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1. Das Deutsche Reich - S. 1

1901 - Langensalza : Beyer
\. Abschnitt. Die Landschaften und Staate» Süddeutschtands. 1. Die Alpen, der südliche Grenzwall Deutschlands.^ Ziel: Von dem gewaltigen Grenzwall, der das freie Germanien von dem römischen Weltreiche schied. Vorbereitung: Was verstehen wir unter dem freien Germanien? Das Land zwischen Rhein und Weichsel, zwischen Ost- und Nordsee und der Donau. Woher hatte dies Land seinen Namen? Es wnrde bewohnt von den freien germanischen Volksstämmen, die keinem fremden Volke uuterthan waren. Hat dies Land noch heute diesen Namen? Nein; es heißt heute Deutschland. Umfaßt das heutige Deutschland das ganze Gebiet des freien Germaniens? Nein; es umfaßt einen größeren Raum; denn es gebt über den Rhein und die Weichsel hinaus und erstreckt sich auch im Süden über den Donaustrom. Wo lag nuu das römische Weltreich? Es lag im Süden und Westen des freien Germamens. Was befand sich aber zwischen beiden Ländern? Eiu gewaltiger Grenzwall. Was versteht ihr darunter? Eine Erhöhung, durch die das Land geschützt wird. Und was für ein Grenz- wall? Ein gewaltiger d. h. ein sehr hoher. Was hätte man da meinen sollen? Die freien germanischen Stämme hätten müssen vor den Einfällen der römischen Heere sicher sein. Es war aber nicht so; denn die Römer fielen sowohl von Südeu her. als auch von Westen her in Deutschland ein und suchten die freien germanischen Völker sich zu unterwerfen. Welche Fragen möchten wir da beantwortet haben? 1 Wo lag dieser gewaltige Grenzwall und wodurch ward er gebildet? 2. Wie wurde es den Römern möglich, diesen gewaltigen Grenzwall zu übersteigen und in Deutschland einzufallen? Seht zu, ob ihr selbst diese Fragen beantworten könnt! Was meint ihr da wohl? Der gewaltige Grenzwall wiro gewiß von einem hohen Ge- birge gebildet worden sein, das höher ist als unser Thüringer Wald. — Aber wie konnten sie dies übersteigen? Das Gebirge wird vielleicht auch *) Vergl. Kutzen, Das deutsche Land S. 42 ff. — Daniel-Volz, Das deutsche Land S. 50 ff., 78 ff., 103 ff., 119 ff., — Richter, Das deutsche Reich S. 8 ff. Fritzsche, Handbuch f. d. erdkundlichen Unterricht. 1

2. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 166

1877 - Langensalza : Beyer
Radetzky 6 ei ditsto zza (1848) ltnb N o t> a r a (1849) Besiegt und die Ungarn, welche sich unter dem Präsidenten Ludwig Kossuth für unabhängig erklärt hatten, im ^ahre 1849 mit russischer Hisse toieber unterworfen würden. Da das beutfche Volk schon längst den Wunsch gehegt hatte, daß ein festeres -Banb alle beutfchen (Staaten umschlinge, so schien jetzt der Zeitpunkt gekommen, den beutfchen Bnnb durch ein geeintes bcutsches Staatswesen zu ersetzen. Im Mai 1848 trat ein beutfches Parlament (Volksvertreter des gefammten beutfchen Volkes) in Frankfurt a. M. zusammen zur Ausarbeitung einer Reichs Verfassung. Nach langen Beratungen kam man bamit zu ^tanbe, inbent man Dentfchlanb zu einem bunbesstaatlich geglieberten Kaiserreiche und den König Friedrich Wilhelm Iv. zum erblichen beutfchen Kaiser erklärte. Dieser aber schlug die Kaiserkrone aus, ba er der Zustimmung der meisten übrigen beutfchen Fürsten nickt versichert^ war. Aufstäube, welche in Sachsen und Baden zur Durchführung der Reichsverfassung losbrachen, würden durch preußische Truppen blutig niebergefchlagett und der alte Bunbestag würde im Jahre 1850 auf Betrieb Oesterreichs, welches die Leitung Deutschland nicht einbüßen wollte, toieber hergestellt. § 196. Die schteswig-Hokkeinischen Mrren. 1848—1851 und 1863—1864. In Dänemark starb im Januar 1848 König Christian Viii. fein. Sohn und Nachfolger Friedrich Vh. (1848—1863) toar der letzte derjenigen olbenburgifchen Linie, welche über Dänemark regierte. Da nun die Dänen nach dem Aussterben biefer Herrscherfamilie eine Trennung der Herzogtümer Schleswig und Holstein, wo der Herzog von Schleswig -Holstein-Augustenbnrg erbberechtigt war, von Dänemark fürchteten, so zeigten sie sich bestrebt, die Familie des Herzogs von Augustenbnrg von der Nachfolge in den Herzogtümern auszuschließen, bamit bieselben für immer mit Dänemark vereinigt bleiben sollten. Als barauf die Schleswig-Holsteiner Preußen um Hilfe gegen die Dänen angiengen, zumal auch bieselben alles Deutsche in Schleswig auszurotten versuchten, rückte General Wrangel mit Truppen in die Herzogtümer ein und vertrieb die Dänen baraus. Aber Euglanb und Rußland, welche nicht wollten, daß die Herzogtümer von Dänemark abkommen sollten, nahmen sich der Dänen an und ba Preußen und Dentfchlanb keine Flotte befaß, mit welcher sie gegen jene, welche die beutfchen Häsen blockierten, hätten auftreten können, so mußte am 26. August 1848 zu Malmoe in Süb-schweben ein Waffenstillstanb abgeschlossen werben. Diesem Waffenstill-stanbe folgte ant 2. Juli 1850 der Friebe zwischen Dänemark und Preußen, in welchem letzteres die Herzogtümer ihrem Schicksale über-lassen mußte. Die Schleswig-Holsteiner stellten nun zwar ein eigenes Heer auf und aus ganz Deutschlaub strömten bemselben Kämpfer zu, aber sie würden bei Fribericia in Jütlanb und bei Jbstebt in Schleswig (25. Juli 1850) geschlagen. Oesterreicher und Preußen rückten

3. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 171

1877 - Langensalza : Beyer
— 171 — § 201. Die Kämpfe im Westen und Süden; Stiftung des jtorddentschen Wundes. Nach der (Kapitulation von Langensalza vereinigte General Vogel von Falken st ein die verschiedenen westlichen preußischen Truppenteile zur Main arm e e und gieng mit derselben gegen die Bayern und die süddeutschen Bundestrnppen vor. Die Bayern wurden bei Hün-feld, Dermbach und Kissingen (den 10. Jnli) geschlagen; hierauf wendete sich Vogel von Falkenstein gegen Frankfurt a. M., besiegte die Oesterreicher und Hessen bei Aschaffenburg und besetzte die Bnndes-hanptstadt. Manteuffel, Vogel von Falkensteins Nachfolger im Oberbefehl, focht siegreich bei Tauberbischofsheim gegen die Würtemberger, bei Werbach gegen die Badener und bei Üttingen (26. Juli) gegen die Bayern. Unterdessen war am 22. Jnli, während die Preußen unter Fransecki glücklich bei Blumenau unweit Preßbnrg kämpften, eine Waffenruhe ^eingetreten, welcher am 26. Juli der Waffenstillstand von Nikolsburg folgte. Diesem Waffenstillstände traten die süddeutschen Staaten bei. Der Friede zwischen Oesterreich und Preußeu kam zu Prag zu Staude. Nach demselben schied Oesterreich aus Dentschlaud und erkannte die Veränderungen an, welche Preußen in demselben vornahm; auch gestand es zu, daß Venetien den Italienern, welche gegen die Oesterreicher bei Cnstozza (den 24. Juni) und in der Seeschlacht bei Lissa (den 21. Juli) nicht glücklich gekämpft hatten, überliefert wurde. Die Veränderungen, welche Preußen in Deutschland vornahm, bestanden darin, daß Hannover, Knrhessen, Nassau, die bisherige freie Stadt Frankfurt und Schleswig-Holstein dem preußischen Staatsverbande einverleibt wurden; Bayern und Hessen traten einige kleinere Gebietsteile ab und sämmtliche besiegte Staaten zahlten Kriegskostenentschädigungen. Alle deutsche Staaten nördlich des Main, einschließlich das Königreich Sachsen, mußten dem neugegründeten norddeutschen Bund beitreten; derselbe bildete ein einheitliches Staatswesen unter dem Präsidium der Krone Preußen mit einem Bundesrath (Vertreter der einzelnen Bundesstaaten) und einem aus allgemeinen directen Wahlen hervorgegangenen Reichstag als gesetzgebenden Behörden. Gras Bismark, der Schöpfer des neuen Staatswesens, trat als Bundeskanzler an die Spitze der Regierung desselben. § 202. Aer deutsch-französische Krieg 1870—1871. Veranlassung und Ausöruch desselben. Schon längst hatte Frankreich, welches die Einigung Deutschlands verhindern zu müssen glaubte, das Wachsen Preußens mit Neid und Mißgunst wahrgenommen und besonders seit 1866 eifrig gerüstet. Innere Schwierigkeiten und die Unzufriedenheit seines Volkes über eine mißglückte Unternehmung nach Mexico, wo er den österreichischen Erzherzog Maximilian als Kaiser eingesetzt, ihn aber auf die drohende Haltung der vereinigten Staaten hin im Stiche gelassen hatte, sodaß derselbe seinen Feinden in die Händ^W.,pnd internationale f iy -r^| Brau .... ttothlibucriui u U rtjk

4. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 170

1877 - Langensalza : Beyer
— 170 — V. Deutschlands Neugestaltung. § 200. Der preußisch - österreichische Krieg; die Kämpfe in Thüringen und Oesterreich. Da sich Oesterreich jeder Machterweiterung Preußens, namentlich der Einverleibung Schleswig-Holsteins in dasselbe widersetzte, so trat sehr bald eine feindselige Spannung zwischen beiden Großmächten ein, welche zu einem völligen Bruch führte, als Oesterreich die Lösung der schleswig-holsteinischen Frage an den von ihm völlig abhängigen deutschen Bund verwies. Mit Preußen verbündete sich Italien, welches Venetien zu erwerben hoffte, während anf Oesterreichs Seite die süddeutschen Staaten, Sachsen, Kurhesseu, Nassau und Hannover standen. Die Annahme des österreichischen Antrages beim Bundestage, das Bundesheer, natürlich gegen Preußen, mobil zu machen, wurde von letzterem als Kriegsfall bezeichnet; nichtsdestoweniger ward dieser Antrag am 14. Juni 1866 angenommen. Nun rückten die Preußen in zwei Heersänlen (Elbarmee unter Herwarth von Bittenfeld und erste Armee unter Prinz Friedrich Karl) in Sachsen ein und besetzten Dresden, während andere preußische Truppen von Schleswig-Holstein und Westfalen her das Königreich Hannover und Kurhessen eroberten. König Georg V. von Hannover zog sich mit seinem Heere südwärts zurück, um sich mit den Bayern zu vereinigen, ward aber den 27.Juni vom preußischen General Flies bei Langensalza angegriffen. Die Hannoveraner siegten zwar nach hartnäckigem Kampfe gegen das schwächere preußische Heer, sahen sich jedoch am zweiten Tage darauf gezwungen, sich dem General von Mantenffel zu ergeben. Unterdessen waren Herwarth von Bittenfeld und Prinz Friedrich Karl von Sachsen aus in Böhmen eingerückt. Nach den siegreichen Gefechten bei Liebenan, Podol und Münchengrätz von Seiten der ersten Armee und bei Hühnerwasser von Seiten der Elbarmee erfolgte die Vereinigung beider Heersäulen, woraus die Oesterreicher und die mit ihnen vereinigten Sachsen in der Schlacht bei Gitschin abermals geschlagen wurden (den 29. Juni). — Von Schlesien aus war nun auch der Kronprinz mit der zweiten Armee in Böhmen eingerückt und seine Truppen hatten siegreich bei Nachod (den 27. Jnni), bei Trau-tenau und bei Skalitz (den 28. Juni, General von Steinmetz) gekämpft. Da zog der oberste Feldherr der Oesterreicher, Feldzeugmeister von Benedek, seine gesammten Truppen in einer festen Stellung bei Königgrätz zusammen. Hier wurde er am 3. Juli vom Prinzen Friedrick Karl angegriffen und im Verein mit dem zur Hilfe herbeigeeilten Kronprinzen vollständig geschlagen. Die Beute der Sieger bestand aus 11 Fahnen, 174 Geschützen und 18000 nnv er mundeten Gefangenen. Den Oberbefehl in dieser größten Schlacht des Jahrhunderts über ferne Truppen führte König Wilhelm selbst. Unaufhaltsam drangen nun die Preußen durch Böhmen, Mähren und Oesterreich gegen Wien bot. und standen bald im Angesichte dieser Stadt.

5. Leitfaden zur allgemeinen Geschichte - S. 164

1877 - Langensalza : Beyer
— 164 — über den Balkan gegen Konstantinopel vorgedrungen war, daß Griechenland ein selbständiges Königreich ward. Zum König von Griechenland ernannte man den Prinzen Otto von Bayern (1832). Derselbe suchte das tief zerrüttete Land durch eine mäßige und gerechte Regiernug zu heben und zu fördern. Jedoch die undankbaren Griechen erkannten das nicht an, das Land kam nie recht zur Ruhe. Endlich im Jahre 1862 erhoben sich die Griechen gegen die bestehende Regierung. König Otto ward des Thrones für verlustig erklärt. Längere Zeit fand sich indessen kein europäischer Prinz, welcher bereit gewesen wäre, die griechische Krone zu tragen, bis man den Prinzen Wilhelm von Dänemark dazu bewog. Derselbe bestieg als Georg I. den griechischen Thron. England trat darauf an Griechenland die ionischen Inseln ab (1864), um den Staat durch Vergrößerung zu kräftigen. Indessen es fehlt noch sehr viel, ehe die Zustände in Griechenland fest und sicher werden. §193. Französische Zukirevokution. Aufstand Wekgiens und Motens. In Frankreich folgte ans König Ludwig Xviii. fein Bruder Karl X. (1824 —1830). Beide Könige hatten versucht, die Zustände, wie sie vor dem Jahre 1789 in Frankreich gewesen waren, wiederherzustellen, das hatte bei den Franzosen mamiichfache Unzufriedenheit erregt. Nun glaubte zwar Karl X. dadurch, daß er eine Expedition nach Algier in Nordafrika schickte und dieses Land erobern ließ, sich beim Volke beliebter zu machen, allem es gelang ihm nicht, im Juli 1830 brach in Paris ein Ausstand gegen ihn aus (Julirevolution), der ihn nötigte Frankreich zu verlassen. Er starb im Jahre 1836 zu Görz in Oesterreich. Auf den französischen Thron erhob man Ludwig Philipp, Herzog von Orleans, Sohn des in der ersten Revolution berüchtigt gewordenen Herzogs von Orleans, derselbe nannte sich aber nicht König von Frankreich, sondern König der Franzosen. Von Frankreich verbreitete sich der Aufstand nach Belgien, welches durch den Wiener Congreß von 1815 mit Holland zu einem Königreich der Niederlande verbunden worden war. Die katholischen Belgier ertrugen die Vereinigung mit den protestantischen Holländern nur ungern, und so brach in Brüssel 1830 ein Aufstand los, der die Trennung beider Länder bezweckte. Die Großmächte erkannten die Selbständigkeit Belgiens im Jahre 1831 an und die Belgier wählten den Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg zu ihrem Könige (Leopold L 1831—1866), nach dessen Tode sein Sohn Leopold H. den jungen Thron bestieg. Gegen Ende des Jahres 1830 erhoben sich auch die Polen gegen die russische Herrschaft, indem sie auf französische Hilfe hofften. Da diese Hilfe aber ausblieb, so konnte es nicht fehlen, daß die Polen durch die russische Uebermacht bald wieder unterworfen wurden; durch die Niederlagen der Aufständischen bei Ostrolenka und Praga und durch

6. Bis zum Interregnum - S. 61

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 61 — g) Die Seelen der Verstorbenen. Unsere Vorfahren glaubten an ein Fortleben der Seele nach dem Tode; aber die christliche Vor-stellnng von einem Himmelreich war ihnen noch fremd. Wie sie sich ihre Götter vornehmlich ans der Erde wohnhaft dachten, so konnte auch der Aufenthalt der menschlichen Seelen nur die Erde sein. In die Bäume des Waldes, in das Wasser der Quellen und Flüsse, in die Berge, überhaupt in die Erde gingen sie nach ihrer Meinung ein und machten sich allenthalben bemerkbar. Sie besaßen die Fähigkeit, sich zu verwandeln und in verschiedener Gestalt sich zu zeigen, sie konnten zu den Menschen zurückkehren, konnten ihnen die Zukunft enthüllen, auch die, über die sie sich zu beklagen hatten, in ihrer nächtlichen Ruhe störeu. Wie sie im allgemeinen die Nacht zu ihren Besuchen wählten, so bevorzugten sie für ihr Treiben ganz besonders die Zeit der längsten 12 Winternächte. Darum legte man allen Vorkommnissen in dieser Zeit besondere Bedeutung bei; die Träume z. B., sagte mau, giugeu in Erfüllung. Noch heute ist solcher Glaube weit verbreitet. Von den Geistern, die die Natur belebten, gelangten einzelne zu besonderer Bedeutung, z. B. die vielgenannten Hexen. Die Entstehung dieses Namens führt uns auf das Wort Hage-diffe zurück, worunter man ein Hag- oder Bufchwefeu verstand. Die Ver-'sammluugs- und Tanzplätze dieser Wesen fielen gewöhnlich mit früheren Opferstätten zusammen. Andere geistige Wesen waren die Alben, Elben oder nach neuerer Form die Elfen, die Wasserjungfrauen, die Nixen, ferner die Heinzelmännchen und die unterirdisch wohnenden Kobolde und Zwerge, die man besonders im Besitze der Schmiedekunst wähnte und die, wie man glaubte, über große Schätze verfügten, da in der Erde das Metall liege. Böfe Wesen, die als Riesen und Ungeheuer hervortraten, wurden als Dämonen bezeichnet, gegen die selbst die Götter zu kämpfen hatten. — All solche Anschauungen hat das Christentum bis auf den heutigen Tag aus dem Volksglaubeu nicht auszutilgen vermocht. 8. Gerinanische Wanderungen. a) Große Wanderznge. Viele Jahrhunderte hindurch herrschte unter den Germanen eine immer wiederkehrende Unruhe. In ungezählten Scharen drängten sie nach Süden und Westen und suchteu die Grenzen zu überschwemmen. Von kleineren Wanderungen und Verschiebungen abgesehen, treten dabei besonders auf-

7. Bis zum Interregnum - S. 76

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 76 - an zu verfallen. Wasser und Frost zerstörten die Wälle. Von den Kastellen und Türmeu wurden Steine gebrochen und ander-weit verwendet, das Holz der Wachthäuser vermoderte. Das Land am Limes und rechtsseitige Gebiete der Donau mußten den Germanen überlassen werden. Am Rheine, wo Franken und Alamannen tief nach Gallien vordrangen, gelang es den Römern, 357 in der Schlacht bei Straßburg noch einmal die Feinde zurückzudrängen. Es war der letzte große Sieg der Römer über die Germanen. Unter den Stürmen der Völkerwanderung war dann das römische Reich, das 395 in Ost- und Westrom zerfiel, den furchtbarsten Angriffen ausgesetzt. Dem oströmischeu Reiche gelang es, die einwandernden Germanen wieder auszustoßen und sich zu behaupten. Westrom aber brach zusammen. 476 setzte der Heerkönig Odwakar, der Führer der in römischen Diensten stehenden germanischen Söldner, den letzten Kaiser Angustulus ab, machte sich zum Herrn Italiens und verbat sich die Sendung eines Kaisers aus Ostrom. Die Kämpfe zwischen Germanen und Römern zeigen uns, wie ein junges Volk von unerschöpflicher Lebenskraft mit einer alternden Knltnrmacht um die Herrschaft rang. In den Germanen war ein großes Maß überschüssiger Kraft vorhanden, die nach Arbeit, nach Tätigkeit verlangte, und da zu friedlicher Arbeit das Land nicht Raum genug bot, wurde ihnen der Kampf aufgenötigt. Eiu gutes Stück herrlicher Kultur ist dabei zertreteu worden. Ein unnennbares Maß von Kraft ist in den Römerkriegen verbraucht und vernichtet worden. Eine halbe Welt hätten die Germanen bevölkern können, aber ungezählte Scharen, ganze Volksstämme mußten zugrunde gehen, ehe die Germanen das Erbe des Altertums antreten konnten. Jo. Germanen und Römer im friedlichen Oerkehr. a) Früheste Einflüsse auf die germanische Kultur. Wichtiger als die feindseligen Zusammenstöße zwischen Römern und Germanen waren die friedlichen Beziehungen zwischen beiden Völkern und die Einflüsse, die dabei die römische Kultur aus die Germanen ausübte. Ehe aber die Römer auf unsere Vorfahren einwirkten, hatten diese schon aus den Berührungen mit anderen Völkern, namentlich den Kelten, vielfachen Gewinn gezogen. Wir erinnern

8. Bis zum Interregnum - S. 7

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 7 — wurde vor allem Grasland. Bleibendes Ackerland gab es in vorchristlicher Zeit nur in geringem Umfange. Auch waldfreie Heiden, wo man Torf brannte, waren vorhanden. Doch vermochten alle diese Gebiete den Waldcharakter des germanischen Landes nicht aufzuheben. Wald und Sumpf waren von großem Einfluß auf das Klima. Von der See her kamen die Wolken, und dem feuchten Lande selbst entstiegen zahlreiche Nebel, so daß Wolkenbrüche und anhaltende Regengüsse das Land fortwährend mit neuen W aff er-maffen überschütteten. Ost waren die Niederschläge von heftigen Gewittern begleitet. Die Dichtigkeit des Waldes hinderte die Verdunstung des Wassers, und so war die Luft an den meisten Tagen feucht, rauh und kalt. Nur felten einmal leuchtete der Himmel in seinem herrlichen Blau hernieder, kein Wunder, daß deshalb die Bewohner des sonnigen Südens, die Römer, an der Natur des feuchten Landes kein Wohlgefallen fanden. Sie bezeichneten es als unwirtlich und schilderten seine Schattenseiten mit übertreibenden Ausdrücken. c) Volkskraft und Volkscharakter. Wohl war das Land im Vergleich zum Süden unfreundlich, aber unwirtlich war es nicht; denn in ihm wuchs ein kräftiges Menschengeschlecht heran. Im Kampfe mit den Wogen des Meeres, mit den Fluten der Gewässer, mit dem Dickicht des Waldes und feinen gefährlichen Bewohnern hatten die Germanen seit Jahrhunderten ihre Kraft gestählt. Von Jugend auf standen sie unter dem Einslnß der Naturgewalten. Sie waren vertraut mit dem Tosen der brandenden Wellen. Sie fürchteten nicht das Brausen des Sturmes, den Donner der Gewitter, nicht das Dunkel der Wälder. Sie waren ein Naturvolk und atmeten lebenslang die kräftigende Waldlust. Das Leben in der Natur und mit der Natur, frei von verweichlichenden Genüssen der damaligen römischen Kultur, erhielt und stärkte die Urkraft ihrer Leiber. Als die Römer mit den Germanen in Berührung traten, erregten die nervigen, kraftstrotzenden Gestalten ihre Bewunderung. Nie konnten sie sich bei ihrem Anblick eines geheimnisvollen Grauens erwehren. Nicht als ein Volk von Riesen dürfen wir uns unsere Vorfahren vorstellen, in ihrer Körpergröße überragten sie im allgemeinen wohl nicht wesentlich ihre Nachkommen der Gegenwart, aber sie übertrafen darin Römer und Kelten, und wie die Römer bei ihren Schilderungen germanischer Verhältnisse überhaupt sich mancherlei Übertreibungen haben zuschulden

9. Bis zum Interregnum - S. 68

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 68 — nach Afrika und baten die dortigen Wandalen, auf das Eigentumsrecht zu verzichten. Man war geneigt, diesem Wunsche zu willfahren; aber ein alter Häuptling erhob Einspruch und erinnerte an die Vergänglichkeit und den Wechsel aller irdischen Dinge. Infolgedessen verzichteten sie trotz der großen Entsernuug nicht aus das Eigentumsrecht am heimischen Boden. — Als Alboin die Langobarden nach Italien führte, schloß sich ihnen ein Sachsenvolk aus der Gegend des jetzigen Halberstadt an. Auch dies sicherte sich vor dem Auszuge das Recht au der Heimat. Nach vier Jahren kehrten die Auswanderer zurück, fanden aber ihre verlassenen Gebiete von Sweben besetzt. Diese erkannten das Recht der Sachsen an und boten ihnen nach germanischer Sitte zuerst ein, daun zwei Drittel des Bodens an, aber die Heimkehrenden forderten das ganze Land. Infolgedessen kam es zum Kampfe, in dem so viele vernichtet wurden, daß beide Völker nebeneinander Raum fanden. Diese Beispiele lassen erkennen, wie die Auswanderer sich niemals völlig von der Heimat lossagten und wie hoch sie den Besitz von Land schätzten, und das ist wiederum ein Beweis, daß sich das Leben der Germanen seit Jahrhunderten vorzugsweise um Feldbau und Viehwirtschaft drehte. % Die Germanen im Kampfe mit den Römern. Infolge der Wanderungen kamen die Germanen in vielfache Berührung mit den Römern und der südländischen Kultur, und wie die Bildung des einzelnen Menschen zum großen Teil auf dem Umgang mit andern beruht, so werden auch die Völker durch gegenseitigen Verkehr in ihrer Entwicklung gefördert. Darum war das Zusammentreffen mit den Römern für die Germanen von großer Bedeutung. Die Berührungen zwischen beiden Völkern waren doppelter Art. Germanische Jugendkraft maß sich mit römischer Kriegskunst in furchtbaren Kämpfen, und daneben entwickelte sich zwischen den grundverschiedenen Nationen ein reger friedlicher Verkehr. Wir lernen zuerst die Germanen im Kampfe mit den Römern kennen. a) Erster Zusammenstoß. Aus dem Duukel, das über der germanischen Welt lag, traten zuerst die Kimbern heraus, als sie im Jahre 113 v. Chr. in den Ostalpen, im Gebiet des heutigen

10. Bis zum Interregnum - S. 77

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 77 — uns dabei daran, daß man die früheste Zeit menschlicher Kultur als die Steinzeit bezeichnet, da man zu Geräten und Waffen außer Knochen vorzugsweise Steine verwendete, zuerst in roher, nur gesplitterter Form. Später lernte man sie zur Gewinnung brauchbarerer Formen aber auch schleifen und durchbohren, um einen Stiel daran zu befestigen. Einen wichtigen Fortschritt bedeutete es, als man darauf zur Bearbeitung und Verwendung von Metallen überging, und so folgte auf die Steinzeit die Met allzeit. Zuerst verwertete man das Kupser, aber ehe es sich allgemein einbürgerte, gelangte die Bronze, eine Mischung von 9 Teilen Kupfer und einem Teil Zinn, zur Herrschaft. In dieser Form wirkte das Metall umgestaltend auf menschliche Einrichtungen. Als Bronze führte es sich im Norden Deutschlands, überhaupt Europas ein und blieb dort längere Zeit vorherrschend als im europäischen Süden. In den Ostseeländern entwickelte sich daher im 1. Jahrtausend v. Chr. eine vielseitige Bronzekultur. Ihre Träger waren die Germanen. Unterdessen erschien in Südeuropa das Eisen, das im 2. Jahrtausend v. Chr. bereits in Mesopotamien und Ägypten bekannt war. So begann für die europäische Kultur die E i s e u z e i t, in der man vielfach eine Hallstadt und eine La -Tqne - Periode unterscheidet. Jene, nach den reichen Funden auf dem Gräberfelde am Hallstatter See im Salzkammergut benannt, kennzeichnet sich als eine Mischkultur, indem bei vervollkommneter Bearbeitung der Bronze gleichzeitig das Eisen mitverwendet wurde. An ihr hatten teil die Griechen, Italiker, Etrusker und Kelten. Bei den Griechen und Römern entwickelte sie sich in raschem Fortschritt zu größter Vollkommenheit. Irrt weiteren Verlause trat die Bronze mehr und mehr zurück, das Eiseu gewann die Oberhand. Die Erzeugnisse dieser Art hat man nach den Funden bei La Tene am Neuenburger See als La-Tene-Kultur bezeichnet. Sie führte zugleich zur Verbesserung der Töpferei; denn man lernte das Emaillieren und verwendete die Drehscheibe. Bemerkenswert ist an ihr noch das Aufhören der Pfahlbauten. Das Gebiet ihrer Verbreitung umfaßte das Alpenland, Westungarn, Böhmen, Mähren, Oberdeutschland und das nordöstliche Frankreich. Ihre Träger waren vorzugsweise die in den genannten Gebieten wohnhaften Kelten. Sie hatten bei ihrer lebhaften Auffassungsgabe von der Mittelmeerkultur frühzeitig Gewinn gezogen, wurden auch fortgesetzt von Süden her beeinflußt
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