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1. Die Neuzeit - S. 209

1915 - Kempten : Kösel
Vom Augsburger Reichstag 1530. 209 mochten jenen Geist trotziger Gleichgltigkeit nicht zu bannen, welcher nach der Aufregung der kirchlichen und den Enttuschungen der politischen Revolution in den ernchterten Kpfen zurckgeblieben ist. Das Jahr 1525 hatte zwischen den Reformatoren und den niederen Schichten des Volkes eine tiefe Kluft geschaffen; ohne rechte Teilnahme oder mit Widerwillen sahen die kleinen Leute zu, wie an die Stelle der gestrzten Hierarchie ein neues, von der Staatsgewalt abhngiges Kirchenwesen g'esetzt ward. Was die Reformation den Gequlten an Trostmitteln bot, war hchstens geeignet einen Geist trbseliger Entsagung grozuziehen, der die wachsende Unselbstndigkeit der Bauern nur noch vermehren konnte. Es lief alles auf den von dem wrttembergischen Reformator Brenz geschaffenen Satz hinaus: Das Leiden ziemt einem Christen, wie einem König sein Thron!" Und als allerletzte Zuflucht blieb der von reformatorischer Seite oft genug wiederholte Gedanke, da die nimrodischen Gewalthaber, die Hoffrtigen, Mchtigen und Reichen so zeitig zum Fall seien wie eine reise Birne. Harret in Geduld; ihr werdet bald Wunder Gottes sehen, der fr euch fechten wird!" Aber es geschahen keine Wunder. Die Masse der Nation mute sich am Dulden und Warten gengen lassen, bis sie allmhlich selbst der berzeugung lebte, es knne und solle nun einmal nicht anders sein. 9. Vom Hugsburger Reichstag 1530. Leopold von Ranke, Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. (Leipzig, Duncker und Humblot.) Am 6. Juni 1530 brach der Kaiser gen Augsburg auf. Er nahm seinen Weg der Mnchen, wo er prchtig empfangen ward. Mit den weltlichen und geistlichen Fürsten von sterreich und Bayern langte er am 15. Juni gegen Abend an der Lechbrcke vor Augsburg an. Schon ein paar Stunden wartete feiner die glnzendste Versammlung von Reichsfrsten, die man seit langer Zeit gesehen, geistliche und weltliche, von Ober- und von Niederdeutschland, besonders zahlreich auch die jungen Fürsten, die noch nicht zur Regierung gelangt waren. Sowie der Kaiser sich nherte, stiegen sie smtlich vom Pferde und gingen ihm entgegen; auch der Kaiser stieg ab und reichte einem jeden freundlich die Hand. Der Kurfürst von Mainz begrte ihn im Namen aller dieser versammelten Glieder des Heiligen Rmischen Reiches". Hierauf setzte sich alles zu dem feierlichen Ein-zuge in die Reichsstadt in Bewegung. Voran zogen zwei Fhnlein Landsknechte, denen der Kaiser, der nun als der gekommene Herr dieser kaiserlichen Stadt betrachtet sein wollte, die Wache derselben anzuvertrauen gedachte. Hierauf folgten die reisigen Mannen der Frderreuther-Wrth, Aus d. Gesch. d. Völker. Iii. 14

2. Die Neuzeit - S. 235

1915 - Kempten : Kösel
Die geschichtliche Stellung des Katholizismus und Protestantismus. 235 ihnen alle, selbst die hchsten Vorrechte des Weltklerus, sowie den Ordensem-stalten, soweit sie sich mit Universittsunterricht befaten, selbst die hchsten Vorrechte der Universitten verschafft. Der Jesuit ist also weder Mnch noch Weltgeistlicher im blichen Sinne des Wortes, er ist etwas Besonberes fr sich: er ist der nach auen vllig unabhngige Diener einer Priestergesellschaft, welche souvern durch das Machtwort eines nur dem Papste verantwortlichen Vorstehers geleitet wird. Der Orden als solcher bildet einen Staat fr sich, einen Staat mit eigenem Rechte, eigener Verfassung, eigenem Vermgen. Diese Organisation ist in ihrer Art zweifellos ein Meisterwerk und ihr Schpfer zweifellos eines der grten organisatorischen Genies aller Zeiten. Indem Ignatius die Aszese und Beschaulichkeit nur noch als Vorbung zur Tat gelten lt, das Wirken fr andere, das Wirken in der Welt, das Wirken im Dienste der Kirche fr die eigentliche Ordensaufgabe erklrt und die mnchische Lebensweise nur insoweit seinen Jngern auferlegt, als sie jenes praktische Wirken nicht hemmt und hindert, fhrt er das Mnchtum, das ursprnglich nur aus Heiligung der Persnlichkeit seiner Angehrigen bedacht war und nicht blo die Welt sondern auch die Weltkirche floh, vllig in die Kirche und in die Welt zurck um es vllig der Kirche und der Welt dienstbar zu machen. Die Gesellschaft Jesu stellt im vollsten Sinne des Wortes nicht nur den Gipfelpunkt, sondern auch den Abschlu der Entwicklung des abend-lndischen Mnchtums aller Art dar. Sie ist der letzte groe Orden, den die katholische Kirche hervorgebracht hat; sie ist aber zugleich derjenige Orden, der sich am weitesten von dem ursprnglichen Ideale des Mnchtums entfernt und doch die Tendenzen, die in dessen Entwicklung mchtig geworden sind, in seinem Ideale wie in seiner Verfassung am allerklarsten zum Ausdruck bringt. Eben darum ist auch ihre Geschichte reicher und bewegter als die aller anbeten Orden, freilich mehr ihre uere, als ihre innere Geschichte. Denn das Wirken nach auen war die ihr gesetzte Aufgabe. Und diese Aufgabe hat sie treulich erfllt. Sie hat sich nicht blo willig in den Dienst der Kirche gestellt und die Welt sich bienftbar zu machen verstanben. Sie ist selbst eine Weltmacht geworben. 15. Die geschichtliche Stellung des Katholizismus und Protestantismus. Wilh, Maurenbrecher, Geschichte der katholischen Reformation. (Nrdlingen, C. H. Beck.) Zwei geistige Strmungen haben nebeneinanber im britten Jahrzehnt des sechzehnten Jahrhunberts die Menschen ergriffen und bewegt; beide richteten sich gegen den ueren und inneren Verfall der christlichen Kirche; beide be-

3. Die Neuzeit - S. 241

1915 - Kempten : Kösel
Deutschlands materielle Lage vor dem Dreiigjhrigen Krieg. 241 fischen Liga1) und all seiner Rechtglubigkeit ungeachtet gegenber dem Papst und der Kurie. Es mu ausdrcklich hervorgehoben werden, da Rudolf von Haus aus weder mit der ppstlichen noch mit der spanischen Politik berein-stimmte und ebensowenig daran dachte sich einfach von seinem Madrider Vetter ins Schlepptau nehmen zu lassen als dem Heiligen Vater die kirchlichen Hoheits-rechte des Landesfrsten preiszugeben. Aber was wollten solche Gesinnungen sagen, die nur Stimmung blieben statt sich zu Taten zu gestalten? Kraftvoll zu wollen, zielbewut zu handeln, dazu war dieser schlaffe Kaiser schon in seinen gesunden Tagen nicht der Mann, geschweige denn in den Jahren seiner Krankheit. So lebte er denn hin in der bedeutsamsten und verantwortlichsten Stellung dieser aufgeregten und entscheidungsvollen Zeit: nicht gefrchtet, wenig geachtet, ungeliebt, verfeindet mit seinen nchsten Verwandten, beherrscht von niedrigen Kreaturen, sagenhaft verschollen fr seine Völker. Ein hagestolzer Sonderling zu Anfang, hernach ein geistesgestrter Schwchling, in Weltlust und im Taumel der Leidenschaften dahinlebend; ursprnglich voll Abneigung gegen dienegierungs-geschfte, schlielich unfhig zur Regierung. So ist es begreiflich, da die Kaiserkrone auf solchem Haupte den letzten Rest ihres Ansehens verlor und da unter solchem Regiment das Reich in einen Zustand chaotischer Ver-wirrung geriet. 2. Deutfchlands materielle Lage vor dem Dreiigjhrigen Krieg. Leop. b. Ranke, Deutsche Geschichte. (Leipzig, Duncker und Humblot). Man hat wohl behauptet, mit dem Handel und Wohlstand der deutschen Städte sei es gegen die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts schon durch die Einwirkung neu entdeckter Handelswege ziemlich am Ende gewesen. Ich kann dies so im ganzen nicht finden. Wenigstens venezianische Gesandte sehen so gut nach wie vor dem Schmal-kaldischen Kriege eine Hauptstrke von Deutschland in den Stdten. Einer derselben findet sie an wohlgelegenen Stellen erbaut, mit schnen Stadthusern und Palsten, mit vielen und groen Kirchen ausgestattet, denen selbst der Vorzug vor den italienischen gebhre; reinlich gehalten; bewohnt von wohl- ') Die 1585 bort der katholischen Partei in Frankreich gegrndete, in ihren An-sngen noch weiter zurckreichende Heilige Liga suchte bor allem die Erhebung Heinrichs bott Bourbon, Knigs von Nabarra, auf den franzsischen Thron zu ber-hindern und bezweckte im Bunde mit Philipp Ii. von Spanien die Vernichtung der Hugenotten sowie die bertragung der franzsischen Krone an die Guisen, eine franzsierte Seitenlinie der Herzge bott Lothringen. Frderreuth er-Wrth, Aus d. Gesch. d. Völker. Iii. 26

4. Die Neuzeit - S. 252

1915 - Kempten : Kösel
252 knnen. Als Iesuitenzglmg die Welt im Geiste des Ordens sehend, Kirche, Kaiser und Reich der alles stellend, schwrmerischer Verehrer der Hl. Jungfrau, von eiserner Willenssestigkeit, von hchster sittlicher Strenge, gegen sich selbst ebenso unerbitt-lich wie gegen andere, beraus mig und abgehrtet, auf jeden Lebensgenu verzichtend, doch trotz seines Iunggesellenstandes fr Gelderwerb und Grundbesitz nicht unempfnglich, war er fast durchaus das Ebenbild seines Kriegsherrn. Mit Hilfe dieser Armee und mit Hilfe seiner staatsmnnischen Befhigung verschaffte Maximilian seinem Lande, das damals etwa 28000 Quadratkilometer mit nicht ganz einer Million Einwohner zhlte, eine Zeitlang eine europische Stellung. _ 4. Tilly. Karl Wittich, Tilly. In der Allgemeinen Deutschen Biographie. ^Leipzig, Duncker und Humblot). Unauslschlich steht Tillys Name in die Annalen des Dreiigjhrigen Krieges eingetragen. Den Lauf desselben in seiner ersten Hlfte hat er in vorderster Linie recht eigentlich mit bestimmt. Von der ursprnglichen Desen-stve bald zur Offensive bergehend, war er schon frh der Schrecken der prote-stantischen Kriegspartei geworden. Nicht, da seine Mannschaften an sich schlimmer gehaust htten als die Sldnerscharen dieses Krieges insgemein. Er hielt, soweit es immer in seinen Krften stand, auf strenge Mannszucht; und fr die Ausschreitungen der Soldateska, zumal wenn sie hungern mute oder nach dem unerbittlichen, jedoch allgemein gltigen Kriegsrecht an erstrmten Orten plnderte, ist er so wenig als ein anderer Heerfhrer jener grausamen Zeit verantwortlich zu machen. Wiederholt hat er mit dem bloen Degen den Ausschreitungen Einhalt getan. Seine persnliche Humanitt, wo es Unglck-liche Menschen vor der Furie des Krieges zu retten galt, darf nicht bestritten werden. Aber er suchte doch nur Wunden mit der einen Hand zu heilen, die er mit der andern schlug. Trotz aller beruhigenden Versicherungen, die er in protestantischen Landen gab, mar es dort von vornherein die vorherrschende berzeugung, da er gekommen sei um den Glauben der Vter zu bekmpfen. Sein Eintreten fr das unselige, eine mehr als siebzigjhrige Kulturentwicklung des deutsch-evangelischen Geistes an der Wurzel treffende Restitutionsedikt gab den trben Ahnungen nur allzu sehr recht. Niemals hat er Bedenken getragen zur Bezwingung der unbotmigen deutschen Fürsten spanische Hilfsvlker ins Reich zu ziehen. Indem er sich solche wiederholt aus Brssel erbat, versprach er auch die Interessen des Knigs von Spanien im Reiche besonders wahr-nehmen zu wollen. Spanier war und blieb Tilly in seinen Lebens gewohn-heiten, seiner ganzen Art des Auftretens. Sein Gesichtsausdruck selbst trug ein spanisches Geprge; sein Kostm erinnerte an das der alten spanisch-

5. Die Neuzeit - S. 281

1915 - Kempten : Kösel
Deutschlands Zustand während des Dreiigjhrigen Krieges. 281 Wer sich anwerben lie, erhielt Lauf- oder Werbegeld, das während des Krieges immer mehr stieg. Die Lhnung wurde den Soldaten sehr unregel-mig bezahlt. Bei den Kaiserlichen betrug der Sold ausschlielich der Ver-pflegung im Monat fr den Pikenier neun, fr den Musketier 6 Guldens; bei den Schweden war er niedriger, wurde aber anfangs regelmiger gezahlt. Der Gehalt der Oberoffiziere war sehr hoch und bildete doch nur den kleinsten Teil ihrer Einnahme. Die gesamte Verpflegung des Heeres wurde durch ein rohes Nequisitionssystem den Landschaften aufgebrdet, auch befreundeten Gebieten. War der Soldat untchtig geworden oder hatte er eine gute Zeit gedient, so wurde er ausgemustert, frei erkannt und mit einem Pabrief oder Freizettel versehen. Auch wer sich mit Uilaub von der Fahne entfernte, erhielt einen Pazettel. Fr die Kleidung sorgte der Soldat nach altern Brauche selbst; nur den schwer gepanzerten Reitern wurde, meist gegen Soldabzug, die Rstung vom Kriegsherrn geliefert. Doch tragen im Anfang des Krieges bereits ein-zelne, zumal kaiserliche Regimenter gleichfarbige Rcke; nach dem Kriege wurde die bereinstimmung der Tracht bald die Regel. 11. Deutichlands Zulfand während des Dreiigjhrigen Krieges. Friedr. Schitler, Geschichte des Dreiigjhrigen Krieges. (Stuttgart, I. G. Cotta). Das Elend war in Deutschland zu einem so ausschweifenden Grade ge-stiegen, da das Gebet um Frieden von taufendmaltaufend Zungen ertnte und auch der nachteiligste noch immer fr eine Wohltat des Himmels galt. Wsten lagen da, wo sonst tausend frohe und fleiige Menschen wimmelten, wo die Natur ihren herrlichsten Segen ergossen und Wohlleben und berflu ge-herrscht halte. Die Felder, von der fleiigen Hand des Pflgers verlassen, lagen ungebaut und verwildert, und wo eine junge Saat aufscho oder eine lachende Ernte winkte, da zerstrte ein einziger Durchmarsch den Flei eines ganzen Jahres, die letzte Hoffnung des verschmachtenden Volkes. Verbrannte Schlsser, verwstete Felder, eingescherte Drfer lagen meilenweit herum in grauenvoller Zerstrung, während da ihre verarmten Bewohner hingingen die Zahl jener Mordbrennerheere zu vermehren und, was sie selbst erlitten halten, ihren verschonten Mitbrgern schrecklich zu erstatten. Kein Schutz gegen Unterdrckung, als selbst unterdrcken zu helfen. Die Städte seufzten unter der Geiel zgelloser und ruberischer Besatzungen, die das Eigentum des Brgers verschlangen und die Freiheiten des Krieges, die Vorrechte ihres *) 70, bezw. 50 Jl nach unserer Whrung. Fr den besonders gut ausgersteten Doppelsldner war die Lhnung entsprechend hher.

6. Die Neuzeit - S. 247

1915 - Kempten : Kösel
Deutschlands materielle Lage vor dem Dreiigjhrigen Krieg. 247 der vier Millionen Taler, in Marienberg endlich zwischen 1520 und 1564 der zwei Millionen Gldengroschen, nach spterer Whrung bei drei Millionen Taler ausgeteilt. Nun sind dies nur die bedeutendsten Werke, neben denen noch andere blhten; von jener Summe sind alle Berg- und Httenkosten bereits abgezogen; der Zehnte und Schlagschatz x) des Landesherrn, der sehr bedeutend, ist dabei nicht gerechnet; viele Zechen baute man frei. Gewi ist der Ertrag der schsischen Bergwerke in diesem Iah,hundert auf 30 bis 40 Millionen Taler gestiegen. Nicht viel minder reich waren einige sterreichische Landschaften. Auch was Joachimslhal eingebracht, ist von Bergmeister zu Bergmeister genau ver-zeichnet. Zwischen 1516 und 1560 hat man daselbst der vier Millionen Taler reinen berschu ausgeteilt. Unerschpflich zeigte sich Schwa). Da haut und schmilzt man", sagt Mnster, ein unsglich Gut fr und fr, Tag und Nacht." Die Einknfte Ferdinands aus diesem Bergwerk werden jhrlich auf 250000 Gulden angeschlagen. In der Tat hat es zwischen 1526 und 1564 der zwei Millionen Mark Brandsilber, das ist der 20 Millionen Gulden ertragen. Indessen aber gingen auch die alten Gruben nicht ein. An dem Rammels-berge3) lie schon Herzog Heinrich der Jngere, ein guter Bergmann, fleiig arbeiten. Wo er aufgehrt, an dem Goslarischen Stollen, setzte es Herzog Julius mit noch grerem Eifer fort. Er brachte seinen jhrlichen berschu auf 20000 Taler hher als sein Vater. Fat man dies alles zusammen, erinnert man sich, wie viele andere Silbergruben allein in Bhmen erwhnt werden, da Rauris und Geistern4) mit Gewalt Gold schtteten" und unzhlige andere Werke in Gang waren: so mchte man sagen drfen, da Deutschland die Masse der im Weltverkehr befindlichen edlen Metalle in diesem Jahrhundert um nicht viel minder vermehrt habe als Amerika dessen Ertrag, wie wir wissen, sich anfangs lange nicht so hoch belief, als man hat glauben wollen in den ersten fnfzig Jahren nach der Entdeckung. Allein es war nicht allein um das Silber. An die bergmnnischen Be-schstigungen, die in ihrer abgeschiedenen, besonderen Freiheit und Art auch an und fr sich etwas bedeuten, knpfte sich das mannigfaltige Handwerk an. Die Waffenschmieden von Suhl versorgten bereits Deutschland und Welsch-land, Ungarn und Polen. Wie reich an neuen Erfindungen oder Erweiterung der alten ist diese Periode! Von der feinen Handarbeit des Spitzenkloppelns auf der einen Seite bis zu den gewaltigen Maschinen des Bergbaues auf der ') Der Unterschied zwischen dem Ankaufspreis des rohen Edelmetalls und dem Nennwerte der daraus geprgten Mnzen. 2) Schwaz in Tirol (nahe bei Innsbruck) hatte einen so reichen Silberbergbau, da 1030000 Knappen beschftigt waren. 3) Im Oberharz. 4) Rauris und Gastein liegen im Herzogtum Salzburg.

7. Die Neuzeit - S. 332

1915 - Kempten : Kösel
332 Frankreichs Einflu auf das Ausland in der Bltezeit Ludwigs Xiv. die nichtsnutzigen, geistttenden und doch sehr kostspieligen Vergngungen an jedem deutschen Hofe zur Geltung, mit denen man zu Versailles auf prchtige Weise die Zeit ttete. Die Verschwendung, die ein groes und reiches Volk wie das franzsische seinem Herrscher kaum gewhren konnte, wurde nun in den armen, kleinen Lndern Deutschlands ins Werk gesetzt und begrub diese bald unter einer schweren Last von Schulden. Die wsten Gelage, die mnn-lichen und weiblichen Gnstlinge, der Kleider- und Tafelluxus, die Bauwut erschpften das Mark der Völker. Steife Eleganz neben wuchernder Frivolitt, ppigste Verschwendung neben altberkommener Roheit und Geschmacklosigkeit das wurde das Bild der deutschen Hfe. Natrlich war jeder Franzose, der sich zum Lehrmeister der seinen Sitte hergeben wollte, an diesen hoch geehrt und reich bezahlt: ein franzsischer Jgermeister, oft der erste beste Abenteurer, erhielt z. B. in Celle 425 Taler Gehalt mehr als der hochadelige deutsche Oberforst-Meister; der italienische Sekretr bekam 494, der franzsische 431, der deutsche nur 228 Taler, ja ein franzsischer Maultiertreiber 206, ein deutscher 77 Taler. Der Einflu, der von diesen zahllosen Hfen auf das deutsche Volk aus-ging, war beklagenswert. Dieses hatte die gleichen Leiden und Bedrckungen zu ertragen wie das franzsische, ja noch mehr, da die Zahl der Tyrannen eine so groe war; aber es fehlte dabei der belebende, erfrischende, erhebende Zug groer Zwecke und groer Verhltnisse. Der Fürst despotisch, der Adel vor Hheren kriechend, gegen die untern Stnde bermtig und rcksichtslos, das Volk knechtisch, in dumpfen Kastenvorurteilen befangen, spiebrgerlich, ohne einen Funken von Selbstndigkeit und selbstbewutem Mannesmut, geneigt in jedem Hheren ein halbgttliches Wesen zu sehen, gegen das platte Unter-wrsigkeit und unbedingte Bewunderung Pflicht sei. Wenn Gott nicht Gott wre, wer sollte billiger Gott sein als Em. Hochfrstliche Durchlaucht?" schrieb ein Skribent und Komponist jener Zeit an den unbedeutenden Landgrafen Ernst Ludwig von Hessen. Von den Hfen und dem Hochadel ging die Lust am Franzsieren auf alle Klassen des Volkes der. Man erschien sich als vornehm und fein, wenn man etwas Franzsisch radebrecht^ die plumpe, schwerfllige Muttersprache ver-achtete oder sie wenigstens mit so vielen franzsischen Wrtern wie mglich aufputzte und verbrmte. Die geflligen Umgangsformen, das leichte und selbstbewute Auftreten, das Leichtnehmen des Lebens und der Moral, das heitere und skrupellose Gefallen am Anmutigen und sinnlich Reizenden entzckte alle Stnde. Moden und Trachten, Gebruche und Bewegungen, die Unsitten und die Frivolitt wurden nachgeahmt, wobei sich mit dieser die Pedanterie oft seltsam paarte und vereinte. Vergebens war der Widerstand deutschgesinnter Gelehrten und Dichter gegen eine Sucht, die an der wirklichen berlegenheit des damaligen Frankreich

8. Die Neuzeit - S. 333

1915 - Kempten : Kösel
Der Teutsch-Frantzsische Modengeist. 333 der Deutschland nur allzuviel Nahrung fand und besonders das weibliche Geschlecht durchaus ergriffen hatte. Noch im letzten Jahrzehnt des siebzehnten Jahrhunderts schilt ein Schriftsteller die Deutschen: Heutzutage mu alles französisch sein. Franzsische Sprache, franzsische Kleider, franzsische Speisen, franzsischer Hausrat, französisch Tanzen und franzsische Musik. Der stolze, falsche und liederliche Franzosengeist hat uns durch schmeichelnde Reden gleichsam eingeschlfert!" Mit jedem Jahrzehnt wurde es schlimmer. 4. Der Ueutrch=Franj3iifche Filodengehf. Wer es liefet, der verstehets. Gedruckt zum Geyersbergk 1689'). Es melden die Historien-Schreiber von unfern Vorfahrern und alten Tauschen / da es iederzeit ein streitbar / keck / sreyes / gromthiges und dem Krieg ergebenes Volck gewesen / welches nicht herrlich gelebet / auch keine Pracht in Kleidungen und dergleichen verbet; dahero auch bi Volck / weil es sich fr allen andern Vlckern der Redlichkeit beflissen, von Gott mit vielem Glck und Sieg beehret worden. Wenn wir aber jene Zeit mit der unsrigen ber-legen, so befinden wir einen grossen Unterscheid. Wir mssen gestehen / da es itzo viel schlimmer und gefhrlicher umb unser liebes Teutschland stehe / was den lieben Frieden und euserliche Glckseligkeit anbelanget. Und scheinet auch wahrhafftig / als ob Gott der Herr vor diesesmahl nicht allein unsere Grntzen / sondern das gantze Teutschland mit auslndischen Waffen bestraffen wolle: Weil wir ja bihero so gar sicher in den Tag hinein gelebet. Vor wenig Jahren suchte uns Gott mit einer scharffen Trckifchen Geiffel heim / so gar da die Kyserliche Residentz-Stabt Wien in grosser Gefahr war / und wir fr Angst nicht wsten, wo wir uns lassen sollen. Und schienen auch bazumahl als wolten wir rechtschaffene wahre Bue thun / der Hoffart fetnb werben / und allen lieberlichen und fnblichen Leben absagen. Wir kahmen in der Ge-meine des Herrn zusammen / und rieffen instnbiglich Gott umb gnbige Hlffe an; Welcher benn auch der sein Vater-Hertz nicht bringen kunte / sonbern halff uns aus allen unsere Nthen / legte den Trckischen Bluthunb einen Ring in die Nasen / und wiese ihm mit Schimpfs und Spott wiederumb in sein ver-fluchtes Raupen-Nest; Also / da die Kyserlichen und dero hohen Alliirten Waffen annoch immer einen Sieg nach den andern davon tragen / und den Trckifchen Raub-Vogel Städte / Schlffer und Vestungen aus den Klauen glcklich reissen. Aber wie groß auch in Teutschland hierber die Freude ist; So mssen wir dennoch itzo fast rger klagen / da wir uns in weit grsserer ') Der Name des Druckortes der anonym erschienenen Flugschrift ist erdichtet.

9. Die Neuzeit - S. 339

1915 - Kempten : Kösel
Der Raub Straburgs. 339 gab seinem Pferde dabei die Sporen und sprach flchtig von einem kleinen Dienste. Damals notifizierte der Kaiser am 16. Oktober 1683 dem Reichstage zu Regensburg den Entsatz der Stadt Wien; erst am 24. Januar 1684 erfolgte die Reichsgratulalion; solche lange Zeit hatte man ntig um die gleichgltigsten Formalien zu beraten und zu erwgen. Da mag man sich allerdings nicht wundern, da bei Ausbruch der franzsischen Revolution das Deutsche Reich am 22. Dezember 1792 den Krieg beschliet, am 23. Mrz 1793 die Erklrung de Krieges und am 30. April 1793 schlielich die Bekanntmachung d'eser Er-klrung erfolgt! b. Der Raub Strasburgs. Scherer, Der Verrat Straburgs an Frankreich im Jahre 1681. Historisches Taschenbuch von Raumer. Leipzig, F A. Brockhaus. Kurtze jedoch Grndliche Erzhlung, Wie und aus was Ursachen Die Stadt Strasburg sich der Cron Frankreich Gewalt und Protection untergeben 1). Alsz Sonntags den 18/28 September dieses ablaufenden 1681 ten Jahrs frh Morgens um 2 Uhr die Stadt Strasburg Nachricht erhalten, dasz die Kgl. frantzfifchen dieer Landen gelegene Truppen in etlich tausend Mann stark aus den Rhein-pass^) zu marschiret und die Schanz, seit dem sie vor dreyen Jahren ausz dem Boden geschleift worden, in keine rechte Defension mehr knnen gebracht werden, sich dessen alsobald bemchtiget: ist E. E. Rath bewogen worden mit anbrechendem Tage einen troinmelschlger hinaus an gemeldten Rhein Pa zu Herrn Baron d' Asfeld, welcher diesen Anschlag ins 1) Der Syndikus (b. h. rechtskundige Rat) Frantz, der im Namen des Straburger Magistrates verschiedene Sendungen und Auftrge an Frankreich zu besorgen hatte, hat in der folgenden (verkrzt wiedergegebenen) Rechtfertigungsschrift alle Grnde aufgezhlt, welche Straburg bestimmten die Oberherrschaft Ludwigs Xiv. anzuer-kennen. Die Schrift gibt ein ergreifendes Bild von der brutalen Art, mit der die Franzosen sich der wehrlosen Stadt bemchtigten. 2) Da die evangelischen Stnde des Deutschen Reiches den Gregorianischen Kalender erst im Jahre 1699 annahmen, sind hier die Daten des alten und des neuen Kalenders angegeben. 8) Gemeint ist die Schanze bei Kehl, welche auf Befehl des franzsischen Generals Montclar von dem Obersten von Asseld unvermutet angegriffen wurde. Die Besatzung wurde gefangen genommen. Sobald sich die Nachricht dieses Ereignisses itt Straburg verbreitete, ertnte von allen Trmen die Sturmglocke, die Brgerschaft eilte auf die Wlle um sich zum Kampfe zu stellen; an den Kaiser wurde eine Depesche um Hilfe gesandt; aber das Schicksal der Stadt war schon entschieden. Montclar umlagerte Straburg mit 30000 Mann, vom Reiche kam keine Hilfe. 22*

10. Mittelalter - S. 584

1911 - Kempten : Kösel
584 Erfindung und Entwicklung der Feuerwaffen. Die ganz hervorragende militrische und politische Bedeutung von Konstan-tinopel fr das Reich und dessen Behauptung hat begreiflicherweise zu allen Zeiten eine ganz besondere Sorgsalt der Kaiser fr ihre Hauptstadt zur Folge gehabt. Nur darf man daraus nicht den Schlu ziehen, da deshalb einfichts-volle Herrfcher die Provinzen vernachlffigt htten oder da Konstantinopel von Anfang an das Reich" bedeutet habe, etwa in dem Sinne, wie heute Paris mit Frankreich zusammenfllt. Das unbestrittene bergewicht im Reich hat Konstantinopel erst erlangt, als zu Anfang des achten Jahrhunderts die groen polnischen, teilweise auch kirchlichen und wissenschaftlichen Rivalen, als so wichtige Provinzialhauptstdte wie Jerusalem und Antiochia, wie Alexandria und Kar-thago, an den Islam verloren waren; als Athen eine stille Landstadt geworden war und nur noch das prachtvolle Thessalonike einigermaen den Wettbewerb mit der Hauptstadt aufzunehmen vermochte. Aber erst seit dem 12. und 13. Jahrhundert traten auch fr die Reichsregierung die Interessen der Provinzen immer bestimmter hinter denen der Hauptstadt zurck. 23. Erfindung und Entwicklung der Feuerwaffen. Max Jhns, Entwicklungsgeschichte der alten Trutzwaffen. (Berlin, S. Mittler & Sohn.) A. Das Feuer war von jeher als Waffe benutzt worden. Gegen reiende Tiere gibt es kein besseres Schutzmittel als die lodernde Flamme; feindliche Befestigungs-anlagen, zumal solche aus Holz, wie sie in ltester Zeit besonders bevorzugt waren, lassen sich nicht leichter und grndlicher zerstren als durch fressendes Feuer. In China scheint man schon tausend Jahre vor Beginn unserer Zeit-rechnung Feuerwerkstze im Gefechte verwendet zu haben; die Annalen des himmlischen Reiches berichten, da damals die chinesischen Heere von Blitz-wagen" begleitet waren fahrbaren Wurfmaschinen, die Feuerblle und Feuer-tpfe schleuderten. Ein alter Kommentar der indischen Bedas berichtet von einer Feuerwaffe, Agni-Aster", welche Wiswarkarma, der Baumeister der Götter, fr den Kampf der guten mit den bsen Geistern hergestellt hatte, und da man es hier mit Feuerpfeilen zu tun hat, sagt der Name; denn agni ist lat. ignis, aster, slav. oster, ist Pfeil. Das gleiche ist wohl gemeint, wenn Curtius^) erzhlt, da der Jnderknig Porus das Heer des groen Alexander mit Flammen-geschossen bekmpft habe. x) Quintus Curtius Rufus, der wahrscheinlich zur Zeit des Kaisers Claudius gelebt hat, ist der Verfasser einer Geschichte Alexanders des Groen; doch gleicht sein Werk an vielen Stellen mehr einem Roman als einer geschichtlichen Darstellung.
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