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1. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 282

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 282 — gleichnamigen Badeort mit 2459 Einwohnern, von denen 1978 katholisch, 448 evangelisch sind, und jedes Bekenntnis ihre Kirche hat. Tort ist eine bedeutende Papierfabrik und eine Fabrik für Hanshaltungsgegenstände. Der Boden ist nur im Südosten und Osten ergiebig. Die Stadt besitzt Ruinen eines, wie man sagt, alten Sitzes der Tempelritter. Karl der Große ließ einst, „an den Quellen der Lippe" gelagert, einer großen Menge Sachsen die Tanse erteilen und erbaute an derselben Stelle eine Burg. Wenn nun der Lippearm, an welchem sich unsre Tempelherrnbnrg erhebt, seit je der Jordan heißt, so liegt die Vermutung nahe, daß die Burg das Lager Karls gewesen, das hellströmende Gewässer aber aus jenen Tagen der Sachsenbekehrung, wo es als reinigende Taufflut ge- dient, den Namen führe. Um fo mehr, als vielfach uralte Burgen, deren Herstammung im Laufe der Zeiten ungewiß geworden, den Tempelrittern zugeschrieben wurden. Die Güter der letzteren wnr- den bei deren Auslösung dem Orden der Johanniterritter übergeben. Da wir diese jedoch in Lippspringe als Nachfolger der Templer nicht finden, und über Tempelritter in Lippspringe auch nichts in unsern Urkunden enthalten ist, so wird ihre Anwesenheit dort mehr als fraglich. Gewiß ist, daß die Burg dem Domkapitel zu Pader- born gehörte, in mancherlei Pfandbesitz ausgethau wurde, und daß ein kleiner Ort sich umher bildete, der 1400 städtische Rechte erhielt. Im 14. Jahrhundert beherbergte die Burg einen Herzog Heinrich von Lancaster, der mit 400 Lanzen auf einem Zuge gegen die Heid- nischen Preußen begriffen war; es ist nicht wahrscheinlich, daß der ritterliche Brite eine vorteilhafte Vorstellung von westfälischer Gast- lichkeit heimgebracht habe, denn er wurde hier in der öden Senne vom Grafen von Rietberg, von Hnnold von Plettenberg und Johann von Padberg überfallen und um alle Habe, Gold, Silber, Waffen und Kleidungsstücke gebracht. Seit dem dreißigjährigen Kriege wurde die Burg dem Verfall überlassen, mit ihr verfiel allmählich die kleine Stadt umher, bis dieser ein neuer Aufschwung bereitet wurde durch die 1832 gemachte Entdeckung der Heilkraft des jetzt viel besuchten dortigen Gesund- brunnens, einer Ouelle, deren Hauptbestandteile schwefelsaure Salze

2. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 340

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 340 — von Stolberg-Wernigerode verlobt war, vor Overberg zum Katho- lizismus über. Er verweilte oft auf dem Gute Lütgenbeck in der Nähe Münsters. 1812 zog er nach dem Gute Tatenhausen (Kreis Halle) und pachtete die Hannöversche Domäne Sondermühlen im Osnabrückschen. Am 5. Dezember 1819 ging er in Frieden heim und wurde in Stockkämpen bei Tatenhausen beerdigt. Von dem großen Münsterianer, Oberpräsidenten von Vincke, haben wir schon gehört. Der letzte Fürstbischof Münsters war Maximilian Franz von Österreich, ein Bruder der unglücklichen Marie Antoinette; von ihr bewahrt der Dom ein von ihr für den Bruder verfertigtes Meß- gewand. Die Säkularisierung geschah infolge des Luneviller Friedens durch den Reichsdeputationshauptschluß am 25. Februar 1803. Damals umfaßte das ganze Stift außer der Haupt- und Residenz- stadt 1. das Niederstift mit den drei Ämtern Meppen (Emsland), Vechta, Kloppenburg, von denen als Entschädigung für Abtretungen am linken Rheinufer das erste der Herzog von Arenberg, die beiden letztern der Herzog von Oldenburg erhielt, in das Oberstift mit den neun Ämtern: Ahaus, Bocholt, Dülmen, Horstmar, Sassen- berg, Stromberg, Werne mit Lüdinghausen, Wolbeck, Rheine mit Bevergern, im wesentlichen also die östliche Hälfte. Diese wurde samt der Stadt Münster mit Ausschluß kleiner Gebiete dem Königreiche Preußen als Erbfürstentum zugeteilt, während die westliche verschiedene Landesherren bekamen. Durch die Rheinischen Bundesakte vom 12. Juli und nach Auflösung des deutschen Reiches am 1. und 6. August 1806 wurde erneut das Oberstift Preußen zugesprochen; in Bezug auf die übrigen Teile fanden einige Ver- ändernngen statt. In dem Kriege Preußens mit Napoleon I. 1806 nahm der König Louis Bonaparte Münster und das ganze Land in Besitz. Im Frieden zu Tilsit 1807 gingen alle preußischen Ge- biete im Münsterschen verloren und an den Großherzog Joachim von Berg über; seit 15. Juli 1808 aber fiel es in die Hände des französischen Kaisers, der den Titel Großherzog von Berg und Cleve annahm, 1809 aber den minderjährigen Sohn des Königs

3. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 421

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 421 — Es wird vorwiegend Ackerbau betrieben. Die Stadt mit ihren blendend weißen Häusern, an denen grüne Bäume und blühende Topfpflanzen uns erfreuen, macht einen freundlichen Eindruck. Hügel auf und hügelab winden sich die Straßen. Auf dem Markte findet sich rechts am siebenten Hanfe eine Erinnerungstafel an den Pa- rabeldichter, Schriftsteller und ausgezeichneten Pastor Friedrich Adolf Krummacher, der hier am 13. Juli 1768 geboren ist. In der Mitte des Marktes schauen wir in einen offenen Brunnen, der eine Tiefe von 30 m mißt. Das Amt umfaßt noch die beiden Land- und Pfarrgemeinden Ledde mit 1147 und Leeden mit 1198 fast ausschließlich evangelischen Einwohnern. Die Stadt Ibbenbüren mit 4728 Bewohnern, von denen 2716 katholisch, 1447 evangelisch, 65 jüdisch sind, westlich von Tecklen- bürg, an der gleichnamigen Aa und an der Bahn von Osnabrück nach Rheine, am Abhänge der Schafberge mit ihren Steinkohlen, Eisenerzen und Sandsteinen, hat eine katholische und eine evangelische Kirche, sowie ein Amtsgericht. Die Steinkohlen- gruben gehören dem Staate. Von den Bürgern wird Glas-, Kalk- und Baumwollenindustrie betrieben. Im gleichnamigen Amte in der Landgemeinde von 5812 Eingesessenen, von denen 4318 katho- lisch, 1494 evangelisch, unweit der Bauerschaft Dörenthe, liegen die Dörenther Klippen, gewaltige Felsmassen von seltsamer Ge- stalt. An die auffallendste, „das hockende Weib", knüpft sich fol- gende Sage: „Das Wasser! das Wasser! — Es kommt! es kommt! O, Mutter, fliehe, so lang' es noch frommt!" — Schon leckt's an der Schwelle, schon bricht es die Wand; Die Spindel entsinket der bebenden Hand. Sie raffet empor die Kindelein: Auf Leben und Tod in die Brandung hinein! Es wogen die Wafser, es heult der Wind: „Ach, Mutter, Mutter! so geh' doch geschwind!" Hinauf am Gebirge! — Herr, schütze sie; Die Wasser spülen ihr um das Knie! Die Wasser drängen mit Macht, mit Macht:

4. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 456

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 456 — Er ist ganz gebirgig. Im Norden erstrecken sich die Briloner Höhen, im Süden lagert sich das Winterberger Hochland mit dem höchsten Punkte der Provinz, dem Kahlen Astenberge, und andern bedeu- tenden Gipfeln. Im Kreise entspringen und fließen dahin die Ruhr mit ihren Nebenflüssen Möhne und Lenne. Die Neger, ein Neben- fluß der Ruhr, gehört ganz dem Kreise an. Zur Eder fließen ferner ödeborn, Nuhne und Orke. Im Nordosten des Kreises strömt die Diemel und nimmt hier die Hoppecke auf. 3/s des Bodens ist Ackerland, 2/5 Waldung, 1/i2 Wiese. Der Kreis erzeugt Rindvieh und Schafe, Holz, Eisen-, Blei- und Kupfererze, Gips, Eisen-, Woll- und Holzwaren, Pulver, Papier. Die Einwohnerzahl beläuft sich auf 39141, von denen 37 235 katholisch, 1299 evangelisch, 697 jüdisch, in 3 Bürgermeistereien: Brilon, Obermarsberg, Winterberg, in 6 Amtern: Niedermars- berg, Thülen, Bigge, Niedersfeld, Hallenberg, Medebach mit 57 Landgemeinden und 1 Gutsbezirke Alme. Die Kreisstadt Brilon mit 4614 Bewohnern, von denen 4366 katholisch, 249 evangelisch, 68 jüdisch, an der Quelle der Möhne 455 in hoch gelegen, hat ein Amtsgericht und Gymnasium. Der Erwerbszweig der Stadtbewohner ist Ackerbau, trotz der zwar aus- gedehnten, aber wegen seiner Höhenlage wenig ertragssühigen Feld- flur; auch findet sich dort Bergbau und Hüttenbetrieb auf Eisen, Galmei und Blei; sowie Salpeter-, Pulver- und Pseifenfabrikation. Sehenswert ist die inmitten alter Bäume gelegene Pfarrkirche in teils romanischem, teils gotischem Baustil und mit ihrem 69 m hohen massigen Turme, der an die Soester Patroklikirche er- innert. Karl der Große soll sie schon gegründet haben, so daß 1777 ihr tausendjähriges Jubiläum gefeiert wurde. Vor ihr steht das Rathaus, schmal und niedrig, aber dasür um so tieser. Zwei gedrückte Spitzbogen bilden eine kleine Vorhalle und gehören der Mitte oder dem Ende des 13. Jahrhunderts an, während die Fassade und die Fensteröffnungen weit neuerer Zeit sind. Be- achtenswert ist serner der sogenannte „Kump", ein aus großen Steinfliesen gebildetes Rund, ein Wasserbehälter mit einer in ihn mündenden Leitung; eiserne Reisen halten die mit verwischten

5. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 480

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 480 — Fleiße, mit Kunst und Geschicklichkeit tausenderlei Geräte und Waren, und in solcher Menge, daß sie nicht alle in der westfälischen Heimat aufgebraucht werden können. Wie die Jserlöhner, so haben darum auch die Fabrikanten und Kaufleute in den Kreisen Altena und Hagen ihren Waren Absatzwege verschafft, auf denen dieselben weit in fremde Länder gebracht werden können. Kaum können alle die Metallwaren der Grafschaft Mark auf- gezählt werden. Bloß mit der Zubereitung des rohen Materials, des Eisens und Stahls, des Kupfers, Zinks, Zinns, Bleis und der zahlreichen Vermischungen und Legierungen dieser Metalle, zu denen das Neusilber, das Messing, das Tombak-Metall, die Britannia-Komposition und die Bronce gehören, beschästigen sich in dem einen Kreise Altena an 1200 Arbeiterfamilien. Zahlreiche Werke, die besonders an der Lenne angelegt sind, ziehen zwischen mächtigen Rollen aus Eisen- und Stahlstücken groben und seinen Draht und liefern ein Halbfabrikat, welches in andern Werkstätten noch weiter zu Nieten, Drahtstiften, Schuster- und Sattler-Ahlen, Näh-, Strick-, Steck-, Häkel-, Reih- und Packnadeln, zu Angel- haken, Krampen, Haarnadeln, Ringen, feinen Kettchen ver- arbeitet wird. Auch finden sich in der Gegend von Hagen und anderwärts Schmiedewerkstätten, in denen die eisernen und stählernen Grobwaren, wie Ketten, Thürgehänge, Pflugscharen, Sensen, Sicheln und andere Ackergeräte in ungeheurer Menge angefertigt werden. Selbst in feineren Stahlwaren versucht sich der märkische Arbeiter, wenn er auch bis jetzt in denselben seinen bergischen Nachbarn zu Solingen und Remscheid noch den Vorrang einräumen muß. Kupfer wird für sich allein nur wenig verarbeitet, besonders aus dem Grunde, weil sich durch Berührung mit sauren Flüssig- keiten leicht der Grünspan bildet, der für die Gesundheit äußerst nachteilig ist. Viel wichtiger für den märkischen Gewerbefleiß ist die schöne, goldgelbe Metallmischung, welche unter dem Namen Messing bekannt ist. Dieselbe entsteht durch Verbindung von un- gefähr drei Teilen Zink mit sieben Teilen Kupfer; doch wird gewöhnlich statt des reinen Zinks dasjenige Zinkerz angewandt, welches Galmei genannt wird. Wegen des Zusatzes von Zink eignet

6. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 529

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 529 — Lenne-Gebirge wird der ganze Kreis uneben. Die Ruhr bildet die Nordgrenze; ihr fließt in ihrem untern Laufe von Süden die Hönne zu; im Südwesten des Kreifes strömt die Lenne. Nur V5 ist Ackerland, fast 1/2 Wald. Ackerbau wird nur in beschränktem Maße betrieben; der Gewerbebetrieb ist aber sehr bedeutend, be- sonders ist die Metallwaren-Jndustrie von alters her wichtig. Auf verschiedenen Hütten werden die Zink- und Bleierze gewonnen und verarbeitet; die Eisen-, Messing-, Neusilber- und Nickel-Fabrikate haben mit Recht weiten Ruf und Absatz. Die Zahl der Bewohner beträgt 74 759, von denen 42 950 evangelisch, 31159 katholisch, 650 jüdisch, in 3 Städten: Iserlohn, Hohenlimburg, Menden,, in 4 Ämtern: Ergste, Hemer, Hohenlimburg, Menden mit 27 Landgemeinden. Die Kreisstadt Iserlohn von 24 722 Bewohnern, 15 956 evan- gelisch, 8456 katholisch, 310 jüdisch, auf einer Hochfläche mit dem südlich vorgelagerten Fröndenberg, hat außer dem Landratsamte ein Amtsgericht und ein Realgymnasium, und ist hochbedeutend durch seine blühende Industrie. In und bei der Stadt giebt es Näh-, Steck-, Strick-, sowie Draht-Stiste-, Messing- und Bronee- Fabriken, Eisengießereien, Glas- und Porzellansabrikation. Die sehenswerte oberste Stadtkirche ist aus der 1330 erbauten <Üapella> unserer lewen frouven open dem hilligen Berge und einer anderen 1366 errichteten Kapelle entstanden und hat noch jetzt einen Doppel- türm. 1879—1880 von innen und außen wiederhergestellt, ent- hält sie einen schön geschnitzten Marienaltar aus dem 14. Jahr- hundert, mit einem Fuße aus 1650. Bemerkenswert sind auch das geschnitzte Chorgestühl, gleichfalls aus dem 14. Jahrhundert, und hoch oben an der Wand das Standbild des Grafen Engelbert Iii. Die Stadt (sie wird zuerst 1124 als „Jslo" in einer Schenkungsur- künde genannt) trägt ihren Namen „Lohn" offenbar von Lohen — zu den Lohen, Wäldern, das Jfer soll von Jsera, einer germanischen Göttin, die dort verehrt sein soll, herkommen, wird aber besser von Eisen abgeleitet. In den Gründen, die gegenwärtig den älteren Teil der Stadt tragen, finden sich deutliche Spuren des alten Eisenbergbaues. Einer der alten Betriebe war ferner die Panz:r- Schulze, Heimatskunde. 34

7. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 4

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 4 — Sprach gelehrten endlich ziehen das englische Wort fellow — Ge- fährte oder ein altes Wort fala = plaga, Feld, Gegend heran. Jedenfalls bezeichnet Westfalen das westliche Land und Volk der alten Sachsen. Von Ludwig dem Deutschen an bis zum Sturze Heinrichs des Löwen 1180 bestand ein Herzogtum Sachsen, zu dem mit Ausnahme des Sieger- und Wittgeusteinschen Landes auch die jetzige Provinz Westfalen gehörte. Dann aber wurde es zer- trennt und ein kleiner Teil unter den Erzbischöfen von Köln zum Herzogtum Westfalen und Engern mit der Hauptstadt Arns- berg gemacht. Es umfaßte etwa 80 Quadratmeilen mit 195 000 Bewohnern in 25 Städten und 9 Freiheiten des Sauerlandes, nämlich die Kreife: Arnsberg, Meschede, Brilon, Olpe und ein- zelne Teile der Kreise Soest, Lippstadt, Iserlohn im jetzigen Re- gierungsbezirk Arnsberg. Der erste Herzog war Erzbischof Philipp zur Zeit Friedrich Barbarossas, der letzte Anton Viktor, welcher das Land 1803 infolge des Reichsdeputationsbeschlusses an Hessen- Darmstadt abtrat. Von ihm ging es 1815 an Preußen über. Ter westfälische Kreis, der achte, den mit neun andern Kaiser Maximilian I. 1512 in Deutschland zur besseren Handhabung des Landfriedens und Vollstreckung der Reichskammergerichts-Urteile einrichtete, zwischen Weser und Maas, umfaßte mit den Herzog- tümcrn Cleve, Jülich, Berg, den Grafschaften Ravensberg, Mark, den Bistümern Lüttich, Münster, Paderborn, Minden, Verden, Osnabrück, den Grafschaften Ostfriesland, Oldenburg, den Abteien Herford, Corvey und kleinern Gebieten z. B. Dortmund einen Flächenraum von 1250 Quadratmeilen und wurde von Teilen des niederrheinischen Kreises, zu dem das Herzogtum Westfalen gehörte, durchschnitten. Die größte Ausdehnung hat Westfalen gewonnen, als infolge des Tilsiter Friedens (9. Juli 1807) Napoleon I. am 18. August 1807 eine Filiale des französischen Kaiserreichs in dem Königreiche Westfalen mit seinem Bruder Jerome Bonaparte als Herrscher errichtete. Es war etwa 690 Quadratmeilen groß, zählte fast zwei Millionen Einwohner und mußte zum Rheinbunde 25 000 Soldaten

8. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 8

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 8 — zu unsrer Linken immer mehr nordwestlich, tritt in den gewerb- reichsten Teil von Westfalen ein und mündet endlich in jener Rich- tnng bei Ruhrort in den Rhein. 4. Die erdkundliche Übersicht über die Provinz Westfalen. Die preußische Provinz Westfalen liegt auf der Karte etwa in Gestalt eines Herzens, in nördlicher Breite von 502/3 bis 521/2 Grad, in östlicher Länge von 6i/g bis 91/2 Greenwich mit einem Flächeninhalt von 20 200 qkm vor uns. Sie ist größer als Schleswig-Holstein, 18 300 qkm, und Hessen-Nassau, 15 700 qkm, aber kleiuer als jede der andern 9 Provinzen. Die größte Ausdehnung von Norden nach Süden, von Schlüsselburg im Kreise Minden bis Burbach im Kreise Siegen beträgt etwa 220 km, die von Westen nach Osten, von Anholt im Kreise Borken bis Corvey im Kreise Höxter 210 km, Die Grenze läuft im Norden an der Provinz Hannover und den: Königreiche der Niederlande, im Westen an demselben und der Rheinprovinz, im Osten an der Provinz Hessen-Nassan, Fürstentum Waldeck, Herzogtum Braun- schweig, Provinz Hannover und Fürstentum Schaumburg-Lippe vor- bei. Wer auf der Grenzlinie um die Provinz gehen und alle Aus- und Einbiegungen beachten wollte, der müßte wohl 25 Tage unterwegs bleiben, wenn er auch täglich einen Marsch von sechs Meilen machen wollte; denn der Umfang beträgt etwa 150 Meilen. Von der Vogelschau aus erscheint die Provinz nach ihrer Bodenbeschaffenheit als eine große Ebene, die mit Unterbrechung durch unbedeutende Hügel sich vom Rheine nach der Weser er- streckt und hufeisenförmig von Bergen umschlossen wird. Diese Fläche trägt den Namen westfälische Bucht, oder weil sie fast ganz im Regierungsbezirke Münster liegt, münsterscher Tieflandbusen. Der Ausdruck Bucht, Busen ist ganz eigentlich zu verstehen, wenn auch das Meer jetzt fehlt. Daß es früher dort war, beweisen die vielen versteinerten Seebewohner, die man findet, sowie ans der Eiszeit die Lehm- und Sandlager mit Einschüssen von größeren und kleineren Kiesel und mit der Ablagerung von granitenen Find- lingssteinen, den erratischen Felsblöcken. Auch die Hügel sind nichts anderes als vom Meere aufgeworfene Dünen. Die ganze Ebene

9. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 164

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 164 — ihm keine Ruhe, bis er ein aufrichtiger Jünger des Heilandes wurde. Rehme, mit einer alten Kirche, der Amtssitz, ist seit den Zeiten der Merowinger und Karolinger bekannt. Vielleicht hat es seinen Namen von der französischen Stadt Rheims. Es zählt 2563 Bewohner. Rehme war früher ravensbergisch, wurde 1815 dem Kreise Minden zugeteilt. Die nahe Werrebrücke war die Grenze zwischen Fürstentum Minden und Grafschaft Ravensberg. Nördlich von dem Flusse liegen die Pfarrdörfer Eidinghausen mit 1678, Volmerdingsen mit 1745 Eingesessenen. Im letzteren findet sich der Wittekindshos oder das Blödenheim für die ganze Provinz zur Unterkunft und Pflege der jungen und älteren Schwachsinnigen, ein Werk christlicher Liebe, wenn auch von der Proviuzialverwaltung mit Geldzuschüssen unterstützt. Die Stadt Oeynhausen mit 2897 Bewohnern besitzt eine evan- gelische und eine katholische Kirche, ein Amtsgericht, ein Salzsteuer- amt, eiu Johanniter-Hospital, eine höhere Stadtschule und manche industriellen Werke: eine mechanische Bautischlerei, eine Eisen- gießerei, Weserhütte genannt, eine chemische Fabrik und eine Thon- Warenfabrik, mehrere Eigarreufabriken. Entstehung, Name und Ruhm verdankt sie aber den Salzquellen, die sie zum vielbesuchten Welt-Badeort, das durchschnittlich jährlich 6000 Gäste dort der- sammelt, gemacht haben. Einstens sollen bei dem nahen Dorfe Rehme an einem sehr warmen Sommertage Schweineherden in den Pfützen sich gewälzt und dann einen weißen Krustenüberzug erhalten haben. Man untersuchte die Wasserlachen und fand, daß sie Salzteile enthielten, und baute, um das wilde Wasser vom Salzwasser zu scheiden, Gradierhäuser, das neueste 1768 mit allen Anlagen, das Kunstwerk genannt. So gewann man Kochsalz. Zu- letzt war man darüber aus, Steinsalz oder doch Quellen aufzufinden, die mehr Salzteile als das bisherige Salzwasser enthielten. Schon hatte man 2100 Fuß tief in die Erde gebohrt, ohne etwas Wichtiges auszurichten, als plötzlich ein Wasserstrahl aus dem Bohrloche her- vorbrach, der zwar nicht sehr reichhaltig an Salz war, aber 26 bis 27 Grad Wärme hatte. Anfangs ließ man das Wasser laufen, eber bald gebrauchten es die benachbarten Landleute zu Bädern und erprobten seine herrlichen Dienste gegen manches Leibesgebreste.

10. Heimatskunde der Provinz Westfalen - S. 268

1900 - Minden i. W. : Volkening
— 268 — weit schlimmer als die Hessen wüteten. Hungersnot und Pest brachen aus. und das ganze Hochstist wurde einer Wüste ähnlich. Im Jahre 1802 „ließ", wie es im Schematismus des Bistums Paderborn heißt, Gott es in seiner unersorschlichen und anbetungs^ würdigen Weisheit zu, daß den Bischöfen Teutschlands die fürst- liche Macht genommen wurde. Paderborn kam als weltliches Fürsten- tum an Preußen, welchem es nach kurzer Unterbrechung durch die Regierung des Königs Hieronymus von Westfalen verblieb. Tie geistliche Macht des Bischofs blieb aber unangetastet und infolge einer Vereinbarung der Krone Preußens und des Papstes Pius Vii. wurde in der Bulle De salute animarum (Wegen des Heils der Seelen) 16. Juli 1821 der Tiöcese nicht nur ihr Bestand gesichert, sondern ihr geistliches Gebiet erweitert. Ter Kirchenprovinz Mainz entnommen und dem Erzbischofe von Köln unterstellt, umfaßt sie jetzt einen westfälischen Anteil, dem auch die Abtei Corvey, das Herzogtum Westfalen, die Fürstentümer Minden und Siegen, die Grafschaften Mark, Wittgenstein, Rietberg, die ganze Grafschaft Ravensberg, das Amt Reckenberg angehören, dazu auch Lippe und Waldeck und einen sächsischen Anteil in den Provinzen Sachsen und Branden bürg, in Gotha, Schwarzburg-Rudolstadt und -Sondershausen. 2) Aus der Geschichte der Abtei Corvey bis zur Herrschaft Preußens. Die Abtei Corvey, deren Gebiet einst den nordöstlichen Teil des jetzigen Kreises Höxter umfaßte, ist eine reichgesegnete und hoch- berühmte Beuediktiner-Stiftung. Adelhard, ein Onkel Karl Mar- tells, der Abt vom Kloster Corbie bei Amiens in Frankreich — es war gleichen Mönchsordens 666 von Bathildis, König Chlod- wigs Gemahlin, gestiftet — faßte den Plan, durch Brüder seines Ordens eine Pflanzfchnle des Christentums in dem von seinem Vetter Karl dem Großen eroberten und mit Bistümern ausgestat- teten Sachsenlande zu gründen. Aus den Tannenwipfeln ragte Eines Türmchens spitzer Kegel, First und Giebel eines Klosters Nach St. Benediktus' Regel.
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