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1. Die neuere Zeit - S. 129

1855 - Koblenz : Baedeker
Der deutsche Bund. 129 38) Die Landgrafschaft Hessen-Homburg (seit 1817), in zwei getrennten Landestheilen zu beiden Seiten des Rheins. Die Angelegenheiten des Bundes werden durch eine Bundesver- sammlung zu Frankfurt am Main besorgt, in welcher alle Glieder des Bundes durch ihre Bevollmächtigten theils einzelne, theils Gesammt- stimmen führen (im Plenum 70, in dem engern Rathe 17). Alle Mit- glieder des Bundes haben gleiche Rechte. Sie sind verpflichtet, sowohl gaüz Deutschland, als jeden einzelnen Bundesstaat gegen jeden Angriff in Schutz zu nehmen, und garantiren sich gegenseitig ihre sämmtlicben unter dem Bunde begriffenen Besitzungen; sie dürfen einander unter keinerlei Vorwand bekriegen, noch ihre Streitigkeiten mit Gewalt verfolgen, sondern müssen deren Entscheidung durch die Bundesversammlung vermitteln lassen. Das Bundescontingent wurde auf 300,000 Mann verschiedener Waffen- gattungen festgesetzt und in 10 Armeecorps nebst einer Reserve-Division getheilt, wovon Oesterreich und Preußen je 3, Baiern 1 zu stellen haben, zu Bundesfestungen wurden Luxemburg, Mainz und Landau bestimmt, zu denen später Germersheim, Rastatt und Ulm hinzukamen. Ein wichtiger Schritt für die Herstellung einer größeren Einheit Deutschlands war die Vereinigung mehrerer und allmählig der meisten Staaten Deutschlands zu einem gemeinsam?» Zollsystem, indem zuerst ein süddeutscher, dann ein mitteldeutscher Handelsverein entstand, und als diese dem preußischen Zollverein beitraten, bildete sich 1834 ein allgemeiner deutscher Zoll- und Handelsverein, der bald alle deutschen Staaten außer Oesterreich, Hannover, Oldenburg, den beiden Mecklen- burg, Lichtenstein, Limburg und den drei Hansestädten umfaßte und etwa 30 Millionen Einwohner von den inner» Zollschranken befreite. Später wurde eine Annäherung Oesterreichs und Hannovers an diesen Zollverein erreicht. 8- 57. Die französische Revolution des Jahres 1848. Das Streben Ludwig Philipp's nach Selbstregierung, verbun- den mit der Verfolgung persönlicher Jntereffen (Ausstattung seiner Söhne, spanische Heirath) und mit seiner Hinneigung zur auswär- tigen Politik der sog. nordischen Mächte hatte eine allgemeine Miß- stimmung erzeilgt, welche die Oppositionspartei theils durch die Presse, theils durch sog. Reformbankette nährte und steigerte. Das Mini- sterium erließ daher ein Verbot dieser Bankette; aber der Versuch, dieselben gewaltsam zu hindern, gab die Veranlassung zu einem Volksaufstande in Paris (22. — 24. Febr.), wobei die National- garde, zum Theil auch die Linientruppen sich weigerten, einzuschreiten. Dies bewog den König zu Gunsten seines Enkels, des Grafen von Paris, abzudanken und nach England zu entstiehen. Als die Herzogin Pütz Geogr. u. Gesch. f, mittl. Kl. Abth. Iii. q

2. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 96

1910 - Düsseldorf : Bagel
96 trat und damit am 14. Februar 1828 die Stiftung des preußischhessischen Zollvereins ermöglichte, war Hessen-Darmstadt. Maßgebend für diesen Beitritt war selbstverständlich nur das geldliche Interesse dieses Mittelstaates. Um den preußischen Bestrebungen entgegenzuarbeiten, hatte Bayern einen Süddeutschen Zollverein gestiftet. König Ludwig dachte nicht gering von den Handelsaufgaben Bayerns. Er hatte, was Karl der Große nicht zu Ende bringen konnte, seinerseits vollendet. Er hatte die Wasserstraßen vom Rhein und von der Donau, oder, wie man es lieber ausdrückte, die Nordsee und das Schwarze Meer durch den Ludwigskanal verbunden. Allerdings konnte der Kanal nur ganz kleine Schilfe von 125 t tragen und die Durchfahrt war mit 100 Schleusen belastet, aber er verriet doch immerhin große Handelsziele. Auch hatte König Ludwig zeitig den kommenden Dampfwagen seine Aufmerksamkeit zugewendet und probeweise schon Modelle in dem Nymphenburger Park fahren lassen. Später entstand dann auch in Bayern die erste deutsche Eisenbahn mit Dampfbetrieb. (Fürth - Nürnberg 1835) Jetzt wollte der hochgesinnte König auch die Führung der Zollverbände in dem „dritten, eigentlichen Deutschland“ unternehmen. Die Verständigung mit Württemberg war nicht schwierig, da dessen betriebsame Einwohner jedenfalls einen viel größeren Markt erhielten. Aber auch andere Länder mußten gewonnen werden, wenn möglich auch die Schweiz. Zunächst aber strebte man nach Hessen-Darmstadt, denn nur durch Hessen erreichte man die Verbindung mit der Bayrischen Pfalz. Hatte man Hessen-Darmstadt angeschlossen, so mußte die Beteiligung Badens folgen, eines Landes, das wenigstens in seinen nördlichen Teilen nach Wittelsbacher Auffassung zu Bayern gehören sollte. Wenn nun Hessen - Darmstadt trotz aller Bemühungen sich doch für Preußen entschied, so hatte es dafür recht triftige Gründe. Hessen-Darmstadt konnte für sich allein bleiben; es konnte mit dem Süddeutschen Zollverein gehen oder auch mit Preußen. Die Zolleinnahmen in Hessen-Darmstadt allein betrugen 21/2 Sgr., in Württemberg-Bayern, das ein größeres Handelsgebiet umfaßte, anderseits aber auch wenig Kolonialwaren verbrauchte, 972 Sgr., in Preußen dagegen 24 Sgr. Konnte der sehr geldbedürftige Darmstädter Staat da noch lange schwanken? Und das um so weniger, als die neugewonnenen

3. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 156

1910 - Düsseldorf : Bagel
156 allen den Opfern bereit, welche die Macht und die Ehre des Vaterlandes beanspruche. Bismarcks Verantwortung war eine ungeheure. Und doch ging er unbeirrt weiter. Sein Pflichtgefühl sagte ihm, daß er diesen Weg gehen müsse. Beruhigte ihn auch die Autorität Moltkes, der die kriegerische Lage vertrauensvoll beurteilte, so konnte doch auch dieser ruhige und klare Schlachtendenker nicht alles vorhersehen. Der Zufall konnte immer noch Ueberraschungen bringen. Die Kugel kam aber schnell ins Rollen. Am 1. Juni brachte Oesterreich die Entscheidung über die Herzogtümer an den Bund und berief gleichzeitig auf den 11. Juni die holsteinschen Stände nach Itzehoe. Darauf erklärte der preußische Statthalter Manteuffel dies Verfahren für einen Bruch des Gasteiner Vertrages^ Mit seiner Beseitigung höre die getrennte Verwaltung auf und die alten Zustände träten wieder an ihre Stelle. Er werde in Holstein einrücken; österreichisches Militär möge das Gleiche in Schleswig tun. Die schwache österreichische Biigade Kalik (4800 Mann) tat dies natürlich nicht, schon deshalb, weil sie es auf eine gewaltsame Auseinandersetzung nicht ankommen lassen durfte. Statt dessen fuhr sie mit der Bahn südwärts und die preußische Militärmusik spielte dazu auf dem Bahnhofe freundschaftliche Abschiedsgrüße. Die Preußen rückten dann den Oesterreichern in der Richtung nach Altona nach und kamen noch früh genug nach Itzehoe, um den Saal zu schließen, in dem eben die Stände sich versammeln wollten; Beschlüsse fassen konnten sie nicht mehr. Die Antwort Oesterreichs auf Preußens Vorgehen blieb nicht aus. Es bezeichnete dies als einen Gewaltakt und beantragte deshalb beim Bunde für den 14. Juni die Mobilmachung ahei nichtpreußischen Truppen. Sie sollten die Exekution gegen den Friedensstörer ausführen. So wenig dies mit den Bestimmungen des Bundes vereinbar, der einen Krieg gegen die Mitglieder ausdrücklich untersagte, so wurde der Beschluß doch mit einer Mehrheit von neun gegen sechs Stimmen gefaßt. Und dabei war diese Mehrheit eine gefälschte! Die Abstimmung bedeutete aber den Krieg. Von besonderer Tragweite war dieser Beschluß für drei der nächsten Nachbaren: Sachsen, Hannover und Kurhessen.

4. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 126

1910 - Düsseldorf : Bagel
126 er die Schattenherrschaft verschmähte und sein mächtiges preußisches Königtum der Zukunft erhielt. Sein Zurückweichen aber hatte die Wirkung, daß nun die Radikalen das Uebergewicht erhielten. Jetzt glaubten sie die Zeit für eine Republik gekommen. In den Bürgerwehren, Turnern, Freischärlern fanden sie die ersten Bestandteile einer bewaffneten Macht; Hoffnung aber machten sie sich auch auf den Uebertritt der Soldaten. Die Hauptsache war ihnen die Freiheit, weniger wert schien die Einheit. „Lieber in Sachsen frei, als unfrei im einigen Deutschland.“ Unter solchen Anschauungen vertrieben sie den König aus Dresden und richteten hier am 4. Mai eine vorläufige Regierung ein. Die Bewegung wurde jedoch mit preußischer Hilfe schon am 9. Mai niedergeschlagen; ebenso am industriereichen Niederrhein, wo Unruhen in Elberfeld, Düsseldorf und Iserlohn entstanden. Viel ernster aber waren die Kämpfe in der Pfalz und in Baden, wo — in Deutschland bislang unerhört — auch das Heer zur Revolution übergetreten war. Hinter dem Neckar lagerten unter dem Polen Mieroslawski die Aufständischen, ihnen gegenüber die Reichsarmee unter dem General Peucker. Die eigentliche Niederwerfung der Empörer geschah durch preußische Truppen, die unter dem Prinzen von Preußen (dem späteren Kaiser Wilhelm) von Mainz den Rhein hinaufzogen, dann bei Germersheim ihn überschritten und nun den Gegnern in den Rücken kamen. Das größte Gefecht war am 21. Juni bei Waghäusel. Die Aufständischen wichen zurück und hielten nun nirgends mehr stand, bald wurde auch Karlsruhe genommen (21. Juni) und am 23. Juli auch das feste Rastatt. Gleichzeitig mit dem Uebergang der Republikaner zur Gewalt waren auch die Kämpfe in der Paulskirche leidenschaftlicher geworden und führten endlich zum Ausscheiden der Oesterreicher aus dem Parlament; dann schieden auch die Preußen; ebenso auch die Bayern und die Sachsen. Um so revolutionärer wurden die Zurückbleibenden, das Rumpfparlament. Sie begaben sich nach Stuttgart, um womöglich Württemberg in die badische Bewegung hineinzuziehen. Hier errichteten sie, etwa noch 100 Mitglieder zählend, eine Reichsregierung (der Zigarrenhändler Raveaux, Professor K. Vogt, G. Simon aus Breslau), die nichts mehr zu regieren vorfand. Als sie die Aufforderung an

5. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 64

1910 - Düsseldorf : Bagel
64 an die übrigen Deutschen herbeizuführen. Das galt um so mehr, als Bayern jetzt ebenso wie Preußen die Wacht am Rhein zu übernehmen hatte. Kirchlich und politisch hatten sie demnach jetzt ähnliche Aufgaben. Eine Verständigung der beiden Hüter lag also sehr nahe. Vollkommen gelang diese aber doch erst dann, als die Wünsche des westlichen Nachbaren deutlicher wurden und sich unmittelbar auf den Besitz bayrischen Landes richteten. Es mußten erst die Jahre 1866 bis 1870 kommen und Napoleon Iii. selber helfen, die Verständigung der Deutschen herbeizuführen. Daß Württemberg und Baden seit 1792 bedeutend vergrößert wurden, verdanken diese Staaten, ähnlich wie Bayern, Napoleon I. Es war demgemäß die Vergrößerung zunächst ein französisches Interesse; Frankreich brauchte militärkräftige Nachbaren. Es war aber auch vom deutschen Standpunkt aus wünschenswert, daß der hochbegabte Stamm der Schwaben und ebenso der der ändern Alemannen in lebenskräftigen staatlichen Gebilden sich zusammenschloß. Baden war im Norden namentlich um Pfälzer und Leiningensche Gebiete, im Süden um solche von Vorderösterreich und Fürstenberg gewachsen. Im ganzen hatte unter Karl Friedrich das Land um das Zehnfache sich vergrößert, und das Verwachsen so vieler neuer Elemente mit der ursprünglichen Markgrafschaft vollzog sich nicht leicht. Es wurde auch dadurch .• nicht begünstigt, daß die Freiburger im Süden und die Mannheimer im Norden aus größeren Verbänden stammten. Und diese größeren Verbände — es waren Oesterreich und Bayern — vergaßen die alte Zusammengehörigkeit auch nicht gern. Das erfuhr das Fürstenhaus, als die Bekämpfung der national-katholischen Bewegung von Wien aus unterstützt wurde, und nicht minder, als König Ludwig von Bayern von der linksrheinischen Pfalz aus die Erinnerungen an die alte Herrschaft der Wittelsbacher in der ganzen Pfalz wieder wachrief. Diese Vorgänge brachten naturgemäß Baden zu einer Annäherung an Preußen, das keine Landesteile des Großherzogtums für sich begehrte. — Zu den äußeren Schwierigkeiten kamen innere. Hier galt dies und dort jenes Herkommen; das zusammengewürfelte Land schien jeder Einheit zu entbehren. Geographisch aber war eine solche doch schon durch die Lage

6. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 13

1910 - Düsseldorf : Bagel
13 2 Uhr anscheinend gesichert. Melas, der alte Herr, begab sich bereits zur Erholung nach Alessandria und meldete den großen Erfolg nach Wien, als Desaix, der von Novi zurückgerufen war, mit seiner Abteilung dem Kampfe doch noch eine Wendung gab. Er selbst erlitt freilich den Heldentod. Die Ueberraschung der erschöpften Oesterreicher aber war so vollständig, daß sie bald in größter Auflösung flüchteten und Melas in seiner Entmutigung schon am folgenden Tage in Alessandria alle die Erfolge aufgab, die dieser jüngste italienische Feldzug bis dahin unverkennbar gebracht hatte. Kaum irgend ein anderer Sieg hat Bonaparte so viel Ruhm eingetragen, wie der von Marengo, und an keinem ändern ist sein persönlicher Anteil so gering, wie an diesem. Nachdem dann auf dem nördlichen Kriegsschauplatz der umsichtige Moreau nach Ablauf des Parsdorfer Waffenstillstandes den 18 jährigen Erzherzog Johann bei Hohenlinden vollständig geschlagen und bis über die Enns verfolgt und ebenso im Süden Bonaparte nach Ablauf des Waffenstillstandes Oberitalien bis an und über die Etsch besetzt, mußte Oesterreich in Lun evil le 1801 aufs neue die Zugeständnisse machen, welche in dem traurigen Frieden von Campo Formio bereits 1797 gemacht waren. Aufgegeben wurde von ihm alles Land, welches hinter dem Rhein, der Etsch und dem Po lag. Nr. 6. Der Reichsdeputationshauptschluß 1803. — Die dritte Koalition 1805. Reichsdeputationshauptschluß heißt die endgültige Zustimmung des Reichstages zu den Anordnungen Bonapartes über die Neugestaltung der deutschen Staaten. 1801 war der Luneviller Friede geschlossen, aber erst 1803 zu seiner Ausführung dieser letzte sogenannte Hauptschluß der Reichsdeputation gefaßt, und die Länge der Zeit ist nur zu begreiflich, wenn man erwägt, eine wie unmögliche Aufgabe dem altersmüden, ja innerlich schon abgestorbenen Reichstage gestellt war. Dreimal hatte man immer veränderte Vorlagen gemacht. 1150 Quadratmeilen waren an Frankreich abzutreten, dessen östliche Grenze damit der Rhein wurde, und die Fürsten, welche dabei

7. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 149

1910 - Düsseldorf : Bagel
149 König mit vollstem Vertrauen jetzt auf die Armee schauen, der er vielleicht noch schwerere Leistungen zuzumuten hatte. Daß diese Achtung sich aber auch im ganzen deutschen Volke geltend gemacht hätte, kann man doch nicht sagen. Am wenigsten hatte die preußische Staatskunst an Bewunderung gewonnen, obwohl doch schon ganz greifbare Erfolge erreicht waren. Bismarck zumal galt durchweg noch immer für einen Staatsmann, wie er nicht sein soll. Es war kaum zu entscheiden, ob man seiner mit mehr Erbitterung oder mit mehr Geringschätzung gedachte. Der Masse galt er als „reaktionär, freiheitsfeindlich, undeutsch und verblendet“. Und dies Urteil blieb noch lange bestehen; seine großen Ziele erkannten die wenigsten; auch jetzt nicht, nachdem die Waffen niedergelegt waren und seine Tätigkeit deutlicher in den Vordergrund trat. Sein lautester Gegner war sein Kollege in Dresden, der Ministerpräsident v. Beust. Er übernahm gegen Preußen die Führung der Mittel- und Kleinstaaten. Im besonderen aber vertrat er den Gedanken, daß Schleswig-Holstein ein neuer deutscher Mittelstaat werden müsse, der am zweckmäßigsten dem Augustenburger als dem „Bestberechtigten“ gegeben werde. Daß Preußen an den Ländern, die seinen Osten und Westen trennten, nicht viel Freude erlebte, stand ja freilich fest. Selbst in wirtschaftlichen Fragen hatten sie stets Schwierigkeiten gemacht. Trotzdem sollte Preußen nun wieder selbstlos ein neues derartiges Mittelreich errichten helfen. Das wäre schön gewesen, nach treu erfüllter Pflicht vom Kampfplatz zurückzutreten und sich an dem Bewußtsein einer braven Tat genügen zu lassen! Die freilich schwere Heereslast mochte es dann immerhin allein weiter tragen. So hatte es auf dem Wiener Kongreß sich doch auch behandeln lassen. Damals war es edel und bescheiden. Warum denn jetzt nicht wieder? Aber nicht ganz so dachte Bismarck. Er hielt auf greifbare Ergebnisse. In diesem Sinne waren zum Verdrusse Sachsens schon am 21. Juli Preußen in Rendsburg eingerückt, um sich an der Besetzung dieser beherrschenden Festung zu beteiligen. Dann wurde nach dem Abschluß des Friedens von Preußen und Oesterreich — das noch, wenn auch halb widerwillig, im Schlepptau Bismarcks mitging — an Sachsen und Hannover die Aufforderung gestellt, ihre Truppen aus Holstein heraus-

8. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 151

1910 - Düsseldorf : Bagel
151 ändern Staaten würden ihm mehr verschaffen. Schwerlich hatte Bismarck viel dagegen, daß der Herzog sich so ins Unrecht setzte. Andere Schwierigkeiten entstanden aus dem Umstand, daß der österreichische und der preußische Zivilkommissar nach sich widersprechenden Anweisungen regierten. Preußischer-seits wurde Kiel zu einer Flottenstation eingerichtet, was der österreichische Kommissar v. Halmhuber nicht dulden wollte; er konnte aber die Einrichtung doch nicht hindern. Der preußische Kommissar aber konnte nicht viel dagegen machen, daß eine Augustenburgische „Nebenregierung“ eingerichtet wurde, welche in Presse, Volksversammlungen und anderswo für den „angestammten Herzog“ nach Kräften arbeitete. Als ein Redakteur May in Altona es gar zu arg machte, wurde er trotz allen Protestierens von preußischem Militär aus dem Bette geholt, angekleidet und aus dem Lande geschafft. Solche Selbsthilfe zeigte, daß man einer gewaltsamen Auseinandersetzung entgegenginge. Preußen schreckte vor dieser Notwendigkeit nicht zurück und Bismarck erklärte bereits am 27. Juli 1865 in Salzburg dem bayrischen Minister v. d. Pfordten mit einer verblüffenden Offenheit, daß es demnächst zum Kriege kommen werde. Ein einziger Stoß ins böhmische Land hinein, eine Hauptschlacht und Preußen werde in der Lage sein, den Frieden zu diktieren. Oesterreich aber, das man immer noch für viel stärker hielt wie Preußen und das auch noch 1851 Preußen so demütigen konnte, schreckte jetzt doch vor einem Kriege zurück. Teils waren es die Finanzen, die abmahnten, teils Schwierigkeiten mit der Volksvertretung, teils auch die Zustände in der Armee. So waren damals zum Zwecke des Sparens alle irgend entbehrlichen Pferde verkauft und starke Beurlaubungen vorgenommen. Und doch blieb Oesterreich in der Geldklemme. Demgemäß entschloß es sich zum Gasteiner Vertrag (14/8. 1865), der die Verwaltung der Herzogtümer teilte: Für Lauenburg, das Preußen endgültig erhielt, bekam Oesterreich 2j/a Millionen Reichstaler. Schleswig sollte hinfort von Preußen, Holstein von Oesterreich verwaltet werden. Dabei wurden an Preußen noch allerlei Zugeständnisse gemacht, die den Kieler Hafen, die Festung Rendsburg, den Nord-Ostsee-Kanal, Zollverein u. a. betrafen.

9. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 174

1910 - Düsseldorf : Bagel
174 Im übrigen lauteten die vorläufigen Bedingungen, wie sie unter der übereifrigen Vermittlung Benedettis in Nikolsburg zustande kamen, folgendermaßen: 1. Oesterreich behält, von Venetien abgesehen, seinen Länderbestand. 2. An der Gestaltung, die Deutschland nunmehr erhält, ist es nicht beteiligt. 3. Gegen eine Norddeutsche Union unter Preußens Führung erhebt es keinen Einspruch. 4. Die Staaten südlich vom Main bilden eine Süddeutsche Union mit internationaler Unabhängigkeit. 5. Die Elbherzogtümer werden mit Preußen vereinigt, doch sollen die nördlichen Distrikte Schleswigs frei darüber abstimmen, ob sie wieder mit Dänemark vereinigt werden wollen. Es sind dies die Vorschläge Napoleons. Bei der Süddeutschen Union schwebte ihm das Bild des früheren Rheinbundes vor Augen, von dessen Zweckmäßigkeit sich wenigstens vordem Napoleon I. und Ludwig Xiv. wirklich überzeugt hatten. Es wurde nach diesem Muster auch der Versuch gemacht, Sachsen, das unverkürzt bleiben müsse, in die süddeutsche Gruppe hineinzubringen. Von Preußens Landerwerbungen war, abgesehen von den Elbherzogtümern, nicht die Rede, vielleicht, weil Napoleon mit den eigenen Wünschen noch zurückhalten wollte. Um so edler erschien seine Fürsorge für die Schwachen, indem er den Dänen das dänische Schleswig zurückgab. Bemerkenswert ist diesen Bestimmungen gegenüber, wie vieles Bismarck noch über die Bedingungen hinaus nachträglich zu erlangen wußte. Es sind nicht bloß die wertvollen Länder, die zwischen den preußischen Landesteilen lagen: Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt. Noch großartiger erscheint die Vorbereitung derjenigen Beziehungen, die Süddeutschland schließlich wieder mit dem Norden zusammenbringen mußten. Einen Rheinbund wollte Frankreich vorbereiten, statt dessen arbeitete es wider Willen gerade an der endgültigen Einigung Deutschlands. Denn ein köstlicher Humor in der Geschichte war es, daß es selbst durch sein Eingreifen das veranlaßte, was es hindern wollte. Man begreift, daß, als

10. Vaterländische Geschichte der neuesten Zeit - S. 178

1910 - Düsseldorf : Bagel
178 behalten wünschte oder auf welche es doch einen Druck ausüben wollte, so glaubten auch die süddeutschen Staaten ihre Truppen möglichst zur Verteidigung ihrer besondern Länder heranziehen zu müssen. Die Preußen trafen deshalb auf ihrem Marsche nach Frankfurt nicht mehr die Krieger sämtlicher Südstaaten, sondern nur noch die Hessen, und überwanden sie am 13. Juli bei Laufach und am 14. Juli bei Aschaffenburg. Nur eine österreichische Brigade focht hier noch mit; es war das letztemal. Sie war, als die Nassauer abzogen, zum Ersatz und zugleich zur Bekundung des Bündnisses dem 8. Korps zugegeben. Da es aber großenteils Italiener waren, ließen sich viele gern gefangen nehmen. Die Division Goeben, die an allen den früheren Kämpfen den allerersten Anteil gehabt und deshalb viele Verwundete mitzuführen hatte, mußte bei ihrem Einzug in Frankfurt auch noch 1500 Gefangene mitschleppen. Ein etwas ungewöhnlicher Siegeseinzug! — Der Bundestag war inzwischen nach Augsburg übergesiedelt. Am 16. Juli konnte Falkenstein dem Könige seinen Einzug in Frankfurt melden: die Länder nördlich des Mains liegen jetzt zu Ew. Königlichen Majestät Füßen. Zu diesem großartigen Ergebnis hatten zweifellos manche mitgewirkt und namentlich Goeben außerordentlich viel beigetragen. Aber kein Name war doch gefeierter und gewissermaßen die Verkörperung der ganzen Mainarmee, als Vogel von Falkenstein. Man kann sich daher die peinliche Ueberraschung denken, als bald darnach die Nachricht kam, daß Falkenstein abgerufen sei. Die Mißstimmung wurde noch gesteigert, als man den Namen seines Nachfolgers hörte. Es war Manteutfel. Manteutiels kirchliche und politische Richtung war unbeliebt. Sein Name erinnerte an den seines Vetters, der für die Demütigung von Olmütz (1851) verantwortlich gemacht wurde. Namentlich aber hatte Manteuffel auch viele Gegner in der Armee. Er hatte an der Spitze des Militärkabinetts gestanden und neben dem Kriegsminister die Beförderung wesentlich mit entschieden. Daß ihm für diese Tätigkeit aber viele nicht dankbar waren, war nicht zu vermeiden. Die Gründe für die Abberufung Falkensteins sind nicht ganz klar; sie scheinen mit seiner Tätigkeit gegenüber den Hannoveranern zusammenzuhängen. Jedenfalls waren sie kein
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194 4
195 4
196 3
197 115
198 38
199 13