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1. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 166

1877 - Langensalza : Beyer
Radetzky 6 ei ditsto zza (1848) ltnb N o t> a r a (1849) Besiegt und die Ungarn, welche sich unter dem Präsidenten Ludwig Kossuth für unabhängig erklärt hatten, im ^ahre 1849 mit russischer Hisse toieber unterworfen würden. Da das beutfche Volk schon längst den Wunsch gehegt hatte, daß ein festeres -Banb alle beutfchen (Staaten umschlinge, so schien jetzt der Zeitpunkt gekommen, den beutfchen Bnnb durch ein geeintes bcutsches Staatswesen zu ersetzen. Im Mai 1848 trat ein beutfches Parlament (Volksvertreter des gefammten beutfchen Volkes) in Frankfurt a. M. zusammen zur Ausarbeitung einer Reichs Verfassung. Nach langen Beratungen kam man bamit zu ^tanbe, inbent man Dentfchlanb zu einem bunbesstaatlich geglieberten Kaiserreiche und den König Friedrich Wilhelm Iv. zum erblichen beutfchen Kaiser erklärte. Dieser aber schlug die Kaiserkrone aus, ba er der Zustimmung der meisten übrigen beutfchen Fürsten nickt versichert^ war. Aufstäube, welche in Sachsen und Baden zur Durchführung der Reichsverfassung losbrachen, würden durch preußische Truppen blutig niebergefchlagett und der alte Bunbestag würde im Jahre 1850 auf Betrieb Oesterreichs, welches die Leitung Deutschland nicht einbüßen wollte, toieber hergestellt. § 196. Die schteswig-Hokkeinischen Mrren. 1848—1851 und 1863—1864. In Dänemark starb im Januar 1848 König Christian Viii. fein. Sohn und Nachfolger Friedrich Vh. (1848—1863) toar der letzte derjenigen olbenburgifchen Linie, welche über Dänemark regierte. Da nun die Dänen nach dem Aussterben biefer Herrscherfamilie eine Trennung der Herzogtümer Schleswig und Holstein, wo der Herzog von Schleswig -Holstein-Augustenbnrg erbberechtigt war, von Dänemark fürchteten, so zeigten sie sich bestrebt, die Familie des Herzogs von Augustenbnrg von der Nachfolge in den Herzogtümern auszuschließen, bamit bieselben für immer mit Dänemark vereinigt bleiben sollten. Als barauf die Schleswig-Holsteiner Preußen um Hilfe gegen die Dänen angiengen, zumal auch bieselben alles Deutsche in Schleswig auszurotten versuchten, rückte General Wrangel mit Truppen in die Herzogtümer ein und vertrieb die Dänen baraus. Aber Euglanb und Rußland, welche nicht wollten, daß die Herzogtümer von Dänemark abkommen sollten, nahmen sich der Dänen an und ba Preußen und Dentfchlanb keine Flotte befaß, mit welcher sie gegen jene, welche die beutfchen Häsen blockierten, hätten auftreten können, so mußte am 26. August 1848 zu Malmoe in Süb-schweben ein Waffenstillstanb abgeschlossen werben. Diesem Waffenstill-stanbe folgte ant 2. Juli 1850 der Friebe zwischen Dänemark und Preußen, in welchem letzteres die Herzogtümer ihrem Schicksale über-lassen mußte. Die Schleswig-Holsteiner stellten nun zwar ein eigenes Heer auf und aus ganz Deutschlaub strömten bemselben Kämpfer zu, aber sie würden bei Fribericia in Jütlanb und bei Jbstebt in Schleswig (25. Juli 1850) geschlagen. Oesterreicher und Preußen rückten

2. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 171

1877 - Langensalza : Beyer
— 171 — § 201. Die Kämpfe im Westen und Süden; Stiftung des jtorddentschen Wundes. Nach der (Kapitulation von Langensalza vereinigte General Vogel von Falken st ein die verschiedenen westlichen preußischen Truppenteile zur Main arm e e und gieng mit derselben gegen die Bayern und die süddeutschen Bundestrnppen vor. Die Bayern wurden bei Hün-feld, Dermbach und Kissingen (den 10. Jnli) geschlagen; hierauf wendete sich Vogel von Falkenstein gegen Frankfurt a. M., besiegte die Oesterreicher und Hessen bei Aschaffenburg und besetzte die Bnndes-hanptstadt. Manteuffel, Vogel von Falkensteins Nachfolger im Oberbefehl, focht siegreich bei Tauberbischofsheim gegen die Würtemberger, bei Werbach gegen die Badener und bei Üttingen (26. Juli) gegen die Bayern. Unterdessen war am 22. Jnli, während die Preußen unter Fransecki glücklich bei Blumenau unweit Preßbnrg kämpften, eine Waffenruhe ^eingetreten, welcher am 26. Juli der Waffenstillstand von Nikolsburg folgte. Diesem Waffenstillstände traten die süddeutschen Staaten bei. Der Friede zwischen Oesterreich und Preußeu kam zu Prag zu Staude. Nach demselben schied Oesterreich aus Dentschlaud und erkannte die Veränderungen an, welche Preußen in demselben vornahm; auch gestand es zu, daß Venetien den Italienern, welche gegen die Oesterreicher bei Cnstozza (den 24. Juni) und in der Seeschlacht bei Lissa (den 21. Juli) nicht glücklich gekämpft hatten, überliefert wurde. Die Veränderungen, welche Preußen in Deutschland vornahm, bestanden darin, daß Hannover, Knrhessen, Nassau, die bisherige freie Stadt Frankfurt und Schleswig-Holstein dem preußischen Staatsverbande einverleibt wurden; Bayern und Hessen traten einige kleinere Gebietsteile ab und sämmtliche besiegte Staaten zahlten Kriegskostenentschädigungen. Alle deutsche Staaten nördlich des Main, einschließlich das Königreich Sachsen, mußten dem neugegründeten norddeutschen Bund beitreten; derselbe bildete ein einheitliches Staatswesen unter dem Präsidium der Krone Preußen mit einem Bundesrath (Vertreter der einzelnen Bundesstaaten) und einem aus allgemeinen directen Wahlen hervorgegangenen Reichstag als gesetzgebenden Behörden. Gras Bismark, der Schöpfer des neuen Staatswesens, trat als Bundeskanzler an die Spitze der Regierung desselben. § 202. Aer deutsch-französische Krieg 1870—1871. Veranlassung und Ausöruch desselben. Schon längst hatte Frankreich, welches die Einigung Deutschlands verhindern zu müssen glaubte, das Wachsen Preußens mit Neid und Mißgunst wahrgenommen und besonders seit 1866 eifrig gerüstet. Innere Schwierigkeiten und die Unzufriedenheit seines Volkes über eine mißglückte Unternehmung nach Mexico, wo er den österreichischen Erzherzog Maximilian als Kaiser eingesetzt, ihn aber auf die drohende Haltung der vereinigten Staaten hin im Stiche gelassen hatte, sodaß derselbe seinen Feinden in die Händ^W.,pnd internationale f iy -r^| Brau .... ttothlibucriui u U rtjk

3. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 170

1877 - Langensalza : Beyer
— 170 — V. Deutschlands Neugestaltung. § 200. Der preußisch - österreichische Krieg; die Kämpfe in Thüringen und Oesterreich. Da sich Oesterreich jeder Machterweiterung Preußens, namentlich der Einverleibung Schleswig-Holsteins in dasselbe widersetzte, so trat sehr bald eine feindselige Spannung zwischen beiden Großmächten ein, welche zu einem völligen Bruch führte, als Oesterreich die Lösung der schleswig-holsteinischen Frage an den von ihm völlig abhängigen deutschen Bund verwies. Mit Preußen verbündete sich Italien, welches Venetien zu erwerben hoffte, während anf Oesterreichs Seite die süddeutschen Staaten, Sachsen, Kurhesseu, Nassau und Hannover standen. Die Annahme des österreichischen Antrages beim Bundestage, das Bundesheer, natürlich gegen Preußen, mobil zu machen, wurde von letzterem als Kriegsfall bezeichnet; nichtsdestoweniger ward dieser Antrag am 14. Juni 1866 angenommen. Nun rückten die Preußen in zwei Heersänlen (Elbarmee unter Herwarth von Bittenfeld und erste Armee unter Prinz Friedrich Karl) in Sachsen ein und besetzten Dresden, während andere preußische Truppen von Schleswig-Holstein und Westfalen her das Königreich Hannover und Kurhessen eroberten. König Georg V. von Hannover zog sich mit seinem Heere südwärts zurück, um sich mit den Bayern zu vereinigen, ward aber den 27.Juni vom preußischen General Flies bei Langensalza angegriffen. Die Hannoveraner siegten zwar nach hartnäckigem Kampfe gegen das schwächere preußische Heer, sahen sich jedoch am zweiten Tage darauf gezwungen, sich dem General von Mantenffel zu ergeben. Unterdessen waren Herwarth von Bittenfeld und Prinz Friedrich Karl von Sachsen aus in Böhmen eingerückt. Nach den siegreichen Gefechten bei Liebenan, Podol und Münchengrätz von Seiten der ersten Armee und bei Hühnerwasser von Seiten der Elbarmee erfolgte die Vereinigung beider Heersäulen, woraus die Oesterreicher und die mit ihnen vereinigten Sachsen in der Schlacht bei Gitschin abermals geschlagen wurden (den 29. Juni). — Von Schlesien aus war nun auch der Kronprinz mit der zweiten Armee in Böhmen eingerückt und seine Truppen hatten siegreich bei Nachod (den 27. Jnni), bei Trau-tenau und bei Skalitz (den 28. Juni, General von Steinmetz) gekämpft. Da zog der oberste Feldherr der Oesterreicher, Feldzeugmeister von Benedek, seine gesammten Truppen in einer festen Stellung bei Königgrätz zusammen. Hier wurde er am 3. Juli vom Prinzen Friedrick Karl angegriffen und im Verein mit dem zur Hilfe herbeigeeilten Kronprinzen vollständig geschlagen. Die Beute der Sieger bestand aus 11 Fahnen, 174 Geschützen und 18000 nnv er mundeten Gefangenen. Den Oberbefehl in dieser größten Schlacht des Jahrhunderts über ferne Truppen führte König Wilhelm selbst. Unaufhaltsam drangen nun die Preußen durch Böhmen, Mähren und Oesterreich gegen Wien bot. und standen bald im Angesichte dieser Stadt.

4. Bis zum Interregnum - S. 14

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 14 — Wasserdampf erzeugt. Später benutzte man an Stelle der heißen Steine eine über einen Herd gemauerte Steinwölbung, in der man den Anfang des Kachelofens erblicken kann, und jedes durch einen Ofen geheizte Gemach bekam den Namen Stube. Die gesamte Hofstatt war von einem Zaun umgeben, der aus Pfählen, Brettern und Flechtwerk hergestellt wurde. Eine Lücke im Zaun, abgegrenzt durch ein gezimmertes Holzgestell, diente als Tor. c) Äußeres und Kleidung der Germanen. Die Germanen, die einst in ihrer einfachen Hofstatt schalteten, waren ein stattliches, wohlgebildetes Geschlecht. Sie hatten wie die Kelten blaue Augen, weiße Haut und rötliches oder gelbes Haar, das uicht nur die Frauen, sondern auch die Männer lang herabhängen ließen. ^ Bei einigen Stämmen war es jedoch auch Sitte, daß es die Männer am Hinterkopfe zu einem Knoten zusammenbanden. Auf die Vlondheit der Haare, das Unterscheidungsmerkmal von den schwarzhaarigen Südländern, legten die Germanen selbst hohen Wert und suchten sie sogar durch eine Art Pomade zu verstärken; auch versäumten sie nicht, ihr Haar wie überhaupt ihren Körper zu pflegen, was dadurch bewiesen" wird, daß vielfach Kämme aus jener Zeit gefunden worden sind. Auch den Römern gefiel die äußere Er-fcheinuug der Germanen. Die Frauen galten ihnen geradezu als Schönheiten. Daher färbten die vornehmen Damen Roms sogar ihr Haar blond oder trugen rötlich bloude Perücken, um sich ein germanisches Aussehen zu gebeu. Germanisches Haar wnrde von ihnen gern gekauft. Zur Pflege des Körpers gehörte auch die Beschaffung von Kleidung, die als Schutzmittel gegen die Kälte nicht allzu gering sein durfte. Zwar waren die Germanen von Jugend auf abgehärtet und an Kälte und rauhes Wetter gewöhnt, aber daß sie nur halb bekleidet gewesen seien, wie Römer berichtet haben, muß als unzutreffend zurückgewiesen werden. Es mag wohl im Sommer namentlich bei den Kindern der Fall gewesen sein, und in dieser Jahreszeit kamen die Römer meist mit den Germanen in Berührung ; oder es geschah im Kampfe, bei dem unfere Vorfahren sich nicht selten eines Teils ihrer Kleidung entledigten. Im allgemeinen, namentlich zur Winterszeit, nötigte aber das rauhe Klima zu dichterer Körperumhüllung. Die Kleidung bestand im wesentlichen ans dem Unterkleid, das den Leib bedeckte, und dem Mantel, der um die Schultern

5. Bis zum Interregnum - S. 23

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 23 — unsere Vorfahren frühzeitig schon in der Herstellung von Tonwaren, die allerdings ursprünglich auch vorwiegend weibliche Hausarbeit war. Man verstand mit der Hand Töpfe, Urnen, Krüge in mannigfacher Weise zu formen und durch leichte Einritzungen zu verzieren. Auch diese Erzeugnisse erfuhren durch die Bekanntschaft mit den Römern wesentliche Verbesserungen. Die Seele des germanischen Hauses war nach alledem vorwiegend die Frau. Eine vielseitige Wirksamkeit, die sich namentlich auf Beschaffung von Nahrung und Kleidung erstreckte, füllte ihr Dasein ans. g) Gastlichkeit, Spiel und Trank. Wenn nun auch das Haus das Arbeitsgebiet der Frau war, so war doch der Mann der Hausherr, und dieses Wort war ursprünglich gleichbedeutend mit Wirt. Gastfreundschaft zu üben, galt ihm als oberste Hansherrn-pslicht.' Da es besondere Gasthäuser nicht gab. bot jedes germanische Haus dem Fremden Herberge und Verpflegung. Wurde er rechtzeitig bemerkt, so geleitete ihn der Hausherr Über die Schwelle des Hauses. Ohne ihn nach Namen, Herkunft und Ziel seiner Wanderung zu fragen, pflegte man ihn, reichte ihm trockene Kleider, wies ihm einen Platz am Herd an und gab ihm vom besten Vorrat des Hauses. Dazu stand der Gast völlig unter dem Schutze des Hausherrn; niemand durste den Fremden ungestraft beleidigen. Sein Aufenthaltsrecht war unbeschränkt; wollte er aber aufbrechen, so erhielt er ein Gastgeschenk, und der Hausherr geleitete ihn auf den Weg zur nächsten Unterkunft ober führte ihn auch selbst dort ein. Daß sich der Germane als Hausherr fühlte, kam auch dadurch zum Ausdruck, daß er sich an häuslicher Arbeit nur wenig beteiligte. Wenn ihn nicht die Sorge um das Vieh zu den Herden rief ober wenn er nicht als Jäger den Wald durchstreifte, so lag er auch gern daheim aus der Bärenhaut und pflegte der Ruhe. Man hat daher oft die Trägheit als üble Eigenschaft der alten Germanen hervorgehoben. Aber das Liegen auf der Bärenhaut Beruhte nicht auf Trägheit, sondern auf der Anschauung, daß häusliche Arbeit keine der Würde des Mannes entsprechende Tätigkeit sei. Ein Leben der Arbeit wie in der Gegenwart kannte man eben noch nicht. Die Germanen waren noch zu sehr Naturmenschen und dachten nicht tiefer über das Leben nach, und schwere Lebenssorgen waren ihnen fremd; aber trotzdem war Trägheit nie das Ideal germanischen Lebens, es galt im Gegenteil als höchstes Gebot, die Kräfte zu stählen, und zu würdiger Tätigkeit zeigte der Ger-

6. Bis zum Interregnum - S. 66

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
- 66 — vom 2. Jahrhundert an neue Bewegungen. Land begehrten schon die Kimbern von den Römern, Land forderten die Germanen von ihnen durch 6 bis 7 Jahrhunderte. Land erbaten sie um jeden Preis, und gab man es ihnen nicht freiwillig, so erstritten sie sich's mit den Waffen. Bei dem Verlangen nach Land fehlte den Wanderungen ein einheitlicher Plan. Nur die Richtung stand im allgemeinen fest; man suchte es im Süden und Westen. Wo die Germanen es fanden, ließen sie sich nieder und blieben, bis sie durch neue Bewegungen ans ihren Wohnsitzen verdrängt wurden. Daher sind viele Stämme wiederholt gewandert, und oft vergingen Jahrzehnte, ehe ein Volk das Land fand, das ihnen endlich eine Heimat werden sollte. c) Verlauf der Wanderung. War einem Volke sein Gebiet zu eug geworden, so wurde durch die Volksversammlung die Auswanderung beschlossen; in der Regel brach aber nicht das ganze Volk auf, sondern nur der Überschuß, etwa ein Drittel der Bevölkerung. Waren die Auswanderer durchs Los bestimmt, so luden die Männer das nötige Hausgerät auf Wagen, auf denen auch Weiber und Kinder Platz nahmen. Die Wanderschar sammelte sich, und nachdem man von den Göttern die geeignete Zeit zum Aufbruch erkundet hatte, bewegte sich der Zug mit Jochvieh und Hunden bis an die Grenze. Dort baten sie die Nachbarn um Durchzug. Manche Völker zeigten sich solchen Wünschen gern geneigt und lieferten den Fremden sogar Lebensmittel. Andere dagegen verhielten sich feindselig. Dann mied der Auswandererzug entweder ihr Gebiet, oder er brach, wenn er sich stark genug fühlte, durch. Oft sandte man Kundschafter voraus, um zu erfahren, wo es gute Weiden oder volle Scheuern gäbe. Kamen die Auswanderer in eine Gegend, wo die Ernte reif oder bereits eingebracht war, dann ließen sie sich nieder, zwangen die Bewohner, ihre Habe mit ihnen zu teilen und verbrachten so bei ihnen den Winter. War Gelegenheit zu dauernder Niederlassung nicht vorhanden, so brachen sie mit neuem Frühling wieder auf, wobei sich ihnen nicht selten ein Teil der Jugend aus der Landschaft anschloß. Zuweilen zogen sie aber auch in verminderter Anzahl weiter, da das Schwert der geschädigten Bewohner einen Teil hinweg gerafft hatte. Langsam bewegte sich der Zug weiter. Fanden die Auswanderer endlich ein unbewohntes Gebiet, oder

7. Bis zum Interregnum - S. 101

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 101 — Endsilbe zum Ortsnamen. So ist z. B. Rentnitz die Ansiedlung der Familie Ruten. Durch die angehängte Endsilbe ici wollte man die Mehrzahl bezeichnen. Ruteuiei waren also Rutens, Dorf der Familie Ruten, wie man. heute noch sagt Schulzens oder Böhmes. Gorbitz, aus Goroviei entstanden, war der Ort der Sippe des Gor, Glauchau die Ansiedlung des Glitch. Andere Ortsnamen sind aus natürlichen Verhältnissen des Landes, aus Flurbezeichnungen usw. entstanden. c) Lebensverhältnisse der Slaven. In den Lebensverhältnissen hatten die Slaven vieles mit den Germanen gemein. Sie waren ebenso wie diese Ackerbauer und Viehzüchter. Sie pflügten den Boden mit dem leichten Hakenpflug, bauten neben unsern bekannten Getreidearten Rüben, Hanf und Flachs an. Sie schnitten das Getreide mit der Sichel und bereiteten mittels der Handmühle aus den Körnern das Mehl. Sie waren also friedliche, fleißige Ansiedler. Wenn sie länger als die Germanen ihren unvollkommenen Betrieb beibehielten, so lag es daran, daß sie später als ihre Nachbarn von der Kultur des Südens beeinflußt wurden. Andere widmeten sich ausschließlich der Fischerei, wozu die wasserreichen und noch nicht verunreinigten Bäche, Flüsse und Teiche reichlich Gelegenheit boten. Daher entstanden an ihnen zahlreiche Fischerdörfer, aus denen sich zum Teil im Lause der Jahrhunderte volkreiche Städte entwickelt haben. Auch in der Gewerbtätigkeit waren die Slaven nicht unerfahren. Sie bearbeiteten das Eifen und stellten daraus Geräte für den täglichen Gebrauch her, wie Sichel, Axt und Schaufel. Sie formten aus Ton mit der Hand und der Drehscheibe Töpfe, Krüge, Schüsseln und Unten und härteten sie irrt Feuer. Von diesen Erzeugnissen sind in der Gegenwart namentlich Urnen, in denen sie die Überreste der verbrannten Toten im Schoße der Erde bargen, in großer Anzahl wieder ans Tageslicht gebracht worden. Zur Beschaffung der Kleidung, die nicht mehr bloß aus Tierfellen bestand, spannen und webten sie Flachs und Wolle. Auch ihre sozialen Verhältnisse waren denen der Germanen ähnlich. Man unterschied Freie und Unfreie; nur jene waren zum Waffendienst berechtigt. Sie hatten auch die beratende und beschließende Volksversammlung. Ihre Gottheiten waren ebenfalls zu Persönlichkeiten erhobene Naturgewalten. Man verehrte den Donnergott Peruu, den vierköpfigen Wind- und Himmelsgott

8. Bis zum Interregnum - S. 18

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 18 — auch Flachs, Hanf und Mohn. Der Anbau von Hirse, dem alten Kulturgewächs der Jndogermauen, trat bei ihnen zurück. Weit verbreitet war aber der Rübenbau, der bei dem feuchten und kalten Klima des deutschen Landes recht ertragreich war. Der römische Kaiser Tiberins schätzte deutsche Mohrrüben sehr und ließ sie sich alle Jahre kommen. Die Bestellung des Feldes war noch sehr einfach. Zwar war man über die älteste Form, den sogenannten „Hackbau", der sich aus dem Pflanzen- und Früchtesammeln entwickelte und namentlich den Frauen oblag, hinaus, denn man verwendete bereits den Pflug und die Egge; ob man aber bereits den Räderpflug kannte, ist zweifelhaft, anfangs war er wohl nur ein einfacher Haken. Zum Schneiden des Getreides bediente man sich namentlich der Sichel. Gedroschen wurde es, wie schon erwähnt, nicht im Freien, sondern auf der Tenne, und man nahm dazu, ehe man den vervollkommneten Dreschflegel kannte, wahrscheinlich einfache Knüttel. An Fahrgeräten hatte man schon in früher Zeit den Wagen, der wahrscheinlich ursprünglich zweirädrig war und auf der Achse einen Behälter trug, der das Fortzuschaffende aufnahm. Das Wagenrad, das zuerst nur eine Holzscheibe war, vervollkommnete sich bald zum Speichenrad. Zur Römerzeit hatten die Germanen auch schon vierrädrige Wagen. Dem zweirädrigen Wagen war der Karren ähnlich, der von den Kelten zu den Germanen kam. Bei der gesamten Feldarbeit griff der vornehme freie Germane nur wenig zu. Man darf daraus nicht auf mangelndes Jntereffe für die Vodenwirtschast schließen; aber er fühlte sich als Gutsherr und nicht als Feldarbeiter. Die Feldbestellung war noch zum großen Teile weibliche Arbeit. Nur von Sklaven wurden die weiblichen Hausangehörigen dabei unterstützt. e) Nahrung. Ackerbau und Viehzucht lieferten vor allem das, was zur Nahrung und Notdurft des Leibes und Lebens gehörte. Ein wichtiger Bestandteil der Nahrung war bei den Germanen die Milch und zwar die der Kuh und der Ziege. Aus ihr verstand man bereits Butter zu bereiten; doch war sie lange Zeit nur eine feinere Speife der Herren. Allgemeiner war der Genuß von Käse, den wir uns jedoch einfach genug als ungeformte Quarkmasse denken müssen. Eine bessere Zubereitung lernten die Germanen von den Römern kennen; ihrer Sprache entlehnten sie den daher auch Namen. Da Milch und Milcherzeugnisse in der germanischen Nahrung eine so wichtige Rolle spielten, so wird

9. Bis zum Interregnum - S. 20

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 20 — Schweines bevorzugt. Nachdem es imsommerimwalde untersuchen und Eichen seine Mast gefunden hatte, wurde es bei Wintersbeginn geschlachtet, und die Schinken, Speckseiten und Würste wanderten zu längerer Aufbewahrung in den Rauchfang. Geräucherte Schinken wurden auch von den Römern geschätzt und gelangten aus dem späteren Westfalen bereits nach dem kaiserlichen Rom. Wie das Schwein siel mit Wintersbeginn auch die Gans dem Schlachtmesser anheim; sie wurde dadurch später zum Martinsvogel. Fleischnahrung lieferte ferner noch das Schaf, in einzelnen Gegenden auch die Ziege, seltener das Rind, das vorzugsweise als Milchtier benutzt wurde. Vom Geflügel pflegten die Germanen neben der Gans namentlich das Huhn, das seines Fleisches, besonders aber seiner Eier wegen geschätzt wurde. Unter den germanischen Getränken war uralt der Met, da dessen Herstellung vom Ackerbau unabhängig war. Man verwendete dazu zuerst den Honig, den die wilden Bienen des Waldes bereiteten; denn Bienenzucht lernten die Germanen erst von den Römern kennen. Der Honig wurde mit Wasser vermischt, gesotten und zur Gärung gebracht. Später erfuhr er durch verschiedene Zutaten wesentliche Verbesserungen und hat sich als Volksgetränk lange erhalten. Zum Met kam schon in früher Zeit das Bier, zu dessen Herstellung namentlich die Gerste Verwendung fand. Es wurde in größeren Mengen bereitet und zwar meist von den Frauen. Uralt ist daher bei den Germanen das herzhafte Bier-trinken. Bei Opferfesten und Volksversammlungen bildete Bier das bevorzugte Getränk, da von ihm größere Mengen genossen werden konnten als vom Met. Im germanischen Heiligtum hing daher neben dem Opserkessel der Braukessel. Uralt ist auch der Brauch des Zutrinkens. Wenn Germanen aus der Dingstätte oder beim Mahle nach angestrengter Jagd versammelt waren, machte der Trinkbecher gar oft die Runde und mußte immer wieder von neuem gefüllt werden. Den Wein lernten die Germanen erst von den Römern kennen, und er bildete an den Grenzen des Römerreichs bald einen beliebten Handelsartikel, wenn auch einzelne Stämme wegen der berauschenden Wirkung dieses Getränks sich ablehnend gegen ihn verhielten. Nach der Eroberung römischer Provinzen bürgerte sich aber der Weinbau bei den Germanen ein, die deshalb auch alle Namen und Bezeichnungen, die mit ihm im Zusammenhang stehen, der römischen Sprache entlehnten.

10. Bis zum Interregnum - S. 21

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 21 — f) Häusliche Arbeiten. Mit der Beschaffung von Nahrung, Kleidung und der nötigen Geräte hingen verschiedene häusliche Arbeiten zusammen. Ein Leben regelmäßiger Arbeit kannten die Germanen, wie die Völker auf den niederen Stufen der Entwicklung überhaupt, allerdings noch nicht. Zur Arbeit veranlaßte den Menschen in frühester Zeit nur der Mangel, nämlich der Mangel einer Unterkunftsstätte und des nötigen Hausrats, der Maugel von Nahrung und Kleidung. Bei den Germanen war es nicht anders. Man kannte auch den Grundsatz der Arbeitsteilung nicht. Es gab noch keine besonderen Handwerker; daher war jeder Haushalt auf sich selbst angewiesen und mußte das Nötigste sich selbst beschaffen. Deshalb trug alle Arbeit den Charakter der Unvollkommenheit und der Schwerfälligkeit an sich. Für die häuslichen Arbeiten kamen in erster Linie die Frauen und Töchter in Frage, Greise und Kinder unterstützten sie dabei. In großen und vornehmen Haushalten standen ihnen eine größere oder geringere Anzahl von Mägden und für die gröbere Arbeit auch Knechte zur Seite. Diesen kam dann vor allem die Verpflegung des Stallviehs zu. Die langweiligste und alltäglich wiederkehrende Arbeit war für das weibliche Gesinde das Mahlen der Getreidekörner, um Mehl für Brei und Grütze zu beschaffen. Man benutzte dazu zwei Steine, von denen der eine der mit der Hand in Bewegung gefetzte Reiber war. Erst von den Römern lernte man die Einrichtung von Wassermühlen kennen, die für die einzelnen Haushaltungen eine wesentliche Entlastung bedeuteten. Vornehmere weibliche Arbeiten, an der sich immer auch die Hausfrauen selbst beteiligten, waren die Gewinnung und Verarbeitung des Flachses und Hanfes und die Herstellung der Kleidung. Spinnen und Weben find daher uralte Arbeiten des germanischen Hauses, und wie eng sie mit dem Leben unsers Volkes verknüpft waren, davon zeugen zahlreiche Sagen, in denen vom Spinnen der Frauen und Mädchen erzählt wird. Von alters her bildete es an den langen Winterabenden die wichtigste Beschäftigung, und ein gut Stück deutscher Poesie hat die Spinnstube zu ihrem Mittelpunkt. Erst das 19. Jahrhundert hat das Spinnen aus dem deutschen Hause verdrängt und die uralten Geräte Spindel und Webstuhl in die Rumpelkammer verwiesen. Die Frauen verstanden aber nicht nur die Herstellung der Stoffe, sondern auch das Zusammennähen derselben zu Kleidungsstücken. Auch in den vornehmsten germanischen Häusern, sogar
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