Theilung der spanischen Monarchie. Der nordische Krieg. 63
die Wiedervereinigung der österreichischen Länder mit der spanischen
Monarchie auch nicht wünschten, Frieden zu Utrecht 1713: Philipp
V. ward als König von Spanien und dessen europäischen Besitzun-
gen anerkannt unter der Bedingung, daß die Kronen Frankreichs und
Spaniens nie vereinigt würden, England erhielt von Spanien Gi-
braltar (und Minorka); Preußen gewann Obergeldern und die all-
gemeine Anerkennung seiner neuen Königswürde, Savoyen bekam
Sicilien als Königreich, welches es bald darauf gegen Sardiuieu
vertauschte. Der Kaiser trat diesem Frieden zu Nastadt 1714 bei
und erhielt die spanischen Nebenländer: die Niederlande, Neapel,
Mailand und Sardinien, die Kurfürsten von Baiern und Köln wur-
den wieder in ihre Würden eingesetzt. Dieser von Eugen unterhan-
delte Friede wurde von demselben in Baden im Aargau auch für
das deutsche Reich vollzogen.
8- 20.
Der nordische Krieg 1700—1721.
August, König von Polen und Kurfürst von Sachsen, verband
sich mit Rußland und Dänemark, die Jugend Karl's Xii. zu benutzen,
um ihn zur Rückgabe aller Länder, welche Schweden den Russen,
Polen und Dänen entrissen hatte, zu zwingen.
1) Der dänische Krieg (1700). Der Krieg begann mit
einem Einfalle der Dänen in Schleswig (welches dem Schwager
Karl's Xii., dem Herzoge von Holstein-Gottorp, gehörte) und der
Sachsen in Liefland. Der junge König wandte sich zuerst gegen die
Dänen und nöthigte sie durch eine kühne Landung auf Seeland dem
Bündnisse gegen Schweden zu entsagen (und dem Herzoge von Hol-
stein-Gottorp alles Eroberte zurückzugeben). Aber zu derselben Zeit
trat auch der Czar als dritter Feind gegen ihn auf.
2) Der russisch-sächsische Krieg (1700—1706). Peter
zog mit einem großen Heere dem in Liefland eingerückten Polenkönige
zu Hülfe und belagerte Narva in Jngermannland, aber Karl ent-
setzte durch einen glänzenden Sieg (1700) über das mehrfach zahl-
reichere russische Belagerungsheer diese Stadt, vertrieb auch die
Sachsen aus Liefland, drang siegreich in Polen ein, wies alle Frie-
densanträge ab und zwang die Polen, August Ii. abzusetzen und deir
ihm ergebenen Woiwoden Stanislaus Leszinsky zu wählen
(1704), dem er auch durch neue Siege über die Sachsen allgemeine
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Extrahierte Personennamen: Philipp
V. Philipp
V. Eugen Eugen August Holstein-Gottorp Karl_ent- Karl August Stanislaus_Leszinsky
98
Cisalpinische und ligurische Republik.
eröffnete mit einem der Auflösung nahen, selbst der dringendsten Be-
dürfnisse entbehrenden, aber eben deshalb kampfbegierigen Heere den
Feldzug in Italien durch die Siege bei Montenotte und Millesimo,
und nachdem er den König von Sardinien (Victor Amadeus) zur
Abtretung Savoyens und Nizza's nebst den wichtigsten Festungen
Piemonts genöthigt hatte, verfolgte str die Oesterreicher über den
Po, erstürmte (bei Lodi) den Uebergang über die Adda und belagerte
das durch Natur und Künste sehr feste Mantua. Viermal versuch-
ten die Oefterreicher den Entsatz der wichtigen Festung, ehe Wurmser
dieselbe in Folge einer ehrenvollen Kapitulation übergab.
Den Herzog von Modena erklärte Napoleon wegen Verletzung eines Waffen-
stillstandes seines Landes verlustig; mit Neapel, Parma und dem Papste schloß er
Definitivfrieden, worin letzterer außer 3 Legationen und zahlreichen Kunstschätzen, die
er ihm schon früher überlassen hatte, auch Avignon abtreten mußte.
So im Rücken gesichert, drang Napoleon, als der vom Rheine
abberufene Erzherzog Karl mit einem neuen Heere nach Italien auf-
brach, diesen zurücktreibend, durch Kärnthen und Steiermark bis
Judenburg vor. Da aber die österreichische Regierung die Bevöl-
kerung in Böhmen und in Tirol in Masse aufgeboten und die sog.
Jnsurrection des ungarischeil Adels unter die Waffen gerufen hatte,
auch im Rücken der Franzosen die Bewohner des venetianischeu Ge-
bietes sich gegen sie erhoben, und Napoleon in Gefahr stand, von
Italien abgeschnitten zu werden, so ging er den Frieden zu Campo
Formio (17. Oct.) 1797 ein. Der Kaiser trat die österreichischen
Niederlande au Frankreich und die Lombardei an die (aus der Lom-
bardei, einigen venetianischeu Besitzungen, dem Herzogthum Modena
und den 3 Legatiouen gebildete) cis alp in ische Republik ab,
wofür er Venedig und dessen Gebiet auf dem Festlande nebst den
dalmatischen Inseln erhielt (die griechischen Inseln Venedigs nahm
Frankreich; der Herzog von Modena erhielt von Oesterreich den
Breisgau). Zum Abschlüsse des Friedens mit dem deutschen Reiche
sollte ein Congreß zu Rastadt eröffnet werden. Auch Genua hatte
in eine Veränderung seiner Verfassung einwilligen müssen und ward
zur ligurischen Republik erklärt.
Der Krieg mit England ward wegen des schlechten Zustandes
der französischen Marine nur sehr lässig betrieben.
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Extrahierte Personennamen: Victor_Amadeus Napoleon Napoleon Karl Karl Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Italien Sardinien Savoyens Mantua Modena Neapel Avignon Rheine Italien Judenburg Italien Frankreich Modena Venedig Venedigs Frankreich Modena Oesterreich Genua England
102 Zweiter Krieg in Italien, Deutschland und der Schweiz.
rüstete, brachte England eine neue, zum Theil unnatürliche Coa-
lition gegen Frankreich mit dem russischen Kaiser Paul I. (dem die
Malteserritter das Großmeisterthum ihres Ordens übertragen hatten),
der Pforte, Oesterreich und Neapel zu Stande. Der Plan der Ver-
bündeten war, die Franzosen durch ein dreifaches Heer aus Italien,
den Niederlanden, dem südlichen Deutschland und der Schweiz zu
vertreiben. Die Neapolitaner eröffneten den Krieg durch einen über-
eilten Einfall in die römische Republik, wurden aber in ihr Gebiet
zurückgeschlagen, der König entfloh nach Sicilien, die Franzosen be-
setzten Neapel und verwandelten das Königreich in eine partheno-
peische Republik 1799.
1) Der Krieg in Italien ward im Jahr 1799 von den Fran-
zosen (unter Scherer, dem bald Moreau folgte) so unglücklich gegen
die Oesterreicher und Russen geführt, daß sie fast alle ihre italie-
nischen Besitzungen verloren und die von ihnen gestifteten Republiken
aufgelöst wurden. Allein im Jahr 1800 führte Berthier eine sog.
Reserve-Armee, bei welcher auch Bonaparte war, in mehreren Abthei-
lungen über die beiden Bernharde, den Simplon und St. Gotthard
nach Italien der österreichischen in den Rücken, stellte die cisalpinische
Republik her und gewann durch den einzigen Sieg (über Melas)
bei Marengo (unweit Alessandria, 14. Juni) Oberitalien wieder.
2) Den Krieg in Deutschland und der Schweiz be-
gannen die Oesterreicher ebenfalls siegreich, der Erzherzog Karl
drängte den nach Schwaben vorgedrungenen Jonrdan über den Rhein
und dann den in Graubünden eingerückten Massena bis hinter Zürich
zurück, doch wurde die beabsichtigte Vereinigung der Russen mit den
Oesterreichern durch Massena und Soult verhindert und das russische
Heer vom Kaiser Paul, der sich mit Oesterreich (über die Wieder-
einsetzung des Königs von Sardinien) entzweit hatte, zurückbernfen.
Bald nach der Erneuerung des Krieges löste sich der Friedenscon-
greß zu Rastadt auf und endete mit der räthselhaften Ermordung
der abreisenden französischen Gesandten. Im Jahr 1800 führte Mo-
reau den Krieg in Deutschland nicht minder glücklich als Bonaparte
in Italien; unter beständig siegreichen Treffen drängte er die Oester-
reicher bis zum Inn zurück und rückte nach dem entscheidenden Siege
bei Hohenlinden (3. Dec.) über den Erzherzog Johann in Oester-
reich ein, welches im Frieden zu Lüneville 1801 in die Abtre-
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Extrahierte Personennamen: Scherer Gotthard Marengo Karl Karl Johann Johann
Extrahierte Ortsnamen: Italien Deutschland Schweiz England Frankreich Oesterreich Neapel Italien Niederlanden Deutschland Sicilien Neapel Italien Fran- Italien Alessandria Oberitalien Deutschland Schwaben Rhein Oesterreich Sardinien Deutschland Italien Oester- Oester-
Der deutsche Bund.
129
38) Die Landgrafschaft Hessen-Homburg (seit 1817), in
zwei getrennten Landestheilen zu beiden Seiten des Rheins.
Die Angelegenheiten des Bundes werden durch eine Bundesver-
sammlung zu Frankfurt am Main besorgt, in welcher alle Glieder
des Bundes durch ihre Bevollmächtigten theils einzelne, theils Gesammt-
stimmen führen (im Plenum 70, in dem engern Rathe 17). Alle Mit-
glieder des Bundes haben gleiche Rechte. Sie sind verpflichtet, sowohl
gaüz Deutschland, als jeden einzelnen Bundesstaat gegen jeden Angriff
in Schutz zu nehmen, und garantiren sich gegenseitig ihre sämmtlicben
unter dem Bunde begriffenen Besitzungen; sie dürfen einander unter keinerlei
Vorwand bekriegen, noch ihre Streitigkeiten mit Gewalt verfolgen, sondern
müssen deren Entscheidung durch die Bundesversammlung vermitteln lassen.
Das Bundescontingent wurde auf 300,000 Mann verschiedener Waffen-
gattungen festgesetzt und in 10 Armeecorps nebst einer Reserve-Division
getheilt, wovon Oesterreich und Preußen je 3, Baiern 1 zu stellen haben,
zu Bundesfestungen wurden Luxemburg, Mainz und Landau bestimmt, zu
denen später Germersheim, Rastatt und Ulm hinzukamen.
Ein wichtiger Schritt für die Herstellung einer größeren Einheit Deutschlands
war die Vereinigung mehrerer und allmählig der meisten Staaten Deutschlands zu
einem gemeinsam?» Zollsystem, indem zuerst ein süddeutscher, dann ein mitteldeutscher
Handelsverein entstand, und als diese dem preußischen Zollverein beitraten, bildete
sich 1834 ein allgemeiner deutscher Zoll- und Handelsverein, der bald
alle deutschen Staaten außer Oesterreich, Hannover, Oldenburg, den beiden Mecklen-
burg, Lichtenstein, Limburg und den drei Hansestädten umfaßte und etwa 30 Millionen
Einwohner von den inner» Zollschranken befreite. Später wurde eine Annäherung
Oesterreichs und Hannovers an diesen Zollverein erreicht.
8- 57.
Die französische Revolution des Jahres 1848.
Das Streben Ludwig Philipp's nach Selbstregierung, verbun-
den mit der Verfolgung persönlicher Jntereffen (Ausstattung seiner
Söhne, spanische Heirath) und mit seiner Hinneigung zur auswär-
tigen Politik der sog. nordischen Mächte hatte eine allgemeine Miß-
stimmung erzeilgt, welche die Oppositionspartei theils durch die Presse,
theils durch sog. Reformbankette nährte und steigerte. Das Mini-
sterium erließ daher ein Verbot dieser Bankette; aber der Versuch,
dieselben gewaltsam zu hindern, gab die Veranlassung zu einem
Volksaufstande in Paris (22. — 24. Febr.), wobei die National-
garde, zum Theil auch die Linientruppen sich weigerten, einzuschreiten.
Dies bewog den König zu Gunsten seines Enkels, des Grafen von
Paris, abzudanken und nach England zu entstiehen. Als die Herzogin
Pütz Geogr. u. Gesch. f, mittl. Kl. Abth. Iii. q
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Philipp's Ludwig Pütz_Geogr
Extrahierte Ortsnamen: Rheins Frankfurt Main Deutschland Oesterreich Baiern Luxemburg Mainz Landau Germersheim Rastatt Deutschlands Deutschlands Oesterreich Hannover Oldenburg Limburg Oesterreichs Hannovers Paris Paris England
151
Dritter Zeitraum.
1789—1855 Vom Ausbruche der französischen Revolution bis
zur Gegenwart.
1789—91 Die constituirende Nationalversammlung. Auf-
hebung des Lehnsystems, der Mönchsorden und des Erb-
adels. Flucht des Königs. Georg-Eckert-Instltut
1790 92 Kaiser Leopold n. f^r internationale
1791- 1792 Die gesetzgebende Versammlung. Schulbuchforschung
1792— 1806 Franz Ii., letzter deutscher Kaiser. Braunschweig
1792-1804 Frankreich eine Republik. Schufouchbibliothek
1792— 95 Der Nationalconvent.
1792 Dumouriez siegt bei Jemappes und erobert ganz Belgien.
1793 Hinrichtung Ludwig's Xvi. Wohlfahrtsausschuß. Sturz
der Gironde.
1793— 97 Der Krieg Frankreichs gegen die erste Coalition.
1793 Wiedereroberung Belgiens durch die Oesterreicher in Folge
des Sieges bei Neerwinden.
1793—94 Schreckensherrschaft. Zweite Constitution. Allgemeines
Aufgebot zur Bekämpfung der äußern und innern Feinde
(der Vend6e). Sturz Robespierre's.
1793 Zweite Theilung Polens zwischen Preußen und Rußland.
1794 Die Franzosen erobern nach dem Siege bei Fleurus
Belgien abermals.
1795 Dritte Theilung Posens zwischen Rußland, Preußen
und Oesterreich.
— Separatfrieden zu Basel mit Preußen.
1795—1806 Holland eine batavische Republik.
1795— 99 Die Direktorialregierung in Frankreich.
1796 Erzherzog Karl kämpft glücklich gegen Jourdan und Moreau.
1796— 97 Napoleon's Feldzüge in Italien. Siege bei Mon-
tenotte, Millesimo, Mondovi, Lodi. Einnahme Mantua's.
Friede zu Campo Formio. Cisalpinische und ligurische
Republik.
1797—1840 Friedrich Wilhelm Hi., König von Preußen.
1798—99 Bonaparte's Feldzug nach Aegypten und Syrien.
Einnahme von Malta. Sieg bei den Pyramiden. Ver-
nichtung der französischen Flotte durch Nelson bei Abukir.
Erstürmung Jaffa's. Vergebliche Belagerung von 8t.
Jean d’Acre. Sieg über das gelandete türkische Heer
bei Abukir.
1798 Helvetische und römische Republik.
1799—1802 Der Krieg der zweiten Coalition gegen Frankreich.
1799 Sturz des Directoriums. Bonaparte, erster Consul.
Vierte Constitution.
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Franz_Ii Franz Jemappes Wohlfahrtsausschuß Karl Karl Millesimo Lodi Campo_Formio Friedrich_Wilhelm_Hi Friedrich Wilhelm Jean_d’Acre
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Belgien Frankreichs Belgiens Belgien Oesterreich Basel Holland Frankreich Italien Mondovi Syrien Malta Frankreich
62
Dcmüthigung Ludwig's Xiv.
Feldzug in Italien. Die Franzosen wollten Turin erobern und da-
durch den Herzog von Savoyen bestimmen, die Allianz mit dem
Kaiser aufzugeben. Eugen aber vernichtete mit Hülfe der Preußen
unter Leopold von Dessau nach einem höchst verwegenen Zuge auf
dem rechten Poufer im Angesichte des Feindes das französische Heer,
welches Turin belagerte, vertrieb die Franzosen aus der ganzen
Lombardei und ließ auch hier Karl Iii. huldigen. Ein von ihm
nach Neapel gesandtes Heer ward mit dem größten Jubel ausgenom-
men, und den Spaniern blieb von allen ihren europäischen Neben-
ländern nur Sicilien (da die Engländer auch Sardinien eroberten).
Als der Krieg in Italien beendet war, vereinigte sich Eugen
wieder mit dem von einem neuen französischen Heer bedrängten
Marlborough, beide schlugen jenes Heer bei Oudenarde au der
Schelde 1708 und eroberten die für unüberwindlich gehaltene Festung
Ryssel (Lille). Ludwig Xiv., nach so vielen Unfällen erschöpft und
durch den darauf folgenden ungewöhnlich strengen Winter der Mittel
zu einem neuen Feldzuge beraubt, knüpfte Friedensuuterhaudlungen
an und hatte sich schon bereit erklärt, auf die ganze spanische Mo-
narchie zu verzichten und den einzelnen Alliirten noch besondere Vor-
theile zu bewilligen. Als aber die durch seine Nachgiebigkeit immer
kühner gewordenen Verbündeten verlangten, daß er selbst Truppen
geben sollte, um seinen eigenen Enkel aus Spanien zu vertreiben,
brach er die Unterhandlung ab und bot mit der äußersten Anstren-
gung ein neues Heer (unter Villars) auf. Nachdem auch dieses
von Eugen und Marlborough bei Malplaquet 1709 geschlagen
war, machte Ludwig neue Friedensversuche und erklärte sich schon
bereit, bedeutende Hülfsgelder zur Vertreibung seines Enkels zahlen
zu wollen, als drei wichtige Ereignisse zusammentrafen, um ihn aus
dieser verzweifelten Lage zu retten.
6. Wendung des Glücks. Friedensschlüsse zu Utrecht,
Naftadt und Baden (1711-1714).
Der Sturz des Ministeriums Marlborough (des Oberhauptes
der Whigs) durch das Eintreten der Tories in das Cabinet der
Königin Anna von England, der Tod des Kaisers Joseph, dem der
Erzherzog Karl als Erbe der österreichischen Länder und als Kaiser
folgte, und die Siege des Herzogs von Vendome in Spanien, ver-
schafften Ludwig Xiv. am Ende seines Lebens noch einen unerwar-
tet günstigen Frieden. Zuerst schloß er mit den Seemächten, welche
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Extrahierte Personennamen: Eugen Leopold_von_Dessau Leopold Karl_Iii Karl Eugen Eugen Marlborough Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Eugen Eugen Marlborough Ludwig Ludwig Marlborough Anna_von_England Joseph Karl Karl Ludwig_Xiv Ludwig
Erzherzog Karl. Napoleon in Italien.
97
3) Fortsetzung des Krieges gegen Oesterreich, das
deutsche Reich, England, Neapel und Sardinien 1796 und
1797. Friede zu Campo Formio.
Das Directorium erneuerte, um den Frieden mit Oesterreich
und dem Reiche zu erzwingen, den Krieg (nach Carnot's umfassendem
Plane) mit einem dreifachen Angriffe auf Oesterreich, indem es im
Frühjahre 1796 zwei Heere unter Jourdan und Moreau nach
Deutschland Vordringen ließ, während ein drittes unter Napoleon
Bonaparte von Italien aus in Oesterreich eindringen sollte.
Der Feldzug der Franzosen in Deutschland nahm nach kur-
zem Glücke ein schmähliches Ende: der Erzherzog Karl (Bruder
Kaisers Franz Ii.), welcher durch das anfängliche Zurückweichen vor
Jourdan seine Streitkräfte immer mehr concentrirt und Verstär-
kungen an sich gezogen hatte, ergriff die Offensive gegen Jour-
dan, welcher bei Amberg und bei Würzburg zwei so entscheidende
Niederlagen erlitt, daß er sein in völliger Auflösung fliehendes Heer
erst am Rhein wieder sammeln konnte, worauf er den Oberbefehl
niederlegte. Als sich der Erzherzog nun gegen Moreau wandte,
der ebenfalls schon bis in Baiern vorgedrungen war, machte dieser
vor dem überlegenen Feinde einen meisterhaften Rückzug an den
Oberrhein.
Desto glänzender war das Waffenglück der Franzosen in Ita-
lien unter dem 27jährigen Napoleon Bonaparte * 1j. Dieser
Carl Bonaparte ch 1783,
verm. mit Lätitia Ramolini 7 1836.
Joseph, . Napoleon, Lucian, Louis, Caroline, Jerome,
Kg. v. Span. geb. 1769, Kaiser Prz. v. Canino Kg. v. Hol- Gem. Mu- Kg. v. West-
Graf von 1804-1814. 1-1821. f 1840. land, Graf- rat's, Kgs. phal., j. Hrz.
Survilliers, Ite Gem. Joseph. Beauharnais. v. S. Leu, v. Neapel. v. Montfort,
i 1844. 2te Gem. Marie Louise v. Oesterr. f 1846.
"" ----- Louis Napoleon, Kaiser 1852.
Stiefkinder v. Josephine: 1) Eugen, Vicekönig v. Italien, f 1824 als
Hrz. von Leuchtenberg, 2) Hortense, Gem. Louis Bonaparte's ch 1837.
Sohn der 2ten Gem.: der König von Rom, f 1832 als Herzog von
Reichstadt.
Pütz Geogr. u. Gesch. f. nüttl. Kl. Abth. In. ** 7
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Campo_Formio Jourdan Napoleon Karl_( Karl Franz_Ii Franz Napoleon Carl_Bonaparte Lätitia_Ramolini Joseph Napoleon Lucian Louis Caroline Canino Joseph Marie_Louise Louis_Napoleon Napoleon Josephine Eugen Eugen Louis_Bonaparte's Pütz_Geogr
Extrahierte Ortsnamen: Italien Oesterreich England Neapel Sardinien Oesterreich Oesterreich Deutschland Italien Oesterreich Deutschland Amberg Würzburg Rhein Baiern Ita- Neapel Italien Leuchtenberg Rom
Krieg in Deutschland. Friede zu Preßlurg. 105
in England, welche er in Boulogne traf, und seine ferneren Gewalt-
schritte in Italien, namentlich die Verwandlung der cisalpinischen
Republik in ein Königreich Italien, welches er seinem Stief-
sohne Eugen Beauharnais als Vicekönig gab, veranlaßten
die dritte Coalition zwischen England, Rußland, Oesterreich
und Schweden.
1. Der Krieg in Deutschland 1805.
Von Oesterreich (wo weder die vom Erzherzoge Karl betriebene
neue Heeresbildung zur Reife gelangt war, noch die vom Erzherzog
Johann angeregte Idee eines großartigen Landwehrsystems Anklang
gefunden hatte) wurden zwei Heere aufgestellt: das eine (120,000 M.)
unter seinem vorzüglichsten Feldherrn, dem Erzherzog Karl, ging
nach Italien, wo man Napoleon erwartete, das andere (80,000 M.)
unter dem unfähigen Mack zog durch das mit Frankreich verbündete
Baiern nach Schwaben bis zum Fuße des Schwarzwaldes. Napo-
leou schickte den Massena nach Italien und wählte für sich selbst den
Kriegsschauplatz in Deutschland. Nach einer Reihe einzelner Gefechte
drangen die Franzosen im Rücken Mack's in Baiern ein, Mack ward
in Ulm eingeschlossen und übergab in völliger Besinnungslosigkeit
Festung und Heer (von 30,000 M.). Napoleon rückte nun fast ohne
Widerstand in Oesterreich ein und Murat besetzte Wien, während
die vereinzelten Reste der österreichischen Armee sich einen Weg zu
den Russen zu bahnen suchten. Zwar vereinigten sich die Oester-
reicher mit den Russen in Mähren, allein Napoleon schlug dieses
vereinigte Heer in der sog. Dreikaiserschlacht bei Austerlitz am
Jahrestage seiner Krönung (2. Dec. 1805) so entscheidend, daß
Kaiser Franz, ohne die schon auf dem Marsche begriffenen Verstär-
kungen abzuwarten, in einer persönlichen Unterredung mit Napoleon
in dessen Bivouac Waffenstillstand, und bald nachher (26. Dec.) den
nachtheiligen Frieden zu Preßburg schloß, wonach er das vene-
tianische Gebiet, welches er im Frieden zu Campo Formio erhalten
hatte, an das Königreich Italien, Tirol an Baiern und seine Be-
sitzungen in Schwaben an die mit Napoleon verbündeten Kurfürsten
von Baiern, Würtemberg und Baden, welche auch für souverain
erklärt wurden, abtrat. Baiern und Würtemberg wurden zu König-
reichen erhoben. Preußen, welches dem österreichisch-russischen Bünd-
nisse bedingungsweise beigetreten war und mit einer Kriegserklärung
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Extrahierte Personennamen: Eugen_Beauharnais Eugen Karl Karl Johann Johann Karl Karl Napoleon Napoleon Napoleon Franz Franz Napoleon Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland England Boulogne Italien Italien England Rußland Oesterreich Schweden Deutschland Oesterreich Italien Frankreich Schwaben Italien Deutschland Baiern Ulm Oesterreich Wien Italien Baiern Schwaben Baiern Würtemberg Baden
Auflösung des deutschen Reichskörpers.
406
gedroht hatte, mußte Anspach, Cleve und Neufchatel an Frankreich
überlassen und dafür Hannover annehmen. Nicht minder als zur
Belohnung seiner Bundesgenossen benutzte Napoleon den Sieg zur
Ausstattung seiner Verwandten und seiner .wichtigsten Diener mit
Ländern. Weil Neapel die Landung einer russisch-englischen Macht
während des Krieges nicht verhindert hatte, entsetzte Napoleon den
König von Neapel, der sich nur in Sicilien behauptete, und gab
das Reich seinem älteren Bruder Joseph. Seinem jüngeren Bru-
der Ludwig gab er die batavische Republik als Königreich Hol-
land, seinem Schwager Joachim Murat die von Preußen und Baiern
abgetretenen Herzogtümer Cleve und Berg.
Am 12. Juli 1806 erfolgte auch die Auflösung des deut-
schen Reichskörpers, indem 16 Fürsten des südlichen und west-
lichen Deutschlands (Baiern, Würtemberg, der Kurerzkanzler von
Mainz, welcher in Regensburg residirte, der Kurfürst von Baden,
der Landgraf von Hesfen-Darmstadt und der Herzog von Cleve-Berg,
welche alle drei zu Großherzögen erhoben wurden, die Fürsten von
Nastau u. s. w.) sich vom deutschen Reiche lossagten und zu Paris
den Rheinbund schlossen, zu dessen Protector Napoleon sich er-
klärte. Die verbündeten Fürsten verpflichteten sich in einer Allianz
mit Frankreich, an jedem Continentalkriege dieser Macht mit einem
bestimmten Contingente Theil zu nehmen. Franz Ii., der schon
1804, um mit Rußland lind Frankreich im gleichen Range zu stehen,
den Titel eines erblichen Kaisers von Oesterreich als Kaiser
Franz I. angenommen hatte, verzichtete nun auf die Würde des
Reichsoberhauptes; die Reichsgerichte zu Wetzlar und Wien, so wie
die Reichsversammlung zu Regensburg lösten sich auf.
2. Der Seekrieg mit England.
Gemäß eines Bündnisses zwischen Spanien und Frankreich hat-
ten sich die Flotten beider Mächte vereinigt, Nelson lockte diese com-
binirte Flotte durch verstellten Rückzug aus dem Hafen von Cadix
und schlug sie bei dem Vorgebirge Trafalgar (21. Oct.) 1805,
überlebte aber den Sieg nicht. Napoleon gab nun den Gedanken
an einen directen Angriff auf England auf, aber er wollte durch
Unterjochung des Continents den englischen Verkehr mit Europa
vernichten.
i
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Extrahierte Personennamen: Cleve Napoleon Napoleon Joseph Ludwig Joachim_Murat Napoleon Franz_Ii Franz Franz_I. Nelson Cadix Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Neapel Neapel Sicilien Berg Deutschlands Baiern Würtemberg Mainz Regensburg Baden Hesfen-Darmstadt Cleve-Berg Paris Rheinbund Frankreich Frankreich Oesterreich Wetzlar Wien Regensburg England Spanien Frankreich England Europa
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Friede zu Tilsit. Königreich Westphalen.
Vergebens suchte Napoleon den preußischen König durch Friedens-
anträge von Rußland zu trennen. Nach einer viermonatlichen Waf-
fenruhe, während welcher Danzig und Schweidnitz capitulirten und
Napoleon Verstärkungen aus Polen, dem Rheinbünde und selbst aus
Spanien an sich gezogen hatte, entschied dieser den Krieg durch den
Sieg bei Friedland (14. Juni) und schloß, nach einer persönlichen
Zusammenkunft mit Alexander auf dem Niemen, zu Tilsit Frie-
den mit Rußland (7. Juli) und Preußen (9. Juli); Preußen er-
hielt aus „besonderer Rücksicht für den Kaiser von Rußland" seine
Provinzen auf dem rechten Elbnfer zurück, wogegen es abtrat: 1) alle
ehemals zu dem Königreich Polen gehörende Länder an den König
von Sachsen unter dem Namen eines Herzogthums Warschau
(Danzig mit seinem Gebiete sollte als ein Freistaat unter preußi-
schem und sächsischem Schutze bestehen), 2) alle Länder zwischen Elbe
und Rhein, woraus mit Hinzuziehung von Brannschweig, Hessen-
Kassel und eineni Theile Hannovers das Königreich Westphalen
für Napoleon's jüngsten Bruder Hieronymus gebildet wurde.
3) Alle preußischen Häfen mußten den Engländern verschlossen blei-
den. Die Räumung der znrückzugebenden preußischen Länder bis auf
die Oderfestungen geschah erst gegen Ende des Jahres 1808, nach der
Zahlung einer Contribution von 140 Millionen Francs. Der Rhein-
bund ward bis über Mecklenburg ausgedehnt und umfaßte jetzt das
ehemalige deutsche Reich mit Ausnahme von Oesterreich, Preußen
(welches außer dem eigentlichen Preußen nur noch die Marken,
Pommern und Schlesien besaß) und Holstein.
8- 44.
Der Krieg in Portugal und Spanien 1808—1814.
Portugal ward, weil es als alter Bundesgenoffe Englands
die^Continentalsperre nicht beobachtet hatte, von^einem französischen
Heere besetzt, und die königliche Familie schiffte sich nach Brasilien ein.
Um seinen Lieblingsplan gegen England durchznführen, glaubte
Napoleon auch Spanien von sich abhängig machen zu müssen.
Dazu benutzte er Mißhelligkeiten zwischen dem schwachen Könige
Karl Iv. und dessen Sohne Ferdinand; beide lockte er nach Bayonne
und nöthigte das bourbonische Regentenhaus, der spanischen Krone
zu entsagen, die er seinem Bruder Joseph verlieh, dessen bisheriges
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch]]
TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T103: [England Krieg Frankreich Spanien Franzose Engländer Flotte Jahr Holland Frieden], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Alexander Alexander Napoleon Karl_Iv Karl Ferdinand Joseph
Extrahierte Ortsnamen: Tilsit Danzig Schweidnitz Polen Rheinbünde Spanien Friedland Tilsit Sachsen Warschau Danzig Rhein Hessen-
Kassel Hannovers Oesterreich Pommern Holstein Portugal Spanien Portugal Englands Brasilien England Spanien Bayonne