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1. Leitfaden der Weltgeschichte zum Gebrauche für Schulen - S. 20

1882 - Mainz : Kirchheim
— 20 — Gruppe des Laokoon, die Statue des Apollo von Belvedere u. A. (Antiken). In der Malerei waren Zenxis, Parrhasins und Apelles berühmte Meister. Leider sind von ihren Gemälden keine auf uns gekommen. Musik und Chorgesang fanden eifrige Pflege; die Poesie erreichte in Griechenland die höchste Blüte. Außer Homer, dem Vater der Dichter, besaß die griechische Nation drei große Poeten inaeschylos (525—456), Sophokles (495—405) und Euripides (480—405). Die genannten Dichter wandten sich dem ernsten Drama, der Tragödie, zu, während Aristophanes verdient, der Vater der Komödie genannt zu werden. In der Lyrik glänzte Anakreon (520), dessen heitere Lieder oft leichtfertig sind; auch eine Dichterin verdient genannt zu werden: Sappho (620), die lesbische Nachtigall. Der berühmteste und tugendhafteste Lyriker war P i n d a r von Theben (620). Er wünschte sich das Schönste hienieden, und die Götter gewährten ihm einen guten Tod, wie die Mythe erzählt. Noch verdient der Fabeldichter A e s o p Erwähnung, dessen unsterbliche Fabeln anderen Fabeldichtern der neueren Zeit zum Muster dienten. Unter den Philosophen oder Weltweisen leuchteten Hervor: Pythagoras (580 — 500). Er lebte in Samos, hatte in Unteritalien viele Anhänger, die eine gemeinschaftliche Lebensweise führten und sich mit Philosophie, Mathematik und Musik beschäftigten. Sokrates, der tugendhafte Athener, lebte von 469—399; er entwickelte durch Fragen seine Lehrsätze. Er erkannte die Nichtigkeit und Unwahrheit^ der heidnischen Götterlehre und wurde verurteilt, den Giftbecher zu trinken, weil man ihm den Vorwurf machte, er verführe die Jugend zum Abfall von den Göttern. Sein größter Schüler war Plato „der Göttliche", wohl auch der „akademische Schwan" genannt. Aristoteles, der größte Denker seiner Zeit, war der Lehrer Alexanders des Großen. Sein Zeitgenosse war der Philosoph Zeno, Gründer der Philosophenschule der S t o i k e r, die den Schmerz nicht _ für ein Uebel hielten, sondern erklärten, man müsse alle Wechselfülle des Lebens mit unerschütterlichem Gleichmut ertragen. Ihnen entgegengesetzt waren die Epikuräer, Anhänger des Epikur (f 270), die den Lebensgenuß als obersten Grundsatz aufstellten, und damit der Weichlichkeit und Sittenlosigkeit Thür und Thor öffneten. — Der in einer Tonne lebende Diogenes

2. Leitfaden der Weltgeschichte zum Gebrauche für Schulen - S. 70

1882 - Mainz : Kirchheim
— 70 - Er brachte 1032 Burgund (das alte arelatische Reich) an sein Haus; ebenso Schwaben durch seine Gemahlin Gisela. Sein Stiefsohn Ernst empörte sich gegen ihn, wurde geächtet und fand mit seinem Freunde Werner von Ky-bürg ein tragisches Ende bei der Belagernng der schwäbischen Burg Falkenstein 1030. Das wechselvolle Leben des Herzogs Ernst bot den Dichtern des Mittelalters reichen poetischen Stoff zu Sagen und Liedern. Konrad Ii. ordnete den Gottesfrieden — Treuga Bei — an, wonach an den durch das Leiden Christi geheiligten Wochentagen die Waffen ruhen mußten. Er machte sich Polen und Böhmen lehenspflichtig, mußte aber Schleswig bis zur Eider an Kan nt d. von Dänemark abtreten. Biele kleinere Lehen wurden unter seiner Regierung erblich, was große Nachteile zur Folge hatte. Konrad starb in den Niederlanden 1039 und liegt in dem von ihm erbauten Dome zu Speyer begraben. Heinrich Iii. 1039—1056, genannt der Schwarze, Konrads Ii. Sohn und Nachfolger, hob das kaiserliche Ansehen zu der Macht, die schon sein Vater erstrebt hatte; vor dem strengen Kaiser fürchteten sich die Großen des Reiches. Er machte sich den König von Ungarn lehenspflichtig und brachte Heinrich I. von Frankreich zum Schweigen, nr'cher Ansprüche auf Lothringen erhob. Damals sah es traurig in der Kirche Gottes aus: drei Päpste waren gewählt, von denen Keiner zurücktreten wollte. Heinrich vermochte sie zur Abdankung und lenkte die Wahl auf den Bischof von Bamberg, der als Clemens Ii. den päpstlichen Thron bestieg. Auf ihn folgten Damasns Ii. und Leo Ix., die ebenfalls Deutsche von Geburt waren. Heinrich starb im kräftigsten Mannesalter in seiner königlichen Pfalz zu Goslar und wurde in Speyer beigesetzt. Heinrich Iv. (1056 — 1106) war erst sechs Jahre alt, als ihm die Königskrone zufiel; deshalb regierte statt seiner seine Mutter Agnes, welcher der Bischof von Augsburg mit Rat und That zur Seite stand. Die Erziehung des zwar talentvollen aber leidenschaftlichen jungen Fürsten übernahm anfangs der sittenstrenge Erzbischof Hanno von Köln, der mit Festigkeit dem ungezügelten Wesen Heinrichs entgegentrat, und später Adalbert von Bremen, der seinen bösen Neigungen nicht genug Widerstand leistete. Kaum zur Regierung gelangt, überließ sich Heinrich in

3. Das Mittelalter - S. 160

1884 - Mainz : Kirchheim
160 Folgen der Kreuzzüge. Nicht minder überraschend ist der Einfluß auf die europäische Kunst. Am schnellsten zeigte sich derselbe in der Musik; von den Morgenländern lernten die unter dem Schall der Hörner ins Feld ziehenden Kreuzritter die lärmende und berauschende Musik der Trommeln, Pauken, Trompeten, Hoboen, Posaunen, das Spielen der Bauten und Guitarren. — Im Zeitalter der Kreuzzüge bildete sich ferner in Europa ein neuer Baustil heraus, der ein wesentliches Moment gerade von den Arabern entlehnte. Von thuest bekamen zunächst die Normannen auf Sieilien nttd in Itmerimlien den Spitzbogen, und ans der Spitzbogenform erwuchs die gotische Architectur des 12. und 13. Jahrhunderts. Noch erinnert heute das Wort Arabeske an das zierliche, von den Arabern geschaffene Ornament, das in mannigfaltigem Lanb-werk und blatterartigen Blumen, vermischt mit geometrischen Figuren, laubähnlich sich hinschlingt. Den größten Einfluß aber hatten die Kreuzzüge auf die Poesie. Sie war bis bahnt von Geistlichen geübt morden und fast ohne Ausnahme hatte man sich der lateinischen Sprache bedient. Seitdem aber das Rittertum sich entwickelte und Liebe und Tapferkeit der Kern des Lebens und Dichtens wurde, trat die Geistlichkeit allmählich in den Hintergrund, und der kriegerische Adel, der die Züge ins Wuuberlaub des Ostens unternahm, dessen Phantasie sich entzündete an beu märchenhaften Erscheinungen des Orients imb in bessert kühnen Kämpfen bte großen Gestalten der heimischen H eiben sagen sich belebten, der kriegerische Abel würde der Fortbilder der Dichtkunst in volkstümlicher Sprache. So entstand — und zwar zunächst im snblichen Frankreich in der sonnigen anmutigen Provence — bte Liebespoesie der Troubadours. Zugleich erwachten durch die Züge ins Morgen-land die alten Sagen und verschlangen sich mit den Erlebnissen der Glaubenskämpfer. Karl der Große, der Gottesstreiter wider die Mauren in Spanien, wnrde in diesen Sagen und Liederuder Hauptkampfer wider die Ungläubigen. Viel weiß von dem gewaltigen Karl und feinen Helbett bte im 12. Jahrhundert gesammelte Chronik Tur-puts zu erzählen. Ein wnnberbar reiches Dichterleben ging in Deutschland auf, als mttt die Poesie auch hier eine volkstümliche wurde, als in den Liedern der ritterlichen Säuger das Lob der Geliebteu klang und das tiefe Naturgefühl der Deutschen in waldesfrischen Worten ausströmte. Man faßt diese Dichter unter dem Namen Minnesänger zusammen. Zugleich gestaltete sich die reiche Sageufülle bei den Deutschen zu kunstvollen Gedichten, zum teil von wunderbarer Tiefe und unvergleichlicher Schönheit; solche Lieder waren Wolfram von Efchenbachs Parzival

4. Das Mittelalter - S. 215

1884 - Mainz : Kirchheim
Wolfram v. Eschenbach. Parzival. 215 mit seinen Helden gab den Inhalt eines dritten, jedenfalls im nördlichen Frankreich erwachsenen Sagenkreises; der König wird nun teils im Kampse gegen die widersetzlichen Großen geschildert, teils erscheint er als Glaubensstreiter wider die Ungläubigen. Ferner erzählten die deutschen Dichter auch von antiken Helden, besonders von Aeneas und Alexander dem Großen, die freilich ebenfalls zu Rittern von vollendeter höfischer Bildung wurden; außerdem benutzten sie Stoffe aus der Religionsgeschichte und den Zeitereignissen, unter den letzteren ist der Lobgesang auf den heiligen Anno von Köln eine hervorragende Dichtung. Durch alle diese Dichtungen geht ein unverkennbarer Familienzug hindurch. Die Darstellung ist meistenteils von großer Schönheit und Gewandtheit der Form, Hauptgegenstand auch hier die Verehrung der Frauen, angeknüpft an die Abenteuer irrender Ritter; doch fehlt fast überall die künstlerische Einheit, die Ereignisse sind nur lose an einander gereiht und spielen gewöhnlich von der Geburt bis zum Tode des Helden. Am beliebtesten waren die Artus - und die Gralsage, weil sie sich am meisten von der Wirklichkeit entfernen, und ans ihnen haben auch die größten Meisterwerke höfischer Dichtung ihre Stosse genommen. Dahin gehört der Parzival von Wolfram von Eschenbach (ans Eschenbach in der Nähe von Ansbach, von ritterlichem Geschlecht, gest. 1230.) Wolfram hatte als jüngerer Sohn der Familie keinen Teil an den väterlichen Besitzungen. Er klagt über Armut und scheint es als Demütigung zu empfinden, daß er dichtend von der Gunst der Fürsten lebe. Meistens hielt er sich beim Landgrafen Hermann von Thüringen auf. Durch einen glücklichen Humor wußte er die Mißstände seines Lebens innerlich auszugleichen. Wolfram's epische Werke verfolgen sämtlich geistliche Tendenzen; doch ist er ebenso glänzend in der Darstellung des weltlichen Rittertums. Er ist wie kein anderer Dichter dieser Zeit umfassend und tiefsinnig in der Behandlung der Ideen, die seiner Zeit angehören. Seinen Parzival bearbeitete er nach einem französischen Gedicht, aber voll genialer Selbständigkeit und tiefer Innerlichkeit des Gefühls. Der Inhalt dieses tiefsinnigen Epos ist folgender: Parzival, dessen Vater G a-muret aus einem Zug nach dem Orient durch Verrat umgekommen war, wird von seiner Mutter Herze loide in der stillen Einsamkeit des Waldes, fern von dem Geräusch der Waffen, denen sein Vater erlegen war, erzogen. Mit ängstlicher Sorgfalt sucht sie ihn vor aller Kunde des Rittertums zu bewahren und nur die sanften Regungen seines Gemüts zu nähren. Dennoch bricht die ererbte Thatenlust mit aller Stärke hervor, als

5. Das Mittelalter - S. 276

1884 - Mainz : Kirchheim
276 Dichtkunst. wußten. Auch die weltlichen Fürsten ahmten teilweise ihr Beispiel nach. Als der Bischof Otto von Freising dem Kaiser Friedrich I. _ seine Chronik überreicht hatte, sagte ihm der Kaiser: „Die Chronik, so du weislich in guter Ordnung verfaßt, und was du, da es verdunkelt und verborgen war, zu Licht und Einklang erhoben hast, nehme ich mit außerordentlichem Vergnügen an und freue mich, wenn ich der Kriegsmühen überhoben bin, mit Lesung derselben, indem ich durch der Kaiser glänzende Thaten mich selbst zur Vortrefflichkeit anleite." — Wie Kaiser Friedrich Ii. für die Wissenschaften sorgte, haben wir schon bei seiner Lebensbeschreibung gesehen. Und wenn auch seine Sorge hierin vorzüglich auf seine italienischen Staaten und Universitäten gerichtet war, so muß doch die Rückwirkung von dort auf Deutschland in Anschlag gebracht werden, wie denn alle Zeichen darthun, daß Deutschland selbst in der regsten Entwickelung der Wissenschaft und Kunst begriffen war. Es mehrten sich die Universitäten; den fünf im 14. Jahrhundert entstandenen (Prag, Wien, Heidelberg , Köln, Erfurt) kamen im folgenden noch zehn hinzu. Freilich blieb das Latein der Gelehrten der großen Menge verschlossen; aber bald schrieben Bürger in deutscher Sprache die Geschichte ihrer Stadt und die deutschen Predigten des Geiler von Kaisersberg am Ende des 15. Jahrhunderts sind von großem Nutzen gewesen. Außerordentlich beliebt war auch das plattdeutsche Volksbuch vom Till Eulenspiegel, jenem Schalke, der alle Befehle wörtlich ausführt und eben deshalb alles ungeschickt macht. Wir dürfen es sagen: die deutsche Prosa ist ein Werk des deutschen Bürgertums. d. Die Dichtkunst. Während so in Deutschland auf dem Gebiete der bildenden Kunst und der Wissenschaft ein frisches, kräftiges Leben sich regte, tritt uns in der deutschen Dichtkunst das Bild des traurigsten Versalls entgegen. Die Ursachen desselben haben wir schon früher teilweise kennen gelernt (S. 225). Selbst die gewaltigen, alle Verhältnisse des Lebens so mächtig umgestaltenden Erscheinungen, die im 14. und 15. Jahrhundert eintraten, die großen folgenreichen Erfindungen, die Entdeckung der neuen Welt, vermochten der Poesie kein neues Leben einzuhauchen; ja, wir müssen vielmehr sagen, daß sie aus die Entwickelung derselben nur nachteilig einwirkten. Dichtete doch nnn der Dichter nicht mehr für einen

6. Das Mittelalter - S. 284

1884 - Mainz : Kirchheim
Das deutsche Drama. die Rollen an verschiedene Personen zu verteilen, so daß einer z. B. die des Pilatus, ein anderer die des Herodes, des Hohenpriesters n. s. w. hatte, während der Priester selbst die Rede Christi vortrug, anfänglich alles lateinisch. Bald aber schob man auch deutsche Gesangstücke ein; man gab den Personen ein passendes Costüm, und damit verband sich dann von selbst auch die Handlung. Ursprünglich wurde alles von Geistlichen dargestellt; bald aber wurde auch die Hilfe von Laien nötig, und zu dem tragischen Ernste kamen auch komische Elemente hinzu, z. B. Judas, wie er sich um die Silberlinge zankt, die ihm in schlechter Münze ausgezahlt werden. Gegen solche Entweihung eiferten Synoden und Bischöfe im 13. und 14. Jahrhundert durch strenge Verbote; das hatte aber nur die Folge, daß solche Darstellungen, die man gewöhnlich Mysterien nennt, außerhalb der Kirche verlegt wurden. Damit bemächtigte sich nun das Volk ganz derselben, und die lateinische Sprache verschwand völlig. Außer der Leidens- und Auserstehungsgeschichte wurden auch andere heilige Geschichten in dieser Weise behandelt; so erzählte Johannes Rothe in seiner thüringischen Chronik, daß im Jahre 1322 von dem Markgrasen Friedrich von Meißen ein geistliches Spiel von den sünf klugen und fünf thörichten Jungfrauen aufgeführt fei, und das Schicksal der thörichten Jnngsraueu habe ihn so ergriffen, daß er in Tiefsinn verfiel und daran starb. Besonders wählte man auch das Leben, die Wunder und die Himmelfahrt der Jungfrau Maria zum Gegenstände dramatischer Vorstellung; namentlich finden wir mehrere Spiele, welche die „Klage Mariä" bei Christi Tode oder ihre Himmelfahrt darstellen. Ein höchst eigentümliches Mysterium schrieb im Jahre 1480 der Geistliche Theodorich Sternberg unter dem Titel: „ein schön spiel von sraw Jntten," dessen Gegenstand die Sage von der sogen. Päpstin Johanna ist, wie sie durch einen Betrug mit dem Teufel auf den päpstlichen Stuhl kommt, stirbt, den Qualen des Fegefeuers übergeben und endlich auf Fürbitte Mariä begnadigt und in den Himmel aufgenommen wird. Die Darstellung ist eine durchaus ernste, obgleich manche komische Züge aufgenommen sind. Zur Selbständigkeit gelangte das komische Element erst in den Fastnachtsspielen, „Schwänken und Possen voll des treffendsten, aber freilich auch des derbsten, oft niedrigen und schmutzigen Volkswitzes," meistens Scenen aus dem gewöhnlichen Leben in possenhafter Weise darstellend. Als Verfasser solcher Fastnachtsspiele werden uns namentlich zwei Nürnberger aus der Mitte des 15. Jahrhunderts genannt, Hans Rosenplüt und gleichzeitig oder wenigstens gleich

7. Das Mittelalter - S. 317

1884 - Mainz : Kirchheim
Musik. Architektur. Malerei rc. 317 noch war es, daß er in der Musik die eigentliche Harmonie begründete und daher als der Schöpfer der modernen Knnft anzusehen ist. Bis dahin war das griechische Tetrachord, d. H. der Vierklang, das Tonmaß gewesen; jetzt fand man, daß nicht nur vier Töne eine zusammenhängende Reihe bilden, sondern sechs, nämlich aufsteigend c d e f g a und daß der siebente Ton h dieselbe durchbricht und gleichsam in eine neue Ordnung überspringt. Diese sechs Töne nannte man das Hexachord (Sechsklang) und Guido gab ihnen nach den Anfangssilben eines lateinischen Gesanges die Namen: ut re mi fa sol la. Mit diesen Silben bezeichnete man nicht blos die Töne von c bis a, sondern auch von g bis e, f bis d u. s. f.; denn alles was im Bereich eines Hexachords gesungen wurde, konnte sofort in einer andern Lage nachgeahmt werden, da die bestimmte Reihenfolge der sechs Töne in jeder Durtonart wiederkehrt. Den Gebrauch dieser Silben in solcher Anwendung nannte man Solrnisiereu oder Solfeggieren. Die so unendlich erweiterte Kunst der Musik kam nun zunächst zu den französischen Troubadours, welche sie mit großer Anmut zu verwenden wußten, und hauptsächlich durch sie zu den deutschen Minnesängern. Auch für Ar ch i i ektur,Male r ei und Skulptur bewahrte Italien Sinn und Kunstfertigkeit in einer Zeit, wo das Alte zusammenbrach und das Neue sich erst gestalten sollte. Freilich fruchtbringend wurde die Wirksamkeit auf diesem Gebiete erst, als die neuermachte Beschäftigung mit der altert Kunst und Litteratur den Blick erweiterte. Dies mußte naturgemäß in Italien sein, wo jeder Schritt an die große römische Vergangenheit erinnerte und lvo gerade die aufgeklärtesten Vaterlandsfreunde sich in diese antike Welt flüchteten. Es ist deshalb kein Zufall, daß die anscheinend verschiedenartigen Bemühungen um Ordnung der zerfallenen politischen Zustände, um die Gründung einer nationalen italienischen Litteratur und um die Verbreitung römischer Schriftwerke vielfach von denselben Männern ausgingen; sie quollen gewissermaßen aus demselben patriotischen Gefühl hervor. Der erste, bei welchem sich dies in hervorragender Weise vereinigt findet, ist Dante ans Florenz (1265—1321), einer der größten Geister des Mittelalters, ja der ganzen modernen Zeit. In die Parteikämpfe seiner Vaterstadt verwickelt, wurde er 1302 verbannt und sah auch bis zu seinem Tode die Heimat nicht wieder. Kaiser Heinrichs Römerzug erfüllte ihn mit neuen Hoffnungen und er sprach seine vielfach irrigen und mit der geschichtlichen Entwickelung in Widerspruch stehenden politischen Ansichten in einem lateinisch geschriebenen Buche „über die Mo-

8. Das Mittelalter - S. 87

1884 - Mainz : Kirchheim
Sein Privatleben. °' Hühnern und Tauben, auch hielt man als Ziervögel Pfauen, Enten und Turteltauben. Die Aufsichtsbeamten mußten zu Weihnachten ein genaues Verzeichnis von dem ganzen Bestände an Vieh, Getreide, Wein, Honig, Eiern, Wolle n. s. w. einreichen, am Palmsonntag den Geldertrag abliefern und Rechnung ablegen. Wenn Karl feine Güter bereifte, was fehr oft geschah, fo war er ganz Landwirt und vergaß den König und Staatsmann; er nahm alles selbst in Augenschein, ordnete Verbesserungen an, prüfte die Bauanschläge und sah die Rechnungen nach, in welche alles bis aufs Kleinste, selbst jedes verkaufte Ei, eingetragen sein mußte. 6. Karls Privatleben und Tod. So groß Karl iu allen Verhülltnissen des öffentlichen Lebens war, fo liebenswürdig erscheint er irrt Privatleben. Wie er seiner Mutter stets die höchste Ehrfurcht erwies, so war er feiner Schwester Gisla ein liebevoller Bruder, feiner (Zweiten) Gemahlin Hildegard ein zärtlicher Gatte, feinen Kindern ein sorgsamer Vater. Seine Söhne ließ er nicht nur in den Waffen üben, sondern er war auch mit der größten Sorgfalt für ihre geistige Bildung bemüht. Eben so sorgte er dafür, daß feine Töchter, an denen er mit ganzer Seele hing, nicht nur in den weiblichen Künsten des Spinnens, Webens und Wirkens, sondern auch iu den Wissenschaften unterrichtet würden. Nie mochte er sie von feiner Seite lassen, und nicht bloß bei Tische mußten sie neben ihm fitzen, sondern sie begleiteten ihn auch auf feinen Reifen, gingen mit ihm auf die Jagd, und selbst auf feinen Kriegszügen trennte er sich nicht von ihnen. In feiner Lebensweise war er außerordentlich einfach. Niemand konnte müßiger fein in Speise und Trank. An seiner gewöhnlichen Mittagstafel gab es nur 4 Gerichte, außer dem Braten, den er von den Jägern am Bratspieß herbeibringen ließ, und den er fehr gern atz. Gastmähler fanden nur selten und an besonders festlichen Tagen statt; dann fah er aber auch gern recht viele Leute bei sich. Wein trank er wenig, selten mehr als dreimal bei Tische, und nichts verabscheute er mehr, als Trunkenheit; dagegen wurde es ihm fehr schwer, an Fasttagen ohne alle Speise fertig zu werden, und er meinte, das Fasten schade ihm. Zur Unterhaltung ließ er sich bei Tafel etwas von den Thaten der alten Könige, auch wohl aus den Schriften des heiligen Augustin vorlesen; auch liebte er bei Tische Saitenfpiel und Gesang. Nach der Mahlzeit pflegte er 2—3 Stunden zu schlafen;

9. Das Mittelalter - S. 210

1884 - Mainz : Kirchheim
210 Die Minnesänger. Abgeschlossenheit eine Idealwelt, der Wirklichkeit völlig fremd, und nur bei wenig hochbegabten Dichtern klingen die ereignis-vollen Zeiten der Hohenstaufen in Worten wieder. Alles dreht sich um die Liebe (dieminne)x) und von diesem unendlich wiederholten Thema haben auch die Dichter deu zusammenfassenden Namen der Minnesänger bekommen. Dies Gebiet wurde in wunderbarster Fülle angebaut, mit einer Innigkeit des Gefühls und einem Wohllaut der Sprache, hinter welchen freilich die Troubadours weit zurückstanden, und Dichter in großer Zahl haben über geträumtes Liebesglück und Leid in den kunstvollsten Versen ihre melodischen Fluten ausgegossen. Mit dem Liebesglück eng verbunden ist die Freude an der erwachenden Natur, namentlich aber an der Religion und dem Vaterlande. So erzählen uns die Dichter auch von dem Wehen der Büsche, dem Sprießen der Blumen, der Vögelein Schallen im wunderlieblichen Mai; „sie singen von Lenz und Liebe, von sel'ger goldner Zeit, von Freiheit, Männerwürde, von Treu und Heiligkeit." Schon der äußere Aufbau der Gedichte ist ein Kunstwerk; die vollklingende altdeutsche Sprache hatte damals bereits ihre vokalreichen Endsilben meistens in das tonlose e umgewandelt, so daß eine unübertreffliche Mannigfaltigkeit und Verschlingung der Reime das Tönende zu ersetzen suchte. Es bildete sich eine in eigenen Schulen gelernte Verskunst aus, das „Singen und Sagen," von den einfachen gepaarten Reimen an bis zu der vielfach sich verwebenden Strophe, dem Lied („liet"). Das Lied wird gebildet durch eine Anzahl Strophen, von denen jede aus drei Teilen besteht. Die beiden ersten Teile, Stollen genannt , haben gleichen Bau und verhalten sich zu einander wie Satz und Gegensatz. Im dritten, meist lungern Teil, dem A b-gesang, finden dann die beiden ersten ihre Ausgleichung. Der Name Stollen ist hergenommen aus der Architektur; es sind die beiden ausrechtstehenden Balken, über welchen ein dritter ruht, der beiden eine feste Verbindung giebt; es ruhte also die Strophe auf zwei Pfeilern, die zu einem Ganzen verbunden waren. Als Beispiel möge folgende Strophe dienen: (Erster Stollen) Lande hab ich viel gesehen Nach den Besten blickt ich allerwärts 1) Der Ausdruck Minne bedeutet ursprünglich das stille sehnende Denken an die Erwählte des Herzens, bezeichnet also die Liebe nach ihrer seelenvollen Seite. (In Sanskrit bedeutet die Wurzel man erinnern, lateinisch meminisse, althochdeutsch meinan gedenken, meina die Erinnerung, die gedankenvolle Stimmung, vergleiche unser minnen und meinen.)

10. Das Mittelalter - S. 213

1884 - Mainz : Kirchheim
Walther von der Bogelweide. 213 Philipp von Schwaben, Otto Iv. und Friedrich Ii. richtete er seine ermutigenden Worte und mahnt sowohl den Kaiser als auch die Fürsten an ihre Pflicht. So stellt er in einem seiner politischen Lieder am rauschenden Strome Betrachtungen an über den Unbestand im menschlichen Leben und beklagt es, daß in der ganzen Natur Ordnung herrsche, nur im deutschen Reiche nicht. — Unter seinen geistlichen Liedern steht oben an ein Leich ans die heilige Dreieinigkeit. In einem Krenzliede verherrlicht er das gelobte Land. In einem seiner kurzen Sprüche fordert er vor allem Selbstbeherrschung. Auch Regeln über Kindererziehung finden wir bei ihm, und zwar giebt er den Eltern den Rat; nieman kan mit gerten (Ruten) kindes zuht heberten (fest, dauerhaft machen), während erden Kindern zuruft: hüetent iuwer zungen, daz zimt wol den jungen; hüetent iuwer ougen offenbar und tougen (heimlich); hüetent iuwer oren, oder ir sit tören; hüetent wol der drier leider alze frier! In einem seiner letzten und schönsten Lieder klagt er in tiefster Wehmut über die so rasch dahin geschwundenen Jahre seines Lebens: owe war (wohin) sint verswunden alliu miniu jär ! ist mir min leben getroumet, oder ist ez wär ? — Indem Walther mit inniger Zartheit einen frommen Sinn und einen männlichen Ernst verband, ist er ein wahrhaft deutscher Dichter, der schon bei seinen Zeitgenossen im höchsten Ansehen stand. Ihn in neuerer Zeit zuerst in seiner ganzen Bedeutung gewürdigt und unserm Volke wieder nahe gebracht zu haben, dieses Verdienst gebührt vor allem Ludwig Uhlaud. Außer den Gedichten der uns bekannten Minnesänger ist ans jener Zeit eine große Zahl von Liedern auf uns gekommen, die, im Volk entstanden, auch vom Volke gesungen wurden, deren Verfasser aber gerade deshalb unbekannt geblieben sind. Die Stoffe dieser Volkslieder sind überaus mannigfaltig; ein jedes Gefühl findet seinen innigen, oft auch derben Ausdruck. Neben bald zarten, bald mutwilligen und schalkhaften Liebesliedern giebt es wehmütige Wander- und Abschiedslieder, heitere Trinklieder, ^ kindliche Wiegenlieder und kräftige Kriegslieder. Es hat ein jeder Stand seine besonderen Lieder, und wennauch unter der Masse der kernigen und naturkräftigen Volkslieder manches derbe , ja_ gemeine zu finden ist, so ist doch auch auf der andern Seite die tiefe Poesie, die in dem schlichten und einfachen Liede des Volkes liegt, nicht zu verkennen. Wie innig und lieblich klingen nicht die Worte:
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