstädter
Norddeutschlands wählen in großer Zahl die Ortschaften des Thüringer Waldes
zum Sommeraufenthalt. Das kleine Städtchen Friedrichroda in der Nähe des
J) Eine uralte Straße ist der sogenannte Rennsteig. Derselbe verläuft in der
ganzen Längsausdehnung des Gebirges entlang dem Rücken und ist, wie der Name be-
sagt (Rennsteig von Rainsteig) ein alter Grenz weg, und zwar scheidet er Thüringen
von Franken, Norddeutschland von Süddeutschland. Heute wird die mehr oder
weniger verfallene Straße jedoch selten benutzt, da bequemere Straßen au den Seiten des
Gebirges den Berkehr übernommen haben.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
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Jnselberges nennt man geradezu eine Vorstadt Berlins. Der Thüringer sieht
diese Sommergäste und Tonristen, die er scherzend „Luftschnapper" nennt, sehr
gern, da sie ein gnt Stück Geld ins Land bringen.
ä) Bergbau und Industrie.
Im 16. Jahrhundert (Zeit Lnthers) blühte im Thüringer Wald der
Bergbau, namentlich ans Eisen. Je mehr aber die Kohle in den Eisenhütten
ihre Herrschaft antrat, desto weniger konnte der Thüringer Wald mit seiner
Holzheiznng den Wettbewerb aushalten. Heute wird nnr noch wenig, aber vor-
züglich gutes Eisen gewonnen, das u. a. zu Gewehren verarbeitet wird. Be-
kannt ist z. B. die preußische „Gewehrstadt" Suhl, am südwestlichen Fuß des
Beerberges gelegen. — Von andern mineralischen Schätzen ist der Schiefer
wichtig. Gerade die Schiefer des Thüringer Waldes (speziell auch des Franken-
waldes) eignen sich vorzüglich zu Dach- und namentlich auch zu Tafel schiefern.
Ans der Gegend von Sonneberg (Lehesten und Gräfenthal), nordnordöstlich von
Gshs im Gebirge gelegen (s. Karton, Atlas S. 5), kommen alljährlich an
21/2 Mill. eingerahmter (Holzreichtum!) Schiefertafeln und 90 Mill. Griffel«--
in den Handel.
Als der Bergbau immer mehr zurückging, mußte die recht dicht wohnende
Bevölkerung zu andern Erwerbszweigen greifen, und zwar führte der Holz-
reichtnm zur Herstellung von Spielwaren. Den Mittelpunkt dieser In-
dustrie bildet das schon genannte Sonneberg. Ans ca. 30 Dörfern der Um-
gegend bringen die fleißigen Bewohner jeden Sonnabend die Erzeugnisse ihrer
geschickten Hand karrenweise in die Stadt. Hier bekommen die Sächelchen den
Farbenanstrich und die weltberühmte Marke „Sonneberger". Dann wandern
sie in alle Welt; selbst Amerikas Kleinen werden durch sie erfreut. Ein
großer Teil der Waren geht übrigens zunächst nach Nürnberg, um hier in
„Nürnberger Spielwaren" (S. 104) umgetauft zu werden. — Der Wert der
jährlich in der Sonneberger Gegend hergestellten Spielsachen beträgt ca. 5 Mill.
Mark. Das Gewerbe lohnt jedoch nur kärglich. Obgleich Frau und Kinder
den Vater angestrengt unterstützen — (bei den kleinen Holzmännchen z. B.
fertigt das eine Familienglied nur den Rumpf, ein anderes schnitzt die Arme u. s. w.,
ein anderes leimt die Teile zusammen n. s. w.), — wird doch nur ein Ver-
dienst von 4—6 Mk. wöchentlich erzielt*) — Bedeutend ist im Thüringer
Wald erklärlicherweise auch die Holzflößerei (vergl. Schwarzwald S. 86),
desgleichen die Kohlenbrennerei, Pechsiederei u. s. w. — Auch finden sich mehrere
Glas- und Porzellanfabriken
Zusammenstellung der charakteristischen Merkmale: Langgestrecktes, geo-
logisch mannigfaltiges Kettengebirge mit schöner Bewaldung. Ver-
hältnismäßig mildes Klima. Zahlreiche gute Wege und Pfade.
Schieferbrüche. Wenig, aber vorzügliches Eisen. Industrie (z. B.
Spielwaren). Schlösser.
x) „Das unschuldige Kind", setzt Alex. Ziegler in gefühlvoller Teilnahme hinzu,
„welches am lustigstrahlendeu Weihnachtsabende mit Frohsinn nach jenen Sächelchen greift,
hat keine Ahnung von dem trüben Dämmerlichte, was dort am Walde in der armseligen
Hütte seines Verfertigers zittert; aber daß es die Eltern wüßten und rechtzeitig dem Kinde
erzählten, das wäre gut." (Aus Kutzen.)
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Personennamen: Alex Ziegler
Extrahierte Ortsnamen: Berlins Sonneberg Sonneberg Amerikas Nürnberg Schwarzwald_S.
kräftigem Tannenwald bestanden und begrenzen die freundliche Thalöffnung,
die sich nach hinten zu immer mehr verengt und ins Gebirge aufsteigt.
(3. Die Uhrenfadrikaisn.) 20°/0 der Schwarzwald-Bewohner
(13 000 Menschen) finden ihren Erwerb dnrch die Fabrikation von
Uhren! Es muß uns aufs höchste wundernehmen, daß ein so kunstvolles Ge-
werbe sich bei einer so weltfernen Gebirgsbevölkerung einbürgern und zu solcher
Blüte entwickeln konnte. Es ist das ein ehrendes Zeugnis des Kunstsinnes und
der Handfertigkeit dieser einfachen Dorfbewohner, die durch die Art und Weise,
wie sie ihre Uhren ausstatten, uns zugleich ein warmes Gemüt und eine sinnige
Phantasie verraten. Wer kennt nicht die traulichen Kuckucksuhren in ihrem
schmucken Schnitzwerk, die uns den Frühling in die winterliche Stube zaubern!
Alle sind sie Boten aus des Schwarzwalds hochgelegenen Gebirgsdörfern. Und
Fig. 17. Aus dem Schwarzwald (bei Villingen a. d. Brigach.)
diese Boten gehen über die ganze Welt! In Rußland wie in Spanien, in
Amerika wie in Afrika begegnet man den vielgewanderten Söhnen des Schwarz-
walds in schwarzer Manchesterjacke und roter Weste, wie sie ihre gern gekauften
Kuckucks- und Wachteluhren feilbieten. Nicht weniger als zwei Millionen Uhren
gehen alljährlich hinaus in die Welt und zeugen von der Tüchtigkeit eines kleinen
deutschen Bergvolkes. — Leider nimmt auch im Schwarzwald wie anderswo das
eigentliche Fabrikwesen immer mehr überhand und droht auch hier die ländliche
Hausindustrie nach und nach auszusaugen, den freien Gebirgsfohn zum Fabrik-
arbeiter umzustempelu. — Neuerdings haben die Schwarzwäldler sich noch einem
anderen, dem Uhrenbau verwandten Kunstgewerbe zugewandt. Sie verfertigen
zahlreiche Musikwerke, darunter Orchestrions von Preisen zu 1200—40 000 Mk.,
die vorzugsweise nach England, Amerika und Rußland gehen.
Andere Gewerbe.) Aber auch andere Gewerbe haben sich im Schwarz-
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Ortsnamen: Schwarzwald Villingen Spanien Amerika Afrika England Amerika