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1. Das Deutsche Reich, Kulturgeographie, Allgemeine Erdkunde - S. 148

1913 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Kesselring
— 148 — filiert ist 350000 Deutschen zur Heimat geworden. Mitten im Urwald haben sie mit Zähigkeit und Treue an ihrem Volkstum festgehalten. — Von den übrigen südamerikanischen Staaten weist Argentinien 50000, Chile 20000 Deutsche auf. Die andern außereuropäischen Erdteile stehen als Besiedeluugs- gebiete weit hinter Amerika zurück. In Asien hat das Deutschtum iu der asiatischen Türkei Einfluß gewonnen (Bahnbauten). In Japan haben die Deutschen als Offiziere und Arzte hohes Ansehen erlangt. In China haben — von Kiautschou abgesehen — Shanghai und Hongkong größere deutsche Niederlassungen. — Australien ist mit etwa 100000 Deutschen besetzt. In Afrika hat — von den deutschen Kolonien abgesehen — vor allem Johannesburg viele Deutsche (10000). 3. Die Bedeutung des Deutschtums im Ausland. Vor der Reichsgründung gingen die Auswanderer dem deutschen Volkstum völlig verloren. Namentlich Nordamerika ist „ein Massengrab deutscheu Volkstums" geworden. Das ist heute anders. Auch im Ausland bleibt sich der Deutsche seiner Abstammung und seiner Zugehörigkeit zu unserem Volke bewußt. Wir Reichsdeutsche wissen, daß jene Hunderttausende deutscher Brüder im Ausland in guteu und bösen Tagen treu zu uns stehen und für das Vaterland Opfer zu bringen bereit sind wie wir. Es erfüllt uns mit Stolz, wenn wir bedenken, daß das deutsche Volk nicht aufhört an den Grenzpfählen des Reiches, sondern daß es reicht, soweit die deutsche Zunge klingt, daß es lebt als eine gewaltige, die ganze Erde umspannende Macht von 90 Mill. Menschen. Diese Tatsache hebt auch unser politisches Ansehen, weil die andern Völker mit dieser großen Macht rechnen müssen. Durch die Auslandsdeutschen, namentlich durch die deutschen Auslandsschulen, erfahren die andern Völker, wieviel deutsche Gelehrte, Dichter und Künstler zur Entwicklung der Kultur beigetragen haben. Dieser Um- stand hebt ebenfalls unser Ansehen bei andern Völkern. Das Deulsch- tum im Ausland ist aber auch von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Wo in einem fremden Land deutsch gesprochen und verstanden wird, wo deutsche Sitte und deutscher Geschmack herrschen, da findet auch die deutsche Ware am besten Absatz. Dafür ein Beispiel: Der Handel nach der deutschen Schweiz beläuft sich auf über 300 Mill. Mark; im französischen und im italienischen Teil des Landes ist er ganz unbeträchtlich. Wegen der großen Bedeutung des Auslanddeutschtums haben es sich große Vereine zur Aufgabe gemacht, für die Erhaltung des Deutsch- tums im Auslande zu sorgen durch Errichtung und Unterhaltung von Schulen und Kindergärten, Anstellung von Lehrern, Ärzten, Gründung von Büchereien und dergl. Auch das Reich selbst beteiligt sich an diesen Bestrebungen durch einen jährlichen Beitrag für die Auslands- schulen (850000 Mt.).

2. Bis zum Interregnum - S. 53

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 53 — kunst als besondere Eigenschaften hervor. Aus diesem Grnnde war er weit weniger volkstümlich als der offene tapfere Bauerngott Donar. In vielen Gegenden Deutschlands blieb er daher auch lediglich der Wiudgott. Besonderer Auszeichnung erfreute er sich aber bei den Franken. Ihnen war er auch der Kriegsgott und war uach ihrem Glauben auch mit Waffen und kriegerischer Rüstung angetan. Durch ihren Einfluß, namentlich infolge des Übergewichts, das die Franken später in Deutschland erlangten, ist er dann zum obersten Gott der Germanen, zum Götterkönig und Göttervater geworden. Nicht ohne Einfluß wird dabei auch gewesen sein, daß man ihn sich mit reicherem Wissen begabt dachte als die übrigen Götter. An den Wodansglauben erinnern die späteren Sagen von verborgen schlafenden Fürsten. Wenn man erzählte, daß Kaiser Karl im Desenberge bei Marburg oder im Untersberge bei Salzburg oder Kaiser Friedrich im Kysfhänser schlafe, so müssen wir in ihnen Stellvertreter Wodans erblicken, den man sich auch vielfach auf oder in den Bergen wohnhaft dachte, wird doch auch in einer Urkunde von 1277 der Kt) ff häuf er Wodensberg genannt. Wenn weiter das Volk vom heiligen Martin, der mit Mantel und Hut angetan, durchs Land reist oder reitet, oder vom heiligen Nikolaus erzählt, so tritt uns auch hierin die unter dem Einfluß des Christentums umgebildete Figur Wodans entgegen. Die wichtigste weibliche Gottheit war bei den Germanen Frija, ehemals auch Nerthus (nicht Hertha) genannt. Sie erscheint als allsorgende Erdmutter, sie segnete den Ackerbau und alle Arbeit des Feldes, vor allem war sie Beschützerin des Hauses ttttd der weiblichen Arbeiten, daher war ihr Abzeichen die Spindel. In einem Wagen oder Schleifschlitten oder gezogenen Schiff fuhr sie durchs Land und verlieh der Erde Fruchtbarkeit. Auf einer nordischen Insel, die sich mit Sicherheit nicht feststellen läßt, hatten einst sieben Völkerschaften ein ihr geweihtes Heiligtum. Darin wurde das Gefährt aufbewahrt, an das bei Umzügen die zu ihrem Dienst bestimmten Kühe gespannt wurden. Bei den Fest-zügen herrschte Jubel, Freude und Gasterei. Das Gefährt und das Bild der Göttin wurden in einem versteckten Teiche gebadet. — Frühlingsfeste und Umzüge durch die Fluren erinnern noch in der Gegenwart an den Nerthnskultus. Außer dett genannten Gottheiten kannten die Germanen wohl noch andere weniger bedeutende göttliche Wesen, deren Namen

3. Bis zum Interregnum - S. 148

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 148 — \% Die deutsche Airche des Mittelallers. a) Ansehen mib Macht der Kirche. Die mächtigsten Herrscher-Deutschlands erwiesen sich immer auch als eifrige Förderer des Kirchenwesens. Karl d. Gr. wollte nicht nur sein Reich, sondern vor allem auch das Christentum ausbreiten, und Ottos ganze Staatsversassuug gründete sich, wie wir gesehen haben, auf die Ver-binduug mit der Kirche. Dadurch erlangte diese eine überaus hohe Bedeutung, und die Scheidung der Bevölkeruug in Geistliche und Laien trat daher scharf hervor. Jene nahmen den ersten Rang ein und standen beim Volke in großer Achtung; man begegnete ihnen mit außergewöhnlicher Ehrfurcht. Das hatte seinen Grund einesteils in der tief religiösen Veranlagung des deutschen Volkes, zum andern in der hohen Wertschätzung der geistlichen Amtshandlungen. Dazu kamen äußere Umstände. Der Geistliche erhielt für fein Amt eine besondere Weihe und trug eine besondere, in allen Teilen feststehende Kleidung. Damit und durch seine ganze Lebensweise unterschied er sich wesentlich von dem übrigen Volke. Natürlich waren die Geistlichen selbst bemüht, die Vorstellung von der Hoheit ihrer Würde im Volke zu erhalten. Sie bezeichneten sich z. B. den Laien gegenüber als die Hirten. Die Beleidigung eines Geistlichen galt daher als besonders schweres Vergehen. Infolge der großen Wertschätzung des geistlichen Standes drängten sich zu ihm Leute aus allen Kreisen der Bevölkerung, auch viele aus dem hohen Adel. Man glaubte dariu den besten Weg zu einem Gott wohlgefälligen Leben und die meiste Gelegenheit zur Vorbereitung für die Ewigkeit zu finden. Andere erhofften darin eine sichere Versorgung. Nicht wenige streßten nach Ehre und Ansehen und hofften dazu am ehesten durch die Kirche zu gelangen. Die hohe Anerkennung des geistlichen Standes war zun: Teil wohl begründet. Die Kirche war im frühen Mittelalter die Trägerin der Kultur, und die Geistlichen übten auf alle Lebeusverhältniffe einen wohltuenden Einfluß aus. Sie wareu alleiu im Besitze dessen, was wir unter Bildung verstehen. Sie allein konnten lesen und schreiben; sie gründeten Schulen, waren Lehrer und Gelehrte, Dichter und Schriftsteller; sie pflegten die Kirnst; sie waren die ersten deutschen Baumeister, sie dienten als Ratgeber und Staatsmänner den Königen. Ganz besonders wurde ihre Stellung

4. Bis zum Interregnum - S. 177

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 177 — Anschauungen das ganze Volk; doch wurde es nur von den Großen, den geistlichen und weltlichen Fürsten, ausgeübt. Nach einer Vorbesprechung erfolgte die feierliche Stimmenabgabe. Dabei wurde es Brauch, daß einzelne Fürsten zuerst, also vor anderen, ihre Stimme abgeben durften. Die übrigen und das anwesende Volk bekundeten dann durch Zurufe ihre Zustimmung. Infolgedessen gewannen jene den maßgebendsten Einfluß aus die Königswahlen und wurden später die Wahl- oder Kurfürsten, die allein das Wahlrecht ausüben durften. Nach dem Verfassungsgesetz der „Goldenen Bulle" von 1356 waren es sieben, nämlich die Erzbischöfe von Mainz, Köln, Trier, der rheinische Pfalzgras, der Herzog von Sachsen-Wittenberg, der Markgraf von Brandenburg und der König von Böhmen. Zur Wahl zogen die Fürsten in der Regel nach dem Rheinlande, später wurde sie ausschließlich in Frankfurt ct. M. vorgenommen. Die Krönung erfolgte in Aachen. Der Erzbischof von Köln, dessen Vorrecht sie war, führte den König zum Stuhle Karls d. Gr., der sich im Münster befand. Er erhob sich auf einem steinernen Unterban, ztt dem fürtf Stufen hinaufführten. Der Herrscher war also bei der Thronbesteigung weithin sichtbar. Der feierlichen Handlung folgte ein festliches Kronungsmahl. c) Das deutsche Königtum und die römische Kaiserwürde. Der deutsche Kötttg war seit Otto I. zugleich Herrscher von Italien und römischer Kaiser. Doch erlangte er diese Würde erst durch päpstliche Krönung. Wenn er nach Beendigung dieser feierlichen Handlung mit dem Papste das Gotteshaus verlassen hatte, hielt er diesem altem Herkommen gemäß die Steigbügel. Das war ursprünglich eiue Ehrenbezeugung, die sich aus dem Brauch ent-wickelt hatte, daß man bei Prozessionen das Pferd des römisch eit Bifchofs nicht allein gehen ließ, sondern führte. Aus der Ehren-erweistmg leiteten aber später die Päpste ein Recht ab und forderten sie als Dienst. Ihre Ansprüche gingen sogar dahin, daß sie aus dem Rechte der Krönung die Befugnis folgern wollten, die Wahl des deutschen Königs zu bestätigen. Diesen Anmaßungen traten die deutschen Fürsten 1338 im Kurverein zurhense entgegen und setzten fest, daß auch die Kaiserwürde von Gott sei, daß der von ihnen gewählte König zugleich römischer Kaiser sei und der Bestätigung durch den Papst nicht bedürfe. Pätz old, Lehrbuch der Geschichte. I. Teil. 12

5. Bis zum Interregnum - S. III

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Vorwort» cj)Q& im deutschen Geschichtsunterricht bic Kulturgeschichte zu berücksichtigen ist, ist eine alte Forberung, die kaum noch einer Begrnnbung bebarf. In der Praxis aber ist sie noch nicht in vollem Umfange verwirklicht worben. Darum wirb die Notwenbig-feit einer Reform des Geschichtsunterrichts immer wieber von neuem betont ltnb babei stets eine größere Berücksichtigung der Kulturgeschichte und des inneren Zusammenhangs der geschichtlichen Ereignisse, kurz eine pragmatische Darstellung als geboten bezeichnet. Auch die 2. Kammer der Abgeorbneten im Königreich Sachsen ist biesen Anschauungen beigetreten; benn die für eine Reform des Volksschulwesens ausgestellten Grunbsätze enthalten die Forberung, „daß bei dem Geschichtsunterricht der Kulturgeschichte ein größerer Raum als bisher zugestanben werbe". In die Praxis hat biesen Gebanken bereits der neue Dresbner Lehrplan umzusetzen versucht, der für Klasse I eine Übersicht über die Kulturentwicklung des deutschen Volkes sorbert. Wir treiben eben in unserm Geschichtsunterricht noch immer zu viel Kriegsgeschichte. Wenn auch zugegeben werben muß, daß es in biescr Hinsicht gegen früher fchon wesentlich besser geworben ist, so kann boch nicht geleugnet werben, daß der Verlauf des Dreißigjährigen.ober des Siebenjährigen Krieges ober der Befreiungskriege, selbst des Deutsch-französischen Krieges viel zu ausführlich gefchilbert wirb. Eine Menge Schlachten werben ausgezählt; selbst ihr Verlaus wirb oft in feinen Einzelheiten bargestellt. Solcher Lehrstoff mag wohl den künftigen Offizier interessieren, besitzt aber für die allgemeine Bilbung unserer heranwachsenben Jngenb nur geringen Wert. Wie mancher Stoff kommt bagegen recht bürftig weg, es sei nur erinnert an das Kapitel über die Germanifiernng des beutsthen Ostens im 12.und 13. Jahrhundert, die als einehervorragenbekultur-tat des deutschen Volkes bezeichnet werben muß. — Wir müssen versuchen, die Schüler mit der Entwicklung der inneren Verhältnisse unseres Volkes bekannt zu machen; wir müssen in den verschobenen

6. Bis zum Interregnum - S. 147

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 147 — danken noch immer entgegenstand. Darum stützte sich Otto bei der Befestigung seiner Macht vor allem auf die Kirche, in der das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit niemals erloschen war. Er besetzte die Bistümer mit Männern, die ihm treu ergeben waren. Köln erhielt sein Bruder Bruno, Mainz sein Sohn Wilhelm, Trier sein Vetter Heinrich. Er vermehrte die Besitzuugeu der Kirche durch Zuweisung ungeheurer Ländereien. Dafür hatte er in den Bischöfen und Äbten treue Beamte. Wie einst Karl d. Gr. so waltete auch Otto wieder als oberster Herr der Kirche; aber das wies ihn wie jenen nach Italien. Dort herrschten seit langem Unruhen und Streitigkeiten um die Herrschaft. Otto stellte die Ordnung wieder her, empfing in Mailand die lombardische Krone, und 962 krönte ihn der Papst zum römischen Kaiser. So wurde die Kaiserwürde erneuert und blieb nun dauernd mit dem deutschen Reiche verbunden. Als Kaiser und oberster Schirmherr der Kirche schaffte er auch in Rom Ord-nung, setzte unwürdige Päpste ab und bestimmte, daß das Oberhaupt der Kirche erst die Weihe empfangen sollte, nachdem er die Wahl bestätigt habe. Nach langen Verhandlungen erlangte er auch die Anerkennung von Byzanz und vermählte seinen Sohn Otto mit der griechischen Kaisertochter Theophano, womit ihm zugleich die Oberhoheit über Unteritalien zufiel, das bisher noch zum oströmischen Reiche gehörte. Otto verhals dem deutschen Reiche zur Weltmachtstellung. Mit Recht nennt ihn die Geschichte den Großen. Ottos Sohn und Enkel, Otto Ii. und Otto Iii., hielten sich mit Vorliebe in Italien auf, das ihnen' bester gefiel als das rauhere Deutschland. Bei ihnen trat darum auch die Kaiserwürde in den Vordergrund. Für die Macht Deutschlands lag darin allerdings eine große Gefahr; denn bei der langen Abwesenheit des Königs suchten namentlich die Slaven die deutsche Herrschast abzuschütteln. Doch gelang es dem letzten sächsischen Kaiser, Heinrich Ii., das Ansehen Deutschlands wieder zu befestigen. Infolge des Aufenthalts der Ottonen in Italien gingen wie einst unter Karl d. Gr. von dort neue Einflüsse auf deutsche Kunst und Bildung aus. Die Bildungsstätten aber waren nach wie vor die Klöster. 10*

7. Heimatkunde der Provinz Hessen-Nassau nach natürlichen Landschaftsgebieten - S. 32

1905 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 32 — rechts an der Nahemündung liegende Bingen, ans die Burg Klovp, wo Kaiser- Heinrich Iv. von seinem Sohne gefangen gehalten wurde, auf den Rochusberg*) mit der Rochuskapelle (Wallfahrtsort), auf das links der Nahemündung liegende Bingerbrück und auf die beide Städte verbindende steinerne Brücke, deren Erbau- ung man dem Drnfus zuschreibt. (Erkläre den Namen Bingerbrück !) Mit den Worten: „Zum Andenken an die einmütige, siegreiche Erhebung des deutschen Volkes und an die Wiedererrichtung des Deutschen Reiches" erging nach dem siegreichen Feldzug der Deutschen 1870/71 der Ruf an die Künster Deutschlands zum Wettkampfe für die Errichtung eines Nationaldenkmals. Die edelsten Kräfte Deutschlands raugeu um die Lösung der gestellten Aufgabe. Der Siegespreis wurde dem Bildhauer Johannes Schilling in Dresden zu- erkannt. Der Künstler hat an das Lied „Die Wacht am Rhein" angeknüpft, das in den Kriegsjahren der Ausdruck der nationalen Begeisterung geworden war. Der breite Sockel versinnbildlicht mit seinen Figuren die Wacht am Rhein. Die unterste Gruppe zeigt den gewappneten Vater Rhein, wie er das Wachthorn der Jungfrau Mosel übergibt. Über dieser Gruppe befindet sich eine große Erz- tafel, welche die Wehrkraft Deutschlands versinnbildlichen soll. In deren Mitte erblicken wir unseren teuren Kaiser Wilhelm I., umgeben von den deutschen Fürsten und Helden seiner Zeit. Rechts und links wird diese Erztafel von den Statueu des Krieges und des Friedens flankiert. Der Engel des Krieges stößt in die Kriegstrompete und erfaßt das Schwert. Der Engel des Friedens, das Füllhorn und die Friedenspalme haltend, schließt die Darstellung auf der rechten Seite ab. Darunter steht für alle Zeiten der Text des Liedes in Stein eingegraben: „Lieb Vaterland, magst ruhig sein, fest steht und treu die Wacht am Rhein." Der schmale Sockel trägt die Inschrift: „Zum Andenken an die einmütige siegreiche Erhebung des Deutschen Volkes und an die Wiederaufrichtung des Deutscheu Reiches 1870/71". Daruuter befindet sich der Reichsadler, umgeben von den Wappen der deutschen Staaten. Über dem Kopfe des Adlers ist das eiserne Kreuz angebracht. Auf dem hohen Oberbau erhebt sich die Germania. Sie stützt ihre Linke auf das lorbeerumwundene, gesenkte Schwert; in der hocherhobenen Rechten hält sie die deutsche Kaiserkrone, das Sinnbild der vollendeten Einigung. — Der Krieger Auszug und Heimkehr sind auf beideu Seiten des Postamentes durch Relief in erhebender Weise dargestellt. Am 16. September 1877 wurde der Grundstein zu dem Denkmal gelegt. Der Kaiser vollzog die drei Hammerschläge auf den Grundstein, indem er die feierlichen Worte sprach: „Wie mein kömglicher Vater einst dem preußischen Volke an dem Denkmal bei Berlin zurief, so rufe ich heute an dieser bedeutungsvollen Stelle dem Deutschen Volke zu: Den Gefallenen zum Gedächtnis, den Lebenden zur Anerkennung, den künftigen Geschlechtern zur Nacheiferuug." Am 28. Sept. 1883 wurde in Gegenwart des greisen Kaisers Wilhelm, der deutschen Fürsten, der Vertreter des Volkes und unzähliger Festgenossen aus allen Gauen des Deutschen Reiches die Weihe vollzogen. i) Der steile Südwestabhang des Rochusberges heißt Scharlachberg, der einen trefflichen, nach ihm benannten Wein liefert.

8. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 218

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
218 Wilhelm I. dem Schlachtfelde im Kugelregen das Band immer fester, und bald baten die sämtlichen deutschen Fürsten, bat das ganze deutsche Volk den greisen König Wilhelm die schöne Einheit auf immer zu befestigen, dadurch daß er 1.1871 sich „Deutscher Kaiser" nannte. So nahte der 18. Januar 1871, der preußische Krönungstag, an dem einst i. I. 1701 Friedrich I. sich in Königsberg unter gewaltigem Pomp zum König gekrönt hatte. — Ganz anders sah diese Kaiser-Proklamation aus. Es war im Spiegelsaal des Schlosses zu Versailles, einer prachtvollen langen Halle, an deren Decke Ludwig Xiv. als thronender Gott dargestellt ist. Dort versammelten sich am Morgen die Vertreter aller Regimenter um Paris, dazu kamen die Offiziere, Generäle, dann die Fürsten Deutschlands. Nichts von altertümlichem Fürstenpomp war hier zu sehen, kein Thron, keine Krone, kein Purpurmantel! Aber im Saale der französischen Könige blitzten deutsche Uniformen, hingen deutsche Fahnen! In der Mitte der einen Seite stand ein Altar, mit dem Zeichen des Eisernen Kreuzes geschmückt. Mit Gesang und Gebet begann die Feier. Dann trat König Wilhelm aus eine Erhöhung, hinter ihm standen die deutschen Fürsten. Er verlas die Urkuude von der Stiftung des neuen Deutschen Reiches, und dann las Bismarck in seinem Namen einen Aufruf an das Deutsche Volk. Hierauf brachte der Großherzog von Baden ein Hoch auf Kaiser Wilhelm aus, und das Hoch klang von Tausenden von Stimmen und schallte durch das Lager um ganz Paris herum, und die Soldaten sangen jetzt: „Heil dir im Siegerkranz, Retter des Vaterlands, Heil, Kaiser, dir!" und so ist es bald aus tausend Kehlen in ganz Deutschland erklungen. Die Dichter aber sangen von Barbarossas Erwachen zu des neuen Reiches Herrlichkeit; nur, sagten sie, sei dem alten Kaiser der Bart ergraut, nicht mehr „Kaiser Rotbart" sei er, sondern „Kaiser Weißbart." 2. Friedensjahre. Kaiser Wilhelm hat noch siebzehn Jahre regiert in Frieden und Macht, von seinem Volke verehrt, von ganz Europa geachtet. Wer aber mit 74 Jahren zu so hoher Stellung kommt, den blendet kein äußerer Glanz mehr. Schlicht und einfach ist er geblieben, „niemals zagend, niemals prahlend." Er wohnte wieder in seinem alten Palais unter den „Linden." Dort trat er jeden Mittag an das Eckfenster, um die Wachtparade aufziehen zu sehen, und dann sammelte sich jedes Mal eine Menge Volks, um den alten Kaiser zu grüßen, und mochte er sich auch müde und krank fühlen, er schleppte sich doch ans Fenster, damit seine „lieben Berliner" nicht vergeblich gekommen wären, und wer ihn dort oder sonst einmal gesehen hat, der denkt bei seinem Namen nicht an Kaiserkrone und Kaisermacht, sondern an ein Antlitz voll schlichter Herzensgüte, an einen ehrwürdigen Greis, der für jeden ein freundliches Wort, für jede Not bereitwillige Hilfe hatte. „Aber vor allen, die je ihn gesehn. Wird sein freundliches Antlitz stehn. Und seine Seele, die schlicht und klar. Und seine Güte, die einfach war." (Avenarius)

9. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 226

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
226 Kaiser Wilhelm Ii. anderen Sekundaner und Primaner, er wurde „Sie" genannt wie die anderen, er wurde gefragt wie sie und hat auch die Sorge um lateinische und griechische Extemporalien kennen gelernt. Auf seine Hefte schrieb er „Wilhelm von Preußen". Er hat aber auch an fröhlichen Jugendspielen teilgenommen. Auf seine Bitte hat der Direktor einmal ausnahmsweise eine große Schneeballschlacht gestattet; die dabei eingeworfenen Fensterscheiben mußte freilich der Prinz bezahlen! 1877 konnte er im Abiturium beweisen, daß er ernst gearbeitet hatte, und das war bei dem künftigen Kaiser doch viel schwieriger als bei jedem andern, weil vieles an ihn herantrat, was ihn hätte zerstreuen können. Besonders hat er Tüchtiges in Geschichte geleistet. — Nun ging er ganz wie andere junge Leute auf die Universität: er hörte Vorlesungen in Bonn. Manche wurden für ihn besonders gehalten, denn ein Kaiser muß manches lernen, was andere nicht brauchen; aber oft war er auch in den öffentlichen Hörfälen mit anderen Studenten und eignete sich in zwei Jahren ein vielseitiges Wissen an. Daneben ging natürlich auch seine militärische Erziehung, wenn auch die Eltern nicht wollten, daß das die Haupt-sache sei. Früh lernte er exerzieren, auch er wurde mit zehn Jahren Leutnant, und im Jahre 1871 konnte er mit zwölf Jahren, als jüngster Soldat des Heeres, Vater und Großvater am Bahnhof empfangen, als sie heimkehrten von den französischen Schlachtfeldern. Nach dem Abgange vom Gymnasium trat er nun als Offizier ins Heer ein. So bereitete er sich nach allen Seiten für seinen Beruf vor, und eher als jemand erwarten konnte, berief ihn das Schicksal im Jahre 1888 auf den Thron. In diesem Augenblick, wo Deutschland an zwei Kaisergräbern trauerte, veranstaltete man eine bedeutsame Kundgebung. Als der junge Kaiser zum ersten Male den Deutschen Reichstag eröffnete, da eilten alle deutschen Fürsten oder ihre Thronfolger herbei und scharten sich um ihn, um so den Vertretern des Deutschen Volkes zu zeigen, daß sie einig zum Deutschen Kaiser ständen, daß das Reich nicht stirbt, wenn der Kaiser stirbt. B. Seine Regententätigkeit. Jung wie Friedrich der Große kam unser Kaiser 1888 auf den Thron. Schon über zwanzig Jahre steht er an der Spitze des Reiches, und es sind Jahre ernster Friedensarbeit gewesen. Auch er weiß, daß der Herrscher „der erste Diener des Staates" ist. Eins der bedeutendsten Werke, die er unternommen hat, ist der Ausbau der deut scheu Flotte. Schon der Große Kurfürst hatte Schiffe gebaut und eine Kolonie in Afrika gegründet; aber alles das ging später wieder verloren. Wilhelm I. hat dann „Wilhelmshafen" am Ausgange des Jadebusens gegründet und den Bau einer deutschen Kriegsflotte begonnen; aber erst seines Enkels lebhaftes Interesse hat es erreicht, daß jetzt Deutschland nach der Stärke seiner Kriegsflotte in Europa an zweiter Stelle steht, und Deutschland ist stolz auf seine prächtigen, in der Heimat vorzüglich gebauten eisernen Kriegsschiffe mit ihren Kruppschen Kanonen, auf feine tapferen „Blaujacken", die Seeleute. Wozu diese große Kriegsflotte? Wollen wir

10. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 108

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
108 Theoderich der Große. v. Attila in Italien und sein Ende. Schon im nächsten Jahre wandte sich Attila gegen Italien. Hier gelang es zum ersten Male den Hunnen, eine feste Stadt zu erobern: Aquileja wurde erstürmt und zerstört. Die Einwohner flüchteten sich zum Teil auf die Inseln in den Lagunen und legten dort den Grund zu der prachtvollen Lagunenstadt Venedig. Attila rückte jetzt gegen Rom. Da ritt ihm der ehrwürdige Papst Leo I, das Haupt der römischen Kirche, entgegen, besänftigte seinen Zoru und schloß Frieden mit ihm. Man erzählt, Attila habe plötzlich über dem Papste in den Wolken die Apostelfürsten Petrus und Paulus mit Flammenschwertern gesehen und sei erschreckt zurückgewichen. So kehrte er heim, und im nächsten Jahre ereilte den großen Er-oberer inmitten seiner Hauptstadt ein kläglicher Tod. Nachdem er sich zu seinen vielen Frauen noch eine neue genommen hatte, ein Mädchen von großer Schönheit, mit Namen Hildico, starb er in der Hochzeitsnacht, vielleicht von Hildico ermordet. Groß war die Trauer der Seinen. Die Leiche wurde in einem seidenen Zelte aufgebahrt, und auserlesene Reiter ritten rings herum und priesen in Trauergesängen seine Taten. Dann wurde die Leiche mit vielen Kostbarkeiten in einen goldenen Sarg gelegt, dieser in einen silbernen, dieser in einen eisernen eingeschlossen, und so wurde der König der Erde anvertraut. Wer beim Begräbnis geholfen hatte, wurde getötet, so daß niemand das Grab zeigen konnte. Doch haben die Germanen den gewaltigen Herrscher nicht vergessen, er ist vielfach in ihre Heldensage verwoben. Viii. Cheöderich der Groste, der Ostgote. 500. A. Theoderichs Jugend. Als Atnla gestorben war, wich der Schrecken von den unterworfenen Germanenvölkern, und sie machten sich wieder frei. Besonders das edle Volk der Ostgoten wollte den wilden Hunnen nicht mehr gehorchen, und ihr König Theodemer aus dem Geschlechte der Amaler (der „Fleckenlosen") besiegte Attilas Söhne in einem gewaltigen Kampfe-Am Tage dieser Schlacht wurde dem König ein Sohn geboren, er nannte ihn Theoderich — „Volksherrscher". Des Knaben erste Jugend fällt in die Zeit wildester Kämpfe mit Hunnen und Oströmern. Um mit letzteren einen dauernden Frieden zu erlangen, schickte der König seinen noch nicht achtjährigen Sohn als Geisel nach Konstantinöpel, und hier erwarb er sich — wie einst Armin in Rom — feine Sitte, Kriegserfahrung und kaiserliche Gunst. Mit achtzehn Jahren entließ ihn der Kaiser reich beschenkt. Er richtete seine Blicke — wie einst Alarich — auf das reiche Italien, und der oströmische Kaiser unterstützte — wie damals — bereitwillig seine Pläne. Er ehrte ihn hoch, ernannte ihn zum „römischen Consul" und entließ den unbequemen Untertan bereitwillig nach Italien.
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