Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Töchterschule
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Mädchen
98 I. Die Zeit der Konstitutionen.
bis zum 20jährigen Jüngling herab, die Lust und Kunst des Regierens allgemeiner verbreitet. Luzern (Jan.31), Freiburg (Febr.), Thurgau und Zürich (März), Aargau, St. Gallen, Waadt (Mai) rc. giengen voran; Bern folgte im Okt. Basel unterdrückte znerst die Bewegung in der Landschaft, indem es Liestal mit Trnppen besetzte, und glaubte dann (Febr.) mit einer mäßigen Reform durchzukommen; allein nach blutigen Zusammenstößen zog es der Einwilligung in die Landschaftsforderungen die Trennung in zwei Halbkantone vor 1832. In Neuenburg, das ungeschickt genug Fürstenthnm und Kanton zugleich war, schlug der preußische General Pfnel 1831 die Bewegung mit den Waffen nieder.
Im Ganzen war eine größere Gleichartigkeit des Ver-faffnngslebens im aufgeklärteren Theil der Schweiz erreicht; 7 demokratische Kantone, darunter die Vororte Bern, Zürich, Luzern schloßen schon das Siebener Concordat Juli 1832, das auf eine Umänderung der Bundesakte hinarbeitete. Dagegen vereinten sich nun aber (Nov.) 4 katholische Kantone mit Basel und Neuenburg zu Sarnen, um weitere Neuerungen abzuwehren. Heftige Debatten folgten. Eidgenössische Truppen schritten gegen Basel und Schwyz ein, und die Tagsatzung löste den Sarner Bund auf. Eine Umgestaltung der Bnndes-aste kam noch nicht zu Stande; man begnügte sich, das Heer- und Zollwesen einheitlicher zu ordnen.
Indessen war nun die Schweiz der Tummelplatz aller radikalen Geister geworden, die von hier aus Italien, Deutschland, Frankreich zu republikauisiren gedachten. So stiftete der Genuese Mazzini das „junge Italien" und vermochte es (Febr. 34) zu einem tollen Einfall in Savoyen, der aber an der Theilnahmlofigkeit der Bauern scheiterte. Darüber beschwerten sich und drohten ernstlich die Nachbarmächte, am bittersten Louis Philipps 1838, wegen Louis Napoleon (S. 92); doch gab die Tagsatznng, auf Englands starke Fürsprache bauend, diesen Einmischungen des Auslands nur halbes Gehör.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie]]
Extrahierte Personennamen: Jan Pfnel Mazzini Louis_Philipps Philipps Louis_Napoleon Napoleon
Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
Z. Volk und Staat.
93
gebracht, dann von deutschen Stämmen — im Westen von den Burgundern, im
Osten von den Alemannen — besetzt worden. Nach der Völkerwanderung wurde
sie unter der Herrschaft der Frauken in die christliche Kultur gezogen, und war
5ig. 38. Schweizerische Pfahlbauten (rekonstruiert).
schon unter Kaiser Karl ein blühendes Land; teilweise zu Schwaben, teilweise zu
Burgund gerechnet. Im Jahre 1097 kam jedoch Helvetien als Ober-Alemannien
an die Herzoge von Zäh ringen, welche die Kultur des Landes begünstigten; mit
ihrem Aussterben (1218) zerfiel das Land in viele geistliche und weltliche Herr-
schasten. Dann kam die Reihe an die Städte, groß und frei zu werden; auch
die Landgemeinden suchten ihre Freiheiten auszudehnen. Darüber kamen sie in
Konflikt mit den Habsbnrgern, welche gleichfalls in Oberalemannien ihre Macht
ausbreiten wollten, und es gelang den 3 „alten Orten" oder Urkantonen
Uri, Schwyz und Unterwalden (Rütli 1308 und Morgarteu 1315), sich ihrer glor-
reich zu erwehren. Nach und nach schlössen sich dem heldenmütigen Hirtenvolke
Luzern, Zürich und andere Kantone an. Dann -bewahrten sich die „Eidgenossen"
auch gegen Burgund (Herzog Karl den Kühnen) ihre Freiheit, lehnten sich mehr und
mehr an Frankreich an und kamen (1499) aus aller Verbindung mit dem deutschen
Reich. Die Reformation brachte dem Lande viel Zwist, aber auch ein neues Geistes-
leben. Seit dem Westfälischen Frieden 1648 ist die „Schweizerische Eid-
g e n o s s e n s ch a f t" ein anerkannt selbständiger Staat, und war lange der einzige
größere Freistaat Europas.
(Landesfarben und Wahrzeichen: ein weißes Kreuz in rotem Felde.)
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser]]
Extrahierte Personennamen: Karl Karl Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Schwaben Helvetien Oberalemannien Schwyz Unterwalden Luzern Burgund Frankreich Europas
Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
92
I. Die Schweiz.
beinahe überall neben dem Feldbau Fabrikation treibt. Daher die Seideweb-
stuhle in den reinlichen Stuben der so hübschen freundlichen Dörfer im „Züribiet",
die Baumwollweberei im Thnrgau, in St. Gallen und Glarus, die vielen Baumwoll-
fabriken in den Flnßthälern, die Stickerei im lieblichen Appenzeller und im St. Galler
Gebirgslande, die Strohflechterei im Aargau, die Seidebandweberei im Basel-Biet u. s. f.
Und eine nicht kleine Zahl, alt und jung, suchen auswärts ihr Brot, um mit etwas
Erspartem heimzukehren. Die fremde Frucht aber, deren die Schweiz bedarf, bezieht
sie aus Oberschwaben über den Bodensee, wo Rorschach vor der Eisenbahnzeit lange
der hauptsächlichste Fruchtmarkt der Schweiz war, und aus Frankreich.
Ansehnliche altgegründete Städte liegen am inneren Rande der Ebene, vor
den Mündungen der größeren Thäler, am Ufer eines Sees: Gens, Thun, Luzern
5ig. Z?. Luzern mit dem Rigi im Hintergrund.
(§ 87), Zug, Zürich, St. Gallen (§ 40). Andere weiter entfernt vom Gebirge,
erhöht auf See- oder Flußuferu: Lausanne am Genfer See auf drei Hügeln, gegen-
über den Savoyer Alpen, und Freiburg („im Üchtland") über den schroffen felsigen
Ufern der Saane, — diese im Südwesten der Hochebene. In der Mitte der
Hochebene aber, auf einer Halbinsel der Aar, die nunmehrige Bundesstadt der
Schweiz, — das stolze Bern; dann das gewerbsame reiche Winterthur in der Thal-
ebene der Töß, und Frauenfeld über der Mnrg, im Nordosten. Während die Städte,
dem Zeitgeiste folgend, das neuzeitliche Wesen angenommen haben, sind die Gebirgs-
Völker dagegen dem einfachen Hirten- und Naturleben treu geblieben (außer wo viel-
bereiste Gegenden durch Fremde Schaden gelitten haben). Der Widerstand gegen
das Drängen der Neuschweizer hat daher schon mehr als einmal, zuletzt 1847, zu
Sonderbünden und Bürgerkriegen geführt.
Z. Volk und Staat.
§ 92. Die Schweiz, ursprünglich, vor mehr als zwei Jahrtausenden, von
Kelt-en(Helvetiern) bewohnt, deren Psahlbanten (Fig. 38) man zuerst im Züricher
See gefunden hat, ist frühzeitig von den Römern in den Kreis ihrer Kulturwelt
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See]]
Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
94
I. Die Schweiz.
§. 93. Die Schweiz mißt in der Länge, zwischen Frankreich und Osterreich vom
Genfer See über den St. Gotthard bis zum Ortler in Tirol, 48 d. M. oder
350 km und in der Breite, zwischen Deutschland und Italien, von Schaffhausen
bis Tessiu (beiderseits die äußersten Spitzen gerechnet), 30 d. M. oder 220 km;
ist also mehr lang als breit. — Ihr Flächenraum ist fast so groß als Württem-
berg, Baden und Großherzogtum Hessen zusammen.*) Ihre Gestalt bildet ein un-
gleiches etwas schiefes Viereck mit ein- und ausspringenden Grenzlinien, zwischen 4
oder 5 Endpunkten; diese sind die Rheinbiegung (Basel) im Nordwesten, der
Bodensee im Nordosten, der Genfer See im Südwesten, der Luganer See im Süden
(der Ortler im äußersten Südosten).
So ist die Schweiz, das hochliegende Land, zwischen Deutschland, Frankreich,
Italien hingelagert^ Deutschland ist ihr Nachbar im Norden, und zwar Haupt-
sächlich Baden, an einer kleinen Strecke des jenseitigen Bodenseeufers auch Württem-
berg und Bayern; der Bodensee und der Rhein bis Basel bilden ihre nördliche
Grenze; nur ein kleines Stück in der Nordmitte (Schaffhausen) schiebt sich über
den Rhein zwischen badisches Gebiet hinein. Auch im Osten ist deutsches Gebiet
ihr Nachbar, nämlich Tirol und Vorarlberg; auch hier bildet der Rhein, vom Bodensee
aufwärts, eine Strecke lang (bis zum Einflüsse der Landquart) ihre Grenze; von
da aber zieht diese in einem großen Bogen östlich um das Innthal herum. Im
Süden der Schweiz liegt Italien; unregelmäßig zieht die Grenze über^ die Alpen
hin in großen Zickzacklinien (doch meist den höchsten Gebirgskäminen folgend) bis
zum Geufer See. — Im Westen grenzt die Schweiz an Frankreich: vom Genfer
See zieht in nordöstlicher Richtung bis Basel die Grenzlinie, auch in höchst unregel-
mäßiger Gestalt, über den Jura hiu.
§ 94. Übrigens ist es nicht der d e u t s ch e Volksstamm allein, dem die Schweiz
angehört. Diese umfaßt auch ein bedeutendes Stück des Bodens französischer
Zunge, der ganze Westen (welsche Schweiz) ist von französischem Volke bewohnt:
der Berner Jura, Neuenburg, das Waadtlaud, Genf, zwei Drittel von Freiburg
und von Wallis (das untere Wallis). Dann enthält sie ferner ein kleineres Stück
italienischen Landes: das Land südöstlich vom St. Gotthard, Tessin, und drei
Stückchen im äußersten Südosten (zum Kanton Graubünden gehörig), alle diese auf
der Italien Zugewandten Seite der Alpen; endlich einen eigentümlichen Volksstamm
mit einer lateinischen Tochtersprache, die sonst nirgends in der Welt gesprochen wird,
der räto-romanischen (mit 2 Mundarten), in Graubünden. So ist also die
Schweiz, wiewohl vorherrschend deutsches Land, durch diese Zerteilung zum Ver-
einigungslande sehr verschiedener Haupt-Völkerstämme Europas geworden, — was
ihr eine einheitliche Regierung nicht wenig erschwert, aber ihr auch, sosern ihr deren
Einigung gelingt, um so größere Stärke und Ehre verleihen muß.
Indessen wiegt doch das deutsche Element in der Schweiz so sehr vor,
daß von den 2 4/5 Millionen Menschen ihrer Bevölkerung über 2 Millionen zum
deutschen Stamme gehören, und die ganze Kultur, das Geistesleben, in der Schweiz
vorherrschend mit Deutschland zusammengeht. Daher hatte auch Deutschland in
seinem Südwesten an dem Schweizer Alpenlande und Volke ein starkes natürliches
Bollwerk zu Deckung seines Rückens. Allein infolge alter Empfindlichkeit des
großen Bruderstaates gegen den kleineren Nachbar, — der sich einst durch echt-
*) Die Flächenzahlen siehe in der Tabelle Seite 93, sowie in der Tabelle über die Länder des
Deutschen Reichs.
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Extrahierte Personennamen: Gotthard Gotthard
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Osterreich Deutschland Italien Schaffhausen Baden Hessen Basel Luganer_See Deutschland Frankreich Italien Deutschland Baden Rhein Basel Schaffhausen Rhein Vorarlberg Rhein Italien Frankreich Basel Neuenburg Genf Freiburg Italien Europas Deutschland Deutschland Schweizer_Alpenlande
Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
3. Volk und Staat. 95
deutsche Männlichkeit in Zeiten der Verwirrung selbst geholfen — ist es so weit
gekommen, daß die Schweiz sich oft mehr an Frankreich angeschlossen hat, das von jeher
gegen sie klug und freundlich war.
Von französischem Volke wohnt über *[2 Million (600 000) auf Schweizer
Boden, von italienischem etwa 146 000, das romanische Gebiet zählt
etwa 38 000 Seelen.
Dem kirchlichen Bekenntnisse nach ist die Westschweiz (außer Freiburg)
samt Zürich, Schaffhausen und Glarns vorwiegend reformiert, die Ur-Schweiz
und der Süden, samt Freiburg, Solothuru und dem Berner Jura, überwiegend
katholisch; die ganze Ostschweiz samt Genf und Aargau gemischt. Es sind
also dem Räume nach so ziemlich 3 gleiche Teile. Katholische Bischofssitze sind in
Solothnrn, Freiburg, Sitten, St. Gallen und Chur.
§ 95. Das Schweizer Volk ist ein schöngebauter Menschenstamm, voll Kraft und
Lebensfrische, freigesinnt und treuherzig; dabei arbeitsam, geschickt und lebensgewandt.
Haben die Bewohner oft Mühe, dem wenigen und manchmal kargen Feldboden
^etwas Nahrung abzugewinnen, so sind sie rührig, durch Gewerbe sich ihren Unter-
halt zu ergänzen, — durch die ganze Schweiz zieht ein reges, emsiges Gewerbsleben.
Nicht nur erheben sich allerwärts stattliche Fabriken, auch in der Hütte des Land-
manns ist der Webestuhl im Gange; schon das Kind nimmt nach Kräften munter
Teil am Erwerbe.
Überall tritt der Sinn für Ordnung und Erhaltung, für Zweckmäßigkeit,
Reinlichkeit und Schönheit zu Tage. Beinahe allerorten — mit Ausnahme der
ärmsten Hirtengegenden — gewahrt man Wohlstand und Frohmut. Hübsche Dörfer,
schmucke, in den Appenzeller und Berner Gebieten wunderliebliche Landhütten, oft
mit zierlichen Gärtchen, anmutige, selbst prächtige Wohngebäude sogar mitten in den
Dörfern, und besonders die stattlichen Hospitäler, Armenhäuser und Schulgebäude u. s. f.
verkündigen überall laut, wie traulich, wie versorgt und vom Gemeinsinn getragen
das heimatliche Leben in der Schweiz sei. Da übrigens die Schweiz in eine Menge
Kantone und Gemeinwesen geteilt ist, die oft durch himmelhohe Berge voneinander
getrennt sind, so zeigen sich große Unterschiede in Mundart, Tracht, Sitten und
Verfassung. Auch kleinliche Parteisucht gegeneinander (der Kantönligeist) macht
sich zuweilen fühlbar. — Gleichwohl durchdringt das Volk ein Gemeinschafts- und
Bürgersinn, eine einsichtsvolle, thatkräftige Teilnahme am Wohl und Wehe des
Ganzen, die es unerachtet feiner kleinen Zahl zu einer Achtung gebietenden Macht
in Europa erhoben hat.
Die Hauptstädte der Schweiz sind Bern, Genf, Bafel und Zürich, lauter
großartige, bildungsreiche, sehr wohlhabende Städte (s. die folg. Tabelle). Bern,
der Sitz der Bundesbehörden, Zürich (25000 Einwohner, mit den Außen-
gemeinden 76 000 Einwohner), durch seine herrliche Lage, seine Industrie und seine
Bildungsanstalten (Universität, Polytechnikum) ausgezeichnet, Basel, durch den
sprichwörtlichen Reichtum seiner Handelshäuser, Genf aber ist nach Paris die vor-
nehmste Hauptstadt der französischen Nationalkultur, die volkreichste Stadt in der
Schweiz und am meisten von Fremden (namentlich Engländern) besucht, wie über-
Haupt kein Land Europas so viele Ausländer beherbergt als die Schweiz, besonders
die französische.
Was die Verfassung der Schweiz betrifft, so ist diese ein Freistaat, und zwar,
nach der Bundesverfassung von 1848 ein Bundesstaat (eine Eidgenossenschaft) von 22
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T68: [Schweiz Zürich Kanton Bern See Stadt Genf Basel Schweizer Schwyz], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch]]
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Freiburg Schaffhausen Freiburg Freiburg Chur Europa Genf Basel Genf Paris Schweiz Europas
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
— 62 —
wurde, ferner verschiedene Erzeugnisse der Landwirtschaft, Erträge des Bergbans, z. B. Silber und Kupfer, Waren der Metall-indnstrie, z. B. Sicheln, Nürnberger Spielwaren, vor allem auch Felle, werden doch sogar Eichhörnchenfelle besonders erwähnt, und endlich auch niederländische Tnche.
d) Alpenstraßen.
War früher Deutschland von großen Handelswegen unberührt geblieben, so taten sich, seitdem es Anschluß am Welthandel gesunden hatte, neue Handelsstraßen in ihm auf. Die Verbindung mit Italien führte zur Erschließung der Alpen. In germanischer Urzeit hatten sich schon die Römer Wege über sie hinweg zu den nordwärts wohnenden Germanen gebahnt, und ebenso waren germanische Wanderzüge vor der hohen Gebirgsmauer nicht zurückgeschreckt. Dann aber blieben sie lange vom großen Völkerverkehr unberührt. Die Kulturarbeit der Mönche erschloß aber auch hier die Wildnis, in öden Tälern siedelten sich fleißige Menschen an. Die wenigen alten Wege wurden wieder ausgesucht und neue erschlossen. Die deutschen Kaiser strebten auf ihnen dem Süden zu. Was jene Kulturträger begonnen hatten, setzten die Kaufleute fort. Die Pässe, die einst vom Waffenklang widerhallten, wurden nun vielbegangene Handelsstraßen. Eine bedeutsame Rolle spielte allezeit der B r e n n e r p a ß. Von Venedig aus erreichte man ihn über Verona, Bozen und Brixen, welche Städte infolgedessen Zu verkehrsreichen Märkten aufblühten, oder man wandte sich auf kürzestem Wege dem Pustertal zu und zog in diesem auswärts. Von Norden aus wählte man gewöhnlich den Weg über Füssen und Innsbruck. Im Westen benutzte man die Straße über den Großen St. Bernhard und gewann so die Verbindung mit Genua. Außerdem kamen der Simplon-, der Splügen- und der Septimerpaß als Handelswege in Frage. Eine neue bedeutungsvolle Straße öffnete sich im 13. Jahrhundert über den St. Gotthard, nachdem Kolonisten einen Weg durch das wilde Reußtal angelegt hatten. Allerdings befanden sich die Wege größtenteils noch in einem mangelhaften Zustande, und wenn auch der wachsende Handel Veranlassung gab, auf ihre Verbesserung bedacht zu fein, so war doch der Verkehr auf ihnen mit nicht geringen Schwierigkeiten verbunden. Mühsam schleppten daher die Zugtiere den schwerbeladenen Frachtwagen die steilen Straßen hinauf, oder Saumrofse trugen die Waren auf schmalen, an schwindelnden Abhängen hinführenden Pfaden übers Gebirge hinweg. Froh war
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T90: [Alpen See Schweiz Inn Rhein Bodensee Gotthard Paß Rhone Italien], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Bernhard Gotthard
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Verona Bozen Brixen Genua
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
— 139 —
hervor, sondern waren auf die Zugehörigkeit der Staaten zum Rheiubuud zurückzuführen, der in verschiedenen Dingen bereits eine Neugestaltung des Staatswesens mit sich gebracht hatte. Darum durfte der König von Bayern auf dem Wiener Kongreß erklären, daß er schon früher die Verleihung einer neuen Verfassung beschlossen habe. Zuerst, schon am 2. September 1814, wurde eine solche in Nassau eingeführt. Dann folgten 1816 Schwarzburg-Rudolstadt, Sachsen-Weimar, Lippe-Schaumburg, 1818 Sachsen-Hildburghausen, Bayern und Baden, 1819 Hannover, 1820 Hessen-Darmstadt. In Württemberg verkündete König Friedrich I., ein Gegner des Deutschen Bundes, 1815 eine neue Verfassung; aber da er infolge seiner bureankratischen und despotischen Regierung unbeliebt war, nahm das Volk die „Wohltat" mit Mißtrauen auf und lehnte sie ab. Es verlangte nach dem „guten alten Recht". Erst unter dem Nachfolger Friedrichs, unter König Wilhelm I., kam nach langen Kämpfen 1819 eine neue Verfassung zustande.
Die Landstände, die durch die neuen Verfassungen geschaffen wurden, gliederten sich nach dem französischen Vorbild meist in zwei Kammern. Die Mitglieder waren Vertreter des Großgrundbesitzes, der Städte und der Landbevölkerung. Zu rechtem Ansehen vermochten sie freilich die neue Ordnung tut allgemeinen nicht zu bringen. Daß die neue Verfassung gerade in den unbedeutenden und unselbständigen Staaten Deutschlands, die so lange unter französischem Einfluß gestanden hatten und dann mehr und mehr in Abhängigkeit von Österreich gerieten, zur Einführung gelangte, gereichte ihr zum Unsegen. „Der deutsche Parlamentarismus erhielt von Haus aus das Gepräge kleinstädtischer und kleinmeisterlicher Beschränktheit." Es fehlte ihm jeder große Zug und der weite Blick; er artete in persönliche Zänkerei aus und wirkte so verwirrend auf die öffentliche Meinung.
d) Das Wartburgfest.
In Preußen, von dem die Verfassungsfrage auf dem Wiener Kongreß am lebhaftesten gefördert worden war, kam es nicht zur Verwirklichung konstitutioneller Ideen. Wohl versprach der König in einer Verordnung vom 22. Mai 1815 die Einführung einer Volksrepräsentation; aber zahlreiche andere Aufgaben, die nach den Kriegswirren ihrer Lösung harrten, und der hemmende Einfluß Metternichs ließen die neue Verfassung nicht zustande kommen.
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter]]
TM Hauptwörter (200): [T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T174: [Preußen Sachsen Hannover Holstein Provinz Königreich Staat Oldenburg Braunschweig Dänemark]]