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1. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 55

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 55 — Gudensberg, Bilstein, Ziegenhain, Hanau, Isenburg u. a. Eines der mächtigsten hessischen Grafengeschlechter waren die Grafen von Gubens- berg, Gisonen genannt. Die einzige Tochter des letzten Gisonen ver- mahlte sich 1122 mit dem Landgrafen von Thüringen, wodurch Hessen (Niederhessen und Oberhessen) an Thüringen kam. Neffen unter thüringischen Landgrafen. Hessen war 125 Jahre lang unter thüringischer Herrschaft. Während dieser Zeit wurde das Besitztum in Hessen ansehnlich vergrößert. Die Residenz der Landgrafen war die Wartburg bei Eisenach. Dort lebte die hl. Elisabeth, die fromme und tugendhafte Gemahlin des Landgrafen Ludwig des Heiligen. Dieser starb auf einem Kreuzzuge. Als mit seinem Bruder Heinrich Raspe 1247 der thüringische Mannesstamm aus- starb, wurde Hessen wieder von Thüringen getrennt. Neffen als selbständige Landgrafschaft. Im Jahre 1247 wählten auf dem Landtage zu Maden die Hessen in treuer Liebe zur hl. Elisabeth deren Enkel Heinrich, genannt das Kind von Brabant, einstimmig zu ihrem Fürsten. Darauf kam nun Sophie, Tochter der hl. Elisabeth und Herzogin von Brabant, mit ihrem Söhnlein nach Hessen und wurde von allen Städten mit Jubel empfangen. Die Hessen errangen durch ihre Vaterlandsliebe und Treue nach vielen Kämpfen ihre Freiheit. Heinrich I., das Kind genannt, trat im Jahre 1265 selbst- ständig die Regierung an und machte Kassel zu seiner Residenz. Er war der erste hessische Landgras und der Stammvater des späteren hessischen Fürstenhauses. Sein Enkel Heinrich Ii. führte wegen seiner ungewöhn- lichen Leibesstärke den Beinamen „der Eiserne". Sein Name war so ge- fürchtet, daß von ihm das Sprichwort umging: „Hüte dich vor dem Land- grasen von Hessen, willst du nicht werden gefressen". Heinrichs einziger Sohn Otto der Schutz starb frühzeitig. Daher folgte in der Regierung Heinrichs Neffe Hermann der Gelehrte, ausgezeichnet durch seine Gelehr- samkeit. Er hatte schwere Kämpfe mit den Adligen zu bestehen, die ihn nicht als ihren Herrn anerkennen wollten. 2 000 Ritter, Grafen und Herren vereinigten sich zum sogenannten Sternerbnnd gegen ihn. Doch der Landgraf besiegte sie mit Hilfe der ihm treu gebliebenen Ritter und Städte. Unter den beiden Nachfolgern Hermanns wurde die Grafschaft Ziegenhain, außerdem die am Rhein gelegene Grafschaft Katzenelnbogen auf friedliche Weise erworben. Im 13. und 14. Jahrhundert entstanden viele Städte, indem die Kaiser manchen Orten besondere Rechte und Freiheiten gewährten. Die

2. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 30

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 30 — selbe ist eine der gewerblichsten Städte unsers Bezirks. Berühmt sind seine Gerbereien, Tuch- und Tabaksfabriken. Tabak wird hier auch gepflanzt. Der Handel von Eschwege ist lebhaft. Das Dorf Niederhone, westlich von Eschwege in der Werraebene gelegen, ist als Eisenbahnknotenpunkt zu erwähnen. An der Werra merken wir uns ferner das Städtchen Wann- fried. In seiner Umgebung wächst viel Obst, besonders Kirschen. Der Heldrastein, ein hoher und steiler Berg an der Werra südlich von Wann- fried, ist ein Prächtiger Aussichtspunkt. *Was sich auf dem Heldrasteine zutrug (Sage). Der Ritter Hermann von Treffurt war ein gar wüster Geselle Einstmals ver- irrte er sich auf einem seiner nächtlichen Ritte, geriet auf den Heldrastein und stürzte dessen Felsabhang hinab. Im Falle betete er ein Ave Maria. Dann vergingen ihm die Sinne. Als der Ritter gegen Morgen aus seiner Betäubung erwachte, hörte er unten die Werra rauschen. Tief unter ihm lag sein Roß zerschmettert. Ihn aber hatte ein Felsvorsprung mit dichtem Gebüsch im Sturze aufgefangen und gerettet. Zum Dank für die wunderbare Rettung ging Hermann in ein Kloster und diente fortan Gott mit Fasten und Beten. Im Ringgaugebirge liegt der Amtsort ^Netra. Westlich desselben erheben sich am Räude eiuer weiten Hochfläche die Trümmer der ^Boine- bürg (Berneburg). Diese Burg war ein Lkeblingsausenthalt des Kaisers Friedrich Barbarossa. Sie ist reich an Sagen. Im Wehratal sind noch zu merkeu ^Bischhausen als Amtsort und das Städchen Waldkappel als Eisenbahnknotenpunkt. Schwalbental mit einem Braunkohlenbergwerk, hoch oben am Meißner, ist der höchstgelegene Ort des ganzen Hessischen Berglandes. In dem Amtsort ^Abterode am Ostabhange des Meißner war der Fabeldichter Burkhard Waldis evang. Pfarrer. Von hier zieht sich eine wilde Schlucht, das ^Höllental, zur Werra hinab. In derselben befinden sich auf hohem, jähem Felsen die Reste des alten Grafenschlosses "Bilstein. Über den Untergang des letzten Grafen berichtet eine schauer- liche Sage. *Der letzte Bilsteiner. Die Grafen von Bilstein zählten zu den ältesten Grafengeschlechtern der Werra- gegend. Einer derselben, ein verwegener Ritter, machte durch seine Räubereien und Untaten die ganze Gegend des Meißner unsicher. Da sammelte man ein großes Heer, um ihn nebst seiner Burg zu verderben. Das war aber nicht so leicht; denn die Burg war stark befestigt und schwer zugänglich. Schon wochenlang belagerte man sie vergeblich. Die Belagerten aber waren lustig und guter Dinge aus folgendem Grunde. Am Fuße der Burg lag eine Mühle. Von dieser führte ein verborgener unterirdischer Gang hinauf zum Schlosse, und der Müller versah auf diesem Wege die Belagerten mit Lebensmitteln. Dieser Gang wurde von den Feinden entdeckt und versperrt. Run waren in der Burg die Vorräte bald aufgezehrt. Den Belagerten blieb nur noch die Wahl zwischen Ergebung und Tod. Eines Morgens, da die Feinde schon glaubten, den Grafen in ihre Hände zu bekommen, erschien auf der Burgmauer

3. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 34

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 34 grasen um Gnade bitten. Dieser gewährte sie ihm erst, als die kränkliche, schwache Hausfrau des Raubritters in seinem Zelte erschien und um freien Abzug für sich und für alles, was sie in einer Bütte mitnehmen könne, bat. „Doch soll eine andere die Bütte tragen", setzte der Fürst hinzu, der den listigen Sinn des Gesuches erraten hatte. Der Ritter mußte sich in die Bütte setzen, und ein schlechtes Weib aus dem Lager trug ihn unter dem schallenden Hohngelächter seiner Feinde durch das ganze Lager. Diese Beschimpfung und der Verlust der Burg besserten aber den Bösewicht nicht; er setzte auch später sein Raubritterleben fort, wurde gefangen genommen und starb in einem feuchten, dunklen Kerker eines schmählichen Todes. Im Haunetal liegt auch das Dorf Rhina, der einzige Ort in Preußen mit überwiegend israelitischer Bevölkerung. Südöstlich des Fleckens Eiterfeld finden sich eine Menge von Kuppen und Küppeln, darunter der ^Gehilfensberg bei ^Rasdorf mit einer Wallfahrtskapelle. 17. Rreis Gersfeld. Der Kreis Gersfeld, ein schönes Gebirgsland, umfaßt einen Teil der Hohen Rhön mit Wasserkuppe und Dammersfeld und einen Teil der Vorderrhön mit der Milseburg. Die schönen Täler der Fulda und Ulster durchziehen denselben. Die freundliche Kreisstadt Gersfeld liegt an der Fulda unweit deren Quelle. Westwärts von Gersfeld nennen wir den Flecken '"Weyhers und das Dorf Poppenhausen mit einer Schule für Holzschnitzerei. Unfern der Ulsterquelle merken wir uns den Flecken ^Wüstenfachfen, weiter abwärts im Ulstertale ^Hilders (Flecken) und Tann, Städtchen zwischen hohen Bergen. Hier ist der Stammsitz der Herren von der Tann. Einer derselben zeichnete sich im letzten Kriege gegen Frankreich als General aus. Sein Denkmal ziert das Städtchen. Hoch unter dem Gipfel der Milseburg hat der Weiler Danzwiesen feine Lage. Er ist der höchstliegende Ort der hessischen Rhön. *Tie Sage von der Milseburg. Vor langen Zeiten stand auf der Milseburg eine Felsenburg, die ein heidnischer Riese Namens Mils bewohnte. Er plagte und bedrückte die Christen des Buchen- landes. Ein christlicher Ritter, der hl. Gangolf, kam den Bedrängten zu Hilfe und belagerte die Burg des Riesen. Im Lager des Ritters fehlte es an Trinkwasser. Der einzige Brunnen der Umgegend gehörte einem Bauern, und dieser gab nur gegen Bezahlung Wasser ab. St. Gangolf schöpfte in diesem Brunnen einen Helm voll Wasser und goß dieses in dem Lager am Berge aus. Da strömte an der Stelle eine frische, klare Quelle hervor: die Quelle des Bauern aber versiegte. Die Christen begannen nun mit neuem Mute die Belagerung der Riesenburg und bedrängten den Riesen so sehr, daß er sich aus Verzweiflung selbst den Tod gab. Der Teufel, dem er gedient hatte, begrub ihn unter den Trümmern der Felsenburg. Das Riefengrab ist die Milseburg. Dieser Berg wird auch Gangolfsberg genannt, und jener Wunder« brunnen an seiner Seite trägt noch heute den Namen Gangolfsbrunnen. Der Kreis Gersseld gehörte bis 1866 zum Königreich Bayern.

4. Heimatkunde der Provinz Hessen-Nassau nach natürlichen Landschaftsgebieten - S. 12

1905 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
12 — wegen ihres Glaubens aus Frankreich vertrieben worden waren, gegründet. Von Homburg gelangt man auf herrlichen Waldwegen zu>n höchsten Punkt des Taunus- gebirges, dem Großen Feldberg, 880 m. 4. Line Wanderung nach dem Großen Seldberg. (Siehe Kartenskizze 1.) Die Besteigung des Feldberges ist der Wunsch eines jeden Kindes, das aus der Ebene das Gebirge, insbesondere den Großen Feldberg mit dem weithin sichtbaren Aussichtsturm vor sich liegen sieht. Der Große Feldberg liegt nordwestlich von Frankfurt a. M. Wir wandern daher dnrch die nach dieser Richtung gelegenen Orte: Bockenheim, Rödelheim, Eschborn, Niederhöchstadt, Cronberg. Von der Bahn, die uns ans der Wanderung nach Homburg führte, zweigt eine Linie von Rödel- heim ab und führt über Eschborn, Niederhöchstadt nach Cronberg, einem herrlich gelegenen Gebirgsstädtchen, 10 km von Frankfurt a. M., mit rund 5500 E. Cronberg liegt südlich vom Feldberg, am Fuße des Altkönigs. Südlich vom Feldberg thronen nahe beieinander die be- kannten drei Burgen: Cronberg, Falkenstein und Königstein. Am Fuße dieser Burgen liegen die 3 gleichnamigen Städte. Die genannten Orte bilden die Anziehungspunkte für den Taunuswanderer. Über die Gründung von Cronberg geht folgende Sage: Als der Ritter Hartmnt von Askeborn (Eschborn) von einem Zuge nach dem gelobten Lande zurückkehrte, brachte er von dort die Früchte der Kastanien mit in die Heimat und pflanzte sie an den Abhängen des Altkönigs an. Die Knechle machten bei dieser Arbeit einen wunderbaren Fund. Sie gruben drei goldene Kronen aus der Erde hervor. Der Ritter ließ an der Stelle, wo man die Kronen gesunden hatte, eine Burg erbauen und nannte sie Kronenburg. Um diese Burg entstand später das Städtchen Cronberg- Die edle Kastanie gedeiht infolge der geschützten Lage dort noch heute. (Inwiefern ist die Lage geschützt?) 1 km nördlich vou Cronberg liegt das Schloß Friedrichshof mit prachtvollen Parkanlagen und bedeutender Gärtnerei. Es war der Lieblingsaufenthalt der Kaiserin Friedrich, die dieses Schloß auch erbaute und am 5. August 1901 dortselbst starb. Jetzt wohnt in dem Schlosse Friedrichshof Prinz Friedrich Karl von Hessen, der Schwager unseres Kaisers. Nicht weit von dem Schlosse steht unterhalb der Landstraße das Denkmal Kaiser Friedrichs Iii. (1902). In der Umgebung Cronbergs gedeiht vorzügliches Obst, ins- besondere wachsen hier gute Apfelsorten und wohlschmeckende Ananas. Auch die Rosenzucht ist bedeutend. Über der Stadt thront noch heute die aus dem 13. Jahrhundert stammende Burg der Herren von Cronberg.

5. Heimatkunde der Provinz Hessen-Nassau nach natürlichen Landschaftsgebieten - S. 20

1905 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
20 — Bockenheim reiht sich im Nw., Bornheim im Nov Niederrad im Sw. und Oberrad im So. an die Stadt. Die beiden letzten Vororte liegen linksmainisch; Seckbach reiht sich im No. an Bornheim. a) Die Gründung der Stadt Frankfurt a. M. Über die Gründung Frankfurts erzählt die Sage folgendes: Karl der Große führte lange Krieg mit den heidnischen Sachsen. Auf einem dieser Kriegszüge wurde er geschlagen und floh dem Rheine zu. Als er an den Main kam, bedrängten ihn die Sachsen sehr. Nirgends führte eine Brücke über den Fluß. In seiner Not betete er zu Gott, und der Herr sandte Hilfe. Eine Hirschkuh führte an einer seichten Stelle Frankfurt a. Itc. ihre Jungen an das andere Ufer des Mains und zeigte so den Franken die rechte Furt. Diese kameu glücklich an das linke Mainufer, während ein Nebel es den Sachsen unmöglich machte, an das jenseitige Ufer zu gelangen. Zum Andenken an diese Rettung nannte Karl der Große diese Stätte Frankenfurt. b) Lage. Frankfurt a. M. liegt an einem schiffbaren Flusse, in der Nähe eines schiffbaren Stromes, an dem Knotenpunkt von 11 Eisenbahnen, am Vereini- gungspuukte bedeutender Landstraßen von N., 0., S. und W., inmitten des fruchtbaren Maingaues, der von gesegneten Gauen: dem Rh ein g au im W.a der Gerau im S. und der Wetterau im No. umgeben wird. c) Stadtbild. Frankfurt a. M. ist die größte Stadt im Maingau und im Regierungsbezirk Wiesbaden. Wir merken in der Innenstadt den Römer mit dem Kaisersaal, den Dom, die Paulskirche, das Rathaus, das Thurn- und Taxissche Palais, das Hotel zum Schwan. Diese Gebäude erinnern an die große geschichtliche Bedeutung Frankfurts. Früher war es

6. Erdkunde für Volks- und Mittelschulen - S. IV

1904 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— Iv — Skizzen und Abbildungen dürften wohl vielen als Veranschaulichungs- mittel willkommen sein. Den fremden Eigennamen haben wir, soweit es uns nötig erschien, die Aussprachebezeichnung beigefügt. Da wir uns hierbei aber der deutschen Lautzeichen bedienen mußten, konnten wir die den fremden Sprachen eigentümlichen Laute nicht immer mit der wünschenswerten Deutlichkeit zum Ausdruck bringen. Für die Volksschule fällt dies weniger ins Gewicht. An Schulen mit fremdsprachlichem Unterricht wird es Sache des Lehrers sein, für die lautrichtige Aussprache der betreffenden Namen Sorge zu tragen. Allen, die uns durch ihre Ratschläge unterstützt haben, sprechen wir auch an dieser Stelle unsern Dank aus. An alle Freunde der vorliegenden Erdkunde sowie an alle Kollegen richten wir die höfliche Bitte, das Buch sorgfältig prüfen und uns etwaige Verbesserungsoorschläge gefälligst mitteilen zu wollen. Frankfurt a. M. im Januar 1904. Die Verfasser.

7. Deutschland, Oesterreich-Ungarn und die Schweiz (Mittel-Europa) - S. 52

1904 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 52 — Die Spitzenklöppelei im Erzgebirge. Im Jahre 1561 herrschte in dein Bergstädtchen Annaberg große Not. Bisher boten die Silberbergwerke des Erzgebirges den Bewohnern reichlichen Unterhalt. Da schienen auf einmal die Erzadern erschöpft zu sein, und niemand vermochte neue Erzadern aufzufinden. Die Not wurde immer größer, auf keinem Hause aber .lastete der Druck so schwer als auf dem des Bergherrn Christoph Uttmann. Sein Vermögen geriet in Gefahr, und die Not seiner Arbeiter drückte ihn aufs höchste. Zu dieser Zeit zogen arme Leute, welche von König Philipp von Spanien um ihres Glaubens Willen aus Holland ver- trieben waren, durch Deutschland. Unter ihnen war eine Frau, welche wie erzählt wird, in der Not mit ihren 3 Kindern nach Annaberg ver- schlagen wurde. Ihr Mann war getötet und ihr Haus angezündet worden. Sie verstand die Kunst, Spitzen zu klöppeln. Von dem Erlös der ver- kauften Spitzen hatte sie sich bis dahin kümmerlich durchgeschlagen. Barbara Uttmann, die Frau des Burgherrn, nahm sie freundlich auf. Als die Frau des Burgherrn der Holländerin beim Klöppeln zusah, kam sie zu der Überzeugung, daß diese Kunst nicht schwer zu erlernen sei und den armen Leuten in Annaberg einen neuen Erwerbszweig zuführen könne. Sie vesammelte in ihrem Hause Frauen und Kinder, bald hatten Hunderte die Kunst des Spitzenklöppelns erlernt. Die Männer zogen in das Land und brachten die Spitzen zum Verkauf. Neuer Mut kehrte in Annaberg ein, auch der Bergbau hob sich wieder, indem neue Erzgänge gefunden wurden. Im folgenden Jahre reiste Barbara Uttmann selbst nach Brabant. Dort erlernte sie auch das Klöppeln seidener Spitzen. Sie brachte tüch- tige Klöpplerinnen mit nach dem Erzgebirge, und diese verpflanzten auch nach dort die Kunst, Band zu weben. Die arme Brabanterin war bald gestorben, aber ihre Kinder blieben in Barbaras Obhut und Pflege. Seit jener Zeit blühte im sächsischen Erzgebirge eine ausgedehnte Her- stellung von Spitzen und Band. Das dankbare Erzgebirge hielt die werk- tätige Frau immer noch in Ehren. Man hat ihr ein Denkmal errichtet mit der Inschrift: „Ein tätiger Geist, eine sinnige Hand, sie ziehen den Segen ins ganze Land". 50 T. Menschen verdienten früher damit ihr Brot. Durch die Erfindung der Bobbinetmaschine im Jahre 1809 in Not- tingham wurden jedoch die Muster 10—15 mal billiger hergestellt. So wurde die Handarbeit auf bestimmte Branchen zurückgedrängt. Aber immer noch verdienen 25 T. Menschen damit ihren Unterhalt. (( )) Den Gespinststoff, sowie die Muster liefert der Kaufmann, die Klöpplerinnen (Frauen und Kinder) flechten zu Hause und liefern die Flechten ab. (Hausindustrie). In Buchholz und Annaberg werden Posamente (Borden, Quasten, Besatzartikel) verfertigt. Handschuhnäherei, Strohflechterei, Bürsten- und Pinselwaren, Blechwaren, Holz- und Spiel- warenfabrikation, Verfertigung von Musikinstrumenten, Kunsttischlerei, Holzschleiferei und Pappenfabrikation sind die weiteren Erwerbsquellen der Bewohner des Erzgebirges. Die Kohlen des Zwickauer und Lugauer Beckens wurden die Ursache der Entwicklung einer großartigen Gewerbe- tätigkeit. Dieses Gebiet bildet den Mittelpunkt von Sachsens Groß- industrie. Die abgebauten Kohlen werden in den Eisengießereien,

8. Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main - S. 207

1906 - Frankfurt a.M. : Neumann
207 Xiii. Napoleon Bonaxarte. 1. Bonapartes Herkunft und erste Erfolge. Am 15. August 1769 wurde zu Ajaccio auf Korsika dem Advokaten Bonaparte ein Sohn Napoleon geboren. Die Insel war kurz vorher an Frank-reich gekommen. Napoleons Jugend war hart; denn er hatte viele Ge-schwister, und der Vater starb frh. Es gelang, ihn in der Kriegs-schule zu Brienne unterzubringen, und bald wurde er Artillerie-leutnant. Der junge Offizier war sehr zurckhaltend, fleiig und sparsam, aber wegen seines herrischen Wesens unbeliebt. Rastlos ar-beitete der kleine, hagere Mann an seiner Ausbildung. Ein unbezhm-barer Ehrgeiz verzehrte ihn. Um emporzukommen, schlo er sich gegen seine berzeugung den Jakobinern an. Bei der Belagerung von Toulon 1793 ward dem zum Hauptmann Befrderten end-lich die heiersehnte Gelegenheit, sich hervorzutun. Unter seiner Anleitung wurde die Stadt durch wirksame Beschieung gewonnen. Bald war er General und half dem Direktorium durch sein Eingreifen in den Sattel. Zur Belohnung bertrug es ihm der Oberbefehl in Italien gegen sterreich. Dieses stand gegen Frankreich schon seit 1792 im Kriege und war mit England im Bndnis. Wenige Tage vor seinem Abgange zur Armee verheiratete er sich mit einer adeligen Witwe, Josephine Beauharnais, deren Gatte von den Jakobinern guillotiniert worden war. Die Armee befand sich in klglichem Zustande, aber Bonaparte wute sie durch tchtige Fhrung und Aussicht aus' reiche Beute in eine sie gh afte Stimm ung zu bringen. Bald waren die sterreicher geschlagen, und Bonaparte fhlte sich als Meister von Italien. Jetzt zeigte sich, da er das Plndern von den Jakobinern gelernt hatte. Von den Bewohnern wurden ungeheure Summen erpret, und die hervorragendsten Kunstwerke wanderten als Beute nach Paris. Mit sterreich machte er dann Frieden und berlie ihm gegen Abtretung der Lombardei Venedig, doch nicht, ohne es vorher um viele Millionen erleichtert zu haben. 2. Der Zug nach gypten. Gern htte sich Bonaparte schon jetzt an die Spitze des Staates gestellt. Aber er fhlte selbst, sein Ruhm war dazu noch nicht groß genug. Die Frucht ist noch nicht reif", fagte er. Frankreich befand sich zwar schon damals in grter Unordnung; die Jakobiner hatten blo zerstrt, und die Mitglieder des Direktoriums, lauter mittelmige Kpfe, waren nicht imstande, in dem furchtbaren Wirrwar Ordnung zu schaffen. Er sah voraus, da unter ihrer Leitung Frankreich bald ganz aus den Fugen gehen mute. Bis dies geschhe, wollte er seinen Ruhm vermehren und dann als Retter in der Not erscheinen. Darum lie er sich den Oberbefehl fr eine Expedition nach gypten bertragen.

9. Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main - S. 60

1906 - Frankfurt a.M. : Neumann
60 dischen Hauses; claudisch heit es auch, weil durch die letzte Gemahlin des Augustus die Claudier Drusus und Tiberius in die Ehe gebracht wurden, die dann der Stiefvater adoptierte (an Kindesstatt annahm). Wenn auch unter ihrer Regierung das Reich an uerem Ansehen nicht einbte, so haben doch die entsetzlichen Familiengreuel und die Taten des Calignla und des Nero den Namen des Geschlechts befleckt. Nach ihnen kam eine Reihe guter Herrscher; die Namen Traju, Hadrian, Antoninus Pius sind mit Zeiten der Blte und des Wohlstandes verknpft. Auf sie folgten Soldatenkaiser, Männer, die meist durch die erkaufte Gunst des Militrs zu ihrer Wrde gelangten und beseitigt wurden, wenn sie diese verscherzten. Unter solchen Verhltnissen erhielt natrlich der stolze Bau des Reiches Risse, und das war um so schlimmer, weil gerade damals die Germanen wieder Vorste gegen das Rmerreich machten. Die Lage wurde noch dadurch verschlimmert, da die Rmer selbst sich vom Kriegsdienste lngst entwhnt hatten, und da die Legionen meist aus germanischen Sldnern be-standen. So ist es denn schlielich gekommen, da die Westhlfte des Reiches eine Beute dieses khnen Eroberervolkes wurde. X. Entstehung und Ausbreitung des Christentums. In der griechisch-rmischen Welt mit ihren vielen Gttern und ihrer Einteilung der Menschen in Herren und Knechte erschien Jesus Christus mit der Lehre von dem einen Gott und von der Gleichheit aller Menschen. Der Heiland ist aus dem Judentum hervorgegangen. Er wollte die Lehre von dem einen Gott, der sich den Juden offenbart hatte, zur Weltreligion machen. Dieser eine Gott ist ihm der Vater aller Menschen, der seine Kinder alle gleich lieb hat, der gern die Snden vergibt, wenn seine Menschenkinder sie einsehen und sich wahrhaft bessern. Und wie der Vater im Himmel alle Men-schen mit gleicher Liebe umfat, so sollen sie selbst sich auch untereinander gleich achten und lieben. Diese von der Liebe getragene Gotteskindschast, die Jesus lehrte, bedeutete die Gleichheit aller Menschen. Die damalige Welt aber kannte nur Herren und Knechte. Christi Lehre war darum die Religion der Armen und Bedrckten, der Leute niederen Standes. Nun galt den Menschen von damals das Streben nach irdischen Gtern und nach Lebensgenu als das hchste; nur das Leben auf dieser Erde erschien ihnen lebenswert. Jesus predigte dagegen die Verachtung des irdischen Besitzes; das Leben auf dieser Erde war fr ihn nur die Vorbereitung auf das schnere

10. Geschichte für die Mittelschulen der Stadt Frankfurt am Main - S. 61

1906 - Frankfurt a.M. : Neumann
y. v . 6i jenseitige. So schlssen sich denn auch zuerst fast nur Arme und Bedrckte an ihn an; dagegen verfolgten ihn die Herrschenden mit ihrem Hasse und ruhten nicht eher, als bis sie ihn gettet hatten. Aber die Saat ging kstlich auf. Uberall im weiten rmischen Reich- qab es Mhselige und Belade,,-. Diese wurden durch tue Apostel erweckt. Die Reisen des Apostels Paulus smd deshalb von gewaltiger Bedeutung gewesen. Die Rmer lachten zuerst der diese Leute, die alles verachteten, was ihnen teuer war, und hielten sie fr Narren. Als die Christen immer zahlreicher wurden, verfolgte man sie grausam. Aber gerade die Verfolgungen mehrten ihre Zahl. Allmhlich schloffen sich auch die hheren Gesellschaftsschichten an, und fo mute schlielich das Kaisertum die christliche Religion zur. Staatsreligion erheben. Schon 313 stellte sie Constantin den brigen Religionen gleich, und damit war der Sieg des Christentums entschieden.
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