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1 Maurermeister, Maurer und Zimmerleute, 1 Speng-
ler, 1 Gärtner, 1 Müller, 1 Metzger und 1 Fischer.
5. Der Bürgermeister sorgt für die Ordnung in der
Gemeinde. Zwei Lehrer erziehen und bilden die
Kinder. Ein Pfarrer hat die Seelsorge.
Fremden Leuten gefällt unsere Gemeinde. Unser
Dorf hat die 7 guten Wahrzeichen: 1. Gute Straßen
und Wege. 2. Schmucke Häuser und gepflegte Gärten.
3. Saubere Brunnen mit gutem Wasser. 4. Blitzableiter
und Feuerversicherungstafeln. 5. Ein stattliches Schul-
haus und ein reinliches Armenhaus. 6. Blumen am
Fenster und im Friedhof. 7. Artige Bewohner mit frohen
Liedern. Mein Wohnort heißt .... Mein Geburtsort
heißt..... Meine Heimat heißt.....
2. Die Leitung der Gemeinde.
In einem Bauernhofe muß der Bauer anschaffen,
was geschehen soll, sonst geht nichts zusammen. Die
Gemeinde hat einen viel größeren Haushalt. — Der
Bürgermeister. — Rathaus, Feuerhaus und Spritzen,
Straßen, Brücken und Wege, Schulhaus, Wage und
Brunnen. Flurwächter, Polizeidiener, Nachtwächter. Aus-
ficht durch das Bezirksamt.
Gemeindebürger, Heimatberechtigte, Fremde.
Gemeindeverwaltung: Bürgermeister, Gemeindeaus-
schuß, Gemeindeversammlung.
Woher das Geld für den Gemeindehaushalt kommt:
Gemeindewald, Gemeindegrund, Jagd, Fischerei, Barver-
mögen, Umlagen, Aufschlag. (Gemeindeschulden.) Wir
bauen eine Wasserleitung.
Aufgaben: Unsere Gemeinde. Wichtige Häuser.
Beschäftigung der Gemeindebewohner. Die Wahrzeichen
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eines guten (schlechten) Dorfes. Heute ist Gemeindever-
sammlung. Der Nachtwächter. Der Polizeidiener läutet
aus. Die Feuerwehrübung. (Die Verhaftung.) Beide
müssen auf das Rathaus. Das Brückengeländer ist zer-
krochen. Heute ist Scharwerk. Der Baumfrevler. Die
Gemeindearmen.
3. Die Schute.
Frühere und jetzige Zeit. (Vom Bürgermeister, der
die Schrift des Herrn Landrichters für einen Gartenzaun
hielt, der repariert werden müsse.)
Zusammenfassung: Vor 100 und mehr Jahren konnte
in der Gemeinde fast niemand lesen, und schreiben. Da-
mals gab es keine Schule und keinen Lehrer. Nur einiges
aus dem Religionsunterrichte wurde die Kinder gelehrt. —
Als man 1800 schrieb, war ein großer Krieg. Im Walde
draußen fand man einen verwundeten Franzosen, der in
Elsaß geboren war und deutsch reden konnte. Der wurde
lange im Dorfe verpflegt, bis endlich seine Wunden heilten.
Dann blieb er im Dorfe und wurde Bader und Schul-
lehrer. Nach seinem Tode wurde ein Weber L. sein Nach-
folger. Dessen Sohn besuchte Schulen und ist dann der
erste wirkliche Lehrer der Gemeinde gewesen. — Im
ganzen wirkten in der Gemeinde bis jetzt 9 Lehrer. Die
Schule wurde zuerst im Baderhäuschen gehalten, dann im
Weberhaus, bis 1850 ein eigenes Schulhaus gebaut
wurde. Das jetzige Schulhaus ist erst 1392 errichtet
worden, und seit dieser Zeit benützt man das alte Schul-
Haus als Armenhaus.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Gesellschaftskunde
Bürgermeister, Beigeordnete und Magistrat
17
in den Städten von den Stadtverordneten gewählt, auf
dem Lande werden Bürgermeister und Beigeordnete in
der Regel von den Bürgern gewählt.
In den Stadtgemeinden sind die Bürger-
meister, die in den größeren Städten den Titel Ober-
bürgermeister führen, Berufsbürgermeister und besoldet;
in den Landgemeinden sind sie meist ehrenamtlich tätig
und beziehen bloß Gebühren und bestimmte Entschädi-
gungen. Bei der wachsenden Arbeit und den gesteigerten
Anforderungen geht man mehr und mehr dazu über,
den ehrenamtlichen Bürgermeister durch den Berufs-
bürgermeister zu ersetzen. Auch die Zahl der b e s o l d e -
ten Beigeordneten und M a g i st r a t s Mit-
glieder nimmt zu. Ursprünglich waren sie ehren-
amtlich tätig, wie es ein Teil noch ist, so daß es besoldete
und unbesoldete Beigeordnete und Magistratsmit-
glieder gibt; die besoldeten sind meist. Fachleute:
Juristen, Bauräte, Techniker, Schulmänner, auch Medi-
ziner für diese Obliegenheiten der Gemeinden. Tenn
Handel und Verkehr, Polizei, Gesundheitspflege,
Kranken- und Armenwesen, Unterrichtswesen, Bauwesen
und Wohnungssürsorge stellen stetig wachsende Anforde-
rungen an die Gemeinden.
Dabei treten die Gemeinden mehr und mehr
als Unternehmer auf; sie bauen Gas-, Elektri-
zitäts- und Wasserwerke, übernehmen die elektrische
Straßenbahn und die Vorortsbahn u. a. Tie Teuerung,
die dem heißen Sommer 1911 folgte, ließ sie sogar die
Fleischversorgung in die Hand nehmen, allerdings nicht
um Geschäfte zu machen, sondern um der Arbeiter-
bevölkerung entgegenzukommen. Der alte Liberalismus
der 60er und 70er Jahre verwarf die Einmischung der
Städte und des Staates in das Erwerbsleben; der
soziale Zug der Gegenwart begünstigt sie. Und in der
Seidenberger, Bürgerkunde. (S. K.) 2
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Das deutsche Wohnhaus der Renaissance.
147
er die anstige Lehre von der Erdbewegung zu entschuldigen sucht und als bloe Hypothese bezeichnet. Kopernikus selbst konnte gegen diesen Vorbericht, der im vollen Gegensatze zu seiner ganzen Darstellung steht, nicht mehr Protest einlegen. Denn als Rheticus das erste Exemplar des Werkes an seinen hoch-verdienten Lehrer nach Preußen sandte, war dieser, schwer erkrankt, bereits dem Tode nahe. Er sah das Buch noch, sein Vermchtnis an die Welt, er berhrte es; aber sein Sinn war nicht mehr auf das Zeitliche gerichtet. Kopernikus starb am 24. Mai 1543.
10. Das deuffche Wohnhaus der Renaiifance.
gerb. Luthmer, Das deutsche Wohnhaus der Renaissance. In der Baukunst", herausgegeben von R. Borrmann und R. Graul.
(Berlin und Stuttgart. W. peemartn.)
A.
Wer das Bild des deutschen Brgerhauses im 16. Jahrhundert zeichnen will, wird den beiden Wohnhausformen nachgehen mssen, die auf seine Ge-staltung bestimmenden Einflu gebt hatten: dem urdeutschen Bauern- und Brgerhaus des Mittelalters und dem italienischen Adelspalast.
Man erkennt in dem deutschen Bauernhause jetzt ziemlich allgemein zwei Hauptformen, das schsische und das frnkische Haus. Jenes ver-einigt das ganze Hauswesen, Bewohner, Vieh und Feldfrucht, unter einem Dache; die Rume gruppieren sich nach einer vom vorderen zum hinteren Giebel gehenden Lngsachse. Das frnkische Haus gruppiert Wohnhaus, Stlle und Scheune als gesonderte Rume um einen umfriedeten Hof. An rumlicher Ausdehnung seines Gebietes berwiegt das schsische Haus so entschieden, da es fr die Ausgestaltung des spteren Brgerhauses fast ausschlielich in Betracht kam.
Das schsische Haus stellt sich in seiner ursprnglichen Gestalt als groe, mit einem mchtigen Satteldach berdeckte Halle dar, deren Giebel nach der Strae gerichtet ist. Die Balken, welche die Decke dieser Halle und gleichzeitig Vorspannung des Daches bilden, werden von zwei mchtigen Unterzgen getragen, deren jeder von einer Reihe klftiger Holzfulen untersttzt wird.
der f bildeten dreischiffigen Halle dient das breite Mittelschiff als Dreschtenne; die Seitenschiffe enthalten die Stlle fr den Winteraufenthalt des Viehs. Am hinteren Giebel pflegen drei Gemcher als Wohn- und Schlaf-rume der Herrschaft abgeteilt zu (ein. Vor ihnen liegt, sie t>on der Tenne fetbenb, der Hanptranm des Hauses, die Fleet", in dem sich das Leben der Insassen vornehmlich abspielt. Hier schaltet an dem in der Mitte stehen-
10*
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Das deutsche Wohnhaus der Renaissance.
149
palast als eine von der vorher geschilderten in allem abweichende Anlage, zum Teil wohl auch in bescheidenem Umfange. Schon im gotischen Mittelalter er-bauten sich die Adelsgeschlechter Italiens in den festen Stdten, besonders in Mittelitalien, Steinhuser, die, an bestehende Straenzge angeschlossen und nach einheitlichem Plane gebaut, keinen Zug von der malerischen Anlage des Bergschlosses zeigen. Sie haben schon einen regelmigen, meist rechtwinkligen Grundri; aus klare Anordnung der Korridore und eine bersichtliche monu-mentale Treppenanlage wird besonderes Gewicht gelegt. Die Hauptsle des Hauses finden sich, wohl als dunkle Erinnerung an das altrmische Haus, um den Hof gruppiert, um welchen Hallen in mehreren Geschossen, bald offen, bald durch Fenster geschlossen, die Verbindung der einzelnen Rume vermitteln.^)
B.
Aus zwei so verschiedenen Bestandteilen, dem italienischen Palast und dem mittelalterlichen Bauern-und Brgerhause, setzt sich das deutsche Wohnhaus der Renaissance zusammen. Wie bereits erwhnt, ist der Einflu des letzteren besonders in den nrdlichen und westlichen Teilen Deutschlands vorherrschend. Das Klima Norddeutschlands, das das Leben im Freien nicht begnstigt, drngte die Bewohner von selbst unter ein schtzendes Dach, dem man mit Rcksicht auf die einen Teil des Jahres andauernde Schneelast die denkbar einfachste Form, die des Satteldaches und einen spitzen Giebelwinkel gab. Ein Leben, das sich im Innern des Hauses abspielte, fhrte von selbst zur Ausgestaltung behaglicher, vor allem heizbarer Rume. Das norddeutsche Haus war gewhnlich nur fr eine Familie bestimmt; hchstens, da in besonders gerumigen Husern noch die Eltern im Ausgedinge in dem obern Stockwerk saen, wenn der verheiratete Sohn Haus und Geschft bernommen hatte; Miethufer im modernen Sinne, welche mehrere einander fremde Familien schichtenweise bereinander zu beherbergen haben, waren der Zeit der Renaissance fremd. Dagegen gehrten die Gehilfen der Kaufmanns- und Handwerkerbetriebe zum Hausgesinde und fanden Tisch und Wohnung im Hause ihres Brotherrn. Grere Fest- und Gesellschaftsrume kamen nicht in Betracht; bei Familien-festen, z. B. bei Hochzeiten, standen dem reichen Brger des 16. Jahrhunderts die Sle der Gilde- und Zunfthuser, an vielen Orten auch die zu diesem Zwecke eigens von der Stadt erbauten Trink- und Tanzhuser, Ratstuben u. dgl. zur Verfgung.
In dem norddeutschen Wohnhaus der Renaissance ist also die Diele der Hauptraum, der den Eintretenden empfngt. Vor dem Hauseingang
') Der venetianische Palast entbehrt des beschrnkten Baugrundes wegen des Hofes; er enthlt dafr im ersten Stockwerk einen durch die ganze Tiefe des Gebudes reichenden Saal, der von beiden Fronten Licht empfngt und als Mittelraum fr die auf ihn mndenden Gemcher dient.
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150
Das deutsche Wohnhaus der Renaissance.
auf der Strae wird in einzelnen Stdten, wie Danzig, Lbeck, Lneburg, Hamburg, Emden u. a. eine kleine Terrasse von Stein vorgebaut, der Beischlag. Er enthlt mehrere Bnke, aus denen an schnen Sommerabenden nach Feierabend die Familie die Abendkhle geniet. Leider haben diese Beischlge, die in ihrer Ausstattung mit Brstungen, Gittern usw. dem Steinmetzen oder Kunstschmiede schne Aufgaben stellten, heute meist den Forderungen des gesteigerten Ver-kehrs zum Opfer fallen mssen.
Noch regelmiger als im Mittelalter ist der vordere Teil der Diele durch eingebaute Lden oder Werksttten verengt, zwischen denen nur ein korridorartiger Durchgang zur Diele bleibt; hufig ist dadurch an Raum gewonnen, da eine dieser Stuben oder beide als Erker vor die Fassade vorspringen, so da der Beischlag zwischen ihnen sich in besonders geschtzter Lage befindet. Der Erker bietet dem Bewohner die groe Annehmlichkeit von den Seitenfenstern aus einen Blick straauf und straabwrts zu gewinnen, der sonst bei den in einer Geraden liegenden Husern nicht mglich wre.
Die hohe und luftige, durch zwei Stockwerke gehende Diele ist noch immer der Hauptaufenthalt der Hausbewohner, vor allem ihr Speiseraum. Der Koch- , Herd des Bauernhauses ist verschwunden; fr die Erwrmung sorgt ein groer Kamin. Eine braune Holztreppe, oft in Form der im Mittelalter beliebten Holztreppe, mit geschnitztem Gelnder, fuhrt auf den oberen Galerieumgang, oft auch weiter in die Dach rume. Diese, in mehreren Stockwerken ber-einander getrmt, bilden jetzt die Warenlager der Kaufherren; in ihren unteren Geschossen find ihnen wohl auch einige Giebelstuben als Schlafrume fr die Dienstboten oder die Kaufmanns- und Handwerksgesellen abgewonnen.
Die eigentlichen Wohn- und Schlafrume der Familien schlieen sich an die Rckseite der Diele an, von dieser aus zugnglich, vom Hofe aus beleuchtet. Mit dem zunehmenden Wohlstand entwickelt sich fr diese Rume eine reichere, das Behagen am Hause bekundende Ausstattung. Bevorzugter noch als diese Gemcher sind die im ersten Stockwerk nach der Strae zu gelegenen, die hufig den Vorzug eines Erkerausbaues genieen. Die schmalen Baupltze der alten Städte machten oft die Anlage eines Hinterflgels oder eines durch den Hof getrennten Hinterbaues notwendig, der in seinem Erd-geschosse die Kche und andere Wirtschaftsrume enthielt,
Abweichend von diesem Brgerhause der norddeutschen Tiefebene hat sich das Haus in den sdlicheren Teilen unseres Vaterlandes, namentlich in den groen Handelsstdten Leipzig, Frankfurt, Nrnberg, Augsburg, Ulm, Innsbruck u. a. entwickelt. Hier waren es die engen Handelsbeziehungen zu . Italien einerseits und der Mangel eines so ausgeprgten Vorbildes wie im Norden anderseits, wodurch einzelne Bestandteile des sdlndischen Palastbaues schon frh Eingang gewannen. Den Anforderungen des Handels wurde
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Johann Calvin.
181
aus sich selbst hier keinen wichtigen Schritt zu tun. Calvin fhrte fast die ganze politische Korrespondenz und gab stets den Ausschlag. Mit dem Eiser und der berzeugungsfestigkeit eines alttestamentlichen Propheten verband er den scharfen Blick und den berechnenden Geist des Staatsmannes, der, wenn die Umstnde es erheischen, fr den Augenblick auch Nachgiebigkeit zu den und seine Ansprche einzuschrnken wei. Seine Staatsschreiben, natrlich von den Staatsbevollmchtigten unterzeichnet, sind stets mit umsichtiger Erwgung der jedesmaligen Verhltnisse abgefat und auch durch den feinen Ton, der in ihnen herrscht, teilweise wirkliche Musterarbeiten. Mit allen kirchlichen und politischen Parteihuptern des Protestantismus stand er persnlich in Ver-bindung und Korrespondenz. Natrlich ist den auswrtigen Mchten diese seine Bedeutung nicht lange verborgen geblieben; bald erkannte man in ihm die eigentliche Seele und die Triebfeder der Genfer Politik. Man nannte ihn den Protektor" oder den Mann von Genf."
Es ist kaum zu begreifen, wie ein Mann, der fortwhrend mit empfind-lichen krperlichen Leiden zu kmpfen hatte, eine so vielgestaltige und anstrengende Ttigkeit entfalten konnte. Er entzog die Zeit dem Schlafe um sie der Arbeit zu widmen; Hilfe und Rat Suchenden war seine Wohnung jederzeit geffnet. Sehr kam ihm bei dem allen sein wunderbares Gedchtnis zu statten. Obwohl er mit der Auenwelt wenig verkehrte, kannte er faft jeden einzelnen Brger; bis herab auf die kleinsten Kleinigkeiten waren seinem Geiste alle Angelegen-Helten in Kirche und Staat gegenwrtig.
So schien denn die Herrschaft und der Vorrang Calvins lediglich in seiner greren Arbeit zu bestehen. Aber war er denn wirklich so ganz ohne allen Ehrgeiz, da er sich mit dem wenig beneidenswerten Vorrang der Arbeit be-gngte? In einem Punkte war dies nicht der Fall, da, wo es sich um seine geistliche Autoritt handelte.
Wohl nahm Calvin niemals irgend eine Art von uerem Vorrang aus-- drcklich fr sich in Anspruch; er behandelte seine Amtsgenossen, beinahe mchte man sagen, in gesuchter Weise als gleichberechtigt; er iiebte es, wenn er dem Rate Vorschlge machte, einen von ihnen zur Seite zu haben; er erwies ihnen die Aufmerksamkeit sie bei seinen Vorlesungen zu Rate zu ziehen, er beantragte sogar vllige Gleichstellung der geistlichen Gehlter um aller Eifersucht ein Ende zu machen: nicht auf solche uere Auszeichnungen und Vorteile war sein Ehrgeiz gerichtet. Indem er aber so sich seinen Amtsbrdern gleichzustellen schien und eine demokratische Gleichheit verkndete, machte'er stets stillschweigend eine Bedingung: die Anerkennung seines hheren geistigen Ranges und seiner besonderen Bedeutung fr das Werk der Reformation. Wohl nur selten ist ein Mensch so von der Bedeutung seiner Person durchdrungen gewesen wie
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Extrahierte Personennamen: Johann_Calvin Johann Calvins Calvin
214
Kurfürst Moritz von Sachsen.
Hofes verlesen lassen konnte. Am Schlu der Konfutation ermahnte Karl die Evangelischen, sich nun der rmischen und katholischen Kirche wieder gehorsam zu bezeigen; wo nicht, so werde er gegen sie verfahren mssen, wie einem Rmischen Kaiser, Schutzherrn und Vogt der Kirche zukomme.
Den allgemeinen Erklrungen fgte er ein ungndiges Bezeigen gegen die einzelnen hinzu; namentlich dem Kurfrsten Johann gab er durch eine besondere Abordnung sein Mifallen zu erkennen, da er sich von dem Kaiser, der doch Schtzer des Glaubens sei, getrennt, Neuerungen vorgenommen, Bndnisse gesucht habe. Werde 5er Kurfürst nicht zu dem Glauben zurck-kehren, den man seit zwei, drei Jahrhunderten gehalten, so sei es auch Seiner Majestt nicht gelegen ihn zu belehnen oder ihm irgend eine von den andern Gnaden zu gewhren, die er begehre.
Die Zeit der Milde war vorber; die Zeit der Strenge schien gekommen.
10. Kurfrft Uloritz von Sachten.
Leopold von Ranke, Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation.
(Leipzig, Duncker und Humblot.)
Wenn man des neuen Kurfrsten tgliches Tun und Lassen ansah, so meinte man wohl, nur das Vergngen des Tages habe Reiz fr ihn, die Wildbahn in seinen ausgedehnten Forsten oder die Freuden der Fastnacht, die Ritterspiele, in denen er denn er war sehr stark und gewandt gewhnlich das Beste tat, oder das lustige Leben auf den Reichstagen und die sich daran knpfenden Besuche an fremden Hfen ober die Trinkgelage, in denen er es auch den meisten zuvortat.
Allein Hinter diesem leichtfertigen Wesen barg sich ein tiefer Ernst.
Der mnnliche Mut, den Moritz vor dem Feinde bewies und der ihm frh einen Namen machte, zeigte zuerst, da er kein gewhnlicher Mensch war. Dann aber mu man ihn in seinem Lande beobachten, wo er das ganze Regierungswesen umbildet und ihm als dessen Mittelpunkt eine strkere Haltung gibt, wie er die groen Vasallen, die Anspruch auf Reichsunmittelbarkeit machen, den ausnahmslosen Landesordnungen unterwirft, wie er dafr sorgt, da die Unter-tanen Recht und Frieden und eine gewisse Gleichheit der Behandlung genieen, wie er ferner das System der Schulen grndet, das diesem Lande eine so eigentmlich alle Klassen durchdringende Kultur verschafft hat. Der Kurfürst zeigte auch eine sehr bemerkenswrdige Gabe sowohl fr das Ergreifen politischer Gedanken als auch fr ihre Ausfhrung; er bekmmerte sich um das Kleinste wie um das Groe.
In der Regel hielt er sich leutselig. Zwar geriet er leicht in Zorn; man bemerkte aber, da er den Beleidigten dann wieder durch irgend einen Gnaden-beweis zu fesseln suchte.
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Extrahierte Personennamen: Moritz_von_Sachsen Karl Karl Johann Leopold_von_Ranke Leopold Ernst Moritz
282 Deutschlands Zustand während des Dreiigjhrigen Krieges.
Standes und die der Not mit dem grausamsten Mutwillen geltend machten. Wenn schon unter dem kurzen Durchzug eines Heeres ganze Landstrecken zur Einde wurden, wenn andere durch Winterquartiere verarmten oder durch Brandschatzungen ausgesogen wurden, so litten sie doch nur vorbergehende Plagen und der Flei eines Jahres konnte die Drangsale einiger Monate vergessen machen. Aber keine Erholung wurde denjenigen zuteil, die eine Be-satzung in ihren Mauern oder in ihrer Nachbarschaft hatten, und ihr Unglck-liches Schicksal konnte selbst der Wechsel des Glckes nicht verbessern, da der Sieger an den Platz und in die Futapfen des Besiegten trat und Freund und Feind gleich wenig Schonung bewiesen. Die Vernachlssigung der Felder, die Zerstrung der Saaten und die Vervielfltigung der Armeen, die der die ausgesogenen Lnder dahinstrmten, hatten Hunger und Teuerung zur unaus-bleiblichen Folge, und in den letzten Jahren vollendete noch Miwachs das Elend. Die Anhufung der Menschen in Lagern und Quartieren, Mangel auf der einen Seite und Vllerei auf der andern, brachten pestartige Seuchen her-vor, die mehr als Schwert und Feuer die Lnder verdeten. Alle Bande der Ordnung lsten in dieser langen Zerrttung sich auf, die Achtung fr Menschen-rechte, die Furcht vor Gesetzen, die Reinheit der Sitten verlor sich, Treu und Glauben verfiel, indem die Strke allein mit eisernem Scepter regierte; ppig sproten unter dem Schirme der Zucht- und Straflosigkeit alle Laster auf und die Menschen verwilderten mit den Lndern. Kein Stand war dem Mutwillen zu ehrwrdig, kein fremdes Eigentum der Not und Raubsucht heilig. Der Soldat (um das Elend der Zeit in ein einziges Wort zu pressen), der Soldat herrschte, und dieser brutalste aller Zwingherren lie seine eigenen Fhrer nicht selten seine Obermacht fhlen. Der Befehlshaber eines Heeres war eine wichtigere Person in dem Lande, worin er sich sehen lie, als der rechtmige Herrscher, der oft dahin gebracht war sich vor ihm in seinen Schlssern zu verkriechen. Ganz Deutschland wimmelte von solch kleinen Tyrannen und die Lnder litten gleich hart von dem Feinde und von ihren Verteidigern. Alle diese Wunden schmerzten umsomehr, wenn man sich erinnerte, da es fremde Mchte waren, welche Deutschland ihrer Habsucht aufopferten und die Drang-sale des Krieges vorstzlich verlngerten, um ihre eigenntzigen Zwecke zu er-reichen. Damit Schweden sich bereichern und Eroberungen machen konnte, mute Deutschland unter der Geiel des Krieges bluten; damit Richelieu in Frankreich notwendig blieb, durfte die Fackel der Zwietracht im Deutschen Reiche nicht erlschen.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Deutschland Deutschland Deutschland Frankreich
286 Die Leidenszeit Deutschlands nach zeitgenssischen Berichten.
Eh wir vor den Wald kamen, sahen wir ungefhr einen Bauren oder zehn, deren ein Theil mit Feuerrohren bewehrt, die brigen aber geschfftig waren' etwas einzugraben. Die Muquetierer giengen auff sie lo und schrien: Halt, halt!" jene aber antworteten mit Rohren. Und wie sie sahen, da sie von den Soldaten bermannet waren, lieff einer da, der ander dort hinaus, also, da die mden Muquetier feinen von ihnen ereilen fnten. Derowegen wollen sie wieder heraus graben, was die Bauren eingescharret. Das schickte sich um so viel desto besser, weil sie die Hauen und Schauffeln, so sie gebraucht, ligen Hessen. Sie hatten aber wenig Streiche gethan, da hreten sie eine Stimme von unten herauff, die sagte: 0 ihr leichtfertige Schelmen! O ihr Ertz-B-wichter, vermeynet ihr wol, da der Himmel euere un-Christliche Grausamkeit und Bubenstcke ungestrafft hingehen lassen werde?"
Hierber sahen die Soldaten einander an. weil sie nicht wsten, was sie thun sollen. Etliche verneinten, sie hrten ein Gespenst, ich aber gedachte, es trume mir. Ihr Officier hie sie dapffer zu graben. Sie kamen gleich auff ein Fa, schlugens auf, und fanden einen Kerl darinn, der weder Nasen noch Ohren mehr hatte und gleichwol noch lebte. So bald sich derselbe ein wenig ermunterte und vom Haussen etliche kante, erzehlete er, was massen die Bauren den vorigen Tag, als einzige seines Regiments auff Ftterung gewesen, ihrer 6. gefangen bekommen, davon sie allererst vor einer Stund snffe, so hinter-einander stehen mssen, tob geschossen; und weil die Kugel ihn, weil er der fediite und letzte gewesen, nicht erlanget, indem sie schon zuvor durch fnft Erper gedrungen, htten sie ihm Nasen und Ohren abgeschnitten. Als er sich nun von den Ehr- und Gottesvergessenen Schelmen so gar geschmhet gesehen, htte et ihnen, wiewol sie ihn mit dem Leben davon lassen wolten, die aller-unntzesten Worte gegeben, die er erdencken mgen, der Hoffnung, es wrde ihm etwan einer aus Ungebult eine Kugel schencken, aber vergebens; sondern, nach dem er sie verbittert gemacht, htien sie ihn in gegenwrtig Fa gesteckt und also lebendig begraben, sprechend, weil er des Todes so eysrig begehre, wollen sie ihm zum Possen hierinn nicht willfahren.
In dem dieser seinen berstandenen Jammer also klagte, kam eine andere Parthey Soldaten zu Fu berzwerchs den Wald herauff, die hatten obgedachte Bauren angetroffen, fnff davon gefangen und die brigen tob geschossen. Unter den Gefangenen waren vier, denen der bel-zugerichte Reuter turtz zuvor so schndlich zu Willen seyn mssen. Als nun beybe Partheyen aus dem An-schreyen einander erkannten, einerley Volck zu seyn, traten sie zusammen und vernamen wiederum vom Reuter selbst, was sich mit ihm und seinen Cammeraden zugetragen. Da folte man seinen blauen Wunder gesehen haben, wie die Bauren getrillt und geschurigelt wurden. Etliche wolten sie gleich in der ersten Fmi tob schiessen, anbere aber sagten: Nein, man mu die leichtfertigen Bget
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